Unterrichtsevaluation durch Feedback der Schüler

Geschlossene und offene Verfahren in der Praxis


Referat (Ausarbeitung), 2003

24 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. SITUATIONSBESCHREIBUNG
2.1. FRAGESTELLUNG
2.2. DIE SITUATION IN DER KLASSE 6 GHWRS MÖGGLINGEN

3. ANALYSE
3.1. EVALUATION VON UNTERRICHT
3.1.1. GRUNDPRINZIPIEN EINER EVALUATION
3.2. SCHÜLERFEEDBACK
3.2.1. BEDEUTUNG FÜR DIE SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER
3.2.2. SIEBENSTUFIGES EVALUATIONSDESIGN UND SCHÜLERFEEDBACK IN 6 SCHRITTEN

4. IM UNTERRICHT
4.1. MEINE QUALITÄTSKRITERIEN UND INDIKATOREN
4.2. EINGESETZTE INSTRUMENTE
4.2.1. ANALYSE VORHANDENER DATEN
4.2.2. GUTER UNTERRICHT – EINE GRUPPENARBEIT
4.2.3. FRAGEBOGEN
4.2.4. ONE-MINUTE-PAPER I
4.2.5. ONE-MINUTE-PAPER II
4.2.6. EVALUATIONSZIELSCHEIBE
4.3. WANN KANN MAN ALS LEHRER ZUFRIEDEN SEIN?

5. REFLEXION

6. FOLGERUNGEN

7. VERWENDETE LITERATUR
BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
AUS DEM INTERNET

8. ANHANG

1. Einleitung

„Während meines 9jährigen Eingewecktseins an einem Augsburger Realgymnasium gelang es mir nicht, meine Lehrer wesentlich zu fördern.“ Bertolt Brecht (1898-1956), dt. Dramatiker u. Dichter „Wie können Schülerinnen und Schüler in meinem Unterricht lernen?“ „Was macht mich, für die vor mir sitzenden Kinder zu dem Lehrer, der ihnen wirklich helfen kann?“

„Können mir die Kinder helfen, ihnen zu helfen?“

Diese Fragen haben mich seit Beginn meines Referendariates täglich beschäftigt. Da ich in meinem Studium einen Schwerpunkt auf die in Freiburg stark vertretene Subjektive Didaktik gelegt habe, weiß ich über die verschiedenen konstruktivistischen und systemischen Besonderheiten des Lernens theoretisch viel, allerdings war ich praktisch bis Februar 2002 ein fast, wenn man von den Praktika während des Studiums absieht, unbeschriebenes Blatt.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass „guter Unterricht“ für mich nicht dasselbe ist, wie für einen Anderen. Ich weiß, dass sich unterschiedliche Schüler jeweils verschiedene Strategien des Lernens zurechtgelegt haben, die auch dementsprechend unterschiedlich zum Erfolg führen oder nicht.

Der Blickwinkel der Mentorin ist bei der Suche nach „gutem Unterricht“ eine große Hilfe, doch ist die Mentorin nicht direkt am Prozess beteiligt, sondern bringt eine Außenperspektive in den Unterricht. Mir erscheint es enorm wichtig, dass ich mir über die Konsequenzen meiner Arbeit im Klaren bin, also darüber weiß, wie meine Schülerinnen und Schüler über „unseren“ Unterricht denken. Ich kann von außen nicht beobachten, ob eine Schülerin oder ein Schüler die Information erhält, um die es im Unterricht gehen sollte.

„Die Aufgabe der Umgebung ist nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.“ (Maria Montessori) Den Kindern Erlaubnisse zu geben, ihrem Feedback zuzuhören und einfach nur annehmen, das ist der Kern, um den es mir in dieser Arbeit geht. Im ersten Halbjahr des Referendariates habe ich oft mit Erschrecken festgestellt, dass es mir noch nicht in dem Maße gelang Kindern ein offenes Ohr zu geben wie ich es gerne gehabt hätte. Es hat sich in der Zwischenzeit viel getan, aber dennoch weiß ich noch zu wenig über die Möglichkeiten, die Unterricht bieten kann. Erst wenn Unterrichts-Möglichkeiten kommuniziert werden, können diese wahrgenommen und damit modelliert werden.

”Worüber klar kommuniziert werden kann, das kann auch modelliert werden.“1 Für mich ist es wichtig, dass Unterricht, an welchem ich beteiligt bin, sich in die Richtung entwickelt, die von allen am Prozess Beteiligten als „gut“ erlebt werden kann. Dafür ist es unerlässlich die Meinung von Schülerinnen und Schülern über den Unterricht zu erhalten.

2. Situationsbeschreibung

2.1. Fragestellung

Der Anstoß für diese Arbeit ist hauptsächlich durch zwei Aspekte geprägt. Diese zwei Aspekte lassen sich in Abb.12, der Landkarte des Evaluationsanstoßes (also der Frage nach dem Warum) veranschaulichen. Zum Einen ist diese Arbeit die schriftliche Hausarbeit nach §19 GHPO II und damit in der nebenstehenden Grafik im Feld 1 anzusiedeln (denn durch diese Arbeit wird zum Teil die Qualität meiner schulischen Praxis von externen Personen bestimmt). Zum Anderen, und das ist für mich der entscheidende Punkt, ist diese Arbeit im Feld 4 anzusiedeln. Unabhängig von Referendariat und Prüfungsordnung wären Aktionen in Richtung Schülerfeedback in meinen Unterricht eingeflossen, da dies für mich eine tragende Säule meines Verständnisses des Lehrerberufes ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Landkarte des Evaluationsanstoßes nach

In dieser Arbeit wird versucht, die Frage zu beantworten, wie es möglich sein kann, Schülerfeedback, welches in meinem Fall aus einer Optimierungshaltung resultiert, für die Entwicklung meines Unterrichts zu nutzen.

2.2. Die Situation in der Klasse 6 GHWRS Mögglingen

Ein Evaluationsvorhaben umzusetzen braucht verschiedene Voraussetzungen. Wichtig in der alltäglichen Arbeit war mir ein vertrauensvolles Verhältnis zur Klasse aufzubauen, bevor ich mit meinem Projekt beginne. Die Klasse 6 besteht aus 25 Schülerinnen und Schülern, wobei sehr schnell auffällt, dass es in dieser Klasse nicht an Persönlichkeiten mangelt. Problematisch wird dies dann, wenn alle Persönlichkeiten gleichzeitig Zuwendung und Aufmerksamkeit wollen.

Da es in meinem Evaluationsvorhaben nicht darum geht mich mit „auffälligen“ Kindern auseinander zusetzen, sondern viel mehr von ihnen zu erfahren, was sie über meinen Unterricht denken, ist es nicht notwendig hier die verschiedenen Biographien einzelner Kinder aufzuführen.

Evaluationsprojekte wurden in dieser Klasse mit der Klassenlehrerin bereits durchgeführt. Diese waren aber immer an bestimmte Aktivitäten (z. B. einem erlebnispädagogischen Wochenende) geknüpft. Der Unterricht wurde, soweit ich informiert bin, nicht ausdrücklich von den Kindern evaluiert.

Eine Unterrichtsevaluation war sowohl für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 6 als auch für mich, ein Novum. Die nachfolgenden Ergebnisse werden immer unter der Perspektive zu betrachten sein, dass „normalerweise“ ein Evaluationsprojekt über längere Zeit angesetzt wird und immer wieder prozessbegleitend abrufbar sein soll.

Ebenso darf man nicht vergessen, dass Evaluation einen Teamgeist zu Grunde legt und auch „normalerweise“ innerhalb eines Teams diskutiert wird.

3. Analyse

Da es sich bei Schülerfeedback um eine spezielle Form der Evaluation handelt, wird als Grundlage ein kurzer Abriss über Evaluation im Allgemeinen folgen.

3.1. Evaluation von Unterricht

„Evaluation ist ein Prozess des systematischen Sammelns und Analysierens von Daten / Informationen, um an Kriterien orientierte Bewertungsurteile zu ermöglichen, die auf begründeter Evidenz beruhen.“3

In dieser Definition sind schon viele der nachfolgenden Grundprinzipien genannt. Eine systematische Vorgehensweise, eine evidente Fragestellung und vorher reflektierte Kriterien sind die Basis für eine gelingende Evaluation. Diese Definition gilt nicht nur für den Unterricht, sondern für alle Dimensionen von Qualität im System Schule. (Von der Mikroebene des Klassenzimmers, über die Mesoebene der Schulleitung hin zur Makroebene der Schuladministration und der Bildungspolitik4.)

3.1.1. Grundprinzipien einer Evaluation

Nach Burkard und Eikenbusch5 sind 10 Grundprinzipien für eine Evaluation zu beachten, die ich in meinem Unterricht zu beachten versucht habe. Meine Vorbereitungen und die Einbeziehung der Klasse habe ich zu jedem Punkt erörtert.

1. Nicht unbedingt mit allen, aber auch nicht gegen viele beginnen.
Zu Beginn meines Evaluationsvorhabens wurden meine Schülerinnen und Schüler gefragt, ob sie bereit sind über den Unterricht, den wir gemeinsam machen, nachzudenken. Nach ein paar Informationen, wie so etwas ablaufen könnte und was die Wirkung sein kann, stimmten alle zu.
2. Normen und Spielregeln klären. Welche Normen ein guter Unterricht zu erfüllen hat, wurde in einer Gruppenarbeit von den Schülern erarbeitet und vorgestellt. (Die Ergebnisse werden in meiner mündlichen Präsentation genau vorgestellt. Auf meine Kriterien gehe ich weiter unten ein.) Die Spielregeln der Evaluation wurden von mir gesetzt, es ist jedoch für jede Schülerin, jeden Schüler immer möglich mir mündlich Rückmeldung zu geben. Dies wurde sehr oft getan.
3. Ziele der Evaluation klären. Die Ziele meines Vorhabens wurden von mir zuerst vorformuliert, um sie dann mit den Äußerungen der Kindern bzgl. eines „guten Unterrichts“ zu vergleichen.
4. Schritt für Schritt vorgehen. In diesem halben Jahr war es oft nicht möglich, jeden Schritt genau zu tun. Oft fehlte einfach die Zeit dazu, doch im Großen und Ganzen habe ich mich an die wichtigsten Schritte versucht zu halten.
5. Wichtige und relevante Themen auswählen. Die Entwicklung des Unterrichtes ist für Einzelevaluationen ein sehr großes und zu weit gefasstes Thema. Bei den einzelnen Evaluationen wurden Aspekte ausgewählt, wie z.B. die Lehrerpersönlichkeit, Hausaufgaben, fachliche Inhalte
6. Engen Bezug zur Arbeitsplanung herstellen. Da meine Evaluation den Unterricht direkt betraf, ich unter anderem auch inhaltliche Evaluation betrieben habe, ist ein enger Bezug zur Arbeitsplanung mit Sicherheit gegeben.
7. Evaluationsinstrumente maßschneidern. Ich habe unter anderem fertige Evaluationsinstrumente benutzt und war oft sehr unzufrieden damit. Auch wenn es nur Kleinigkeiten waren, die die Kinder nicht verstanden haben, so war es jedes Mal ein großes Hindernis, an welchem die jeweilige Evaluation zu scheitern drohte.
8. Unterschiedliche Sichtweisen miteinbeziehen. In dieser Arbeit geht es vor allem um andere Sichtweisen.
9. Ergebnisse, Bewertungen und Beschlüsse dokumentieren. Die Dokumentation habe in dieser Zeit größtenteils ich übernommen. Für die Zukunft möchte ich dies jedoch über eine Poster-Präsentation für alle im Klassenzimmer sichtbar gestalten.
10. Erfahrungen mit der Durchführung von Evaluation gemeinsam auswerten. Dies war wohl einer der schwierigsten Punkte, denn was heißt Auswerten? Einfaches Vorstellen der erhaltenen Daten genügt da nicht. Ein Konzept für das weitere Vorgehen gemeinsam zu besprechen und zu planen wäre die Idealform. Ich habe meist in Eigenregie Punkte, die mir die Schülerinnen und Schüler nannten, verändert und dies auch angekündigt.

Diese Grundlagen zu beachten wird von Eikenbusch zwar nicht dogmatisch gefordert, doch kann es sein, dass ein „Nichtbeachten“ von verschiedenen Punkten der Evaluation nicht förderlich ist, sie sogar behindern kann.

Ein wenig anders sieht das Strittmatter, der die Meinung vertritt, dass es nicht entscheidend darauf ankommt, bestimmte Standards einzuhalten, sondern dass die Haltung mit der die Evaluation vertreten wird, eine authentische und ehrliche Haltung sein muss.

„Wenn die Haltung stimmt, dann vertragen die Verfahren erstaunlich viele Fehler und lassen trotzdem sehr hilfreiche Befunde entstehen.“6

Auch Strittmatter fordert Standardisierungen. (Er entwickelte das Qualitätssystem FQS Ò, welches in Schulen im Kanton Baselland erprobt wurde.) Dennoch verweist er immer wieder auf die förderliche Einstellung und fordert:

„Es bleibt uns wohl nur das Bemühen, die Erfolgsbedingungen für das Lernen von Einstellungen/Haltungen zu verbessern, und das heißt einerseits besser verstehen, was sich beim Lernen und Verändern von Einstellung abspielt, und andererseits unser didaktisches Repertoire im Bereich erziehungswirksamer Lehr- und Lernformen.“ 7

Bastian, Combe und Langer nennen aus diesem Grund drei Mindestvoraussetzungen, um mit Unterrichtsevaluation beginnen zukönnen:

1. Neugier auf Schülerrückmeldungen
2. Experimentierfreude
3. Vertrauen in die Gestaltungskraft von Schülern

3.2. Schülerfeedback

Schülerfeedback ist eine besondere Form der Evaluation, weil regelmäßig und systematisch über die Verbesserung von Lehren und Lernen nachgedacht wird. Ebenso weil Schülerinnen und Schülern bestimmte Methoden an die Hand gegeben werden, die ihnen helfen sollen ihre Perspektive zum Unterricht zu artikulieren. Aus Schülerfeedback sollten Konsequenzen gezogen werden, ansonsten wird es zu einem ‚Schauspiel’.

3.2.1. Bedeutung für die Schülerinnen und Schüler

Für Schüler ist es sehr sehr wichtig, dass ihre Aussagen Wirkung zeigen. Nur auf diese Weise können Schülerinnen und Schüler das Gefühl dafür entwickeln, dass sie Einfluss auf den Verlauf der Unterrichtsstunde und in idealer Weise auch auf die ganze Einheit bekommen.

[...]


1 Scherer, H.: Organisationsentwicklung in Lehrerinnen und Lehrerkollegien auf systemisch-konstruktivistischer Grundlage. In: http://www.freidok.unifreiburg.de/volltexte/144, S. 255

2 Strittmatter, A.: Koordinaten für die Qualitätsevaluation im Bildungswesen a.a.O., S. 75

3 Rolff, H.G. In: Werkzeugkasten des IfS-Dortmund. http://www.ifs.uni-dortmund.de/WZK-neu/index.htm

4 vgl. Szaday, C.; Büeler, X.; Favre, B.: Schulqualität und Schulentwicklung. Qualité et développement des écoles. a.a.O., S. 232f

5 Burkard, Ch.; Eikenbusch, G.: Praxishandbuch Evaluation in der Schule. Berlin 2000

6 Bastian, J.; Combe, A.; Langer, R.: Durch Schülerrückmeldung den Unterricht verbessern. In: Pädagogik Heft 5/2001, S. 8

7 Strittmatter, A.: An Einstellungen arbeiten. a.a.O., S. 5

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsevaluation durch Feedback der Schüler
Untertitel
Geschlossene und offene Verfahren in der Praxis
Note
1,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V168634
ISBN (eBook)
9783640869039
ISBN (Buch)
9783640869398
Dateigröße
1044 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Referendariat, Schulpraxis, Evaluation, Beispiele, Feedback, Schule
Arbeit zitieren
Dipl. Päd. Alexander Weller (Autor:in), 2003, Unterrichtsevaluation durch Feedback der Schüler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168634

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