Preußische Seehandlung

Und deren sozialer sowie wirtschaftlicher Erfolg


Hausarbeit, 2007

15 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Entstehung der Preußischen Seehandlung

3. Sozialpolitik

4. Verwissenschaftlichung

5. Die Wirtschaftspolitik nach Adam Smith

6. Beteiligungskapital

7. Vorbildfunktion

8. Schlussbetrachtungen

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit der zunehmenden Industrialisierung in den deutschen Ländern verstärkte sich auch die soziale Problematik. Viele Millionen Menschen zogen vom Land in die Industriestädte, in der Hoffnung auf Arbeit und Wohlstand. Doch war Arbeit durch die Vielzahl von Arbeitskräften sehr billig, sodass die niederen Arbeiter in extremer Armut leben mussten. Auch den Menschen, die auf dem Land geblieben waren, erging es nicht viel besser. Besonders in den preußischen Ostgebieten war die Armut verbreitet. Eine der größten Berufsgruppen in diesen Gebieten waren die Heimweber. Sie wurden äußerst schlecht bezahlt und konnten sich und ihre Familien kaum ernähren. Hier griff die staatliche Preußische Seehandlung in den 1830er Jahren ein. Christian von Rother versuchte, die Armut zu bekämpfen, indem er die Industrielle Revolution auf das Land trug. Mit diesem Politikwechsel der schon vor längerer Zeit gegründeten Preußischen Seehandlung wurde das Leben zehntausender Arbeiter verbessert und modernste Maschinen zum Einsatz gebracht. Die sozialen Veränderungen sollten für das gesamte 19. Jahrhundert richtungweisend sein.

In dieser Arbeit soll sowohl der wirtschaftliche Erfolg als auch der Erfolg der sozialen Maßnahmen der Preußischen Seehandlung untersucht werden. Bei der Betrachtung des sozialen Erfolgs soll gezeigt werden, inwiefern die hochgesteckten Ziele in Hinsicht auf die Verbesserung der Lebensbedingungen auf dem Land sowie in der Stadt erreicht worden sind. Diese Aspekte der Entwicklung der Preußischen Seehandlung sollen sowohl mit neueren als auch mit älteren wirtschaftswissenschaftlichen Theorien untersucht werden. Hierzu werden zunächst Entstehung und Zielsetzung betrachtet und mit der Zeit auftretende Veränderungen der Zielstellungen gezeigt, um daraus die aus wirtschaftwissenschaftlicher Sicht fehlerhafte Entwicklung abzuleiten. Die positiven Errungenschaften der Preußischen Seehandlung sollen dabei jedoch nicht in den Hintergrund gedrängt werden, wenngleich in ihnen ein Hauptgrund für den Zusammenbruch der Preußischen Seehandlung zu finden ist. Die Untersuchungen sollen zeigen, dass das Unternehmen einerseits durch sein soziales Engagement seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war,[1] andererseits aber mit einer wirtschaftspolitischen Auffassung geführt wurde, die ihrer Zeit um Jahrzehnte hinterher hing[2] - das alles in einer Zeit, die noch nicht bereit war für soziale Veränderungen.

2. Entstehung der Preußischen Seehandlung

Die staatliche Preußische Seehandlung wurde durch Patent am 14. Oktober 1772 von Friedrich II.[3] mit der Zielsetzung gegründet, die wirtschaftlichen Schäden, die im Zuge des 3. Schlesischen Krieges entstanden waren, wieder zu beheben.[4] Die Preußische Seehandlung wurde als Handelsgesellschaft gegründet und war zunächst in ihrer Funktion nicht als Unterstützung des Gewerbes gedacht. Auch die Funktion als Geldinstitut hatte sie in dieser Gründungszeit noch nicht inne.[5] Erst die Niederlage Friedrich Wilhelm III. im preußisch - französischen Krieg, die mit dem Friedensvertrag von Tilsit am 9./10. Juli 1807[6] besiegelt wurde, machte eine Reorganisation der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen notwendig. In die Stein - Hardenbergschen Reformen war somit auch die Seehandlung als staatliches Unternehmen und mit ihr an der Spitze Christian von Rother eingebunden.[7] Durch die enge Verbindung zum Preußischen Staat blieb die Preußische Seehandlung immer eine Unternehmung, die nach den Vorstellungen des merkantilistischen Wirtschaftssystems geführt wurde. Die oberste Entscheidungsgewalt blieb, obwohl sie als Aktiengesellschaft gegründet worden war, in den Händen des Königs und seiner Vertreter. Lediglich 300 der 2400 Seehandlungsaktien wurden an Privatpersonen verkauft, wodurch die Einflussnahme auf Entscheidungen äußerst gering blieb.[8] Mit dem Erhalt des Monopols im Salzhandel und des Ankaufsrechts auf Wachs, der auf der Weichsel stromabwärts transportiert wurde, hatte die Seehandlung eine sichere Einnahmequelle, durch die sie ihre Handelsunternehmungen finanzieren konnte.[9] Bereits dies erzeugte bei den damaligen Händlern Preußens großen Widerstand, da dem privaten Handel hiermit sehr lukrative Handelsgüter entzogen wurden. Dieser Vorwurf zieht sich durch die gesamte Geschichte der Seehandlung und hat sich mit ihrem zunehmenden wirtschaftlichen Engagement noch verstärkt.[10] Seit 1794 konnte die Preußische Seehandlung Handel im Allgemeinen betreiben und auch gewisse Bankgeschäfte tätigen.[11] Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Seehandlung immer mehr zu einem Finanzinstitut und unter dem Direktorat Christian von Rothers ab 1820 endgültig zum wichtigsten Finanzier des Preußischen Staates. Durch die umsichtige Geldpolitik Rothers konnte der Bankrott des Staates abgewendet werden und das Vermögen der Seehandlung vergrößert werden. Es wurden viele Gewinne aus dem Anleihegeschäft in den Ausbau der Infrastruktur Preußens investiert.[12] Dies sollte zu einer Verstärkung des Fernhandels führen und auch abgelegene Gebiete an die großen Absatzmärkte anbinden.[13] Unter Rother wurde die Handelstätigkeit wieder verstärkt und für die stagnierende preußische Wirtschaft wurden neue Absatzmärkte in Nord - und Süd - Amerika erschlossen.[14] Zudem wurde seit den 30er Jahren damit begonnen, aktiv in die Gewerbewirtschaft zu investieren.[15] Besonders in den armen Landesteilen war die Seehandlung sehr engagiert. Es wurde der Versuch unternommen, auch Gebiete industriell zu erschließen, die unter normalen Umständen von der Entwicklung ausgeschlossen worden wären. Die Menschen in diesen Regionen, besonders in Schlesien, sollten in die Lage versetzt werden, sich selbst ernähren zu können und für Notzeiten Reserven anzulegen, um somit den Staat zu entlasten, der für solche Zeiten mit Hilfslieferungen aushelfen musste. Außerdem wollte man dafür sorgen, dass die ländliche Bevölkerung von einer Abwanderung in die großen Städte Abstand nimmt, da diese immer stärker unter dem Bevölkerungsdruck zu leiden hatten. Mit dieser Änderung der Geschäftspolitik Rothers veränderte sich auch der gesamte Charakter der Preußischen Seehandlung. Die Impulse für ein Wirtschaftwachstum sollten nicht mehr primär aus dem Handel kommen, sondern aus aktiven Investitionen in das preußische Gewerbe. In diesem Politikwechsel ist wohl die Hauptursache für den wirtschaftlichen Niedergang der Preußischen Seehandlung zu sehen. Die hohen Ausgaben für die wirtschaftlich wenig sinnvollen Investitionen in marode Unternehmen[16] und der Bau von Fabriken in schwer zu erreichenden Gebieten, die zudem über keine nahen Absatzmärkte verfügten, führten schließlich unvermeidlich zum Bankrott der Preußischen Seehandlung.

[...]


[1] Krankenversicherungsgesetz (11.04.1892 bzw. 25.05.1903), Invalidenversicherungsgesetz (11.04.1892), Unfallversicherungsgesetz (30.07.1900), Gesetze zur Reichsversicherungsordnung (01.08.1911), Gesetze zur Angestelltenversicherung (20.12.1911), vgl. Kroll: Wilhelm II. (1888 – 1918), S. 296.

[2] Geleitet wurde die Preußische Seehandlung von Ideen, die aus der merkantilistischen Wirtschaftstheorie herrühren.

[3] Friedrich II., der Große, König von Preußen (1740 – 1786)

[4] vgl. Radtke: Die Preußische Seehandlung zwischen Staat und Wirtschaft in der Frühphase der Industrialisierung, S. 5.

[5] ebd., S. 6.

[6] vgl. Stamm - Kuhlmann: Friedrich Wilhelm III. (1797 – 1840), S. 211.

[7] vgl. Radtke: Die Preußische Seehandlung zwischen Staat und Wirtschaft in der Frühphase der Industrialisierung, S. 23.

[8] vgl. Henderson: Christian von Rother als Beamter, Finanzmann und Unternehmer im Dienste des Preußischen Staates 1810 – 1848, S. 526.

[9] vgl. Henderson: Christian von Rother als Beamter, Finanzmann und Unternehmer im Dienste des Preußischen Staates 1810 – 1848, S. 526.

[10] vgl. Radtke: Die Preußische Seehandlung zwischen Staat und Wirtschaft in der Frühphase der Industrialisierung, S. 303ff.

[11] vgl. Henderson: Christian von Rother als Beamter, Finanzmann und Unternehmer im Dienste des Preußischen Staates 1810 – 1848, S. 526.

[12] vgl. ebd., S. 529.

[13] vgl. ebd., S. 529.

[14] vgl. ebd., S. 531f.

[15] In Landshut, Erdmannsdorf, Suckau, Neustädel, Ohlau, Burgthal, Breslau, Alt-Moabit, Oranienburg u.a. befanden sich Standorte der Preußischen Seehandlung. Darunter befanden sich Baumwollspinnereien, Metall- und Maschinenbauindustrie und chemische Industrie. Siehe hierzu eine genauere Aufstellung bei Henderson: Christian von Rother als Beamter, Finanzmann und Unternehmer im Dienste des Preußischen Staates 1810 – 1848, S. 535f.

[16] vgl. Henderson: Christian von Rother als Beamter, Finanzmann und Unternehmer im Dienste des Preußischen Staates 1810 – 1848, S. 535.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Preußische Seehandlung
Untertitel
Und deren sozialer sowie wirtschaftlicher Erfolg
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Europäische Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar
Note
2.0
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V132155
ISBN (eBook)
9783640383986
ISBN (Buch)
9783640384266
Dateigröße
402 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Preußische, Seehandlung, Erfolg
Arbeit zitieren
Christian Schultze (Autor:in), 2007, Preußische Seehandlung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132155

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Titel: Preußische Seehandlung



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