Referenzmodellierung

Klassifikationen und Beziehungen zu anderen Modellkonstruktionsansätzen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen der Referenzmodellierung
2.1 Motivation und Begriffserklärung
2.2 Referenzmodellierungs-Sprachen, Methoden und Werkzeuge

3. Abgrenzung und Klassifikation von Referenzmodellen Seite
3.1 Begründung der Notwendigkeit einer Abgrenzung
3.2 Abgrenzung Referenzmodell – Metamodell
3.3 Abgrenzung Referenzmodell – generisches Modell
3.4 Begründung der Notwendigkeit von Klassifikationsansätzen
3.5 Klassifikation nach Gegenstands- und Aussagenbereich
3.6 Klassifikation anhand von Qualitätssicherungsmethoden
3.7 Klassifikation nach dem Schema von Informationsmodellen
3.8 Weitere Klassifikationsansätze

4. Konfiguratives Method Engineering und konfigurative Referenzmodellierung
4.1 Einführung in das (konfigurative) Method Engineering
4.2 Vergleich zur konfigurativen Referenzmodellierung

5. Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Hierarchisierung von Ereignissen in einer EPK

Abb. 2: Abgrenzung Referenzmodell – Metamodell

Abb. 3: Systematisierung möglicher Deutungen des Referenzmodellbegriffs

Abb. 4: Typisierung von Referenzmodellen

Anhang 1:Das Handelsinformationssystem von Becker/Schütte

Anhang 2: Ziele der GoM und Möglichkeiten ihrer Bewertung

Anhang 3: Die GoM II im Vergleich zu anderen Qualitätssicherungsansätzen

Anhang 4: Meta Modell einer konfigurativen Methode

Anhang 5: Meta Modell des generischen Teils eines adaptierbaren Referenzmodells

1. Einleitung

Mit dem Begriff „Referenzmodellierung“ wird ein sehr umfangreiches, viele Bereiche umfassendes Konzept bezeichnet, das sowohl in der Wirtschaft, als auch im Informations- und Kommunikationssektor seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend an Beachtung gewonnen hat (vgl. [Hars, 1994], [Schütte, 1998], [Winter, 1999], ...)[1]. Trotz der gestiegenen Aufmerksamkeit und der zahlreichen Publikationen ist es jedoch bis jetzt nicht gelungen, eine allgemeingültige Definition des Referenzmodellierung-Begriffs durchzusetzen. Lediglich im deutschsprachigen Raum haben Ende der 90er Jahre die Dissertation von Reinhard Schütte [Schütte, 1998] und die Tagung „Referenzmodellierung“ an der Universität Münster [European Research Center for Information Systems (ERCIS), 2006] zur Präzisierung beigetragen, wobei auch hier noch immer unterschiedliche Auffassungen auftauchen [Thomas, 2006, S. 7].

Ein Grund hierfür ist sicherlich auch die oft fehlende, korrekte Abgrenzung des Themas im Umfeld der Wirtschaftsinformatik.

Im Rahmen dieser Arbeit soll eine genauere Auseinandersetzung mit dem Thema Referenzmodellierung stattfinden, wobei, neben dessen Grundlagen und Definitionen, vor allem auf mögliche Klassifikationsansätze, sowie auf Beziehungen zu anderen Möglichkeiten der Modellkonstruktion, eingegangen wird. Mit der klaren Differenzierung zu anderen Forschungsgebieten, tragen folgende Ausführungen zur Verdeutlichung der Stellung der Referenzmodelle in der Wirtschaftsinformatik bei und helfen damit, einen kleinen Schritt weiter in Richtung allgemeingültiger Begriffsdefinition zu kommen.

2. Grundlagen der Referenzmodellierung

2.1 Motivation und Begriffserklärung

Unternehmen einer Klasse[2] besitzen einen Teil nahezu identischer, branchenspezifischer Prozesse und einen Teil individueller Prozesse. Fast alle Banken verfügen beispielsweise über Online Banking, After Sales Services und Kundenberatung, wohingegen nur wenige Banken z.B. Mobile Banking anbieten. Deshalb liegt es nahe, zu schlussfolgern, dass es zwar einerseits, aufgrund der spezifischen Prozesse eines Unternehmens, unmöglich ist, Modelle, die die gesamte Klasse umfassen, zu generieren, andererseits es aber die Standardvorgänge einer Branche erlauben, über den Einzelfall hinaus wiederverwendbare Modelle [Becker, 2004, S. 1] zu entwerfen.

Diese erneut verwendbaren Modelle, welche die kontextunabhängigen Standardabläufe einer Klasse darstellen, werden Referenzmodelle genannt [Schütte, 1998, S. 9]. Aus den oben genannten Punkten erschließt sich die Verwendung der Referenzmodelle. Sie dienen als Ausgangspunkte unternehmensspezifischer Anpassungen, ohne deren Hilfe es unmöglich ist, sämtliche Informationen und Prozesse eines Unternehmens, welche sich auch während der Modellierung ständig verändern, abzubilden [Schütte, 1998, S. 6]. Daraus ergeben sich die zwei elementaren Einsatzfelder der Referenzmodellierung, nämlich die Abbildung des unternehmensspezifischen Informationssystems und die Analyse und Verbesserung des bestehenden Systems [Schütte, 1998, S. 69]. Die wichtigsten Vorteile dabei sind Zeit-, bzw. Kostenersparnis und die Qualitätsverbesserung bei der Erstellung von Informationsmodellen [Thomas, 2006, S. 8].

2.2 Referenzmodellierungs-Sprachen, Methoden und Werkzeuge

Bei der Wahl der verwendeten Referenzmodellierungssprachen müssen drei Voraussetzungen erfüllt werden. Die Sprachen müssen strukturelle, funktionale und hierarchische Aspekte beschreiben können. Entity-Relationship-Modelle (ERM) [Chen, 1976, S. 9-36] und ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) [Scheer, 1992] erfüllen diese Anforderungen und werden daher sehr häufig im Rahmen der Referenzmodellierung verwendet. Primär ist dies auf den sehr hohen Verbreitungsgrad, dessen hohe Anschaulichkeit und die hauptsächliche Konstruktion auf fachkonzeptioneller Ebene zurückzuführen, was auch auf die Nähe zur Betriebswirtschaftslehre hinweist. [Schütte, 1998, S. 92]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Hierarchisierung von Ereignissen in einer EPK [Schütte, 1998, S. 107]

Da auch auf DV- und Implementierungsebene Referenzmodelle Anwendung finden [Schütte, 1998, S. 72], tauchen in der Literatur auch SOM, UML oder diverse andere, teilweise unternehmenseigene, Sprachen auf [Fettke, 2004, S. 17]. Diese dürfen auf keinen Fall vernachlässigt oder als unbedeutend bezeichnet werden, da sie im Rahmen vieler Referenzmodelle optimalen Einsatz finden. Im Folgenden wird jedoch aussschließlich mit dem ERM/EPK-Ansatz weiter verfahren.

Bei den möglichen Methoden, Referenzmodelle zu konstruieren, hat sich bis jetzt kein Ansatz herauskristalliisiert, der generell Anwendung findet. Vielmehr exisitieren viele abgeschloßene Vorgehensweisen, die jeweils mögliche Richtlinien darstellen. Es besteht daher hier nur die Möglichkeit, die den wichtigsten Ansätzen (vgl. [Hars, 1994], [Schütte, 1998],...) gemeinsamen Punkte, zusammenzufassen.

Diese unterteilen die Referenzmodellierung in Konstruktion und Anwendung [Fettke, 2004, S. 18].

Die Konstruktion besteht aus einem vierstufigen Leitfaden, mit dessen Hilfe die Erstellung eines Modelles durchgeführt werden soll. Die Stufen sind Problemdefinition, Konstruktion im engeren Sinne, Bewertung und Pflege. Kurz gesagt formulieren die meisten Autoren zunächst das zu lösende Problem, entwickeln anschließend eine Lösung, welche sie konstruktionsbegleitend bewerten und entsprechend pflegen, bzw. weiterentwickeln.

Die Anwendung ist ebenfalls aus vier Teilen aufgebaut und dient der Gestaltung betrieblicher Systeme. Die vier Stufen setzen sich aus Auswahl, Anpassung, Integration und Anwendung im engeren Sinne zusammen. Knapp zusammengefasst wird zunächst eine Methode gewählt, diese den individuellen Bedürfnissen angepasst und in das Unternehmen integriert, wo sie schließlich verwendet wird.[3]

Das Hauptproblem dieser Vorgänge ist ihre mangelnde Flexibilität, weshalb es in den meisten Fällen nicht möglich ist, mehrere Methoden zu kombinieren, ohne größeren Aufwand betreiben zu müssen. Dies gilt es zukünftig zu verbessern, um die Vorteile mehrere Ansätze kombiniert und flexibel nutzen zu können [Fettke, 2004, S. 20].

Die Werkzeugunterstützung zur Erstellung und Anwendung von Referenzmodellen, erstreckt sich von simplen Grafikbearbeitungsprogrammen (vgl. z.B. Corel Draw der Corel Corp.), über Modellierungswerkzeuge mit leistungsfähiger Modellverwaltung (vgl. z.B. Aris Toolset [Davis, 2000]) bis hin zu hoch komplexen und leistungsfähigen Ansätzen wie Meta-Case-Werkzeuge (vgl. z.B.[Nüttgens, 1995]), Virtual Reality (vgl. z.B [Allisat, 2002, S. 53-68]) oder konfigurativer Referenzmodellierung (vgl. z.B. H2-Toolset [Becker, 2006b]). Grundsätzlich wünschenswert ist die Umsetzung von all bisher genanntem, wenngleich dies in der Praxis schwer umzusetzen ist und noch von keinem Tool vollständig realisiert wird. Die Wahl der geeigneten Werkzeugunterstützung findet, je nach Modellierungsgegenstand, den dazugehörigen Anforderungen und den Möglichkeiten des Modellierers, statt.

Aufgrund der Fülle verfügbarer Programme wird hier verzichtet näher auf einzelne einzugehen. Nur das wohl am weitesten verbreitete Werkzeug, das Aris Toolset der IDS Scheer AG [Scheer, 1997a], auf dem Erweiterungen (z.B. adapt(x) [Becker, 2006a]) vieler neuer Ansätze aufbauen, sei an dieser Stelle erwähnt.

3. Abgrenzung und Klassifikation von Referenzmodellen

3.1 Begründung der Notwendigkeit einer Abgrenzung

Bei der Einordnung von Modellen stellt sich häufig die Frage, ob es sich um ein Referenz-, oder Metamodell handelt [Schütte, 1998, S. 72]. Dies und die Tatsache, dass häufig der Unterschied zwischen Referenzmodellen und generischen Modellen unklar ist, bzw. diese als identisch angesehen werden, macht es notwendig jene Modelle näher zu erläutern und von der Referenzmodellierung abzugrenzen [Schelp, 2006, S. 556].

3.2 Abgrenzung Referenzmodell – Metamodell

Um Referenzmodelle von Metamodellen abzugrenzen, bietet es sich an, das Konzept der semantischen Stufen zu verwenden [Schütte, 1998, S.72]. Während ein Referenzmodell als Empfehlung für die Konstruktion von Modellen verwendet werden kann, also im Endeffekt nichts anderes als ein Modell ist, beschreibt ein Metamodell eine Modellierungssprache. Ein Referenzmodell betrachtet also die Semantik eines Modells und befindet sich auf der gleichen semantischen Stufe wie ein Modell. Ein Metamodell hingegen muss eine Stufe höher angesiedelt werden und als Modell eines Modells, welches die Syntax des Modellsystems beschreibt, verstanden werden.

Ein weiterer Unterschied ist, dass jedes Modell eine Instanz eines Metamodells sein muss, aber nicht zwingend ein Referenzmodell benötigt. Als Analogschluss kann demnach gefolgert werden, dass ein Referenzmodell, welches im Grunde ja nur ein wiederverwendbares Modell ist, also auch ein Referenzmetamodell benötigt. [Schütte, 1998, S.72,73]

Diese etwas abstrakten Ausführungen werden in Abbildung 2 grafisch verdeutlicht.

[...]


[1] Vgl. Anhang 1 als Beispiel für ein Referenzmodell.

[2] Klasse = Branche z.B. Finanzdienstleistungsbranche, Automobilbranche, ERP-Software-Anbieter... .

[3]Für ausführlichere Erklärungen siehe [Fettke, 2004, S. 18].

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Referenzmodellierung
Untertitel
Klassifikationen und Beziehungen zu anderen Modellkonstruktionsansätzen
Hochschule
Universität Regensburg  (Lehrstuhl für Business Engineering)
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
26
Katalognummer
V132963
ISBN (eBook)
9783640397358
ISBN (Buch)
9783640397792
Dateigröße
1171 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftsinformatik, Informatik, Business Engineering, Modelle, Referenzmodelle, Klassifikation, Method Engineering, Metamodell, generisches Modell
Arbeit zitieren
Alexander Groß (Autor:in), 2008, Referenzmodellierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132963

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