Politisches Wissen und politische Partizipation. Wie wirkt sich Wissen auf die aktive politische Beteiligung der Bürger aus?

Eine Studie aus Rheinland-Pfalz


Forschungsarbeit, 2013

68 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Politische Partizipation
2.1 Politisches Wissen und Partizipation
2.2 Politische Selbstwirksamkeit und Partizipation
2.3 Zufriedenheit mit der gesellschaftlichen Situation
2.4 Hypothesen und Modellierung der Zusammenhänge

3 Messung vom Verhältnis Wissen und Partizipation
3.1 Stichprobenziehung und Grundgesamtheit
3.2 Konstruktion der Fragebogenvariablen
3.3 Die Durchführung der Befragung

4 Die Ergebnisse und ihre Aussagekraft
4.1 Soziodemographische Angaben und Gewichtung
4.2 Politisches Wissen, Efficacy, Zufriedenheit und Partizipation
4.3 Modellanpassung und -ergänzung

5 Diskussion der Ergebnisse und Relevanz der Erkenntnisse

Literaturverzeichnis

Anhang
A1: Fragebogen
A2: Syntax der Berechnungen durch SPSS
A3: SPSS Tabellenausgaben

Darstellungsverzeichnis

Dar. 1: Modellierung der abgeleiteten Zusammenhänge zur politischen Partizipation

Dar. 2: Inter-Item-Korrelationen der Efficacy-Variablen

Dar. 3: Z-Standardisierte Regressionskoeffizienten politisches Wissen, Efficacy, Zufriedenheit zur Vorhersage von Partizipation

Dar. 4: Erweiterte Modellierung der abgeleiteten Zusammenhänge auf politische Partizipation

Abstract

This Paper deals with the effect of political knowledge to political participation and in which kind of framework knowledge is being a part of stabilizing factors for modern democracies. It is assumed by some theorists that political knowledge causes positive effects to the range of political acting and so far for a living democracy. To test this relevant data for the population of Rhineland-Palatinate is surveyed by computer assistant telephone interviews. Therefor 168 participants give answers to questions about politics in Germany. Multiple regressions and grouped analyses show significantly that there is evidence for political knowledge is structured complex between internal efficacy, education and satisfaction to cause more political participation. Education seems to be the most influencing factor. But there are some mediating and interacting effects. If political knowledge and internal efficacy is high, the effect of education to participation is lower. Furthermore political knowledge and political efficacy reduce dissatisfaction with politics. If political dissatisfaction is high, education is more important for political acting. Especially for people who are not well educated political knowledge is more important for participation and is so a stabilizing factor for living democracies.

1 Einleitung

Des Öfteren wird in Zeitungen und anderen Medien ein geradezu pessimistisches Bild der deutschen Demokratie gezeichnet. Deutsche Bürger seien demnach zunehmend unzufrieden mit der politischen Situation des Landes, weshalb die Wahlbeteiligung sinke und die „Herrschaft des Volkes“ bedroht sei (siehe auch: Bell, Arvid 2009 & Maroldt, Lorenz 2011). Doch nicht nur die Medien beschäftigen sich mit dem Thema. In den Gesellschaftswissenschaften findet sich ebenso ein breiter Diskurs dazu. Dabei geht es unter anderem um folgende Fragen: Wie gering darf die Wahlbeteiligung sein, bis es für eine Demokratie gefährlich wird? Sind Wahlen politischer Gremien der ausschlaggebendste Indikator für das Selbstverständnis und die Stabilität einer solchen? Was bewegt Menschen dazu, sich politisch zu beteiligen? Selbst in der Wissenschaft ist man sich bei diesen Fragen im Detail nicht einig. Was man aber mit Sicherheit sagen kann: eine politisch ohnmächtig fühlende, desinteressierte, unwissende Bevölkerung wird früher oder später den Zerfall demokratischer Strukturen einer Gesellschaft einläuten (vgl. Oberle 2012: 18). Im Umkehrschluss gibt es also Faktoren, die Demokratien stabilisieren. So wirken Teilhabe und Teilnahme am politischen Geschehen per Definition von Demokratie positiv auf diese. Wenn man Faktoren kennt, die eine solche politische Partizipation begünstigen, kann man einem möglichen Verfall des politischen Systems in Deutschland entgegenwirken.

Aufgabe dieser Arbeit soll es deshalb sein, die politische Partizipation der Bürger auf begünstigende Faktoren hin zu untersuchen. Ein Faktor, der besonders wichtig erscheint und daher in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt wird, ist die Wirkung des politischen Wissens auf die politische Einflussnahme von Bürgern. Erzeugt das spezifische Wissen über Politik mehr politische Einflussnahme oder nicht? Welche Faktoren könnten weiterhin für politische Partizipation relevant sein? Könnte politisches Wissen auch auf diese Einfluss nehmen oder durch diese selbst beeinflusst werden? Dies soll anhand einer Befragung überprüft werden.

Im ersten Schritt dieser Arbeit wird die theoretische Grundlage hierfür gelegt. Der zweite wird sich mit der Festlegung der Stichprobe, der Erstellung des Messinstruments sowie der Durchführung der Erhebung beschäftigen. Hierauf folgt die Auswertung der erhobenen Daten und zum Schluss die Diskussion der Ergebnisse und deren Relevanz zur Stabilisierung demokratischer Strukturen.

2 Politische Partizipation

Politische Partizipation sei in Anlehnung an die Definition von Van Deth (2009) jede Handlung von Bürgern, die darauf abzielt gesamtgesellschaftlich verbindliche Entscheidungen zu beeinflussen. Solange also ein Bewusstsein darüber herrscht zu handeln, um politisch etwas zu bewirken, so ist das daraus resultierende Agieren eines Akteurs eine politisch partizipatorische Handlung. Milbrath und Goel sprechen sich für eine offenere Begriffsbestimmung aus. Für sie ist politische Partizipation definiert als Handlung privater Bürger, die darauf abzielt, Einfluss auf das politische System auszuüben oder es zu unterstützen (vgl. Milbrath & Goel 1982: 2). Da „politische Unterstützung“ aufgrund des Abstraktionsgrades schwer zu messen ist, wird in dieser Arbeit unter politische Partizipation nur die tatsächliche Handlung eines Bürgers verstanden, die als politisch motiviert angenommen werden kann.

2.1 Politisches Wissen und Partizipation

Politisches Wissen sei in Übereistimmung mit den Ansichten vieler Forscher in der Politikwissenschaft seit den 1990er-Jahren die Kenntnis der Fakten des politischen Systems, die im Gedächtnis behalten werden (vgl. Oberle 2012: 49). Wie viel Wissen von Bürgern zur Gewährleistung der Stabilität eines politischen Systems vorauszusetzen ist, hängt von der jeweiligen Herrschaftsform ab. Demokratie ist durch die Teilnahme der Bevölkerung an der Politik definiert. Eine Person kann jedoch nur politisch partizipieren, wenn sie sie Wissen darüber besitzt, wie sie dies tun kann. Gäbe es nur politisch unwissende Bürger in einer Gesellschaft, die nicht am politischen Geschehen teilnehmen, würden keine demokratischen Strukturen existieren. Dagegen ist es zum Beispiel in Diktaturen vorgehsehen, die Bürger nur wenig in die Politik des Landes einzubinden, weshalb sie kein großes Wissen über politische Sachverhalte zum Systemerhalt benötigen (vgl. ebd.: 16). Politisches Wissen wirkt sich also positiv auf die politische Einflussnahme und so stabilisierend auf die Demokratie aus. Je mehr Bürger darüber wissen, wie gesamtgesellschaftliche Entscheidungen beeinflusst werden können, desto eher werden sie dies auch tatsächlich tun. Allerdings ist es umstritten, welcher Grad des Wissens von Bürgern vorauszusetzen ist, damit eine Demokratie funktioniert (vgl. Westle 2012: 51). Denkbar wäre hier, dass ab einem gewissen Punkt mehr politisches Wissen nicht zwingend zu mehr Einflussnahme führen muss, da Bürger in Demokratien auch die Freiheit haben, nicht zu handeln. Zum Beispiel, könnten erfahrene Bürger trotz hohem Wissen über die Politik nicht wählen gehen - einfach weil sie mit der Gesamtsituation so wie sie ist zufrieden sind.

2.2 Politische Selbstwirksamkeit und Partizipation

Politische Selbstwirksamkeit, auch bekannt als „Political Efficacy“, bezeichnet das Gefühl der Bürger, im politischen Prozess Einfluss ausüben zu können. Hier können zwei Arten unterschieden werden: a) Internal Efficacy, als die Bewertung der eigenen Fähigkeiten, Einfluss nehmen zu können und b) External Efficacy, als die Beurteilung der Offenheit des Systems für Einflussnahmen von außen (vgl. Vetter 1997: 11). Dieses Kompetenz-/ Responsivitätsgefühl habe direkten positiven Einfluss auf die politische Partizipation der Bürger: Bei steigendem Selbstbewusstsein, nimmt auch die Beteiligung zu. (vgl. Van Deth 2009: 153 f.). Neben politischem Wissen wirke sich dieses Gefühl also ebenso stabilisierend auf Demokratie aus.

2.3 Zufriedenheit mit der gesellschaftlichen Situation

Unzufriedenheit innerhalb einer Gesellschaft zählte schon immer zu den Hauptgründen für die politische Aktivierung und Mobilisierung von Bürgern (vgl. Van Deth 2009: 153). Ein Beispiel: In der Französischen Revolution mobilisierte die hungernde, unterdrückte und unzufriedene Bevölkerung Frankreichs seine Kräfte gegen den Absolutismus, um den ausbeuterischen Adel zu stürzen. Ein aktuelleres Beispiel ist der umstrittene Bau des neuen Stadtautobahnabschnitts der A100 in Berlin: Aufgrund einer drohenden Erhöhung des Lärmpegels, haben sich Anwohner mobilisiert und demonstriert (siehe auch: RBB 2013). Wenn Bürger unzufrieden sind, ist es also wahrscheinlich, dass sie politisch einen Weg suchen, die Situation zu ändern.

2.4 Hypothesen und Modellierung der Zusammenhänge

Aus diesen Überlegungen leiten sich folgende zu untersuchende Zusammenhänge zur politischen Partizipation von Bürgern ab:

H1: Je höher das politische Wissen von Bürgern, desto stärker nehmen sie aktiv Einfluss auf das politische Geschehen.

H2: Je höher die politische Selbstwirksamkeit von Bürgern, desto stärker nehmen sie aktiv Einfluss auf das politische Geschehen.

H3: Je unzufriedener die Bürger mit der politischen Situation ihres Landes sind, desto stärker nehmen sie aktiv Einfluss auf das politische Geschehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dar. 1: Modellierung der abgeleiteten Zusammenhänge zur politischen Partizipation eigene Darstellung

3 Messung vom Verhältnis Wissen und Partizipation

Nachdem nun die notwendigen Begrifflichkeiten geklärt, voneinander abgegrenzt und in Bezug zur politischen Partizipation gesetzt wurden, stellt sich die Frage, wie man diese abstrakten Gegenstände in der Gesellschaft untersuchen kann.

3.1 Stichprobenziehung und Grundgesamtheit

Zu der Zeit der Erhebung stehen knapp 50 Interviewer für dieses Projekt zur Verfügung. Da sie dieses lediglich für drei Wochen aktiv unterstützen können, muss die Grundgesamtheit auf die rheinland-pfälzische Bevölkerung beschränkt werden. Mittels Computersoftware (CATI) werden die Telefonnummern nach den Vorwahlen für Rheinland-Pfalz per Zufallsprinzip bestimmt. Man erhält durch dieses Verfahren eine Zufallsstichprobe, aus der später die erhobenen Daten mittels statistischen Verfahren auf die Grundgesamtheit bezogen werden können. Durch das zufällige Generieren der Telefonnummern und die Anonymisierung der Daten nach der Erhebung wird der Datenschutz gewährleistet (vgl. BDSG § 40).

3.2 Konstruktion der Fragebogenvariablen

Zur Politischen Partizipation wird eine Reihe von Tätigkeiten aufgelistet, wie man politisch aktiv werden kann. Hier wird auf die Formen von politischer Partizipation zurückgegriffen, wie sie auch in der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage ALLBUS 2008 (vgl. Gesis 2013) verwendet und ähnlich in einschlägiger Literatur der Politikwissenschaft aufgeführt werden (zum Beispiel: Van Deth 2009: 150). Es ergeben sich folgende Partizipationsformen:

Die Befragten werden gebeten, Auskunft über die Formen geben, die sie in Erwägung ziehen, bereits genutzt haben, wieder nutzen würden und in den letzten 2 Jahren tatsächlich genutzt haben.

Delli Caprini & Keeter (1993) extrahieren aus zahlreichen Studien in den USA (u.a. der NES) relevantes Faktenwissen über Politik und ordnen es drei Kategorien zu. Diese Wissensbereiche umfassen 1. Institutionen des politischen Systems, 2. Regeln des politischen Systems und 3. wichtige Personen und Parteien im politischen System. Um politisches Wissen möglichst adäquat abbilden zu können, müssen Wissensfragen bezogen auf Deutschland zu jeder dieser Kategorien gestellt werden. In diesem Fragebogen wird versucht, die Bereiche möglichst gut abzudecken. Es ergeben sich Wissensfragen zu:

Zur Reduktion der Rateneigung von Befragten, werden die Fragen offen gestellt.

Politische Unzufriedenheit wird erfasst, indem die Befragten einschätzen, wie zufrieden sie

a) mit der Demokratie im Allgemeinen und

b) mit den Leistungen der Bundesregierung im Speziellen sind.

a) soll hierbei eine Form fundamentaler politische Unzufriedenheit abbilden, b) eine spezifische Unzufriedenheit von aktuellen politischen Entscheidungen. Diese Fragen sind auch in ähnlicher Weise im ALLBUS 2008 (vgl. Gesis 2008) enthalten.

Zum politischen Kompetenz-/ Responsivitätsgefühl veröffentlichte Angelika Vetter (1997) ihre Überprüfung der in der Bundesrepublik zwischen 1959 und 1989 häufig verwendeten Items hinsichtlich ihrer Validität, Reliabilität und Objektivität. Im Fragebogen werden diese Efficacy-Items in leicht abgeänderter Form verwandt, um die Vergleichbarkeit von Daten aus Befragungen der Vorjahre an der Universität Koblenz-Landau zu gewährleisten. Die Items ergeben sich folgendermaßen für Internal Efficacy:

a) Politische Sachverhalte kann ich gut einschätzen.

b) Ich traue mir zu, eine aktive Rolle in der Politik einzunehmen.

External Efficacy wird in folgender Form geprüft:

c) Politiker kümmern sich darum, was einfache Leute denken.

d) Parteien wollen nur die Stimmen der Wähler, ihre Ansichten interessieren sie nicht.

Neben diesen Daten werden im Fragebogen zahlreiche weitere Items zur Politik in Deutschland genutzt. Das breite Spektrum der Fragen soll dafür sorgen, dass möglichst alles, was für politische Partizipation von Staatsbürgern theoretisch von Relevanz sein könnte, enthalten ist. Diese Variablen werden hauptsächlich aus dem ALLBUS 2008 (vgl. Gesis 2008) entnommen und für weitere Analysen miterhoben. Auf ihre theoretische Relevanz wird in dieser Arbeit nicht weiter eingegangen, da diese Items nicht im Mittelpunkt der Untersuchung stehen. Zudem werden allgemeine soziodemographische Merkmale wie

a)Alter, b) Geschlecht, c) Bildung und d) Bundesland

am Ende der Befragung erfasst. Diese Daten sind beispielsweise für die Analyse von Gruppenunterschieden oder den Einsatz von Gewichten unerlässlich.

3.3 Die Durchführung der Befragung

Im Erhebungszeitraum wurden von Montag bis Freitag jeweils zwischen 15 und 20 Uhr am Campus Landau zufallsgenerierte Telefonnummern mit rheinland-pfälzischen Vorwahlen für eine Befragung zur Politik in Deutschland angerufen. Die Interviewer erhielten vorab eine Schulung, die eine einheitliche Durchführung der Befragung gewährleisten soll, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Insgesamt wurden 1300 Nummern ausgewählt. Letztlich haben 168 Personen vollständig oder fast vollständig an der Befragung teilgenommen haben. Von den knapp 1100 ist ein Teil der Befragten enthalten, der einen Termin vereinbart und später daran teilnahmen sowie jener, der zum Zeitpunkt des vereinbarten Termins doch abgelehnt hat. Weiterhin waren Personen darunter, die sofort oder in den ersten Minuten aufgelegt haben. Für eventuelle Rückfragen der Interviewer zwischen den Befragungen war dauerhaft eine qualifizierte Person anwesend, die technische, organisatorische und inhaltliche Probleme ohne direkte Einflussnahme auf die Interviews löste und den reibungslosen Ablauf gewährleistet.

4 Die Ergebnisse und ihre Aussagekraft

Nachdem in den vorigen Abschnitten die Herangehensweise an die Erhebung, Vorbereitung und Durchführung dieser beschrieben wurde, folgt in diesem Teil die Auswertung der gewonnenen Daten. 168 befragte Personen lieferten größtenteils vollständige Ergebnisse und werden in die Auswertung eingeschlossen. Die restlichen Fälle (alle systemfehlenden) werden von der weiteren Untersuchung ausgeschlossen. Es wurde so eine Ausschöpfung von 12,9 Prozent erreicht.

4.1 Soziodemographische Angaben und Gewichtung

Beim induktiven Schätzen versucht man systematischen Verzerrungen von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit entgegenzuwirken, indem man nach bestimmten Merkmalen wie Alter, Geschlecht und Bildung (deren Verteilung man aufgrund amtlicher Statistik gut kennt) bestimmte Faktorgewichte für die jeweiligen Merkmalsausprägungen in der Stichprobe hinzufügt und in die Berechnungen mit einfließen lässt (vgl. Gabler & Ganninger 2010: 143 ff.). Deshalb werden bei der Auswertung der Daten die soziodemographischen Angaben verwendet, um induktive Fehlschlüsse zu reduzieren und über die Variablen Alter, Geschlecht, Bildung und Populationsgröße der in die Stichprobe geratenen der Bundesländer (nach Angaben der statistischen Landesämter) Gewichtungen der Daten vorgenommen. Auf die Theorie der Datengewichtung soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Die verwendeten Gewichte sind der Syntax im Anhang zu entnehmen.

4.2 Politisches Wissen, Efficacy, Zufriedenheit und Partizipation

Um das Ausmaß politischen Wissens zu erfassen, wird ein Index aus den vier Variablen erstellt, die das Faktenwissen der Interviewten zum politischen System der BRD abbilden. Keine Antwort oder eine falsche Antwort wird jeweils mit Null kodiert, eine richtige mit Eins. Im Anschluss daran wird eine Summe gebildet, die über Anzahl der richtigen und falschen Antworten einen Index mit einer Skala von Null („kein Wissen“) bis Vier („hohes Wissen“) erzeugt. Die durchschnittliche Kenntnis der Befragten über politische Sachverhalte ist hiernach mittel bis eher hoch einzuschätzen (N = 168; M = 2,56; SD = 1,43).

Das Kompetenz- und Responsivitätsgefühl der Befragten soll als Internal und External Efficacy abgebildet werden. Bei beiden handelt es sich zwar um Formen des politischen Selbstwirksamkeitsgefühls im Allgemeinen, allerdings sind sie nach den Ausführungen Vetters (1997) zu trennen. So korrelieren die einzelnen Variablen der Internal Efficacy nicht so stark mit denen der External Efficacy. Aus diesem Grund werden zwei Indizes gebildet und Responsivitäts- und Kompetenzgefühl getrennt analysiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dar. 2: Inter-Item-Korrelationen der Efficacy-Variablen

Alle Items sind mit fünf Skalenpunkten versehen. Bei den Indices werden wie beim politischen Wissen Summen gebildet, die anschließend lediglich der Übersicht halber durch zwei geteilt werden. Das durchschnittliche Kompetenzgefühl der Befragten liegt demnach knapp über der Skalenmitte (N = 163; M =3,08; SD = 1,01), das Responsivitätsgefühl deutlich unter dieser (N = 159; M = 2,75; SD = 0,80). Rheinland-pfälzische Bürger sind tendenziell stärker davon überzeugt, die Fähigkeiten zu besitzen, auf das politische System Einfluss auszuüben, als dass das politische System offen für äußere Einflussnahme ist (p ; .001).

Politische Zufriedenheit wird durch „Demokratiezufriedenheit“ und durch Zufriedenheit mit den „Leistungen der Bundesregierung“ erfasst. Es zeigt sich, dass in der Stichprobe mittelstarke Zufriedenheit mit der Demokratie im Allgemeinen herrscht (N = 168; M = 3,42; SD = 0.92). Bei den Leistungen der Bundesregierung findet sich eine etwas schwächere, aber dennoch mittlere Zufriedenheit (N = 168; M = 3,05; SD = 0,80). Mit der Demokratie scheinen die Bürger im Allgemeinen also stärker zufrieden zu sein, als mit den Leistungen der Bundesregierung (p ; .001). Insgesamt kann man jedoch von einer mittleren Zufriedenheit mit der Politik ausgehen.

Um den Umfang der politische Partizipation der Bürger zu analysieren, werden alle abgefragten Partizipationsformen, an denen innerhalb der letzten zwei Jahre teilgenommen wurde, jeweils mit Null und Eins kodiert (0 = nicht genutzt; 1 = genutzt) und zu einer Summenvariable berechnet, deren Ausprägung von Null bis Dreizehn reicht. Die durchschnittliche Breite der politischen Einflussnahme liegt hiernach innerhalb der letzten zwei Jahre zwischen zwei und drei verschiedenen Möglichkeiten (N = 168; M = 2,75; SD = 1,80). Zudem hat keiner der Befragten in dieser Zeit mehr als sieben verschiedene Formen der politischen Partizipation genutzt. Die fünf meistgenannten Partizipationsformen waren: wählen gehen (fi = 0,754), Unterschriftensammlung (fi = 0,533), Produktboykott (fi = 0,463), Diskussion in öffentlicher Versammlung (fi = 0,284) und die Online-Protestaktion (fi = 0,261).

[...]

Ende der Leseprobe aus 68 Seiten

Details

Titel
Politisches Wissen und politische Partizipation. Wie wirkt sich Wissen auf die aktive politische Beteiligung der Bürger aus?
Untertitel
Eine Studie aus Rheinland-Pfalz
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Lehrforschungsprojekt II: Politische Partizipation
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
68
Katalognummer
V286315
ISBN (eBook)
9783656866152
ISBN (Buch)
9783656866169
Dateigröße
4924 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Poltik, polititsche Bildung, politisches Wissen, Allegemeinbildung, polititsche Partizipation
Arbeit zitieren
Carsten Saremba (Autor:in), 2013, Politisches Wissen und politische Partizipation. Wie wirkt sich Wissen auf die aktive politische Beteiligung der Bürger aus?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286315

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Politisches Wissen und politische Partizipation. Wie wirkt sich Wissen auf die aktive politische Beteiligung der Bürger aus?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden