Koranisches und alttestamentarisches Recht. Ein Vergleich

Zwischen Verstand und Gottes Allmacht


Examensarbeit, 2003

133 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A. Geschichte Israels und Arabiens
1. Israel
1.1. Die Zeit vor der Landnahme
1.2. Die Landnahme
1.3. Wagnis Königreich
1.4. Spiel der Mächte
1.5. Zweiter Versuch - Großreich Juda
1.6. Die Römer – der geographische Untergang
1.7. Unermüdliche Energien
2. Arabien.
2.1. Arabien im 1.Jahrtausend v. Chr.
2.2. Wieder streiten sich die Mächte – Rom (Byzanz) und Persien
2.3. Der große Frieden
2.4. Wiederaufnahme des Krieges – Voraussetzungen des aufkommenden Islam
2.5.Religiöse Situation zur Zeit Muhammads
2.6. Muhammad und die Gründung des Kalifats
2.7. Von den Abbasiden bis zu den Osmanen – ein Schnelldurchlauf
2.8. Mit Europa kommt eine neue Idee
3. Resümee und Weiterführung

B. Entstehung, Entwicklung und Verständnis der Schrift
1. Entstehung der Schriften des Alten Testaments
1.1. Der Prozess der Einordnung von Überliefertem und Neuem
1.1.1. Mündliche Überlieferung
1.1.2. Die Autorenschaft
1.2. Der Kanon
1.3. Die zeitliche Entwicklung der Texte
1.3.1. Entwicklung bis zu den Aufständen der Makkabäer
1.3.2. Abschluss des Kanons
1.4. Textverständnis und Bedeutung - Zur Hermeneutik
1.4.1. Der Kanon
1.4.2. Die Propheten
1.4.3. Das Gottesbild
1.4.3.1. Die Offenbarung
1.4.3.2. Der Monotheismus
1.4.3.3. Verhältnis Gott – Mensch
1.4.3.4. Liebe und Furcht
1.5. Resümee und Überleitung
2. Entstehung der koranischen Schrift
2.1. Der Koran
2.1.1. Die schriftliche Fixierung
2.1.2 Die utmanische Koranausgabe
2.1.3. Wirkung und Bedeutung des Koran
2.2. Konfrontation mit den Juden und ihre Auswirkungen auf den Koran
2.2.1. Muhammads Hoffnung auf die Juden (1-3 mekkanische Periode)
2.2.2. Falsche Hoffnungen und Bruch (die medinische Periode)
2.2.3. Auswirkung auf den Koran
2.3. Textverständnis und Bedeutung – Zur Hermeneutik
2.3.1. Der Koran
2.3.2. Wer war Muhammad?
2.3.3. Das Gottesbild
2.3.3.1. Der Mensch vor Gott
2.3.3.2. Der Monotheismus
2.3.3.3. Liebe und Furcht
2.3.3.4. Die Eschatologie
3. Resümee und Überleitung

C. Entstehung, Entwicklung und Verständnis der Schrift
1. Entstehung der Schriften des Alten Testaments
1.1. Der Prozess der Einordnung von Überliefertem und Neuem
1.1.1. Mündliche Überlieferung
1.1.2. Die Autorenschaft
1.2. Der Kanon
1.3. Die zeitliche Entwicklung der Texte
1.3.1. Entwicklung bis zu den Aufständen der Makkabäer
1.3.2. Abschluss des Kanons
1.4. Textverständnis und Bedeutung - Zur Hermeneutik
1.4.1. Der Kanon
1.4.2. Die Propheten
1.4.3. Das Gottesbild
1.4.3.1. Die Offenbarung
1.4.3.2. Der Monotheismus
1.4.3.3. Verhältnis Gott – Mensch
1.4.3.4. Liebe und Furcht
1.5. Resümee und Überleitung
2. Entstehung der koranischen Schrift
2.1. Der Koran
2.1.1. Die schriftliche Fixierung
2.1.2 Die utmanische Koranausgabe
2.1.3. Wirkung und Bedeutung des Koran
2.2. Konfrontation mit den Juden und ihre Auswirkungen auf den Koran
2.2.1. Muhammads Hoffnung auf die Juden (1-3 mekkanische Periode)
2.2.2. Falsche Hoffnungen und Bruch (die medinische Periode)
2.2.3. Auswirkung auf den Koran
2.3. Textverständnis und Bedeutung – Zur Hermeneutik
2.3.1. Der Koran
2.3.2. Wer war Muhammad?
2.3.3. Das Gottesbild
2.3.3.1. Der Mensch vor Gott
2.3.3.2. Der Monotheismus
2.3.3.3. Liebe und Furcht
2.3.3.4. Die Eschatologie
3. Resümee und Überleitung

A. Geschichte Israels und Arabiens

Die Schwierigkeit einer kurzen Darstellung der Geschichte verschiedener Völker, Länder oder Ereignisse besteht darin, die verschiedenen, z.T. unsicheren Quellen zusammenzufügen und ein relativ klares Bild entstehen zu lassen.

In Bezug auf die Geschichte Israels liegen am greifbarsten die Schriften des Alten Testamentes vor. Bei den geschichtlichen Darstellungen des Alten Testaments handelt es sich nicht „um Konzeptionen aus einem Guß, sondern um Traditionswerke, deren Verfasser aus einem größeren Quellenbestand ausgewählt und in ihrer Geschichtsdarstellung ältere Literaturwerke, Einzelüberlieferungen und eigene Betrachtungen nebeneinandergestellt haben.“[1]

Die außerbiblischen Texte helfen dabei, Lücken zu füllen, die Verflechtung Israels in die Geschichte der Nachbargebiete mit einzubeziehen und so ein relativ stabiles Gesamtbild zu entwerfen.

Die archäologischen Funde sind von Bedeutung, „weil sie Stand und Entwicklung der materiellen Kultur in einer bestimmten Epoche widerspiegeln“[2], auch wenn sie immer noch der Interpretation durch Texte bedürfen.

Bei der Darstellung der früharabischen und islamischen Geschichte begibt man sich auf noch unsichereren Boden. In einer Gesellschaft, deren größter Bevölkerungsteil des Lesens und Schreibens nicht mächtig war, werden Geschichten und Erzählungen mündlich weitergegeben. Die Zeitspanne zwischen den jeweiligen Ereignissen und deren Niederschrift war in der arabischen Welt sehr groß. „Muslimische Berichte wurden über Generationen mündlich weitergegeben, bevor man sie schriftlich niederlegte.“[3]

Die Erstellung einer gesicherten Chronologie erweist sich also als heikle Angelegenheit, ist aber auch nicht Hauptbestandteil dieser Arbeit. Es soll hier nur versucht werden, einen äußeren Rahmen zu schaffen, der sich auf die wichtigen Geschehnisse der Geschichte Israels, Arabiens und der sich überschneidenden Ereignisse stützt. Dieses äußere Gerüst soll auch als Leitfaden und Orientierungshilfe dienen, wenn an späterer Stelle die Hauptschriften der beiden Religionen – Judentum und Islam – dargestellt und verglichen werden.

1. Israel

1.1. Die Zeit vor der Landnahme

1219 v.Chr. taucht der Name „Israel“ das erste Mal in der Geschichte auf einer Stele des ägyptischen Pharaos Merneptah (1221-1204) auf. Diese „Israel – Stele“ stellt den Sieg Merneptahs über einen Aufstand in Palästina dar.

Seit 1552 v.Chr., unter dem Pharao Ahmos, befand sich das ägyptische Reich in seiner letzten Blütephase und rieb sich mit den Großmächten der Hetiter im Norden und den Babyloniern und Assyrern im Osten. Palästina, d.h. das Ost- und Westjordanland, zusammen mit Syrien bildete eine Verbindungslinie zwischen den rivalisierenden Großmächten, die sich in ständig wechselndem Machtverhältnis zueinander befanden. Dieser Landstrich ist ein relativ enger Landstrich, der im Westen durch das Mittelmeer und im Osten durch die Wüste begrenzt wird. „Es wird durchzogen von großen Nord – Süd – Verbindungen, die als Handelsrouten für Karawanen und ebenso als Heerstraßen für die Großmächte des Zweistromlandes oder des Nildeltas dienten.“[4] Dieses Gebiet diente als Puffer zwischen den Machtblöcken, wurde zum größten Teil von außen bestimmt und diente in Zeiten der kriegerischen Auseinandersetzung, trotz seiner kleinen Fläche, als Auffangbecken für Flüchtlinge. Die einheimische Bevölkerung setzte sich zusammen aus nicht sesshaften Nomaden und sesshaften Bauern, deren größte Gemeinsamkeit die Abhängigkeit von Regen war. (Karte siehe Anhang, Abb.1)

In der letzten Blüte des ägyptischen Reiches stand Syrien - Palästina unter wechselnder Herrschaft. Mal waren es die Hetiter (1370-1336), mal die Ägypter ( z.B.1364-1347 unter Amenophis IV. Echnaton). Die Schlacht zwischen Ägypten und Hetitien bei Kadesch 1285 ging unentschieden aus und ein Friedensvertrag wurde ausgehandelt. „Der Friedenswille der Hetiter gründete vor allem in der Angst vor der dritten starken Kraft im Rücken, dem assyrischen Reich.“[5]. Es begann eine rege Bautätigkeit in Ägypten. Um diese zu bewältigen wurden wahrscheinlich westsemitische Arbeiter - auch aus Syrien – Palästina – herangezogen. Unter Ramses II. („Pharao des Auszugs“ genannt) kam es zu Aufständen, die auch unter Merneptah anhielten. Einen dieser Aufstände konnte der Pharao niederschlagen und dieses Ereignis wurde auf einer Stele festgehalten.

Aus der Lage und den Umständen des syrisch – palästinensichen Gebietes wird verständlich, dass es immer wieder zu starker Regionalisierung kam. Die Versuche ein einheitliches Reich zu schaffen, z.B. in der Königszeit oder unter den Hasmonäern (dazu später), scheiterten. Zwar vermochten die Israeliten einen umgreifenden Territorialstaat zu gründen, „aber die staatliche Einheit blieb eine Episode.“[6].

Der Großmächte nicht genug, traten am Ende des 13Jhr. die Philister, ein wohl aus der Ägäis stammendes Seevolk, in Syrien – Palästina auf, zog in Richtung Süden nach Ägypten und verwickelte es in erneute Kämpfe, wanderte auch nach Norden und brach die Macht der Hetiter. Im Nordosten tauchten zur gleichen Zeit aramäische Stämme auf, die die assyrische Macht schwächten, Babylon politisch bedeutungslos machten und ein großes Königreich in Damaskus gründeten. „Das komplizierte System des >Gleichgewichts der Kräfte>, das die Geschichte des Alten Orients und vor allem die der syropalästinensischen Landbrücke ein halbes Jahrtausend bestimmt hatte, war endgültig zusammengebrochen.“[7].

1.2. Die Landnahme

Betrachtet man die alttestamentlichen Schriften, erliegt man leicht einer gewissen Verwirrung, da in der Genesis (an Gen 12) eine lange Wanderung einzelner Familien beschrieben wird, wogegen in Josua eher eine planvolle Eroberung in Verbindung mit einer Völkerwanderung stattgefunden hat (z.B. Jo.3, 10; 4,13; 6,5; 10,10;11,8). Im Richterbuch (Ri 1) handelt es sich weiterhin um eine Ansiedlung einzelner autonomer Stammesgruppen, die Priesterschrift weiß nichts von einer kriegerischen Landnahme und in der Chronik wird Israel als bereits kanaanäische Bevölkerung dargestellt. Da diese Epoche auch durch keine anderen Quellen eindeutig belegt ist, kann nur darüber spekuliert werden, innerhalb welches Prozesses sich die „Landnahme“ ereignet hat. Wenn auch nicht nachhaltig geklärt ist, wie sie sich im Detail abgespielt hat, ist doch festzuhalten, dass „die Vorstellung von einer aramäischen Wanderung, die im 2. Jahrtausend auf die Kulturländer des Alten Orients einwirkte und zur Entstehung jener Staatsgebilde führte, trotz mancher Widersprüche doch den Tatbeständen am besten zu entsprechen“[8]. Der Namensteil „El“ ist ein Bezeichnungselement für den kanaanäischen Schöpfergott. Erst zur späterer Zeit, als zu den ansässigen blutsverwandtschaftlichen Einheiten die Flüchtlinge aus Ägypten hinzukamen, bildete sich der Jahweglaube. Jahwe war der Gott, der die Israeliten aus Ägypten befreit hatte und diese Erfahrung lag der identitätsstiftenden Religion zu Grunde und übertrug sich auf alle Mitglieder der Gemeinschaft. Kennzeichen der neuen Zusammenschlüsse waren „die ausschließliche Treue zum Gott Jahwe, wirtschaftliche Gleichheit, die Konfrontation mit den Kanaanäern, Philistern und anderen existenzbedrohenden Völkern und schließlich die Untergliederung in die selbständige Einheit von Stamm, lokalen Schützbündnissen und Großfamilien.“[9].Welche Rolle die Sinaiperikope (EX 18-Num 10) innerhalb der Entstehung des Jahweglaubens spielte, ist ungeklärt und soll an dieser Stelle auch nicht ausgeführt werden. (Karte siehe Anhang, Abb.2)

In der folgenden Zeit kam es zu Rivalitäten zwischen den kanaanäischen und neuangesiedelten israelitischen Stämmen. Man erwehrte sich verschiedener Angriffe durch Bündnisse, die durch „spontan auftretende >charismatische< Helden“[10] angeführt wurden. Zusätzlich zu der äußeren Bedrohung entwickelten sich auch Fehden zwischen den israelitischen Stämmen. Es fehlte eine politische Instanz unter der eine Einheit hätte entstehen können. „ Die vorstaatliche Zeit war eine Epoche des Eigenlebens und der autarken, nur von situationellen Kampfbündnissen komplementierten Selbstbehauptungen der Stämme“[11] Der Entwurf einer „Richterzeit“, besonders durch die exilischen Deuteronomisten, geht möglicherweise darauf zurück, dass es in der vorstaatlichen Zeit doch eine Instanz gegeben haben muss, die als Rechtswahrer auftrat und sich aus Vertretern der Stammesältesten zusammensetzte. „Zu den Richtern gehört als letztes Bindeglied in ihrer Sukzession aber wahrscheinlich Samuel“[12] Auf Grund der immer größer werdenden Konflikte außerhalb und innerhalb der Stammesgruppen und Kleinbündnisse, wurde die Errichtung einer Zentralinstanz notwendig.

1.3. Wagnis Königreich

Anschließend an die Tradition eines charismatischen Helden wurde Saul ca. (1012-1004) zum ersten König. Seine Aufgabe bestand darin sich gegen die Philister zu Wehr zu setzen. Dafür schuf er ein stehendes Heer. Die Verwaltungsstrukturen reichten jedoch nicht aus, um die zersplitterte Stämmegesellschaft zu einigen. Die Philister gewannen nach anfänglichen Niederlagen wieder an Macht und in den Stämmen wurden oppositionelle Stimmen laut: „Man warf ihm vor, daß er die Rechte der Stämme nicht mehr beachtet, geheiligte Ordnungen zerstört, bedenkenlos in den Opferkult eingegriffen und für dein Königtum absolute Verfügungsgewalt in Anspruch genommen hätte.“[13].

„Der Versuch, das charismatische Rettertum eines einzelnen in einem Amt zu institutionalisieren und damit verfügbar zu machen, war gescheitert.“[14].

Sauls Gefolgsmann David übernahm den Thron in Juda (1004/3-966/65), während Sauls Sohn Eschbaal König von Israel wurde. Nach dessen Ermordung übernahm David die Herrschaft über das ganze Reich. Doch letztlich handelte es sich hier um eine Personalunion, die unter David und Salomo gehalten wurde. David machte der Hegemonialherrschaft der Philister ein Ende, nahm die Stadt Jerusalem ein, brachte die Gotteslade dorthin und machte Jerusalem zur Königsstadt. „Dadurch wurde Jerusalem zu einer der wichtigsten Kontaktstellen der Israeliten mit der kanaanäischen Religion, Kultur und Gesellschaft“[15]. David gelang es „für kurze Zeit sogar ein orientalisches Großreich zu errichten, das von Mittelsyrien bis an die Grenzen Ägyptens reichte.“[16]

Die Nachfolge übernahm Salomo (965/4-926/5), der den Prozess der Urbanisierung aufs äußerste vorantrieb. Jerusalem wurde vergrößert und der erste Tempel wurde gebaut. Diese Bestrebungen wollten bezahlt werden und das kanaanäische so wie das israelitische Volk stöhnten unter den zu leistenden Abgaben. Durch die „Weisheit Salomos aber kam es zu einem kulturellen Aufschwung. Eine Vielzahl von Schriften wurzeln in der Königszeit (Josephgeschichte in der Genesis, jahwistisches Geschichtswerk) und es ist nicht auszuschließen, dass eine Weisheitsschule in Jerusalem existierte.

Den geistigen Aufbruch, den die davidisch – salomonische Epoche durch die Öffnung nach außen und die nötige Kooperation mit Kanaanäern im Inneren und mit Fremdvölkern in der Umwelt erfuhr“[17], hat das Selbstverständnis des israelischen Volks geprägt.

926/5 bestieg Salomos Sohn Rehabeam den Thron, unter dessen Hand die Personalunion zusammenbrach. Israel und Juda teilten sich wieder.

Das grundlegende Bestreben Israels war es einen Staat zu gründen, dessen Herrschaftsstrukturen zwar von Gott herbeigeführt wurden, dessen Menschen aber allein unter Gottes Knechtschaft stehen (siehe Josephgeschichte Gen 37; 39-50). Aus dieser Forderung ergibt sich die Ursache für immer wieder aufkeimende Unzufriedenheit seitens des Volkes: Der Herrscher darf die ihm gegebene Macht, die er als Adoptivsohn Gottes hat (Ps 2, 7), nicht zum Selbstzweck nutzen, sondern muss die göttliche Ordnung und das göttliche Recht wahren. An diesem Grundsatz scheiterte nicht nur das israelische, sondern ebenso das islamische Staatsgebilde, wie wir später sehen werden.

1.4. Spiel der Mächte

In der folgenden Zeit gewannen die Assyrer die Oberherrschaft über große Gebiete. Die einzelnen Staaten, die den Hegemonialanspruch der assyrischen Macht akzeptierten, konnten Vasallen werden, die sich widersetzten, wurden zu einer assyrischen Provinz umgewandelt. Neu war das System der Deportationen. „Durch systematische Deportationen versuchte man der bodenständigen Bevölkerung die Führerschicht zu nehmen. Im letzteren ging es dabei um eine Auflösung der nationalen Identität der unterworfenen Länder.“[18]. Israel und Damaskus unterwarfen sich der aufsteigenden Macht und Juda folgte kurze Zeit später. In der Annahme, der gerade amtierende König Ahas (741-725) von Juda sei zu sehr auf Seiten der Assyrer, starteten Damaskus und Israel 733 den syrisch – ephraimitischen, oder besser den aramäisch – nordisraelitischen Krieg, um an Ahas Stelle einen „dem antiassyrischen Bündnis geneigteren Kandidaten auf den Thron zu setzten.“[19]. Schon weit vor diesem Angriff warnte die Propheten Amos und Hosea im Nordreich, sowie Jesaja und Micha im Südreich vor den Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen, es hört jedoch niemand auf sie! Das Resultat dieser Kämpfe war das Ende des Aramäerreichs Damaskus. 722 war das endgültige Ende Israels gekommen. Die Oberschicht wurde deportiert und viele flüchteten in das Südreich. Nach mehreren Aufständen der judäischen Bevölkerung – unterstützt durch Ägypten – unterwarf sich Hiskija, König von Juda, ca. 700 v.Chr. der assyrischen Oberherrschaft. Auf Grund weiterer Rebellion wurde kurze Zeit später Hiskijas Herrschaft auf Jerusalem beschränkt. Dieser zermürbende Zustand war jedoch nicht von großer Dauer.

Das assyrische Reich wurde von einer neuen Großmacht bedroht. Babylon! In der Übergangsphase kündigte Juda unter Joschija (639-609) das Vasallenverhältnis zu Assyrien auf, indem die Tributzahlungen einbehalten wurden. Der Tempel wurde gereinigt und ihm wurde der Rang „des alleinigen Jahweheiligtums“[20] verliehen.

Babylon gewann schnell an Stärke und gegen 598 zog Nebukadnezar gegen Jerusalem. 587 wurde die Stadt erstürmt. „Eine erneute, umfangreiche Deportation verpflanzte die Oberschicht des ganzen Landes nach Babylonien“. Königspalast, Tempel und die vornehmen jerusalemer Wohnhäuser wurden zerstört. „Die staatliche Existenz Judas war damit an ihr Ende gelangt“[21].

Viele Judäer flohen nach Ägypten. Die Vorstellung eines jahwistischen Großreiches musste endgültig aufgegeben werden. Die Religion und deren Bedeutung für die Gesellschafts- und Sozialordnung musste neu ermittelt werden. „Geschichtlich gesehen, brachte jedenfalls die Katastrophe von 587 nicht das Ende Israels, sondern führte zu einem tiefen Wandel seiner Gestalt und seines Wesens. Alle großen vorexilischen Traditionen des Jahweglaubens wurden hinübergerettet und neu entfaltet“[22].

Die Deportierten versuchten in ihrer neuen Umgebung trotz notwendiger Assimilation an dem Glauben ihrer Väter festzuhalten, indem sie den Sabbat hielten, ihre Söhne beschnitten und sich ihrer Herkunft besannen. Die Zurückgebliebenen mussten die Zerstörung ihres religiösen Zentrums anders bewältigen: “Kreise von Theologen, die sog. Deuteronomisten, sammelten die Geschichtstraditionen ihres Volkes, um die heillose Gegenwart als Gericht Gottes über die in der Vergangenheit angehäufte Schuld zu deuten.“[23]. Für sie war von größter Bedeutung das erste Gebot zu wahren. Im Exil trat der Prophet Ezechiel auf und verkündete seine Heilsbotschaft. Auch die Priesterschriften stammen wohl aus dem Exil dieser Zeit. Für den anonymen Deuterojesaja (Jes 45-50) war der Perserkönig Kyros die Rettung. 539 nahm Kyros Babylon ein. „ Die persischen Könige wollten fremde Kulturen nicht zerstören und ausrotten, sondern sie fördern und ausbauen. Diesem Umstand Rechnung tragend wird in dem Kyros – Edikt von (Esra 6,3-5) der Wiederaufbau des Tempels angeordnet. Jedoch bedurfte die judäische Gemeinde in diesen Tagen „einer Konsolidierung hinsichtlich ihrer äußeren und inneren Verhältnisse“[24]. Unter Artaxerxes I wurde 445 Nehemia als Stadthalter der selbständigen Provinz Palästina eingesetzt. Er sorgte für die Einhaltung der Gebote und sicherte die Entwicklung Judas. Natürlich ergaben sich nun neue Schwierigkeiten. Zwistigkeiten unter der Tempelpriesterschaft führten zu Unruhen, die dann ab 398 durch Esra beseitigt werden sollten. „Der wichtigste Erfolg Esras war die Verpflichtung der jüdischen Gemeinde auf das >Gesetz des Himmelsgottes<. (...) Mit einigem Recht hat man diesen Vorgang als die

>Geburtsstunde des Judentums< bezeichnet“[25].

Ab diesem Zeitpunkt wurde eine grundsätzliche Abgrenzung zwischen Unreinem und Heidnischem vorgenommen, die Tora rückte in den Mittelpunkt, das Gesetz wurde zum Lebenszentrum und die Bildung von Synagogen nahm ihren Anfang.

Doch die rosigen Zeiten wehrten nicht lange. 332 v.Chr. eroberte Alexander der Große, nach langwährenden Auseinandersetzungen zwischen Persern und Griechen, Palästina. Das Zeitalter des Hellenismus begann. Nach Alexanders Tod verteilte sich die Macht auf die Ptolemäer (Alexandria)in Ägypten und die Seleukiden (Antiochia)in Syrien. Diese beiden Mächte stritten die nächsten Jahrzehnte um die Vorherrschaft in Syrien – Palästina. Das Gebiet wurde erneut zum Spielball der Großmächte. Unter dem Seleukidenherrscher AntiochusIII. (138-129 v.Chr.) konnte die jüdische Bevölkerung aufatmen und genoss beachtliche Privilegien. Durch Niederlagen im Kampf gegen die Römer manifestierte sich die Schwäche Seleukiden in Schlägen gegen die jüdische Bevölkerung. 165 v. Chr. plünderte Antiochus IV den Tempel, zerstörte, wütete, verschleppte Frauen und Kinder. „Wieder war Jerusalem ein Trümmerfeld“[26] (siehe 1Makk 1, 36-40). Der Jahwetempel wurde zu Kultplatz des Zeus Olympios. „Bei Todesstrafe waren den Juden alle kultischen Akte verboten. Weder durften Opfer dargebracht werden noch der Sabbat gefeiert werden. Die Beschneidung wurde verboten, die heilige Schrift vernichtet.“[27] (s. Dan 9,27; 1Makk 1,54).

1.5. Zweiter Versuch - Großreich Juda

Gegen diese Misshandlungen formatierte sich der Widerstand der Hasmonäer, die auch Makkabäer genannt werden (nach dem Namen ihres Anführers Judas Makkabi) 164 konnte nach vielen Siegen der Tempel wieder eingeweiht werden Antiochus V. hob die religiösen Einschränkungen auf. 160 erhob sich aber der Widerstand erneut. „Nächstes Ziel war es nun, die seleukidische Herrschaft ganz abzuschütteln und politische Unabhängigkeit zu erreichen“[28]. 142 begann unter Simeon die praktisch selbständige Herrschaft der Hasmonäer. Unter seinen Nachfolgern breitete sich der Machtbereich der Hasmonäer bis auf die Größe des davidisch – salomonischen Reiches aus. Mit der Macht kam aber auch wieder die Besessenheit. „Begonnen hatte die makkabäische Bewegung als eine Reaktion gegen die unerträgliche Religionsverfolgung und als Ringen um die freie Ausübung des Gottesdienstes, war dann in einen Freiheits- und Machtkampf umgeschlagen und resultierte schließlich in der dynastischen Herrschaftsbildung der Hasmonäer, die bald in Korruption, Machtgier und Terror ausartete.“[29]. 65 v. Chr. sollte auch dieser zweite Versuch, ein stabiles Großreich Israel zu errichten, scheitern.

1.6. Die Römer – der geographische Untergang

63 v.Chr. besetze Pompeius Jerusalem und richtete ein Blutbad an. Syrien und Palästina wurden zur Provincia Syria. Hasmonäische Könige herrschten über Judäa, die aber mehr Marionetten der aufsteigenden römischen Macht waren. 37 v. Chr. nahm Herodes Jerusalem ein und beendete die hasmonäische Zeit. Von 26-36 n.Chr. war Pontius Pilatus Prokurator in Judäa. Das Auftreten von Jesus von Nazareth fällt in diese Zeit. Gegen die Willkür der römischen Fremdherrschaft entstand erneut ein Widerstand innerhalb des judäischen Volkes. Es gelang der neuen Partei der Zeloten 66 n.Chr.„die römischen Truppen aus Jerusalem und aus dem ganzen Land zu vertreiben.“[30]. Unter Vespasian und seinem Sohn Titus wurde Jerusalem jedoch wieder systematisch zerstört. Ein letztes Aufbäumen der Judäer unter Simon Ben Kosiba artete in den Jahren 132-135 zu einem Guerillakrieg gegen die Römer aus, mit dem Ergebnis, dass das Land verwüstet und die Bevölkerung dezimiert wurde. „Die heilige Stadt Jerusalem wurde nach dem Muster einer römischen Provinzstadt unter dem Namen Aelia Capitolina völlig neu erbaut und den Juden ihr Betreten bei Todesstrafe untersagt. Die Provinz wurde in >Palaestina< umbenannt, um den Namen des Widerspenstigen Volkes aus dem Lande auszurotten.“[31]

1.7. Unermüdliche Energien

Seit der anfänglichsten Existenz des Volkes Israel, das das erste Mal auf der Mernepteh – Stele erwähnt wurde, unterlag es den jeweilig dominierenden Großmächten des Orients. Sie waren außer in davidisch – salomonischer Zeit und während der Makkabäerherrschaft immer ein Spielball der verschiedenen Machtinteressen. Die Energie für die immer wieder aufkeimenden Revolten gegen ihre Okkupanten floss möglicherweise aus dem Bewusstsein, dass sie das von Gott auserwählte Volk seien :“Aus allen Geschlechtern auf Erden habe ich allein euch erkannt, darum will ich auch euch heimsuchen all eure Sünden“ (Amos 3, 2). Aus dieser göttlichen Bürde hat sich weniger ein missionarischer Gedanke entfaltet, sondern mehr das Festhalten an dem allgemeinen (menschlichen) Brauch „zwischen der eigenen und anderen Gruppen eine scharfe Linie zu ziehen, wodurch man die Gruppe definiert und den Außenseiter abwies. Dieses Urbedürfnis geht auf die Anfänge der Menschheit und darüber hinaus auf die meisten Formen tierischen Lebens zurück.“[32]. Durch das „Auserwähltsein“ und die ständige Bedrohung von Außen, war dieses Bestreben nach Abgrenzung wahrscheinlich besonders ausgeprägt.

Der Islam hat eine andere Entwicklung genommen, ihm liegt eine andere Struktur zu Grunde, die zwar an einigen Punkten große Ähnlichkeiten mit der jüdischen aufweist, aber letztlich durch einen idealistischen Anspruch auf universelle Geltung auf stärkere Weise in das Weltgeschehen eingreift.

Zu Zeiten des Untergangs Judäas etablierte sich langsam das Christentum. Es sollte die Welt nachhaltig verändern. Bis zum Auftreten Muhammads dauerte es noch Jahrhunderte. Was aber geschah in Arabien in dieser Zeit? Welche Rolle spielte die arabische Halbinsel, auf welche sozialen, religiösen und politischen Umstände bezieht sich später die koranische Lehre und welchen Einfluß nahm die jüdische Religion und Gesellschaft auf den Islam?

Der folgende Aufriss der arabisch (islamischen) Geschichte soll ebenso wie die vorangegangene Abhandlung den Orientierungsrahmen für den Hauptteil dieser Arbeit darstellen

2. Arabien

2.1. Arabien im 1.Jahrtausend v. Chr.

Die arabische Halbinsel besteht insgesamt aus 3,5 Mill. km2, ist doppelt so lang wie breit, dünn und ungleichmäßig besiedelt. Das Land hat viele öde und trockene Gebiete, Wüsten und Steppenebenen. Nur in der Gegend von Oasen kann sich Kulturland entwickeln. Beduinen kreisen um diese Oasen, leben in Stämmen, die meist ohne nachbarschaftliche Beziehungen auskommen. Nur da, wo die Bewohner mit angrenzenden Kulturländern in Berührung kommen, lassen sich geschichtliche Quellen nachweisen.

Eine Ausnahme jedoch macht der Südwesten der Halbinsel. Die Bewohner des Gebietes des Jemen waren in der Lage durch Wasserstauungen eine Kulturzone zu schaffen, „die die Grundlage wurde für die hier erblühte südarabische Kultur.“[33]. Aus Inschriften von Gebäuden und Schriften antiker Schriftsteller können wir schließen, dass in Südarabien einige, voneinander unabhängige Staaten existierten. Die wichtigsten waren die Minäer und das Reich der Sabäer, „wobei die Königin von Saba mit ihren Sonderbeziehungen zu König Salomo im Koran besondere Erwähnung verdient“[34] (Sure 27, 22-45). Diese Königreiche kamen zu Reichtum durch die gezielte Wasserverteilung und den Handel zwischen den Großmächten in im Norden und im Süden, sowie deren Beziehungen zu Indien.

Mit Alexander dem Großen, ca. ab 336 v. Chr. änderte sich die Lage. Alexander setzt im Nordwesten Arabiens das Königreich der Nabatäer fest, die bis zu der Machtübernahme der Römer den Karawanenhandel unter ihrer Kontrolle hatten. Durch die Ausweitung der Seewege nach Indien verloren dann jedoch nicht nur die Nabatäer, sondern auch Südarabien ihre Haupteinnahmequelle. Der Handel – hauptsächlich mit Indien und China – vollzog sich nun auf dem Seeweg. Jedoch konnte sich Südarabien noch glücklich schätzen. Sie besaßen einige Gebiete im Südwesten Arabiens, die ans Meer angrenzten. Das Königreich der Himyariten nahm 115 v. Chr. das Sabäerreich ein und konnte somit den Seehandel mit Indien und Ostafrika halten. “Mit diesem Datum beginnt die südarabische Ära, die bis zum Untergang der südarabischen Kultur in Gebrauch gewesen ist.“[35]

Die Nabatäer im Norden rissen nun langsam den gesamten Karawanenhandel an sich, hielten gute Kontakte zu den Gebieten von Ägypten bis zum persischen Ozean, unterwarfen Syrien – Palästina und wurden z.T. sesshaft.

247 v.Chr. begannen Aufstände gegen das hellenistische Griechenland aus Richtung Zentralasien. Die Parther gründeten eine Dynastie und schafften es eine politische Unabhängigkeit zu bewahren, bis sie 226 n.Chr. von den Sassaniden besiegt wurden. Gegenüber den arabischen Stämmen, die diplomatische Beziehungen zu den Großmächten zu pflegen versuchten, waren die Juden und die Perser nicht bereit sich der Oberherrschaft fremder Mächte unterzuordnen. Auch die Juden lehnten sich auf, wie wir oben gesehen haben, allerdings mit dem vorläufigen Ergebnis einer rigorosen Religionsverfolgung zu unterliegen (Antiochus IV – Epiphanes; 175-164 v. Chr.). In dieser Zeit flohen sicher viele Judäer nach Arabien, nahmen ihren Gott und ihre Kultur mit in die neue Heimat, die dort Einfluss auf die bestehende Situation nehmen konnte. „Sowohl die christliche als auch die islamische Zivilisation wurzeln gemeinsam in der Begegnung und Wechselwirkung von

drei universalistischen Traditionen im Nahen Osten: jener der Juden, der Perser und der Griechen“[36].

Parallel zu der Entwicklung des Persischen Reichs wuchs auch die Macht der Römer.

2.2. Wieder streiten sich die Mächte – Rom (Byzanz) und Persien

25 v. Chr. fand die erste römische Expedition nach Arabien statt. 64 v.Chr. eroberte Pompejus Syrien und kurz danach auch Palästina. 65 n.Chr. nahm er erste Kontakte mit dem Nabatäischen Reich auf. Insgesamt hatten die großen Machtblöcke dieser Zeit kein großes Interesse daran, die „halbbarbarischen Steppen- und Wüstenländer“[37] zu erobern. Die Bedeutung dieser Gebiete lag lediglich in den Handelswegen, die durch sie hindurchführten. Das aufsteigende Römische Reich, das geschwächte Griechenland und die Parther im Iran bedienten sich eher der klassischen Großmachtpolitik: Die Stammesvölker und kleinen Fürstentümer in Nord- und Südarabien wurden durch wirtschaftliche und politische Einbeziehung dienstbar gemacht. Die arabischen Stammeschefs lernten schnell, „diese Situation zu nutzen, indem sie bald der einen, bald der anderen Richtung, manchmal beiden gleichzeitig oder keiner von beiden zuneigten.“[38].

106 n.Chr. wird das Nabatäische Reich allerdings annektiert und zur römischen Provinz „Provinz Arabia“. Unter dem römischen Kaiser Hadrian stellte sich 123 n.Chr. Friede zwischen Rom und den Parthern ein. Die römische Expansion nach Osten wurde eingestellt. Nach der Machtübernahme der Sassaniden in Persien, begannen die römisch-persischen Konflikte das weitere Geschehen zu dominieren. 229 n.Chr. kam es zum 1. römisch-persischen Krieg.

In den Grenzgebieten Arabiens versuchten verschiedene kleinere Königtümer die Situation der Rivalitäten zwischen den Großmächten auszunutzen. Der Aufschwung des Nabatäerreichs wurde abgelöst von der Blüte Palmyras. In dieser Zeit der Spannungen „gelang es der diplomatischen Kunst der arabischen Fürsten Palmyras, sich ein Zwischenreich zu schaffen, das zu Rom in einem nur losen Abhängigkeitsverhältnis stand.“[39]. Bis 270 n.Chr. dehnte sich das neue Reich aus, zeitweise bis nach Ägypten. Nach dem Versuch sich mit persischer Hilfe von Rom endgültig unabhängig zu machen, schritt dieses ein, zerstörte Palmyra und verleibte das Gebiet wieder dem Reich ein.

Parallel zu dieser Episode fand eine Art Völkerwanderung von Zentral- und Südarabien nach Nord und Nordwesten statt. Bedingt durch den wirtschaftlichen Niedergang des Südens bildeten sich nun weitere Königreiche. Im Irak entstand die Dynastie der Lahmiden, unter Oberherrschaft der Perser, in Syrien kamen die Ghassaniden empor, die als Gegengewicht von den Römern gelenkt wurden. „Kämpfe zwischen Lachmiden und Ghassaniden, hinter denen sich die Rivalität zwischen Ostrom und Iran verbarg“[40], bestimmen bis ins 6. Jhr. die arabische Geschichte.

2.3. Der große Frieden

Bis zum Jahr 384 n. Chr. waren die Großmächte zum großen Teil mit sich selbst beschäftigt. Die Wahl der Handelsrouten nach Indien und China ist abhängig von der gerade herrschenden Rivalität zwischen Ostrom und Persien. Herrschte Frieden, brauchte man die arabischen Handelsstraßen nicht, da der direktere Weg frei war. Die arabischen Gebiete waren also völlig abhängig von den Spielen der Großmächte. 306 n.Chr. wird Konstantin zum Kaiser gewählt, 312 wird das Christentum legalisiert, 381 per Edikt zur Staatsreligion erhoben. Mit der Expansion dieser Religion etablierte sich eine weitere „Bedrohung“ für die arabischen Gebiete. „Die streitbare christliche Monarchie, die sich in Athiopien herausgebildet hatte, entwickelte ein natürliches Interesse an den Ereignissen jenseits des Roten Meeres. Und die Perser waren bekanntlich stets darauf bedacht, dem römischen oder christlichen Einfluß – für sie waren die beiden mehr oder weniger identisch – entgegenzuwirken.“[41]. Somit stand die im Südwesten angesiedelte Himyaritendynastie von zwei Seiten unter Druck.

Bevor diese Situation eskalierte, musste Arabien für knapp 120 Jahre einen wirtschaftlichen Verfall hinnehemen. Von 384 – 502 n. Chr. herrschte Frieden zwischen Byzanz und Persien. Die Handelsrouten durch Arabien verloren völlig an Bedeutung. „Man lenkte die Handelsrouten um und stellte Subventionen ein; der Karawanenverkehr kam zum Erliegen, und die Ortschaften wurden aufgegeben“[42]. Durch die fehlende Einnahmequelle kehrten viele Menschen wieder zurück zum Nomadentum. Aus dem Süden zog man in den Norden, auf der Suche nach besserem Weideland. Das gesamte Gebiet verarmte, das Schrifttum ging zurück und auch religiöser Kult ging verloren, da in altarabischer Tradition die Götter orts- und nicht gemeinschaftsgebunden waren. „Das ist die Periode, der die Muslime den Namen „djahiliya“, Zeitalter der Unwissenheit, gaben, womit sie natürlich den Kontrast zum Islam, dem Zeitalter des Lichts, hervorheben wollten“[43].

2.4. Wiederaufnahme des Krieges – Voraussetzungen des aufkommenden Islam

(Karte siehe Anhang, Abb 3)

Im 6. Jahrhundert aber entfachten die Konflikte zwischen Byzanz und Persien erneut. Die Handelsrouten durch Südarabien gewannen wieder an Bedeutung, da die kürzeren und ungefährlicheren Wege durch feindliches Land führten. Erneut wurden arabische Gebiete zum Spielball der Großmachtpolitik. „ Die Byzantiner versuchten, einen von persischen Störungen freien Verbindungsweg nach Indien einzurichten und offenzuhalten; die Perser waren bestrebt, eine solche Verbindung zu blockieren, zu verhindern oder zu unterbrechen; und die verschiedenen Völker entlang der Route arbeiteten darauf hin, Nutzen aus der Situation zu ziehen.“[44].

Parallel dazu traten im Jahr 525 n. Chr. Juden am Südzipfel des Roten Meers auf, nachdem schon einige Zeit vorher auf der Insel Tiran eine kleine Siedlung als „jüdisch“ beschrieben wurde. Der Himyaritenkönig (s.o.) tritt zum Judaismus über.

Um die Machtverhältnisse im Süden aufrecht zu erhalten, bediente sich das byzantinische Reich der schon oben erwähnten christianisierten Äthiopier. Diese setzten sich energisch für die Ausrottung jüdischer Einflüsse in Südwestarabien ein und wurden zu verbündeten gegen Persien. 507 n.Chr. griffen sie Mekka an, wurden aber durch die Perser zurückgeschlagen. Bis zu Zeiten Muhammads war Südarabien fest in persischer Hand. Allerdings hatte das persische Reich innenpolitische und –gesellschaftliche Probleme zu lösen und in Arabien konnten sich die alten Machtzentren wieder entwickeln.

In dieser Zeit gewann Mekka an wirtschaftlicher und religiöser Bedeutung, gefördert durch den Stamm der Quraisch, dem auch Mohammad entstammte. Die Stadt lag in dem südwestlich gelegenen Gebiet Al-Hidschaz, das trotz aller Wirren der vergangenen Jahrhunderte kontinuierlich bestanden hatte. Dieses Gebiet „bildete nun eine altarabische Kultur mit einer Gemeinsprache aus, der sich auch die südarabischen Dichter bedienten.“[45]. Al-Hidschaz wurde zum Knotenpunkt des wirtschaftlichen und religiösen Lebens, in dessen Zentralstadt Mekka das Heiligtum stand. „Auf religiösem Gebiet war Mekka zum größten Mittelpunkt Arabiens für alle heidnischen Stämme geworden; hier stand die Kaaba im Kreuzpunkt der Karawanenwege.“[46]. Die Quraisch übernahmen die Pflege der Kaaba, in der die Götzen der verschiedenen Stämme aufbewahrt wurden. Der schwarze Stein in der Kaaba (wahrscheinlich ein Stück eines Metoriten) galt als Wohnsitz des ortsansässigen Hauptgottes Hubal. Zu Zeiten der Märkte wurden nicht nur Waren angeboten, sondern auch Geschichten erzählt, Neuigkeiten ausgetauscht und „Recht gesprochen“. Rivalitäten innerhalb und zwischen den Stämmen wurden durch Schiedsrichter beigelegt. Dementsprechend begann man auch die gleiche Sprache zu

sprechen, in der wenig später der Koran offenbart wurde. Sie verdrängte mit der islamischen Eroberung die aramäische Sprache aus dem fruchtbaren Halbmond.

2.5.Religiöse Situation zur Zeit Muhammads

Unter den verschiedenen Religionen, die in Al-Hidschaz zusammenliefen, war auch der Jahweglaube vertreten. Im 7. Jhr. waren die zugezogenen Juden und Übergetretenen „gründlich arabisiert und Teil der arabischen Gemeinschaft geworden“[47]. Eine kleine Schicht von Menschen schloss sich nicht mehr den heidnischen Kulten an, wollte aber auch keine der vorliegenden Doktrin annehmen (Christentum, Judentum). Sie – später Hanifen genannt – waren die ersten, die sich Muhammad anschlossen.

Über die Religion ist kaum etwas bekannt, weder durch Inschriften, noch durch Schriften altarabischer Dichter.

Zu der Zeit Muhammads hatte sich in Mekka bereits die Bezeichnung „al-llah“ = Allah (der Gott) für den obersten Gott der Vielen durchgesetzt, was wahrscheinlich auf die „Fernwirkung der monotheistischen Kulturreligionen, vor allem des Christentums“[48] zurückzuführen ist. Aber auch das Judentum, dass sich spätestens seit dem Aufstand von Bar Kochba nach Arabien zurückgezogen hatte. „Juden siedelten in den fruchtbaren Palmenoasen des nordwestlichen Arabien, in Taimá, in Caibar, in Medina, das von ihnen den Namen erhalten hat. (...) Ein Drittel der Einwohner des alten Yathrib, das seit Mohammed al-Medina hieß, waren Juden. Sie trieben Ackerbau, waren Handwerker, besonders Goldschmiede, hatten ihre Gelehrten, die die hebräische Bibel lesen konnten und mit dem Talmud vertraut waren. So konnten sie auch hier monotheistisches Gedankengut verbreiten.“[49].

Die ansässigen Mekkaner – sprich die Quraisch – allerdings hielten verbissen an ihren drei einheimischen Göttern fest, die eine Mischung aus hellenistischen, kanaanäischen, und noch älteren Vorbildern waren. Mit dieser Hartnäckigkeit der Quraisch stieß Muhammad zusammen und hierin lag letztlich auch der Ursprung der Auseinandersetzung in Mekka.

2.6. Muhammad und die Gründung des Kalifats

610-632 verkündete Mohammad die neue koranische Lehre. 622 zog er von Mekka nach Medina (Hidschra), dessen Name damals noch Yathrib war, da – wie schon erwähnt – die Menschen seines Stammes keine aufrichtige Begeisterung für seiner neuen Lehre

aufbringen konnten. Das „Neue“ war der absolute Anspruch auf den einzigen Gott, der alle Menschen dieses Glaubens solidarisieren würde. Einzelne Stämme, verschiedene Ethnien

und Völker sollten zu einer neuen Solidarität in einer einheitlichen Umma finden. Rechts- und Staatsordnung wurde nach den Offenbarungen ausgerichtet und Arabisch wurde die Literatursprache. All dies war die geistige Basis der kommenden Expansion. Man weiß sehr wenig genaue Einzelheiten über das Leben Muhammads. „Die einzig sichere Quelle des Lebens Muhammeds ist der Koran selbst“[50]. Doch letztlich scheint er eine charismatische Führerperson gewesen zu sein. In Bezug auf die Juden hegte Mohammad große Hoffnungen, waren sie doch mit dem Gedanken des Einen Gottes vertraut. „ Ihnen zuliebe führte er bei den täglichen Gebeten die Gebetsrichtung (qibla) nach Jerusalem ein“[51]. Sie enttäuschten ihn jedoch bitterlich, nahmen seine Lehre nicht an und schürten seine Wut gegen sie immer weiter. Da er jedoch überzeugt von der Einheit aller monotheistischen Lehren war und diese alle von dem einen Gott kamen, „so schloß er, daß die Juden die Schrift verfälscht haben müßten.“[52]. Diese These zog und zieht sich bis heute durch die islamisch – jüdisch „Kommunikation“.

Nach Muhammads Tod wurden seine Begleiter zu Lebzeiten seine Nachfolger. Von 632-644 nahmen erst Abu-Bakr, dann Umar seinen Platz ein und bauten den Verwaltungsapparat unter den Prinzipien der neuen Ordnung auf. Schon ab 644 unter Utman kam es zu sozialen Spannungen und unter Ali, der 661 ermordet wurde, fand der erste Bürgerkrieg statt. Mu´awiya, Emporkömmling aus der relativ großen Umaiyadenfamilie, übernimmt die Führung und beendet das durch Wahl zustande kommende Kalifat. In den ersten 30 Jahren des Islam dehnte sich das Reich aus auf den Iran, den Irak, Byzanz (672 Belagerung Konstantinopels), Syrien, Ägypten, und Mesopotamien. Die Opposition der Schia Alis hegte die Ansprüche, dass Nachfolger des Propheten die Herrschaft übernehmen sollen, um die Theokratie zu wahren. Das Machtzentrum der Mu´awiya – Dynastie verlagert sich nach Damaskus, wogegen die Schia ihren Hauptsitz in Kufa (Irak) einrichtet.

Von 683-705 n.Chr. kommt es zum 2. Bürgerkrieg. Abdalmalik schafft es das Reich erneut zu vereinen, indem er einen Kompromiss zwischen dem religiösen Ideal des „gerechten Gemeinwesens“ und dem säkularen Verständnis der Einheit findet. „Arabische Heere vollendeten die Eroberungen im Osten und Westen bis zur größten Ausdehnung des

Kalifenreiches unter zentraler Herrschaft“[53]. Abdalmalik ließ 691 n.Chr. den Felsendom in Jerusalem erbauen. „In diesem ersten großen religiösen Gebäude, das dem neuen Glauben gewidmet war, bekräftigte sein weltliches Oberhaupt, (...), die Verbindung des Islam mit den vorhergehenden Religionen und machte zugleich deutlich, daß die neue Ordnung die Fehler der früheren Religionen korrigieren und an deren Stelle treten sollte.“[54].

Die Nachfolger Abdalmaliks führten Verwaltungsreformen durch, die letztlich nicht zu Ende gebracht werden konnten. Das Problem der Umaiyaden setzte sich aus mehreren Aspekten zusammen. Durch soziale Ungerechtigkeit kam Streit um die Legitimität und Gerechtigkeit des Regimes auf, was die arabische Stämmesolidarität schwächte. Die Stämme erhoben sich, auch angespornt durch die Kritik der frommen Schiiten an dem säkularen Königtum. Weiterhin misslang das angestrebte Nebeneinander von Arabern und Nichtarabern. „Der Anspruch, eine islamische Regierung und ausgleichende Gerechtigkeit für alle Muslime zu verwirklichen, scheiterte.“[55]. Die Besonderheit der islamischen Herrschaft war es, dass keineswegs eine Assimilation unterschiedlicher Völkergruppen oder Religionen oberstes Ziel war. „Im Gegenteil, die ersten Generationen der Eroberer hielten strenge gesellschaftliche Schranken zwischen Arabern und Nichtarabern aufrecht, selbst wenn die letzteren den Islam und die arabische Sprache übernahmen.“[56]. In Bezug auf die Religion gebietet der Koran (Sure 2, 256) Freiheit in der Wahl des Glaubens und so konnte es nicht das Hauptziel sein, den Islam mit Gewalt aufzuzwingen.

2.7. Von den Abbasiden bis zu den Osmanen – ein Schnelldurchlauf

Der 3. Bürgerkrieg könnte man als abbasidische Revolution bezeichnen. Die führende Dynastie war die der Banu l-Abbas (749-1258) aus dem Stamm der Quraisch. Da auch der Prophet aus diesem Stamm hervortrat, war l-Abbas ihm verwandtschaftlich näher als alle Kalifen vor ihm. Die Abbasiden hatten den Anspruch die Theokratie der islamischen Staaten wiederherzustellen. Gerechtigkeit für alle Muslime sollte die treibende Kraft sein. Sie schafften es die vielen Sekten zurückzudrängen und somit die Hegemonie der Araber wieder herzustellen. Die bestehenden Grenzen wurden gefestigt und Brücken zu neuen Territorien geschlagen. Die arabische Sprache wurde zum Medium „der islamischen Kultur für alle ihre Träger, gleich welcher Herkunft“[57]. In diese Zeit fiel auch die Beendigung der juristisch – religiösen Überlieferungen, die in der Sunna[58] und den Lehrüberlieferungen der Rechtsschulen mündete (Malik, Al-Buhari, etc). Das kulturelle Zentrum wurde in den Irak verlegt und die Stadt Bagdad wurde gegründet (763 n.Chr.). Es sollte ein multinationaler Zentralstaat entstehen. „Aus der aktiven Aneignung der hellenistischen und iranischen Literatur- und Wissenstradition (nach einer Zeit passiver Rezeption) wächst die >klassische< islamische Kultur.“[59]. Trotz aller Bemühungen aber kam es, durch eine zu schnelle Urbanisierung und Islamisierung gleichzeitig, zu inneren Widersprüchen. Die Folge war der Abfall vieler Provinzen und deren Autonomisierung. Somit war der Traum eines islamischen Reichs ausgeträumt, doch es blieb ein islamischer Kulturkreis.

Durch den Kalifen al-Mu´tasim (833-42) und dessen türkische Militärsklaven , die später mit zu dem Sturz der Dynastie beitragen sollten, entfernte sich das Kalifat entgültig von seinem Volk.

945 eroberte die Dynastie der Buyiden den Irak und Bagdad. Abdudaddaula (949-83) wird König und Kalif. Die Städte wachsen in einem rasanten Tempo, wodurch erneut soziale Spannungen auftreten. Es entstehen Militärbünde, bestehend aus Sklaven und verschiedenen Sektenmitgliedern. Eine der aufrührerischen Gruppen waren die Isma´iliya. Sie kämpfen im Namen der Gerechtigkeit gegen die ausbeutende Herrschaft des Kalifats.

Trotz der vielen Wirren und Kämpfe dieser Zeit der iranisch-arabischen Bipolarität entsteht eine freie Konkurrenz geistiger Kräfte, die man rückblickend die „Renaissance“ des Islam nennen könnte (gegenüber der „Klassik“ unter den Abbasiden).

Der endgültige Zerfall des buyidischen Kalifats ergab sich durch den immer stärkeren Abfall verschiedener Stämme im iranischen Osten und in Nordafrika, die ihre Autonomie einforderten.

In der 2. Hälfte des 10 Jhr. kommt im Iran die Dynastie der Samaniden auf. Sie übernehmen „für die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts die Vormacht des Ostens, die selbst das Kalifat in ihren Dienst zwingt. So wird es das tief islamisierte und in den Städten auch arabisierte Westiran, das ehemalige Sasanidenreich, das die klassische >neupersische< Kultur entscheidend prägt.“[60].

Die Samaniden ihrerseits werden bald aber von den türkischen Sklavengenerälen verdrängt, die unter den Abasiden eine militärische Sondereinheit bildeten.

Aus den Steppen Innerasiens drängen seit der 2. Hälfte des 10.Jhr. Turkmenenstämme vor. Durch die Ablösung vieler Provinzen übt das Kalifat seine Macht nur noch in einem engen Kreis um Bagdad aus. In Kairo bilden die Fatimiden zur gleichen Zeit ein Gegenkalifat. Ab diesem Zeitpunkt wird auch die innere Spaltung des Islam sichtbar.

Einer der türkischen Stämme, Seldschuken genannt, besetzen 1055 Bagdad und zerschlagen die byzantinische Armee. Ein Mann Namens Togril-Bek wird zum „Sultan des Ostens und Westens“ ernannt und beendet das buyidische Prinzip des Kalifats. „Das Sultanat der >Groß-Seldschuken< in Iran und Irak übernimmt die Kontrolle des Kalifats“[61]. Iran, Anatolien, Mesopotamien und Syrien geraten unter seldschukische Oberherrschaft. Durch die politischen Rivalitäten zwischen Sultanat und Kalifat geht die religiöse Autorität an die Rechtsgelehrten. Diplomatisch gewieft treten die Seldschukensultane „als Verteidiger der Sunna auf, insbesondere im Kampf gegen die radikale ismailitische Schia“[62]. Traditionalismus und Pragmatismus der Rechtsschulen werden zur Richtlinie des religiösen Lebens. Die gesamte Religiosität bekommt eine antiintellektuelle und subjektivistische Prägung. (Karte siehe Anhang, Abb.4)

Im 12 Jhr. führen die Zangiden, kommend aus Damaskus, einen Feldzug mit dem Ziel, den sunnitischen Islam zu restaurieren und die hartnäckigen Kreuzfahrer abzuwehren. 1171 beendet der bekannte Saladin das isma´ilitische Gegenkalifat der Fatimiden in Kairo und wird bis 1093 Herrscher über den wiedervereinten fruchtbaren Halbmond. 1187 wird Jerusalem eingenommen, nachdem der dritte Kreuzzug abgewehrt worden war. „ Für Europa waren die Kreuzzüge (...) epochal, für Byzanz eine nachhaltige Katastrophe; für den Islam waren sie eine Beunruhigung, regional auch eine Bedrohung, doch letztlich eine Fortsetzung der alten Grenzkriege mit dem byzantinischen Christentum.“[63].

Zur gleichen Zeit streiten sich in Nordafrika die Dynastien der Almoraviden und Almohaden. Beide werden auf ihrem Expansionskurs in Richtung Europa aufgehalten und ziehen sich auf den afrikanischen Kontinent zurück. Die Almoraviden sind Anhänger der malikitischen Rechtsschule, die einen rigiden Traditionalismus vertritt. Es herrschen Erstarrung und Isolation. Die Almohaden hingegen halten die Verbindung mit der östlich – islamischen Kultur aufrecht und es herrscht ein offenes Klima der geistigen Förderung.

1258 wurde das Kalifat in Bagdad durch Mongolen gestürzt. Diese Völkergruppen waren nichtmuslimisch und stellten somit eine Bedrohung der besonderen Art dar. Aus diplomatischen Gründen traten aber viele der mongolischen und türkischen Stämme zum Islam über, trugen ihn nach Innerasien, verstärkten dadurch aber auch die Grenzlinie zwischen arabischer und iranischer Kultursphäre. Durch den Übertritt zum Islam vereitelten die Mongolen die Hoffnung Europas, „mit Diplomatie und Mission das asiatische Christentum unter den Türken (...) und den Mongolen nachhaltig zu stärken; das Christentum in Asien sinkt zur verstreuten Minderheit herab“[64]. Wenn auch die Ambitionen der Europäer in diesem Punkt fehl schlugen, wurde doch durch gegenseitiges Interesse ein kultureller Austausch möglich. Diplomatische Beziehungen wurden geknüpft und Handelswege geöffnet.

Das arabisch – islamische Zentrum verlagerte sich nach Syrien und Ägypten. Eine weitere Größe aus dem Nordosten griff in das geschehen ein. Die Mamluken eroberten nach einigen erfolgreichen Auseinandersetzungen gegen die Mongolen Palästina und siegten 1260 über die Kreuzfahrer in ganz Syrien – Palästina. Es fand eine Konsolidierung der Traditionen und die Sammlung von Wissen statt, die die Spätblüte der sunnitischen Kultur ausmachte. Auch in Ägypten errungen sie Erfolge und manifestierten eine fast 200 Jahre währende stabile Herrschaft. Mit Beginn des 14. Jhr. kamen, vorbereitet durch die Mongolen, die Osmanen aus dem Nordosten. 1402 wurden sie noch von ihren Widersachern geschlagen, dann aber, ab 1516, als „Kämpfer für den Glauben“ beseelt von dem Kampf gegen Byzanz und den christlichen Balkan , „übernahmen endlich auch sie die imperiale Staatsidee und Organisation ihrer Vorgänger im Reich des arabischen Kalifats“[65].

Die seit 1269 herrschenden kleineren Dynastien in Nordafrika lösten sich im Rahmen dieser Entwicklungsphase auf. In Fes gingen 1465 die Mariniden unter, 1554 traf es die Abdalwadiden in Tlemcen und letztlich wurden auch die Hafsiden in Tunis nicht verschont.

Die Gründung des Osmanischen Reichs geht zurück auf Osman (Ende des 13. Jhr.). 1453 wurde Konstantinopel erobert, was das Ende des byzantinischen Reichs bedeutete. 1516-17 wurde die Mamlukenherrschaft in Syrien – Palästina beendet. Das neue Großreich tritt nun, „sowohl im theoretischen Anspruch als auch in der praktischen Machtvollkommenheit, das Erbe des Kalifats an.“[66].

2.8. Mit Europa kommt eine neue Idee

Innerhalb des Osmanischen Reichs wurde eine Provinzverwaltung errichtet, die den jeweiligen Gebieten Rechtsautonomie der Religionsgemeinschaft gewährte. 1520 war unter Süleyman I der Höhepunkt der Machtentfaltung erreicht. Der langsame aber stetige Niedergang des Reiches deutete sich aber schnell an. 1579 verlor die türkische Aristokratie ihre Führungsautorität an die Militärelite der Janitscharen – Aghas. Im 17 Jhr. musste man die europäische Überlegenheit im Balkan akzeptieren und ab 1789 war klar, dass man sich aus der politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit von Europa nicht mehr heraus manövrieren konnte.

,Etwas früher beginnend kamen im Iran die Safaniden auf, die eine theokratische Herrschaft im Namen des verborgenen Imams der Schia errichteten. Die Auslegung religiöser Gesetze (igtihad) manifestierte sich hier als fester Bestandteil der institutionalisierten Rechtslehre. In der Hauptstadt Isfahan und im gesamten Gebiet entsteht ein geschlossenes schiitisches Gebilde, „und die gemeinsame Konfession fügt die Völker Irans zu dauernder politischer und geistiger Einheit zusammen.“[67]. Im Laufe des Reichsverfalls der Osmanen wurde diese Einheit zum Partner Europas.

Die Zunahme europäischer Kräfte weckt das Nationalbewusstsein der Muslime. 1798-1801 führt Napoleon seinen Feldzug nach Ägypten. Eine immer größer werdende Konfrontation mit Säkularisierung und Technik führt zu der Überzeugung islamischer Reformer, „dass Entwicklung und Fortschritt aus den Grundlagen des Glaubens zu gewinnen und im Geiste des Islam geboren seien. Sie beginnen ferner, den europäischen Begriff der Nation in einem islamischen Sinne zu interpretieren.“[68]. Mit dieser Entwicklung geht die Forderung nach Befreiung von einer ungerechten Oberherrschaft einher. Besonders in Arabien fühlt man sich solidarisiert, alleine durch die gemeinsame Sprache. Der Nationalismus geht aber über die Befreiung von der osmanischen Herrschaft hinaus und wendet sich seit dem 19. Jhr. auch gegen die Kolonialisierung und den Imperialismus seitens Europas. Ab dem Ersten Weltkrieg erfolgt die Gründung souveräner Staaten. Was sich daraus ergeben hat, können wir noch heute sehen. Die durch den Islam geforderte Einheit der Gemeinschaft unter dem Mantel der Religion, deren Durchsetzung sich in jeder Periode als schwierig erwiesen hat, wird durch die äußere Trennung der Staaten immer wieder als Illusion entpuppt. Möglicherweise liegen viele aktuelle Schwierigkeiten in der arabischen Welt, im Vorderen Orient und an den Grenzstaaten zu Europa in der Erkenntnis, dass dieses utopische Ziel nicht erreicht werden kann und dem daraus resultierenden Bedürfnis, genau diese Erkenntnis nicht akzeptieren zu wollen.

3. Resümee und Weiterführung

Die hier auf zwanzig Seiten vorliegende Zusammenfassung der Geschichte von ca. 4000 Jahren kann natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Die dargestellten Eckdaten sind aber für den weiteren Verlauf dieser Arbeit von Bedeutung, da sie – wie schon oben erwähnt – den Rahmen für die Schrift- und dieser inhärenten Rechtsentwicklung darstellen.

Werfen wir also im folgenden Abschnitt einen Blick auf die Entstehung und Entwicklung des Alten Testaments und des Korans.

B. Entstehung, Entwicklung und Verständnis der Schrift

In dem folgenden Abschnitt soll ein Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Heiligen Schriften der Juden und Muslime gegeben werden. Weiterhin soll hermeneutisches Textverständnis ebenso Gegenstand der Betrachtung sein, wie die Bedeutung von Propheten und das durch sie vermittelte Gottesverständnis . Um zu einem Verständnis des Rechtsbegriffes innerhalb der Schriften zu gelangen und dann mögliche Parallelen oder Widersprüche herauszufiltern, ist es notwendig, das Entstehen der Texte, ihre Hintergründe und die daraus hervorgehenden Ansichten über das Gott – Mensch – Verhältnis näher zu betrachten.

1. Entstehung der Schriften des Alten Testaments

1.1. Der Prozess der Einordnung von Überliefertem und Neuem

In der Vergangenheit Erlebtes, Gesprochenes und Geschriebenes fand seinen Eingang in die Schriften des Alten Testaments. Auf unterschiedlichste Weise wurden die Überlieferungen in den Kontext der späteren Texte eingebaut. Um nur zwei Aspekte herauszugreifen, soll hier kurz der Gang der mündliche Überlieferungen, sowie der der Autorenschaft beleuchtet werden

1.1.1. Mündliche Überlieferung

Schon vor 1000 v.Chr. wurde die Alphabetenschrift in Kanaan (das spätere Gebiet Israels) voll ausgebildet. Sie war der Keilschrift des Zweistromlandes und Ägyptens durch die begrenzte Zeichenzahl überlegen und setzte sich in Verbindung mit dem Aramäischen durch. Die eigentlichen Erfinder der Alphabetschrift waren die phönizischen Seevölker. „In Byblos gab es erstmals ein Alphabet, das mit zweiundzwanzig Zeichen – nur Konsonanten – das Schreiben aller Worte ermöglichte.“[69]. Es ist zu bemerken, dass das Entstehungsgebiet der Schrift auch später die Bibel hervorbringen wird.

Trotz der Schriftentwicklung wurden die meisten Stammessprüche, Lieder, Sagen und Erzählungen mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. O. Kaiser fasst den Umfang mündlicher Überlieferungen wie folgt zusammen: „ Die Voraussetzung der atl. Literatur in allen ihren Teilen liegen in der mündlichen Überlieferung. So wurzeln ihre Geschichtserzählungen in der Welt der Sage, der Legende und der Anekdote und selbst in der des Märchens, ihre Rechtsreihen und Rechtsbücher in der mündlichen Rechtssprechung im Tor und noch weiter zurück in der Sippenweisheit, ihre Kulturordnung in ererbtem priesterlichen Berufswissen und an den Heiligtümern erteilter Belehrung, ihre Psalme in den Gebeten der Kultsänger, ihre Prophetenbücher in den primär mündlich ausgerichteten Gottessprüchen und ihre Weisheit im Sprichwort und in der Belehrung der Jünger durch die Älteren in Familie und Sippe.“[70]. Die Schwierigkeit bei der Analyse der mündlich Überlieferungen ergeben sich fast von selbst. Da feste Reimstrukturen über lange Zeit gleichbleibend weitergegeben werden müssen, können sie uralt sein. Es ist kaum nachvollziehbar, wann genau sie entstanden und wer die Überlieferungskette begonnen hat.

Für den Umgang mit mündlichen Überlieferungen ist es notwendig ihren „Sitz im Leben“ zu kennen. Die Form lässt darauf schließen, wo etwas erzählt wurde und der Ort lässt Rückschlüsse auf die Absicht zu. „Der Sitz im Leben aber ist deswegen wichtig, weil er zu erkennen gibt, mit welcher Absicht gesprochen wird. Ohne den Sitz im Leben zu kennen, wird man das Gesagte kaum verstehen können“[71]. Die Person, die etwas erzählt, tritt also als prägender Faktor der Form hinter dem Sitz im Leben zurück. Für die Menschen der alten Welt war es selbstverständlich sich bestimmten Formzwängen zu unterwerfen. „Was auch immer er mündlich formte, formte er in Hinsicht auf einen bestimmten Sitz im Leben.“[72].

1.1.2. Die Autorenschaft

Von mündlichen Überlieferungen finden wir heute nur noch die schriftlich fixierte Form. Die Bibeltexte! Oft sind mündliche Überlieferungen bei ihrer schriftlichen Fixierung Verfassern zugeschrieben worden, die tatsächlich nichts mit der Überlieferungskette zutun hatten, die aber genau dies hätten sagen können. Dieses Phänomen wird als „organische Verfasserschaft“ bezeichnet und ein Beispiel findet sich in den Psalmen, die auf Grund der Heldenstatus des David diesem zugeschrieben werden. Ebenso soll der weise Salomo Verfasser der Sprüche, des Hohelieds, Kohelets und der Weisheit sein. Auch hier liegt aller Wahrscheinlichkeit eine organische Verfasserschaft vor. „Daher sind die Namen der biblischen Bücher, soweit sie nicht überhaupt erst frühjüdischer bzw. rabbinischer Tradition entstammen, (...), eher als Ausdruck ihrer Unterstellung unter eine bestimmte Autorität, denn als Verfasserangabe im modernen Sinn zu bewerten. Selbst solche atl. Bücher, die in einem Kern auf einen Mann zurückgehen, dessen Namen sie tragen, sind in einem oft Jahrhunderte umspannenden Überlieferungsprozess bearbeitet und fortgeschrieben worden, so dass das sekundäre das primäre Gut übertrifft.“[73]. Die schriftliche Fixierung von Überliefertem, Gedachtem und Aktuellem lag wohl in den Händen der Priester, Schriftgelehrten und der Oberschicht.

1.2. Der Kanon

Das Wort „Bibel“ ist abgeleitet von dem griechischen biblia (Buch), welches wiederum die Übersetzung des hebräischen Wortes Ha-Sefarim (die Bücher) ist[74]. „Die Bücher“ treffen eher auf die Gestaltung des Kanons zu als „das Buch“, da es sich hier um eine Sammlung von mehreren Schriften handelt. Das Wort Kanon stammt ab von dem semitischen (hebräischen) Wort kanäh = Schilfrohr und bedeutet soviel wie „Maßstab“ (siehe dazu auch 32, 19). Daraus lässt sich ableiten, dass der Kanon den für die Gemeinschaft verbindlichen Maßstab zur Lebensführung und Gottessicht darstellt.

Die jüdische Bibel hat 22 Bücher, die den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets entsprechen. Die Annahme, das der Kanon 100 n.Chr. in Jabne festgelegt wurde, ist „historisch unzutreffend“[75]. Es ist eher wahrscheinlich, dass Flavius Josephus am Ende des 1 Jhr.n.Chr. in Einvernehmen mit der jüdischen Gemeinde den Kanon für abgeschlossen hielt. Der Begriff „Kanon“ wurde erst im 4.Jhr. durch das Konzil von Laodicea auf die Bibel bezogen. Die Gleichsetzung von Kanon und Bibel wurde dann durch die lateinische Kirche vorgenommen. „Danach meint der Begriff inhaltlich die Bibel oder das Alte Testament allein als ein auf göttlicher Offenbarung beruhendes Buch, das die Regel und Norm für Glauben und Leben liefert, und formal die Liste oder den Katalog derjenigen Schriften, die dazu zu zählen sind.“[76]. (siehe Anhang, Abb.5)

Die hebräische Bibel ist in drei Teile eingeteilt:

- Tora (griechisch: Pentateuch), die positive Weisungen und Lehren zum gelingenden Leben enthält: Gen, Ex, Lev, Num, Dtr.
- Nebi´im (Propheten) gelten als Kommentare zur Tora und werden an Feiertagen in der Synagoge rezitiert. Sie enthalten die vorderen Propheten Jos, Ri, 1/2 Sam., 1/2 Kön, sowie die hinteren Jes, Jer, Ez und das Zwölfprophetenbuch.
- Ketubim (Schriften) enthalten Ps, Hi, Sprichwörter, Ru, Hoheslied, Kohelet, Klagelieder, Ester Daniel, Esra, Nehemia und 1/2 Chronik

Dieser Aufbau spiegelt gleichzeitig ein „theologisches Programm“ wider. Die Tora gilt als Fundament des Glaubens, das durch die Barmherzigkeit Jahwes absolute Gültigkeit hat. Der Teil der Nebi´im lässt die Propheten zu Wort kommen, die zum einen die Geschichte Israels erzählen und zum anderen Kritik an der Gesellschaft üben und auch als Visionäre „eine neue Welt und Gottes Heil in der Zukunft“[77] verkünden. Die Ketubim beinhalten eine bunte Mischung an Büchern, die z.B. verschiedenen Feiertagen zugeordnet werden. Die vielen Bücher, die nicht in den Kanon aufgenommen wurden, bezeichnet man als Apokryphen oder Pseudepigraphen, besser deuterokanonisch oder nichtkanonisch. Apokryph oder deuterokanonisch sind 3.Esra, 1-3 Makk, Tobit, Judith, Gebet Manasses, Zusätze von Daniel und Esther, Baruch, Brief des Jeremias, Jesus Sirach und die Weisheit. Diese Bücher sollen nicht öffentlich verwendet werden, „ohne dass sie vom Kanon ausgeschlossen sein müssten.“[78]. Zu den pseudepigraphen oder nichtkanonischen Schriften zählen der Aristeasbrief, Buch der Jubiläen, die Oden Salomos, 4. Makk, und viele mehr, bis hin zu den Qumranrollen.

Auch, wenn heute ein einheitlicher Kanon vorliegt, bleibt auf Grund der Texte die Frage, wer sie verfasst hat und welcher Wahrheitsgehalt ihnen zugeschrieben werden kann. Werfen wir einen Blick auf die Vergangenheit der Schriften.

1.3. Die zeitliche Entwicklung der Texte

1.3.1. Entwicklung bis zu den Aufständen der Makkabäer

Die Geschichte beginnt für die Israeliten mit Abraham und der an ihn gerichteten Offenbarung Gottes. Die Erzählungen der Ereignisse wurden ausschließlich mündlich überliefert. Mit Mose (13.Jhr. v.Chr) tritt dann ein Gesetzgeber auf, dessen Weisungen als göttliche Gesetze und Vorschriften den Ausgangspunkt aller entstehenden Schriften darstellen. Es ist nicht hundert prozentig auszuschließen, dass Mose selbst gewisse Schriften verfasst hat (Ex 24, 4), aber überwiegend sind die Texte im Laufe der Zeit dem Mann Mose zugesprochen worden. „Darin liegt nach allgemeiner antiker Anschauung keine Fälschung, vielmehr wird damit in aller Ehrfurcht betont, dass die späteren Schriften organisch von Mose abhängig sind wie die Pflanz von der Wurzel.“[79] (s. organische Verfasserschaft).

In der Zeit der Landnahme - wie auch immer sie sich gestaltet hat – entstanden viele Volks- und Heldenerzählungen, die erst mündlich überliefert wurden und später ihren Eingang in das Josua- und Richterbuch fanden. Zur Zeit Davids und Salomos erblühte eine rege literarische Tätigkeit. Durch das Amt der „Schreiber“[80] wurden Analen angefertigt,

die Aufschluss über die Korrespondenz zwischen den verschiedenen Kulturen gaben. Unter anderem werden später auch anhand dieser Aufzeichnung die späteren Geschichtswerke entstehen. David, als musikalischer und künstlerisch begabter König wurde später zum Verfasser fast aller Psalme, sowie Salomo, durch seine überragende Weisheit zum Autor der Sprüche, des Hohelieds, Kohelets und der Weisheit erhoben wurde. Am Ende der Königszeit verfolgte ein Schriftsteller „die Geschichte Israels nicht nur bis Abraham zurück, er deutete darüber hinaus die fernsten Zeiten der Menschheit, von denen er sich auf Grund altorientalischer Mythen seine Vorstellung bildete.“[81]. Er wird in der heutigen Forschung als Jahwist bezeichnet, da ihm die Benutzung des Gottesnamen Jahwe zugeschrieben wird (Ob diese einfache These so in der Wissenschaft Bestand haben kann, wird noch zu zeigen sein). Die jahwistischen Strömungen durchziehen den gesamten Pentateuch. Ihr theologischer Fokus liegt auf dem ständigen Wechsel von menschlicher Sünde und göttlichem Erbarmen.

[...]


[1] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart (Hrsg.), „Altes Testament“, Stuttgart 1989, S. 91

[2] ebenda, S. 92

[3] B. Lewis, „Stern, Kreuz und Halbmond“, München 1997, S. 75

[4] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart (Hrsg.), „Altes Testament“, Stuttgart 1989, S. 93

[5] S. Bock, „Kleine Geschichte Israels“, Freiburg im Breisgau 1989, 24

[6] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart (Hrsg), „Altes Testament“, S. 94

[7] S. Bock, „Kleine Geschichte Israels“, Freiburg 1989, S. 25

[8] W.H. Schmidt/W.Thiel/R.Hanhart (Hrsg.), „Altes Testament“, S. 102

[9] S. Bock, „Kleine Geschichte Israels“, S. 38

[10] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart, „Altes Testament“, S.111

[11] ebenda, S. 112

[12] ebenda, S. 113

[13] S. Bock, „Kleine Geschichte Israels“, S. 69

[14] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanart (Hrsg.), „Altes Testament“, S. 116

[15] ebenda, S. 117

[16] S. Bock, „Kleine Geschichte Israels“, S. 73

[17] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart (Hrsg.), „Altes Testament“, S. 120

[18] S. Bock, „Kleine Geschichte Israels“, S. 100

[19] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart (Hrsg.) „Altes Testament“, S. 125

[20] ebenda, S. 128

[21] ebenda, S. 129f

[22] S. Bock, „Kleine Geschichte Israels“, S.119

[23] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart (Hrsg.), „Altes Testament“, S. 131

[24] ebenda, S.133

[25] ebenda, S.135

[26] S. Bock, „Kleine Geschichte Israels“, S. 145

[27] ebenda, S. 145

[28] ebenda, S. 146

[29] W.H. Schmidt/W. Thiel/R. Hanhart (Hrsg.), „Altes Testament“, S. 137f

[30] ebenda, S. 139

[31] ebenda, S. 140

[32] B. Lewis, „Stern, Kreuz und Halbmond“, S. 48

[33] F. Taeschner, „Geschichte der arabischen Welt“, S. 23

[34] R.G. Khoury, „Der Islam“, Mannheim 1993, S.10

[35] F. Taeschner, „Geschichte der arabischen Welt“, S. 25

[36] B. Lewis, „Srern, Kreuz und Halbmond“, S. 41

[37] ebenda, S.57

[38] ebenda, S. 57

[39] F. Taeschner, „Geschichte der arabischen Welt“, S. 30

[40]ebenda, S. 32

[41] B. Lewis, „Stern, Kreuz und Halbmond“, S.61

[42] ebenda, S. 61

[43] ebenda, S. 62

[44] ebenda, S. 63

[45] R.G. Khoury, „Der Islam“, S. 11

[46] ebenda, S. 11

[47] B. Lewis, „Stern, Kreuz und Halbmond“, S. 67

[48] F. Taeschner, „Geschichte der arabischen Welt“, S. 39

[49] TRE, „Islam“, S.317

[50] ebenda, S. 319

[51] F. Taeschner, „Geschichte der arabischen Welt“, S. 49

[52] ebenda, S. 50

[53] G. Endreß, „Der Islam“, S. 143

[54] B. Lewis, „Stern, Kreuz und Halbmond“, S. 94

[55] G. Endreß, „Der Islam“, S. 143

[56] B. Lewis, „Stern, Kreuz und Halbmond“, S. 79

[57] G. Endreß, „Der Islam“, S.144

[58] Überlieferung der Tat und Worte Muhammads

[59] G. Endreß, „Der Islam“, S. 144

[60] ebenda, S. 146

[61] ebenda, S. 205

[62] ebenda, S. 149

[63] ebenda, S. 150

[64] ebenda, S. 152

[65] ebenda, S. 153

[66] ebenda, S. 155

[67] ebenda, S. 158

[68] ebenda, S. 159

[69] W. Trutwin, „Gesetz und Propheten“, Düsseldorf 1967, S. 30

[70] O. Kaiser, „Grundschriften der Einleitung in die kanonischen und deuterokanonischen Schriften des Alten Testaments“, Band 1, S. 32

[71] J-P. Miranda, „Kleine Einführung in das Alte Testament“, Stuttgart 2001, S. 68

[72] ebenda, S. 70

[73] O. Kaiser, „Grundriss (...)“, S. 27

[74] siehe dazu J-P Miranda, „Kleine Einführung in das Alte Testament“, S. 12

[75] J-P. Miranda, „Kleine Einführung in das Alte Testament“, S. 15

[76] G. Fohrer, „Vom Werden und Verstehen des Alten Testaments“, S. 19

[77] J.P. Miranda, „Kleine Einführung in das Alte Testament“, S. 22

[78] G. Fohrer, „Vom Werden und Verstehen des AT“, S. 20

[79] W.Trutwin, „Gesetz und Propheten“, S. 12

[80] siehe dazu ebenda, S. 13; O. Kaiser, S. 29ff

[81] W. Trutwin, „Gesetz und Propheten, S. 13

Ende der Leseprobe aus 133 Seiten

Details

Titel
Koranisches und alttestamentarisches Recht. Ein Vergleich
Untertitel
Zwischen Verstand und Gottes Allmacht
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Ev. Theologie)
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
133
Katalognummer
V21607
ISBN (eBook)
9783638251815
Dateigröße
1085 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vergleich, Rechts, Zwischen, Verstamd, Gottes, Allmacht
Arbeit zitieren
Assja Husemann (Autor:in), 2003, Koranisches und alttestamentarisches Recht. Ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21607

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