Aspekte des Wundmanagement bei chronischen Wunden am Beispiel Dekubitus


Diplomarbeit, 2011

45 Seiten, Note: 1


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

0. Vorwort

1. Einführung in die Problemstellung

2. ALLGEMEINES ZUM WUNDMANAGEMENT
2.1 Wundanalyse
2.1.1 Wundanamnese
2.1.2 Wundbeurteilung
2.2 Therapieplanung
2.3 Kausaltherapie
2.4 Wundbehandlung
2.5 Wunddokumentation und Fotodokumentation

3. CHRONISCHE WUNDEN

4. ALLGEMEINES ZUM DEKUBITUS
4.1 Entstehung eines Dekubitus
4.2 Klassifizierung nach EPUAP und Stadieneinteilung nach Seiler

5. PHASENGERECHTE WUNDVERSORGUNG BEIM DEKUBITUS
5.1 Wundreinigung / Débridement
5.2 Infektionsbekämpfung
5.3 Wundauflagen und Wundverbände
5.4 Verbandwechsel
5.4.1 Vorbereitung
5.4.2 Durchführung
5.4.3 Nachsorge
5.5 Weitere Behandlungsmethoden
5.6 Schmerztherapie

6. ZUSAMMENFASSENDE DARSTELLUNG

7. LITERATURVERZEICHNIS

0. Vorwort

Diese Fachbereichsarbeit soll die Thematik des Wundmanagement im Allgemeinen und die Anwendung bei einem Dekubitus im Speziellen greifbarer machen. Ich habe dabei versucht, einen guten Überblick über das Wundmanagement beim Dekubitus zu geben und die wichtigsten Aspekte zu erläutern. Angefangen bei der Wundanalyse über die Wundversorgung bis zur Wunddokumentation.

In meiner bisherigen Zeit als Schüler der allgemeinen Gesundheits- und Krankenpflege hatte ich immer wieder mit Patienten zu tun, die einen Dekubitus aufwiesen. Man trifft oft auf Patienten mit einem Druckgeschwür, egal ob im Krankenhaus, in einem Seniorenzentrum oder bei der Hauskrankenpflege. Ein Dekubitus ist jedoch das Resultat eines Pflegefehlers und sollte deshalb nicht auftreten. Dies war für mich ein besonderer Anreiz bei der Wahl meines Themas für diese Fachbereichsarbeit.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei meiner Betreuungsperson und allen Anderen, die mich bei dieser Arbeit mit Rat und Tat unterstützt haben.

Auf Gendering habe ich bei meiner Fachbereichsarbeit bewusst verzichtet, um einen guten Lesefluss zu gewährleisten.

Linz, im April 2011 Andreas Wahl

1. Einführung in die Problemstellung

Ein Dekubitus entsteht als Folge eines Pflegefehlers und dürfte daher eigentlich nicht auftreten. Dennoch findet man immer wieder Patienten bzw. Klienten mit Dekubitalulzera, sei es in Krankenhäusern, in Seniorenzentren oder in der Hauskrankenpflege. Trotz seiner Vermeidbarkeit zählt der Dekubitus sogar zu den am häufigsten auftretenden chronischen Wunden.

Die Wundversorgung bei einem Dekubitus stellt für die Pflegepersonen eine besondere Herausforderung dar.

Wie bei allen Wunden benötigen sie entsprechende Kenntnisse über Wundmanagement. Angefangen bei der Wundanalyse und Therapieplanung über die eigentliche Wundbehandlung inkl. Verbandwechsel bis hin zur Wunddokumentation.

Weiters erfordert die Versorgung eines Dekubitus Kenntnisse über die korrekte, phasengerechte und an den Wundstatus angepasste Anwendung von Wundtherapeutika wie Wundauflagen und Wundverbände. Dies ist besonders wichtig, da die Verwendung von falschen Wundtherapeutika die Wundsituation verschlechtern und den Heilungsverlauf verzögern kann.

Aber auch beim Verbandwechsel müssen die Pflegenden einige Aspekte beachten, um die Wundheilung nicht negativ zu beeinflussen.

Das Wundmanagement bei einem Dekubitus ist also sehr komplex. Deshalb soll diese Arbeit einen guten Überblick über diese Thematik geben, die wichtigsten Aspekte aufzeigen und somit das Thema greifbarer machen.

Die vorliegende Fachbereichsarbeit wurde unter zu Hilfenahme von verschiedenster Literatur erstellt. Sie soll auf folgende Leitfrage eine Antwort finden:

„Wie sieht derzeit eine korrekte, phasengerechte Wundversorgung bei einem Dekubitus aus und was ist dabei alles zu beachten?“

2. ALLGEMEINES ZUM WUNDMANAGEMENT

In diesem Kapitel werden das Wundmanagement im Allgemeinen und die einzelnen Schwerpunkte des Wundmanagement näher erläutert, beginnend mit der Definition einer Wunde.

„Eine Wunde ist ein pathologischer Zustand, bei dem Gewebe mit einem mehr oder weniger großen Substanzverlust und einer entsprechenden Funktionseinschränkung voneinander getrennt und/oder zerstört wird.“[1]

Unter Wundmanagement versteht man nicht nur die alleinige Behandlung der Wunde selbst, sondern eine ganzheitliche Versorgung des Patienten. Dazu zählen auch lebensrettende Sofortmaßnahmen wie z.B. die Stabilisierung des Kreislaufs und der Atmung, Blutstillung, Schockbehandlung, Infusionstherapie, Infektionsprophylaxe, Therapie von Wundinfektionen und die Schmerzbekämpfung.[2] Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Wundmanagement nicht einfach nur Versorgung der Wunde mit Verbandstoffen oder Verbandwechsel heißt, sondern es sich um eine weit gefächerte und komplexe Thematik handelt [Anm. d. Verf.].

Zu einer optimalen Wundversorgung gehören die Wundbeurteilung, die Wundreinigung, die Infektionsprophylaxe, die Wundbehandlung, sowie bei Bedarf eine entsprechende Schmerztherapie.[3]

Das Wundmanagement hat eine rasche Wundheilung, einen schonenden, atraumatischen Verbandwechsel, das Verhindern von Wundinfektionen, die Beseitigung von Wundheilungsstörungen und eine schmerzfreie Wunde zum Ziel.[4]

2.1 Wundanalyse

In diesem Abschnitt wird die Frage beantwortet, was bei der Beurteilung und Anamnese einer Wunde beachtet werden muss.

Am Beginn einer effizienten Wundbehandlung muss eine gezielte und umfassende Wundanalyse durchgeführt werden. Denn ohne indikationsgerechte Anwendung helfen die besten Wundtherapeutika nichts.

Weiters ist es wichtig, die wundverursachenden Faktoren ausfindig zu machen und diese im Rahmen der Therapie auszuschalten. Die Wundanalyse umfasst eine gezielte Wundanamnese und eine genaue Beurteilung der Wunde. Wenn die Ursache der Wunde ermittelt wurde, ist eine individuelle, an den Patienten angepasste Wundtherapie möglich. Für eine Wundanalyse sollte man sich Zeit nehmen, denn ein planloses Herumprobieren mit Wundtherapeutika ist teuer, aufwändig, zeitintensiv und uneffektiv.[5]

2.1.1 Wundanamnese

Die Wundanamnese ist ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen pflegerischen Anamnese. Dabei werden alle Informationen erfasst, die für die Ursachenerkennung, Wundversorgung, Pflege und Therapie von Bedeutung sind. Bei der Anamnese sollte die Ganzheitlichkeit des Menschen berücksichtigt werden.[6] Der Patient sollte nicht auf seine Wunde reduziert werden. Es müssen auch seine Ressourcen und die Probleme, die sich für ihn durch die Wunde ergeben, beachtet werden [Anm. d. Verf.].

Die bei der Wundanamnese gesammelten Informationen machen eine noch gezieltere Beobachtung der Wunde und der Wundumgebung möglich.5

Eine umfassende und aussagekräftige Wundanamnese beinhaltet folgende Fragen: Ist die Entstehung der Wunde bekannt? Seit wann besteht die Wunde? Wurde die Wunde bereits behandelt, und wenn ja, womit? Brachte eine bereits durchgeführte Behandlung einen Erfolg oder eine Verschlechterung? Ist die Wunde schon einmal operativ versorgt worden? Liegen Erkrankungen vor, die die Wundheilung beeinflussen könnten und werden diese ärztlich behandelt? Welche Medikamente werden eingenommen? Sind Allergien bekannt? Wie ist der Ernährungszustand des Patienten? Wie mobil ist der Patient? Äußert der Patient Schmerzen? Wie alt ist der Patient? Wird er durch seine Wunde im Alltag eingeschränkt? Wie gut sind die soziale Integration und die häusliche Versorgung des Patienten? Wie ist seine Compliance einzuschätzen?5

Durch diese Fragen können schon einige Informationen über die Wunde gesammelt werden. Den nächsten Schritt bei der Wundanalyse stellt die Begutachtung der Wunde dar.

2.1.2 Wundbeurteilung

Die Wundanalyse wird erst durch das Zusammenwirken von Wundanamnese und Wundbeurteilung vervollständigt. Durch die Wundbeurteilung können Informationen über den Wundstatus und lokale Störfaktoren gewonnen werden. Sie kann aber auch auf eine Vorerkrankung hinweisen, die der Patient nicht erwähnt hat oder von der er selbst noch nichts weiß.[7]

Zur Wundbeurteilung sind folgende Kriterien wichtig: Lokalisation der Wunde, Hautzustand der Wundumgebung (intakt, entzündet, ekzematisiert, usw.), Größe der Wunde (Fläche, Tiefe, Wundtaschen), Wundfarbe (rot, rosig, usw.), Wundbeläge (feuchte oder trockene Nekrose, Fibrinbeläge), Wundcharakter (trocken, mäßige Exsudation, starke Exsudation), Wundgeruch (geruchlos, süßlich, übelriechend-faulig), Wundränder (epithelisierend, wallartig, verdickt, mazeriert).[8]

Anhand dieser Kriterien wird die Wunde eingeordnet, um die geeigneten Wundtherapeutika zu ermitteln. Oft kann eine Wunde in mehr als nur ein Stadium eingeteilt werden, z.B. granulierende tiefe Wunde, infiziert und stellenweise mit Fibrin belegt. In diesen Fällen werden die Wundtherapeutika anhand der Komplikationen und Störfaktoren ausgewählt.8

Da sich diese Arbeit auf das Wundmanagement bei Dekubitalgeschwüren bezieht, beschäftigt sich der nächste Abschnitt mit der Wundbeurteilung bei einem Dekubitus.

Bei Dekubitalgeschwüren wird die Wundbeschaffenheit laut „Leitlinie Dekubitus 2000, 2001“ folgendermaßen bestimmt: Eine schwarze Oberfläche mit harter, lederartiger Konsistenz weist auf eine trockene Nekrose hin. Bei einer Wunde mit weicher Konsistenz, mit schmierigen, fibrinösen, eitrigen Belägen und grau-gelber Oberfläche handelt es sich um eine feuchte Nekrose. Eine schlechte Granulation ist durch eine weich-schwammige Konsistenz, Grobkörnigkeit, und starke Sezernierung sowie durch eine blaß-rosa Oberfläche zu erkennen.

Eine gute Granulation zeigt sich wiederum durch eine feste Konsistenz, Feinkörnigkeit, gute Durchblutung, wenig Sezernierung und durch eine rote Oberfläche.

Bei der Epithelisation kommt es zu einer Neubildung der Epidermis von den Wundrändern aus. In diesem Fall ist die Wunde rosa mit wenig Sezernierung.[9]

2.2 Therapieplanung

Bevor mit der eigentlichen Behandlung der Wunde begonnen werden kann, müssen die entsprechenden Maßnahmen dazu erst geplant werden. Darauf wird in diesem Kapitel eingegangen.

Das Wundmanagement fällt in den mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich. Die Verantwortung für die richtige Vorgehensweise bei der Wundtherapie hat der behandelnde Arzt. Das schließt aber eine enge Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegepersonal nicht aus. Denn die praktische Erfahrung von Arzt und Pflegepersonal auf dem Gebiet der Wundbehandlung kann sich positiv auf den Therapieerfolg auswirken und verspricht dadurch eine hohe Behandlungskompetenz.[10]

Für die Wundbehandlungsmaßnahmen werden beim Behandlungsplan folgende Kriterien berücksichtigt: Analyse der Probleme und Ressourcen, Formulierung messbarer und realistischer Ziele, Festlegung der Wundbehandlungsmaßnahmen, Festlegung von Strategien und Kriterien für den weiteren Therapieverlauf und Überprüfungstermine zur erneuten Bewertung des Wundstatus.10 Der Ablauf ist also ähnlich wie beim Pflegeprozess [Anm. d. Verf.].

Ein erstellter Therapieplan kann durch verschiedenste Umstände beeinflusst werden. Dadurch wird die Einhaltung des Plans entweder beeinträchtigt oder begünstigt. Solche Umstände sind z.B. das mentale Befinden des Patienten, sein soziales Umfeld, Verfügbarkeit und Fähigkeiten von pflegenden Angehörigen, Verfügbarkeit von Pflegekräften zur Umsetzung der Therapie, einheitliche Wundversorgung nach anerkannten Methoden unter den gleichen Qualitätsprinzipien, individuell abgestimmte Wundbehandlung nach medizinischen Erfordernissen, usw.[11]

2.3 Kausaltherapie

Was versteht man unter Kausaltherapie? Diese Frage wird hier in einem kurzen Abschnitt beantwortet.

Wenn die Ursachen für die vorliegende Wunde bekannt sind, dann muss bei der Therapie auch die Grunderkrankung berücksichtigt werden. Für den Erfolg einer Wundtherapie ist die Kompensierung der Grunderkrankung durch eine entsprechende Behandlung von entscheidender Bedeutung. Auch die Verbesserung bzw. die Erhaltung des Allgemeinzustandes des Patienten hat einen großen Einfluss auf die Wundheilung. Bei der Verbesserung des Allgemeinzustandes müssen auch die psychosozialen Bedürfnisse des Patienten beachtet werden. Die Kausaltherapie hat mit allen ihren medizinischen Maßnahmen das Ziel, die Ursachen der Wundentstehung zu kompensieren und somit eine rasche Wundheilung zu ermöglichen.[12]

Maßnahmen der Kausaltherapie sind z.B. Venenchirurgie, Kompressionstherapie, gefäßchirurgische-dilatative Techniken, Druckentlastung (konsequente Lagerung, Wechseldrucksysteme, Orthesen), physiotherapeutische Maßnahmen (z.B. Lymphdrainage, Krankengymnastik, Gehtraining), usw.[13]

2.4 Wundbehandlung

In diesem Kapitel stellt sich die Frage, was bei der eigentlichen Wundbehandlung und bei der Durchführung eines Verbandwechsels zu beachten ist.

Die Wundbehandlung wird erst nach einer guten Organisation und Vorbereitung durchgeführt, um einen aseptischen Ablauf zu gewährleisten. Eine aseptische bzw. sterile Arbeitsweise ist für eine erfolgreiche Wundtherapie von großer Bedeutung. Die Wunde darf mit keinen unsterilen Gegenständen in Kontakt kommen, um eine Infektion zu vermeiden. Es ist jedoch egal, ob mit einer sterilen Pinzette oder mit sterilen Handschuhen gearbeitet wird. Entscheidend ist nur die Gewährleistung einer aseptischen Arbeitsweise.

Das gilt auch für bereits infizierte Wunden, da eine zusätzliche Keimbelastung den Heilverlauf der Wunde weiter verzögern würde.[14]

Es sollte vor dem Verbandwechsel festgelegt werden, ob er alleine oder mit Assistenz durchgeführt wird, um sich entsprechend auf die Abläufe vorzubereiten. Wenn keine Assistenz zu Verfügung steht, sollte man vor Beginn des Verbandwechsels das benötigte Material und den Arbeitsplatz so vorbereiten, dass ein reibungsloser Ablauf auch hinsichtlich der Asepsis sichergestellt ist. Die Information des Patienten über die Vorgehensweise und jeden einzelnen Arbeitsschritt darf dabei auch nicht vergessen werden, damit er sich sicher und gut aufgehoben fühlt. Vor allem beim Verbandwechsel mit Assistenz wird dies oft missachtet und nur mit dem Kollegen kommuniziert. Dabei kann dies für den Patienten sehr unangenehm sein.14 Dabei sollte gerade ein Verbandwechsel der zu zweit durchgeführt wird, wegen der einfacheren Durchführung mehr Gelegenheit für die Kommunikation mit dem Patienten bieten [Anm. d. Verf.].

Bei der Wundbehandlung ist es wichtig, Faktoren wie z.B. Temperatur, Feuchtigkeit und Sauerstoffgehalt konstant zu halten. Leitsätze von früher, wie „trockene Wunden trocken und feuchte Wunden feucht behandeln“, werden heutzutage nicht mehr angewendet. Die lokale Wundbehandlung beinhaltet folgende Prinzipien: Wundbettsanierung bzw. Reinigung, Exsudatmanagement, Infektionsbekämpfung bzw. Infektionsvermeidung, Wundgrundkonditionierung bzw. Granulationsförderung, Verbandwechsel und Verbandwechselintervalle sowie Wundverschluss. Beim Exsudatmanagement sind die Kontrolle der Exsudatmenge und die Vermeidung von großen Exsudatansammlungen in der Wunde wichtig. Beim Verbandwechsel sollten möglichst wenig Traumata am neuen Gewebe verursacht werden. Ein Zellstripping zerstört intakte Zellen, verursacht Blutungen, vergrößert die Wundoberfläche und macht die Wunde infektionsanfälliger. Die Art des Verbandstoffes und die Häufigkeit der Verbandwechsel werden durch die Exsudationsmenge der Wunde bestimmt. Der Wundverschluss erfolgt durch die Wundkontraktion und Spontanepithelisierung, Deckung mit Spalthauttransplantaten oder plastisch-chirurgische Verfahren.[15]

Eine feuchte Wundversorgung ist laut neueren Forschungsergebnissen bei der Versorgung von chronischen Wunden besonders gut geeignet. Durch die Feuchtbehandlung werden die Heilungsprozesse des Körpers unterstützt. Die durchzuführenden Maßnahmen der Wundtherapie werden anhand von Wundzustand und Heilungsphase gewählt.[16]

Grundsätzlich soll ein Wundverband die körpereigenen Wundheilungsprozesse unterstützen. Bei infizierten, septischen und chronischen Wunden wird die Wundoberfläche durch die physiologische Wundheilung feucht gehalten. Eine Austrocknung würde die Wundheilung hinauszögern, da die Bildung von Granulationsgewebe gehemmt wird. Außerdem kommt es bei einer trockenen Wunde zum Verkleben des Verbandes mit der Wundoberfläche. In diesem Fall würde neu gebildetes Gewebe beim Ablösen des Verbandes wieder zerstört und für den Patienten entstehen bei der Entfernung des Verbandes unnötige Schmerzen.[17]

Es sollte bei der Wundbehandlung auch auf die Wahl eines geeigneten Desinfektionsmittels geachtet werden. Herkömmliche Haut- und Händedesinfektionsmittel sind für die Anwendung bei Wunden nicht geeignet. Sie haben eine austrocknende Wirkung und verursachen starke Schmerzen und Irritationen der Wundoberfläche. Gänzlich ungeeignet für die Anwendung bei Wunden sind Gerbstoffe, stark austrocknende, reizende und gewebeschädigende Substanzen.17 Meistens ist eine Wundreinigung mit Ringerlösung durchaus ausreichend. In speziellen Fällen kann ein Wundantiseptikum unter genauer Einhaltung der Anwendungskriterien angewendet werden. Es sollten in jedem Fall nur bewährte Wunddesinfektionsmittel mit einer geringen Zelltoxizität verwendet werden.[18]

2.5 Wunddokumentation und Fotodokumentation

Hier werden alle Aspekte einer korrekten Wunddokumentation behandelt. Der zweite Abschnitt dieses Kapitels beschäftigt sich mit der Durchführung einer korrekten Fotodokumentation.

Der Verlauf der Wundheilung ist nur durch eine präzise und kontinuierliche Wunddokumentation nachvollziehbar. Durch die Wunddokumentation kann der Effekt der verwendeten Wundtherapeutika besser beurteilt und die Therapie den aktuellen Wundgegebenheiten angepasst werden. Weiters wissen Ärzte und Pflegepersonal durch eine lückenlose Dokumentation immer über aktuelle und bisherige Therapie und den Wundstatus Bescheid. Wichtig sind dabei auch die rechtlichen und ökonomischen Aspekte. Alles was nicht dokumentiert wurde gilt als nicht durchgeführt. Die Maßnahmen können nicht abgerechnet und im Falle eines Rechtsstreites nicht nachgewiesen werden, wenn sie nicht korrekt dokumentiert wurden. Die Wunddokumentation sollte schriftlich auf Wunddokumentationsbögen erfolgen, die dem Dokumentationssystem (z.B. Optiplan) beigefügt werden. Sie sollte bei jedem Verbandwechsel erfolgen, von Therapiebeginn bis Therapieende kontinuierlich durchgeführt werden, einfach, übersichtlich und zeitsparend auszufüllen sein.[19]

Die Wunddokumentation sollte den Wundstatus, die Wundtherapie und wundbeeinflussende Faktoren beinhalten. Beim Wundstatus werden folgende Faktoren dokumentiert: Lokalisation der Wunde, Größe der Wunde (Länge, Breite, Tiefe in cm; Vorhandensein von Wundtaschen), Aussehen der Wunde (Farbe, Beläge, usw.), Wundcharakter (trocken, wenig Exsudat, starke Exsudation), Wundexsudat (eitrig, serös, blutig, usw.), Wundgeruch (geruchlos, süßlich, faulig, usw.), Benennung des Wundzustandes (z.B. reizlos granulierend mit 2 × 2 cm großer Restnekrose im Wundrandbereich), Beschreibung der Wundränder und der wundumgebenden Haut (Mazeration, Schwellung, Ekzem, usw.), Foto oder Skizze der Wunde und Angaben des Patienten (z.B. Schmerzen).[20]

[...]


[1] Fuchs, 2005, S. 87.

[2] Vgl. Blank, 2007, S. 55.

[3] Vgl. Fuchs, 2005, S. 87.

[4] Vgl. Daumann, 2009, S. 69.

[5] Vgl. Voggenreiter/Dold, 2009, S. 56.

[6] Vgl. Daumann, 2009, S. 82.

[7] Vgl. Voggenreiter/Dold, 2009, S. 56f.

[8] Vgl. Voggenreiter/Dold, 2009, S. 57.

[9] Vgl. Fuchs, 2005, S. 93.

[10] Vgl. Daumann, 2009, S. 72.

[11] Vgl. Daumann, 2009, S. 72f.

[12] Vgl. Daumann, 2009, S. 71f.

[13] Vgl. Danzer, 2009, S. 42-45.

[14] Vgl. Voggenreiter/Dold, 2009, S. 57.

[15] Vgl. Danzer, 2009, S. 42.

[16] Vgl. Daumann, 2009, S. 63.

[17] Vgl. Daumann, 2009, S. 64.

[18] Vgl. Daumann, 2009, S. 67.

[19] Vgl. Voggenreiter/Dold, 2009, S. 59.

[20] Vgl. Voggenreiter/Dold, 2009, S. 61.

Ende der Leseprobe aus 45 Seiten

Details

Titel
Aspekte des Wundmanagement bei chronischen Wunden am Beispiel Dekubitus
Veranstaltung
Fachbereichsarbeit
Note
1
Autor
Jahr
2011
Seiten
45
Katalognummer
V214237
ISBN (eBook)
9783656443858
ISBN (Buch)
9783656444701
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Diplomarbeit, Fachbereichsarbeit, FBA, Wundmanagement, Dekubitus, chronische Wunden
Arbeit zitieren
Andreas Wahl (Autor:in), 2011, Aspekte des Wundmanagement bei chronischen Wunden am Beispiel Dekubitus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214237

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