Entwicklung und Erprobung eines Konzepts für die Nutzung einer Bewegungsbaustelle mit Betreuungsfunktionen


Examensarbeit, 2007

40 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II Abbildungsverzeichnis

III Tabellenverzeichnis

IV Anlagenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Auf das Konzept bezogene Lehrerfunktionen

2 Pädagogische Ausgangssituation
2.1 Darstellung der schulischen Voraussetzungen
2.1.1 Das Schulspiel als Instrument der Situationsanalyse
2.2 Darstellung des Sport- und Bewegungsunterrichts

3 Entwicklung des Konzeptes
3.1 Pädagogische Grundlegung für den Schulsport
3.2 Die dritte Sportstunde
3.3 Die Bewegungsbaustelle - Die Lösung des Problems
3.3.1 Theorie der Bewegungsbaustelle
Warum Bauen und Bewegen:
Die Idee:
Das Material:
Der Sicherheitsaspekt:
Die spezifischen Betreuungsfunktionen:
3.4 Zielformulierung

4 Praktische Umsetzung des Konzeptes
4.1 Organisatorische und unterrichtliche Vorbereitungen
4.2 Erste Erprobungsphase
4.2.1 Auswertung der ersten Erprobungsphase
Auswertung des Materials:
Auswertung des Bewegungsverhaltens:
Auswertung der Betreuungsfunktionen:
4.2.2 Konsequenzen der ersten Auswertung
4.3 Zweite Erprobungsphase
4.3.1 Auswertung der zweiten Erprobungsphase
4.3.2 Konsequenzen der zweiten Auswertung

5 Resümee

6 Literatur

Anlagen

Erklärung

II Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Betreuungsfunktionen (Kretschmer, J., 1999b, S. 14)

Abb.2: Auswertung des Fragebogens aus Anlage02 (n=8)

III Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Handlungsschritte auf dem Weg zur schuleigenen Bewegungs-
baustelle

IV Anlagenverzeichnis

Anlage01 Evaluationsbogen der ersten Erprobungsphase

Anlage02 Fragebogen Kollegium: zweite Erprobungsphase

Anlage03 Regeln und Organisation

Anlage04 Materialliste

„Das sieht man doch, was das ist. Guck mal: Hier ist die Schlucht und das da ist
unsere Brücke drüber mit dem Rettungstunnel, wenn’s regnet. Da muss man ganz schön aufpassen, um nicht abzustürzen. Aber wir haben das mit Lianen festgebunden und immer kriechen zwei zusammen, deswegen.“

Schüler, 8 Jahre während der Erprobung der selbst gebauten Rettungsstationen

1 Einleitung

Herleitung der Arbeit:

Inzwischen kann als unstrittig angesehen werden, dass Bewegungen und ihre qualitativen und quantitativen Veränderungen im Laufe der motorischen Entwicklung einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes haben: Mittels Bewegung kommuniziert der Mensch von Beginn an mit der Umwelt und erschließt sich die zunächst unbekannte Welt. Hieraus resultiert, dass im Verlaufe des Heranwachsens die Entwicklung der Kognition, Emotionalität und des Sozialverhaltens wesentlich von der Qualität und der Quantität des individuellen Bewegungsverhaltens abhängt (vgl. Hildebrandt-Stramann, 2005; Kretschmer & Laging, 1994; Kretschmer, 1981).

Obwohl sich unterschiedliche Studien bezüglich der „veränderten Kindheit“ und ihre Negativauswirkungen auf Entwicklung und Verhalten von Kindern und Jugendlichen noch immer widersprechen*, bestätigen die Erfahrungen an unserer Schule, dass immer mehr Kinder mit Lern- und Verhaltensstörungen eingeschult werden. Erschwerend im Umfeld der Gemeinschaftsgrundschule finden wir vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien oder solche mit Migrationshintergrund vor. Diese Kinder weisen unterschiedliche Wahrnehmungsstörungen und sprachliche Defizite auf, wodurch sie den schulischen Anforderungen häufig nicht gewachsen sind. Meines Erachtens benötigen gerade diese Kinder neben den vielfältigen Fördermaßnahmen in anderen Fächern auf der oben angeführten Grundlage vor allem eine spezielle Förderung im Sport- und Bewegungsbereich.

Eine erste Fragestellung, die sich für mich zunächst hieraus ergab, war: Wie muss ein von mir angestrebtes (Förder-) Konzept beschaffen sein, das allen KollegInnen im Sinne des übergeordneten Anliegens - den Ansprüchen der Richtlinien und Lehrpläne entsprechend - eine Förderung möglichst aller Kinder mit Bedarf möglich macht? Aus dieser Problemstellung heraus entstand die
Idee einer schuleigenen Bewegungsbaustelle. Dass dieses Konzept als Lösungsansatz sehr geeignet ist, soll in den folgenden Kapiteln ausführlich begründet werden.

Ziel der Arbeit:

Das Ziel dieser Arbeit ist somit, ein Konzept zur Nutzung der Bewegungsbaustelle – auch und besonders für fachfremd unterrichtende KollegInnen - zu entwickeln und es im Hinblick auf seine spezifischen Betreuungsfunktionen zu
überprüfen. Die Schwerpunktsetzung, die Benennung eventueller Teilziele sowie die Formulierung dazu notwendiger Evaluationskriterien werden ausführlicher in Kapitel 3.4 vorgenommen.

Gliederung der Arbeit:

Der Aufbau der Arbeit ist so angelegt, dass durch eine lineare Darstellung des Ist- und Sollzustands (Kap.2 und Kap.3) sowie der sich daraus ergebenden Diskrepanz die Notwendigkeit zur Entwicklung des Konzeptes (Kap.3.3 f.) und die Art und Weise der Durchführung (Kap.4) ersichtlich wird. Die Erprobung des Konzeptes erfolgt, wie in Kap. 4.2 f. beschrieben, in zwei Phasen. Die Arbeit schließt mit einem Resümee sowie dem Ausblick auf noch geplante Vorhaben. Letzteres schließt die Erläuterung der möglichen Übertragbarkeit des Konzeptes ein.

1.1 Auf das Konzept bezogene Lehrerfunktionen

Um den fachspezifischen “Lesefluss“ nicht zu unterbrechen, wird die nach den Rahmenvorgaben geforderte Verknüpfung mit den entsprechenden Lehrerfunktionen bereits an dieser Stelle vorgenommen. Die zur Realisierung meines Konzeptes notwendigen Kompetenzen beinhalten:

- das Diagnostizieren und Fördern,
- das Unterrichten,
- das Organisieren und Verwalten,
- das Evaluieren, Innovieren und Kooperieren.

Bedingt durch den sehr eng gesteckten Rahmen dieser Arbeit möchte ich mich vor allem auf zwei wesentliche Funktionen beziehen, da sich generell die zutreffenden Lehrerkompetenzen durch die Erläuterungen innerhalb der Arbeit herleiten lassen. Geprägt ist dieses Konzept durch das Organisieren während der Entwicklungsphase, indem zunächst eigenverantwortlich Fördergelder beschafft wurden, um geeignete und notwendige Organisationsmittel finanzieren zu können. Im weiteren Verlauf mussten Materialien besorgt, gelagert und verwaltet werden. Ein weiterer Schwerpunkt war die Lehrerfunktion des ´Innovierens´. Das Konzept nahm zunächst Ergebnisse interner Evaluationen auf, um dann einen neuen Beitrag zur Unterrichts- und Schulentwicklung zu leisten. Im Sinne des formulierten Schulprogrammpunktes der „Bewegten Schule“ werden mit der Bewegungsbaustelle an der Grundschule XX “neue Wege“ beschritten, die eine Aneignungskompetenz des sachlichen Hintergrundes auf der Basis pädagogisch-aktueller Ansätze erforderten. Die Kompetenz des Innovierens zeigt sich durch eine gelingende Durchführung unter Einbeziehung aller an dieser Schule beteiligten Akteure (KollegInnen, Kinder, Eltern und Hausmeister). Die Fähigkeit zur schulinternen Kooperation war daher ein unverzichtbarer Bestandteil meiner Arbeit und wird auch durch die Transparenz des Konzeptes in Form der internen Fortbildung für das Kollegium ersichtlich. Die Bereitschaft zur externen Kooperation wird abschließend, im Hinblick auf die Übertragbarkeit des Konzeptes, beschrieben.

2 Pädagogische Ausgangssituation

An dieser Stelle erfolgt die Beschreibung, Analyse und Interpretation des Ist – Zustandes an der Grundschule XX.

2.1 Darstellung der schulischen Voraussetzungen

Die Grundschule XX befindet sich in einer durch den Strukturwandel geprägten Region im Norden der Stadt. In der ehemaligen Bergarbeitersiedlung leben mittlerweile fast ausschließlich sozial benachteiligte Familien, oder solche mit Migrationshintergrund (vgl. Schulprogramm, S.2).

Derzeit wird die Grundschule von 117 Kindern besucht, von denen rund 45 einen Migrationshintergrund und die deutsche Sprache nicht als Erstsprache aufweisen. Den größten Anteil stellen dabei die Kinder mit Türkisch als Muttersprache. Zwar findet ein Spielverhalten außerhalb der Schule statt, jedoch bestätigen auch viele SchülerInnen das in der Literatur viel besprochene veränderte Medien- und Konsumverhalten: Kinder, die einen Sportverein besuchen bilden aufgrund der geschilderten und der finanziell benachteiligten Situation (Mitgliedskosten) eher die Ausnahme. Trotzdem verfügen sie laut eigener Aussagen über kostspielige Fernseh- oder X-Box-Spiele, die einem bewegungsfreudigen Spielverhalten eher im Wege stehen.

2.1.1 Das Schulspiel als Instrument der Situationsanalyse

Zur Grobeinschätzung des Bewegungsverhaltens der zukünftigen SchülerInnen, zur Erfassung ihres Lern- und Arbeitsverhaltens sowie zur Grobeinschätzung der Entwicklung ihrer Wahrnehmungsfähigkeiten wird jährlich ein schulinternes Diagnoseverfahren (Schulspiel) eingesetzt. Dieses Schulspiel wird im Februar, also vor der Einschulung, von der Sportfachlehrerin der Schule durchgeführt und durch die Schulleitung sowie die zukünftige Klassenlehrerin / den Klassenlehrer protokolliert. Als Lehramtsanwärterin habe ich an zwei dieser Verfahren teilnehmen können. Bereits im vorigen Jahr zeigten sich bei ca. 42% der Kinder neben den erwarteten sprachlichen Defiziten vor allem Defizite in unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen. Diese Negativentwicklung setzt sich bei den neuen Erstklässlern noch weiter fort.

2.2 Darstellung des Sport- und Bewegungsunterrichts

Im Sinne unseres Schulprogrammpunktes „Bewegte Schule“ soll für alle Kinder dieser Grundschule über ein „Lernen mit und ein Lernen durch Bewegung ein Übungsfeld zur Integration der Basissinne geschaffen werden. Neben den Sportstunden „haben [daher] tägliche Bewegungszeiten einen wichtigen Stellenwert“ (Schulprogramm, S. 19 f.). Dem kausalen Zusammenhang zwischen motorischer und kognitiver Entwicklung wird durch die Aufnahme dieses Schulprogrammpunktes nicht widersprochen, die praktische Umsetzung verfolgt die Ansprüche einer „Bewegten Schule“ jedoch nur bedingt:

Der Sportunterricht ist an unserer Schule mit drei Unterrichtsstunden pro Woche angegeben. Entgegen der Empfehlung der Richtlinien und Lehrpläne (S. 34) finden aus organisatorischen Gründen zwei Stunden als Doppelstunde in der Halle / auf dem Sportplatz und die dritte - als Bewegungsstunde - auf dem Pausenhof beziehungsweise im Klassenraum oder in der Pausenhalle statt. Eingebettet sind das Eislaufen und Inlineskaten im zweiten Schuljahr sowie der Schwimmunterricht im dritten Schuljahr. An der Grundschule sind eine Sportfachkraft, eine Kollegin mit der Zusatzqualifikation ´Kompensatorischer Schulsport` und fünf weitere KollegInnen mit jeweils anderen Schwerpunkten tätig. Im Rahmen des BDU führe ich momentan als Lehramtsanwärterin (Sport und Deutsch) die jeweiligen Doppelstunden des Sportunterrichts in den Klassen 1 und 2 sowie den Schwimmunterricht (Nichtschwimmer) in der Klasse 3 selbstständig durch. Der übrige Sportunterricht wird von der „Sportförder-Kollegin“ sowie dem jeweiligen Klassenlehrer erteilt. Die dritte Bewegungsstunde wird grundsätzlich durch den/die jeweilige/n KlassenlehrerInnen größtenteils (s. personelle Besetzung) fachfremd angeleitet.

Das unter anderem für die Nutzung der dritten Bewegungsstunde kostenaufwändig umgestaltete Außengelände (Schaukel- und Klettergerüst, Minitrampolin) provoziert die Kinder meines Erachtens nur unzureichend zu einer selbstorganisierten kreativen Aktivitätenvielfalt, vielmehr sind Bewegungsmuster durch die vorgefertigten Angebote der Spiellandschaft* vorgedacht und vorgegeben und schränken das Hervorbringen eigener Bewegungsideen eher ein. Das Spielen wird funktionalisiert. Eine produktive Funktion der Bewegung beinhaltet aber gerade nicht, „den Dingen im handelnden Umgang etwas abzugewinnen […], sondern die Dinge nach eigenen Vorstellungen zu bestimmen“ (Kretschmer, 1981, S.24).

Einmal wöchentlich findet zusätzlich der Sportförderunterricht in einer Doppelstunde ebenfalls im Außenbereich oder, bei schlechtem Wetter, in der Aula und der Pausenhalle statt, da auch hierzu leider keine Hallenzeiten zur Verfügung stehen. Auf der Grundlage der Schulspielergebnisse führte ich direkt nach der Einschulung in Anlehnung an die Beobachtungshilfen von Klaus Balster (2003) ein weiteres Diagnoseverfahren mit den Erstklässlern durch. Daraufhin konnten für dieses Schuljahr acht der Kinder zur Teilnahme am Sportförderunterricht verpflichtet werden. Aus den beiden zweiten Schuljahren nehmen vier weitere Kinder daran teil. Die Kapazität dieses Angebots reicht jedoch bei Weitem nicht aus, um alle Kinder mit entsprechendem Bedarf zu fördern.

3 Entwicklung des Konzeptes

In diesem Kapitel werden die Grundlagen einer notwendigen Bewegungserziehung (warum), die daraus resultierende Unerlässlichkeit der dritten Sportstunde an unserer Schule (wann) sowie die Möglichkeit ihrer Umgestaltung über die Darstellung des theoretischen Zusammenhangs der Bewegungsbaustelle (wie/womit) erläutert. Insgesamt wird durch die Verknüpfung dieser Zusammenhänge die Herleitung des Konzeptes der schuleigenen Bewegungsbaustelle sowie seine besondere Eignung gerade für diese Grundschule veranschaulicht.

3.1 Pädagogische Grundlegung für den Schulsport

Auseinandersetzungen mit der pädagogischen Grundlegung für Bewegung beziehungsweise der Notwendigkeit einer ganzheitlichen Erziehung im Sinne anthropologischer Grundaussagen sind seit der Reformpädagogik bekannt und zahlreichen fachspezifischen Werken zu entnehmen. Trotz kontroverser Diskussionen gewinnt hierbei die „Bewegung als eigener Bildungsbereich“* und auch als „Lernprinzip“ für eine fächerübergreifende Perspektive in der Schule zunehmend an Profil (vgl. Miedzinski, 2006, S. 174). Ulrich Nickel, Professor für Sportwissenschaft an der Uni Hildesheim, unterstreicht beispielsweise die „fundamentale Bedeutung der Bewegung“ für die kindliche Entwicklung durch die Formulierung von zwölf Primärbedürfnissen (vgl. Schweizerischer Turnverband, 2004). Eine qualitative Zusammenfassung der pädagogischen Grundlegung für den Schulsport findet sich in den Richtlinien und Lehrplänen der Grundschule: Dort wird als ein Teil eines erziehenden Doppelauftrages die pädagogische Leitidee des Schulsports „Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport“ (MSJK, 2003, XXV) benannt. Weiter ausformuliert bedeutet dies eine ganzheitliche Entwicklungsförderung von Kindern durch Erfahrungen in sportbezogenen Aufgabenstellungen. Über den Schulsport wird das komplexe Ziel von Schule in den Blick genommen, „nämlich personale Identität in sozialer Verantwortung so zu fördern, dass eine Handlungsfähigkeit entsteht, mit der die eigene Lebenswelt sinnvoll und verantwortungsbewusst gestaltet werden kann“ (ebd., XXVI). Das pädagogisch Bedeutsame innerhalb der erwähnten Bereiche ereignet sich zunächst in und durch Bewegung, womit zugleich die Körperlichkeit der SchülerInnen in besonderer Weise angesprochen wird. Der Schulsport ist jedoch in seinen pädagogisch bedeutsamen Wirkungen nicht eindimensional auf den körperlich-motorischen Bereich der Entwicklung beschränkt, sondern versteht sich als ein wichtiger Ansatzpunkt einer ganzheitlichen Erziehung (vgl. ebd. XXV).

Etwas detaillierter erläutert Kretschmer (1981) ebenfalls die Funktion und somit die Notwendigkeit der menschlichen Bewegung innerhalb der kindlichen Entwicklung: Wie bereits in der Einleitung angedeutet, ist Bewegung eine unverzichtbare Komponente für die kognitive, soziale, affektive und körperlich-motorische Entwicklung eines Kindes. So erklärt zum Beispiel Scherler „Bewegung als ´Erfahrungsbewegung´, über die Kinder die dinglich-räumliche Umwelt in Erfahrung bringen“ (in Kretschmer, 1981, S. 22). Hieraus resultiert eine „materiale Erfahrung“, die in der sensomotorischen Auseinandersetzung des Kindes mit den Objekten seiner Umwelt ihren Ursprung hat (ebd. S. 23). Generell im Grundschulbereich - speziell jedoch für die sprachlich benachteiligten Kinder unserer Schule - ist dies besonders bedeutsam, da handlungsgebundene materiale Erfahrungen nicht nur die Denkentwicklung vorbereiten (nach Piaget entwickelt sich das Denken aus dem Handeln), sondern vor allem bereiten sie, wie Kretschmer weiter ausführt, auch die Sprachentwicklung vor: Denn nach Lorenzer* (ebd. S. 24) sind sprachliche Zeichen an Handlungserfahrungen aus frühester Kindheit gekoppelt. Auch aus der sprachdidaktischen Richtung bestätigt Wallrabenstein (2001, S. 7) am Beispiel des Szenischen Spiels im Deutschunterricht, dass Kinder Lernkompetenzen in der Koordination von Bewegung und Sprache […] erwerben. Der von Wallrabenstein beschriebene Ansatz beinhaltet, Bewegung und Identitätsförderung, Körperarbeit und Stärkung des Selbst miteinander zu verbinden, um somit die Sprachentwicklung zu fördern. Diese entwicklungsrelevanten Erfahrungen sind jedoch an ein erkundendes, erprobendes und experimentierendes Verhalten der Kinder gebunden. Danach wird laut Scherler (in Kretschmer, 1981 S. 23 ff.) Bewegung innerhalb der kindlichen Entwicklung wirksam, wenn Kinder

- ihre Umwelt erkunden (explorative Funktion)
- ihre Umwelt gestalten (produktive Funktion)

[...]


* nachzulesen in: Thiele, J.: „Unbewegte Kindheit?“ Anmerkungen zur Defizithypothese in aktuellen Körperdiskursen. Sportunterricht 48 (1999) 4, S. 141 ff.

* Eine begründete Kritik an Spielplätzen findet sich unter: http://www.unfallkasse-berlin.de/res.php?id=10175 in dem Absatz „Kinderspiel in Kinderghettos“ (S. 21).

* siehe hierzu die Bildungsvereinbarung NRW: Fundament stärken und erfolgreich starten: Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes NRW 2003a

* Lorenzer, A. (1973): Über den Gegenstand der Psychoanalyse oder: Sprache und Interaktion. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. „Aus den leiblichen Prozessen der Bedürfnisbefriedigung entstehen im sozialen Zusammenspiel […] im Kindesalter für die Persönlichkeit formbildende Interaktionsmuster. Diese werden mit der Einholung in Sprache später sowohl in ein Netz allgemeiner Regeln eingebunden als auch dem Subjekt symbolisch verfügbar, der Reflexion zugänglich“.

Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
Entwicklung und Erprobung eines Konzepts für die Nutzung einer Bewegungsbaustelle mit Betreuungsfunktionen
Hochschule
Studienseminar für Lehrämter an Schulen Bochum  (Lehramt für die Primarstufe)
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
40
Katalognummer
V119784
ISBN (eBook)
9783640237555
ISBN (Buch)
9783640238538
Dateigröße
761 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bewegungsbaustelle“, Konzept, Nutzung, Aspekt, Betreuungsfunktionen, Sportkonzept, Grundschule, Primarstufe, Sportförderkonzept
Arbeit zitieren
Anja Bäcker (Autor:in), 2007, Entwicklung und Erprobung eines Konzepts für die Nutzung einer Bewegungsbaustelle mit Betreuungsfunktionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119784

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Entwicklung und Erprobung eines Konzepts für die Nutzung einer Bewegungsbaustelle mit Betreuungsfunktionen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden