Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Eine nützliche und wirkungsvolle Methode zur Kindererziehung?


Hausarbeit, 2012

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gesprächsführung mit Kindern

3. Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg
3.1 Zur Person Marshall B. Rosenberg
3.2 Die menschliche Grundhaltung in der Gewaltfreien Kommunikation
3.3 Die Symbole der Gewaltfreien Kommunikation
3.4 Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg

4. Gewaltfreie Gesprächsführung mit Kindern
4.1 Wie soll die Beziehung zu meinem Kind sein?
4.2 Gegenseitiges Verstehen
4.3 Kinder gewaltfrei erziehen

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anlagen

1. Einleitung

Kommunikation bildet die Grundlage des menschlichen Miteinanders, wobei Kommunikation mehr umfasst als Sprache. Alles zwischenmenschliche Sprechen wird von nonverbalen Signalen, wie Mimik, Gestik und Körperbewegungen begleitet. Kindliche Kommunikation ist von Anfang an in eine intensive Beziehung eingebettet und bestätigt und befestigt diese immer wieder aufs Neue. (vgl. Universität Bremen o. A.)

„Ich verstehe mein Kind nicht.“ Diesen Gedanken, diese Aussage formulieren Eltern in Beratungsgesprächen sozialer Einrichtungen. Auch im Austausch mit anderen Eltern klagen sie darüber, die wahren Bedürfnisse und Wünsche ihrer Kinder nicht zu kennen.

Über Gesprächsführung mit Kindern findet sich kaum wissenschaftliche Literatur. Viele (Eltern-) Ratgeber und Fachbücher beschäftigen sich mit Methoden der Kindererziehung, in denen die Kommunikationsstrukturen der Familienmitglieder untereinander häufig nur in Hinblick auf die Einübung gewünschter Verhaltensweisen erwähnt werden. Wie Erwachsene und Kinder, auf Grundlage ihrer Möglichkeiten, und auch nicht vorhandener Möglichkeiten miteinander sprechen und kommunizieren können, dieser Thematik wird wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Für viele Menschen ist mit Kindern zu sprechen Teil ihres täglichen Lebens; im beruflichen Kontext sogar eine Kerntätigkeit ihrer Arbeit. Findet sich jedoch vor allem in den Ausbildungsinhalten der pädagogischen Fachkräfte und entwicklungspsychologischen Büchern wenig über Gesprächsführung mit Kindern, wird Wissen und Kenntnis über Kommunikation mit Kindern vor allem aus persönlicher Erfahrung geschöpft. (vgl. Delfos 2010, S. 13)

Um sich gegenseitig besser zu verstehen und im Familienalltag Konflikte lösen und ihnen vorbeugen zu können, bedarf es einer offenen und klaren Kommunikation. Der im Folgenden vorgestellte Ansatz der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg (GFK) kann hier eine gute Möglichkeit sein, ohne gegenseitige verbale oder nonverbale „Verletzung“, einfühlsam und empathisch miteinander zu umzugehen.

Diese Arbeit geht der Frage nach, ob in der Kindererziehung, speziell im familiären Kontext, Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern Anwendung und Wirkung finden kann. Schwerpunktmäßig wird diese Arbeit die Altersgruppe der 4-12 Jährigen in den Blick nehmen.

Um mit Kindern in diesem Alter kommunizieren zu können, ist es notwendig, ein Bild über deren Entwicklungstand zu haben und kindliche Kommunikationsmöglichkeiten einschätzen zu können. Dafür werden im Vorfeld Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse zur Gesprächsführung mit Kindern untersucht. Im zweiten Teil werden die Grundlagen und Inhalte der Gewaltfreien Kommunikation, im Einzelnen die Grundhaltung und die vier methodischen Schritte der GFK betrachtet. Im Anschluss daran werden die erlangten Erkenntnisse im Hinblick auf die Anwendung der Gewaltfreien Kommunikation mit Kindern überprüft und gewürdigt, um abschließend folgende Frage zu beantworten: Funktioniert Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern?

2. Gesprächsführung mit Kindern

Je nach Lebensalter unterscheiden sich die Bedingungen für eine Gesprächsführung mit Kindern. Im Alter von sieben Jahren tritt beispielsweise im kindlichen Denken eine Wende ein und Kinder verstehen bestimmte Begriffe besser als zuvor. Dies ist in der Gesprächsführung mit Kindern ebenfalls festzustellen. (vgl. Piaget 1993) Nach Montessori (1950) gibt es eine sensitive Periode für Sprache, die von der Geburt bis etwa sieben Jahre andauert. Innerhalb dieser ist das Kind auf Sprache ausgerichtet und erlernt diese flüssig zu beherrschen. Daran anschließend erstreckt sich die Periode für die Verfeinerung der Sprache, etwa von sieben bis zehn Jahren. In dieser geht es vor allem um grammatikalische Sicherheiten, und das Erlernen von Lesen und Schreiben. Die Entwicklung der Fähigkeit, Kommunikation mit Hilfe von Sprache zu erlernen, dauert bis zum Alter von 10 Jahren. Ein Kind, das über einen altersgerechten Wortschatz verfügt, ist nicht gleichzeitig zwingend in der Lage, diesen zu nutzen, um Fragen und Aussagen zu formulieren, die es beschäftigen oder seine Bedürfnisse ausdrücken. (vgl. Delfos 2010, S. 15 f.)

Die Kommunikation mit Kindern fordert vom Erwachsenen Verspieltheit und die Loslösung von festen Mustern. Laut Delfos (2010) erfordert Reden mit Kindern ebenso, sich Ohnmacht und Angst abzugewöhnen, um an Fantasien, Träumen, Symbolen, Ideen und Gefühlen teilnehmen zu können. Dies bedeutet, sich vom Leistungsdruck und der Starrheit, immer normieren, interpretieren, konkurrieren und gewinnen zu müssen, freizumachen. Die Lernbereitschaft von Kindern ist sehr groß und ihnen kann das Lernen so viel Spaß machen, dass sie dabei ihre Umgebung vergessen und ganz und gar darin aufgehen. Gelerntes wird im Alltag umgesetzt und Normalisierung tritt ein. (vgl. Delfos 2010, S. 18)

Kinder erfahren während des Aufwachsens, dass Erwachsende die Welt durch eine fest abgegrenzte, sprachliche Art darstellen und sind großem Druck seitens der Erwachsenen ausgesetzt, sich dieser Art anzugleichen. Der Druck, sprachlich zu funktionieren, wird größer, je älter das Kind ist. Sprache dient dem Kind nicht ausschließlich als Kommunikationsmittel, sondern auch als ein Instrument zur Ordnungsherstellung. Dies kann man gut am lauten (Vorsichher-)Sprechen kleiner Kinder feststellen. Piaget (1974) nennt dieses laute Sprechen egozentrische Sprache, die Tätigkeiten von Kindern begleitet und ihnen hilft diese zu begreifen, zu koordinieren und zu ordnen. (vgl. Delfos 2010, S. 20)

Um beim Kind anschließen und die richtige Gesprächsführungsmethode anzuwenden, muss man grob das mentale Alter des Kindes einschätzen können. Dafür ist keine psychologische Analyse notwendig; stattdessen sollte man sich anhand verschiedener Anhaltspunkte eine Vorstellung des mentalen Alters des Kindes machen, um daraufhin das Gespräch abzustimmen. Abhängig von den unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten und mit Hilfe von (Phasen-)Merkmalen[1] kann eine Einschätzung hierzu vorgenommen werden. Die Angabe des mentalen Alters wird vor allem in der psychodiagnostischen Untersuchung benutzt und „gibt das geistige Alter des Kindes im Vergleich mit einem Durchschnittskind dieses Kalenderalters an.“ (Delfos 2010, S 42) Gesprächsführung mit Kindern benötigt Wissen und Erfahrung der Kommunikationsbedingungen mit Kindern, die zu ihrem mentalen Alter gehören, da Kinder des jeweiligen (Kalender-)Alters nicht alle gleich sprachgewandt sind. Jedoch sollte der Einschätzung des mentalen Alters nicht zu viel Wert zugeschrieben werden, da sie lediglich dazu dient, näher bei dem anzuschließen, was im Kind vorgeht und versucht Fehler zu mindern, die mit dem Alter des Kindes in Verbindung stehen. (vgl. Delfos 2010, S. 173)

3. Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg

3.1 Zur Person Marshall B. Rosenberg

Marshall B. Rosenberg wurde am 6. Oktober 1934 in Canton, Ohio geboren und wuchs als Weißer, jüdischer Herkunft, im schwarzen Ghetto von Detroit auf, wo er 1943 als Kind Zeuge und selbst Opfer von rassistischer Gewalt wurde. Diese Erlebnisse beschreibt er als Beweggründe, sich stärker mit folgenden Fragen zu beschäftigen: "Was geschieht genau, wenn wir die Verbindung zu unserer einfühlsamen Natur verlieren und uns schließlich gewalttätig und ausbeuterisch verhalten? Und umgekehrt, was macht es manchen Menschen möglich, selbst unter den schwierigsten Bedingungen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben?" (Rosenberg 2004, S. 21) Rosenberg promovierte 1961 an der Universität in Wisconsin in klinischer Psychologie und arbeitete als Mediator und Kommunikationstrainer in Schulen und weiteren Einrichtungen. Inspiriert durch die Ideen von Carl Rogers und Mahatma Gandhi entwickelte er die „Gewaltfreie Kommunikation“ (GFK). Seit Beginn der 70er Jahre vermittelt er diese in verschiedenen Ländern u. a. an Eltern, Pädagogen, Polizisten, Manager, Anwälte, Gefangene und Politiker. 1984 gründete er das Center for Nonviolent Communication (CNVC). Marshall B. Rosenberg lebt heute in der Schweiz. (vgl. Stangl o. A)

3.2 Die menschliche Grundhaltung in der Gewaltfreien Kommunikation

Rosenberg benutzt den Begriff der Gewaltfreiheit im Sinne Gandhis, der damit ein einfühlendes Wesen meint, „das sich wieder entfaltet, wenn die Gewalt in unseren Herzen nachläßt.“ (Rosenberg 2004, S. 22) Auch wenn wir unsere Ausdrucksweise nicht als „gewalttätig“ ansehen, können Worte bei anderen und bei uns zu Verletzung und Leid führen. In der Gewaltfreien Kommunikation geht es darum, zu verstehen und verstanden zu werden: „ich möchte wissen, worum es dir geht, und ich will dir sagen, worum es mir geht, damit wir dann einen Weg finden, mit dem es uns beiden gut geht.“ (Gaschler 2011, S. 21) Dies ist laut Gaschler die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation, was jedoch nicht heißt, dass Eltern jedes Verhalten ihrer Kinder dulden müssen. Stattdessen geht es darum, das Bedürfnis hinter dem Verhalten zu erkennen und zu verstehen. Denn das Verhalten wurde unter vielen Möglichkeiten ausgewählt, um ein bestimmtes Bedürfnis zu befriedigen.

Kinder haben unterschiedliche Fähigkeiten und Möglichkeiten, sich nonverbal und verbal auszudrücken. Dabei möchte jedes Kind in seiner Besonderheit und Individualität gesehen werden und das bekommen, was ihm hilft, seine Bedürfnisse zu befriedigen. (vgl. Gaschler 2011, S. 24)

Gewaltfreiheit beschreibt in der GFK Handlungen und eine Haltung, mit denen sowohl die eigenen Bedürfnisse als auch die des Gegenübers, gar aller Menschen berücksichtigt werden. Darin erkennt man das Menschenbild der Gewaltfreien Kommunikation: „Wir sind alle eins, haben die gleichen Bedürfnisse (…). Darin sind wir verbunden und dadurch ist es uns auch möglich, uns empathisch zu verbinden, uns zu verstehen.“ (Gaschler 2011, S. 27)

Wichtig sind das Miteinander und die Kraft, im Miteinander etwas zu gestalten, um ein Leben in gegenseitiger Wertschätzung und Gemeinschaft mit Respekt vor Mensch und Natur zu führen. Ziele wie Macht und gewinnen oder verlieren haben dabei keine Bedeutung. Die Gewaltfreie Kommunikation stellt dafür den Weg dar, um miteinander in Kontakt zu kommen und kann jede Art von Kommunikation (verbal, nonverbal) einschließen.

In der Gewaltfreien Kommunikation wird dargelegt, was einen bewegt und was man möchte (Selbstbehauptung). Der anderen Person wird empathisch zugehört, wie es ihr geht und was diese möchte (Einfühlung). Diese beiden Prozesse bilden das wesentliche Merkmal der Gewaltfreien Kommunikation, wobei es weder darum geht die eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen, noch die Bedürfnisse anderer Menschen zu unterdrücken. Ziel dieses Prozesses ist der Ort, an dem alle Bedürfnisse erfüllt sind. (vgl. Stangl o. A.)

[...]


[1] Siehe Anlage 1

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Eine nützliche und wirkungsvolle Methode zur Kindererziehung?
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V202273
ISBN (eBook)
9783656282983
ISBN (Buch)
9783656283614
Dateigröße
830 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gewaltfreie Kommunikation, Rogers, Gesprächsführung, Rosenberg
Arbeit zitieren
Sindy Bargel (Autor:in), 2012, Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern. Eine nützliche und wirkungsvolle Methode zur Kindererziehung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202273

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