Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Waldorfpädagogik
2.1 Rudolf Steiner
2.2 Anthroposophie als Grundlage der Waldorfpädagogik
2.2.1 Die Entwicklungsphasen
2.2.2 Die Temperamente
2.3 Die Waldorfschule
2.3.1 Organisationsstruktur
2.3.2 Lehrplan
2.3.3 Lehrer und Leistungsbewertung
3. Montessoripädagogik
3.1 Maria Montessori
3.2 Pädagogische Grundlagen
3.2.1 Die sensiblen Perioden
3.3 Die Montessorischule
3.3.1 Organisationsstruktur
3.3.2 Lehrplan
3.3.3 Lehrer und Leistungsbewertung
4. Vergleich
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Reformpädagogik, entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, brachte eine Vielzahl alternativer Schulmodelle hervor. Zu den bis heute bedeutendsten Ansätzen zählen dabei unter anderem die Pädagogik von Maria Montessori und Rudolf Steiner. Diese beiden Konzepte werden in der nachfolgenden Arbeit näher betrachtet, mit dem Ziel Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede aufzuzeigen.
Im ersten Kapitel wird die Pädagogik von Rudolf Steiner behandelt. Hierzu gehe ich zunächst kurz auf die Biographie des Begründers ein, anschließend stelle ich die grundlegenden Gedanken seiner Pädagogik und deren Umsetzung in den Waldorfschulen vor. Auf gleiche Weise verfahre ich im zweiten Kapitel mit der Pädagogik von Maria Montessori und den Montessorischulen um im dritten Kapitel zu einem Vergleich zu kommen mit anschließendem Fazit im vierten Kapitel. Aufgrund des Umfangs der Arbeit beschränke ich mich auf die wesentlichen Grundzüge der pädagogischen Ansätze und lasse unter anderem den geschichtlichen Verlauf sowie mögliche Kritikpunkte weitestgehend außer Acht.
2. Waldorfpädagogik
2.1 Rudolf Steiner
Rudolf Steiner wurde 1861 in Kraljevec geboren. Von 1879 bis 1883 studierte er an der Technischen Hochschule in Wien. Während dieser Zeit unterrichtete er als Hauslehrer ein behindertes Kind. Mit 21 bekam er den Auftrag, Goethes naturwissenschaftliche Texte zu editieren. Viele von Goethes Denkweisen lassen sich in den Schriften von Steiner finden . Ab 1897 arbeitete Steiner als Redakteur, Schriftsteller, Redner und Lehrbeauftragter in Berlin (vgl. Ullrich 1996, S. 253f). . In den folgenden Jahren ging er auf Vortragsreise durch ganz Europa und schrieb seine wichtigsten Werke. 1913 gründete er die Anthroposophische Gesellschaft (vgl. Hellmich 2007, S. 56), 1919 wurde die erste Waldorfschule eröffnet. Rudolf Steiner starb 1925 in Dornach (vgl. Ullrich 1996, S. 254).
2.2 Anthroposophie als Grundlage der Waldorfpädagogik
Bevor man sich mit der Pädagogik von Steiner beschäftigt, muss man sich zunächst mit der von ihm entwickelten Anthroposophie auseinandersetzen. Steiner bezeichnet den Menschen als rein geistiges Wesen, das sich im menschlichen Körper materialisiert. Wenn dieser stirbt, wird der Mensch, also der Geist in einem neuen Körper wiedergeboren. Bei dieser Reinkarnation wird das vorherige Leben jedoch nicht vollkommen ausgelöscht, die Taten und Erlebnisse daraus holen den Menschen als „Karma“ oder „Schicksal“ im neuen Leben wieder ein. Aufgabe des Menschen ist es, die Erfahrungen aus dem vorherigen Leben zu bewältigen, was eine Weiterentwicklung darstellt (vgl. Bast 1996, S. 156f). „Die Lehre, wie und auf welchem z.B. meditativem Wege der Mensch zur richtigen Erkenntnis der (übersinnlichen) Welt und zur Verfügung über seine (intuitiven) Fähigkeiten gelangt, ist die Steinersche ' Anthroposophie '“ (Bast 1996, S. 157).
2.2.1 Die Entwicklungsphasen
Steiner geht davon aus, dass sich der Geist des Menschen in drei Phasen entwickelt, die jeweils sieben Lebensjahre andauern. Die erste Entwicklungsphase (1.-7. Lebensjahr) ist die des Nachahmens (vgl. Bast 1996, S. 157f), hier bilden sich die äußeren Sinne. Der Wechsel von der ersten in die zweite Entwicklungsphase ist durch den Zahnwechsel erkennbar. In der zweiten Phase entwickeln sich die seelischen Regungen wie Triebe, Leidenschaften und Gefühle, also die inneren Sinne. Den Anfang des dritten Lebensjahrsiebts kennzeichnet die Geschlechtsreife. Nun entwickelt sich das begriffliche Denken und die menschliche Urteilskraft, hier bilden sich universelle Ideen und die Selbstreflexion (vgl. Ullrich 1996, S. 258f).
2.2.2 Die Temperamente
Entsprechend der Entwicklungsphasen unterscheidet Steiner vier „Leiber“ des Menschen. Im ersten Jahrsiebt des Lebens gibt es die „physische Lebenswesenheit“, anschließend entwickelt er einen „Ätherleib“, mit Beginn der Geschlechtsreife kommt der „Astralleib“ hinzu und am Ende der dritten Phase entwickelt der Mensch schließlich das „Ich“ (vgl. Böhm 2012, S. 101).
„Durch die Dominanz einer der vier kosmischen Kräfte (physisch, ätherisch, astralisch, geistig) im Vorgang der Reinkarnation“ (Ullrich 1996, S. 259) steht bei dem Menschen ein bestimmtes Temperament im Vordergrund: Das melancholische, das phlegmatische, das sanguinische oder das cholerische (vgl. Ullrich 1996, S. 259).
2.3 Die Waldorfschule
2.3.1 Organisationsstruktur
Die Waldorfschule ist eine Einheitsschule, die 12 Schuljahre umfasst (vgl. Ullrich 1996, S. 260). Die Klassen werden – ebenso wie die Sitzordnung – nach Temperamenten eingeteilt, so dass jedes Temperament in ausreichender Zahl vertreten ist (vgl. Böhm 2012, S. 102).
Die Waldorfschulen arbeiten mit Epochenunterricht. Hier wird eines der Hauptfächer über vier Wochen hinweg täglich zwei Stunden gelehrt. Auf standardisierte Lehrbücher wird hier verzichtet, die Schüler fertigen selbst Epochenhefte an (vgl. Ullrich 1996, S. 260).
Eine besondere Stellung im Unterricht nimmt die Eurythmie ein. Dies ist ein Fach, das von Steiner selbst eingeführt wurde und nur an Waldorfschulen existiert. Es verbindet Sprache, Musik und Bewegung, um Lerninhalte zu „erleben“, um „persönliche Erfahrungen“ zu machen und um „im Kontext der anthroposophischen Lehre von der Entwicklung des Leibes […] eine Höherentwicklung der geistig-seelisch-körperlichen Ganzheit zu erreichen“ (Müller 1995, S. 160f).
2.3.2 Lehrplan
Der Unterricht der Waldorfschule richtet sich weniger nach einem festen Lehrplan, als vielmehr nach bestimmten Prinzipien, die Gögelein „Menschen- und Entwicklungsorientierung“, „Welt- und Kulturorientierung“, „Erkenntnis- und Übungsorientierung“ sowie „Kind- und Situationsorientierung“ (Gögelein 2007, S. 218f) nennt. Zum einen soll also das menschliche Wesen bzw. die Menschenkenntnis gelehrt werden. Ein zweites Augenmerk liegt auf der Welt, in der die Menschen leben. Auch das „erkennende, schöpferische, verstehende und belebende Umgehen des Lehrers mit Menschen- und Weltkenntnis“ (ebd., S. 218f) ist von Bedeutung. Letztlich muss der Lehrer auf die individuellen Bedürfnisse und Probleme der Kinder eingehen.
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- Arbeit zitieren
- Natalie Mehringer (Autor:in), 2012, Montessori- und Waldorfpädagogik - ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204549
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