Mobbing am Arbeitsplatz


Hausarbeit, 2007

32 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Der Begriff „Mobbing“

3. Die Arten von Übergriffen

4. Stand der empirischen Mobbingforschung
4.1. Mobbinghandlungen nach Häufigkeit des Auftreten
4.2. Frauen und Männer

5. Verlaufmodel des Mobbing

6. Ursachen von Mobbing
6.1.Gesellschaftliche Ursachen
6.2. Betriebliche Ursachen
6.3. Individuelle Ursachen

7. Folgen von Mobbing
7.1. Individuelle Folgen
7.2. Betriebliche Folgen

8. Maßnahmen gegen Mobbing
8.1.Rechtliche Maßnahmen

9. Zusammenfassung und Ausblick

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Konflikte und Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz gab es schon immer. In der heutigen Zeit ist man sich jedoch des Problems Mobbing/ Bullying mehr und mehr bewusst geworden. Es gibt zahlreiche Literatur über Mobbing am Arbeitsplatz und die Beschäftigung mit diesem Phänomen ist international. Neben der menschlichen Tragik für die Betroffenen ist die gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit der Erscheinung des Mobbing immer wichtiger geworden, da ein Betriebsklima, welches durch Mobbing belastet ist, auch zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen führt, z.B. keine Identifikationsmöglichkeiten

mit dem Betrieb oder hohe Reibungsverluste. Der Staat hat sich ebenfalls in den letzten Jahren mit Mobbing am Arbeitsplatz beschäftig, da die Folgen von Mobbing z.B. Frühverrentung, Notwendigkeit der Behandlung von Erkrankungen zum Ausscheiden von Arbeitnehmern aus dem Wirtschaftsprozess führt.

Es liegt nahe zu fragen, ob Mobbing eine Ausnahme im Wirtschaftleben ist und daher als Folge von Streitereien zwischen verschiedenen Parteien gesehen werden kann, oder ist dieses ein weit verbreitetes Phänomen, welches gesellschaftliche Nachfolgen für den Betroffenen hat und daher sanktioniert werden muss?

Ausgehend von diesen Fragestellungen beschäftigt sich die Folgende Arbeit mit den Folgen von Mobbing für den Betrieb und für den betroffenen Menschen. Dabei ist der theoretische Rahmen der konzeptionellen Vorstellung des Mobbings breit gehalten.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff Mobbing und seiner Herkunft. Im dritten Kapitel werden die Arten von Übergriffen im Betrieb kategorisiert. Das anschließende vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Stand der empirischen Mobbingforschung. Im fünften Kapitel wird das Verlaufmodel des Mobbing dargestellt. Die Ursachen von Mobbing behandelt das sechste Kapitel, im folgenden siebten Kapitel werden Auswirkung und Folgen von Mobbing behandelt. Das achte Kapitel beschäftigt sich dann mit möglichen Maßnahmen gegen Mobbing.

2. Der Begriff „Mobbing“

Das Wort „Mobbing" kommt aus dem Englischen, wird aber nicht im Englischen verwendet, sondern die englische Sprache verwendet den Begriff Bullying oder Harassment. Dennoch ist die Verwendung des eingedeutschten Begriffes Mobbing verständlich, weil er sich von dem englischen Wort „mob“, im Deutschen „Mob“ (Pöbel, Gesindel) herleitet. Der Mob ist also im diesen Sinne von niedrigen Beweggründen getrieben, hat sich zusammengeschlossen und ist Vernunftargumenten nicht zugänglich, wie sich auch das Mobbing häufig auf der Gefühlsebene abspielt. „ Ein Ursprung des Begriffs stammt aus der Jagd. Dort heißt mobben, dass die Meute ein Opfer zu Tode hetzt. Dieses Bild beschreibt sehr anschaulich, wie sich Mobbingopfer fühlen: in die Ecke gedrängt, zu Tode gehetzt und kaum mehr in der Lage, ein normales Leben zu führen.“[1] Aus entwicklungsgeschichtlicher Sicht wurde der Begriff Mobbing bereits 1958 vom Verhaltenswissenschaftler Lorenz verwendet. „Er wendete den englischen Begriff Mobbing an, um das Angriffsverhalten von Tieren gegenüber einem einzelnen Tier zu beschreiben. Mobbing ist für ihn zum Beispiel, wenn sich eine Gruppe von Gänsen gegen einen Fuchs zusammenrottet und diesen mit gezielten Angriffen vertreibt.“[2]

In den 60`er Jahren des 20. Jahrhunderts etablierte sich der Begriff „Mobbing“ durch eine wissenschaftliche Publikation des schwedischen Mediziners Dr. Peter-Paul Heinemann, der im Bezug auf das Angriffsverhalten bei Tieren, ähnliches Verhalten bei Kindern beobachtete und dies ebenfalls als Mobbing bezeichnete. 20 Jahre später wendete der schwedische Arbeitspsychologe Heinz Leymann den Begriff „Mobbing“ erstmalig in seiner heutigen Bedeutung für gezielten Psychoterror am Arbeitsplatz an. Leymann definiert Mobbing als einen zermürbenden Handlungsablauf, der erst durch seine andauernde Wiederholung zum Mobbing wird.

Als kommunikative Handlung kann es erschwerte psychische und physische Folgen bei den Opfern haben. Mit einem einfachen Beispiel stellt er den Unterschied zwischen einer einmaligen negativen Handlung und Mobbing dar. “Eine Unverschämtheit, einmal gesagt, ist und bleibt eine Unverschämtheit. Wiederholt sie sich aber jeden Tag über mehrere Wochen, dann sprechen wir von Mobbing.”[3]

Im folgenden wird aber vor allem auf “ Mobbing “ im engeren Sinn konzentriert und dabei von der Definition von Leymann ausgegangen: “Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft oder über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen.”[4]

Wegen seines Formenreichtums ist es ein schwieriges Unterfangen, den Begriff „ Mobbing“ eindeutig zu definieren. Ein Defintionsansatz lautet: „Der Begriff beschreibt schikanöses Handeln einer oder mehrerer Personen, was gegen eine Einzelperson oder eine Personengruppe gerichtet ist. Die schikanösen Handlungen werden meistens über einen längeren Zeitraum hin wiederholt. Sie implizieren grundsätzlich die Täterabsicht, das Opfer zu schädigen und gegebenenfalls aus seiner Position zu vertreiben. Aber auch ohne Schikane- Absicht, des Täters können dessen normale Handlungen von sensiblen Personen missverstanden und als empfunden werden“[5].

Im Merkblatt Mobbing und Belästigung am Arbeitsplatz des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wird unter Mobbing am Arbeitsplatz (2006) das systematische anfeinden, schikanieren und diskriminieren von Arbeitsnehmern untereinander oder durch Vorgesetzte verstanden, also Verhaltensweisen, die in ihrer Gesamtheit das allgemeine Persönlichkeitsrecht oder andere ebenso geschützte Rechte, wie die Würde oder die Gesundheit des Betroffenen, verletzen. Danach geht es um schikanöses, tyrannisierendes oder ausgrenzendes Verhalten am Arbeitsplatz.“[6]

Das Landesarbeitsgericht Bremen definierte das Mobbing als arbeitsrechtlichen Begriff, der die „ aufeinander aufbauende oder einander

übergreifende, der Anfeindung, Schikane oder Diskriminierung dienende Verhaltensweisen, die nach ihrer Art und ihrem Ablauf im Regelfall einer übergeordneten, von der Rechtsordnung nicht gedeckten Zielsetzung förderlich sind und jedenfalls in ihrer Gesamtheit das allgemeine Persönlichkeitsrecht oder andere ebenso geschützte Rechte wie Gesundheit und Ehre verletzen“ umschreibt.[7]

Die kanadische Menschenrecht Commission versteht unter Mobbing ein Verhalten, was darauf eingelegt ist eine andere Person zu entwürdigen, zu demütigen oder zu beschämen. Wenngleich diese Definition sehr allgemein ist, so wird sie auch auf die Arbeitswelt übertragen. Der deutschen als auch der kanadischen Vorstellung ist gemeinsam, dass das Opfer von Mobbing psychisch in verletzende Weise angegriffen wird. Nach der kanadischen Auffassung, kann dieses nur von Vorgesetzten ausgehen oder auch von in der Hierarchie Gleichgestellten. Die kanadische Auffassung lässt aber auch zu, dass dieses von Untergebenen, die sich zusammenschließen ausgehen kann. Die alte Auffassung, dass nur Vorgesetzte Untergebene mobben können, ist in der Literatur schon lange aufgegeben. Das Bundesministerium für Arbeit hält aber an der Auffassung fest, dass Mobbing nicht von Untergebenen gegenüber Vorgesetzten ausgeübt werden kann.[8]

3. Die Arten von Übergriffen

Anfang 1980er Jahre führte Leymann (1993) eine explorative Studie durch, bei der über 300 Personen in Interviews befragt wurden. Sie beinhaltet 45 Handlungen, die er als Totalität aller möglichen Mobbinghandlungen erläutert. Sie lassen sich zum Mobben verdichten, wobei auch eine einzige Handlung genügt, um den Tatbestand des Mobbing zu erfüllen. Die Mobbinghandlungen lassen sich in fünf Bereiche gliedern:

Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen:

- Der/ die Vorgesetzte schränkt die Möglichkeit ein sich zu äußern
- Man wird ständig unterbrochen
- Kollegen und Kolleginnen schränken die Möglichkeiten ein sich zu äußern
- Anschreien oder lautes Schimpfen
- Das Privatleben wird ständig kritisiert
- Das Arbeitsleben wird ständig kritisiert
- Telefonterror
- Mündliche Drohungen
- Schriftliche Drohungen
- Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder Gesten
- Kontaktverweigerung durch Andeutungen, ohne dass man etwas direkt ausspricht

Angriffe auf die sozialen Beziehungen

- Man spricht nicht mehr mit dem /der Betroffenen
- Die Kollegen und Kolleginnen lassen sich nicht ansprechen
- Versetzung in einen Raum weitab von den Kolleginnen und Kollegen
- Arbeitskolleginnen und – Kollegen wird verboten, den/die Betroffene/n anzusprechen
- Man wird wie Luft behandelt[9]

Angriffe auf das soziale und fachliche Ansehen

- Es wird schlecht über die Betroffenen gesprochen
- Man verbreitet Gerüchte
- Die Gemobbten werden lächerlich gemacht
- Man verdächtigt jemanden, psychisch krank zu sein
- Man will jemanden zu einer psychiatrischen Untersuchung zwingen
- Über eine Behinderung wird gespottet
- Man imitiert den Gang, die Stimme oder Gesten, um jemanden lächerlich zu machen
- Die politische oder religiöse Einstellung wird angegriffen
- Man macht sich über das Privatleben lustig
- Man macht sich über die Nationalität lustig
- Die Betroffenen werden gezwungen, Arbeiten auszuführen, die das Selbstbewusstsein verletzen
- Der Arbeitseinsatz wird in falscher und kränkender Weise beurteilt[10]
- Man stellt die Entscheidungen des/der Betroffenen in Frage
- Man ruft ihm/ihr obszöne Schimpfworte oder andere entwürdigende Ausdrücke nach
- Sexuelle Annäherungen oder verbale sexuelle Angebote
- Angriff auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation: hier entzieht man den Betroffenen Arbeitsaufgaben, gibt ihnen ständig neue Aufgaben oder solche, die ihre Qualifikation übersteigen oder weit unter ihrem Können liegen. Z.B.
- Es werden keine Arbeitsaufgaben zugewiesen
- Man nimmt ihm/ihr jede Beschäftigung am Arbeitsplatz, so dass er/sie sich nicht einmal selbst Aufgaben ausdenken kann
- Sinnlose Arbeitsaufgaben werden erteilt
- Man gibt ihm/ihr Aufgaben weit unter dem eigentlichen Können
- Es werden ständig neue Aufgaben zugewiesen
- Man gibt ihr/ihm „ kränkende“ Arbeitsaufgaben
- Man ihr/ihm Arbeitsaufgaben, die die Qualifikation übersteigen, um den Betroffenen/ die Betroffene bloßzustellen.[11]

[...]


[1] Bärbel, M.; Stackelbeck, M. ( 2003): S. 233

[2] Lorenz, K. ( 1991): S. 194

[3] Leymann, H. (1993): S. 22

[4] Ebd. Leymann, H. ( 1993): S. 21

[5] Zuschlag, B. (1994): S. 6

[6] Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2006): S.1

[7] Struck, D. ; Fleissner, A. ( 2005): S. 20 .

[8] Vgl. Die kanadische Menschenrecht Commission

[9] Leymann, H. ( 1993): S. 33

[10] Leymann, H. (1993): S.33

[11] Leymann, H. (1993): S.33

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Mobbing am Arbeitsplatz
Hochschule
Universität Hamburg
Note
3,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
32
Katalognummer
V149369
ISBN (eBook)
9783640603213
ISBN (Buch)
9783640603268
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mobbing am Arbeitsplatz
Arbeit zitieren
Betriebswirtin Eylem Celikkol (Autor:in), 2007, Mobbing am Arbeitsplatz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149369

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