Vorgeschichte und das Zustandekommen des Hitler-Stalin-Paktes von 1939


Hausarbeit, 2007

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Voraussetzungen für das Zustandekommen des Hitler-Stalin-Paktes
2.1 Das deutsch-sowjetische Verhältnis von 1933 bis 1939
2.2 Politische Interessen Hitlers
2.3 Politische Interessen Stalins
2.4 Wirtschaftliche Gründe

3. Das Zustandekommen des Hitler-Stalin-Paktes
3.1 Ablauf der Vertragsverhandlungen bis zur Unterzeichnung
3.2 Inhalt des Nichtangriffspaktes
3.3 Das Geheime Zusatzprotokoll

4. kurzer Ausblick

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Noch einige Jahrzehnte nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges erfolgte die Auseinandersetzung mit den Ursachen und den Hintergründen des Hitler-Stalin-Paktes ausschließlich in den westlich orientierten Staaten. In der Sowjetunion und in den sozialistischen Satellitenstaaten ließ das herrschende politische System eine Diskussion lange Zeit nicht zu. Die Existenz einer geheimen Abmachung über die Aufteilung von Einflusssphären in Osteuropa zwischen Hitler und Stalin in Form eines Zusatzprotokolls wurde sogar bewusst verschwiegen und von der politischen Führung der Sowjetunion erstmals im Juni 1989 durch die Einsetzung einer Untersuchungskomission indirekt zugegeben1, obwohl schon der Ablauf des Nürnberger Prozesses ,,[...] die Existenz, den Inhalt und auch die Echtheit des Protokolls und der überlieferten Kopien direkt bzw. indirekt bewies.“2. Bereits am 24. Dezember 1989 wurde das Geheime Zusatzprotokoll vom sowjetischen Volkskongress als für von Anfang an ungültig erklärt, womit man das Rad der Geschichte allerdings auch nicht mehr zurückdrehen konnte.3

Erst durch die Veränderung der politischen Situation in den osteuropäischen Ländern seit 1989 sind den westlichen Forschern einige Dokumente zugänglich geworden, die lange Zeit in den sowjetischen Archiven lagen. Nun erst konnte damit begonnen werden, gemeinsam mit den russischen Historikern, eine realistische Einschätzung des Hitler-Stalin-Paktes vorzunehmen. Dies war aber nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, viele wichtige Dokumente sind nach wie vor unter Verschluss, die sowjetrussische Quellensituation ist damit noch lange nicht ausreichend.4 Daher muss man sich bei der Bearbeitung dieses Themas noch immer hauptsächlich auf westlich orientierte und auf westlichen Quellen beruhende Darstellungen stützen.

Wie passt Hitlers Annäherung an die Sowjetunion in sein, ideologisch ansonsten strikt gegen den Bolschewismus ausgerichtetes, außenpolitisches Konzept, welches er in Grundsätzen bereits 1924 in seinem Werk „Mein Kampf4 formuliert hatte? Welche Ursachen und Hintergründe sind für die sowjetische Kooperationsbereitschaft mit dem ideologischen Gegner Deutschland verantwortlich, auch nachdem dieser schon als Aggressor und Agitator in Europa aufgetreten war?

In dieser Arbeit soll erläutert werden, wie es in der damaligen historischen Situation trotz aller augenscheinlichen Gegensätzlichkeiten der beiden unterzeichnenden Staaten und der aufgeheizten internationalen Atmosphäre zu einem Nichtangriffspakt mit geheimem Zusatzprotokoll kommen konnte und unter welchen Bedingungen dieser Vertrag zur Unterzeichnung kam. Hierzu soll zuerst betrachtet werden, wie und warum sich trotz der ideologischen Grundsätze eine Annäherung der beiden Staaten ergab und wie diese soweit gedieh, dass der Nichtangriffsvertrag inklusive seines Zusatzprotokolls tatsächlich unterzeichnet und ratifiziert wurde.

Da der Darstellungsplatz in einer Hausarbeit beschränkt ist, muss sich auf die wichtigsten Aspekte der jeweiligen Kapitel beschränkt werden, es können daher nicht alle historischen Abläufe und Gesichtspunkte erschöpfend behandelt werden.

2. Voraussetzungen für das Zustandekommen des Hitler-Stalin-Paktes

2.1 Das deutsch-sowjetische Verhältnis von 1933 bis 1939

Nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 versuchte Hitler vorerst jedes Kriegsrisiko zu vermeiden, bis die militärische Stärke Deutschlands wieder hergestellt worden war. 1933 wurde das Berliner Freundschafts- und Neutralitätsabkommen mit der Sowjetunion von 1926 verlängert. Auch wenn das Deutsche Reich die langjährige Zusammenarbeit zwischen der Reichswehr und der Roten Armee auslaufen ließ, sah Hitler keinen Grund deswegen einen offenen Bruch mit Russland zu riskieren.

Der deutsch-polnische Verständigungsvertrag vom Januar 1934 war ein erster Schritt, um die außenpolitische Isolation Deutschlands, in die es nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg hineingerutscht war, zu verringern.5 Darüber hinaus entsprach das Bündnis mit Polen den ideologischen, keinesfalls jedoch den machtpolitischen Absichten Hitlers. Gegenüber dem polnischen Botschafter Lipski äußerte er, dass Polen die letzte und daher wichtige Barrikade im Osten gegenüber der Gefahr des Bolschewismus sei.6

Nach der Unterzeichnung dieses Vertrages verschlechterte sich das deutsch-sowjetische Verhältnis schlagartig. Die Sowjetunion sah im deutschen Bündnis mit Polen eine Abkehr Deutschlands von dem, auf dem Vertrag von Rapallo7 basierenden, guten deutsch-sowjetischen Verhältnis und verstärkte ihre Politik der Annäherung an die Westmächte.

Weitere politische Ereignisse behinderten eine deutsch-sowjetische Annäherung erheblich. Durch den im November 1936 zwischen Deutschland und Japan geschlossenen Antikomintem-Pakt8 und den Stahlpakt9 mit Italien vom 22. Mai 1939 fühlte sich Stalin erheblich bedroht.

Daher war bei allen Annäherungsversuchen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion im Vorfeld des Hitler-Stalin-Paktes im Jahre 1939 das sowjetische Handeln von starkem Misstrauen bestimmt.10

Die zugespitzte politische Situation zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion Anfang 1939 führte dazu, dass sich beide Staaten nach anderen potentiellen Bündnispartnern umsahen. Hitler versuchte sich bereits seit 1933 die Gunst Großbritanniens zu sichern. Großbritannien schien sowohl aus ideologischen als auch aus machtpolitischen Überlegungen der geeignetere Partner für Hitlers, in erster Linie gegen den Osten gerichtete, Expansionspläne zu sein. Schon in "Mein Kampf' erwähnte Hitler Großbritannien als notwendigen Bündnispartner. Allerdings konnte Hitler weder durch Werbungsversuche noch durch Drohungen die gewünschte Unterstützung des britischen Empire erlangen.11

Dass Hitler letztendlich mit seinem ideologischen Gegner, der Sowjetunion, kooperierte, ist auf seinen festen Entschluss, Polen anzugreifen, zurückzuführen. Die englische Regierung, die nach der „Zerschlagung der Resttschechei“ durch Hitler für Polen eine Garantieerklärung unterzeichnet hatte, wurde als Bündnispartner für Hitlers außenpolitische Ziele dadurch uninteressant.

Für die Sowjetunion stellten selbst die relativ geringen außenpolitischen Erfolge des Deutschen Reiches eine wachsende Kriegsgefahr dar. Die Sowjetunion hatte Anfang 1939 die Wahl zwischen nur wenigen möglichen Bündnispartnern. Diesbezügliche Verhandlungen mit den baltischen Staaten scheiterten. Weiterhin wurde der polnischen Regierung ein sowjetisch-polnischer Beistandspakt angeboten, welcher am 10. Mai 1939 abgelehnt wurde.

[...]


1 Vgl. Lipinsky, Jan: Das Geheime Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 und seine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von 1939 bis 1999. Frankfurt am Main, 2004. (Europäische Hochschulschriften; Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften; Band 991), zugleich Dissertation Universität Bonn 2000. Seite 435. Fortan zitiert als: Lipinsky. Das Geheime Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 und seine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von 1939 bis 1999.

2 Vgl. Ebd. Seite 367.

3 Vgl. Gornig, Gilbert-Hanno: Der Hitler-Stalin-Pakt. Eine völkerrechtliche Studie. Frankfurt am Main, 1990. (Schriften zu Staats- und Völkerrecht; Band 41). Seite 2. Fortan zitiert als: Gornig. Der Hitler-Stalin­Pakt.

4 Vgl. Lipinsky. Das Geheime Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 und seine Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte von 1939 bis 1999. Seite 442.

5 Vgl. Hildebrand, Klaus: Das Dritte Reich. Munchen,62003. (Oldenbourg-Grundriß der Geschichte; Band 17) Seite 18f. Fortan zitiert als: Hildebrand. Das Dritte Reich.

6 Vgl. Jacobsen, Hans-Adolf: Nationalsozialistische Außenpolitik 1933 - 1938. Frankfurt am Main, 1968. Seite 404f.

7 Am 16. April 1922 wurde in dem italienischen Städtchen Rapallo ein Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (späteres Gründungsmitglied der Sowjetunion) geschlossen. In dem Vertrag wurde festgelegt, dass diplomatische als auch wirtschaftliche Beziehungen wieder aufgenommen werden, zusätzlich wurde ein Ende der Reparationszahlungen vereinbart.

8 Ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen dem Deutschen Reich, Italien und dem Japanischen Kaiserreich zur Bekämpfung der Kommunistischen Internationalen (Komintern). Er wurde am 25. November 1936 in Berlin zwischen dem Deutschen Reich und Japan geschlossen, im November 1937 stieß Italien dazu.

9 Ein Bündnisvertrag der am 22. Mai 1939 zwischen dem Deutschen Reich und Italien in Berlin abgeschlossen wurde. Der Pakt sah eine militärische Zusammenarbeit und unbedingte gegenseitige Unterstützung im Fall eines Krieges vor, wobei die Vertragsverpflichtungen auch für einen Angriffskrieg galten.

10 Vgl. Maser, Werner: Der Wortbruch. Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg. München, 1994. Seite 14f. Fortan zitiert als: Maser. Der Wortbruch.

11 Vgl. Hildebrand. Das Dritte Reich. Seite 16f.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Vorgeschichte und das Zustandekommen des Hitler-Stalin-Paktes von 1939
Hochschule
Universität Stuttgart  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Proseminar: Geschichte im Museum
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V199653
ISBN (eBook)
9783656261391
ISBN (Buch)
9783656263234
Dateigröße
423 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hitler-Stalin-Pakt, Hitler, Stalin, Ribbentrop, Nichtangriffspakt, 1939
Arbeit zitieren
Timo Pfänder (Autor:in), 2007, Vorgeschichte und das Zustandekommen des Hitler-Stalin-Paktes von 1939, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/199653

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