Der Beitritt der Türkei zur EU und die Situation der Demokratie, Menschen- und Minderheitenrechte


Diplomarbeit, 2007

314 Seiten


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

I. Kapitel: Vom Sultanat zur Demokratie
1. Die Blütezeit des Osmanischen Reiches
1.1. Wirtschaftliche Struktur des Osmanischen Reiches
1.2. Das Militärsystem des osmanischen Reiches
1.3. Vorkommunismus im Osmanischen Reich
1.4. Zusammendfassend
2. Vom Untergang bis zum Unabhängigkeitskrieg
2.1. Der kranke Mann vom Bosporus
2.2. Kapitulationen - Handelsprivilegien
2.3. Zwischen Reform und imperialistischer Durchdringung
2.4. Reformen
2.4.1. Militärische Reformen:
2.4.2. Soziale Reformen
2.5. Neue Strömungen in einem starren Gebilde
2.5.1. Der Osmanismus
2.5.2. Der Panislamismus
2.5.3. Der Panturkismus
2.6. Der erste Weltkrieg und der Vertrag von Sèvres
2.6.1. Ende des Osmanischen Reiches
2.6.2. Der Vertrag von Sèvres
2.6.3. Der Unabhängigkeitskrieg
2.5.4. Der Vertrag von Lausanne
2.7. Die Ära Atatürks
2.7.1. Wesentliche Reformen (1923-1928)
2.7.2. Der kemalistische Nationalismus

II. Kapitel: Demokratisierungsprozess
1. Erste Demokratieansätze in der türkischen Republik
1.1. Die Fortschrittliche Republikanische Partei (Terakkiperver Cumhuriyet Firakasi)
1.2. Freie Republikanische Partei (Serbest Cumhuriyet Firkasi)
2. Der Weg zum Mehrparteiensystem
2.1. Exkurs: Vorbeugung gegen „rote“ Gefahr
2.2. Die Zeit unter der Demokratischen Partei
2.2.1.Wahlgang 1954
2.2.2 Exkurs: Der Baker Bericht
2.2.3. Exkurs: Beginn der Zypernkrise
2.2.4. Wahlgang 1957
3. Der 1. Militärputsch in der Türkischen Republik
3.1. Die Folgen des Militärputsches
3.1.1. Exkurs: Faktoren des Militärputsches
3.2. Das Komitee der Nationalen Einheit (Milli Birlik Mücadelesi)
3.3. Die Verfassung von 1961
3.4. Die 60`er Jahre
4. Der 2. Militärputsch
4.1. Die Folgen des Putsches von 1971
4.2 Demokratierückbesinnung
5. Epochenüberblick vom Oktober 1973 bis zum 12. September 1980
5.1. Der Wahlgang 1973
5.1.1. Exkurs: Zypernkrise – als politische Taktik
5.1.2. Regierungen von kurzer Lebensdauer
5.2. Der Wahlgang 1977
5.3. Die Opfer der Unruhen Ende der 70er Jahre
5.3.1. Die Opfer-Bilanz von 1978 in der ganzen Türkei :
5.3.2. Die Opfer-Bilanz von 1979 in der ganzen Türkei:
5.3.3. Die Opfer-Bilanz von Januar bis August 1980 in der ganzen Türkei:
5.4. Das Liberalisierungsprogramm
6. Der 3. Militärputsch 12. September 1980
6.1. Die Bilanz dieses Putsches:
6.2. „Das endlose Blutvergießen konnte am 13. September verhindert werden“
6.3. Erneute Demokratierückbesinnung - der Wahlgang 1983
6.4. Das Produkt des Putsches - die „türkisch-islamische“ Synthese
7. Die Ära Turgut Özals
7.1. Exkurs: Vergleich Nachrichtensendungen der Fernsehsender „Star TV“ – „NTV“
7.2. Turgut Özal – ein Mann im Sinne der Militärs
7.3. Verfassungsreferendum vom 6. September 1987
7.4. Der Wahlgang 1987 – Rückkehr der alten Gesichter in die Politik
7.5. Außenbeziehungen
7.6. Turgut Özal neuer Staatspräsident
8. Die 90er Jahre – die Zeit der Koalitionen und der „Post-Moderne Putsch“ 1997
8.1. Der Wahlgang von 1991 und die Zeit bis 1995
8.2. Der Wahlgang von 1995 - die Gefahr der Islamisten
8.3. Einzug der Islamisten in die Regierung
8.4. Der Post-Moderne Putsch von 1997
8.5. Übergangskoalitionen bis zur Wahl 1999
8.6. Der Wahlgang von 1999
9. Die AKP Regierung – die gemäßigt-islamischen Demokraten
9.1. Exkurs – 5%-Sperrklausel
9.2. Eine neue Ära in der Türkei – die Regierung der AKP
9.3. EU-Harmonisierungspakete
9.3.1 Erstes Harmonisierungspaket
9.3.2. Zweites Harmonisierungspaket
9.3.3. Drittes Harmonisierungspaket
9.3.4. Das Vierte Harmonisierungspaket
9.3.5. Das Fünfte Harmonisierungspaket
9.3.6. Das Sechste Harmonisierungspaket
9.3.7. Das Siebte Harmonisierungspaket
9.3.8. Verfassungsänderungspaket
9.3.9. Das achte Harmonisierungspaket
9.3.10. Änderungen von Straf- und Sicherheitsgesetzen
9.3.11. Änderung von Strafgesetzen
9.4. Kriechzustand bei der Umsetzung der Reformen

III. Kapitel: Die Grundzüge des politischen Systems
1. Das Militär – der „tiefe Staat“ in der Türkei
1.1. Der Nationale Sicherheitsrat
1.1.1. Die Zusammenarbeit von Staat und Organisiertem Verbrechen
1.1.2. Die OYAK (Ordu Yardimlasma Kurumu – Unterstüzungsfonds für die Armee)
1.1.3. Aufbau und Organe der OYAK
2. Die türkischen Verfassungen
2.1. Die Verfassung von 1924
2.2. Die Verfassungen von 1961 und 1982
3. Organe von Staat und Verwaltung
3.1. Das Staatsoberhaupt
3.2. Die Regionalverwaltung
3.3. Das Parlament und die Parteien
3.3.1 Die Republikanische Volkspartei (Cumhuriyet Halk Partisi, CHP)
3.3.2. Die Demokratische Partei – die Gerechtigkeitspartei – die Partei des Rechten Weges
3.3.3. Die Partei der Nationalistischen Bewegung (Milliyetci Halk Partisi, MHP)
3.3.4. Die Nationale Heilspartei und ihre Nachfolgeparteien
3.3.5. Die Demokratische Linkspartei (Demokratik Sol Partisi, DSP)
3.3.6. Die Mutterlandspartei (Anavatanpartisi, ANAP)
3.3.7. Die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (Adalet ve Kalkinma Partisi, AKP)
3.3.8. Die Partei der demokratischen Gesellschaft (Demokratik Toplum Partisi, DTP)
3.3.9. Die Junge Partei (Genc Partisi, GP)
3.4. Das Wahlsystem
3.5. Interessensorganisationen
3.6. Recht und Justiz

IV. Kapitel: Menschen- und Minderheitenrechte
1. Begriffserläuterung „Minderheit“
1.1. Historische Entwicklung - Minderheiten
1.2. Die Minderheitenschutzverträge
1.2.1. Die Pariser Friedenskonferenz
1.2.2. Der Vertrag von Lausanne
1.3. Die Minderheiten in der Türkei
2. Die Kurden
2.1. Kurden – Allgemeine Information, Zahlen und Fakten
2.2. Die Herkunft der Kurden
2.2.1. Die Kurden im Früh- und Spätmittelalter und bis zum Ende des Osmanischen Reiches
2.2.2. Die Auflösung kurdischer Emirate und die Rekrutierung der Hamidiye-Einheiten
2.3. Die Kurden in der türkischen Republik
2.3.1. Die PKK – Partiya Karkeren Kurdistan
2.3.2. „Phänomen Landflucht“
Tabelle 4: Quelle: Studie TGYONA, 2005
3. Die Aleviten
3.1. Die alevitische Theologie:
3.1.1. Der Glaube an einen Schöpfer
3.1.2. Das Jenseits – „Himmel“ – „Hölle“
3.1.3. Die alevitische Schöpfungsgeschichte
3.1.4. Der Begriff „Alevi“
3.1.5. Die alevitische Gesellschaftsstruktur
3.1.6. Die moralischen Gebote
3.2. Die alevitische Geschichte
3.2.1. Die Aleviten in der Türkischen Republik
3.2.2. Das kulturelle Leben
3.2.3. Die politische Partizipation
3.3. Die Forderungen der Aleviten
4. Die Nichtmuslimischen Minderheiten der Türkei
4.1. Die syrisch-orthodoxe Kirche
4.2. Die Jüdische Gemeinschaft
4.3. Die griechisch-orthodoxe Kirche
4.3.1. Minderheitenrechte bis zum 19. Jahrhundert
4.3.2. Das goldene Zeitalter der Griechisch-Türken
4.3.3. Nationalistische Frontenbildung
4.3.4. Die griechisch-orthodoxe Minderheit in der Türkischen Republik
4.4. Die armenische Minderheit
4.4.1. Die Armenier im Osmanischen Reich
4.4.2. Das Entstehen eines „armenischen Nationalbewusstseins“
4.4.3. Die türkischen Version der „Armenischen Frage“:
4.4.4. Die Version der Armenier und der armenischen Diaspora:
4.4.5. Die „armenische Frage“ im heutigen türkischen Kontext
5. Die Stellung der Frau in der Türkei
5.1. Die Geschichte der Frauenrechte in der Türkei
5.1.1. Türkische Frauen, die Geschichte schrieben
5.2. Gesetzlich verankerte Frauenrechte
5.2.1. Das neue „Türkische Zivilrecht“
5.2.2. Änderungen der Lichtbildausweise und Dokumente
5.2.3. Änderungen im Bereich des Strafrechtes
5.2.4. Das CEDAW Protokoll
5.3. Gewalt gegen Frauen
5.3.1 Kampagnen zur Gewaltbekämpfung
5.4. Die Bildung
5.5. Die Frau am Arbeitsmarkt
5.6. Der Frauenanteil in der Politik
5.7. Morde im Namen der „Ehre“
6. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Internetverzeichnis

Persönliche Daten

Vorwort

Die Türkei – einst im Osmanischen Reich, ein Mosaik verschiedener Kulturen und Völker, heute ein viel umstrittener als auch ein viel begrüßter Musterstaat. Als Mustafa Kemal Atatürk am 23. Oktober 1923 die Türkische Republik ausrief, träumte er weder von einem islamischen Staat noch von einem Militärstaat, er verfolgte nur ein Ziel und einen Plan – die Etablierung eines modernen laizistischen demokratischen Staates, das sich an den Westen annähert!

Heute, knappe 85 Jahre später scheint die Türkei diesem Ziel so nahe gekommen zu sein wie noch nie in ihrer Geschichte, ist sie doch ein offizieller Beitrittskandidat der Europäischen Union. Auch wenn es noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, bis zum tatsächlichen Beitritt dauert, scheint die Beitrittsoption allein, eine, noch nie da gewesene, Dynamik ausgelöst zu haben, die diesem Staat die Möglichkeit gibt, den Sprung in eine „tatsächliche“ Demokratie endgültig zu schaffen.

In der vorliegenden Arbeit haben wir, Sevil Yildiz und Arzu Onay-Ok, uns die Aufgabe gestellt, den türkischen Demokratisierungsprozess zu untersuchen und in Folge den Ist-Zustand der Menschen- und Minderheitenrechte in diesem Land, im Laufe ihrer Geschichte und nach der Beitrittsoption, anhand von vier Gruppen, den Kurden, den Aleviten, der christlichen Minderheit und den Frauen, zu erfassen.

Um die heutige türkische Spielart der Demokratie verstehen zu können, gilt es als unerlässlich die Vergangenheit dieses Staates bzw. ihres Vorgängers also dem Osmanischen Reich zu untersuchen. Deshalb wird Arzu Onay-Ok im ersten Kapitel dieser Arbeit, einen Rückblick in die Geschichte der Osmanen wagen und die sozialen und politischen Gesellschaftsstrukturen untersuchen, anschließend auf den Ersten Weltkrieg und auf dessen Folgen zu sprechen kommen, die, Erstens im Diktatfrieden von Sèvres verankert wurden und Zweitens den türkischen Unabhängigkeitskrieg verursachten, auf welchen der Friedensvertrag von Lausanne und die heutige Grenzziehung des türkischen Territoriums folgten.

Das Ende des Ersten Weltkrieges stellt zugleich das Ende aller Vielvölkerstaaten in Europa, sowie auch das Ende des Osmanischen Reiches dar. So versuchte Mustafa Kemal Atatürk, der Staatsgründer der Türkischen Republik, in einer quasi Einmanndiktatur den türkischen Staat durch Reformen zu modernisieren, und das Land an die westlichen Staaten anzulehnen.

Im zweiten Kapitel beschreibt Sevil Yildiz den Transformationsprozess von einem Einparteiensystem zu einem Mehrparteiensystem. In diesem Abschnitt versuchen wir den dadurch eingeleiteten Demokratisierungsprozess zu erfassen und gleichzeitig dessen Verlauf anhand der Geschichte bis zum heutigen Tag zu verfolgen.

Die Türkei definiert sich selbst als demokratischer Rechtsstaat. Im dritten Kapitel wird Arzu Onay-Ok sich ausführlich mit den Grundzügen des politischen Systems beschäftigen, versuchen die Rolle des Militärs in der Türkischen Republik und in der türkischen Gesellschaft aufzuzeigen und die bisherigen Verfassungen zu vergleichen. Des weiteren werden wir in diesem Abschnitt uns mit den Aufgaben der Verwaltungs- und Staatsorganen befassen und versuchen das Wahlsystem, die Parteienlandschaft, das Justizwesen und die Interessensorganisationen in der Türkei zu beschreiben.

Im Vertrag von Lausanne werden die Minderheitenrechte der christlichen Minorität erfasst. Dieser Vertrag stellt zwar die Grundlage für die Minderheitenrechte in der Türkei dar, trotzdem weicht die türkische Leseart von den Vertragsbestimmungen ab und die darin abgesicherten Rechte werden nicht eingehalten. In diesem Kapitel wenden wir uns schließlich unserem Forschungsschwerpunkt zu: Wir versuchen anhand von vier ausgewählten Gruppen den Status quo im Bereich Menschen- und Minderheitenrechten zu erfassen. Sevil Yildiz wird versuchen die Rechte der Alevitischen Kulturgemeinde sowie die Rechte der Frauen zu untersuchen und Arzu Onay-Ok wird versuchen die Rechte der Kurden und der christlichen Minderheit zu analysieren.

Abschließen möchten wir unsere Arbeit mit einer kurzen Schlussfolgerung und einem Ausblick auf den weiteren Verlauf der Verwirklichung dieser Rechte.

Diese Diplomarbeit stellt den Versuch an, die türkische Interpretation von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie das türkische Verständnis von Menschen- und Minderheitenrechten zu erfassen, wir hoffen, das uns dies gelungen ist.

Für die Durchsicht und zahlreiche Verbesserungsvorschläge bedanken wir uns bei unseren Freunden Aylin, Seyma, Corinna, Vera und Ray, sowie Sevil Yildiz bei ihrem Freund Soner und ihrer Familie, und Arzu Onay-Ok bei ihrer ganzen Familie und besonders Anil, Perine und Berivan für ihre Unterstützungen. Unseren ganz besonderen Dank wollen wir unserem Betreuer Professor Fritz Plasser für seine fachliche und motivierende Unterstützung bei unserer Diplomarbeit aussprechen.

I. Vom Sultanat zur Demokratie

1. Die Blütezeit des Osmanischen Reiches

Um die heutige Türkei verstehen und begreifen zu können gilt es als unerlässlich die Vergangenheit dieses Staates bzw. ihres Vorgängers also dem Osmanischen Reich zu untersuchen. Denn nur wenn diese Materie analysiert wird, so glauben wir, kann verstanden werden, warum die Türkei noch immer ein Schwellenland ist, das sich zwischen Tür und Angel im Wartezimmer der Europäischen Union befindet.

Deshalb werden wir in diesem Teil unserer Arbeit, einen Rückblick in die Geschichte der Osmanen wagen und die sozialen und politischen Gesellschaftsstrukturen untersuchen.

Den Osmanen, einem Turkmenenstamm, gelang es in kürzester Zeit Teile von Afrika, Asien und Europa zu erobern und es in sein Reich einzugliedern, und im Gegensatz zur abendländischen Kultur des christlichen Europas eine relativ gut funktionierende Gesellschaft aufzubauen und verschiedene Identitäten und Konfessionen ohne Gewalt in ihrem Reich zusammenzufassen.

1.1. Wirtschaftliche Struktur des Osmanischen Reiches

Die Blütezeit des Osmanischen Reiches, welches den Namen des Gründers Osman I. (reg. ca. 1281 – 1326) trägt, ist zwischen dem 14. – 17. Jh. zu datieren und gekennzeichnet von einer hohen Verstaatlichung. Bereits zu Beginn des 14. Jh. waren erste Ansätze einer Verwaltung entstanden, die durch die Verschmelzung von zivilen und militärischen Aufgaben – Gouverneure der Provinzen (Sandschak) waren hohe Militärführer – die spätere Entwicklung des Reiches prägen sollten. Die Osmanen übernahmen hier das bereits gut funktionierende Verwaltungsnetz der Seldschucken und bauten dieses System aus[1]. Die Rechtssprechung über die Zivilbevölkerung, die im Gegensatz zur Situation in Europa nicht leibeigen war und auch nicht der Gerichtsbarkeit von Lehnensträgern unterstand, lag bei zentral bestellten Richtern genannt Kadi.[2]

Den größten Ertrag ihrer Einnahmen erlangten die Osmanen aus der Landwirtschaft. Hier ist anzumerken, dass diese mit dem Bewusstsein ihr Land an ihre Untertanen weitergaben, welches besagte, dass der Boden, also das Land, Eigentum Allahs sei, welches jedem Menschen zur Verfügung stehen müsste. Der osmanische Sultan, als stellvertretende Macht, wäre um das Wohlwollen seiner Bevölkerung bemüht.[3]

Die eroberten Ländereien wurden in kleinere Provinzen eingeteilt. Mit den erhaltenen Steuern wurden die Beamten bezahlt, Medresen (Schulen), Krankenhäuser und die Infrastruktur ausgebaut. Ein großer Teil floss jedoch in die Schatzkammern des Reiches.

Um die Bildung von kleinen selbstständigen Fürstentümern zu vermeiden, unterlagen die Beamten, die diese Provinzen verwalteten, an der Spitze der Gouverneur (Sandschak Bey) mit seinem Verwaltungsstab genannt „Sipahi Tirmarlar“, strengen Kontrollen und wurden oft ausgewechselt. Der Sandschack-Bey erhielt Anweisungen vom Sultan (Padischah) und musste diese umsetzen. Zu den Pflichten dieses Verwaltungsstabes zählte auch die Ausbildung von Soldaten. Je nach Steuereinnahmen musste mindestens ein Soldat mit Pferd bereitgestellt werden.

Diese Form der Verwaltung wurde Großteils im Reich durchgeführt. Ausnahmen aus dieser Regelung bildeten die neu eroberten Regionen im Westen, wie Rumänien oder reiche kurdische Fürstentümer im Osten, die über eine gewisse Autonomie, wie z.B. Erbrecht verfügten.[4]

Wichtig ist hier anzumerken, dass bei Dürre bzw. bei Verlust der Ernte, die Bauern keine Steuern zahlen mussten und sich daher auch nicht verschulden konnten. Der Staat sprang in solchen Fällen ein, und wirkte wie eine Versicherung – die Bewohner von Dürre betroffenen Ländereien wurden z.B. durch Hilfsgüter versorgt.

Fühlten sich die Untertanen von ihren Provinzgouverneuren schlecht behandelt, hatten sie das Recht sich beim Sultan diesbezüglich zu beschweren.[5]

1.2. Das Militärsystem des osmanischen Reiches

Bereits unter Orhan (reg. 1326-1360) zerfielen die Stammesverbände der Nomadenkrieger, und es bildeten sich eine mit Pfründen auf Lebenszeit belehnte Kavallerie und besoldete Fußtruppe heraus. In Friedenszeiten übernahmen sie ihre Aufgaben in der Agrarwirtschaft, zu Kriegszeiten wurden sie an die Fronten befohlen.

Des Weiteren wurde mit den Janitscharen (yeni ceri – Neue Truppe) eine aus jugendlichen Kriegsgefangenen zusammengesetzte Fußtruppe geschaffen, die dem Sultan bedingungslos ergeben war.[6]

Dieses stehende Heer wurde so erfolgreich, dass es über Jahrhunderte mit Hilfe der regelmäßig unter der nichtmuslimischen Bevölkerung des Balkans vorgenommene Knabenlese (devsirme) ergänzt wurde. Ein Fünftel der männlichen Kinder wurde eingezogen und osmanischen Familien zugeteilt, bei denen sie osmanisch lernten und islamisiert wurden. Danach folgte der Truppendienst, oder, im Falle besonderer Begabung, der Palastdienst, der Aufstiegschancen bis in höchste Ränge bot. Etliche Wesire, Großwesire und auch der berühmteste Baumeister des Osmanischen Reiches, Mimar Sinan, stammten aus der Reihe dieser Sultanssklaven. Allerdings ist die Bezeichnung „Sklave“ mit Vorsicht zu gebrauchen: Obwohl der Sultan uneingeschränkt über Leib und Leben dieser Untergebenen verfügen konnte, hatten diese doch in anderen Belangen Rechtssicherheit und persönliche Freiheit wie alle anderen Untertanen des Landes auch.[7]

Im Gegensatz zu bekannten Lektüren, bildeten die Janitscharen einen Bruchteil der Osmanischen Armee. Sie waren zwar die am besten Ausgebildetsten, die Überzahl der Soldaten, waren jedoch die in den Ländern vertretenen Kavallerietruppen. Ihnen verdankt das Osmanische Reich viele Siege.[8]

Abgesehen von den Janitscharen, war das Militär stark verflochten mit der Agrarwirtschaft. Da diese Kavallerie aus militärischer Erziehung genossenen, Bauern bestand. Erfolge in der Landwirtschaft trugen zu militärischen Erfolgen bei, da ständig neue Ausrüstungen und Waffen beschaffen wurden. Durch ein in allen Teilen des Reiches bestehendes kleines Heer war das Osmanische Reich auch in der Lage überall seine zentralistischen Strukturen durchzusetzen und konnte zu Kriegszeiten diese Kavallerien zusammenzutrommeln und an die Front schicken. Diese Soldaten in den Provinzen bildeten ein verlässliches Gegengewicht zu den anderen Truppenteilen, wie den Janitscharen, die oft an Aufständen beteiligt waren.

Jedoch war letztlich eines der vielen Gründe für den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, diese enge Verbindung von Wirtschaft mit dem Militär und der Politik. Dieses System funktionierte nur so lange gut, so lange alle drei Akteure in einer starren Harmonie miteinander verbunden waren. Sobald Veränderungen von innen oder außen z.B. Verlust der Seidenstraße in den Vordergrund traten, war dieses System gestört und konnte nicht mehr funktionieren.

1.3. Vorkommunismus im Osmanischen Reich

Die Wirtschaft war streng von einer zentralistisch geführten Politik der Osmanen geleitet. Da es kein Privateigentum gab, und alles bis auf wenige Ausnahmen, dem Sultan gehörte, als stellvertretende Macht Allahs, kontrollierte dieser das Militär, die Produktions- und die Verbrauchsgüter, also die Wirtschaft. Somit gab es unter der muslimischen Bevölkerung auch keine Klassenaufteilung, da es im Gegensatz zu Europa keine Lehnsherren und damit keine Leibeigenen gab, das System wurde von Beamten geleitet, die auswechselbar waren.

Ohne ethnische Trennung hatten alle Untertanen die Möglichkeit, durch bestimmte Bewährungen Aufstiegschancen in allen Ämtern wie z.B. Sandschak-Bey, Wesire oder Groswesire, zu erlangen.

Durch Planwirtschaft wurden die Ländereien bewirtschaftet und so der Verbrauch und der Preis kontrolliert, der Preis der Produkte konnte nicht willkürlich von den Händlern erhöht werden. Sondern über gemeinsame Übereinkunft mit dem Sultan, den Zünften und den Händlern reguliert.[9]

Die Moscheen übernahmen eine Sozialeinrichtungsstelle, welche, sich in Not befindende Menschen, Studenten sowie Armen umsorgten und mit Lebensmitteln und Unterkunft versorgten.[10]

1.4. Zusammendfassend

Diese Strukturen waren bis zum 16. Jh. vorhanden. Zusammenfassend ist anzumerken, dass die Osmanen durch die hohe Verstaatlichung einen uneingeschränkten Einfluss in fast jede Region ihres Reiches hatten und so die verschiedenen Volksgruppen unter einem Dach vereinen konnten. Durch die Gliederung der Regionen in Provinzen, waren auch föderalistische Elemente in der Regierungsform enthalten. Die neu eroberten Regionen wurden so verwaltet, dass schrittweise Erneuerungen im bereits bestehenden System durchgeführt wurden, und diese über Jahre hinweg an die Strukturen des Osmanischen Reiches angepasst wurden. Diese Bevölkerung wurde nicht umkonvertiert und konnte ihre ethnischen und religiösen Praktiken fortsetzen. Die Osmanen schützen sich somit vor Aufständen in den eroberten Provinzen. Die nicht-muslimische Bevölkerung war durch Tributzahlungen an das Osmanische Reich gebunden.

Den Höhepunkt erreichte das Osmanische Reich unter Süleyman dem Prächtigen (reg. 1520 – 1566), der in der Türkei als Kanuni, der Gesetzgebende, bekannt ist. Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich von Algerien bis zum Jemen, von Bosnien bis an den Persischen Golf. Im Norden reichte er bis Moldawien und zur Krim.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 1 aus http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d3/Ottoman_empire_1481-1683.jpg, vom 31.08.2006

Die Osmanen verdankten ihren Erfolg einer ganzen Reihe von Faktoren. Ihr Reich besaß nicht nur eine – den europäischen Mächten fehlendes – stehende Armee, die mit modernsten Feuerwaffen ausgerüstet war. Er besaß überdies eine gut strukturierte Verwaltung, die eine vergleichsweise geringe Steuerlast auf alle Bauern, Händler und Handwerker verteilte. Erhebliche Einnahmen konnten aus Fernhandel, Tributzahlungen und Eroberungszügen erzielt werden.[11]

Wichtig ist hier noch einmal anzumerken, dass die Osmanen keine Assimilationspolitik verfolgten. Dies garantierte das friedliche Zusammenleben aller ethnischen, religiösen und kulturell verschiedenen Gruppen im Reich. Ein nationales Denken als Türke oder Kurde war zwar vorhanden, aber nicht in dem Umfang in dem wir es heute kennen. Man fühlte sich vorderrangig als Osmanischer Bürger bzw. als Osmanische Bürgerin, gleich zu welchem Stamm man sich bekannte, welche Sprache oder welche Religion man ausübte.

Während in Europa die kirchliche Macht sich mit dem Adel vereinte und Frauen zu Zeiten der Inquisition als Hexen verbrannt wurden, gab es zum Zeitpunkt des Todes von Osman I. neben zwei Millionen Muslimen eine Million Christen, die nebeneinander friedlich zusammen lebten.

Wäre eine Assimilationspolitik geführt worden, müssten alle Menschen im Reich osmanisch sprechen und wären zum Islam umkonvertiert. Dass dem nicht so ist zeigt uns die Gegenwart – müssten sonst nicht alle osmanisch sprechen?

2. Vom Untergang bis zum Unabhängigkeitskrieg

2.1. Der kranke Mann vom Bosporus

Mit den Veränderungen, die in der Neuzeit in Europa eintraten, begannen die vorhandenen Strukturen im Osmanischen Reich zu zerbröckeln. Dank der Entdeckung Amerikas und neuer Seewege, fiel die Bedeutung der Seidenstraße und damit verloren die Osmanen eine wichtige Einnahmequelle. Europa wurde durch den Imperialismus, den sie in den neu entdeckten und neu eroberten Regionen ausführten, wohlhabender und konnte seine Schatzkammern füllen. Genauso leistete auch die Industrielle Revolution ausgegangen von England ihren Beitrag zur Steigerung der Wirtschaftskapazität Europas. Einen weiteren Durchbruch für das christliche Abendland, stellte die von Martin Luther eingeleitete Reformation dar, wodurch Rom und auch der Adel an Macht einbüßte.

Das Osmanische Reich versuchte sich durch Reformen im Land an die neue Situation anzupassen. Das starre System, welches durch die enge Verflechtung von Militär, Wirtschaft und Politik bestand, ließ derartige Veränderungen nicht zu und die Reformen konnten nicht greifen. Finanziert wurde der Bedarf des Staates durch eine Kriegsökonomie, die dem Sultan neues Land zur Vergabe lieferte und damit die Kriegsmaschinerie am Laufen hielt. Als die Eroberungen endeten, Kriege wegen des technischen Fortschritts immer teurer wurden und die europäischen Seemächte der Überlandhandel der Seidenstraße schwächten, lief das Staatsschiff der Osmanen schnell auf Grund.

Teile der staatlichen Ländereien wurden privatisiert. Während sich in Europa die Zeit vom Lehnswesen verabschiedet, begann dies im Osmanischen Reich und es entstanden autonome Fürstentümer (derbeylik, ağalik).[12]

Erstmals führte dies zu Aufständen der Bevölkerung, die sich von der neu eingeführten höheren Steuerlast der Fürsten, die zuvor oft das Amt des Provinzverwalters oder Sanschaks-Beys innehatten, unterdrückt fühlten. Gleichzeitig machten sich auch ein Teil der Janitscharen unabhängig und besetzten Ländereien. Da der Bevölkerung weiter noch über ein Klagerecht beim Sultan verfügte, beschwerte sie sich über die neuen Zustände. Murat II. brachte hierzu ein Gesetz (ferman) heraus. Ein Auszug daraus soll die Situation des Landes verdeutlichen: „Schützt euch vor den ausbeutenden Beamten“[13].

Dieses Gesetzt beschreibt, dass sich der Sultan gegen seine aufrührerischen Beamten nicht wehren kann, und dass sich, wenn die Bevölkerung im Notfall mit Waffengewalt, gegen diese vorgehen soll. Dieser Zustand wird zu den in Anatolien bekannten „Celali Isyanlari“ (die Celali Aufstände) führen und zu einem Chaoszustand in dieser Region führen.[14] Diese Aufstände wurden meist zerschlagen, die wohlhabenden Derebeys bzw. Ağas, konnten sich mit Hilfe von besseren Waffen durchsetzen und die Aufständischen zurücktreiben.[15]

Das einst so prächtige Reich wurde durch innere Unruhen und den bereits oben genannten Faktoren geschwächt und konnte sich nicht mehr richtig erholen. In Europa sprach man mittlerweile vom kranken Mann am Bosporus, dessen Tod in naher Zukunft liegen würde. Die Fortschritte, die dank der Industriellen Revolution, erreicht wurden, brachten die europäischen Mächte auf die Suche nach neuen bzw. mehr Rohstoffen. Das zerbröckelnde Osmanische Reich kam somit wie gerufen – das Vereinte Königreich, Frankreich, Russland und die Preußen erkannten die Lage, und versuchten sich in gegenseitiger Konkurrenz von ihm zu bereichern.

Durch verschiedene Vereinbarungen mit Großbritannien und Frankreich versuchte der Osmanische Sultan sein Reich zu modernisieren. Die Modernisierungsreformen waren zu Beginn meist im militärischen Bereich und wurden nicht in den Gesellschaftsstrukturen durchgeführt. Währenddessen verlor er ständig Regionen im Westen.

2.2. Kapitulationen - Handelsprivilegien

In den "Kapitulationen" genannten Handelsprivilegien wurde der Markt im Osmanischen Reich für die Europäer geöffnet, die diesen weitgehende Steuer- und Zollfreiheiten bescherte. Durch die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des osmanischen Handwerks wurde das Osmanische Reich zum Exporteur von Rohstoffen und Importeur von europäischen Waren.[16]

Die erste wirtschaftliche Beziehung des Osmanischen Reiches mit Europa stellte eine Vereinbarung im Jahre 1535 mit Frankreich dar. Dieses Abkommen regelte folgendes:

- Osmanische Schiffe durften ohne Zölle an französische Häfen anlegen. Für französische Schiffe galt das gleiche für osmanische Häfen.[17]

Dieser Vereinbarung folgten weitere Handelsabkommen mit europäischen Ländern:[18]

- Im August 1838 ein Handelsabkommen mit England, welches heute unter dem Namen „Baltalimani“ Handelsvertrag bekannt ist. Mit diesem Vertrag endet die Monopolstellung der Osmanen in bestimmten Bereichen der Wirtschaft.
- November 1838 Frankreich
- Mai 1839 Lübeck, Bremen, Hamburg
- September 1839 Sardinien
- Januar 1840 Schweden, Norwegen
- März 1840 Spanien, Flandern
- April 1840 Belgien
- Oktober 1840 Preußen
- Mai 1841 Dänemark
- Juni 1841 Toskana

Dieses Abkommen ermöglichte ausländischen Investoren ihr Geld im Reich anzulegen. Der Weg war frei für ausländische Unternehmen, die sich Konzessionen sicherten und das Land mit Industrieprodukten überschwemmten. Die Journalisten und Türkeikenner Günther Seifert und Christopher Kubaseck stellen die Lage wie folgt dar:

„Eine eigene osmanische Industrie wurde nicht aufgebaut, und viele Handwerkstraditionen starben aus.

Wurde 1820 in Bursa auf 100 Webstühlen anatolisches Tuch produziert, waren es 1861 als Folge des Imports von englischem Kattun nur noch 30. Im gleichen Zeitraum überlebten in der Stadt von 1000 Seidenspinnern ganze 75.“[19]

Ersal Yavi, Historiker und Journalist, verdeutlicht das Ausmaß der Ausbeutung durch die Engländer: „Der Export von englischen Gütern in das Osmanische Reich erhöhte sich um 400%, ab diesem Zeitpunkt importierte das Reich mehr als es Exporte gab.“[20]

Die damals abgeschlossenen Handelsverträge werden heute in der Türkei von den EU- und Zollunionsgegner oft als Trauma gedeutet. Hätte es diese Vereinbarungen nicht gegeben, wäre der einheimische Markt geschützt geblieben, und hätte nicht von den reichen Europäischen Staaten ausgebeutet werden könnten.

Diese Vereinbarungen wurden erst im Vertrag von Lausanne 1923 nach dem türkischen Unabhängigkeitskrieg abgeschafft.

2.3. Zwischen Reform und imperialistischer Durchdringung

Wie bereits anfangs geschildert war das Osmanische Reich geprägt von einem stark zentralisierten Staatsgefüge mit einer bürokratischen Elite, die das bäuerliche Mehrprodukt durch Steuereinnahmen einhob. Dazu kamen diverse Formen tributärer Einnahmen, die aus internationalem Handel einerseits und aus den steuerlichen Leistungen der nicht-muslimischen Minderheiten andererseits, bestanden. Solange das Reich über territoriale Expansion seine Systemlogik reproduzieren konnte, stellten Erteilungen von Handelsprivilegien für europäische Staaten, kein Problem dar.

Dies änderte sich jedoch mit dem 18. Jahrhundert als nämlich vor allem militärische Konfrontationen mit den anderen Großmächten den Reformbedarf des Reiches immer dringlicher machten.

Abgesehen von den älteren Kapitulationen blieben mit diesen neuen Handelsverträgen dem Osmanischen Reich beträchtliche Einnahmen vorenthalten, und die negative Handelsbilanz des Osmanischen Reiches verschärfte sich weiter. Die erste Verschuldung der Osmanen wurde erstmals 1854 gemacht. Nach dem Krim Krieg war die wirtschaftliche Lage des Staates so schlecht, dass um ausländische Hilfe gebeten wurde. Durch die Interventionen Englands und Frankreichs erhielt das Osmanische Reich von der englischen und der französischen Börse einen Kredit über 3,3 Millionen Sterling.[21]

Fortgesetzte Kreditaufnahme bei europäischen Gläubigern geriet zur Überlebensfrage für den osmanischen Staatshaushalt. Ihre Gewährung war mit politischem Wohlverhalten und Zugeständnissen verbunden. Das System konnte dennoch nicht aufrechterhalten werden und führte 1875 zum 1. Staatsbankrott. Auf dem Berliner Kongress von 1878 verständigten sich die europäischen Mächte im Berliner Vertrag darauf, eine eigene Kommission für die Schuldeneintreibung aus dem Osmanischen Reich einzurichten. Diese Kommission – die Osmanische Öffentliche Schuldenverwaltung“ (Duyun-u Umumiye – kurz DUI) wurde 1881 mit Sitz in Istanbul gegründet. Diese erhielt in zunehmendem Maße die Funktion eines finanzimperialistischen Instruments, mit dessen Hilfe es gelang, die Osmanische Ökonomie bis 1923 vollends und dann abgeschwächt in den 20-er Jahren in weitgehender Abhängigkeit, in die von den Europäern dominierte kapitalistische Weltwirtschaft zu integrieren. Um den Zahlungen an die Osmanische Schuldenverwaltung gerecht zu werden, erhielt die DUI eine Sonderstellung und konnte eigenmächtig Steuern eintreiben. Den Höhepunkt erreichte die Kommission 1915 mit 5300 Beamten, deren Konstruktion einem Staat innerhalb des Osmanischen Staates glich. Die DUI wurde 1928 abgeschafft, die Kredite des Osmanischen Reiches, welche von 1854-1914 entstanden waren, wurden genau 100 Jahre später (1954) von der Türkischen Republik abbezahlt.[22]

Hier ist anzumerken, dass die europäische imperialistische Expansion und ihre ökonomische Abhängigkeitspolitik innerhalb der Weltwirtschaft nicht überall gleich wirksam waren. Das Osmanische Reich, das ja nicht als Kolonie angesehen wurde, sank tatsächlich zum „kranken Mann am Bosporus“ herab, zählte jedoch keineswegs zu den Regionen, welches in dem Maße durchdrungen wurden. Insbesondere dank der rivalisierenden Großmachtinteressen verblieb ein eigenständiger Handlungsspielraum, der eine flächendeckende ökonomische imperialistische Durchdringung verhinderte.[23]

2.4. Reformen

2.4.1. Militärische Reformen:

Im 17. und 18. Jh. wurden vorwiegend im militärischen Bereich Neuerungen durchgeführt. Fast jeder Sultan hatte das Ziel eine moderne Armee zur Verfügung zu haben, um dies zu garantieren, gab es einen Offiziersaustausch von und nach Europa. Die osmanischen Offiziere wurden dort ausgebildet, um die Heeresstruktur im Osmanischen Reich an das Europäische anzugleichen, kamen europäische Offiziere an den Bosporus.[24] Durch ständige Verluste von Regionen und die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Einbüssungen, war das Osmanische Reich geschwächt worden, wollte es gegen diesen Prozess steuern, mussten Reformen vor allem im militärischen Bereich durchgeführt werden, nur so konnten die verlorenen Regionen zurückerobert werden.

2.4.2. Soziale Reformen
2.4.2.1. Tanzimat Fermani ( Hatt-i Şerif von Gülhane)

Wichtige Reformen im sozialen Bereich begannen 1839 mit dem so genannten „Tanzimat Fermani“. Diese wurden auf Druck der damaligen Europäischen Mächte von Sultan Abdülmecid und dem Großwesir Mustafa Resit Pasa in Form von Gesetzes-Neuerungen durchgeführt (1839). Dieser Zeitpunkt bildet einen Meilenstein im Demokratisierungsprozess des Reiches, erstmals in der Geschichte steht die Judikative Macht über dem Sultan, der ab diesem Zeitpunkt, Rechenschaft ablegen müsste bzw. sollte. Gleichzeitig markiert es auch den Beginn der Abhängigkeit der Osmanen von Europa[25].

Die traditionelle osmanische Bürokratie erfuhr eine grundlegende Neuerung. Die bisher föderalistisch geleiteten Provinzen, wurden nun zentralistisch verwaltet – die, in Anatolien wirkende Gouverneure wurden somit entmachtet. Auch heute noch sind die Früchte dieser Reformen in der Türkei vorzufinden, in Form der Einteilung von Bezirken, Stadtbezirken und Dörfern.

Unter anderem wurde der Oberste Gerichtshof und der Rechnungshof eingerichtet.[26]

Diese Modernisierungsschübe ließen eine neue Bürokratieschicht entstehen – die Jungosmanen besser bekannt als „Jön Türk“, die sich mit dem europäischen Lebensstil identifizierten.[27]

Das folgende Zitat aus dem Artikel der Zeit vom 9. März 2006, verfasst von Klaus Kreiser, mit dem Titel „Das große Versprechen“ stellt die Lage besonders gut dar:

„Die mehrjährige Anwesenheit westlicher Militärs und Zivilisten in Istanbul veränderte den Habitus der Hauptstadt und der Bewohner … die eher zaghafte Anpassung an westliche Kleidung, Mobiliar und Baustile erlebte eine neue Dynamik. Sultan Abdülmedschid zog aus dem Topkapi-Serail aus und in den Palast von Dolmabahce gleich gegenüber, der von einem Dekorateur der Pariser Oper gestaltet worden war.“[28]

Es entstand nun eine deutliche Kluft zwischen dem auf dem Land lebenden Bürger und dem in der Stadt lebendem Bürgertum – Modernisierung wurde wahrgenommen als Abwendung von Religion und dem „normalen anatolischen“ Volk.[29]

Diese Neuordnung enthielten auch Verbesserungen für die nichtmuslimische Bevölkerung (gayrimüslüm).

– So war zum ersten Mal in der Welt des Islam der Religion das Monopol entzogen, Begründung von Recht und Gesetz, sozialer Ordnung und Status zu sein. Denn so sehr islamische Theologie und Tradition den Schutz der nichtmuslimischen Untertanen forderten, rechtliche Gleichheit von Nichtmuslimen und Muslimen hatten sie nicht vorgesehen.

Diese Gleichstellung und die Gewährung von Rechten waren kein Selbstzweck, sondern Instrumente zur Rettung eines nach wie vor muslimisch geprägten Staates.[30]

Die Reformen brachten zwar mehr Freiheit, sie waren jedoch kein Ausdruck eines Freiheitswillens unter den Muslimen, sondern wurden von oben, gegen die Masse der Muslime durchgesetzt.

Die wirtschaftlich schwache Landbevölkerung fand keine Gemeinsamkeiten mit den Jungosmanen und vereitelte diese Europäisierung, indem sie sich mehr auf den Islam konzentrierte und an ihren alten Traditionen festhielt.

Der Islamisierungsprozess der anatolischen Bevölkerung fand mit dem Tanzimat Fermani seinen Anfang und reicht bis heute in die Gegenwart. Er entstand als Gegenpol auf die starke Europäisierung und die Verwestlichung der Städte, die sich immer mehr von den eigentlichen Werten der Gesellschaft trennten.

Die entstanden Neuordnungen wurden, wie bereits zuvor genannt, auf Druck der europäischen Mächte installiert. Das Osmanische Reich wurde vom osmanischen Statthalter Ägyptens Mehmet Ali bedroht, gleichzeitig forderte der russische Zar Stützpunkte am Bosporus. Der Sultan holte sich Unterstützung von England. Diese forderten als Gegenleistung Reformen – das Tanzimat Fermani entstand daraus. Obwohl hier von einem Demokratisierungsprozess gesprochen werden kann, ist es wichtig anzumerken, dass dieser Prozess nicht entstand, weil ihn das Volk wollte, sondern weil dies die Europäer forderten.

Die Europäischen Mächte hatten schon lange zuvor erkannt, dass das Osmanische Reich bröckelte und erhofften sich durch geschickte Verhandlungen zu bereichern.

2.4.2.2. Islahat Fermani (Hatt-i Hümayun)

Wir schreiben das Jahr 1853: Russland versuchte, die Unruhen im westlichen Europa auszunützen und durch die Abwesenheit der Europäischen Mächte, sich Wege zum Mittelmeer zu sichern. Es besetzte die Krim Inseln. Drei Jahre nach dieser Besetzung und dem zu Hilfe kommen Frankreichs[31], Englands und das Königreich Sardinien wurde die nächste, von den Siegermächten geforderte, Neuordnung von Sultan Abdülaziz verkündet – Islahat Fermani (1856).

Die nichtmuslimische Bevölkerung erlangte mehr Freiheiten. Sie hatten nun Zugang zum Staatsdienst und konnten auf die Militärschulen gehen, gleichzeitig fand die Ungleichbehandlung von Christen und Juden bei der Steuer ein Ende, und sie durften ab sofort als Zeugen an Strafprozessen teilnehmen. Damit war im Handels- und im Strafrecht das islamische Recht gebrochen, die einst muslimische Herrscherklasse auch für Angehörige anderer Religionen geöffnet und Ungleichbehandlung bei der Steuer abgeschafft.[32]

Die Folgen des Krieges führten zur ersten Verschuldung der Osmanen, aus dieser sich das Reich bis zum Ende nicht mehr lösen sollte. Diese wirtschaftliche Abhängigkeit zeichnet sich auch in der Gegenwart und in unserer heutigen Geschichte ab.

2.4.2.3. Kanun-i Esasi - I. Mesrutiyet (Die erste Verfassung)

Kanun-i Esasi (1876) bildet die erste osmanische Verfassung im Sinne des europäischen Konstitutionalismus des 19. Jahrhunderts. Mit dieser Verfassung wurde die theokratische Legitimation staatlicher Herrschaftsgewalt erstmals durch ein demokratisches Legitimationselement eingeschränkt[33]. Sie enthält Bestimmungen zur Staatorganisation und Regelungen der Beziehung zwischen Bürger und Staat.

Gemäß des Grundgesetzes (Kanun-i Esasi) von 1876 wurde ein gesetzgebendes Organ gebildet: Das Parlament (I. Mesuriyet). Es wurde in zwei Kammern geteilt – dem Abgeordnetenhaus (Meclis-i Mebusan) und dem Senat (Meclis-i Ayan). Während der Senat vom Sultan Abdülhamit II. berufen werden sollte, sollten die Abgeordneten vom Volk gewählt werden. Die Wahl des Abgeordnetenhauses wurde 1877 basierend auf dem Grundsatz der geheimen Stimmabgabe durchgeführt. Eine Direktwahl war nur für die Großstädte in Aussicht genommen worden. Im übrigen Reichsgebiet hatten die Stimmberechtigten örtliche Räte, die vorwiegend aus Beamten bestanden, zu wählen, welche ihrerseits die Abgeordneten bestimmen sollten.[34]

Zudem war die Beteiligung sämtlicher Religionsgemeinschaften im Parlament vorgesehen: Das Abgeordnetenhaus bestand aus 115 Mitgliedern – 69 davon waren Muslime verschiedener ethnischer Herkunft und 46 Vertreter der Nichtmuslimen Gesellschaft. Der Senat bestand aus 26 vom Sultan bestimmten Senatoren.[35]

Trotz des Erlasses der Verfassungsurkunde war das osmanische Reich nach wie vor ein absolutistisch regiertes Staatswesen. Der Sultan führte die Regierung frei und unabhängig, nach Maßgabe seiner eigenen Ansicht. Diese Verfassung blieb nur kurze Zeit effektiv in Kraft. Elf Monate später löste der Sultan das Parlament auf und schickte die Abgeordneten in die Provinzen zurück.[36]

2.4.2.4. II. Mesurityet (Die zweite Verfassung)

Mit Abdülhamid II. erreichte das osmanische Modell der Modernisierung „von oben“ seinen Höhepunkt. Zwar hob er für 30 Jahre alle politischen Freiheiten auf, doch in der Bürokratie, in Schule und Hochschule trieb er die Europäisierung auf die Spitze. Reformgesetze wurden autoritär ohne Mitwirkung der Bevölkerung erlassen. Der Sultan baute das Kommunikationswesen aus, zentralisierte die Verwaltung weiter und dehnte die Kontrolle des Staates weit in die Gesellschaft hinein aus. Er gründete die Fakultät für Staatswissenschaft (mülkiye) und die Militärakademie (harbiye).

Abdülhamid II. suchte nach einer neuen Form der Legitimation seiner Herrschaft und fand diese im Panislamismus, als Herrscher der Gläubigen, der die Einheit der islamischen Welt propagierte. Damit fand er weltweite muslimische Sympathie – welche ihm jedoch nichts nutzte. Wirtschaftlich war das Reich am Ende. 1875 musste der Sultan den ersten 1881 den zweiten Staatsbankrott anmelden. Im selben Jahr richteten die europäischen Staaten eine Schuldenverwaltung ein, die in eigener Regie direkt auf die Reichtümer des Landes zugriff.[37]

Die Spaltung zwischen Muslimen und Christen war Ende des 19. Jh. besiegelt. Die Opposition gegen den Sultan formierte sich in den Militär- und Verwaltungsschulen, die er selbst eröffnet hatte. Allen Reformen zum Trotz waren Militär und Bürokratie fest in muslimischer Hand geblieben. Schon 1889 schlossen sich in der Medizinschule des Heeres Studenten im Geheimen zum „Komitee Einheit und Fortschritt“ (Ittihad ve Terrakki) zusammen.[38]

Die nun erstarkten inneren Oppositionskräfte, insbesondere die Bewegung “Ittihad ve Terraki“, die sich aus den Jungtürken zusammensetzte, forderten mehr Freiheiten und Rechte. 1908 musste angesichts der Bedrohung durch aufständische Truppen die Verfassung wieder in Kraft gesetzt werden.[39] Abdülhamid II. wurde abgesetzt und sein Bruder Mehmet Resit V. an die Spitze des Reiches bestellt.

Jedoch hatte das Osmanische Reich bereits ausgedient, und das zweite Parlament konnte das zukommende Ende nicht mehr stoppen. Mit diesem Zeitpunkt nimmt der Zerfall des Osmanischen Reiches rapide zu, die Osmanen verloren Libyen (Trablusgarp) und den Balkan.

2.5. Neue Strömungen in einem starren Gebilde

Das osmanische Reich war ein islamisch legitimer Staat mit dem Sultan-Kalifen an der Spitze. Ein weiteres Spezifikum des osmanischen Reichs stellte für mehrere Jahrhunderte das so genannte millet-System dar:

Darunter verstand man eine Strukturierung der osmanischen Bevölkerung ausschließlich nach eigenständigen Religionsgemeinschaften. Die Bezeichnung „millet“ kommt aus dem arabischen und steht für „die Konfession“, im Gegensatz zum heutigen Sprachgebrauch von millet, drückt dieser Begriff, nicht die ethnische Zugehörigkeit aus.[40] Das „millet-System“ regelte das Verhältnis zwischen politischer Herrschaft und der jeweiligen nicht-muslimischen Bevölkerungsgruppe. Das waren aufgrund ihrer Religion die Christen(Armenier, Griechen, Araber), Juden und kleinere Religionsgemeinschaften.

Diese leisteten Tributzahlungen in Form von Kopfsteuern, waren vom Militärdienst ausgeschlossen und einer diskriminierenden Kleidungsordnung unterworfen. Zudem kam, dass ihrer Aussage bei Gericht weniger Glaubwürdigkeit zu als der eines Muslims. Das millet-System garantierte zudem in zivil- und privatrechtlichen Angelegenheiten die Anwendung der juristischen Regeln der jeweils eigenen Konfessionsgemeinschaft und ermöglichte die Wahrnehmung kultureller Autonomie.

Mit den „Kapitulationen“ entstand eine neue Schicht von nicht-muslimischen Bürgern im Reich, welche durch die Intervention ihrer europäischen Schutzherrn, zu mehr Privilegien gelangten. Es begann eine Migration seitens der Nicht-Muslime in die Städte.[41]

Die Tanzimat-Ära (1896) brachte unter anderem die Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetz, die Nicht-Muslime wurden den Muslimen gleichgestellt. Zusätzlich wurden, durch Etabilierung der neuern millet-Regelungen und der Installierung von gewählten Ratsversammlungen, die weit reichende Machtfülle der Rabbiner, der Patriarchen und der anderen millet-Führer, beschnitten. Die christlichen Führer wehrten sich gegen diese Tendenzen und dies wiederum stellte einen willkommenen Anlass und die Legitimation für weitere Interventionen zugunsten der Christen seitens der europäischen Großmächte dar. Die Christen erhielten Sonderregelungen, die ihnen ermöglichten, ökonomischen Wohlstand zu erlangen.

An dieser Stelle ist auf die Begründung und den Aufbau eines modernen Schulsystems zu verweisen, das meist mit Unterstützung europäischer oder amerikanischer Institutionen zustande kam und längerfristig angesichts der in diesen Schulen (meist Missionsschulen) „forcierten säkular-nationalismusfördernden Erziehung zur Untergrabung der Loyalität zum osmanischen Staat beigetragen hatte“[42].

Während es bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts 50 ausländische Schulen im Reich gab, erhöhte sich diese Zahl zwischen 1870-1890 auf 707 Schulen. Die unten angeführte Tabelle soll ein Bild auf den großen Einfluss der Großmächte in das Schulsystem verdeutlichen:[43]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1. aus Ersal Yavi. Türkler. Ermeniler. Kürtler. (Türken, Armenier, Kurden). Izmir 2001.[44]

Angesichts der ökonomischen Desintegration des Osmanischen Reiches erlangten die im Handel und Finanzsektor engagierten christlichen Minderheiten einen besonderen Stellenwert. Sie standen als verbindendes Medium der wirtschaftlichen Austauschbeziehungen mit dem Ausland, die insbesondere seit der DUI, enorm zunahm.

Die Statusverbesserungen der Nicht-Muslime führten unweigerlich zu Konfrontationen mit der muslimischen Bevölkerung, die ihrerseits für keine Gleichstellung waren. Statt einer muslimisch-christlichen Gleichstellung entstand eine ständig konkurrierende Gesellschaft. Die Muslime bestanden auf ihre besondere Stellung in der Gesellschaft, während die Nicht-Muslime Autonomie und Souveränität forderten.[45]

Abgesehen von informellen Interventionen gingen die europäischen Mächte schließlich auch dazu über, direkt in osmanische Angelegenheiten einzugreifen, osmanisches Gebiet zu besetzen und die Minderheiten an den äußeren Rändern des Reiches zu Revolten zu ermuntern. Die Aufstände auf dem Balkan zum Beispiel waren „zu einem wesentlichen Teil das Werk ausländischer Kräfte, die weniger auf das Wohl der Bevölkerung als auf ihre eigenen machtpolitischen Vorteile bedacht waren“.[46]

Gleichzeitig fand auch eine „Europäisierung“ des politischen und „nationalen“ Denkens bei den türkischen Intellektuellen statt. Als Gegenreaktion auf die, mit ausländischen Hilfe zustande gekommenen Versuche, nationalistische Ideen unter den millets zu verbreiten, reagierte man im Osmanischen Reich, mit der Inszenierung unterschiedlicher Leitbilder „zur Rettung des Staates“ – man griff auf „Osmanismus“, „Panislamismus“ und „Panturkismus“ zurück.[47]

2.5.1. Der Osmanismus

Dieses Konzept war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als Rettungsversuch gegen die Zersplitterung des Reiches gedacht worden.

Die Reichseinheit sollte erhalten bleiben und die unterschiedlichen „millet“ sollten zu „osmanischen Nation“ zusammengeführt werden. Die Tanzimat-Reformen erbrachten nicht die erwünschte Stärkung des Staates gegenüber der ausländischen Dominanz. Die sogenannten „Jungosmanen“, die von den Einheitsbewegungen in Deutschland und Italien einschließlich der Ideen von Nationalismus und Liberalismus inspiriert wurden, traten in den 1860er Jahren als Oppositionsbewegung auf. Sie strebten nach einer Rekonstruktion und Verknüpfung von Islam und parlamentarischem Verfassungsstaat.[48]

Namik Kemal, Teyfik Fikret und Ali Kemal waren bekannte Vertreter des osmanischen Patriotismus. Ihre Ideen propagierten das Schema des „Vaterlandes“ (vatan). Diese Ideen wurden weiterentwickelt und mit ihnen kamen die Ideen von Freiheit (Hürriyet) und Patriotismus (Vatanseverlik) ins Reich.[49]

Zur Verbreitung ihrer neuen Ideen nützten die Vertreter des Osmanismus den Journalismus. Ihr direkter politischer Einfluss jedoch blieb, im Gegensatz zur ideologischen Inspiration für die nachfolgende Generation, unbedeutend.

2.5.2. Der Panislamismus

Der Panislamismus entstand als Gegenpol auf die Europäisierung der Großstädte. Die anatolische Bevölkerung teilte nicht mehr dieselben traditionellen Werte mit der nun in Istanbul lebenden modernen Bürgerschicht. Dafür mögen verschiedene Gründe ausschlaggebend gewesen sein:

Zum einen ist anzumerken, dass sich die finanzielle Kluft zwischen Stadt- und Landbewohnern vergrößert hatte – während die anatolischen Bauern in ihrer Existenz bedroht waren, lebten die modernen Bürger im Überfluss.

Ein anderer wichtiger Grund war folgender: Die neue meist in Istanbul lebende moderne Bevölkerung war von westlichen Ideen inspiriert worden und eiferte diesem Lebensstil nach und entfernten sich mehr und mehr von ihrem Volk. Diese Veränderungen fasste die Landbevölkerung als bedrohlich auf. Sie konzentrierten sich nun noch mehr auf den Islam, welcher ihnen näher stand, der westliche Lebensstil war ihnen fremd.[50]

Diese Strömung wurde zur mächtigsten Denkrichtung während der 2. konstitutionellen Monarchie (2. Mesrutiyet).

Obwohl die Panislamisten den Westen vereitelten, waren sie trotzdem von ihren Fortschritten in den Bereichen der Industrie und der Technik angetan. Sie träumten von einem Osmanischen Reich, dessen Wirtschaftsvorbild Europa war, die Werte jedoch die alten traditionellen islamischen blieben.

Die Rückbesinnung auf islamische Werte und islamische Traditionen wäre die einzige Möglichkeit den Untergang des Reiches zu stoppen. 1909 entstand aus diesen Ideen inspiriert die Partei Ittihad-i Muhammedi. Die Ideen dieser Strömung reichen bis in die heutige Gegenwart. Einer der Gründer und zugleich ein Spitzenfunktionär dieser Partei, Said Kürdi (oder Nursi) gilt heute als Wegbereiter und Gründer der weit verbreiteten „Nur-Sekte“ (Nurcular Tarikati).[51]

2.5.3. Der Panturkismus

Die Idee des Panturkismus stellte die Grundbasis für die heutige Republik Türkei dar.

Diese Strömung war für eine Vereinigung aller Turkvölker unter einem Großreich, welches sie „Turan“ nannten.

An dieser Stelle ist anzumerken, dass sich die gebildete Schicht selbst als Osmanen bezeichnete, es war unter anderem ein Ausdruck dynastischer Loyalität. Das Wort „Türke“ wurde für die ungebildeten anatolischen Bauern verwendet. Das osmanische Türkisch wurde von den Osmanen nicht als „türkische Sprache“ betrachtet, sondern eher als eine Mischung von arabischen, persischen und türkischen Elementen, wobei die letzteren den geringsten Anteil hatten. Der Begriff „Türkei“ war vorerst eine Bezeichnung seitens der Europäer zur Umschreibung der muslimischen Gebiete des Osmanischen Reichs. Ein Selbstverständnis als ethnischer „Türke“ kam –außer bei Intellektuellen – erst spät zur Geltung.[52]

Die Türken, galten den Panturkisten zufolge, über Jahrhunderte als die „wahren“ Verteidiger des Islam. Zum Untergang des Osmanischen Reichs wäre es nur durch das Versagen und den Verrat der anderen im Reich lebenden Völker gekommen. Bei einer Herrschaft seitens der Türken wäre das Reich noch zu retten.

Anstelle der individuellen Freiheit stehe die „nationale“ Unabhängigkeit, ist diese gesichert, könne soziale Erneuerungen greifen. Die alten Strukturen des Reiches, werden durch Modernisierung verändert, Ziya Gökalp[53] zufolge, bedeutet dies dann ein „Neues Leben“ (Yeni Hayat)[54]. Diese Modernisierungen müssten vor allem in den Bereichen der Religion, der Wissenschaft und des Rechtssystems erfolgen. So könnte die Zwiespältigkeit des Staates geregelt werden und der Staat würde sich auf laizistische Prinzipien stützen können.

Die Ideen der Pantürken sind heute noch bei den türkischen Nationalisten vorzufinden.[55]

2.6. Der erste Weltkrieg und der Vertrag von Sèvres

Nachdem England, Frankreich und Russland sich geweigert hatten, die Sicherung der Grenzen des Reichs zuzusagen, zogen die Jungtürken an der Seite der Mittelmächte in den Krieg. Deutschland brauchte Bündnispartner und versprach den Jungtürken deshalb als Gegenleistung für einen Kriegseintritt die Aufhebung der Kapitulationen, den Rückgewinn der ägäischen Inseln, Grenzverschiebungen zu Lasten Russlands und Grenzverschiebungen auf Kosten Bulgariens und Rumäniens zu.[56]

Das Ende des Kriegs bedeutete nicht nur das Ende des Osmanischen Reiches, sondern aller Vielvölkerimperien in Europa, auch des Zarenreichs und der Donaumonarchie. An deren Stelle traten Nationalstaaten – doch noch war es nicht so weit. Der letzte Sultan Mehmet VI. Vahdettin war bemüht seinen Thron zu retten und unterzeichnete deshalb den Friedensvertrag von Sèvres.

2.6.1. Ende des Osmanischen Reiches

Am 31. Oktober 1918 wurde in der ägäischen Bucht von Mudros der Waffenstillstand geschlossen. Die osmanischen Truppen hielten nur noch das Gebiet der heutigen Türkei und die Provinz Mossul im heutigen Irak. Das Maghreb, Ägypten und alle arabischen Provinzen waren verloren, ebenso die osmanischen Besitzungen im Balkan sowie die Territorien nördlich des Schwarzen Meers und im Kaukasus. Schon am 15. Mai 1919 landeten griechische Truppen in Izmir.

In diesem Stadium fällten die Engländer in Istanbul eine Entscheidung mit weit reichenden Folgen. Sie stimmten der Entsendung eines noch jungen osmanischen Generals nach Anatolien zu, der die versprengten Truppenteile sammeln und entwaffnen sollte. Am 19. Mai 1919 erreichte General Mustafa Kemal die Hafenstadt Samsun am Schwarzen Meer. Doch statt die Truppen entwaffnen, formierte er sie zum Kern des nationalen Widerstands der Türken gegen die Besatzer. Ein erster Kongress in Erzurum schmiedete am 23. Juli 1919 ein Bündnis zwischen osmanischen Offizieren, anatolischen Notabeln, kurdischen Stammesführern und Mitgliedern der Geistlichkeit – den „Verein zur Verteidigung der Rechtsordnung Anatoliens“.

Sechs Wochen später beim nächsten Kongress in Sivas, am 4. September 1919, nahmen auch Delegierte aus dem Westen und Rumelien teil, und sprachen nun im Namen der Gesamttürkei. Im sogenannten „Nationalpakt“ erklärte er die vollkommene Unabhängigkeit des türkischen Territoriums innerhalb der Waffenstillstandsgrenzen.[57]

Der Vorsitzende des Komitees, General Mustafa Kemal, wandte sich an den Sultan und verlangte für die Anerkennung der osmanischen Monarchie die Einberufung des alten Parlaments. Darin bildeten nach wie vor die jungtürkischen Abgeordneten die Mehrheit. Als im Januar 1920 die Volksvertretung (Meclis-i Mebusan) zusammentrat bekannte sie sich prompt zum Nationalpakt von Sivas und schwächte damit die Stellung des Sultans weiter.

Im März verstärkten die Engländer die Besatzung der Stadt, lösten das Parlament auf und verbannten maßgebliche Abgeordnete nach Malta.[58] Der Rest der Opposition ging nach Anatolien und unterstützte Mustafa Kemal. Dieser rief nun seinerseits zur Bildung eines Parlaments nach Ankara. Am 23. April 1920 wurde es eröffnet, und am 3. Mai folgte die Ernennung Mustafa Kemals zum Chef der neuen Nationalregierung. Der Sultan erklärte einletztes Mal den Heiligen Krieg, diesmal gegen den aufrührerischen General – sein Heer musste sich jedoch bereits im Juni geschlagen geben.[59]

2.6.2. Der Vertrag von Sèvres

Nach Ende des 1. Weltkrieges traten die Siegermächte als „Entente“ zusammen und schlossen Waffenstillstandsabkommen mit den Verlierermächten. Im Vergleich zu den Abkommen der Weimarer Republik und Österreich folgte sehr spät ein Abkommen mit dem osmanischen Sultan, der ja immer noch, Oberhaupt des Staates war. Dies mag darauf zurückzufolgern sein, dass sich die Entente über die Aufteilung des Reiches noch nicht einig geworden war. Jedoch folgte dies mit dem Vertrag von Sèvres:

Am 10. August 1920 musste der Sultan den Vertrag unterschreiben. Er trat darin den europäischen Teil der Türkei, Ostthrakien, ab, und überließ die Provinz Izmir den Griechen. Im Osten sollte ein Großarmenien entstehen, dessen westliche und südliche Grenzen unter Einschluss der Städte Giresun, Erzincan, Bitlis und van gezogen wurde. Den kurdischen Gebieten wurde Autonomie versprochen, und der Südwesten Anatoliens war italienischen, Kilikien dagegen französischen Interessen vorbehalten. Istanbul, das Marmarameer und die Meerengen (Bosporus und Dardanellen) blieben unter internationaler Vormundschaft. Die Türken sollten sich mit dem Rumpfstaat in Zentralanatolien abfinden.

Einige Punkte des Diktatfriedens von Sèvres August 1920[60]

Gemäß diesem Friedensvertrag

- Die arabischen Gebiete werden gemäß Sykes- Picot- Abkommen aufgeteilt
- Die Meerengen werden geöffnet und kommen unter internationale Kontrolle und Verwaltung
- Die von den Jungtürken aufgehobenen Kapitulationen treten wieder in Kraft
- Die Siegermächte richten eine Finanzkontrolle ein
- Die Türkei zahlt Reparationen
- Das Verkehrswesen steht unter alliierter Aufsicht
- Die Streitkräfte werden auf 50.000 Mann beschränkt, einschließlich 35.000 Polizeikräften
- Die Flotte erhält nur wenige Schiffe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 2 aus http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:T%C3%BCrkei_Karte_1.PNG Karte auf Basis, der CIA World Factbook Karten, vom 31.08.2006.

Besatzungszonen ausländischer Staaten in der Türkei nach dem Vertrag von Sevres[61]

Zone 1: Meerengen Zone (unter der Verwaltung von Großbritannien und Frankreich)

Zone 2: Griechische Zone

Zone 3: Italienische Zone

Zone 4: Französische Zone

Zone 5: Armenische-russische Zone

Zone 6: Englische Zone

Der Vertrag von Sèvres wurde vom Sultan unterzeichnet, jedoch vom Parlament in Ankara nie angenommen.

2.6.3. Der Unabhängigkeitskrieg

Die griechischen Truppen, die im Mai 1919 in Izmir gelandet waren, waren auf eigene Faust nach Westanatolien und Ostthrakien vorgerückt. Im Herbst 1920 begann der griechische Vormarsch zu Stocken, im September siegten schließlich die Türken in der Entscheidungsschlacht am Fluss Sakarya. Schon im September 1919 hatte der türkische Widerstand gegen die französischen Truppen in Kilikien begonnen. Im Mai 1920 zogen sich die Franzosen zurück und konzentrierten sich auf Syrien und den Libanon. Zuvor hatte Italien Konya und Antalya geräumt und gleichzeitig auf all Ansprüche in der Türkei verzichtet. Bereits im Juni hatte die UdSSR unter Lenin die anatolische Regierung anerkannt und sich damit für die Angriffe der Alliierten auf die Oktoberrevolution revanchiert.

Mit Unterstützung, finanziell als auch mit Waffen, der UdSSR gelang es den Türken die Besatzer zurückzudrängen.

Den Siegermächten des Ersten Weltkriegs lag nichts an einer Verlängerung des Kriegs. Am 24. Juli 1923 schlossen sie mit der Regierung in Ankara den Vertrag von Lausanne, der die Unabhängigkeit des neuen Staates anerkannte. Am 29. Oktober verkündete Mustafa Kemal die Gründung der Republik.

2.5.4. Der Vertrag von Lausanne

Der mit den Alliierten ausgehandelte Vertrag revidierte den Vertrag von Sèvres und sah folgende Bestimmungen vor:[62]

- Ganz Anatolien fällt an die Türkei einschließlich Türkisch- Armenien und Türkisch- Kurdistan
- Ostthrazien mit Edirne fällt an die Türkei
- Meerengen entmilitarisiert und unter türkischer Souveränität
- Ägäisinseln außer Dodekanes, Imbros (Imroz) und Tenedos (Bozcaada) entmilitarisiert an Griechenland
- Bevölkerungsaustausch mit Griechenland
- Kurden nicht als Nationalität eingestuft (kein Kurdenstaat im Gegensatz zu Sèvres)
- Verzicht der Entente- Mächte auf Reparationen
- Aufhebung der Kapitulationen

Die Türkei wird anerkannt und erhält politische und wirtschaftliche Souveränität.[63]

2.7. Die Ära Atatürks

Die Einführung der Republik änderte am politischen Klima zunächst wenig. Bei der Gründung der Republik lebten 80 Prozent der Bevölkerung auf dem Lande und 90 Prozent waren Analphabeten. Ihnen sagten politische Theorien wenig, wichtig waren regionale, stammesmäßige und religiöse Zugehörigkeiten. Aus dieser Bevölkerung wollte Atatürk eine westlich gebildete Nation nach europäischem Muster formen. Zwei Eigenschaften sollte sie haben: Zum einem sollte sie sich nicht mehr religiös, sondern westlich verstehen und zum anderen sollte sie sich zum Türkentum bekennen.[64]

Um seine Ziele entsprechend umsetzen zu können, mussten Reformen in wesentlichen Bereichen der Gesellschaft durchgeführt werden.

2.7.1. Wesentliche Reformen (1923-1928)

- Verfassung[65], die sich im Laufe der Zeit immer mehr am Westen orientierte

- Abschaffung der islamischen Scharia als Rechtsordnung
- Übertragung des schweizerischen Zivil- und des italienischen Strafrechts auf die Türkei
- Übernahme des westlichen Prinzips der Gesetzgebung
- Trennung zwischen Staat und Religion, durch Abschaffung des Sultanats, das Herrschaft und Religion verband (Laizismus)
- Aufhebung der Verfassungsklausel, die den Islam als Staatsreligion festlegte
- Einführung einer modifizierten Art der lateinischen Schrift => Abkehr von der Arabischen Schrift
- Übernahme des gregorianischen Kalenders
- Absage an die islamische Kleiderordnung, von nun an war auch hier der Westen das Vorbild
- Verbot des Fez als Zeichen der osmanischen Rückständigkeit
- Verbot der Polygamie
- Einführung der Zivilehe
- Frauen wurde das Wahlrecht zugestanden
- Familiennamen wurden gesetzliche Pflicht

Bevor es jedoch zu diesen Reformen kam, sollte der Rahmen der zu dieser Entwicklung führte noch einmal geschildert werden:[66]

Als hoher Militär gehörte Mustafa Kemal zur osmanischen Elite, die es gewohnt war, für das Volk zu denken und an seiner Stelle zu entscheiden. Die „nationale Front“, die sich in Anatolien gebildet hatte, war ein fragiles Bündnis, welches aus aufgeklärten Offizieren und Bürokraten aber auch aus türkischen Bauern, kurdischen Hirten und ihren Führern bestand, also Stammeschefs und Religionsgelehrten. Zur Überbrückung der Kluft nutzte Atatürk zwei Wege: ideologische Einbindung und Zwang. Als ideologische Gemeinsamkeit existierte jedoch zunächst nur der Islam. Faktisch war die türkisch-kurdische Befreiungsfront „offen panislamisch“, und anders als die Osmanen führten sie tatsächlich einen muslimischen Krieg gegen christliche Besatzer. Mustafa Kemal hütete sich deshalb, während des Krieges Zweifel an seiner Haltung zum Islam, zur osmanischen Dynastie und zur Rettung des Sultans und Kalifen aus christlicher Hand aufkommen zu lassen. Er bat die Ulema und die Ordensscheiche um Unterstützung und 152 Rechtsgelehrte aus Anatolien gaben der islamisch-nationalen Sache ihren Segen. Das Parlament in Ankara war dann auch eine durch und durch islamische Versammlung. Erst als der Krieg entschieden war und der Staat durch den Vertrag von Lausanne außenpolitisch gesichert war, gingen Mustafa Kemal und seine Kader daran, die Religion in Staat und Gesellschaft an den Rand zu drängen.

Dazu brauchte er allerdings ein neues Parlament. Das erste Parlament wurde auf Initiative Atatürks aufgelöst worden. Er fürchtete, die Abgeordneten würden dem Vertrag von Lausanne ihre Zustimmung verweigern (besonders Kurden und die Ulema).[67]

„Türkische Historiker meinen, das Erste Parlament habe das Volk besser repräsentiert als alle folgenden – bis zu den freien Wahlen von 1950. Lag im der Anteil der Offiziere und Beamten im Ersten Parlament bei 33 Prozent entfielen auf andere gesellschaftliche Gruppen 67 Prozent. Im Zweiten Parlament dagegen saßen 54 Prozent Offiziere und Beamte.“[68]

Anders ausgedrückt 233, der insgesamt 390 Abgeordneten, waren Offiziere bzw. Beamte.[69]

Doch radikale Schritte wie die Gründung der Republik waren trotzdem schwer zu realisieren, wollten die Ulema doch eine konstitutionelle Monarchie. Mustafa Kemal nutzte deshalb eine von ihm selbst ausgelöste Regierungskrise dazu, das Parlament mit der Einführung der Republik zu konfrontieren. Eine Diskussion darüber hatte nicht stattgefunden, und vier der fünf[70] führenden Persönlichkeiten des Befreiungskrieges befanden sich nicht in Ankara.

Der Wechsel der Staatsform kam innerhalb von acht Stunden zustande, die Verfassungskommission entschied und anschließend erfolgte die Abstimmung zur Änderung der Verfassung. Nur 15 Minuten später wurde von der Versammlung, Mustafa Kemal, mit 158 von 287 Abgeordneten (gerade noch beschlussfähig), einstimmig zum ersten Staatspräsidenten der Republik Türkei gewählt.[71]

Atatürk herrschte nach den Prinzipien des nach ihm benannten "Kemalismus" oder "Atatürkismus". Dieses System, das von ihm in einer faktischen Einmanndiktatur gelenkt wurde, basierte auf sechs Grundpfeilern, die ihm ermöglichten, trotz der Alleinherrschaft mit der Unterstützung einer großen Allianz bestehend aus der zivilen wie militärischen Bürokratie, dem neu entstandenen Bürgertum wie auch den Großgrundbesitzern, den jungen Staat innenpolitisch zu stabilisieren und außenpolitisch abzusichern.[72]

Die sechs Eckpunkte des Kemalismus waren bzw. sind:[73]

- Republikanimus, also das Leben in einer nicht adlig- feudal geprägten Gesellschaft, sondern in einem Verfassungsstaat, der die Grundrechte garantiert
- Nationalismus, also das Streben nach einen starken türkischen Nationalstaat in dem die türkischen Interessen vor allen anderen stehen
- Populismus, was in diesem Zusammenhang die Formulierung des Zieles bedeutet, die Massen im Interesse der Herrschenden zu mobilisieren
- Dirigismus, also eine starke staatliche Wirtschaftslenkung
- Laizismus, also die strikte Trennung von Staat und Religion, sowie die Revision der Ansicht, das religiös Gute als das moralisch Gute anzusehen. => Moralische Fragen sollen autonom geklärt werden
- Revolutionismus, womit der permanente gesellschaftliche Wandel gemeint ist; ob dieser gewaltsam oder gewaltlos vonstatten geht, spielt keine Rolle

Die oben genannten Persönlichkeiten, an der Spitze Kazim Karabekir, fühlten sich von Atatürks Akt hintergangen und versammelten sich 1924 in der „Republikanischen Fortschrittspartei“ (CTP), die eine konservative Konkurrenz zu, Mustafa Kemals gegründeter „Republikanische Volkspartei“ (CHP) darstellte. Diese Partei widerstrebte gegen die Stellung Mustafa Kemals und gegen neue Maßnahmen zur Zurückdrängung der Religion – besonders dies, stieß auf regen Widerstand in der Bevölkerung.[74]

1924 war das Kalifat aufgehoben worden. Die Schulen wurden dem Erziehungsministerium unterstellt, das umgehend die Medresen schloss. Das „Ministerium für religiöses Recht und fromme Stiftungen“ war abgeschafft worden, und eine untergeordnete Religionsbehörde trat an ihre Stelle. Entscheidungen über das religiöse Recht traf jetzt das Parlament, und das religiöse Leben wurde von der neuen staatlichen Behörde kontrolliert. Die Religion war damit nicht mehr Legitimation des Staates! Aus der Religion war eine untergeordnete und potentiell gefährliche Angelegenheit geworden, die es zu kontrollieren galt.[75]

Besonders die im Osten lebende Bevölkerung konnte sich mit den neuen Leitbildern der neuen Republik nicht identifizieren. Anstelle der bisherigen Werte, standen nun neue Ideologien wie Rassismus oder Nationalismus. Im Februar 1925 kam es zu einem Kurdenaufstand in Südanatolien, dessen geistiger Führer, Scheich Seid (ein Ordensführer des Nakschibendi-Ordens) war[76]. Er propagierte die Rückkehr zu Sultanat und des Kalifats. Der Aufstand wuchs sich zu einer handfesten militärischen Bedrohung aus. Die Regierung nutze die Revolte im Osten dazu, die bürgerliche Opposition im ganzen Lande auszuschalten. Im März erließ sie das „Gesetz zur Sicherung der öffentlichen Ruhe“. Dieses räumte der Regierung weit reichende Vollmachten ein und wurde für 22 Jahre das Instrument autoritärer Politik. Mit aller Härte und Brutalität wurde diese Erhebung militärisch niedergeschlagen und dabei das Ziel verfolgt, die kurdische Opposition möglichst auszulöschen. Unter dem Vorwand, der „Schwächung des Regierungseinflusses durch Kritik und dadurch gegebenen Verursachung des Aufstandes im Osten wurden im Juni 1925 die Oppositionspartei verboten und die Parteispitzen vor Gericht verurteilt, auch wurden Zeitungen zwangsweise eingestellt.[77]

Die 1923 gegründete erste Einheitsgewerkschaft „Birlik (Einheit) bestand nur knapp zwei Jahre.[78]

1925 wurde ein generelles Parteienverbot erlassen, 1933 die Universität von liberalen Akademikern gesäubert.

Mustafa Kemal startete 1930 einen Versuch eine weitere Partei im Land zu etablieren. Er beauftragte einen Vertrauten mit der Gründung einer loyalen Oppositionspartei. Diese, „Freie Republikanische Partei“ (SCP) erhielt jedoch gleich soviel Zulauf, dass das Experiment bereits nach drei Monaten abgebrochen wurde. So blieb die CHP die einzige Partei, und das Parlament wurde zu einem willenlosen Forum.

Nach Unruhen in Erzurum wurde der Ausnahmezustand in der Provinz verhängt, und unter dem Namen „Unabhängigkeitsgericht“ (Istiklal Mahkemeleri) wurden zwei Sondergerichtshöfe eingerichtet, einer in Diyarbakir für die kurdischen Provinzen und einer in Ankara für die übrige Türkei. In vielen Städten Zentralanatoliens kam es zu Strafverfahren, Verurteilungen und Hinrichtungen.

1926 wurde das Schweizer Zivilrecht und damit die Einehe eingeführt. Noch im selben Jahr erfolgte das Verbot der religiösen Eheschließung, stattdessen wurden Standesämter eingeführt. Die Frau wurde dem Mann weitgehend gleichgestellt und erhielt 1935 das aktive und passive Wahlrecht. 1928 strich das Parlament den Passus „Staatsreligion ist der Islam“ aus der der Verfassung, und der Gebrauch arabischer Schriftzeichen wurde verboten. Das Ziel die Analphabetisierung voranzubringen, kam das Regime damit nur wenig näher, der Bruch mit der osmanischen Kultur jedoch gelang.

2.7.2. Der kemalistische Nationalismus

Tatsächlich haben die Reformen Atatürks die türkische Nation geschaffen. Die Überzeugung, Mitglied einer von anderen Völkern scharf getrennten Nation zu sein, hat erstmals während der Einparteienherrschaft die Grenzen der Elite überschritten und sich in Teilen des Volkes durchgesetzt. Die im Osmanischen Reich geborenen Ideen von der Verwestlichung und dem Türkentum wurden von Atatürk fortgesetzt. Selbst der Name der Republik Türkei, wurde mit dem Bewusstsein, eine Nation der Türken zu sein, gegeben.[79]

„Türke“ zu sein, stand nun im Mittelpunkt des alltäglichen Lebens. Nur derjenige, der einen eindeutig türkischen Stammbaum nachweisen konnte, wurde als wahrer Bürger angesehen.

Laut der Definition aus der Verfassung von 1924, ist ein Türke bzw. eine Türkin jeder bzw. jede, der/die sich zu der türkischen Nation bekennt, gleich welcher ethnischen oder konfessionellen Herkunft er/sie stammt. Türkisch wird zur Muttersprache und zur Amtssprache. Um dies zu garantieren wurde sogar nach 1932 nur noch auf türkisch zum Gebet gerufen und im ganzen Land verschiedene Kampagnen gestartet, die das Volk aufriefen, ab sofort nur noch türkisch zu reden.[80] Anstelle der Bezeichnung „Individuum“ wurde der Begriff „Türke“ verwendet. Bsp.: § 68 – Jeder Türke wird frei geboren. (Her Türk özgür dogar).[81]

Diese Definition spiegelt jedoch nicht die Wirklichkeit. Tatsächlich definierte Mustafa Kemal selbst sein Volk so: „Das türkische Volk, dass die Republik Türkei gegründet hatte, wird türkische Nation genannt.“[82] Diese Gründer sind die Menschen, die am Unabhängigkeitskrieg teilnahmen. Dazu zählten die Muslimen und die Juden. Den Christen und Andersgläubigen wurde hier der Vorwand gemacht, dass sie die Besatzer (Entente) unterstützt hätten, damit zählten sie nicht zur türkischen Nation.

Hier findet eine klare Diskriminierung der „gayrimüslim“ statt!

Das 1924 eingeführte Erziehungsministerium fing mit der Neugestaltung der Schulbildung an. In den, von den christlichen und andersgläubigen geleiteten Schulen, wurde die Einführung von fünf Stunden „Türkisch Unterricht“ in den Lehrplan vorgeschrieben. Der Inhalt befasste sich mit der türkischen Sprache und der türkischen Literatur.

In den östlichen Provinzen wurde der bisher in kurdischer Sprache abgehaltene Religionsunterricht verboten.[83]

1926 wurde das Beamtengesetz erneuert. Mit dieser Neuerung waren nur noch Menschen, die nachweislich ihre türkische Ethnie bestätigen konnten, berechtigt als Beamte zu arbeiten. Weiters wurde nur noch „wahre“ Türken in die Militärschulen aufgenommen.[84]

Atatürk fand seine Ideen im Deutschen Nationalsozialismus von 1929 wieder. Inspiriert davon, verfolgte er den Gedanken: „Einer Nation, einer Partei, einer Gemeinschaft und einer Sprache“. Atatürk wurde von seinem Gefolge als „großer Chef“ (büyük sef) bezeichnet. Diese Begrifflichkeit wurde aus dem deutschen Nationalsozialismus anstelle des „Führers“ übernommen.[85] Der Wertsetzung des „türkischen“ Bürgers glich, die des arischen. In der Zeit von 1929-1938 stand die türkische Identität im Vordergrund.[86]

Diese Ideologie wurde bewusst geschaffen und diente als Gegenpol zur Besinnung zum Islam, in der Ankara eine große Bedrohung für die junge Republik sah.

Um das Selbstbewusstsein der Türken zu stärken, wurde eine eigene Institution[87] (1931) gegründet, die sich mit der Geschichte der Türken auseinandersetzte und sich mit der türkischen Grammatik beschäftigte. Neue Theorien wurden entwickelt, die die türkische Sprache, als Mutter-Sprache aller Sprachen, darstellten. Dieser Theorie zufolge, wäre die türkische Sprache, die älteste Sprache der Welt[88] (Sonnen-Sprach-Theorie), aus der sich alle anderen Sprachen entwickelt hätten. Diese Institution existiert immer noch in der Türkei.

Die Geschichtsschreibung wurde geändert, man nahm die Zeit der Osmanen in gekürzter Form wieder, konzentrierte sich mehr auf die Hochkulturen wie Mesopotamien oder die Ägypter, an deren Entstehung, die Türken maßgeblich beteiligt gewesen sein sollten.

Den eigentlichen Bruch mit dem Osmanischen Reich und eine wahre Türkisierung fand mit der gesetzlichen Einführung des Familiennamens 1934 statt. Anstelle der bisherigen Namen, die sich z.B. bei den Kurden, oft aus der Stammeszugehörigkeit herausleiten ließen, z.B. Kürtoglu (Sohn des Kurden), stand nun ein eindeutig türkischer Nachname – z.B. Kurtoglu.[89]

Mustafa Kemal, erhält mit einem Beschluss von der der Nationalversammlung den Nachnamen Atatürk (Vater der Türken).

Zweifelsohne hat der Vater der Türken, sein Leben der Schaffung und der Entwicklung der jungen Nation Türkei gewidmet. Sein Ideal war Europa! Gestützt auf seine in Europa genossene Ausbildung und das mitgebrachte europäische Gedankengut versuchte er ein neues Modell von Staat zu errichten - die Türkei. Aussagen von Kemal Atatürk gelten heute in der Türkei als Dogmen, die nicht diskutiert werden dürfen.

Obwohl seine Reformen dem Ziel eine westliche Demokratie zu etablieren, nahe gekommen sind, ist doch zu Hinterfragen, inwiefern er hier demokratisch gehandelt hat. Jedoch sei dies zunächst dahingestellt. Diese Thematik wird in den weiteren Kapiteln ausführlicher behandelt werden.

Zum Abschluss dieses Kapitels, einige Zitate vom Vater der Türken – Mustafa Kemal:

- „Die einzige Ehre und Reichtum in meinem Leben ist nichts anderes als meine türkische Identität.“[90]
- „Dieses Land war in der Geschichte türkisch, ist zurzeit türkisch und wird bis in alle Ewigkeit als Türkei bestehen.“[91]
- „Türke, sei stolz, arbeite und vertraue.“[92]
- „Ein Türke hat den Gegenwert der ganzen Welt.“[93]
- „ Wir sind nicht weniger Wert, als andere Völker auch. Wir sind mutig, klug, fleißig, wir wissen für hohe Ziele zu sterben.“[94]
- „“Wie glücklich ist jeder, der sich Türke nennen kann!“[95]
- „Das einzige Volk auf der Welt, das bisher demokratisch geboren wurde, ist das türkische Volk.“[96]
- "Ey türkische Jugend! Die Allmacht, die Du brauchst, existiert in dem in Deinen Adern fließenden edlen Blut!"[97]
- "Ein Türke ist so viel wert wie die ganze Welt!"[98]

II. Demokratisierungsprozess

1. Erste Demokratieansätze in der türkischen Republik

Die 1923 gegründete Türkische Republik war nicht demokratisch. Mustafa Kemal bestand darauf, dass die nationale Bewegung, der er die entscheidenden Impulse gab, nicht demokratisch, sozialistisch, bolschewistisch, pantürkisch oder panislamisch war bzw. irgendeiner bereits bestehenden Theorie, wie etwa der Trennung der Gewalten oder Rousseaus direkter Demokratie entsprach. Er war davon überzeugt, dass die Beratung in der Nationalversammlung das wichtigste Prinzip politischer Legitimation sein würde. Mustafa Kemal ging davon aus, dass eine politische Führerschaft politische Institutionen schaffen würde.[99] Den Großteil der Parlamentsabgeordneten bildeten jedoch, Vertreter der Ittihak ve Terakki Partei und Offiziere.[100]

1.1. Die Fortschrittliche Republikanische Partei (Terakkiperver Cumhuriyet Firakasi)

Nicht zuletzt der autokratische Stil, indem Atatürk seine politischen Schritte durchsetzte, hatte einige seiner engsten Mitstreiter entfremdet. Mustafa Kemal hatte versucht, sie in seine Volkspartei einzubinden, doch sie sahen darin keine Möglichkeit, auf demokratische Weise ihre abweichende Politik zu artikulieren. Am 3. November 1924 traten sie aus der Volkspartei aus und gründeten am 17. November eine eigene Partei – die Fortschrittliche Republikanische Partei (Terakkiperver Cumhuriyet Firakasi) mit Kazim Karabekir als Vorsitzenden und Ali Fuat (Cebesoy) als Generalsekretär. 29 Abgeordnete der Nationalversammlung folgten ihnen.[101]

Ihr Programm:[102]

- Liberalisierung
- Volksherrschaft (Demokratie)
- Glaubens- und Meinungsfreiheit

Kazim Karabekir, Ali Fuat (Cebesoy), Cafer (Tayyar) und Rauf Orbay waren namhafte Vertreter der Unabhängigkeitskriegs. Besonders hervorzuheben ist hier Kazim Karabekir, welcher während dieses Krieges, der Kommandant in Erzurum war und die ersten Feldzüge zur Befreiung Anatoliens im Jahre 1919 angeführt hatte. Zu seinen Errungenschaften zählte auch die Niederschlagung der armenischen Aufstände in Anatolien (1920) ein Waffenstillstandvertrag, der zum Gümrü Vertrag, abgeschlossen mit den Armeniern, führte. Weiters wird 1920 ein Friedensvertrag in Moskau mit der UDSSR durch ihn abgeschlossen. In diesem Vertrag erkennt die UDSSR, die von Karabekir im Osten eroberten Gebiete, als Grenze an. Die UDSSR unterstützt ab diesem Zeitpunkt den Unabhängigkeitskrieg mit militärischen (Waffen, Munition, …) und finanziellen (5 Millionen goldene Lira) Mitteln.[103]

Das Programm der Partei sprach diejenigen an, die sich der Radikalität der kemalistischen Umwälzung widersetzten.

Atatürk fürchtete einen Massenansturm zu der neu gegründeten Fortschrittliche Republikanischen Partei. Wollte die Volkspartei nicht einen massiven Einbruch erleiden, musste sie rasch reagieren. Deshalb erfolgte am 10. November 1924 die Umbenennung in Republikanische Partei und am 21. November wurde Ismet (Inönü) als Ministerpräsident durch Ali Fethi Bey (Fethi Okyar) ersetzt, einen engen Freund und Vertrauten Mustafa Kemals. Er galt als versöhnlicher als der radikal „kemalistische“ Ismet.

Die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Opposition und Regierungspartei wurde jedoch sehr bald überschattet von einem Aufstand der Kurden, angeführt von Scheich Said von Palu, dem örtlichen Chef der religiösen Bruderschaft des Naksibendi Ordens. Diese Aufstände lieferten den Vorwand für eine Generalabrechnung mit der Opposition.

Der Ausbruch des Konflikts verschärfte die Auseinandersetzung im Parlament. Vertreter der Republikanischen Volkspartei warfen der Opposition vor, sie hätten die Rebellion der Kurden durch religiöse Propaganda gefördert. Dies war auch die Linie Mustafa Kemals. Mit der Zustimmung Ismet (Inönüs) wurde ein Regierungswechsel inszeniert und Fethi (Okyar) abgesetzt, und Ismet übernahm die Regierung von neuem.[104]

Die gesetzliche Grundlage zur Bekämpfung des Aufstandes sollte auch zur Zerschlagung der Opposition dienen. Das Gesetz gegen Hochverrat wurde dahingehend verschärft, dass der politische Gebrauch der Religion zu den Straftatbeständen des Verrats gezählt wurde. Ismets erste Amtshandlung wurde die Verabschiedung des „Gesetzes über die Aufrechterhaltung der Ordnung“ (Takrir-i sükûn kanunu). Es sollte zunächst zwei Jahre gelten und wurde später um weitere zwei Jahre verlängert. Eigene Sondergerichte, die beschönigend „Unabhängigkeitskriege“ genannt wurden, sollten für seine Durchführung sorgen.[105]

Der kurdische Aufstand wurde unterdrückt. Der Führer des Ordens gefangen genommen und mit 40 Anhängern in Diyarbakir gehängt. Jedoch waren er und sein Gefolge nicht die einzigen Opfer des Aufstandes.

Er bot auch die Gelegenheit mit der Opposition abzurechnen. Die Zeitungen wurden unter strenge Zensur gestellt und viele verboten. Die Unabhängigkeitsgerichte verteilten regelrecht Todesurteile. Am 3. Juni 1925 wurde die Fortschrittspartei verboten, nachdem sechs ihrer führenden Mitglieder mit der Beschuldigung verurteilt worden waren, sie hätten die religiöse Reaktion gefördert. Weiteren dreizehn Abgeordneten der Fortschrittspartei war der Weg zurück in die Politik auf Lebenszeiten verwehrt worden, dem Rest von zehn Abgeordneten gelang ein Widereinstieg erst nach Atatürks Tod, als das Mehrparteiensystem eingeführt wurde. Kazim Karabekir beschreibt seine Gefühle, nach der Schließung seiner Partei, folgendermaßen:

„Das, was wir erlitten war nicht so schlimm, wie das, was unser Volk erleben musste. Wir sind glücklicher, als Mustafa Kemal, der für sich behauptet das Volk zu repräsentieren, ohne, dass er sich unter das Volk gemischt hat. Uns gelang es – und nichts ist so wertvoll, wie der Bund, der uns mit unserem Volk vereint. Das kann uns keiner nehmen, deshalb schätzen wir uns glücklich.“[106]

Ein weiterer Ansatz zur Demokratisierung war damit gescheitert.

1.2. Freie Republikanische Partei (Serbest Cumhuriyet Firkasi)

Nach der Schließung der Fortschrittspartei war Mustafa Kemal erst 1930 erneut bereit ein demokratisches Experiment durchzuführen. Die Unzufriedenheit im Lande war gestiegen. Die Weltwirtschaftskrise hatte auch in der Türkei ihre Wirkung gezeigt und die Wirtschaft hatte Rückschläge erlitten. Auch wollte er dem Westen beweißen, dass er keine Diktatur anstrebt und sehr wohl eine Opposition zulassen würde, jedoch sei bisher die Republik noch nicht bereit dazu gewesen. Im Sommer 1930 wurde eine Oppositionspartei aus den Reihen der Republikanischen Volkspartei gegründet.[107] /[108]

Von Anfang an sollte sichergestellt sein, dass das Experiment nicht wieder aus dem Ruder laufen würde. Mustafa Kemal ließ seinen Freund Fethi (Okyar) nach Ankara kommen und überredete ihn, eine Partei zu gründen. Dabei sicherte er zu, er werde beide künftige Parteien gleichermaßen respektieren. Die neue Oppositionspartei sollte Freie Republikanische Partei heißen (Serbest Cumhuriyet Firkasi) und bereits der Wortlaut des Parteinamen enthielt den Begriff „Liberalisierung“. Sie sollte das Ziel haben sich mehr für die Privatwirtschaft einzusetzen.[109]

Nach anfänglichen Schwierigkeiten konnte die neue Oppositionspartei bald nicht mehr über einen Mangel an Popularität in der breiten Öffentlichkeit klagen. In Izmir hatte Fethi bei seinem ersten Besuch derartigen Zulauf, dass es zu Zusammenstößen mit der Polizei kam. Mehrere Menschen wurden verletzt, ein Junge getötet. Lange unterdrückte Abneigungen gegen die Regierung kamen zum Ausspruch. Islamische Fahnen und Slogans wurden wieder hervorgeholt, wenn auch gegen den Willen des Oppositionsführers.[110]

Im Oktober wurden Gemeinderatswahlen abgehalten. Trotz massiver Behinderung konnte die junge Partei in 30 von insgesamt 512 Gemeinderäten gewinnen. Fethi beschloss, das Experiment abzubrechen. Er machte Atatürk deutlich, dass die Opposition unter der Voraussetzung gebildet worden, dass sie sich nicht gegen den Staatschef wenden würde. Nun jedoch scheine diese Gefahr zu bestehen, und er zog es daher vor die Partei aufzulösen. Dies geschah am 16. November.

Im Hinblick auf die spätere Entwicklung ist an dem Experiment interessant, dass die Opposition schlagartig auf Popularität stieß, was zugleich auch auf die Unpopularität der Regierungspartei schließen lässt.[111]

Fast Zeitgleich mit der Gründung der oben genannten Oppositionspartei, waren auch einige weitere kleine, unabhängige Parteien entstanden, wie z.B. die Öffentliche Republikanische Partei (Ahali Cumhuriyet Firkasi) und die Türkische Republikanische Arbeiter- und Bauern Partei (Türk Cumhuriyet Amele ve Ciftci Firkasi). Diese, wurden kurz nachdem Fethi (Okyar) seine Partei schloss, von der Regierung geschlossen.[112]

2. Der Weg zum Mehrparteiensystem

Mit dem plötzlichen Tod Atatürks am 11. November 1938 wurde Ismet Inönü zum Staatspräsidenten ernannt. Als Mann, nach dem „ersten Mann“, dem „ewigen Chef“ (ebediy Sef), also Atatürk, erhielt Inönü, als „Zweiter Mann“ in der Republik, den Beinamen „nationaler Chef“ (milli Sef) und wurde zum „ständigen“ Parteivorstand der Republikanischen Volkspartei ernannt. Gleich zu Beginn seiner Amtsperiode, begann er, getreu nach seinem Vorbild Atatürk, sich von andersdenkenden bzw. ihm nicht untergebenen Personen (diese waren meist Anhänger bzw. Personen aus dem nähere Freundeskreis Atatürks) zu trennen. So mussten sich Namen wie Ali Kilic, Recep Zühtü, Fuat Bulca, T. Rüstü Aras und Sükrü Kaya von der politischen Bühne verabschieden. Diese Stellen wurden neu besetzt, unter anderem wurden, die, von Atatürk von der Politik Verbannten, Kazim Karabekir, Ali Fuat Cebesoy und Fethi Okyar wieder in die Politik aufgenommen.[113]

Mit dem Beginn des 2. Weltkriegs verschlechterte sich die bereits prekäre wirtschaftliche Lage des Landes weiter. Durch die Bedrohung eines möglichen Kriegeintritts, sah sich die Regierung gezwungen, ihre Kasernen wieder mit Soldaten anzuhäufen. Diese waren jedoch unzureichend bewaffnet, gab es doch bisher im Lande keine eigene Waffenproduktion.[114] Die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung, die ohnehin von der Revolution durch die Jahre wenig Besserung erfahren hatte, so z.B. die, der Bauern sowie der Land- und Industriearbeiter, hatte sich, durch kriegswirtschaftlich bedingte Maßnahmen der Regierung, verschlechtert. Aber auch bei jenen Gruppen, die den Kern des kemalistischen Regimes bildeten, (so die Offiziere und die Bürokraten, die Händler in den Städten und die Großgrundbesitzer auf dem Land), stießen die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regierung auf wachsende Ablehnung. Inflation und Preiskontrolle, zusätzliche Besteuerung, darunter die Vermögenssteuer (Varlik Vergisi), die zwar hauptsächlich die nichtmuslimische Geschäftswelt traf, gleichwohl aber unter der türkischen Bourgeoisie insgesamt Unruhe hervorrief, die künstliche Niedrigpreispolitik für landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie das Landverteilungsgesetz (Ciftciyi Topraklandirma Kanunu) vom Januar 1945, untergruben die Koalition politischer und gesellschaftlicher Gruppen und Kräfte, auf denen das kemalistische System beruhte.[115]

Trotz des Etatismus gab es dennoch kleine wohlhabende Schichten in der Bevölkerung, denen es gelang, von der Kriegswirtschaft zu profitieren. Diese konnten ihr Vermögen verdoppeln. Ein Bericht des Nationalratsabgeordneten Cemil Sait Barlas vom Jahre 1950 gibt einen Überblick über das Privatvermögen (auf türkischen Bankkonten) der Türken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2. Aus TBMM Tutanak Dergisi, C. XXV/I, Dönem 8, Toplanti 4, Bilesim 63, Oturum 1, Sayfa 312.[116]

Die Forderungen der sozial schwachen Bevölkerung nach einem Sozialstaat wurden stärker. Die Bedrohung, dass nun auch der Kommunismus, im Lande Fuß fassen konnte, wurde als Gefahr interpretiert. Um dem entgegenzutreten forderten die Wohlhabenden eine Anlehnung an den Westen (vornehmlich die USA und England).

Zusätzlicher Druck auf die Regierung kam auch aus dem Ausland: Die plötzliche Verschlechterung der Beziehung zur Sowjetunion, die der Aufkündigung des Freundschaftsvertrages von 1925 und den Forderungen Stalins (Stützpunkte am Bosporus und die Gebietsannexion von Kars und Ardahan) folgte, zwang Ankara zu einer Anlehnung an die USA. Dies und der Wunsch Ankaras, an den Segnungen des Marshall-Plans teilzuhaben, der der wirtschaftlichen Entwicklung Europas wesentliche Impulse geben sollte, ließen es geraten erscheinen, den ordnungs- und wirtschaftspolitischen Vorstellungen der USA, also Demokratie und freie Marktwirtschaft, entgegenzukommen.[117]

2.1. Exkurs: Vorbeugung gegen „rote“ Gefahr

Nach Ende des 2. Weltkriegs begann der Kalte Krieg, der jahrzehntelang die Weltpolitik beschäftigen sollte, und somit die Blockbildung in vielen Teilen Europas. Die Sowjetunion war unter dem Vorwand einer Demokratisierung, bestrebt Gebiete in Europa zu sowjetisieren, ganz Osteuropa und Teile des Balkans waren besetzt worden.

Die USA befürchteten, dass der Sowjetkommunismus auch, die im Krieg wirtschaftlich angeschlagenen westlichen Gebiete in Europa, in seinen Einflussbereich nehmen könnte und damit den Wohlstand der USA und das Gleichgewicht der Kräfte bedrohen könnte.[118] Am 12. März 1947 verkündete der amerikanische Präsident Harry Truman seine Doktrin vor dem amerikanischen Kongress, die sogenannte Truman-Doktrin. Die USA, bzw. ihr Präsident Truman, hatten sich nun einen neuen außenpolitischen Grundsatz gesetzt: „Allen Völkern, deren Freiheit von militanten Minderheiten oder durch einen äußeren Druck bedroht sind“,[119] sollte Beistand geleistet werden.

Die Türkei, Griechenland und auch Deutschland waren bedroht von der Sowjetunion eingenommen zu werden. Zum Einen stand die Türkei seit 1945 unter dem Druck der UDSSR, die unter anderem territoriale Forderungen stellte, zum Anderen tobte in Griechenland seit 1946 ein Bürgerkrieg und Großbritannien sah sich nicht mehr in der Lage allein die griechische Regierung gegen die kommunistische Seite zu unterstützen.[120]

Die Türkei und Griechenland wurden daher finanziell als auch militärisch von den USA gegen die Sowjetische Gefahr unterstützt:

Beide Staaten erhielten durch die Truman-Doktrin[121]:

- 400 Millionen US $
- US-Soldaten wurden stationiert
- Türkische und griechische Soldaten durften militärische Ausbildung in der USA genießen

Nun zu den politischen Folgen für die Türkei im Zuge der Truman-Doktrin:[122]

- Die Türkei erhielt die finanzielle Unterstützung unter der Bedingung, dass die USA jeder Zeit das Recht hätten, den Zweck der Ausgaben zu bestimmen. Ein, von diesen, nicht genehmigtes Projekt, durfte nicht mit diesen Geldern finanziert werden.
- Die bestehende militärische Ausbildung (nach Deutschem Muster), wurde durch die amerikanische ersetzt.
- Nur ein Waffenimport aus den USA war gestattet
- Beim Ausbau der Infrastruktur sollten die zukünftigen militärischen und wirtschaftlichen Interessen der USA berücksichtigt werden

Neben dieser Doktrin beteiligte sich die Türkei auch an dem Marshall-Plan 1948, der unter anderem eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den USA und der Türkei festhielt.

Inönü gab die Blockfreiheit auf und vertraute die Türkei für die nächsten zwanzig Jahre dem Schutz der USA an. Im Juli 1947 gewährte Washington erste Rüstungshilfe. Das Abkommen leitete über hundert weitere Verträge zur militärischen und wirtschaftlichen Kooperation ein. In Geheimabkünften wurde den USA im Falle innerer Unruhen sogar ein Interventionsrecht zugesprochen. US-Soldaten erhielten einen rechtlichen Sonderstatus und andere Privilegien. Bei Gesetzesübertretungen konnte die türkische Justiz sie nicht belangen, was in einigen Fällen großen Unmut in der Gesellschaft auslöste. Beginnend mit dem Marshall-Plan erhielt die Türkei von 1947 bis 1971 3,2 Milliarden Dollar Militär- und 1,5 Milliarden Dollar Wirtschaftshilfe, und gehörte bis 1974 zu den weltweit größten Empfängern amerikanischer Unterstützung. Im Gegenzug konnte Washington in Incirlik bei Adana Nuklearraketen stationieren und 30 Stützpunkte eröffnen. Strategisch verband die Türkei in jenen Zeiten die europäische Flanke der NATO mit den nahöstlichen Staaten.[123]

1945 trat die Türkei als Gründungsmitglied den Vereinten Nationen, im Februar 1952 als Vollmitglied der NATO bei.[124] Damit wurde ein neues Kapitel türkischer Außenpolitik aufgeschlagen.[125]

Die Teilnahme an diesen beiden Projekten bildete einen wesentlichen Teil der Verweltlichungsbestrebungen der Republik, die ihren Anfang vor 200 Jahren hatten. Zeitgleich zu diesem Beitritt, bestimmt nun eine wesentliche Leitidee den Modernisierungsgedanken – Will die Türkei zu Europa und damit zum fortschrittlichen Teil der Welt, gehören, sollte bzw. muss sie bei jeder neu gegründeten Organisation der Alliiertenmächte als Mitglied dabei sein. Nun war eine politische und wirtschaftliche Öffnung des Staates gefragt.

Um an Seite des Westens teilhaben zu können wurde das Einparteiensystem durch das Mehrparteiensystem ersetzt.

2.2. Die Zeit unter der Demokratischen Partei

Erste Andeutung auf eine politische Öffnung machte Präsident Inönü bei einer Reihe von Gelegenheiten seit Ende 1944. Eine Rede des Präsidenten am 19. Mai 1945 vor dem Parlament verdeutlichte den Wunsch nach Änderungen. So stellt er in dieser Ansprache fest, dass der Staat nun bereit dazu wäre, demokratische Elemente zu verwirklichen. Konkret würde dies durch folgende Maßen realisiert werden:[126]

- Abschaffung von Anti-demokratische Gesetze
- Autonome Universitäten
- Versammlungsfreiheit
- Meinungsfreiheit
- Ende des Einparteiensystems

Die Republikanische Partei (CHP) bestand damals aus Vertretern, sie sich mehrheitlich als „Kemalisten“ verstanden. Jedoch existierte neben dieser breiten Menge, innerhalb dieser Partei eine Oppositionsgruppe. Eine parlamentarische Debatte um das „Landverteilungsgesetz“ (Ciftci Topraklandirma Kanunu) im Mai 1945 gab dieser Gruppe die Chance, ihre wirtschaftspolitischen Vorstellungen klarer zu artikulieren. Deutlich standen die Verfechter der Interessen der Großgrundbesitzer und die, einer stärker markt- und privatwirtschaftlich orientierten Wirtschaftsverfassung sowie einer demokratischen politischen Ordnung im selben Lager. Ende 1945 wurde eine Reihe von Opponenten aus der Republikanischen Volkspartei ausgeschlossen (Adnan Menderes, Fuat Köprülü, Refik Koraltan ) bzw. verließen die Partei freiwillig (wie z.B. Celal Bayar).[127]

Aus innerparteilichen Meinungsgegnern sollte bald eine politische Oppositionspartei werden, denn am 7. Januar 1946 wurde die Demokratische Partei (Demokrat Parti, DP) gegründet. Zuvor hatte jedoch Celal Bayar, einer der Gründungsmitglieder, sich für die Spaltung und die Gründung der neuen Partei, den Sanktus von Präsident Inönu eingeholt. Bayar legte ihm sein Parteiprogramm vor, indem er ihm versichert den Kurs der CHP in den Bereichen „Laizismus“, „Bildung“ und „Außenpolitik“ weiterzubehalten.[128]

Nach Fikret Baskaya, war der Schritt vom Einparteien- zum Mehrparteiensystem kein demokratischer Zug der Türkischen Republik, denn mit der Etablierung einer Partei, die aus den Reihen der „Staatspartei“ CHP, kam, hätten die Partei wie auch die Republik nichts zu befürchten.[129]

Zwischen 1945 und 1950 formierten sich 24 weitere Parteigruppierungen, diese wurden jedoch von der Regierung, also der CHP, bald nach der Öffnung geschlossen und verboten. Meist mit der Begründung, dass diese Parteien, durch ihre Orientierung am Islam, den „Laizismus“ gefährden würden.[130]

Der Massenandrang auf die neue Demokratische Partei war hoch. Die CHP, befürchtete nun bei den nächsten Wahlen, nicht mehr genügend Sitze für die Bildung der Regierung erhalten zu können und legte daher die Nationalratswahlen um ein Jahr vor. Trotzdem gelang es der sechs Monate alten DP 65 Sitze (von insgesamt 462 Sitzen) zu erringen.[131]

Zur Durchführung dieser Wahlen von 1947 ist anzumerken, dass sie sehr stark von der Regierungspartei manipuliert wurde. Die Stimmabgabe der Wähler und Wählerinnen fand öffentlich statt und die Zählung der Stimmen wurde geheim durchgeführt.

Diese Vorgansweise war und ist heute nicht vereinbar mit den eigentlichen Grundsätzen des demokratischen Wahlrechts, welches davon ausgeht, dass demokratische Wahlen unmittelbar und direkt, frei und geheim sowie allgemein und gleich sein müssen.

Mit dieser Wahl gelang es der CHP für weitere vier Jahre den Staats- und den Regierungschef zu bestimmen. Inönü war sich bewusst, dass nun auch die CHP sich ändern musste, um nicht weiter zu verlieren. Deshalb verfolgte er eine gemäßigte Politik bis zur nächsten Wahl 1950 fort. Unter anderem wurden nun liberalere Ministerpräsidenten wie Hasan Saka oder Semsettin Günaltay eingesetzt. Des Weiteren wurde man in Sachen Religion toleranter, und eröffnete nun Religionskurse (Imam-Hattip kurs), Religion wurde als Wahlfach in den Volksschulen eingeführt, auch wurde eine islamische Theologische Fakultät an der Universität in Ankara eingerichtet. Neunzehn, der von Atatürk im Jahre 1925 geschlossenen Mausoleen und Gebetsstätten (Türbe, Tekke, Zaviye), wurden von Inönü wieder eröffnet.[132]

Trotz dieser Veränderungen, gelang der DP ein Erdrutschsieg bei den Wahlen 1950.

80 Prozent der Wähler gingen zu den Urnen, diese Wahlen verliefen frei von Manipulation und Betrug. Von den 477 Sitzen der Großen Türkischen Nationalversammlung konnte die Republikanische Volkspartei (CHP) nur 69 gewinnen. Die restlichen Sitze, mit Ausnahme der zehn Unabhängigen, errang die Demokratische Partei.[133]

Mit der Machtübernahme durch die Demokratische Partei begann ein neues Phänomen in der Geschichte der Türkischen Republik. Zum ersten Mal beruhte die Herrschaft einer Partei auf einer wirklichen breiten Basis. Zum ersten Mal hatte die Öffentlichkeit die Möglichkeit gehabt, sich frei und ungehindert zu artikulieren. Eine der ersten Entscheidungen des neugewählten Parlaments war die Wahl Celal Bayars zum Präsidenten der Republik und die Wahl Adnan Menders Ministerpräsidenten.

Menderes führte die Türkei fast 10 Jahre lang. In den ersten vier Jahren der Menderes-Regierungszeit erfuhr das Land einen raschen Aufschwung, der auf den neuen Wirtschaftsliberalismus und starker ausländischer Unterstützung, vor allem der USA beruhte. Seine Regierung hatte insbesondere die Landwirtschaft-, Verkehrs, Gesundheits-, Banken-, Energie-, Bildungs-, und Versicherungssysteme modernisiert.[134]

Die Popularität der Demokratischen Partei in der Bevölkerung war so groß, dass sie in der nächsten Wahl als klarer Sieger hervorging.

2.2.1.Wahlgang 1954

Das Wahlergebnis vom 2. Mai 1954[135]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Wahlen markieren den Höhepunkt der Popularität der DP.[136]

Doch das Blatt sollte sich nun wenden. Die einsetzende Bevölkerungsexplosion, die Bevölkerungsverschiebung vom Land in die Stadt und von Ost nach West, die voranschreitende Verländlichung, aber auch die Proletarisierung der Städte und die wachsende Einbindung der Türkei in den Weltmarkt, ließen politische Belastungen entstehen, mit der die Regierung fertig werden musste. Nun rächte sich die Zeit an der Regierung dafür, dass sie auf kurzfristige Erfolge gesetzt und geplante wirtschaftliche Umgestaltung vernachlässigt hatte. Ein wachsendes Handelsbilanzdefizit war die Folge.[137]

1954 lag es um ein Achtfaches als über dem von 1950. Massive Anleihen bei der Zentralbank ließen die Inflation in die Höhe steigen. Politisch motivierte Projekte schlugen fehl. Zwar konnte die Landwirtschaft modernisiert und konnten Grundlagen für den Industrialisierungsprozess des Landes gelegt werden. Auf anderer Seite der Bilanz standen aber riesige Staatsdefizite, Schulden, Inflation und ein blühender Schwarzmarkt.

Die Importe stiegen stärker als die Exporte. Die Türkei brauchte ihre knappen Devisenreserven rasch auf. Am 4. August 1958 war die Regierung zu einer Abwertung gezwungen, die der Internationale Währungshof schon 1954 gefordert hatte. Die von der IMF geforderten wirtschaftspolitischen Maßnahmen, wie Entbürokratisierung und Privatisierung der Staatsbetriebe, wurden weithin ignoriert.[138]

2.2.2 Exkurs: Der Baker Bericht

Die Regierung erkannte die Missstände und suchte nach Lösungen. So kam es unter anderem zu einem Kreditansuchen in der Höhe von 300 Millionen US $ bei den USA im Jahr 1954.[139] Dieses wurde jedoch abgelehnt mit der Begründung, dass die Investitionsvorhaben der Türkei nicht im Interesse der USA lagen. Die Gewährung kam für sie nur für Projekte, die auf eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Strukturen zielten, in Frage. Der Baker Report bestätigt die Haltung der USA und fährt weiter fort:

„ … Um wirtschaftlichen Fortschritt zu erzielen, muss in den Bereich der Landwirtschaft investiert werden. Einfache Industrie wie z.B. Werkzeugproduktion sind in geringem Maße gestattet …. Auf keinen Fall sollte in den Bereichen schwere Industrie wie Metallindustrie, Chemieindustrie, Zellulose- und Papierindustrie investiert werden ... “ Ein anderes Detail dieses Berichtes ist augenfällig: Auf der Seite 107 wird vorgeschlagen den Bereich der Textilindustrie unter staatlicher Kontrolle weiterzuführen. Weiters wird fortgesetzt sollte auf den Ausbau des Eisenbahnnetzes verzichtet und stattdessen das Straßennetz verbessern werden.[140]

Laut Cetkin Yetkin, könnte man dann den Bericht fortfahren - das Erdöl sollte aus amerikanischen Ölkonzernen bezogen werden, die nötigen Maschinen für den Straßenausbau erneut aus Amerika stammen, und schließlich auch die Autos, welche diese Straßen dann nutzen sollten, aus den Vereinigten Staaten importiert werden – um dann auf das eigentliche Motiv der USA zu stoßen.[141]

Prof. Yetkin folgert schließlich weiter und erklärt das Zustandekommen des Militärputsches vom 27. Mai 1960, als Resultat der Wirtschaftspläne der Türkei bzw. der Menderes-Regierung, die sich nach der Kreditabsage der USA, nun einen neuen Partner suchten und diesen auch in der Sowjetunion gefunden hätten.[142]

Das politische Klima im Land war durch die Jahre hindurch gespannt geblieben. Insbesondere bestimmte das Mistrauen gegenüber Ismet Inönü, dessen großen Einfluss namentlich bei der Armee man kannte, anhaltend die Beziehungen zwischen der Regierung und Opposition. Im Dezember 1953 beschloss das, von der DP dominierte, Parlament das Vermögen der Republikanischen Volkspartei an die Staatskasse zu überschreiben.[143]

2.2.3. Exkurs: Beginn der Zypernkrise

Zur Vorgeschichte: Zypern wollte die englische Besatzung loswerden und sich als Staat geschlossen zu Griechenland annektieren. Türkische Zyprioten waren gegen eine solche Einbindung an Griechenland und forderten von der türkischen Regierung ein Eingreifen in die Lage. Diese fasste die Krise als ein nationales Problem auf und versuchte auf internationaler Ebene Lösungen zu finden. Jedoch fanden gleichzeitig mit der Krise, Aufstände am 6. und 7. September 1955, in Teilen der Türkei statt, die sich gegen die in der Türkei lebenden Griechen richtete. Durch Provokationen in der „Istanbul Ekspres“-Zeitung wurden die Türken aufgescheut: „Griechen hätten einem Anschlag auf das Geburtshaus Atatüks in Saloniki durchgeführt und es zerstört“. Auf diese Nachricht folgten Krawalle in den Städten Istanbul und Izmir, zahlreiche griechische Häuser, Geschäfte, Gräber und Kirchen wurden angegriffen und beschädigt. In den Städten Istanbul, Ankara und Izmir wurde der Ausnahmezustand ausgerufen.

Bis heute ist nicht nachzuvollziehen aus welchem Grund eine derartig falsche Information veröffentlicht wurde und welche Institutionen bzw. Personen Drahtzieher dieser Aufstände waren. Dennoch wurde nach dem Militärputsch die Menderes-Regierung zur Rechenschaft gezogen.[144]

2.2.4. Wahlgang 1957

Das Wahlergebnis vom 27. Oktober 1957 [145]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bei den Wahlen vom 27. Oktober 1957 verlor die Regierungspartei trotz politischen unübersehbarer Manipulationen, die absolute Mehrheit der Stimmen, blieb aber mit 424 Sitzen, die mit Abstand stärkste Partei. Die CHP erzielte 178 Sitze. Während die Oppositionspartei erneut ihre Stunde kommen sah, versuchte Menderes seinerseits sie mehr oder minder offen auszuschalten. Mit gesetzlichen Maßnahmen sollten Angehörige und Sympathisanten (vornehmlich die Eliteschichten an den Universitäten und vor allem Würdenträger des Militärs) der Opposition aus den öffentlichen Ämtern gedrängt werden. Die Kontrolle über die Universitäten und das Rechtswesen wurde verschärft, die Pressefreiheit eingeschränkt.[146]

Mittlerweilen kam auch Kritik aus den eigenen Reihen, welche zu einer Spaltung der Partei 1955 führte. Unter der Führung von Fevzi Lütfi Karaosmanoglu wurde die Freiheitspartei (Hürriyet Partisi, HP) gegründet. Schlagartig wurde sie nun zur stärksten Oppositionspartei. Hinter ihr standen Wirtschaftskreise, die eine stärkere Wirtschaftplanung forderte, die Menderes nicht mehr leisten wollte oder konnte.[147]

Ohne Zweifel hat das Militär den Übergang zur Mehrparteiendemokratie mit gemischten Gefühlen gesehen. Generäle schlugen Ismet Inönü bereits seit 1950 vor, durch militärisches Eingreifen, das Rad der Demokratie, also den Machtwechsel von der CHP zur DP, zurückzudrehen. Doch hatte dieser damals abgelehnt. Die Hinwendung von Adnan Menderes zu den konservativen, traditionsverhafteten Schichten der Bevölkerung, die den kemalistischen Reformen bestenfalls mit Desinteresse, wenn nicht mit Abneigung gegenüberstanden, musste sie befremden, auch wenn offiziell der Laizismus nicht zur Disposition stand.[148]

Dagegen Spitze sich die Situation im Lande zu. Neun Offiziere waren unter dem Vorwurf der Verschwörung gegen die Regierung im Januar 1958 festgenommen worden. Im Frühjahr 1960 hatte die Regierung begonnen, die Armee gegen politische Aktivitäten der Republikanischen Volkspartei einzusetzen. So im April, als das Militär Ismet Inönü an einem Auftritt in Kayseri hindern musste. Am 18. April beschloss die demokratische Mehrheit im Parlament, eine Kommission mit weitreichenden Vollmachten einzusetzen, um die Aktivitäten der Opposition zu untersuchen. Für die Dauer der Untersuchung von drei Monaten sollten alle politischen Aktivitäten untersagt werden. Gegen Proteste aus Kreisen von Hochschullehren und Studenten in Ankara und Istanbul, wurde ebenfalls die Armee eingesetzt. Dabei kamen zwei Studenten um. Obwohl nach diesen Unruhen der Ausnahmezustand in Istanbul und Ankara ausgerufen wurde, kam es fast täglich zu Demonstrationen. Vor allem angeführt von Studenten sowie Kadetten der Militärakademie. Die Durchführung dieser Protestorganisationen musste im geheimen stattfinden. So kam es zur Entstehung der Parole 555 K, am 5. 5. (Mai) sollte um 5 Uhr (17.00 Uhr) eine Demonstration vor dem Kizilay Platz stattfinden. An dieser Demonstration nahmen 2000 – 3000 Demonstranten teil.[149]

Am 21. Mai protestierten anschließend in einer Schweigedemonstration die Kadetten der Kriegsakademie.[150]

Am 25. Mai kündigte Menderes überraschend an, die Ergebnisse der Untersuchungskommission (Tahkikat Komisyonu), nach nur einem Monat Arbeit, zu veröffentlichen. Es ist bekannt, dass die Kommission ihr Augenmerk auch auf mögliche Verbindungen zwischen der Armee und der Republikanischen Volkspartei gerichtet hatte. Dies führte möglicherweise zum Losschlagen des Militärs am 27. Mai 1960.[151]

Vorboten des kommenden Militärputsches gab es ausreichend, so forderte z.B. der General Cemal Gürsel (spätere Staatspräsident) in einem Brief an das Verteidigungsministerium die Regierung auf, zurückzutreten und die beschlossenen anti-demokratischen Gesetze wieder aufzuheben. Doch die Regierung Menderes stellte sich gegen alle Vorwarnungen taub.[152]

3. Der 1. Militärputsch in der Türkischen Republik

In einem Klima extremer Polarisierung und offener politischer Unruhe setzte die Armee im Mai 1960 der Ära Menderes durch einen Putsch ein Ende. Obwohl Menderes zu Beginn seiner Amtsperiode Anfang 1950 darum bemüht war, mit dem Militär gut auszukommen (so sorgte er für den Nato-Beitritt der Türkei 1952), konnte sich das Militär mit der Herrschaft von Menderes nicht anfreunden. Der Putsch beendete eine Ära der türkischen Demokratie, die zunächst verheißungsvoll begonnen hatte, auf der anderen Seite war er der Vorbote einer neuen soziopolitischen Ordnung, die wieder einmal – durch eine von oben verordnete Verfassung vorgezeichnet werden sollte.

Dieser erste Putsch wurde durchgeführt unter dem Vorwand, dass die kemalistische Ideologie der Republik in Gefahr sei. Die zwei bzw. drei darauf folgenden (1971 und 1980 bzw. auch die Intervention seitens den Militärs im Februar 1997) wurden unter demselben Vorwand durchgeführt.

3.1. Die Folgen des Militärputsches

Alle Mitlieder der Regierung wurden verhaftet, einschließlich Ministerpräsidenten Menderes und Präsident Bayar. Die Demokratische Partei wurde verboten. Der Massenprozess, der 1961 stattfand, ist bis heute umstritten. Der Prozess wurde nicht von einem unabhängigen Gericht, sondern von einer eigens dafür errichteten Institution durchgeführt: dem Hohen Gericht (Yüksek Adalet Divani). Diese Behörde hatte dieselbe Stellung wie die Unabhängigkeitsgerichte unter Atatürk.[153]

Die Menders-Regierung wurde in 19 Punkten angeklagt, welche in drei Kategorien eingeteilt werden können[154]:

1. Mord, Aufruhr, Bewusstes Zerstören von Privateigentum – führte zu drei
großen Verhandlungen.
2. Beamten wurde in neun Verhandlungen wegen Amtsmissbrauch der Prozess gemacht
3. Sieben Verhandlungen mit politischem Hintergrund

Anzumerken an dem Verlauf und an der Urteilsvollstreckung des Prozess ist die Nicht-Vereinbarkeit mit der Menschenrechtskonvention. Zum Einen hatten, wie Celal Bayars, Gültekin Basak, schildert, die Angeklagten kein Einspruchrecht[155], zum Anderen ist hervorzuheben, dass der bzw. die Beschuldigten solange nicht bewiesen wird, dass er oder sie die Straftat begangen haben, als unschuldig gelten. Dabei wird von einer völlig unabhängigen Gerichtsinstanz ausgegangen. Im Menders-Prozess hingegen wurde das Verfahren, wie bereits erwähnt, von einem eigens dafür eingerichteten Sondergericht, also dem Hohen Gericht durchgeführt, denn laut Artikel 11 der Menschenrechtskonvention gilt folgendes:[156]

1. Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, ist so lange als unschuldig anzusehen, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem alle für seine Verteidigung nötigen Voraussetzungen gewährleistet waren, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.
2. Niemand kann wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt werden, die im Zeitpunkt, da sie erfolgte, auf Grund des nationalen oder internationalen Rechts nicht strafbar war. Desgleichen kann keine schwerere Strafe verhängt werden als die, welche im Zeitpunkt der Begehung der strafbaren Handlung anwendbar war.“

Rechtswissenschaftlern zu Folge war dieses Sondergericht nicht mit den Prinzipien eines rechtstaatlichen Systems vereinbar.

Am Ende der Strafprozesse wurden zahlreiche Freiheitsstrafen und vier Todesurteile ausgesprochen, unter anderem auch für Celal Bayar, dessen Alter ihn vor dem Galgentod rettete. Ministerpräsident Adnan Menderes wurde zusammen mit seinem Außenminister Fatih Rüstü Zorlu und seinem Finanzminister Hasan Polatkan am 17. September 1961 gehängt.[157]

Zur Vollstreckung der Todesurteile, unterstreicht weiter Adnan Meneres’ Rechtsanwalt Burhan Apaydin, folgende nicht-konforme Sachlagen:[158]

- Fatih Rüstü Zorlu und Hasan Polatkan wurden hingerichtet bevor das Urteil in einem Amtsblatt veröffentlicht wurde. Weder den Rechtsanwälten der Angeklagten, noch den Familien wurde die Urteilsvollstreckung mitgeteilt.
- Die Hinrichtung von Adnan Menders fand statt, obwohl er dafür nicht in der gesundheitlichen Verfassung war (Türkisches Strafrecht § 12/2 und §12/4). Zudem fand die Hinrichtung statt ohne Anwesenheit seines Rechtsanwaltes und seiner Angehörigen. Auch ihnen wurde die Vollstreckung des Urteils zuvor nicht bekannt gegeben.

Umgehend beauftragte, das Komitee der Nationalen Einheit, (welches vor dem Putsch entstanden war), in dessen Händen nun die Macht lag, (die Putschisten, auf die noch einmal im weiteren Verlauf zu sprechen sein wird), eine Gruppe von Rechtsprofessoren, die Ausarbeitung einer neuen Verfassung vorzubereiten. Anfang Januar 1961 konstituierte sich die verfassungsgebende Versammlung: Ihr Oberhaus bildete das Komitee, ihr Unterhaus setzte sich aus 272 Abgeordneten, der nach den Verboten noch übriggeblieben politischen Parteien zusammen.[159]

Man glaubte, die Schuldigen gefunden zu haben und nun Änderungen durchführen zu können, welche die politische Struktur des Landes verbessern sollte: Es war die Machtfülle der Regierung, die den Missbrauch seitens der Regierungspartei provoziert hatte. Um dies zu verhindern, wurde die neue Verfassung ein Dokument, das der regierenden Partei bei ihrer Machtausübung zahlreiche Kontrollen und Gegenkräfte gegenüberstellte. Diese waren etwa die Installierung einer Zweiten Kammer (Senato) und einem unabhängigen Verfassungsgericht (Anayasa Mahkemesi). Volle Autonomien dagegen wurden dem Rechtswesen, den Medien und den Universitäten eingeräumt.[160]

Zusätzlich wurde ein Organ eingeführt, welches in der Zukunft an Bedeutung gewinnen sollte: der Nationale Sicherheitsrat (Milli Güvenlik Kurulu). Unter dem Vorsitz des Präsidenten (bzw. des Ministerpräsidenten) sollte er die Regierung in Fragen der inneren und äußeren Sicherheit beraten. Angehören würden ihm neben den jeweils zuständigen Ministerien der Generalstabchef sowie die Oberkommandierenden der Teilstreitkräfte. Ausgestatten mit einem eigenen Sekretariat, nahm der Nationale Sicherheitsrat in den folgenden Jahrzehnten einen erheblichen Einfluss auf die Türkische Politik.

Anstelle des Verteidigungsministeriums zuzugehören, ist der Nationale Sicherheitsrat direkt an den Ministerpräsidenten gebunden. Somit ist der Generalstabchef nach dem Staatspräsidenten, dem Ministerpräsidenten und dem Nationalratspräsidenten der 4. wichtigste Mann im Staat.[161]

3.1.1. Exkurs: Faktoren des Militärputsches

Bis in die Gegenwart hinein, wurde er ein machtvoller Wachhund, der nicht selten das Kabinett als Zentrum der Regierungsgewalt verdrängte.[162]

Abschließend sollten noch die möglichen Faktoren, die zu dem Militärputsch geführt haben vor Augen geführt werden. Gül Tuba Dagci, die sich ausführlich in ihrer Dissertation mit der Demokratischen Partei beschäftigt hat, fasst diese Faktoren folgendermaßen zusammen:[163]

1. Faktor - Einfluss der Republikanischen Volkspartei:

Verbindung CHP und Militär

2. Faktor - Einfluss Medien

Durch die Medien-Zäsuren der Demokratischen Partei entstand eine innere Feindschaft der Medien gegenüber Demokratischen wehren, hatten jedoch die Möglichkeit durch die Berichterstattung die Bevölkerung gegen die Regierung aufzubringen.

3. Faktor – Einfluss der USA, speziell der CIA

Die CIA hatte Einsichtmöglichkeit in alle Dokumente des türkischen Innenministeriums. Weiters soll der Geheimdienst maßgebend an dem Putsch beteiligt gewesen sein. Obwohl der CIA, der Putschversuch bekannt war, unterließ sie es, die Menderes-Regierung davon in Kenntnis zu setzen. Nach der Übernahme der Regierung durch das Militär, kamen keine Proteste aus den USA, zu dem ist weiters anzumerken, dass die Miltiärregierung, eine Wirtschaftshilfe von 1 Milliarde Türkische Lira und weiters einen Kredit von 100 Millionen US $ von den Vereinigten Staaten erhielt (obwohl diese Unterstützung Menderes verwährt wurde).

4. Faktor – Einfluss der Sowjetunion

Nach der Kreditabsage der USA wandte sich Ministerpräsident Menders an die Sowjetunion, um eine Unterstützung. Menders erhielt einen Termin im August 1960. Bevor es jedoch zu diesem Treffen kam, griff das Militär im Mai ein. Hier kann gefolgert werden, dass das Militär mit dem Besuch des Ministerpräsidenten einen möglichen politischen Wechsel in Richtung Osten verband und daher dazwischentrat.

3.2. Das Komitee der Nationalen Einheit (Milli Birlik Mücadelesi)

Dieses Komitee setzte sich aus den 38 Putschisten zusammen, welchem Generalleutnant Cemal Gürsel überstand. Nach dem Putsch wurde Gürsel Staats- und Ministerpräsident. Nachdem Verfassungswissenschaftler, das Eingreifen des Militärs in die Politik als Nicht-Verfassungswidrig erklärten[164], arbeiteten eben diese Rechtsgelehrten, eine Übergangsverfassung aus, in der betont wird, dass das Militär eine Übergangsregierung bilden wird.[165] /[166]

Bereits Anfang August 1960 Spannungen traten innerhalb des Komitees der Nationalen Einheit zutage. Immer wieder taten sich im Militär Risse auf. Während der „radikale“ Flügel eine weitreichende Umgestaltung von Gesellschaft und politischem System anstrebte, begnügte sich der „gemäßigte“ Flügel mit politischer Kosmetik. Unter anderem beabsichtigten die Gemäßigten so schnell wie möglich wieder von der politischen Bühne zu verschwinden und einer politischen Partei (nämlich der CHP) die Politik zu überlassen. Es konnte kein Konsens innerhalb des Komitees gefunden werden, deshalb wurden die „Gruppe der 14“, welche aus dem Flügel der Radikalen stammten, als Vertreter des Landes ins Ausland geschickt. Des Weiteren wurden 235 „Menderes-Nahe“ Generäle und ca. 7000 Obristen und Majore aus der Armee entlassen.

Prof. Cetin Yetkin, findet in dieser Selektion erneut einen Bezug auf die USA und die NATO. Die Wahl wer gehen bzw. wer bleiben sollte, teilt sich in zwei Gruppierungen. In der Ersten fanden sich vor allem Offizieren, die Amerika gegenüber nicht positiv eingestellt waren - sie verloren ihre Anstellung. Die zweite Gruppe bestand aus Offizieren, die vorwiegend ihre Ausbildung in den Vereinigten Staaten gemacht hatten und für eine starke Kooperation der Türkei mit den Vereinigten Staaten und der NATO forderten – sie blieben und wurden gefördert.[167]

Im Oktober folgten den Entlassenen 147 Professoren und andere Lehrkräfte an den Universitäten.[168] Auch hier fand eine Selektion in Amerika-freundlich bzw. Amerika-feindlich statt, weiters blieben Gelehrte, die dem Militär gegenüber positiv gesinnt waren und Personen die eine türkisch-islamische Synthese verbinden konnten.[169]

Die Tochter Celal Bayars unterstreicht, dass die Vertreter des Komitees wurden zu ständigen auf lebenszeit-bestimmten Mitgliedern der 2. Kammer, also des Senato’s. Gleichzeitig erhielten sie lebenslange Immunität und konnten nicht für den Putsch von 1960 strafrechtlich verfolgt werden.[170] /[171]

3.3. Die Verfassung von 1961

Am 27. Mai 1961, also genau ein Jahr nach dem Militärputsch, wurde die neue Verfassung vom Parlament abgesegnet und am 1. Juni im Amtsblatt veröffentlicht. Im Juli 1961 folgte eine Volksabstimmung. Mit einer Mehrheit von 64,4 Prozent wurde die Verfassung auch vom Volk angenommen.[172]

Kurz nachdem Menderes, Bayar und Co. verhaftete und die Demokratische Partei im Lande verboten wurden, waren aus dieser Partei insgesamt drei Neue entstanden: Adalet Partisi (Gerechtigkeitspartei), Yeni Türkiye Partisi (Partei der Neuen Türkei) und die Cumhuriyetci Köylü Millet Partisi (Nationale Partei der Republikanischen Bauern).

Am 15. Oktober 1961 wurden Wahlen durchgeführt, das Militär hatte zuvor zum Rückzug geblasen. Durch die Stimmenverteilung erhielten folgende Parteien folgende Sitze:

3.4. Die 60`er Jahre

Das Wahlergebnis vom 15. Oktober 1961 [173]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Demokratische Volkspartei wurde zwar verboten, doch ist hier anzumerken, dass die trotzdem als Sieger hervorgegangen ist. Denn ihre Nachfolgeparteien hatten mit 277 Sitzen erneut die Mehrheit vor der Republikanischen Volkspartei, die mit 173 Sitzen im Parlament vertreten war.

Auf Druck des Militärs übernahm Inönü das Amt des Regierungschefs, diesmal als Führer einer Koalition mit der Gerechtigkeitspartei, deren (Übergangs-)Vorsitzender Ragip Gümüspala war. Doch diese gläserne Konfiguration, sollte bald wieder zerfallen.

Besonders das Militär war nicht glücklich mit dem Resultat dieser Wahl einverstanden, hatten sie sich doch einen Sieg der Republikanischen Volkspartei erhofft.[174]

So kam es zu zwei weiteren Putschversuchen (am 22. Februar 1962 und am 21. Mai 1963). Hier waren es vor allem rangniedrige Offiziere, die einen Wechsel anstrebten. Der erste Versuch strebte die Installierung des Militärs in die Politik und eine Militärdiktatur an. Jedoch gelang es dem Generalstabchef Cevdet Sunay (späterer Staatspräsident), die Offiziere davon zu überzeugen, dass es besser sei, zu Inönü zu stehen und ihn zu unterstützen. So konnte dieser Militärputsch verhindert werden.[175]

Der zweite versuchte Militärputsch am 21. Mai 1963 hingegen, war kaum zu verhindern. Die „Gruppe der 14“ (Teil der Putschisten von 1960 und des Komitees des Nationalen Einheit) waren wieder in die Türkei zurückgekehrt und hatten sich mit den jüngeren Offizieren kurzgeschlossen. Auch hier stand wieder das Ziel der Etablierung einer Militärdiktatur im Mittelpunkt. Im Öffentlich Rechtlichen Türkischen Fernsehen (TRT – Türk Radio ve Televizyon Kurumu) wurde eine Erklärung von Oberleutnant Ilhan Bas verkündet, in der der Regierung vorgeworfen wurde, dass sie sich von kemalistischen Werten entferne und die Sicherheit des Staates gefährde. Auch kündigte Bas in seiner Rede die Schließung aller Parteien an, und die Übernahme der Macht durch das Militär.

Dieser Putschversuch konnte von Seiten des Militärs verhindert werden, jedoch kamen hier 8 Menschen um, 26 wurden verletzt.

Diesmal wurden die Dissidenten verurteilt, es kam zu zwei Todesstrafen (Fethi Gürcan und Talat Aydemir) und unzähligen Freiheitsstrafen.[176]

Von 1962 bis 1963 folgten Koalitionen ohne breitere Basis und ohne bemerkenswerte politische Wirksamkeit. Diese Situation änderte sich mit den Wahlen im Oktober 1965. Süleyman Demirel, nun Vorsitzender der Gerechtigkeitspartei, erhielt 52,9 Prozent die absolute Mehrheit der Stimmen. Die Republikanische Volkspartei blieb mit 28,7 Prozent auf der Strecke, so auch die anderen Parteien, von denen keine über 7 Prozent hinauskam.

Das Wahlergebnis von 1965 :[177]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit dieser Wahl trat erstmals in der Geschichte der Türkischen Republik eine linksorientierte Partei ins Parlament ein, die Türkische Arbeiterpartei (Türk Isci Partisi). Sie hatte sich 1961 konstituiert. Nach außen hielt sich ihr Programm an die kemalistischen Grundsätze, doch bei näherer Betrachtung entpuppte es sich als eine marxistische Interpretation des „Kemalismus“. Immerhin konnte die Partei mit den Wahlen von 1965 mit 14 Abgeordneten ins Parlament einziehen. Bemerkenswert war, dass sie eine Zeitlang ziemlich deutlich kurdische Autonomiewünsche unterstütze. Nicht zuletzt wurde sie aufgrund dessen, 1971 verboten.[178]

In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre war die Gerechtigkeitspartei die bestimmende politische Kraft gewesen. Die Republikanische Volkspartei hatte 1965 eine innerparteiliche und programmatische Erneuerung eingeleitet und sich nach links zu öffnen versucht. Trotz der militärischen Unterstützung oder gerade deswegen, konnte sie sich nicht mehr als stärkste Partei behaupten. Gleichwohl erhielt sie in den Wahlen von 1969 nur enttäuschenden 27,4 Prozenten der Stimmen.[179]

Die Sechziger waren Jahre eines raschen Wandels. Die Mobilität wuchs, gesellschaftlich wie physisch. Die Zahl der Universitätsabsolventen stieg rasch, ebenso das Industrieproletariat. Da ein linkes Auffangbecken, trotz der einsetzenden Linksöffnung der Republikanischen Partei, in der politischen Mitte nicht vorhanden war, suchten diese neuen gesellschaftlichen Kräfte teilweise Zuflucht in radikaleren Gruppierungen, etwa in der Arbeiterpartei oder in den linksextremen Gruppen, die Ende der sechziger Jahre entstanden waren (z.B. die DevSol – Revolutionäre Linke).[180]

Verglichen mit der Geschichte der organisierten Linken reicht die Tradition der extremen Rechten weiter zurück, wenn sie auch ihre volle politische Wirksamkeit erst in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre zu entfalten begann. Das linke Programm der Arbeiterpartei zwang die Rechte, sich ein klares ideologisches Profil zu geben.

Gegenüber der Linken stellte sie sich in den nächsten anderthalb Jahren geschlossener dar, obwohl sie in zwei Strömungen mit unterschiedlichen programmatischen Schwerpunkten auftrat. Die Partei der Nationalistischen Bewegung (Milliyetci Hareket Partisi, MHP) vertrat einen türkisch-völkischen Nationalismus; die Partei der Nationalen Ordnung (Milli Nizam Partisi, MNP) einen islamischen Fundamentalismus, der auf die Wiedererrichtung der islamischen Ordnung abzielte.[181]

Wie mit den kommunistischen Gruppierungen auf der Linken, so waren mit den beiden extremistischen Parteien auf der Rechten neue Kräfte im politischen Leben der Türkei gegeben. Im Januar 1971 gründete der promovierte Ingenieur Necmettin Erbakan die Partei der Nationalen Ordnung (MNP). Er schuf mit seiner neuen Partei ein Sammelbecken für all jene, denen die Politik von Süleyman Demirel, nicht islamisch genug erschien. Die Partei wurde 1971 verboten und eine Jahr später im Oktober 1972 unter geändertem Namen (Milli Selamet Partisi, MSP – Nationale Heilspartei), neu gegründet.[182]

Mit der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) trat gleichfalls eine weitere politische Kraft in die Arena der türkischen Innpolitik. Neben dem Kommunismus und dem islamischen Fundamentalismus organisierte sich ein radikaler türkischer Nationalismus. Parteiführer war Alparslan Türkes, ein ehemaliger Oberst, einer der Putschisten von 1961 und Angehöriger der „Gruppe der 14“. Er wurde kurz nach seiner Rückkehr aus dem Ausland Vorsitzender der

CKMP, also der Nationalen Partei Republikanischer Bauern.[183]

Das Auftreten von drei extremistischen Gruppierungen belastete zunehmend die türkische Innenpolitik. Nicht nur bestand zwischen den Kommunisten und den Anhängern von Türkes eine Todfeindschaft, auch vertraten die Kommunisten und die Religiösen keine politische Basis. Doch zwischen Religiösen und Nationalisten herrschten ebenfalls Spannungen. Denn die Vision von Alparslan Türkes und seiner Gefolgschaft unterschied sich gewaltig von der, der Religiösen. Sah dieser doch den „arabischen“ Islam als Überfremdung der „wahren“ Türken. Nur eine Aussonderung des Islam und die Rückbesinnung auf das reine Türkentum Zentralasiens würden zu wirklicher Stärke führen.[184]

Nicht nur die radikalen Ideologien dieser drei Gruppierungen begannen den kemalistischen Konsens zu demontieren, auch hatten sie – jede auf ihre Weise – Vorbehalte gegenüber der Demokratie. In diesen Jahren brach eine politische Militanz auf den extremen Flügeln des politischen Spektrums aus. Organisierte linke Gruppen suchten den Konflikt mit den radikalen Nationalisten und umgekehrt. Die Auseinandersetzungen wurden durch militante Gruppierungen auf die Straße getragen. Dabei traten besonders die „Grauen Wölfe“, eine Jugendorganisation der Partei der Nationalistischen Bewegung hervor.[185]

Anlässlich amerikanischer Flottenbesuche im Juli 1968 und im Februar 1969 kam es zu Zusammenstößen mit Polizei und Sicherheitskräften, mehrere Menschen starben. Es gab eine Bombenexplosion, Banküberfälle und Entführungen. Außerdem sprangen die Studentenunruhen aus Westeuropa auf die Türkei über. Von Ende 1968 an reagierte darauf die militante Rechte, vornehmlich die Grauen Wölfe.[186]

[...]


[1] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 63.

[2] Vgl. Ebd. S 61.

[3] Vgl. Cem Ismail: Türkiye’de geri Kalmisligin Tarihi. (Rückblick auf die Unterentwicklung der Türkei).

Istanbul 1971. S 48.

[4] Vgl. Ebd. S 50.

[5] Vgl. Ebd. S 53.

[6] Vgl. Ebd. S 56.

[7] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 64.

[8] Vgl. Cem Ismail: Türkiye’de geri Kalmisligin Tarihi. (Rückblick auf die Unterentwicklung der Türkei).

Istanbul 1971. S 56.

[9] Vgl. Ebd. S 73.

[10] Vgl. Ebd. S 83.

[11] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 66.

[12] Vgl. Cem Ismail: Türkiye’de geri Kalmisligin Tarihi. (Rückblick auf die Unterentwicklung der Türkei).

Istanbul 1971. S 144.

[13] Zt. “Zalim devlet memurlari karsisinda halkini kendini korumasi”. Ebd. S 174.

[14] Vgl. Ebd. S 174.

[15] Vgl. Ebd. S 175.

[16] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich, vom 31.08.2006

[17] Vgl. http://www.osmanlimedeniyeti.com/Bilgi/, vom 30.08.2006

[18] Vgl. Cem Ismail: Türkiye’de geri Kalmisligin Tarihi. (Rückblick auf die Unterentwicklung der Türkei).

Istanbul 1971. S 201.

[19] Zt. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 73.

[20] Zt. Ersal Yavi: Türkler. Ermeniler. Kürtler. (Türken, Armenier, Kurden). Izmir 2001. S 1.

[21] Vgl. Ebd. S 3.

[22] Vgl. Ebd. S 3.

[23] Vgl. http://wirtges.univie.ac.at/VGS/VGS_alt/HSK4lp.html, vom 06.09.2006

[24] Vgl. Klaus Kreiser: „Das Große Versprechen.“ In: Die Zeit. Nr. 11. S 90 vom 9. März 2006

[25] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 71.

[26] Vgl. http://www.geocities.com/begunay/z6.htm, vom 30.08.2006.

[27] Vgl. http://www.geocities.com/begunay/z6.htm, vom 30.08.2006

[28] Zt. Klaus Kreiser: „Das Große Versprechen.“ In: Die Zeit. Nr. 11. S 90 vom 9. März 2006.

[29] Vgl. http://www.osmanlimedeniyeti.com/Bilgi/II.%20Abd%C3%BClhamit, vom 30.08.2006

[30] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 72.

[31] Vgl. Ebd. S 71.

[32] Vgl. Ebd. S 73.

[33] Vgl. http://www.osmanlimedeniyeti.com/Bilgi/II.%20Abd%C3%BClhamit, vom 30.08.2006.

[34] Vgl. http://www.osmanlimedeniyeti.com/Bilgi/II.%20Abd%C3%BClhamit, vom 30.08.2006.

[35] Vgl. http://www.koprudergisi.com/index.asp?Bolum=EskiSayilar&Goster=Yazi&YaziNo=335, vom

31.08.2006.

[36] Vgl. http://www.geocities.com/begunay/z6.htm, vom 30.08.2006.

[37] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 77.

[38] Vgl. Ebd. S.77.

[39] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 81.

[40] Vgl. Ahmet Yildiz: Ne Mutlu Türküm Diyebilene. Türk Ulusal Kimliginin Etno-Seküler Sinirlari (1919-

1938). (Der glückliche, der sich Türke nennen kann. Die ethno-säkularen Grenzen der türkisch-nationalen

Identität (1919-1938). Istanbul 2001. S 50.

[41] Vgl. Ersal Yavi: Türkler. Ermeniler. Kürtler. (Türken, Armenier, Kurden). Izmir 2001. S 15.

[42] Zt. http://wirtges.univie.ac.at/VGS/VGS_alt/HSK4lp.html, vom 06.09.2006

[43] Vgl. Ersal Yavi: Türkler. Ermeniler. Kürtler. (Türken, Armenier, Kurden). Izmir 2001. S 36 f.

[44] Vgl. Ebd. S 36 f.

[45] Vgl. Ahmet Yildiz: Ne Mutlu Türküm Diyebilene. Türk Ulusal Kimliginin Etno-Seküler Sinirlari (1919-

1938). (Der glücklich, der sich Türke nennen kann. Die ethno-säkularen Grenzen der türkisch-nationalen

Identität (1919-1938). Istanbul 2001. S 56.

[46] Zt. http://wirtges.univie.ac.at/VGS/VGS_alt/HSK4lp.html, vom 06.09.2006.

[47] Vgl. Tarik Zafer Tunaya: Türkiye’nin Siyasi Hayatinda Batililasma Hareketleri (Geschichte der

Verwestlichung der Türkei). Istanbul 2004. S 66 f.

[48] Vgl. Suna Kili. Bir Cagdaslasma Modelli. Atatürk Devrimi ( Ein Modernisierungsmodell. Die Revolution

von Atatürk). 9. Auflage.Istanbul 2006. S 56.

[49] Vgl. Tarik Zafer Tunaya: Türkiye’nin Siyasi Hayatinda Batililasma Hareketleri (Geschichte der

Verwestlichung der Türkei). Istanbul 2004. S 67.

[50] Vgl. Cem Ismail: Türkiye’de geri Kalmisligin Tarihi. (Rückblick auf die Zurückgebliebenheit der Türkei).

Istanbul 1971. S 233 f.

[51] Vgl. Tarik Zafer Tunaya: Türkiye’nin Siyasi Hayatinda Batililasma Harektleri (Geschichte der

Verwestlichung der Türkei). Istanbul 2004. S 71 f.

[52] Vgl. Suna Kili. Bir Cagdaslasma Modelli. Atatürk Devrimi ( Ein Modernisierungsmodell. Die Revolution

von Atatürk). 9. Auflage.Istanbul 2006. S 58.

[53] Zeitgenössische säkulare türkische Nationalisten reklamieren ihn als ihren ideologischen Vorläufer.

Gökalp entwickelte seine Ideen zur Religion im Kontext eines ausgeprägten türkischen Nationalismus.

Wurde bei seinen Ideen beeinflusst vom französischen Soziologen Durkheim.

[54] Ziya Gökalp: Yeni hayat. (Neues Leben). Istanbul 1919.

[55] Vgl. Tarik Zafer Tunaya: Türkiye’nin Siyasi Hayatinda Batililasma Harektleri (Geschichte der

Verwestlichung der Türkei). Istanbul 2004. S 76.

[56] Zt.http://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_ende_des_osmanenreiches.htm#geheimbuendnis-

mit-dtld, vom 31.08.2006.

[57] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 83 f.

[58] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 69.

[59] Vgl. Ebd. S 85.

[60] Zt. http://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_ende_des_osmanenreiches.htm#geheimbuendnis-

mit-dtld, vom 31.08.2006.

[61] Zt. http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:T%C3%BCrkei_Karte_1.PNG, vom 31.08.2006

[62] Zt. http://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_ende_des_osmanenreiches.htm, vom 05.09.2006

[63] Zt. http://www.wcurrlin.de/links/basiswissen/basiswissen_ende_des_osmanenreiches.htm, vom 05.09.2006.

[64] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 88.

[65] Vgl. http://www.latein-pagina.de/index.html?http://www.lateinpagina.de, vom 12.09.2006.

[66] Vgl. Ahmet Yildiz: Ne Mutlu Türküm Diyebilene. Türk Ulusal Kimliginin Etno-Seküler Sinirlari (1919-

1938). (Der glückliche, der sich Türke nennen kann. Die ethno-säkularen Grenzen der türkisch-nationalen

Identität (1919-1938). Istanbul 2001. S 98 f.

[67] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 86.

[68] Zt. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 86.

[69] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 71.

[70] Nämlich Kazim Karabekir, Ismet Inönü, Rauf Bey, Ali Fuat Cebesoy

[71] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 88 f.

[72] Vgl. http://www.latein-pagina.de/index.html?http://www.latein-pagina.de/, vom 12.09.2006.

[73] Vgl. Suna Kili. Bir Cagdaslasma Modelli. Atatürk Devrimi ( Ein Modernisierungsmodell. Die Revolution

von Atatürk). 9. Auflage.Istanbul 2006. S 180 f.

[74] Vgl. http://www.pirpirim.net/Politik_Yazi-op-showcontent-id-46.html, vom 12.09.2006

[75] Vgl. http://www.pirpirim.net/modules.php?name=Politik_Yazi&op=showcontent&id=46, vom 12.09.2006.

[76] Vgl. Ahmet Yildiz: Ne Mutlu Türküm Diyebilene. Türk Ulusal Kimliginin Etno-Seküler Sinirlari (1919-

1938). (Der glückliche, der sich Türke nennen kann. Die ethno-säkularen Grenzen der türkisch-nationalen

Identität (1919-1938). Istanbul 2001. S 242.

[77] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 88 f.

[78] Vgl. Ebd. S 89.

[79] Vgl. Ahmet Yildiz: Ne Mutlu Türküm Diyebilene. Türk Ulusal Kimliginin Etno-Seküler Sinirlari (1919-

1938). (Der glückliche, der sich Türke nennen kann. Die ethno-säkularen Grenzen der türkisch-nationalen

Identität (1919-1938). Istanbul 2001. S 106.

[80] Vgl. Ebd. S 140.

[81] Vgl. Ebd. S 152.

[82] Vgl. Ebd. S 146, Handschriften Mustafa Kemals: „Türkiye Chumhuriyeti kuran Türk halkina,

türk milleti denir.”

[83] Vgl. Ahmet Yildiz: Ne Mutlu Türküm Diyebilene. Türk Ulusal Kimliginin Etno-Seküler Sinirlari (1919-

1938). (Der glückliche, der sich Türke nennen kann. Die ethno-säkularen Grenzen der türkisch-nationalen

Identität (1919-1938). Istanbul 2001. S 280.

[84] Vgl. Ebd. S 167 u. S 234.

[85] Vgl. Ebd. S 147 u. S 195.

[86] Vgl. Ebd. S 147.

[87] Türk Tarih ve Dil Kurumu.

[88] Günes Dil Teori.

[89] Vgl. Ebd. S 147.

[90] Zt. http://www.turkinfo.at/index.php?id=1689, vom 13.09.2006.

[91] Zt. http://www.turkinfo.at/index.php?id=1689, vom 13.09.2006.

[92] Zt. http://www.turkinfo.at/index.php?id=1689, vom 13.09.2006.

[93] Zt. http://www.turkinfo.at/index.php?id=1689, vom 13.09.2006.

[94] Zt. http://www.turkinfo.at/index.php?id=1689, vom 13.09.2006.

[95] Zt. http://www.turkinfo.at/index.php?id=1689, vom 13.09.2006.

[96] Zt. http://www.turkinfo.at/index.php?id=1689, vom 13.09.2006.

[97] Zt. http://members.aol.com/Kurdkomkar/jahr.htm, vom 13.09.2006.

[98] Zt. http://members.aol.com/Kurdkomkar/jahr.htm, vom 13.09.2006.

[99] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 124.

[100] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 119.

[101] Vgl. Abdullah Erol: Kemalizim ve Demokrasi (Kemalismus und Demokratie). In: Davut Dursun (Hrg.): Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. S 268.

[102] Vgl. http://www.turkfederasyon.com/altsayfadetay.php?dokuman_kod=44 , vom 14.09.2006.

[103] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 86 f.

[104] Vgl. Abdullah Erol: Kemalizim ve Demokrasi (Kemalismus und Demokratie). In: Davut Dursun (Hrg.): Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. 266 f.

[105] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 134.

[106] Zt. Abdullah Erol: Kemalizim ve Demokrasi (Kemalismus und Demokratie). In: Davut Dursun (Hrg.): Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. S 269.

[107] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 138.

[108] Vgl. Abdullah Erol: Kemalizim ve Demokrasi (Kemalismus und Demokratie). In: Davut Dursun (Hrg.): Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. S 270 f.

[109] Vgl. http://www.enfal.de/tarih33.htm. Ishak Demir .Türk Demokrasi Tarihi ya da Darbeler Tarihi. vom 14.09.2006.

[110] Vgl. http://www.enfal.de/tarih33.htm. Ishak Demir. Türk Demokrasi Tarihi ya da Darbeler Tarihi vom 14.09.2006.

[111] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 138.

[112] Vgl. Abdullah Erol: Kemalizim ve Demokrasi (Kemalismus und Demokratie). In: Davut Dursun (Hrg.):

Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. S 279.

[113] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 154 f.

[114] Vgl. Ebd. S 155.

[115] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach

1996. S 159.

[116] Tabelle aus: Cetin Yetkin: Türkiye’de Askeri Darbeler ve Amerika (Militär Putsche in der Türkei und Amerika). Antalya 2006. S 15.

[117] Vgl. Cetin Yetkin: Türkiye’de Askeri Darbeler ve Amerika (Militär Putsche in der Türkei und Amerika). Antalya 2006. S 11 f.

[118] Vgl. www.kssursee.ch/schuelerweb/kalter-krieg/entstehung, vom 04.10.2006.

[119] Zt. de.wikipedia.org/wiki/Truman-Doktrin, vom 04.10.2006.

[120] Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Truman-Doktrin, vom 04.10.2006.

[121] Vgl. H. Bayram Kacmazoglu: Demokrat Parti Dönemi (Die Ära der Demokratischen Partei). Istanbul 1998. S 17 f.

[122] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 165 f.

[123] Vgl. Günter Seufert, Christoph Kubaseck: Die Türkei. Politik. Geschichte. Kultur. München 2004. S 91 ff.

[124] Als einziges Land der Welt neben den USA beteiligten sich die Türken mit 5 742 türkischen Soldaten am Koreakrieg im Februar 1952. Damit erkauften sie sich den Beitritt zur NATO.

[125] Vgl. Ebd. S 93.

[126] Vgl. H. Bayram Kacmazoglu: Demokrat Parti Dönemi (Die Ära der Demokratischen Partei). Istanbul 1998. S 24.

[127] Vgl. Gül Tuba Dagci: Ordu Siyaset Iliskisi (Beziehung zwischen dem Militär und der Politik). Istanbul 2006. S 29.

[128] Vgl. H. Bayram Kacmazoglu: Demokrat Parti Dönemi (Die Ära der Demokratischen Partei). Istanbul 1998. S 24.

[129] Vgl. Hakan Mertcan: 12 Eylül Karanliginda Din-Devlet Iliskileri.(Der 12. September – eine Analyse der Verbindung von Staat und Religion). In: Fikret Baskaya (Hrg.): Özgür Üniversite Forumu (Forum der Universität Özgür). Band 30 April/Juni.Istanbul 2005. S 115.

[130] Vgl. H. Bayram Kacmazoglu: Demokrat Parti Dönemi (Die Ära der Demokratischen Partei). Istanbul 1998. S 25 u. S 28.

[131] Vgl. http://www.liberal-dt.org.tr/index.php?message=yarisma_birinci2, vom 05.10.2006

[132] Vgl. H. Bayram Kacmazoglu: Demokrat Parti Dönemi (Die Ära der Demokratischen Partei). Istanbul 1998. S 31.

[133] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 168.

[134] Vgl. www.wikipedia.org/wiki/Adnan_Menderes, vom 04.10.2006.

[135] Vgl. http://www.belgenet.net/ayrinti.php?yil_id=4, vom 20.12.2006.

[136] Vgl. Levent Kocak: Türk Demokrasisinde Ordu-Siyaset Iliskileri ve Askeri Müdahaleler (Die Beziehung von Militär und Politik in der Türkischen Demokratie und Militärische Interventionen). In: Davut Dursun (Hrg.): Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. S 169 f.

[137] Vgl. Gül Tuba Dagci: Ordu Siyaset Iliskisi (Beziehung zwischen dem Militär und der Politik). Istanbul 2006. S 42 f.

[138] Vgl. Ebd. S 33.

[139] Vgl. Ebd. S 34 f.

[140] Vgl. The Economy of Turkey-Ana Analysis and Recommendations for a Development Program – Report of a Mission International Bank for Reconstruction and Development in Collaboration with the Government of Turkey. In Cetin Yetkin: Türkiye’de Askeri Darbeler ve Amerika (Militär Putsche in der Türkei und Amerika). Antalya 2006. S 57 f.

[141] Vgl. Cetin Yetkin: Türkiye’de Askeri Darbeler ve Amerika (Militär Putsche in der Türkei und Amerika). Antalya 2006. S 58.

[142] Vgl. Ebd. S 63 f.

[143] Vgl. Gül Tuba Dagci: Ordu Siyaset Iliskisi (Beziehung zwischen dem Militär und der Politik). Istanbul 2006. S 48.

[144] Vgl. Ebd. S 35.

[145] Vgl. http://www.belgenet.net/ayrinti.php?yil_id=3, vom 20.12.2006.

[146] Vgl. H. Bayram Kacmazoglu: Demokrat Parti Dönemi (Die Ära der Demokratischen Partei). Istanbul 1998. S 150 f.

[147] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 169.

[148] Vgl. Ebd. S 390 f.

[149] Vgl. Levent Kocak: Türk Demokrasisinde Ordu-Siyaset Iliskileri ve Askeri Müdahaleler (Die Beziehung von Militär und Politik in der Türkischen Demokratie und Militärische Interventionen). In: Davut Dursun (Hrg.): Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. S 154.

[150] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 169.

[151] Vgl. Gül Tuba Dagci: Ordu Siyaset Iliskisi (Beziehung zwischen dem Militär und der Politik). Istanbul 2006. S 112.

[152] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 174 f.

[153] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 185.

[154] Vgl. Gül Tuba Dagci: Ordu Siyaset Iliskisi (Beziehung zwischen dem Militär und der Politik). Istanbul 2006. S 96 f.

[155] Vgl. Ebd. S 192.

[156] Zt. http://www.humanrights.ch/cms/front_content.php?idcat=7, vom 10.12.2006

[157] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 170.

[158] Vgl. Gül Tuba Dagci: Ordu Siyaset Iliskisi (Beziehung zwischen dem Militär und der Politik). Istanbul

2006. S 184.

[159] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 190.

[160] Vgl. Levent Kocak: Türk Demokrasisinde Ordu-Siyaset Iliskileri ve Askeri Müdahaleler (Die Beziehung von

Militär und Politik in der Türkischen Demokratie und Militärische Interventionen). In: Davut Dursun (Hrg.):

Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. S 156.

[161] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 191 f.

[162] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 180 f.

[163] Vgl. Gül Tuba Dagci: Ordu Siyaset Iliskisi (Beziehung zwischen dem Militär und der Politik). Istanbul 2006. S 67-78.

[164] § 2771 Absatz 34 des 1935 veröffentlichten Militärdienstleistungsgesetzes (Ordu Dahili Hizmet Kanunu).

[165] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 183 f.

[166] Vgl. Levent Kocak: Türk Demokrasisinde Ordu-Siyaset Iliskileri ve Askeri Müdahaleler (Die Beziehung von

Militär und Politik in der Türkischen Demokratie und Militärische Interventionen). In: Davut Dursun (Hrg.):

Demokrasi Sorunu ve Türk Demokrasisi.(Demokratieproblem und die Türkische Demokratie). Istanbul 2001. S 156.

[167] Vgl. Cetin Yetkin: Türkiye’de Askeri Darbeler ve Amerika (Militär Putsche in der Türkei und Amerika). Antalya 2006. S 27, 32 u. 37.

[168] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 186 f.

[169] Vgl. Cetin Yetkin: Türkiye’de Askeri Darbeler ve Amerika (Militär Putsche in der Türkei und Amerika). Antalya 2006. S 100 u. 105.

[170] Vgl. Ebd. S 192.

[171] Vgl. Gül Tuba Dagci: Ordu Siyaset Iliskisi (Beziehung zwischen dem Militär und der Politik). Istanbul 2006. S 125.

[172] Vgl. Cetin Yetkin: Türkiye’de Askeri Darbeler ve Amerika (Militär Putsche in der Türkei und Amerika). Antalya 2006. S190.

[173] Vgl. http://www.belgenet.net/ayrinti.php?yil_id=3, vom 20.12.2006.

[174] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 185 f.

[175] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 192 f.

[176] Vgl. Ebd. S 194 f.

[177] Vgl. http://www.belgenet.net/ayrinti.php?yil_id=5, vom 20.12.2006

[178] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996 S 185.

[179] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 197.

[180] Vgl. Cetin Yetkin: Türkiye’de Askeri Darbeler ve Amerika (Militär Putsche in der Türkei und Amerika).

Antalya 2006. S 107.

[181] Vgl. Saban Iba: Ordu. Devlet. Siyaset. (Militär. Staat. Politik). Istanbul 1998. S 198.

[182] Vgl. Ebd. S 198.

[183] Vgl. Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996. S 184 f.

[184] Vgl. Ebd. S 188.

[185] Vgl. Ebd. S 185.

[186] Vgl. Aydin Cubukcu: Bizim `68 (Unsere 68’er). Istanbul 1997. S 72 f.

Ende der Leseprobe aus 314 Seiten

Details

Titel
Der Beitritt der Türkei zur EU und die Situation der Demokratie, Menschen- und Minderheitenrechte
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Autoren
Jahr
2007
Seiten
314
Katalognummer
V147615
ISBN (eBook)
9783640622023
ISBN (Buch)
9783640622009
Dateigröße
3295 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beitritt, Türkei, Situation, Demokratie, Menschen-, Minderheitenrechte
Arbeit zitieren
Mag. Phil. Sevil Bal (Autor:in)Arzu Onay-Ok (Autor:in), 2007, Der Beitritt der Türkei zur EU und die Situation der Demokratie, Menschen- und Minderheitenrechte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147615

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