Burnoutgefahr im Stressberuf LehrerIn

Definition, Ursachen, Prävention


Bachelorarbeit, 2014

73 Seiten, Note: Sehr gut, mit Auszeichnung


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Burnout: Phänomen und Begriff
2.1 Zum Begriff “Burnout”
2.2 Burnout (k)eine Krankheit?
2.3 Definition von Burnout nach Jaggi
2.4 Definition von Burnout nach Herbert J. Freudenberger
2.4.1 Definition von Burnout bei Frauen nach Herbert J. Freudenberger
2.5 Definition von Burnout nach Maslach
2.6 Definition von Burnout nach Schaufeli & Enzmann
2.7 Theorie und Modell von Burnout nach Becker und Minsel

3 Burnout Symptomatologie
3.1 Symptome nach Buchka und Hackenberg
3.2 Burnout Symptomatik nach Burisch
3.3 Symptomatik des Burnout nach Hagemann
3.4 Phasenmodelle des Ausbrennens
3.4.1 Die Burnout Stadien nach Freudenberger und North
3.4.2 Phasenmodell nach Maslach
3.5 Burnout und Depression

4 Belastungen im HelferInnenbereich
4.1 Selbstbelastung
4.2 Belastung in Partnerschaft, Familie und Freundeskreis
4.3 Belastung durch KlientInnen
4.4 Belastung im Team
4.5 Belastung durch die Institution
4.6 Belastung und Entlastung in der HelferInnenarbeit
4.7 Spezielle Belastungen im LehrerInnenberuf
4.8 Wer ist schuld an Burnout?

5 Stress und Stressbewältigung
5.1 Kritische Signale ernst nehmen
5.2 Burnout und Stress
5.2.1 Physiologische Stressforschung nach Seyle
5.2.2 Psychologische Stressforschung nach Lazarus
5.2.3 Organisationspsychologische Stressforschung nach Kahn
5.3 Stressbewältigung
5.3.1 Coping – Die vier Modi der Stressbewältigung
5.3.2 Stressbewältigung für den (LehrerInnen) Alltag
5.3.3 Energieverlust ausgleichen

6 Präventionsmaßnahmen und Burnout Therapien
6.1 Psychohygiene
6.2 Soziale Unterstützung
6.3 Supervision
6.3.1 Pädagogische Supervision für Schule und Unterricht
6.3.2 Kollegiale Unterstützungssysteme für LehrerInnen (KoBeSu)
6.4 Das Bonner Burnout-Prophylaxe-Programm (BBPP)
6.5 Zwölf Punkte zur Burnout Verhütung und Rekonvaleszenz
6.6 Präventionsmaßnahmen auf Unternehmensebene

7 Datenerhebung
7.1 Das Leitfadeninterview als Experteninterview
7.2 Transkription
7.3 Interview mit Landesschulratspräsident Enzenhofer
7.4 Interview mit Direktor Haider, Msc der LKUF

8 Fazit

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Bei den Stichwörtern „Burnout bei Lehrern“ ergibt die Google-Suche 808.000 Treffer in 0,31 Sekunden. Die Überschriften proklamieren „Hochstressberuf Lehrer“, „Der Lehrerberuf ist negativ behaftet“, „Frühzeitige Lehrerpensionierungen aufgrund von Burnout“ und noch viele, oftmals reißerische, Titel mehr. Burnout - ein prekäres Thema, welches von der Boulevard Presse und den Lebensratgebern ebenso gerne aufgegriffen wird, wie von Fachzeitschriften und seriösen wissenschaftlichen Untersuchungen. Fakt ist, Burnout ist eine Erscheinung unserer Zeit und speziell in den helfenden Berufen ein hoher Risikofaktor, welcher zu vermehrten Krankschreibungen, Arbeitsunfähigkeit und im schlimmsten Fall sogar zur Frühpensionierung führen kann. Diese Arbeit beschäftigt sich mit folgender Frage: „Was sind die besonderen Belastungen des LehrerInnenberufs die Burnout begünstigen und welche präventiven Maßnahmen können zur Vorbeugung gesetzt werden?“

Einleitend wird ein Überblick über das Phänomen Burnout und die gängigstigen Definitonen des Begriffs gegeben. Anschließend vertieft sich die Arbeit in die Symptome anhand denen man Burnout erkennen kann und die Phasen welche die Betroffenen durchlaufen. Welchen besonderen Belastungsfaktoren die HelferInnenberufe, insbesonders der LehrerInnenberuf, ausgesetzt sind, ist von weiterem Interesse und wird ausführlich behandelt. Der Zusammenhang zwischen Stress und Burnout wird ebenso näher beleuchtet. Darüber hinaus wird eine Sammlung von Präventionsmaßnahmen und Burnouttherapien vorgestellt, da die indviduelle und institutionelle Vorbeugung eine prägnante Rolle spielen. Den Abschluss bilden die Interviews mit dem Landesschulratspräsidenten Herrn Fritz Enzenhofer und dem Direktor der OÖ Lehrer-Kranken- u. Unfallfürsorge Herrn Wolfgang Haider, welche im Rahmen der Gespräche ihre persönliche Meinung zu Burnout im LehrerInnenberuf ausdrücken.

2 Burnout: Phänomen und Begriff

Wir haben die letzten Jahrzehnte unsere Welt mithilfe all unserer technischen Entwicklungen derart beschleunigt, dass wir selbst gar nicht mehr Schritt halten können. Eine Leistungsgesellschaft, die immer mehr und mehr von ihren BewohnerInnen fordert, in immer weniger Zeit und unter zunehmenden Druck. Es wurde mit vielen Tabus gebrochen, nichts muss, alles kann, Werte und Gefühle sind in alle Richtungen biegsam, Maßstab gibt es kaum mehr einen.

„Warum scheinen wir, Völker und Individuen, kollektiv und individuell, einem sich schnell ausbreitenden Phänomen ausgeliefert zu sein – dem Ausbrennen?“ (Freudenberger & Richelson, 1980, S. 23)

2.1 Zum Begriff “Burnout”

„Ein Burnout-Syndrom (englisch (to) burn out: „ausbrennen“) bzw. Ausgebranntsein ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. Es kann als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt.“ (Pschyrembel klinisches Wörterbuch 261. Auflage, 2007)

2.2 Burnout (k)eine Krankheit?

Burnout gilt nicht als Krankheit und ist de facto keine medizinisch anerkannte Diagnose. Auf meine Nachfrage bei der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse wurde mir bestätigt, dass Burnout nur ein Oberbegriff für verschiedenste Symptome und Begleiterscheinungen ist, aber kein diagnostizierbarer Begriff eines Krankheitsbildes für sich alleine. Oftmals wird hier auf die Ausweichdiagnose „Depression“ zurückgegriffen.

„Die Vermutung liegt nahe, dass Burnout-Prozesse bei den Lehrkräften anderen Krankheitsformen zugerechnet werden. Dies kann zum einen an der symptomatologischen Nähe der Konstrukte, wie z.B. Depression, Neurasthenie (Nervenschwäche) und Burnout liegen, zum anderen an der inkonsistenten Befundlage im Bereich des Burnout.“ (Buchwald & Ringeisen, 2008, S. 8)

Keine Krankheit – aber was dann?

Burnout gilt vielmehr als Ergebnis eines länger dauernden Prozesses der emotionalen und körperlichen Erschöpfung und nicht als Krankheit an sich. Die WHO ordnet Burnout, im Kapitel XXI Faktoren die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00-Z99), in die Unterkategorie ICD-10 Z73 Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung „Ausgebranntsein (Burn Out)“ ein. Somit stellt Burnout eine Zusatzdiagnose, aber keine Behandlungsdiagnose dar. (vgl. Deutsches Institut für Medizinsche Dokumentation und Information, 2013)

2.3 Definition von Burnout nach Jaggi

Burnout ist keine Krankheit, sondern ein Problem der Lebensbewältigung. Es handelt sich um eine körperliche, emotionale und geistige Erschöpfung aufgrund beruflicher Überlastung und wird meist durch Stress ausgelöst, der nicht bewältigt werden kann. (vgl. Jaggi, 2008, S. 6-7)

2.4 Definition von Burnout nach Herbert J. Freudenberger

Dr. Herbert J. Freudenberger war ein deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker, arbeitete 30 Jahre als klinischer Psychologe und beschäftigte sich intensiv mit dem Thema Burnout. Nach Freudenberger sind nicht alle Menschen gleichermaßen gefährdet auszubrennen, sondern vielmehr nur jene, die einmal für eine Sache entflammt sind. „Ausbrennen bedeutet: sich entleeren. Die eigenen körperlichen und seelischen Reserven erschöpfen. Sich selbst bei dem Versuch zerstören, unter Aufbietung aller Kräfte unrealistische Erwartungen zu verwirklichen, die selbstgesetzt oder vom Wertsystem der Gesellschaft aufgezwungen sind.“ (Freudenberger & Richelson, 1980, S. 38)

Freudenberger sucht die Ursachen, welche zum Ausbrennen führen können überwiegend im Individuum selbst.

„Das Ausbrennen beschränkt sich hauptsächlich auf die dynamischen, charismatischen und zielstrebigen Männer und Frauen, auf jene ausgemachten Idealisten, die die beste aller Ehen und die blendendsten aller Arbeitsresultate vorweisen wollen, deren Kinder die liebenswertesten und deren Familien die beste von allen sein soll.“ (Freudenberger & Richelson, 1980, S. 40)

Er formuliert weiter, dass es dann zu Schwierigkeiten kommt, wenn der Einsatz und die Beteiligung zu groß sind und meist auch die Ziele zu hoch gesteckt waren.

2.4.1 Definition von Burnout bei Frauen nach Herbert J. Freudenberger

„Burn-out ist ein Energieverschleiß, eine Erschöpfung aufgrund von Überforderungen, die von innen oder von außen – durch Familie, Arbeit, Freunde, Liebhaber, Wertsysteme oder die Gesellschaft – kommen kann und einer Person Energie, Bewältigungsmechanismen und innere Kraft raubt. Burn-out ist ein Gefühlszustand, der begleitet ist von übermäßigem Stress, und der schließlich persönliche Motivationen, Einstellungen und Verhalten beeinträchtigt“ (Freudenberger & North, 1999, S. 27)

Freudenberger artikuliert, dass sich viele Frauen mit den Zwängen und Belastungen ihrer Rolle derart identifiziert haben, dass sie den Erschöpfungszustand als normale Begleiterscheinung ihres Daseins abtun. (Vgl. Freudenberger & North, 1999, S. 27)

2.5 Definition von Burnout nach Maslach

„Burnout ist ein Syndrom emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und persönlicher Leistungseinbußen, das bei Individuen auftreten kann, die in irgendeiner Art mit Menschen arbeiten. Es ist eine Reaktion auf die chronische emotionale Belastung, sich andauernd mit Menschen zu beschäftigen, besonders, wenn diese in Not sind oder Probleme haben.“ (Maslach zit. nach Burisch, 2006, S. 17)

Im Gegensatz zu Freudenberger lokalisiert Maslach die Ursachen für Burnout zunehmend in der Organisation/Institution und nicht im Indviduum. Die Arbeit der Sozialpsychologin hat die Burnout-Forschung weltweit geprägt. In ihrem Buch „Die Wahrheit über Burnout“ (2001) deklariert sie sechs Faktoren, welche die MitarbeiterInnen von Organisationen ins Burnout laufen lassen (vgl. Burisch, 2006, S. 52-53):

- Arbeitsüberlastung
- Mangel an Kontrolle
- Ungenügende Belohungen
- Zusammenbruch des Gemeinschaftsgefühls
- Mangelnde Gerechtigkeit (fairness)
- Wertkonflikte (Maslach und Leiter zit. nach Burisch, 2006, S. 53)

Das Forschungsinteresse von Christina Maslach galt der Frage, welche psychologischen Mechanismen Personen einsetzen, die intensivem emotionalen Stress ausgesetzt sind. Im Verlauf Ihrer Arbeit gewann sie durch Befragungen und Beobachtungen von Personengruppen (ÄrztInnen, Krankenschwestern und -pflegern, Hospizangestellten, PolizistInnen, SozialarbeiterInnen, LehrerInnen) Erkenntnisse aus denen sie ein standardisiertes Messinstrument zur Erfassung von Burnout entwickelte: das Maslach Burnout Inventory (MBI). Der MBI enthält in seiner Endfassung drei Skalen mit ingesamt 22 Items zu den Bereichen „Emotionale Erschöpfung“, „Depersonalisierung“ und „Persönliche Leistungsfähigkeit“. Der Fragebogen wurde ursprünglich für die Erfassung von Burnout in HelferInnen- und Sozialberufen entwickelt, wurde jedoch schon bald zur Burnout-Messung in den verschiedensten Berufsgruppen herangezogen. (vgl. Hillert & Marwitz, 2006, S. 100-104)

2.6 Definition von Burnout nach Schaufeli & Enzmann

„Burnout ist ein dauerhafter, negativer, arbeitsbezogener Seelenzustand „normaler“ Individuen. Er ist in erster Linie von Erschöpfung gekennzeichnet, begleitet von Unruhe und Anspannung (distress), einem Gefühl verringerter Effektivität, gesunkener Motivation und der Entwicklung disfunktionaler Einstellungen und Verhaltensweisen bei der Arbeit.

Diese psychische Verfassung entwickelt sich nach und nach, kann dem betroffenen Menschen aber lange unbemerkt bleiben. Sie resultiert aus einer Fehlanpassung von Intentionen und Berufsrealität. Burnout erhält sich wegen ungünstiger Bewältigungsstrategien, die mit dem Syndrom zusammenhängen, oft selbst aufrecht.“ (Schaufeli & Enzmann zit. nach Burisch, 2006, S. 19)

2.7 Theorie und Modell von Burnout nach Becker und Minsel

„Burnout kann als eine Form geringer seelischer Gesundheit betrachtet werden.“ (Barth, 1997, S. 33)

Im Modell von Becker und Minsel spielen die Seelische Gesundheit (selbstbewusst, energisch, robust, aktiv) und die Verhaltenskontrolle (besonnen, vorausschauend, vorsichtig, planend) eine zentrale Rolle. Sie unterscheiden zwischen seelischer Gesundheit als eine Eigenschaft einer Person und seelischer Gesundheit als einen momentanen Zustand, abhängig von Lebenssituation und Lebensbelastung. (vgl. Barth, 1997, S. 33)

Becker und Minsel führen sieben Indikatorenbereiche zur Erhebung von seelischer Gesundheit bzw. seelischer Krankheit an. (1) Negative vs. positive emotionale Befindlichkeit, (2) Energiemangel und Antriebsschwäche vs. hohes Energieniveau und Interesse, (3) Defensivität vs. Expansivität, (4) Funktions- und Leistungsstörungen vs. optimale Leistungsfähigkeit und Produktivität, (5) Selbstzentrierung vs. Selbsttranszendenz, (6) Hilfesuchen, Abhängigkeit vs. Autonomie, (7) Geringes vs. hohes Selbstwertgefühl. (vgl. Becker & Minsel zit. nach Barth, 1997, S 35-36)

Hält der Zustand seelischer Gesundheit über einen längeren Zeitraum an, ist sozusagen stabil, kann man von seelischer Gesundheit als Eigenschaft dieser Person sprechen. „Unter Seelischer Gesundheit als Zustand ist der Grad gemeint, in dem es einer Person zurzeit gelingt, externe und interne Anforderungen zu erfüllen. Von seelischer Gesundheit als Eigenschaft kann man dann sprechen, wenn eine Person gute Voraussetzungen dafür mitbringt, um generell (bzw. häufig) diesen Anforderungen gerecht zu werden.“ (Barth, 1997, S. 39)

Zu den Hauptfaktoren seelischer Gesundheit und Verhaltenskontrolle kommen noch die Nebenfaktoren soziale Anpassung (wohlangepasst, zielstrebig, selbstbeherrscht) versus Zügellosigkeit (erregbar, unselbstständig, leistungsverweigernd, aggressiv) und Gehemmtheit (zurückhaltend, ungesellig, ängstlich, sensibel) versus Selbstaktualisierung (dominant, ungezwungen, lebhaft, spontan, gut gelaunt) hinzu. (vgl. Barth, 1997, S. 34)

Abbildung 1: 2-dimensionales Persönlichkeitsmodell nach Becker & Minsel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Becker & Minsel, 1986, S. 36 (abgebildet in Barth, 1997, S. 36)

„Das Konzept der seelischen Gesundheit stellt ein übergeordnetes Konzept zu Burnout dar, Burnout kann als eine Form Seelischer Krankheit betrachtet werden.“ (Barth, 1997, S. 41)

Es lässt sich aus allen Theorien und Definitionen, obgleich ihrer Unterschiedlichkeit, ein gemeinsamer Symptomkern ableiten – Burnout ist ein anhaltender Erschöpfungszustand seelischer und/oder körperlicher Natur.

Nur wo die Ursachen für Burnout nun wirklich liegen, in der Persönlichkeit oder doch in der Umwelt, bleibt offen.

3 Burnout Symptomatologie

Wie und woran erkenne ich Burnout? Im folgenden Kapitel soll ein Überblick über die unterschiedlichen Symptome und Phasen des Burnout-Syndroms gegeben werden.

3.1 Symptome nach Buchka und Hackenberg

Buchka und Hackenberg fassen die Symptome in drei Überkategorien zusammen:

1. Kategorie: Körperliche Erschöpfung (Energiemangel, chronische Müdigkeit, Rückenschmerzen, Veränderung des Körpergewichts usw.)
2. Kategorie: Emotionale Erschöpfung (Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit, Reizbarkeit, Gefühl der Leere usw.)
3. Kategorie: Geistige Erschöpfung (Negative Einstellung zum Selbst, Zynismus, Verachtung, Gefühl der Unzulänglichkeit usw.) (Buchka und Hackenberg zit. nach Barth, 1997, S. 18)

3.2 Burnout Symptomatik nach Burisch

Tabelle 1 : Burnout Symptomatik (Auszug)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Burisch, 2006, S. 25-26

Die Tabelle stellt eine Zusammenfassung der mehr als 130 Symptome für Burnout, die Burisch in seinem Buch aufgelistet hat, dar. Er weist darauf hin, dass selbstverständlich nicht alle Symptome auftreten müssen, um an Burnout zu leiden, sondern, dass das Vorhandensein eines Symptoms die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von weiteren erhöht. Einige der Symptome schließen einander sogar aus, ein festgelegtes Symptommuster und eine zeitliche fixierte Reihenfolge gibt es nicht, diese sind individuell von Faktoren im Individuum und seiner Umwelt abhängig. (vgl. Burisch, 2006, S. 27)

3.3 Symptomatik des Burnout nach Hagemann

Hagemann definiert die Symptomatik ähnlich wie Buchka und Hackenberg und teilt diese in die Bereiche Körper, Geist und Seele ein.

Unter Geist führt er Konzentrationsstörungen, Denkhemmungen und –blockaden, Gedankenreisen, Unentschlossenheit bei Entscheidungen, Merk- und Erinnerungsschwierigkeiten, Interesse- und Leistungsverlust an.

Dem Bereich Körper ordnet er Probleme bei Herz-Kreislauf, Lunge, Verdauung, Haut und bei den Sinnesorganen zu.

Die Seele beinhaltet den sozialen Rückzug mit vermehrten Misstrauen, depressive Grundstimmung mit Störung der Motivation, Angst und Verlust von Selbstvertrauen und Selbstwert bis hin zur Hoffnungs- und Perspektivenlosigkeit. (vgl. Hagemann W. , 2003, S. 251-252)

3.4 Phasenmodelle des Ausbrennens

Dieses Kapitel umfasst die verschiedenen Phasenmodelle von Freudenberger und Maslach.

3.4.1 Die Burnout Stadien nach Freudenberger und North

Die Stadien können parallel zueinander verlaufen, gehen oft ineinander über oder es wird zwischen einzelnen Stadien hin- und hergesprungen. Die Dauer und Intensität der Stadien ist abhängig von der individuellen Situation und den Mechanismen die zur Stressbewältigung zur Verfügung stehen. Burnout Betroffene können ihre Situation anhand der vorliegenden Stadien einschätzen.

Es beginnt mit dem Zwang sich beweisen zu wollen und dadurch verstärkten Einsatz zur Zielerreichung zu zeigen. Darüber hinaus werden die eigenen persönlichen und sozialen Bedürfnisse vernachlässigt, die daraus entstehenden Konflikte aber verdrängt. Es kommt zu einer Werteanpassung, die das Auftreten der Probleme jedoch verstärkt, die Intensität der Verleugnung eben derer nimmt dadurch noch einmal zu. Die negativen Begleiterscheinungen wie Zynismus und Hoffnungslosigkeit verstärken sich, was zum persönlichen Rückzug der betroffenen Person aus ihrem Umfeld führt. Daran schließen sich beobachtbare Verhaltens- und Gefühlsveränderungen, sowie die zunehmende Depersonalisation an. Die innere Leere steigt, kann aber nicht kompensiert werden (durch Sexualität, Essen, Drogen etc.) und gipfelt letztendlich in der völligen psychischen und physischen Burnout Erschöpfung. (vgl. Freudenberger & North, 1999, S. 38-39)

Abbildung 2: Die 12 Burnout Stadien nach Freudenberger und North

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Freudenberger & North, 1999, S. 38

Tabelle 2: Zusammenfassung: Intraindividueller Ansatz von Freudenberger

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Lauck, 2003, S. 14

3.4.2 Phasenmodell nach Maslach

Maslach unterteilt in drei Phasen des Burnout (Maslach zit. nach Burisch, 2006, S. 40):

Phase 1a: Emotionale Erschöpfung

- Müdigkeit schon beim Gedanken an Arbeit

Phase 1b : Physische Erschöpfung

- Schlafstörungen
- Anfälligkeit für Erkältungen, Kopfschmerzen, sonstige Schmerzen

Phase 2: Dehumanisierung

- Negative, zynische Einstellung zu KollegInnen
- Negatives Gefühl für PatientInnen/KlientInnen
- Schuldgefühl
- Rückzug ins Schneckenhaus
- Vermeidung von Unannehmlichkeiten
- Reduzierung der Arbeit auf das Allernotwendigste

Phase 3: Terminales Stadium

- Widerwillen gegen sich selbst
- Widerwillen gegen alle anderen Menschen
- Widerwillen gegenüber überhaupt alles

Tabelle 3: Zusammenfassung: Interindividueller Ansatz von Maslach u.a.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Lauck, 2003, S. 34

3.5 Burnout und Depression

Zu dieser Thematik führt Burisch die Überlegungen des Schweden Lennhart Hallsten aus, welcher Burnout als Spezialfall von Depression sieht (vgl. Burisch, 2006, S. 61-64).

Als Kernelemente des Ausbrennes deklariert er:

- Eine allesverzehrende Zielbindung und frustrierte Anstrengung zur Zielerreichung.
- Ein labiles Selbstbild und labile Selbstachtung.
- Die Abhängigkeit der Selbstdefinition ohne tragende Nebenrollen außerhalb der Arbeit.
- Fehlende soziale Unterstützung im Privatleben und übermäßiger Ehrgeiz.

Hallsten meint, Burnout träte dann auf, wenn die Ausübung einer selbstdefinierten Rolle unterbunden oder bedroht wird und keine Alternative zur Hand ist. Im Gegensatz zur Depression reicht bei Burnout bereits die Bedrohung der Rolle aus, bei Depression hingegen spricht Hallsten von der Unterbindung der Rolle.

Der Unterschied liegt somit im Schweregrad der Handlungsunfähigkeit, die Symptome sind überwiegend deckungsgleich. Wie bereits im Kapitel 1.2 erwähnt, halten es die Krankenkassen wie Hallsten, Burnout kann nicht diagnostiziert werden, es muss auf Depression oder andere psychische Krankheiten bei der Diagnose ausgewichen werden.

4 Belastungen im HelferInnenbereich

Die Helfer und Helferinnen sind unterschiedlichsten Belastungen in ihrem Leben ausgesetzt. Diese können von der Partnerschaft, den KlientInnen, den KollegInnen, dem Team und der Institution ausgehen. Viele der Belastungen schaffen sich die Betroffenen aber auch selbst. (vgl. Fengler, 1998, S. 35)

4.1 Selbstbelastung

Zu hoher Idealismus im Bereich des Helfens, mangelnde Selbstabgrenzung, sowie das Fehlen der inneren Rückmeldung, können die HelferInnen in eine Problemsituation der zunehmenden Hilflosigkeit bringen. Ein zu großes Helferideal, das man selbst nicht zu erfüllen vermag, an dem man sich aber orientiert, ein/e besonders schlecht gestellte/r KlientIn, mit der/dem man einfach mitfühlen muss und die zunehmende Absenz der Wahrnehmung der eigenen Belastungen vervollständigen das Bild der Selbstbelastung. (vgl. Fengler, 1998, S. 40-47)

4.2 Belastung in Partnerschaft, Familie und Freundeskreis

Helfer/innen erscheinen auf den ersten Blick oftmals als sehr attraktiv, da sie besonderes Einfühlungsvermögen für und Interesse an ihren GesprächspartnerInnen mitbringen. Es entsteht auch der „falsche“ Eindruck, dass diese Personen alles ertragen und verstehen können, was der Partner oder die Partnerin tut. Daraus resultiert ein idealisiertes Trugbild der Helferin oder des Helfers, der/die PartnerIn erfährt keine Grenzsetzung und wird immer anspruchsvoller in ihren/seinen Forderungen. Der öffentliche Erwartungsdruck an das „perfekte“ Leben der HelferInnen ist enorm, Unzulänglichkeiten und Krisen wird mit Unverständnis und Vorwürfen begegnet. (vgl. Fengler, 1998, S. 48-51)

„Alles zu verstehen heißt keineswegs, alles zu ertragen. Vieles zu verstehen macht es in besonderer Weise notwendig, an der richtigen Stelle die Grenze zu setzen.“ (Fengler, 1998, S. 49)

4.3 Belastung durch KlientInnen

„Von einer Helfergefährdung ist dann auszugehen, wenn immer mehr Klienten von unterschiedlicher Art anfangen, seinen Widerwillen zu erregen.“ (Fengler, 1998, S. 54)

Fengler skizziert eine Übersicht von KlientInnen-Merkmalen, welche HelferInnen oftmals sehr zusetzen: (1) Gierige KlientInnen, welche ihre HelferInnen sprichwörtlich „aussaugen“ und ihnen alle Energie rauben, (2) stark beeindruckende KlientInnen, bei denen Parallelen zur eigenen Persönlichkeit gezogen werden und dadurch ein Sich-Öffnen stattfindet, welches kontraproduktiv auf das eigene Empfinden wirken kann, (3) passiv-aggressive KlientInnen, welche der/dem HelferIn das Gefühl vermitteln, in der eigenen Leistung besser werden zu müssen, selbst hingegen aber in einer Art Komfortbereich verweilen, (4) manipulative KlientInnen, die die/den HelferIn zu Entscheidungen und Handlungen veranlassen, welche sie/er grundsätzlich gar nicht befürworten könnten, (5) seelisch schwer kranke KlientInnen, welche das eigene Denken und Handeln als „normal“ in Frage stellen, (6) unerreichbare und uneinsichtige KlientInnen, bei denen man durch hohe Kommunikationsbarrieren aufgrund sprachlicher, kognitiver und emotionaler Art vor einer Wand steht, (7) AbbrecherInnen, welche die Behandlung unangemeldet und ohne Erklärung nicht fortführen, (8) unattraktive KlientInnen, die keine besonders attraktiven Attribute im Bereich der sozialen Stellung oder Lebensgeschichte mitbringen und (9) erfolglose KlientInnen, welche dem/der HelferIn seine/ihre eigene Erfolglosigkeit vor Augen führen. (vgl. Fengler, 1998, S. 55-63)

4.4 Belastung im Team

Ein Team kann sich für die HelferInnen oftmals als Segen, aber auch als Fluch in der täglichen Arbeit und dem eigenen Wohlbefinden auswirken. Fengler führt folgende Besonderheiten von Teams aus, die von HelferInnen wiederholt als belastend angeführt worden sind (vgl. Fengler, 1998, S. 69-79):

- Zu großes Team – die erschwerte Beziehungsgestaltung, durch reges Kommen und Gehen der Belegschaft, sowie die zunehmende Unpersönlichkeit aufgrund der Teamgröße, stellen eine erhöhte Belastung dar.
- Zu kleines Team – täglich die gleichen Gesichter, keinerlei Rückzugsmöglichkeiten und fehlende Privatsphäre können sich in einem kleinen Team nachteilig auswirken.
- Nachteilige Zusammensetzung – eine einseitige Zusammensetzung anstatt einer Charaktervielfalt in einer Gruppe kann zur Last werden.
- Fehlen von Kontakt und Unterstützung - gegenseitiger Respekt, Loyalität und Zustimmung der KollegInnen sind wichtige Faktoren für die Arbeitszufriedenheit von HelferInnen. Fehlen diese oder werden diese gar durch Gleichgültigkeit, Missbilligung, Spot und Verachtung ersetzt, lässt dies die Identifikation mit dem Arbeitsplatz schnell sinken.
- Fehlen von Rückmeldung – wechselseitige Anregungen und konstruktive Herausforderungen durch Teammitglieder können sehr inspirierend wirken, sind jedoch keine Selbstverständlichkeit.
- Konzeptionelle Unvereinbarkeiten – es können Grabenkämpfe aufgrund unterschiedlicher Auffassungen und Meinungen entstehen, welche bei Nichtüberwindung zu erhöhtem Aggressionspotential und Unstimmigkeiten im Team führen.
- Rivalität und Neid – diese Merkmale können in nahezu jedem Team vorkommen und werden nur dann zur Belastung, wenn sie chronisch und/oder über die Maßen stark auftreten.
- Erfolglosigkeit – das Team kann nicht das leisten, was es leisten sollte. Der Selbstwert des Teams kriselt und die Identifikation mit dem Team durch die Mitglieder sinkt.
- Direktive Leitung – die Leistungsfähigkeit von HelferInnen kann durch „schlechten“ Führungsstil negativ beeinflusst werden.
- Ehrenamtliche KollegInnen – die freiwilligen HelferInnen können sich durch mehr Beliebtheit bei KlientInnen, Loslösung vom Regelwerk und dem Entzug von Maßregelung als belastende Faktoren entpuppen.

4.5 Belastung durch die Institution

Einige Belastungen gehen auch von der Institution selbst aus und sind meist wenig beeinflussbar. Fengler listet Personalknappheit, hohe KlientInnenzahl, fehlende institutionelle Unterstützung bei der HelferInnen-Arbeit, Unwirksamkeit der Arbeit, institutionelle Rollenkonflikte und das Fehlen von Supervision als zusätzliche Belastungsfaktoren im HelferInnen-Beruf auf. (vgl. Fengler, 1998, S. 79-91)

4.6 Belastung und Entlastung in der HelferInnenarbeit

Tabelle 4: Belastung und Entlastung in der Helferarbeit nach Fengler

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Fengler, 1998, S. 90

„Für das Burnout von HelferInnen gilt: „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Was also eine einzelne Belastung oder auch eine Häufung von Beanspruchungen in kurzen Zeitspannen nicht bewirkt, das mag eintreten, wenn mehrere Belastungen gleichzeitig und über längere Zeit hinweg existieren und keine Aussicht besteht, sie loszuwerden.“ (Fengler, 1998, S. 92)

[...]

Ende der Leseprobe aus 73 Seiten

Details

Titel
Burnoutgefahr im Stressberuf LehrerIn
Untertitel
Definition, Ursachen, Prävention
Hochschule
Pädagogische Hochschule Oberösterreich  (Humanwissenschaften)
Note
Sehr gut, mit Auszeichnung
Autor
Jahr
2014
Seiten
73
Katalognummer
V281147
ISBN (eBook)
9783656747277
ISBN (Buch)
9783656747260
Dateigröße
1125 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Burnout
Arbeit zitieren
Mag., BEd Melanie Schwaiger (Autor:in), 2014, Burnoutgefahr im Stressberuf LehrerIn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281147

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