Bildungstheoretische Didaktik


Hausarbeit, 2009

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Problemstellung

2. Bildungstheoretische Didaktik
2.1 Der Bildungsbegriff materialer und formaler Theorien
2.2 Kategoriale Bildung
2.3 Didaktische Analyse

3. Von der bildungstheoretischen zur kritisch-konstruktiven Didaktik
3.1 Kritik am Modell der Didaktischen Analyse
3.2 Die Annahme der Kritik und ihre Integration in die kritisch-konstruktive Didaktik
3.2.1 Neubestimmung von Allgemeinbildung
3.2.2 Schlusselprobleme
3.2.3 Von der Didaktischen Analyse zum Perspektivenschema

4. Schlussreflexion

Literaturverzeichnis

1. Problemstellung

Wolfgang Klafki, der bekannteste Vertreter bildungstheoretischer Didaktik in den 1950/60er Jahren entwickelte seinen Ansatz kontinuierlich weiter, bis er Ende der 1970er Jahre sein Modell der kritisch-konstruktiven Didaktik erstmals veroffentlichte. Hierbei lieB er sich von anderen Theorien wie der Lehr-lerntheoretischen, kritisch-kommunikativen und lernzielorientierten Didaktik beeinflussen und stellte sich insbesondere der Kritik der Studentenbewegung der spaten 1960er Jahre.

Stark verandert hat er vor allem die von ihm erstmals 1958 vorgestellte Didaktische Analyse, den von ihm so betitelten ,,Kem der Unterrichtsvorbereitung“ (Klafki 1958. S. 126).

Gerade im Rahmen eines Grundlagenseminars zur Didaktik, der Theorie des Unterrichts, erscheint es sinnvoll, den sich in der Thematik der Unterrichtsvorbereitung andeutenden Praxisbezug naher zu beleuchten und insbesondere die Entwicklung dieses didaktischen Modells in den vergangenen Jahrzehnten zu betrachten. Hierbei soll gesondert auf die Einflusse anderer Theorierichtungen eingegangen werden.

Einfuhrend wird zunachst der bildungstheoretische Ansatz Klafkis unter Berucksichtigung seiner Grundlagen und vorangegangenen Theorieansatzen vorgestellt und die wichtigsten Begrifflichkeiten werden geklart, um dann auf der Grundlage des Begriffes der kategorialen Bildung die Didaktische Analyse vorzustellen.

Als nachsten Schritt soll die Kritik am bildungstheoretischen Ansatz kurz dargestellt werden, um dann die Weiterentwicklung zur kritisch-konstruktiven Didaktik zu erlautern und die Einflusse anderer Theorien hervorzuheben.

Im Resumee erfolgt die abschlieBende Bewertung der Entwicklung der bildungstheoretischen Didaktik aus pragmatischer Perspektive.

Grundlage fur diese Arbeit bilden die ,,Studien zur Bildungstheorie und Didaktik“ aus dem Jahr 1963, sowie „Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik“ aus dem Jahr 1985.

2. Bildungstheoretische Didaktik

2.1 Der Bildungsbegriff materialer und formaler Theorien

Wolfgang Klafki konzentriert sich zu Beginn seiner Ausfuhrungen auf die Frage der Bildungsinhalte und hinterfragt zunachst die Definition von Bildung.

„In alien Beitragen zur Bestimmung der Inhaltlichkeit von Erziehung und Bildung in unserer Zeit und zur Beschrankung der erstickenden Stoffulle klingen implizit oder explizit Vorstellungen und Auffassungen daruber an, was denn das Wesen der Bildung [...] grundsatzlich und abgesehen von ihren historischen und individuellen Erscheinungsformen sei.“ (Klafki 1959. S.26)

Er entwickelte sein Modell der bildungstheoretischen Didaktik in den 1950er Jahren auf der Grundlage materialer und formaler Bildungstheorien und kritisiert, dass sich jene in der Auffassung seiner Zeit „polar gegenuberstehen“ (Klafki 1959. S. 27).

Die materialen Bildungstheorien folgen dem Primat der Inhalte. Grundsatzlich sind sie zu unterscheiden in den bildungstheoretischen Objektivismus und die Bildungstheorie des „Klassischen “.

Ersterer versteht Bildung als den „Prozefi, in dem Kulturguter [...] in ihrem objektiven So- Sein in eine menschliche Seele Eingang finden.“ (Klafki 1959. S.28) Der Lernende 1 nimmt die Inhalte unreflektiert in sich auf. Der Bildungswert der Inhalte liegt einzig in ihrer wissenschaftlichen Struktur. Kritikpunkte sind fur Klafki vor allem die Verabsolutierung der Kulturinhalte durch fehlende Reflexion, die fehlende Aufbereitung des Stoffes fur die Anforderungen des Lernenden sowie der Mangel an padagogischen Auswahlkriterien zur Begrenzung der Stofffulle. (vgl. Klafki 1959. S. 28-30)

Die Bildungstheorie des Klassischen begrenzt den Umfang der Bildungsinhalte auf das Klassische. Im Gegensatz zum bildungstheoretischen Objektivismus ist Kern des Inhaltes nicht seine wissenschaftliche Struktur, sondern das padagogische Wertekriterium des Klassischen. Bildung wird somit als

„Vorgang, in dem sich der junge Mensch in der Begegnung mit dem Klassischen das hohere geistige Leben, die Sinngebungen, Werte und Leitbilder seines Volkes oder Kulturkreises zu eigen macht und in diesen idealen Gehalten seine eigene geistige Existenz recht eigentlich erst gewinnt.“ (Klafki 1959. S.30) verstanden. Hierbei wird die allgemeine Anerkennung der als klassisch geltenden Werke oder Leistungen innerhalb eines Kulturkreises vorausgesetzt. Klafki verweist in diesem Zusammenhang zum einen auf die utopische Annahme kultureller Einmundigkeit, zum anderen darauf, dass die Klassik zwar als Anhaltspunkt zur Losung wiederkehrender Probleme dienen kann, beim Aufkommen neuartiger Situationen als jedoch Vorbild versagen muss. (vgl. Klafki 1959. S.30-32)

Die formalen Bildungstheorien, die sich auf den Lernenden konzentrieren, konnen ihrerseits in zwei Grundformen unterschieden werden, die Theorie der funktionalen Bildung und die Theorie der methodischen Bildung.

Die funktionale Bildung folgt der Leitformel: Bildung der Krafte des Kindes - der Lernende soll, anhand von ausgewahlten Inhalten, Fahigkeiten und Krafte entwickeln, die er dann auf andere sich ihm stellende Probleme ubertragen kann.

„Bildung ist dann jener ProzeB bzw. das Ergebnis jenes Prozesses, in dem diese schlummernden Moglichkeiten durch Ubung an geeigneten Stoffen zu wirklichen Kraften werden, zu ausgebildeten Instrumenten der Bewaltigung mannigfacher Inhalte.“ (Klafki 1959. S. 34)

Man geht in diesem Fall laut Klafki falschlicherweise davon aus, dass Bildungsinhalte nur als Mittel zur Auslosung geistiger Krafte fungieren, wobei er anmerkt, dass diese Inhalte doch gegebenenfalls selbst die Krafte sein konnen, die es gilt zu entwickeln. Zudem erganzt er, dass es schlicht unwahr sei, dass einem Lernenden der Transfer von Fahigkeiten auf jegliche Situation moglich ist. Beispielsweise konne ein Schuler seine Kreativitat im musischen Bereich nicht unbedingt fehlerfrei auf andere Bereiche wie z.B. das Experimentieren im Physikunterricht ubertragen. (vgl. Klafki 1959. S.33-36)

Die methodische Bildung betrachtet den Vorgang des Bildungserwerbs. Sie zielt nicht auf gewisse Krafte ab, die mit Hilfe einer unendlichen Vielzahl von Bildungsinhalten herausgearbeitet werden sollen, sondern setzt auf die Vermittlung von Methoden, die auf verschiedenste Lern- und Lebenssituationen angewendet werden konnen.

„Bildung bedeutet hier: Gewinnung und Beherrschung der Denkweisen, Gefuhlskategorien, WertmaBstabe, kurz: der „Methoden“, mit Hilfe derer sich der junge Mensch die Fulle der Inhalte zu eigen machen kann, wenn die spateren Lebenssituationen es erfordern.“ (Klafki 1959. S.36)

Klafki bemangelt hier die Ansicht, dass eine Methode getrennt von den Inhalten, die sie bearbeitet vermittelt werden soll: ,,Der Versuch, den Schuler mit einer oder einigen Universalmethoden auszurusten, um ihn so alien ihm kunftig begegnenden Inhalten gewachsen zu machen, vergewaltigt die Fulle der Inhaltlichkeit." (Klafki 1959. S.37)

[...]


1 Zum Zwecke des besseren Leseflusses wird darauf verzichtet, geschlechterspezifische Unterscheidungen vorzunehmen. So sind zum Beispiel in der Bezeichnung „Lernende“ alle mannlichen und weiblichen Personen inbegriffen. Sollten geschlechterspezifische Unterscheidungen aus wissenschaftlichen Grunden notwendig sein, werden diese explizit erwahnt.

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Details

Titel
Bildungstheoretische Didaktik
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V230447
ISBN (eBook)
9783656465324
ISBN (Buch)
9783656467137
Dateigröße
425 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wolfgang Klafki, Bildungstheoretische Didaktik, kritisch-konstruktive Didaktik, Bildungsbegriff, kategoriale Bildung, didaktische Analyse
Arbeit zitieren
Jule Ebbing (Autor:in), 2009, Bildungstheoretische Didaktik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230447

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