Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
1. Vorwort
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Originäre und modifizierte Phillips-Kurve
2.2 Unterschiede
3. Empirie und Veränderung
3.1 Problematik der Empirie / Instabilität der Phillips-Kurve
3.2 Kurzfristige und langfristige Phillips-Kurve
4. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen
4.1 Arbeitnehmer und Arbeitgeber
4.2 Aggregiertes Angebot und Angebotsschocks
4.3 Der OPEC-Fall
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Vorwort
Die Finanzkrise geht um und hinterlässt ein Chaos in Deutschland sowie dem gesamten Rest der Welt: nach dem Zusammenbruch des Bankensektors, verursacht durch den Bankrott der Investmentbank Lehman Brothers in den USA und den damit verbundenen Folgen für den Rest der Wirtschaft, stehen viele Staaten vor einem Scherbenhaufen. Gerade in Deutschland, wo die Auftragslage in den Prunksektoren Automobilindustrie und Maschinenbau stark abebbt, da Konsumenten wie Unternehmen sich ohne Kredite diese Güter nicht mehr leisten können, droht ein enormer wirtschaftlicher Rückschritt.
Durch das Konjunkturpaket der Regierung und die Abwrack-Prämie sind erste gravierende Lücken vorübergehend geschlossen, dennoch wird der Einbruch des BIPs auf etwa sechs Prozent bis Ende des Jahres geschätzt. Gleichzeitig wird die Arbeitslosenquote vermutlich enorm ansteigen, da viele, im Moment noch in Kurzarbeit arbeitende Bürger, ihren Arbeitsplatz verlieren werden, da einfach keine neuen Aufträge für die Unternehmen vorhanden sein werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob man das Schicksal dieser Menschen zumindest bedingt aufhalten kann: Mankiw nennt als eine seiner zehn volkswirtschaftlichen Regeln den Aspekt, dass eine Gesellschaft „kurzfristig zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit zu wählen“ hat (Mankiw/Taylor, 2008: S.16f.). Dann scheint das Problem ja gelöst, oder? Durch Erhöhung der Inflationsrate sollte man die Arbeitslosenzahl nun problemlos eindämmen können. Aber ist das wirklich so leicht?
Mankiw spielt hierbei auf die Erkenntnisse des britischen Ökonomen Alban William Housego Phillips aus dem Jahr 1958 an, der zwischen den beiden oben erwähnten Faktoren einen Zielkonflikt entdeckt hat, der auf den folgenden Seiten genauer untersucht wird: Zunächst wird der rein theoretische Sachverhalt geklärt: Wie kam Phillips auf seine Grundgedanken und wie wurde der Sachverhalt im Laufe der Zeit erweitert oder verändert? Verhält sich die Phillips- Kurve immer gleich oder gibt es dabei Ausnahmen? Zum Schluss wird ein Bogen zur Praxis gespannt, in dem versucht wird, den Nutzen, der sich für Konsumenten, Unternehmen und auch Wirtschaftspolitiker daraus ergibt, herauszustellen. Und auf diese Art können wir auch die Probleme der Krise besser verstehen lernen.
2. Theoretischer Hintergrund
„Die Phillips-Kurve ist möglicherweise der wichtigste makroökonomische Zusammenhang.“ (Mankiw/Taylor, 2008, S. 890)
Philipps veränderte 1958 mit seinem Aufsatz „The Relation between Unemployment and the Rate of Change of Money Wage Rates in the United Kingdom“ in der Zeitschrift Economica die Wirtschaft nachhaltig. Der Statistiker zeigte in einer Punktwolke den Trade-Off zwischen Arbeitslosigkeit und Inflationsrate für Großbritannien zwischen 1862 und 1957 und stellte einen negativen Zusammenhang dar. Phillips stützte sich auf den Gedankengang, dass Arbeitnehmer in Zeiten geringer Arbeitslosigkeit mehr Verhandlungsmacht hatten, da sie nicht so leicht ersetzbar waren und somit höhere Löhne fordern konnten.
2.1 Originäre und modifizierte Phillips-Kurve
Aus der oben erwähnten Punktwolke ließ sich durch das statistische Mittel der Regressionsanalyse eine negativ verlaufende Regressionsgerade bestimmen, bei der die einzelnen Werte von Arbeitslosigkeit sowie Inflation in den einzelnen Jahren möglichst wenig streuen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Phillips-Kurve für die Bundesrepublik Deutschland (Quelle: Lachmann, 2006, S.229)
Paul Anthony Samuelson und Robert Merton Solow konstatierten daraufhin im Jahre 1960 eine feste „Beziehung zwischen Nominallohn- und Preisniveauänderungen“ (Woll, 2003, S. 610f.) und veränderten die Kurve zu ihrer heutigen Form, der modifizierten Phillips-Kurve mit ihrer konvexen Form.
2.2 Unterschiede
Zwischen originärer und modifizierter Phillips-Kurve werden generell drei Unterschiede genannt (vgl. Mankiw 2003, S.417f.):
Samuelson und Solow änderten die Achsenbeschriftung von Phillips‘ ursprünglichem Gedanken der Lohninflation ab und verwendeten fortan den Begriff der Preisinflation. Dieser Unterschied ist nicht gravierend, da in Zeiten steigender Preise auch Löhne parallel ähnlich schnell steigen. Milton Friedman und Edmund Phelps, zwei amerikanische Ökonomen, erweiterten die PhillipsKurve um den Aspekt der Inflationserwartungen. Sie entwickelten das Modell unvollkommener Information und unterstrichen damit die Bedeutung von Erwartungen für das Gesamtangebot. Bezogen auf die Phillips-Kurve bedeutet dieser Zusammenhang, dass die Lohnsetzer aufgrund von prognostizierten Inflationsraten Löhne unterschiedlich terminieren werden. Dieser Vorgang wird auch adaptive Erwartungsbildung genannt. Eine konstant steigende Rate der Inflation in den letzten Jahren lässt also vermuten, dass dieser Vorgang auch so bleibt.
Als dritten Aspekt nennt Mankiw die Berücksichtigung von Angebotsschocks. Im Zusammenhang mit der OPEC, die Anfang der siebziger Jahre die Erdölpreise stark ansteigen ließ, wurden Wirtschaftswissenschaftler auf Angebotsschocks aufmerksam. Der enorme Preisanstieg erhöht die Produktionskosten verschiedener Unternehmen und führt zu einem Rückgang der angebotenen Gütermenge.
Auf den OPEC-Schock wird im späteren Kapitel „Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen“ noch einmal genauer eingegangen.
[...]
- Arbeit zitieren
- Daniel Hasler (Autor:in), 2009, Die Phillips-Kurve. Theoretischer Hintergrund, Empirie und wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282631
Kostenlos Autor werden
Kommentare