Analyse des Buches „Labor of Love, Labor of Sorrow“ von Jacqueline Jones


Seminararbeit, 2001

24 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Inhalt

3. Analyse

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft „Literatur und Quellen zur nordamerikanischen Geschichte: Afroamerikanerinnen im 19. Jahrhundert“ bei Prof. Birgitta Bader-Zaar, möchte ich im Nachfolgenden das Buch „Labor of Love, Labor of Sorrow. Black Women, Work and the Family, from the Slavery to the Present“ der amerikanischen Historikerin Jacqueline Jones näher betrachten und analysieren. Angesichts der Thematik und der zeitlichen Beschränkung unserer Arbeitsgemeinschaft auf das 19. Jahrhundert, möchte ich das Hauptaugenmerk meiner Betrachtungen hierbei auf die ersten fünf Kapitel des Werkes legen. Zuvor scheint es mir aber noch wichtig, in einem ersten Abschnitt ein wenig näher auf die Autorin selbst einzugehen.

Über Jacqueline Jones selbst läßt sich - abgesehen von den Informationen auf den Klappentexten ihrer Bücher bzw. über die Homepage der University of Brandeis, MA – nur wenig finden: 1948 geboren, unterrichtet Jones nunmehr - nach ihrer Promotion zum Bachelor of Arts in „American Studies“ an der University of Delaware im Jahre 1970, der Verleihung des Master of Arts (1972) und dem Dr. phil. (1976) an der University of Wisconsin-Madison - an der University of Brandeis, Massachusetts. Ihre historischen Forschungsgebiete liegen dabei in der amerikanischen Sozialgeschichte, und da vor allem in den Bereichen der Afro-American-, Frauen- und Südstaatengeschichte bzw. der sogenannten „labor history“. Dementsprechend sind natürlich auch die Vorlesungen, die Jones an der University of Brandeis hält, ausgerichtet; „Survey of American History“, „Problems in American Women's History“ und „Social History of the Confederate States of America“, um nur einige zu nennen. Weitere wichtige Publikationen neben dem hier analysierten Buch sind unter anderem „A Social History of the Laboring Classes from Colonial Times to the Present“ (aus dem Jahre 1999), „American Work: Four Centuries of Black and White Labor“ (1998), „The Dispossessed: American's Underclasses from the Civil War to the Present“(1993 erschienen) und „Soldiers of Light and Love: Northern Teachers and Georgia Blacks, 1865-1873“ (1992). Zahlreiche historische Aufsätze – wie z.B. "Autobiography and Scholarship," in Paul A. Cimbala und Robert Himmelbergs „Historians and Race: Autobiography and the Writing of History“ (1996) oder "The Late Twentieth-Century War on the Poor: A View from Distressed Communities Through the Nation," (im „Boston College Third World Law Journal“ Vol.16 zu finden) – runden Jones´ Veröffentlichungen ab. Zur Zeit beschäftigt sich Jacqueline Jones mit dem Projekt „Growing up in Delaware in the 1950s“, ein Themenkomplex, der die dortige Sozial- und Familiengeschichte basierend auf Memoiren und Autobiographien näher beleuchten soll.

Jacqueline Jones schreibt zur Entstehung ihres Buches im Vorwort folgendes: Sie verfaßte dieses in erster Hinsicht, um den Studenten ihres Kurses über Frauengeschichte im Jahre 1977 am Wellesley College (an welchem Jones vor ihrer Tätigkeit an der University of Brandeis, MA unterrichtete) einerseits Material über Schwarze Arbeiterinnen leichter zugänglich zu machen, und diese andererseits von der Überzeugung zu „befreien“, „that work outside the home always amounted to a `liberating` experience for women“. Erst im Laufe der Jahre hätten sich die Hörer ihrer Vorlesungen und Seminare – zumeist Weiße aus der „middle-class“ - mit dem Thema der Schwarzen arbeitenden Frau, einem Themenkomplex, der in vielen Varianten und Zusammenhängen immer wieder in Jones` Kursen auftaucht - besser vertraut gemacht. Im ständigen Austausch mit ihren Studenten war es der Autorin erst möglich, diesem komplexen Themenkreis die nötige „Substanz“ zu geben, um damit schließlich das vorliegende Buch zu verfassen.

2. Inhalt

In diesem Absatz möchte ich auf den Inhalt des Buches eingehen. Wie ich bereits eingangs erwähnt habe, möchte ich mich bei meiner Analyse hauptsächlich auf die ersten fünf Kapitel des Buches beschränken. Nichtsdestotrotz soll dieser Abschnitt mit einigen Bemerkungen zu den restlichen Abschnitten (also Kapitel 6-8) enden.

In Chapter 1 [„My Mother Was Much of a Woman (Slavery)“] beschreibt die Autorin ausgehend vom bekannten „Nanny´s Lament“ aus Zora Neal Hurtons Roman „Their Eyes Were Watching“ das von Jones sogenannte „antebellum South´s dual caste system based on race and sex“. Dieses bedeutete vor allem die sukzessive Ausbeutung Schwarzer Frauen durch deren Herren aus reiner Profitgier, der wiederum die „unfulfilled dreams for their children“ der weiblichen Sklaven gegenüberstanden; Widerstand von Seiten der Sklaven war die Folge. Jones spricht in der Folge bestimmte „labor patterns“ an (z.B. die Ausbildung Schwarzer Männer zu Mechanikern): Obgleich die Sklavenhalter gender - Differenzen weitgehend ignorierten, herrschte dennoch eine strikte Unterscheidung zwischen der Arbeit der Schwarzen Frau in/ für ihre eigene Familie (der eine Schlüsselrolle zukommt!) und der community und jener auf dem Feld bzw. der Plantage. Die Fragen nach der eigenen Identität – was sollte eine Frau sein, was tun ? – haben somit weitreichende Auswirkungen auf die „Afro-American history“.

Jones beschreibt in diesem Kapitel aber auch die unglaubliche Schwere der Frauenarbeit selbst: Schwarze Frauen mußten seit frühester Kindheit den ganzen Tag, das ganze Jahr und oftmals das ganze Leben lang sowohl für den „master“ als auch die eigene „family“ da sein. Ersterer machte wie gesagt bei der Arbeitsverteilung keine Unterschiede hinsichtlich gender, race oder sex (nur der höchstmögliche Profit zählte!), weswegen eine Definition der Arbeit Schwarzer Frauen in den Augen von Jacqueline Jones auch nur sehr schwer möglich ist: diese waren hin- und hergerissen zwischen der Arbeit auf dem Feld und der Arbeit für Haushalt und Familie. Das Sich-kümmern um die eigene Familie kam vor allem dem Herren zu gute, denn gesunde Nachkommen bedeuteten auch neue gute Arbeiter. Die Arbeit auf dem Land war vor allem durch einen „planting-weeding-harvesting-cycle“ geprägt, der sowohl von den Frauen, als auch von den Männern die gleiche mühsame Arbeit abverlangte; Jones gibt dafür zahlreiche Beispiele (z.B. das Pflücken von Baumwolle, das ganze fünf Monate im Jahr in Anspruch nahm) an. Nur auf wenigen Plantagen gab es eine Spezialisierung hinsichtlich des Geschlechtes; Männer, die Holz hackten und Baumstämme transportierten waren daher eher die Ausnahme. Um diese Mühsal der Schwarzen Frauen zu belegen streut Jones während des ersten Kapitels immer wieder Zitate aus Interviews des Federal Writer´s Project (FWP) ein: aus diesen wird auch ersichtlich, daß eine spezielle Ausbildung (zum Tischler, Schuster etc.) nur den männlichen Sklaven, welche in den Wintermonaten gar von anderen Sklavenbesitzern ausgeliehen wurden, vorbehalten war. Frauen waren somit auf Feld und Plantage beschränkt, eine Spezialisierung ihrerseits erstreckte sich gerade noch auf das Spinnen und Weben; eine Tätigkeit, die auch nach einer schweren Geburt gleich wieder ausgeführt werden konnte! Dies bringt Jones zu Fragen und Problemen der Schwangerschaft der Schwarzen Sklavinnen, in Verbindung mit deren Bestrafung und Vergewaltigung; Letzteres wurde oft zur Produktivitätssteigerung eingesetzt, bediente aber auch einen gewissen Hang zu Sadismus (anstatt starke männliche Sklaven zu bestrafen, die immer wieder auch Aufseher töteten, ließen sie sich an Schwächeren aus) und Aggression von Seiten der Herren. Todesfälle waren nichts Ungewöhnliches, doch um weitere „Arbeiternachkommen“ zu gewährleisten, wurde andererseits gar eine eigene Methode der Bestrafung angewendet, um das Kind im Mutterleib zu schützen!!

Auch die besondere Stellung des Kindes vergißt Jones hier nicht: auch bei deren Arbeit machten die Weißen Herren bis zur Pubertät keinerlei gender – Unterscheidung, oftmals trugen Bub und Mädchen z.B. die gleiche Kleidung; nur wenige Arbeiten (die Begleitung des Herren zur Jagd) waren den Burschen vorbehalten. Der privilegierte Status der sogenannten „slave mistresses“ ist ein weiterer Bestandteil des ersten Kapitels dieses Buches: diese waren (verständlicherweise) oftmals dem Ärger und der Aggression der Weißen Ehefrauen ausgesetzt. Jones konstatiert überhaupt zur damaligen Zeit eine äußerst aggressive Umwelt, wo selbst die Weißen Herrinnen nicht vor Angriffen ihrer eigenen Ehemänner gefeit waren. Neben Fragen und Problemen zum „courting process“ der männlichen Sklaven, der Rolle des Schwarzen Vaters als Beschützer der Familie und der gemeinschaftlich verrichteten Arbeiten innerhalb der community, geht Jones schließlich noch auf jene weitverbreitete Meinung vieler Historiker ein, die sie selbst bereits in ihrem Vorwort angeführt hat: mit Hilfe zahlreicher Interviews zeigt Jones, daß die Schwarzen Sklaven die Vorteile des „domestic service“ selbst als oft übertrieben gut beschrieben sahen.

In Wahrheit barg die Arbeit im Haushalt aber viele Nachteile, allen voran die Tatsache, sich in ständiger Präsenz der Weißen Herrin zu befinden.

Dies führt uns zu Kapitel 2 – „Freed Women? (The Civil War and Reconstruction)“ - , wo Jones die Problematik der emanzipierten/ freien Sklaven nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg näher beschreibt. In den Augen vieler (nunmehrig) ehemaliger Weißer Sklavenhalter könnten oder würden Schwarze freie Sklaven gar nicht selbständig für sich selbst sorgen. Demgegenüber steht die Auffassung von Jacqueline Jones: für sie war die Entwicklung der Schwarzen Sklaven zu freien Menschen stets davon geprägt, vorrangig für die eigene Familie zu sorgen: Emancipation was not a gift bestowed upon passive slaves by Union soldiers or presidential proclamation; [...] it was a process by which black people ceased to labor for their masters and sought instead to provide directly for one another.“. Jones gibt in der Folge einige Beispiele dafür an, wie die nunmehr Freien auf die neue Situation reagieren konnten: während einige im Süden blieben, um bei ihrer Familie sein zu können, gingen viele Schwarze Familien auch auf eigene Verantwortung von ihren ehemaligen Herren fort, um ein neues, besseres Leben zu beginnen; nur einige wenige befanden sich in einer Art ungewollter Isolation - welche bis zur Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts andauerte sollte! -, da man ihnen nie erzählt hatte, daß sie nunmehr freie Menschen wären. Einige waren ja bereits während des Krieges geflüchtet, was gegen Kriegsende so große Ausmaße annahm, daß die Weißen Herren sich gezwungen sahen, neue und härtere Maßnahmen anzuwenden. Dies wiederum führte zu vermehrter Sabotage und Arbeitsniederlegungen von Seiten der Schwarzen Sklaven. Der Krieg bedeutete überhaupt für die Sklavinnen eine erschwerte Situation, um für ihre Familien angemessen sorgen zu können. Gründe dafür waren die allgemein schlechte Versorgung und die zahlreichen Versuche der Weißen, die Mobilität Schwarzer Männer zu beschränken, weswegen Schwarze Ehefrauen (gemeinsam mit deren Kinder) oftmals über Wochen von ihren Gatten getrennt waren. In diesem Zusammenhang gibt die Autorin Beispiele für Schwarze Frauen an, die mit ihren Kindern hinter die Linien der Union zu gelangen versuchten, da sich diese dort eine bessere Zukunft erhofften. Die Realität sah freilich etwas anders aus: die Bedingungen verschlechterten sich gar noch, als viele Schwarze Männer der Unionsarmeen beitraten und die im Süden zurückgebliebenen Frauen deswegen den ganzen Ärger der Weißen Herren zu spüren bekamen. Nur wenige Frauen folgten ihren Männern in die „military camps“: dort arbeiteten sie mit schlechter Bezahlung als Wäscherinnen und Köchinnen. Auch der Komfort wurde dort stark eingeschränkt, glaubte doch das Militär, die alleinige Anwesenheit der Frauen würde die Effizienz der Armee zu stark einschränken. Während den Zeiten des Bürgerkrieges gab es aber auch noch jene Landstriche (z.B. Combahee River in South Carolina), wo viele Weiße Herren geflüchtet waren, und nunmehr die zurückgelassenen Sklaven in relativer Freiheit zu wahren Selbstversorgern wurden.

Doch auch nach Ende des Bürgerkrieges sieht Jacqueline Jones das Sich-Kümmern der Schwarzen Frauen um Ihresgleichen an erster Stelle ihrer Interessen: „[...] Blacks struggled to weld kin and work relations into a single unit of economic and social welfare so that women could be wives and mothers first and laundresses and cotton pickers second.”. Interessanterweise konstatiert Jones auch nach dem Ende der Kriegswirren vorerst nur eine geringe Migration Schwarzer in den Norden, obgleich oftmals Weiße ihr Land einfach nicht verkaufen, die Konfiszierungen und die sogenannten „redistribution programs“ von Seiten der Regierung nicht so recht funktionieren wollten. So blieben viele befreite Sklaven auch weiterhin von den Weißen (ihren ehemaligen Herren!) abhängig; vor allem „freedwomen“ mit ihren Kindern waren gezwungen, die Arbeit zu nehmen, die sie bekommen konnten, nur wenigen war es erlaubt zu wählen (zu solchen Arbeiten zählten sowohl jene, die sie bereits als Sklaven auf den Baumwollplantagen ausgeführt hatten, als auch jene als Köchin, Gärtnerin oder die Aufzucht und der Verkauf von Geflügel). Schwarze Sklaven waren auf die Bezahlung bzw. den bloßen Willen der Weißen dazu angewiesen. Obgleich das nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg vom Norden gegründete „Freedmen´s Bureau“ eine monatliche Bezahlung von 10-12 Dollar empfahl und sich zeitgleich gegen weitere Gewaltanwendungen der Weißen gegenüber ihren Schwarzen Arbeiter aussprach, sah die Wirklichkeit freilich anders aus: in den Arbeitsverträgen wurden den Schwarzen oftmals nur Arbeitskleidung, Essensrationen und Unterkunft zugestanden, außerdem waren viele Formen von Züchtigung weiterhin an der Tagesordnung. Das Bureau tolerierte diese Vorgehensweise oftmals bzw. gab nur milde Urteile. Nichtsdestotrotz gab es auch gleich nach Kriegsende Streiks und Arbeitsniederlegungen (Jones gibt dazu einige Beispiele an), doch in den Augen der Autorin stand dabei immer die eigene Familie im Vordergrund, die Selbstverwirklichung der Schwarzen Frau kam erst an zweiter Stelle!

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Analyse des Buches „Labor of Love, Labor of Sorrow“ von Jacqueline Jones
Hochschule
Universität Wien  (Neuzeit Geschichte)
Veranstaltung
„Literatur und Quellen zur nordamerikanischen Geschichte: Afroamerikanerinnen im 19. Jahrhundert"
Note
Gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
24
Katalognummer
V123642
ISBN (eBook)
9783668113053
ISBN (Buch)
9783668113060
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Buchanalyse, Sklaverei, USA
Arbeit zitieren
Andreas Georg Hilzensauer (Autor:in), 2001, Analyse des Buches „Labor of Love, Labor of Sorrow“ von Jacqueline Jones, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123642

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