Crowdfunding in der Filmproduktion - Finanzierung 2.0 für Spiel- und Dokumentarfilm


Seminararbeit, 2012

34 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Crowdfunding - Die Idee
2.1 Die Herkunft von Wort und Konzept
2.2 Die Plattformen in Deutschland und der Welt

3 Crowdfunding - Das Prinzip
3.1 Die Funktionsweise - Vom Projekt zum Geld
3.2 Die Statistiken - Wer erreicht mit was wie viel?

4 Crowdfunding im Filmgeschäft
4.1 Die betriebswirtschaftliche Perspektive
4.2 Crowdfunding trifft Filmförderung
4.3 Erfolgreiche Beispiele

5 Fazit

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Literatur- und Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Crowdfunding ist in aller Munde. Die Einen sehen diese innovative Finanzierungsstrategie als wichtigen Schritt „zur Demokratisierung der Kulturlandschaft“ (Lindner 2011) und möglicherweise als „das Modell der Zukunft für Kinoproduktionen“ (Hübner 2011). Andere erkennen Crowdfunding als „nach wie vor [...] unterbelichtete^] Bereich [...]. Es steckt noch in den Kinderschuhen und muss sich erst etablieren.“ (Röhr 2011 zit. n. Klee 2011). Auch Sebastian Dresel, Beauftragter für Kultur- und Kreativwirtschaften der Stadt Mannheim, stellt fest: "Wir befinden uns mit dem Thema Crowdfunding hinsichtlich der Wahrnehmung dort, wo Social Networks 2007 waren!" (Lindner 2011). Eben diese Wahrnehmung befindet sich allerdings seit mindestens einem Jahr im Wandel. Nicht nur die Medien wurden durch verschiedene Leuchtturm-Projekte, wie die Gründung des sozialen Netzwerkes Diaspora1, auf das Modell Crowdfunding aufmerksam. Auch verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen haben sich dem Thema und seiner Relevanz für die Finanzierung von wirtschaftlichen Unternehmungen aller Art angenommen. Dabei haben sich sogar schon differenzierte Betrachtungen ergeben, z.B. für die Bereiche Journalismus, Musikindustrie oder Unternehmensgründung. Nun soll auch der Zweig der Filmproduktion genauer untersucht werden, zumal hier die statistisch größte Masse an Crowdfunding-Projekten gestartet wird. Das Interesse an neuen, kreativen Finanzierungswegen scheint also gegeben.

Im Rahmen dieser Arbeit soll deshalb das Phänomen Crowdfunding grundlegend aufgearbeitet und erläutert werden. Zu diesem Zweck geben die ersten zwei Kapitel einen Einblick in die Entstehung des Prinzips Crowdfunding, seine Funktionsweise und die derzeitige Ausprägung in Deutschland und den USA. Abschließend zu dieser Einführung wird ein statistischer Überblick über die Tragweite der durch Crowdfunding umgesetzten Projekte und Geldsummen gegeben, um das allgemeine finanzielle Potenzial abschätzen zu können.

Mit diesem Basiswissen kann dann eine Evaluation dieses Finanzierungsinstruments speziell für den Bereich der Filmproduktion erfolgen. Hier werden die Vor- und Nachteile von Crowdfunding untersucht und auf die besonderen Notwendigkeiten einer Filmfinanzierung abgestimmt. Da sich die Finanzierung von Spiel- und Dokumentarfilmen zu einem großen Teil aus Filmförderungen verschiedenster Art speist, soll auch die mögliche Kombination beider Geldquellen betrachtet werden - so wie sie in Foren und Diskussionsrunden zum Thema Crowdfunding z.T. schon erörtert wurde. Zuletzt gibt eine Auswahl an erfolgreich umgesetzten Filmprojekten eine Idee, wie dieses neue Finanzierungssystem zukünftig einen Einfluss auf die Filmbranche entwickeln könnte.

Geleitet wird der erste Teil der Arbeit somit von den Fragen nach dem WAS und WIE. Bevor das dritte Kapitel auf die konkrete Frage „Welches Potenzial birgt das Prinzip Crowdfunding speziell für die Finanzierung von Filmproduktionen?“ zu sprechen kommt.

2. Crowdfunding - Die Idee

2.1. Die Herkunft von Wort und Konzept

Der Begriff Crowdfunding ist noch nicht sehr alt. Er wurde im Jahr 2006 von Jeff Howe und Mark Robinson geprägt2, in Anlehnung an das ebenfalls von ihnen beschriebene Crowdsourcing. Nach heutiger Definition bezeichnet Crowdfunding „im Allgemeinen einen Prozess der Projekt­finanzierung, bei dem über das Internet kleine Geldbeträge von einer meist anonymen Masse in kollektiver Zusammenarbeit eingesammelt werden.“ (Gumpelmaier 2011 zit. n. Wehly 2012, S. 17) - ins Deutsche übersetzt, spricht man von Schwarmfinanzierung.3

Wichtig dabei ist, dass, im Gegensatz zu den meisten anderen Finanzierungswegen, die Unterstützer4 (im Normalfall) nicht im Nachhinein mit Geld belohnt werden, sondern mit kreativen, eventuell personalisierten und häufig immateriellen Geschenken. Der deutsche Anbieter Startnext spricht von folgenden möglichen Rückvergütungen: „Anders als beim Fundraising bekommen die Geldgeber beim Crowdfunding zum Beispiel das fertige Werk (Vorfinanzierung), individuelle Geschenke (Dankeschöns), Medialeistungen (Sponsoring), Möglichkeit der Kulturförderung (CSR), eine Spendenquittung oder eine Gewinnbeteiligung“ (Startnext.de s.d.). Hier bieten sich also zusätzlich zu den neuen Rückzahlungen in Form von Dankeschöns5, trotzdem auch die klassischen Wege der Gewinnbeteiligung oder Spendenquittung.

Zudem wird ein weiterer Punkt aus betriebswirtschaftlicher Sicht (vor allem für den Bereich Filmproduktion) evident: Crowdfunding ist ein Teil der Finanzierung (bei Startnext als Vorfinanzierung im Allgemeinen bezeichnet). Welchen Stellenwert Crowdfunding deshalb in der Zusammensetzung einer Gesamtfinanzierung eines Filmprojektes darstellt, wird im späteren Teil der Arbeit noch eingehender beleuchtet.6

Crowdfunding wird als Unterkategorie des Phänomens Crowdsourcing verortet. Dieses bezeichnet „the act of taking a job traditionally performed by a designated agent (usually an employee) and outsourcing it to an undefined, generally large group of people in the form of an open call.“ (Howe 2006 zit. n. Wehly 2012, S. 17.). Der damit verbundene deutsche Begriff Schwarmintelligenz unterstreicht den Zweck dieses Vorgehens, bei dem auf das Wissen, die Beurteilungsfähigkeit und das Können der Masse gesetzt wird7, vor allem aber auf die schier unerschöpfliche Auswahl denn während in Unternehmen wenige Mitarbeiter verschiedenste Aufgabe bewerkstelligen müssen, kann über Crowdsourcing aus - theoretisch - tausenden „Experten“ gewählt werden.

In diesen Kontext ordneten Lambert und Schwienbacher auch Crowdfunding ein, das sie als einen „open call, essentially through the internet, for the provision of financial resources either in form of donation or in exchange for some form of reward and/or voting rights in order to support initiatives for specific purposes” (Metzler 2011, S. 6) definieren. Setzt das System Crowdsourcing also auf Wissen und Talente der Masse, nutzt Crowdfunding deren finanzielle Kapazitäten.

Die Geschichte des Crowdfundings beginnt aber noch vor der Einführung des Begriffs. Manche Quellen sprechen sogar von historischen Ursprüngen. Viel zitiertes Beispiel ist dabei der Fall der Freiheitsstatue im Jahre 1885. Hier startete der Zeitungsverleger Joseph Pulitzer eine Aktion in der New York World zur Finanzierung des Sockels für die bald eintreffende Freiheitsstatue. Er rief die Bürger dazu auf, sich finanziell - auch mit Klein- und Kleinstbeträgen - zu beteiligen und versprach im Gegenzug die Veröffentlichung aller Namen in der Zeitung (vgl. Lorenz 2012, S. 22). Tatsächlich kam das Geld innerhalb von fünf Monaten zusammen, der Großteil der Spenden lag im Bereich sogenannter Micropayments:8 etwa 120.000 Beträge waren kleiner als ein Dollar (vgl. Soorjoo 2012, S. 142).

Überhaupt lässt sich das System des Sammelns von kleinen Geldbeträgen von vielen Spendern natürlich in mehreren Bereichen finden. Vor allem Hilfsorganisationen oder auch der Wahlkampf von US-amerikanischen Politikern funktioniert auf diese Weise.9 Während der Präsident­schaftswahl vor vier Jahren sammelte Barack Obama mehrere Millionen Dollar von Bürgern über das Internet und virales Marketing - neben den üblichen Großspenden von Unternehmen (ebd.). Steven D. Strauss berichtet von einem noch früheren Einsatz des Crowdfundings in der US- amerikanischen Politik: Schon 1992 rief der Präsidentschaftskandidat Jerry Brown die Menschen dazu auf über eine Telefon-Hotline Beträge bis maximal 100 Dollar für seine Wahlkampagne zu spenden. „In these pre-Internet days, this was a revolutionary way to tap a lot of money by asking for a little amount of money from a lot of people.“ (Strauss 2011, S. 136).

Im Bereich der Hilfs- und Non-Profit-Organisationen ist das System ohnehin perfektioniert. Ob in dauerhaften Aufrufen oder speziellen Veranstaltungen, hier wird darauf abgezielt eine große Summe über eine große Masse von Unterstützern zu generieren. In den meisten Fällen erhalten auch hier die Spender eine Gegenleistung. Sei es das 5-Gänge-Menü bei der Spendengala oder der Brief eines Kindes, das man mit seiner Spende finanziell unterstützt hat.

Neu ist die Idee des Crowdfundings also nicht, allerdings beschränkte sie sich bisher ausschließlich auf die oben genannten Bereiche der Wohltätigkeit und politischen Unterstützung oder aber fand im Freundes- und Familienkreis statt, wo natürlich auch häufig finanzielle Beteiligungen ohne direkte Rückzahlung erfolgen. Durch die Etablierung des Crowdfundings findet sich dieses bisher auf sozialen, ideologischen oder persönlichen Bindungen beruhende Finanzierungssystem nun auch in profitorientierten Unternehmungen. Dabei ist es in erster Linie nicht relevant, um welche Art von Unternehmen oder Projekten es sich handelt. Wie im nächsten Kapitel dargestellt wird, gibt es praktisch für jede Sparte entsprechende Plattformen. Trotzdem ist Crowdfunding vor allem im Kulturbereich anzutreffen. „Die Idee des Crowdfundings entstammt grundsätzlich der Szene der Kreativen und Kulturschaffenden. [...] Der Zweck von einzelnen Crowdfunding-Projekten ist vielseitig, von der Unterstützung künstlerischer Projekte (Musikproduktionen), politischer Kampagnen bis hin zu Startups, kleinerer unternehmerischer Projekten und darüber hinaus.“ (Schenk 2012, S. 3).

Weiterhin sind beim heutigen Crowdfunding die Nutzung des Web 2.0 und dazugehöriger Social Media Aktivitäten unerlässlich. Erst Blogs, soziale Netzwerke und ein für große Bevölkerungsteile vorhandener Zugang zu (schnellem) Internet machte die Ausbreitung von Crowdfunding möglich.

Zuletzt lässt sich Crowdfunding noch in zwei Arten unterteilen. Linda Wehly unterscheidet in ihrer Abschlussarbeit (1) plattform-gestütztes Crowdfunding - welches Kern dieser Arbeit ist - und (2) nicht-plattformgestütztes Crowdfunding (vgl. Wehly 2012, S. 20). Ersteres wurde schon mehrfach angesprochen und arbeitet auf eigens dafür angelegten Webseiten, wie z.B. dem Marktführer Kickstarter.10 Beim nicht-plattformgestützten Crowdfunding handelt es sich um die Einbindung einzelner Buttons auf der eigenen Webseite oder unter einem Artikel o.ä. Über den Button kann eine bestimmte Summe gespendet bzw. für die oder den Artikel bezahlt werden. Es handelt sich also auch hier um eine freiwillige Abgabe, wobei die „Prämie“ die Unterstützung des Autoren ist, der somit - hoffentlich - weiterhin die Qualität seiner Arbeit beibehält. Im Gegensatz zu den meisten Gegenleistungen auf den Plattformen gibt es hier also nur einen indirekten Nutzen.11

2.2 Die Plattformen in Deutschland und derWelt

Crowdfunding startete offiziell mit der Patentanmeldung auf das Prinzip 2004 durch den Betreiber der Artistshare.com, die schon vier Jahre zuvor gegründet wurde. Aber erst 2006 gelangte Crowdfunding zu Bekanntheit: Mit dem Launch der Münchner Plattform Sellaband, die ausschließlich Musiker und Bands unterstützte und ihnen die Möglichkeit bot, ein Studioalbum über Crowdfunding zu finanzieren. Im gleichen Jahr wurde der Begriff auch von Jeff Howe erstmals detailliert beschrieben und so festgelegt. In den USA folgte 2008 die IndieGoGo und 2009 mit Kickstarter der bis heute weltweit größte Anbieter. In Deutschland wird das Jahr 2011 als Beginn des Crowdfundings angesehen (vgl. Schenk 2012, S. 4). Die erste - der heutige Marktführer in Deutschland Startnext - ging hier zwar schon Mitte 2010 online, doch bis Ende des Jahres wurden nur wenige Projekte gefördert. Ab 2011 war dann ein extremer Anstieg sowohl die Anzahl der Anbieter, als auch die Anzahl und Erfolg der gestartet Projekte betreffend, zu verzeichnen.12 Trotzdem war die Reaktion auf das neue Finanzierungsmodell auch 2011 noch eher skeptisch: „Crowdfunding ist in Deutschland ein bislang wenig erprobtes Verfahren. [...] In den USA ist sich Crowdfunding nahezu etabliert. In Deutschland wird die Sammelaktion eher als eine weitere, irgendwie seltsame Interneterscheinung bewertet.“ (Viellehner 2011).

Im Laufe der letzten 12 bis 16 Monate hat allerdings auch das Medieninteresse zugenommen, sodass sich eine Vielzahl von Artikeln und Einordnungen zum Thema Crowdfunding finden lassen.13 Die Bekanntheit und das gesteigerte Interesse drücken sich z.B. im extremen Anstieg der Aufrufe in der Suchmaschine Google aus.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Popularität des Suchbegriffs „Crowdfunding“ bei Google 2006 bis 2011. Quelle: Wehly 2012, S.18.

Dabei wird vermehrt auch auf verschiedene Branchen geschaut bzw. auf das Potenzial des Crowdfundings für Unternehmensgründungen, anstelle einzelner Projekte. So lassen sich neben einigen allgemeinen Forschungsberichten und Untersuchungen, auch schon auf Branche spezialisierte wissenschaftliche Betrachtungen finden.14

Für diese Arbeit vor allem relevant ist dabei die Implementierung des Crowdfundings in die Filmfinanzierung. In einem faz-Interview sprach die Beraterin Juliane Schulze davon, dass "vor allem junge Produzenten [...] enorme Erwartungen [hätten] und meinen, Crowdfunding könnte eine Alternative zu traditionellen Finanzierungsformen sein. [...] In Deutschland sind diese Konzepte aber noch ganzam Anfang" (Grund-Ludwig 2012).

In den USA und weltweit wurden seit Etablierung des Crowdfundings viele dutzende Anbieter und n gegründet. Einige davon sind spezialisiert auf bestimmte Branchen, Projekte oder Startups, andere bieten ein Forum für alle möglichen Ideen. Hier können die Projekte dafür in Kategorien eingeteilt und über Tags charakterisiert werden. In einem Blog von Leander Wattig werden 113 Plattformen weltweit aufgeführt (vgl. Wattig 2012). In Deutschland gelten folgende als führend: Startnext, Inkubato, MySherpas, Pling, VisionBakery und die Startup- Seedmatch15 Besonders von Bedeutung für das deutsche Crowdfunding ist dabei das Portal Startnext.16 Zum Einen ist es Marktführer in Deutschland, zum Anderen ist das Unternehmen Initiator der co:funding, einer Unterkonferenz der república, die sich um einen Austausch der jungen Crowdfunding- Branche über ihre Probleme und Potenziale bemüht und deren Diskussionsergebnisse bisher großen Einfluss auf die ebenso junge Forschung zum Thema hatte17

Aus rechtlicher Sicht muss noch erwähnt werden, dass in Deutschland bisher ein festes gesetzliches Rahmenwerk für den Bereich Crowdfunding fehlt. In den USA gibt es seit Frühling diesen Jahres im „Jumpstart Our Business Startups Act", kurz JOBS Act festgeschriebene Bedingungen für das Prinzip Crowdfunding, weshalb das Gesetz auch in der Netzgemeinde als "Crowdfunding Act" bezeichnet wird (vgl. U.S. Securities and Exchange Commission 2012). „Der amerikanische 'Jobs Act' erkennt Crowdfunding als legalen Weg der Unternehmensfinanzierung an und gibt Regeln für Investitionsvolumen und Transparenz vor.“ (Kuhn 2012).

3. Crowdfunding - Das Prinzip

3.1 Die Funktionsweise - vom Projekt zum Geld

Wie schon zuvor angesprochen liegt die Besonderheit des Crowdfundings in zwei Punkten: Zum Einen spricht der Projektinitiator direkt die Personen an, die ihm ihre finanziellen Ressourcen zur Verfügung stellen sollen. Zum Anderen findet diese Ansprache komplett im Internet statt, unter Einbeziehung der verschiedenen Möglichkeiten des Web 2.0 inklusive von Social Media Plattformen. So werden „Zwischenhändler“ wie Banken oder andere Kreditgeber ausgeschaltet.18 „The innovation in crowdfunding process is in comparison to other financing methods that it don't needs an intermediary, because the entrepreneurs seek their investors by themselves. The typical communication takes place via the internet. (Metzler 2011, S. 4).

Schritt 1: Vor dem Crowdfunding

Bevor mit dem Erstellen einer Crowdfunding-Kampagne angefangen werden kann, sollten mehrere Faktoren untersucht werden. Der wichtigste Punkt ist sicher, ein gutes Projekt zu haben, das man weitgehend durchdacht hat, hinter dessen Zielen man uneingeschränkt steht und das eine größere Gruppe interessieren könnte. Zweitens raten Experten oder erfolgreiche Initiatoren, sich bewusst zu machen, dass eine derartige Kampagne mit einem hohen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden ist, da während der gesamten Laufzeit soziale Interaktionen gepflegt werden müssen, um wirklich Erfolg zu haben. Katherine Nolfi, die für den Dokumentarfilm ,,My Reincarnation“ die Crowdfunding- Kampagne führte, sagte im DOK Industry Gespräch „It's lot of work and you are creating long-term- relationships which you have to cultivate. So ask yourself: Do you have the recources to serve those relationships?“ (Nolfi 2011).

Zuletzt steht noch die Frage nach der geeigneten Plattform. Wie schon erwähnt gibt es eine große Auswahl an Crowdfunding- n. Hat man ein spezielles Projekt (Musik, Startup, wissen­schaftliche Forschung, Technik o.ä.) könnten darauf spezialisierte Portale angebracht sein, da sich hier natürlich auch die entsprechende Zielgruppe finden lässt. Allerdings bieten themen­übergreifende n meist eine größere Mitgliederzahl und insgesamt mehr Bekanntheit. Zudem stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, für das jeweilige Projekte vielleicht einen internationalen Anbieter, wie Kickstarter, oder eine nationale Plattform, wie die zuvor genannten deutschen n oder sogar ein lokal ausgerichtetes Portal, wie z.B. die hamburgische Nordstarter, zu wählen. Je nach Projekt und Zielgruppe, können alle diese Partner Vor- und Nachteile bringen. Auch Faktoren wie Gebühren, technische Grenzen der o.ä. sollten bedacht werden.

Schritt 2: Vorbereitung der Kampagne

Nun beginnt die Ausarbeitung der Crowdfunding-Kampagne. Dazu wird ein Profil angelegt, dass eine möglichst ausführliche und ansprechende Projektbeschreibung enthält. Dabei hat es sich bewährt den Text mit Bildern und einem Vorstellungsvideo aufzuwerten. Laut einer Statistik des Portals Kickstarter, haben Projekte mit Video höhere Erfolgschancen: Mit Video sind 50% der Projekt, ohne nur 30% erfolgreich (vgl. Kickstarter School). Im Jahr 2011 verzeichnete Kickstarter deshalb fast 80 % Projekte mit Video, in den Jahren zuvor waren es nur 69% (2010) bzw. 53% (2009) (vgl. Kickstarter Blog 2012).

Ebenso zeigt sich, dass eine persönliche Ansprechhaltung, verbunden mit einer interessanten Geschichte, wertvoll sind. „The social nature of crowdfunding and lack of a physical pitch meeting makes it even more important that you include an inspirational story that is the heart of your video and project text. This is important, because in most cases, people who back crowdfunding projects are not looking for a financial return. [...] Engaging people is the best way to persuade them to back your project, and a powerful, human story is the best way to engage people.“ (Soorjoo 2012, S. 146). Diese Erfahrung hat auch Katherine Nolfi von „My Reincarnation“ gemacht. Sie erzählte, dass ihre Team nach einer eher objektiven, detaillierten Projektvorstellung, darauf aufmerksam wurde, dass ihre Unterstützer eher an persönlichen Stories der Filmemacherin Jennifer Fox interessiert waren. Daraufhin stellte man während der Kampagne das Konzept auf mehr Hintergrundinformationen und direkte Kommentare von Fox um (vgl. Nolfi 2011).

[...]


1 Bei Diaspora handelt es sich um ein im Juni 2010 auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter präsentiertes Projekt, das ein alternatives soziales Netzwerk mit stringenten Sicherheits- und Datenschutzrichtlinien als Gegengewicht zu Facebook starten wollte. Diese frühe Kampagne sammelte 200.641 US-Dollar (ca. 154.238 Euro) von 6479 Unterstützern, darunter sogar Facebook-Gründer Mark Zuckerberg selbst: „I donated. I think it is a cool idea.“ (Startnext.de s.d.).

2 Zusammen verfassten sie den Artikel „The Rise of Crowdsourcing“ im Wired Magazine, in dem der Begriff Crowdfunding zum ersten Mal auftauchte (vgl. Wehly 2012, S. 18).

3 Abbildung 1 im Anhang verdeutlicht das System Crowdfunding anhand eines vereinfachten Schemas.

4 Auf den verschiedenen Crowdfunding-Plattformen werden unterschiedliche Begriffe für die Unterstützer genutzt, so bezeichnet die US-amerikanische Kickstarter diese als „backer“, die speziell auf Musik ausgerichtete Sellaband verwendet den Begriff „believer“.

5 Auch hierfür finden sich auf den verschiedenen n verschiedene Begriffe. Im anglo-amerikanischen Sprachraum herrscht die Bezeichnung „rewards“ vor, in Deutschland ist „Prämie“ oder „Dankeschön“ in Verwendung.

6 SieheKapitel4.1.

7 Das wohl bekannteste Beispiel hierzu, ist das Online-Lexikon „Wikipedia“.

8 Micropayments sind „[k]leine Geldbeiträge im Bereich von wenigen Cents oder Euros. Viele Crowdfunding- Projekte arbeiten vor allem mit Micropayments.“ (Ikosom 2011, S. 4).

9 „Politicians do it. Charity too. And now for-profit entrepreneurs are tapping the Internet to get small amounts of money from lots and lots of supporters.“ (Time Magazine 2008 zit.n. Strauss 2011, S. 137).

10 Siehe Kapitel 3.2.

11 Ebenso „indirekte Prämien“ finden sich auch auf den Plattformen. Die unterste Preiskategorie wird häufig nicht weiter rückvergütet, sondern als rein unterstützende Spende erbeten.

12 Siehe Kapitel 2.4.

13 Das Online-Quellenverzeichnis dieser Hausarbeit gibt einen kleinen Einblick in die Bandbreite der Resonanz in den deutschen Medien.

14 Allgemein untersucht wurde das System Crowdfunding zum Beispiel von der Universität Ilmenau (vgl. http://blogs.tu-ilmenau.de/crowdsourcing/) und der Universität Chemnitz (vgl. http://www-user.tu- chemnitz.de/%7Eklixs/) sowie im ausführlichen Forschungsbericht der Ikosom vgl. Ikosom 2011). Spezielle Arbeiten sind zum Beispiel die Diplomarbeit von Christin Lorenz (vgl. Lorenz 2012), die sich mit dem Potenzial von Crowdfunding in der lokalen Kulturförderung beschäftigt, die Bachelor-Arbeit von Linda Wehly zum Thema Crowdfunding im Journalismus (vgl. Wehly 2012) oder die Texte von Rainer Schenk (vgl. Schenk 2012) und Tobias Metzler (vgl. Metzler 2011), die Crowdfunding für Unternehmensfianzierung und Startups unter die Lupe nehmen.

15 Eine Übersicht zu Plattformen in Deutschland und weltweit findet sich in Abb. 3 im Anhang.

16 Einer der Gründer von Startnext, Tino Kreßner, entwickelte die Idee zur Plattform, als er im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit die Vorreiter- Sellaband untersuchte.

17 So arbeiteten das Institut für Kommunikation in sozialen Medien (Ikosom) mit der co:funding zusammen, um erste Handbücher und Studien zum Thema Crowdfunding zu erarbeiten.

18 Allerdings muss beachtet werden, dass die Crowdfunding-Plattformen selbst eine Art Intermediär darstellen, da sie erst die nötige Infrastruktur und auch das Publikum zur Verfügung stellen und sich das übereine gewisse Gebühr vergüten lassen. Siehe dazu in diesem Kapitel unter Schritt 5 - Abschluss und Nachbereitung der Kampagne.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Crowdfunding in der Filmproduktion - Finanzierung 2.0 für Spiel- und Dokumentarfilm
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
34
Katalognummer
V207901
ISBN (eBook)
9783656351634
ISBN (Buch)
9783656352891
Dateigröße
1993 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
crowdfunding, filmproduktion, finanzierung, spiel-, dokumentarfilm
Arbeit zitieren
Constanze Arnold (Autor:in), 2012, Crowdfunding in der Filmproduktion - Finanzierung 2.0 für Spiel- und Dokumentarfilm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207901

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