Das indische Bildungs- und Trainingssystem unter besonderer Berücksichtigung der Diversity-Frage


Diplomarbeit, 2012

74 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einführung

2 Diversity

3 Sozio-ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Hintergrund
3.1 Geographie und Gesellschaft
3.2 Politik und Wirtschaft

4 Kulturelle Prägungen
4.1 Das Kastensystem in Indien
4.2 Religionen in Indien

5 Das allgemeine Bildungssystem
5.1 Primar- und Sekundarbereich
5.2 Hochschulsystem

6 Das berufliche Bildungssystem
6.1 Berufliches Trainingssystem
6.2 Berufliches Ausbildungssystem
6.3 Das berufliche Bildungssystem in anderen Sektoren
6.3.1 Berufliche Bildung im informalen Sektor
6.3.2 Private Berufsbildungseinrichtungen
6.3.3 Industrielle Berufsbildungseinrichtungen

7 Vocationalization of Education
7.1 Modernisierungsprozesse
7.2 Internationale Kooperationen

8 Methodik der Datenerhebung

9 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Demografischer Wandel in Indien

Abbildung 2: Alphabetisierung in ländlichen und städtischen Gebieten

Abbildung 3: Geschlechtsspezifischer Schulbesuch

Abbildung 4: Das allgemeine Bildungssystem

Abbildung 5: Zuständigkeitsbereich des indischen Bildungssystems

Abbildung 6: Das indische Bildungssystem

Abbildung 7: Wachstum der beruflichen Bildung und Trainingsinstitute

Abbildung 8: Zuständigkeitsbereich der beruflichen Bildung

Abbildung 9: Ausbildungssystem von NIOS

Abbildung 10: Wachstum des privaten Bildungsmarktes

Abbildung 11: Anzahl und Kapazität von ITI's und ITC's

Abbildung 12: Vision des beruflichen Bildungssystems

1 Einführung

Die indische Wirtschaft unterliegt einem exponentiellen Wachstum. Um diesem Wachstum gerecht zu werden, benötigt das Land gut ausgebildete Fachkräfte. Die demografischen Verhältnisse des Landes weisen auf eine sehr junge Bevölkerung hin - 500 Millionen junge Menschen unter 30 Jahren leben heutzutage in Indien. Um jedem einzelnen eine Chance auf Bildung zu geben, muss die Regierung dafür Verantwortung übernehmen, die Bevölkerung gut auszubilden. Dies beinhaltet nicht nur die allgemeine höhere Bildung, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat, sondern auch das berufliche Bildungs-und Trainingssystem. Denn nach aktuellen Bekanntgaben arbeiten ca. 90% im informalen Sektor, überwiegend in kurzfristigen, handwerklichen Berufen oder nur Tagarbeiten. Bietet es sich da nicht an eine grundlegende Bildungslandschaft zu implementieren? Ist das nicht eine wesentliche Herausforderung, die große Anzahl an jungen Menschen auszubilden?

Es drängen pro Jahr ca. 13 Millionen junge Menschen auf den Arbeitsmarkt, wobei nur 3,1 Millionen eine berufliche Bildung erhalten haben (Insgesamt gibt es 310 Millionen junge Menschen zwischen 15-25 Jahren, von denen nur 5% technische berufliche Qualifikationen haben). Offensichtlich stellt sich hier die Frage nach der Wertigkeit der beruflichen Bildung. Sehen junge Menschen überhaupt eine Perspektive im Erlernen einer beruflichen Tätigkeit? Im Zusammenhang mit dieser Frage wird oft die schlechte Zusammenarbeit zwischen den Bildungsinstitutionen und den Industrien genannt. Die berufliche Ausbildung hat nicht nur bei den Bewerbern einen schlechten Ruf, sondern auch bei den Industrien, die später die Absolventen einstellen sollen. Den Unternehmen fehlt es in der Ausbildung an Praxisnähe, so dass sie bei Einstellung eines Absolventen oftmals bei null anfangen und den Lehrling in einer Form „Training on the Job“ erneut ausbilden müssen. Doch nicht nur die fehlende Praxisnähe ist ein Indikator für das geringe Ansehen der beruflichen Bildung, sondern auch die schlechte Lehre. Es gibt kaum qualifizierte Ausbilder, oftmals veraltete Infrastruktur (Unterlagen, Lernwerkstatt) und nur geringe Weitervermittlungschancen. Aufgrund der mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten wurden bestehende Probleme seitens der Regierung herausgearbeitet und Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Durch diese Form der Modernisierung sollen berufliche Bildungsinstitute erweitert und neu geschaffen, eine Lernortkooperation zwischen Industrie und Schule aufgebaut und die Entwicklung von Curricula nach internationalen Standards ausgearbeitet werden.

Zunächst wird sich die Diplomarbeit mit der Diversity - Frage auseinandersetzen. Diversity schafft eine symbiotische Beziehung mit dem Land selbst, denn die Verschiedenheit innerhalb des Landes könnte nicht größer sein. Die landesspezifischen kulturellen und historischen Prägungen des heutigen Indiens sind einzigartig und vielfältig zugleich. Aufgrund der Vielfalt und der Bedeutsamkeit des Kastensystems hat dies folglich auch Auswirkungen auf das Schul- und Berufssystem. Im Bereich der beruflichen Bildung werden die grundlegenden Ausbildungsformen vorgestellt und durch private und industrielle Ausbildungsmöglichkeiten ergänzt. Um die noch bestehenden Probleme in Indiens Bildungslandschaft aufzuarbeiten, werden verschiedene Modernisierungsprozesse seitens der Regierung, der Industrien und der privaten Investoren vorgestellt. Auch die Wirkweisen der internationalen Kooperationen, die Einfluss auf die Entwicklung der beruflichen Bildung genommen haben, sollen Bestandteil dieser Arbeit sein.

Um die Komplexität der Arbeit widerzuspiegeln, soll das Kapitel über die Methodik der Datenerhebung dienen. Um die Mannigfaltigkeit der bestehenden Ausbildungs- und Modernisierungsprozesse aufzuzeigen, war es notwendig eine akribische Selektion von Informationen in der Literatur herauszuarbeiten, als auch die Filterung von Information in persönlichen Interviews, die ihren Beitrag zur Vollständigkeit dieser Arbeit leisten. Schließlich liefert das letzte Kapitel eine Zusammenfassung der Ergebnisse und die Beantwortung der Frage, ob Indien bereit ist, die junge Bevölkerung nach internationalen Maßstäben auszubilden.

2 Diversity

Im Rahmen dieser Arbeit ist Diversity ein wesentlicher Bestandteil, der zunächst definiert werden soll und in Hinblick auf die folgenden Kapitel eingegrenzt wird auf die Wertigkeit von Geschlechtern und die soziale Ungleichheit. Im Laufe der Arbeit möchte ich in jedem Kapitel auf das Thema Diversity Bezug nehmen und versuchen aus genau diesem Blickwinkel Stellung zu nehmen.

In dem Buch „The Psychology of Social and Cultural Diversity“ von Richard J. Crisp wird folgende Definition von Diversity zugrunde gelegt:

„Diversity has become the defining characteristic of our social and cultural words, we are now constantly confronted with a multitude of ways in which we can define ourselves, and categorize others. “[1]

Diversity ist nur schwer abzugrenzen und lässt sich in vielfacher Weise ins Deutsche übersetzen. Übersetzungen wie Vielfalt, Verschiedenheit, Diversität oder Ungleichheit sind dabei typisch.[2] Das hier verwendete Verständnis weist darauf hin, dass Menschen bestimmte Eigenschaften gemeinsam haben, sich aber auch unterscheiden können. Auch passend interpretiert von einem Interviewpartner „ Everything is diversity, because of mass of people. And it’s very diverse, because of local laws and their own languages“.[3]

Im Allgemeinen finden sich folgende thematische Bezugspunkte wie Ethnizität, Nationalität, Geschlecht, Religion, Beruf, politisches Statement oder soziale und kulturelle Denkweisen.[4] Bezogen auf Indien befasst sich Diversity vorrangig mit den Themen Geschlecht, Ethnizität, Kaste, Religion und Kinderarbeit.[5] Besonders geschlechterspezifische Unterschiede und die Wirkweisen des Kastensystems sind ein wesentlicher Bestandteil dieser Arbeit.

Nun stellt sich die Frage, warum diese Arbeit speziell auf die Wertigkeit von Geschlechtern und die soziale Ungleichheit abzielt?

Es weist darauf hin, dass sich Diversity an einer Vielzahl von Themenbereichen bedient - sie findet sich in den sozioökomischen Faktoren, den kulturellen Prägungen und auch im Bereich der Bildung wieder. In den folgenden Kapiteln soll der bestehende Zusammenhang herausgearbeitet werden. Dabei werden Fragen wie „Ob Männer und Frauen gleiche Chancen auf Bildung haben?“ oder auch „Ob Absolventen allgemeiner und beruflicher Bildung gleiche Einstiegsmöglichkeiten in den Job haben“, eine Rolle spielen.

3 Sozio-ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Hintergrund

Gesellschaftliche Einflussfaktoren und Entwicklungsprozesse prägen das Berufsbildungssystem, wodurch eine grundlegende Darstellung Indiens und dessen sozio-ökonomischen Hintergründen notwendig wird.

„Indien zählt zu den ärmeren Staaten, doch mit Blick auf Bevölkerung, Ausdehnung, sprachliche und religiöse Vielfalt ist es ein Land der Superlative. Unterstützt durch hohe Wachstumsraten hat es alle Potenziale einer künftigen Weltmacht.“[6] Genau diese vorhandenen Strukturen sollen im Folgenden kurz dargestellt werden.

3.1 Geographie und Gesellschaft

Geografisch bildet Indien mit einer Fläche von 3.287.590 km² den siebtgrößten Staat der Erde und ist mit Abstand das größte Land in Südasien[7] (das neunfache der Fläche Deutschlands)[8]. Trotz der gewaltigen Fläche ist das Land dicht besiedelt. Durchschnittlich leben 351 Einwohnern pro Quadratkilometer (im Vergleich: Deutschland: 231 pro km²), wobei die Verteilung stark zwischen Stadt und Land schwankt. In den städtischen Zentren liegt die Konzentration bei über 6000 Einwohnern pro Quadratkilometer. Trotz der hohen Bevölkerungsdichte in den Städten leben noch rund 70% in den ländlichen Gebieten.[9] Indien grenzt an sechs Staaten: Pakistan, China, Nepal, Bhutan, Myanmar und Bangladesch. Insgesamt beträgt die Grenzlänge 14.103 Kilometer. Seit der umstrittenen pakistanischen Kontrolle (1949) über die Provinz Kaschmir, grenzt Indien nicht mehr an Afghanistan.[10]

Das Klima variiert vom tropischen Monsun im Süden bis zum gemäßigten Klima im Norden.[11] Die Niederschlagsverhältnisse werden vom Indischen Monsun in den Monaten Juli bis September beeinflusst, die wiederum heiße Trockenzeit ist von April bis Juni.[12]

Mit 1.124.787.000 Einwohnern (Stand: 2011) ist Indien - gemessen an der Einwohnerzahl - das bevölkerungsreichste Land nach China.[13] Darüber hinaus hat Indien ein konstant steigendes Bevölkerungswachstum von 1,39% (Im Vergleich Deutschland: -0,15%).[14] Nach demografischen Trends soll die Einwohnerzahl bis 2022 bei 860 Millionen Menschen zwischen 15 und 59 Jahren liegen (Stand 2010: 725 Millionen).[15]

[...]


[1] Vgl. Crisp, R.J. (2010): S.1

[2] Vgl. Kimmelmann, N. (2009): S. 49

[3] Vgl. Interview mit G.P. Chandra Kumar

[4] Vgl. Crisp. R, J (2010): S.4

[5] Vgl. Patrickson, M; Bennington, L. (2001): S.16

[6] Vgl. Betz, J. (2007): S.4

[7] Vgl. GIZ (2012)

[8] Vgl. Auswärtiges Amt (2011)

[9] Vgl. Betz, J. (2007): S.4 und BMZ (2012)

[10] Vgl. GIZ (2012)

[11] Vgl. CIA (2012)

[12] Vgl. Auswärtiges Amt (2011)

[13] Vgl. BPB (2012)

[14] Vgl. BMZ (2012)

[15] Vgl. FICCI (2010): S.14

Ende der Leseprobe aus 74 Seiten

Details

Titel
Das indische Bildungs- und Trainingssystem unter besonderer Berücksichtigung der Diversity-Frage
Hochschule
Universität zu Köln  (Institut für Berufs-, Wirtschafts- und Sozialpädagogik)
Note
2,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
74
Katalognummer
V231943
ISBN (eBook)
9783656484462
ISBN (Buch)
9783656484479
Dateigröße
1892 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bildungs-, trainingssystem, berücksichtigung, diversity-frage
Arbeit zitieren
Antje Wessels (Autor:in), 2012, Das indische Bildungs- und Trainingssystem unter besonderer Berücksichtigung der Diversity-Frage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/231943

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