Neoklassisches und keynesianisches Paradigma. Der Konjunkturzyklus während der Finanzkrise


Hausarbeit, 2014

26 Seiten, Note: 1,0

Tricy Unger (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Paradigmen
2.1 Neoklassik
2.1.1 kurzfristige Perspektive
2.1.2 langfristige Wachstumstheorie
2.2 Keynes
2.2.1 Formel des Kapitalkreislaufes
2.2.2 Geld und seine Funktionen
2.3 Wesentliche Unterschiede

3. Konjunkturzyklus
3.1 Preis – Mengen – Effekt
3.2 Stagnation
3.3 Mengenkonjunktur
3.4 Inflationskonjunktur
3.5 Krise / Stagflation
3.6 Abschwung
3.7 Deficitspending

4. Fallbeispiel: Finanzkrise 2007

5. Fazit

6. Quellen

1. Einleitung

Als große Überschrift des IMK Reports vom Juli 2009 ist zu lesen „ Deutsche Wirtschaft verharrt in Talsohle“[1]. Vier Jahre später hat sich die Lage schon verändert und im Oktober 2013 heißt es „ Krise überwunden?“[2]. Doch was ist in der Zwischenzeit geschehen, was steckt hinter diesen Titeln, die Hiobsbotschaften gleichen, und was ist eigentlich der Auslöser für die Situation gewesen?

Um die Komplexität dieser Thematik zu verstehen, reicht es nicht einen Wikipedia Artikel im Internet zulesen. Nein! Um über die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland urteilen zu können, benötigt man fundiertes makroökonomisches Wissen.

Doch warum sollten sich Studenten mit dieser recht trocken wirkenden Thematik beschäftigen wollen? Makroökonomie ist ein Materie, der wir tagtäglich begegnen ohne es überhaupt zu bemerken. So sind Inhalte wie das Bruttoinlandsprodukt und das damit verbundeneWachstum einer Ökonomie genauso präsent wie die Arbeitslosenquote oder Entwicklungen im Bereich der Investitionen. Hieraus ist zu erkennen, dass Makroökonomie jeden betrifft. Doch diese Wissenschaft besteht nicht nur aus einer feststehenden Theorie, sondern wird, grobgefasst, aus drei entscheidenden Paradigmen gebildet. Diese sind die Klassik, die Neoklassik und das keynesianische Paradigma. Innerhalb dieser Paradigmen gibt es jedoch Modelle, die sich inhaltlich widersprechen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die einzelnen wissenschaftlichen Theorien zu analysieren und auch ihren Bezug zur Realität zu betrachten. Ein Modell spiegelt immer nur die Realitätsauffassung seines Entwicklers wieder. So ist die Selbstreflexion eines der bedeutendsten Werkzeuge, die innerhalb einer Ökonomie angewendet werden müssen, denn die ausschlaggebenden Faktoren können sich jederzeit verändern. Dadurch kommt es auch zu einem Wandel des Realitätsbezuges.

Die folgende Hausarbeit bezieht sich auf das neoklassische und das keynesianische Paradigma. Hierbei sollen wesentliche Unterschiede in Bezug auf die Einkommensverteilung, die Entstehung von Arbeitslosigkeit sowie die Rolle des Geldes dargestellt werden. Den Schwerpunkt der Arbeit bildet das Thema des Konjunkturzyklus.Dabei wird auch die antizyklische Theorie erörtert, welche am Beispiel der Finanzkrise verdeutlicht wird. Die Niederschrift wird mit einem Fazit enden.

Bei der erstellen Hausarbeit handelt es sich um eine literaturbasierte Analyse. Als Hauptquelle dient das Werk „ Volkswirtschaftslehre – Paradigmenorientierte Einführung in die Mikro- und Makroökonomie“ von Michael Heine und Hansjörg Herr, welches als 4. Auflage 2013 im Oldenbourg Verlag erschienen ist.

2. Paradigmen

Um sich mit den zentralen Paradigmen der Volkswirtschaft beschäftigen zu können, sollte der Begriff zuerst definiert werden. Im Gabler Wirtschaftslexikon steht geschrieben, dass „[e]in Paradigma regelt, was als untersuchenswerter Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung zu gelten hat, die Art und Weise, wie dieser Gegenstand zu beobachten ist und was als befriedigende Lösung eines wissenschaftlichen Problems anzusehen ist.“[3]. Diese Begriffserklärung zeigt, dass nicht jedes Paradigma dem anderen gleichen kann, da immer der Theoretiker festlegt, was die elementaren Faktoren sind und welche Relevanz ihnen zugewiesen wird. Aufgrund dessen kann man auch nicht von „ der Volkswirtschaftslehre“ sprechen. Die VWL setzt sich aus vielen verschiedenen Ansichten und Modellen zusammen, die teils nebeneinander existieren, andererseits jedoch auch in Konkurrenz zueinander stehen. Ein Paradigma muss jedoch immer in sich geschlossen und seine Auffassung muss umfassend erforscht worden sein. Des Weiteren ist es zwingend, dass aufbauend auf den Inhalten eine Interpretation von wirtschaftlichen Zusammenhängen möglich ist.[4] Wie in der Einleitung schon erwähnt, gibt es in der VWL allerdings nicht nur Paradigmen, sondern auch Modelle, die sich als Spezialisierung von Paradigmen verstehen. Modelle eines Paradigmas können zwar den gleichen Kern haben, gleichwohl in vollkommen verschiedene Richtungen interpretiert werden und differenzierte endogene und exogene Faktoren inkludieren.

2.1 Neoklassik

Die Neoklassik ist eine der elementaren Paradigmen der Makroökonomie. Es wird davon ausgegangen, dass ein Gleichgewicht, welches in Modellen dargestellt wird, einfach in der Wirklichkeit übernommen werden kann. Die Wirtschaft selbst hat in der Neoklassik den Charakter einer Ordnung, die beständig ist und sich selbst regulieren kann. Dabei folgt sie lediglich einem von der Natur gegebenen Wirtschaftsverlauf.[5] Die entscheidenden Handlungen laufen auf verschiedenen Märkten ab. Dabei ist von Bedeutung, dass sich sowohl der Arbeits- und der Gütermarkt, als auch der Kapitalmarkt auf einer Ebene befinden. Allerdings bestehen Beziehungen zwischen diesen Märkten. Man differenziert in diesem Paradigma zwischen einer kurzfristigen Betrachtung oder der Analyse des Wachstums in langfristiger Sicht.[6]

2.1.1 kurzfristige Perspektive

Zu Beginn wird in diesem Abschnitt auf den Arbeitsmarkt eingegangen. Der Arbeitsmarkt ist der Ort, an dem Arbeitnehmer ihre Arbeitskraft anbieten können und Arbeitsgeber diese nachfragen. Der Preis für diese Arbeit ist der Lohn, welcher einem bestimmten Satz entspricht und meist stundenweise gezahlt wird. In der Neoklassik besteht die Annahme, dass sich die Nachfrage laut der Produktionsfunktion entwickelt, bei der die Substituierbarkeit nicht limitiert ist. Des Weiteren wird von einer Ökonomie ausgegangen, in der nur ein Kapitalgut vorhanden ist, da so die Abstraktion leichter fällt. Hinzukommt, dass es innerhalb des Arbeitsmarktes keine unterschiedlichen Qualifizierungen gibt. Jeder hat die gleichen Voraussetzungen um zu arbeiten. Überdies ist festgelegt, dass das Angebot an Arbeit eine Mischung darstellt, welche sich aus dem Bedürfnis nach Freizeit und dem Bedarf an Gütern zusammensetzt. Güter können nur konsumiert werden, wenn gearbeitet wird. Aufgrund der Vermutung, dass sich die Skalenerträge konstant entwickeln, entsteht die Situation, dass sich die Arbeit nicht im selben Maße wie das Produktionsvolumen ausweiten kann. Als Folge dessen sinkt das Grenzprodukt, sobald weitere Arbeitskräfte hinzugefügt werden.[7]

Ebenso ist die Gewinnfunktion ein wichtiges Element:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[8]

Der Gewinn setzt sich derart zusammen, dass das Preisniveau (P) mit dem realen Nettoinlandsprodukt (NIPr) multipliziert wird. Von diesem Ergebnis zieht man die volkswirtschaftlichen Lohnkosten (gegebener Lohnsatz (w) * Beschäftigung (H)) ab. Außerdem werden die volkswirtschaftlichen Zinskosten (Zinssatz (i) * P * Kapital (Kapital)) subtrahiert. Den gewinnmaximalen Einsatz an Arbeit kann man mit dieser Funktion berechnen, indem die erste Ableitung gleich null gesetzt wird. Das Ergebnis stellt das Grenzprodukt (GPH) dar, welches durch [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] gebildet wird und auch als Reallohnsatz bezeichnet werden kann. Steigt das Grenzprodukt an, so sinkt die Beschäftigungsmenge auf dem Arbeitsmarkt. Diese Reaktion ist auch in die andere Richtung erkennbar. Als Fazit kann gesagt werden, dass die Kurve des Grenzproduktes mit der Nachfragekurve der Arbeit gleichgesetzt werden kann. Unternehmen, welche Gewinne erwirtschaften wollen, sind danach bestrebt ein Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt herzustellen, da an diesem Punkt ihr Profit am größten ist. Ein Gleichgewicht stellt sich ein, wenn Angebot und Nachfrage bezüglich der Arbeit identisch sind. Durch Individuen, die das Ziel haben den größten Nutzen zu generieren, steigt das Angebot an Arbeit mit einer steigenden Grenzproduktivität. Jedoch ist dieses Wachstum nicht von unbegrenzter Dauer, da der Punkt kommt, an dem der Wunsch nach Freizeit den Konsumgedanken übersteigt. Somit ist in der Neoklassik beispielsweise Arbeitslosigkeit darauf zurückzuführen, dass die Reallöhne, also das Grenzprodukt, zu hoch sind. Nur durch eine Reduzierung dessen ist eine Vollbeschäftigung möglich. Im Sinne der Neoklassik sind Institutionen wie Gewerkschaften oder Verbände für Arbeitnehmer hinderlich, da sie die Vertragsfreiheit begrenzen oder gar in diese einschreiten. Die neoklassische Theorie geht davon aus, dass sich der Markt im Laufe der Zeit durch eigene Reaktionen selbst regulieren wird und keine staatlichen Eingriffe benötigt. [9]

Auf dem aggregierten Gütermarkt treffen das Angebot und die Nachfrage an Waren und Dienstleistungen aufeinander. Überdies hinaus wird über das Volumen der Produktion entschieden. Dieses kann lediglich von Seiten des Angebots beeinflusst werden und somit spricht man auch von einer Angebotsökonomie. In der Neoklassik wird vom Sayschen Gesetzt ausgegangen, welches besagt, dass sich jedes Angebot seine eigene Nachfrage auf einem Gütermarkt schafft. Durch die Produktion können die Individuen einer Ökonomie Geld verdienen, welches ausreichend ist um sich Waren kaufen zu können. So entsteht im neoklassischen Paradigma auf einem ausgeglichenen Gütermarkt ein stabiles System der Preise. Sollten Haushalte allerdings mehr Geld verdienen, als sie ausgeben und den Rest sparen, entsteht eine Lücke auf der Nachfrageseite und das Gleichgewicht gerät ins Wanken. Dieses wird schließlich wieder hergestellt, indem Unternehmen ihre Nachfrage an Investitionen steigern.[10]

[...]


[1] Hohlfeld, Peter, Deutsche Wirtschaft verharrt in Talsohle – Prognose-Update: Die konjunkturelle Lage zur Jahresmitte 2009, Düsseldorf: IMK, 2009, Nr. 39

[2] Horn, Gustav, Krise überwunden? – Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung 2013/2014, Düsseldorf : IMK, 2013, Nr. 86

[3] Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Paradigma, online im Internet:
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/8033/paradigma-v11.html [28.02.2014 – 14.31]

[4] Heine & Herr (2013) Volkswirtschaftslehre S.5

[5] Ebd. S. 201

[6] Heine & Herr (2013) Volkswirtschaftslehre S.205

[7] Ebd. S. 205 - 206

[8] Ebd. S 207

[9] Heine & Herr (2013) Volkswirtschaftslehre S. 207 -210

[10] Ebd. S. 210 -212

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Neoklassisches und keynesianisches Paradigma. Der Konjunkturzyklus während der Finanzkrise
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Veranstaltung
Makroökonomie I
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
26
Katalognummer
V275299
ISBN (eBook)
9783656680932
ISBN (Buch)
9783656680949
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
neoklassisches, paradigma, konjunkturzyklus, finanzkrise
Arbeit zitieren
Tricy Unger (Autor:in), 2014, Neoklassisches und keynesianisches Paradigma. Der Konjunkturzyklus während der Finanzkrise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275299

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