Der politische Hellenismus

Ägypten unter der gräko-makedonischen Ptolemäerherrschaft


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Die griechische Kultur & Hellenisierung
2.1. Diadochenherrschaft und hellenistischer Staat
2.2. Wirtschaft
2.3. Hellenisierung und kulturelle Verschmelzung
2.3.1 Die Stadt in der hellenistischen Welt als Hellenisierungsmittel
2.4. Zwischenbilanz

3. Das Ptolemäerreich/ Ägypten
3.1. Königtum
3.2. Geographie
3.3. Reichsverwaltung
3.4. Alexandria
3.5. Wirtschaft
3.6. Militär
3.7. Philhelenische Haltung

4. Nachwort und Ausblick

5. Bibliographie
5.1. Sekundärliteratur
5.2. Quellensammlungen:

1. Vorwort

Der Begriff „Hellenismus“ ist eine Definition der Neuzeit, der Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem durch den Historiker Johan Gustav Droysen geprägt wird.[1] Der Hellenismus bezeichnet den historischen Zeitraum der zwischen der Eroberung von Teilen des vorderen und mittleren Orients durch Alexander den Großen (ab 344 v. Chr.) und der endgültigen Unterwerfung Ägyptens, des letzten hellenistischen Reiches durch Rom (30 v. Chr.)[2], liegt.

Geographisch ist hier die Rede von einem riesigen Gebiet, das sich von Griechenland bis nach Indien, vom Schwarzen Meer bis nach Ägypten erstreckte.

Der Hellenismus brachte durch die Öffnung des Ostens eine Schwerpunktverlagerung aus politischer und ökonomischer Sicht. Im Politischen ergab sich eine „herrschaftliche Überlagerung“, die durch einen neuen Typ von Monarchie, mit gräko-makedonischer Verwaltung, an der sich die traditionellen Monarchien orientierten.[3]

Die vorliegende Hausarbeit hat es sich zum Ziel gesetzt, in erster Linie diesen politischen Hellenismus mit einer Fokussierung in dem Zeitraum nach den Diadochenkämpfen (323- 281 v. Chr.) bis zur Einnahme Ägyptens durch Rom im Jahre 30 v. Chr., zu untersuchen.

Die Quellenlage zum Hellenismus ist relativ prekär, da in weiten Gebieten eine adäquate Überlieferung fehlt. Somit ist man auf Fragmente, wie die von Hieronymus von Kardia und die Versatzstücke aus Werken von Polybios und Diodor angewiesen. Weitere Erkenntnisse sind aus den recht zahlreichen ägyptischen Papyri zu ziehen. Leider muss aber auch hier die Einschränkung gemacht werden, dass diese Papyrifunden meist in ländlichen Gebieten weit ab vom Nilmarschland, durch ein dort günstiges Klima, und nicht in den großen Kulturzentren gefunden wurden.[4] In der vorliegenden Hausarbeit wird vornehmlich Bezug auf ägyptisch demotische Quellen[5] und die Quellensammlung K. Brodersen, W. Günther und H. H. Schmitt[6] genommen.

In der Forschung und Sekundärliteratur lassen sich unterschiedliche Positionen erkennen. Droysen[7] sah im Hellenismus die absolute Verschmelzung von Orient und Okzident als welthistorisch notwendig. Ein Standpunkt, dem sich auch neuere Untersuchungen wie die Heinens[8] anschließen. Andere Positionen sprechen nicht von einer Verschmelzung, sondern von einem mehr oder weniger einander beeinflussten Nebeneinander, wie zum Beispiel bei Kaerst[9]. Eine Haltung, der auch die Einschätzung Gehrkes[10] recht nahe kommt. Dies ist nur ein kleines Spektrum der Forschungsdiskussion, zwischen dessen diametralen Polen sich noch viele weitere gemäßigtere Standpunkte unterschiedlichster Historiker finden lassen.[11]

Im ersten Schritt soll im Kapitel „Der Hellenismus; allgemeine Phänomene und Tendenzen“ der Hellenismus im Allgemeinen, hellenischer Staat, Wirtschaft und Hellenisierung, dargestellt werden. Dies führt allerdings zunächst auf eine Problematik bei der Erarbeitung des Themas. Denn generelle Aussagen zu treffen und ein adäquates Gesamtbild der politischen und soziökonomischen Struktur im Hellenismus zu kreieren, scheinen fast unmöglich. Zu vielschichtig und unterschiedlich präsentiert sich die hellenistische Welt. Ohne teils recht spezifische Beispiele und Hervorhebungen von Besonderheiten kommt so mit auch diesem Kapitel nicht aus.

An Hand der in diesem Kapitel erarbeiteten Kriterien, wie zum Beispiel die Rolle der Stadt, wird dann im dritten Kapitel ins Detail gegangen. Im Einzelnen soll die gräko-makedonische Herrschaft der Ptolemäer an Hand verschiedner Quellen und Sekundärliteratur erarbeitet werden. Besonderheiten, aber auch typische Merkmale des Hellenismus werden aufgezeigt. In wie weit kamen sich Griechen und „Nicht-Griechen“ nahe? Verharrten sie nur im bloßen Nebeneinander und waren solche Vermischungsformen doch eher die Ausnahme? Wie war die soziopolitische Organisation der beiden Herrschaftssysteme? Es ist die Ambivalenz des Hellenismus, die Hand des Ptolemäerreiches dargestellt werden soll.

2. Die griechische Kultur & Hellenisierung

Das folgende Kapitel widmet sich der gräko-makedonisch-indigen Vermischung im Hellenismus als Ganzem. Übergreifende Phänomene werden dargestellt die sowohl auf den politischen ökonomischen, als auch auf den kulturellen Kontext Bezug nehmen.

2.1. Diadochenherrschaft und hellenistischer Staat

Mit dem Ende der Diadochenkrieg, datiert mit der Entscheidungsschlacht von Ipsos (301 v. Chr.), entstehen die drei dominierenden Dynastien. Makedonien unter den Antigoniden, Vorderasien unter den Seleukiden und Ägypten unter den Ptolemaiern, aber auch viele kleine Staaten mit unterschiedlichen Staatenformen.[12]

Der Territorialtypus der Reiche war der einer Gaustruktur. Die jeweiligen Herrscher waren für Siedlungswesen und Justiz zuständig. Das in Bezirke und Dörfer gegliederte Königsland oder die daraus resultierenden Gewinne konnten als Lehen vergeben werden.

Anders war dies bei den Außenbezirken, sie unterlagen nicht der Gaustruktur. Die Randgebiete des Ptolemäerreichs (Syrien, Zypern, etc.) wurden von Strategen verwaltet. Je nach Größe wurden die Peripherien des Seleukidenreichs in Völker, Städte und Königreiche eingeteilt, von denen einige wieder autonom wurden.

Das Königtum war kein staatliches Amt, sondern ein persönliche Würde. Im Diadochenreich gab es also keine Trennung zwischen Souverän und Person. Theoretisch war also das ganze Land im Besitz des Königs, den er auch testamentarisch an eine fremde Macht weiter geben konnte.[13] Merkmale dieser Dynastien waren die Heeresversammlung und die Legitimierung der Herrscher auf Grund ihrer militärischen und politischen Leistungen als Einzelpersönlichkeiten, Einführung des Herrscherkults in Ägypten und dem Seleukidenreich sowie die bereits durch Alexander geschaffenen Dynastischenbeziehungen auf Basis einer ausgeprägten Heiratspolitik.

Stützen dieser Diadochenherrschaft waren das Beamtentum, die Finanzverwaltung und das Heer: Der Berufsbeamtenapparat verwaltete das zentralistisch organisierte Reich. Dieser Beamtenapparat war nicht etwa eine gräko-makedonische Erfindung, sondern ging auf die Tradition des achaimenidischen und des pharaonischen Reiches zurück, wie noch genauer am Beispiel Ägyptens gezeigt werden soll. Dieses Beamtentum war abhängig von seinem Herrscher, der seine Minister und Beamten, seine Untergebenen nach eigenem Ermessen ernennen und absetzen konnte.[14] Im personalintensiven Beamtentum der Diadochen war es einheimischen Beamten kaum möglich, in höhere Ämter aufzusteigen. Diese Stellen wurden üblicherweise von Makedonen und Griechen besetzt.

Die Diadochen verfügten bereits über ein mobiles und stets einsatzbereit stehendes Heer. In Kriegszeiten wurde dies durch neue Siedler ergänzt. Das System der Militärsiedlungen hatte den Vorteil, dass kein Sold gezahlt werden musste, da dieser von dem in Frieden bebauten Land abgegolten werden konnte. Zum anderen waren diese Berufsoldaten in Friedenszeit auch steuerpflichtige Bauern. So konnte Verwaltung und Kriegsmaschinerie mit finanziert werden.[15] Das Heer war in drei Gruppen unterteilt: Eine aus Reitern und Hopliten bestehende makedonische Garde, eine griechisch-makedonische Phalanx und das Söldnerheer. Neben der Verteidigung und Kriegsführung übernahm das Heer Aufgaben der Heeresversammlung. Auch wenn der Einfluss des Heeres während der Epoche des Hellenismus immer mehr zu Gunsten der Garnisons- und Hauptstädte schwand, blieb der militärische Oberbefehlshaber noch immer eine wichtige Figur des Staates.

2.2. Wirtschaft

Die hellenistische Wirtschaft zeichnete sich durch eine staatliche Monopol- und Planwirtschaft aus. Es kam durch Verschmelzung von Orient und Mittelmeerraum zu einem großen Welthandelsgebiet mit den Welthandelszentren Alexnadreia und Seleukeia. Durch den Handel mit Indien, China, Arabien und dem inneren Afrika kam es erstmals zu einer Herausbildung von Weltmarktpreisen. Ein weiteres Phänomen des Hellenismus war die zunehmende und hohe Spezialisierung. „Es ist ein Zeitalter der Spezialisten, vom Wissenschaftler bis zum Zimmermann, der die Tür schreinert, aber einen anderen braucht um sie einzusetzen.“[16]

Da im Kapitel drei noch ausgiebig auf die ptolemäische Wirtschaft eingegangen wird und auch diese den kurz hier angerissenen Prinzipien folgt, soll es an dieser Stelle um Doppelungen und Wiederholungen zu vermeiden, dabei belassen werden.

2.3. Hellenisierung und kulturelle Verschmelzung

Die politische & ökonomische Einheit, die Alexander anstrebte, erwies sich als wenig dauerhaft, umso mehr verbreitete sich aber die neue wachsende Kultur über die Grenzen der hellenistischen Welt hinaus. Die griechischen Spiele, Feste, Gymnasien, Schulen & Theater verbreiten sich weit in den Ländern des Ostens und werden zu Mitteln der gegenseitigen kulturellen Vermischung.

Die hellenistische Welt, wie sie die Eroberungen Alexanders des Großen und die Reichsgründungen der Diadochen geschaffen hatten, war der Schauplatz des Zusammen- und Aufeinanderwirken verschiedener Völker und Kulturen.

Es entstand eine nach und nach homogene Bevölkerung, die Griechisch sprach oder wenigstens verstand und eine gemeinsame Kultur teilte. Die Gemeinsamkeit der Sprache war ein wichtiges Mittel zur Vermischung der Kulturen. Die Gebildeten aller Kulturen verwendeten mit Vorliebe das Attische, aus dem durch lokale Einflüsse das hellenistische Griechisch, die „Koinè“ entstand.[17]

Vor allem der Orient wurde durch die griechische Kultur durchdrungen und im Gegenzug übte die orientalische Kultur auch Einfluss auf die griechische. Es kam zu einer wechselseitigen An- und Bereicherung, aber auch Verdrängung. Diese so neu entstandene Kultur umfasste aber nicht nur von Griechenland und Orient ererbte Züge und Institutionen, sondern bildeten auch im eigenen regionalen Rahmen Besonderheiten heraus.[18]

Allerdings kann man wohl nicht bestreiten, dass die hellenistische Gesellschaft lange in zwei soziale Schichten getrennt war: Griechen bzw. Makedonen und Orientalen. Dabei stellten die Griechen nur einen schwindend geringen Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Dennoch, partikularistische oder nationalistische Tendenzen aufgrund von nationalen Kulturbewusstseins kamen in den drei Jahrhunderten des Hellenismus nur in Juda zur Zeit der Makkabäer und weniger ausgeprägt in der iranischen Welt zum Vorschein, wobei auch diese Teile nicht dem Einfluss des Hellenismus entgingen.

[...]


[1] H.-J. GERKE, München 1990/ S. 1

[2] Eine klare Grenze ist fast nicht zu setzen, da es sehr darauf ankommt auf welchem Sektor der histographische Kategorisierung man sich befindet. Datierung bezieht sich hier auf politischen Hellenismus. Das Ende des kulturellen Hellenismus ist wenigeEindeutig. (vgl. H.-J. GEHRKE, München 1990)

[3] H.-J. GERKE, München 1990/ S. 1

[4] H. HEINEN, München 2003/ S. 85

[5] Bei den Ägyptern muss zwischen zwei Schriften unterschieden werden. 1. Die „heilige Schrift“ oder „Hieroglyphen“: In kultischen und religiösen Bereichen genutzt 2. Die „Briefschrift“ oder demotische Schrift im Alltag HOFFMANN, Berlin 2000

[6] K. BRODERSEN, W. GÜNTHER & H. H. SCHMITT, Darmstadt 1996

[7] J. G. DROYSEN, Gotha 1877- 1878

[8] H. HEINEN, München 2003

[9] J. KAERST, Darmstadt 1968

[10] H. J. GEHRKE, München 1990

[11] Forschungsperspektiven bis 1990 z.B. bei J.-H. GEHRKE, München 1990 nachzulesen

[12] W. TARN, Darmstadt 1966: S. 4

[13] H. HEINEN, München 2003: S. 89

[14] W. TARN, Darmstadt 1966: S. 65

[15] Vergleiche dazu auch Kapitel 2.2. „Die Stadt“ und Kapitel 5.6. „Militär“

[16] W. TARN, Darmstadt 1966: S. 3

[17] W. TARN, Daemstadt 1966, S. 100

[18] H. J. GEHRKE, München 1990: S. 46

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Der politische Hellenismus
Untertitel
Ägypten unter der gräko-makedonischen Ptolemäerherrschaft
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V149671
ISBN (eBook)
9783640604647
ISBN (Buch)
9783640604333
Dateigröße
540 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Orient und Okzident, Hellenisierung, gräko-makedonische Herrschaft, Ptolomärerreich
Arbeit zitieren
Magistra Artium Catrin Altzschner (Autor:in), 2007, Der politische Hellenismus , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149671

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