Die moderne Reproduktionsmedizin. Steht das Designerbaby vor der Tür?


Hausarbeit, 2014

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Die moderne Reproduktionsmedizin
2.1 Was ist Reproduktionsmedizin
2.1.1 Die Geschichte der Reproduktionsmedizin
2.1.2 Techniken
2.1.3 Rechtliche Grundlagen
2.2 Ethische Diskurse zur Reproduktionsmedizin
2.2.1 Gefährdung der Menschenwürde durch die moderne Reproduktionsmedizin?
2.2.2 Stellungnahme der Bioethik-Kommission Bayern zur Präimplantationsdiagnostik
2.3 Biosozialität und die soziologische Sicht Michel Foucaults
2.3.1 Wer ist Michel Foucault?
2.3.2 Michel Foucaults Begriffe der Biopolitik und Biomacht
2.3.3 Paul Rabinows Begriff der Biosozialität

3 Diskussion und Ausblick in die Zukunft

4 Literaturverzeichnis

5 Eidesstattliche Erklärung

1 Einleitung

Reproduktionsmedizin – in unserer heutigen Zeit ein gebräuchliches und wohl bekanntes Wort, das man mit Statements wie „Designerbaby“, „Baby im Reagenzglas“, „künstliche Befruchtung“ und vielen weiteren Aussagen in Verbindung bringt. Sind diese Aussagen ein Irrglaube oder kann man dem tatsächlich folgen? Solche und mögliche weitere Fragen werden in der vorliegenden soziologischen Seminararbeit behandelt. Dabei ist es wichtig Annahmen, Klischees und Aussagen über die Reproduktionsmedizin von allen Seiten zu beleuchten, um ein möglichst umfangreiches Wissen darüber zu erhalten. Es interessieren also nicht die Vor- und Nachteile der Reproduktionsmedizin, sondern was als Vor- und Nachteile der Reproduktionsmedizin ausgewiesen wird.

Warum ist diese Fragestellung so interessant? Nur sehr wenige Fachbereiche der Medizin haben sich in den letzten Jahren so schnell entwickelt wie die Reproduktionsmedizin (vgl. Diedrich & Griesinger & Ludwig, 2013, S.V). Die Technologien in diesem Gebiet sind mittlerweile so weit, dass Mediziner „theoretisch“ Babys nach Wünschen designen könnten. Dabei entstehen Fragen wie „Ist die Reproduktionsmedizin wirklich schon so weit oder ist die Gesellschaft noch lange davon entfernt, Babys ganz nach persönlichen Wünschen zu gestalten?“. Eine andere Fragestellung ist die des ethischen Konflikts in der Reproduktionsmedizin, welcher in dieser Seminararbeit ebenfalls behandelt wird. Besonders geht es in diesem Zusammenhang auch um die vielfach umstrittene Präimplantationsdiagnostik, die in Deutschland erst seit einigen Jahren und nur in engen Grenzen vom Gesetzgeber erlaubt wird. Interessanterweise spricht der französische Philosoph Michel Foucault über Worte wie Biopolitik und Biomacht, die im Hinblick auf das Thema Reproduktionsmedizin bemerkenswerte Hinweise auf den Machttypus von Heute geben. Die Autorin Petra Gehring erläutert diesen Machttypus von Michel Foucault in ihrem Buch „Was ist Biomacht?“ sehr anschaulich: die neue Macht ziele auf die genaue Planung des Lebens ab, ganz im Gegensatz zur älteren erschöpfenden Macht (vgl. Hess, 2008, S.7). Ein weiterer wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist die Biosozialität, ein von dem Anthropologen Paul Rabinow geprägter Begriff, der sich mit den Theorien der Biomacht und Biopolitik von Michel Foucault ebenfalls ausführlich beschäftigt hat. Mit den Aussagen und Darlegungen von Michel Foucault und Paul Rabinow wird diese Hausarbeit umrahmt. Außerdem werden somit soziologische Hintergründe erfasst und genauer betrachtet, die im Zusammenhang mit der Reproduktionsmedizin eine Rolle spielen.

Doch wer holt sich in unserer Gesellschaft eigentlich Rat bei einem Reproduktionsmediziner? Die wohl häufigsten Patientinnen und Patienten sind kinderlose Paare, welche aufgrund von Sterilität auf natürliche Weise keine Kinder bekommen können. Aber warum sind Paare überhaupt steril oder ungewollt kinderlos? Von echter Sterilität spricht man aus medizinischer Sicht eigentlich nur, wenn eine Befruchtung nicht zustande kommen kann, weil bei der Frau beispielsweise der Uterus entfernt wurde oder sie sich bereits in der Menopause befindet. Das bedeutet, dass man von Sterilität nur reden kann, wenn die biologischen Voraussetzungen nicht gegeben sind, was zum Beispiel auch der Fall ist wenn sich ein Partner sterilisieren ließ. Wie kann es also sein, dass dennoch Paare, die kinderlos sind, sich Rat bei einem Reproduktionsmediziner einholen? Die Gründe liegen in 80% der Fälle nicht an einem Partner, sondern an beiden. In vielen Verläufen geht man auch von einer idiopathischen, also unbegründeten Ursache aus, welche allerdings laut vielen Medizinern noch nicht begründbar ist, da die heutige Technik noch nicht weit genug fortgeschritten ist. (vgl. Diedrich & Ludwig & Nawroth, 2013, S.2 ff.)

2 Die moderne Reproduktionsmedizin

Der Hauptteil dieser Arbeit beschäftigt sich mit der modernen Reproduktionsmedizin. Er wurde in drei weitere Hauptteile gegliedert. Der erste Teil beschäftigt sich mit Grundlagen der Reproduktionsmedizin, der zweite Bereich umfasst ethische und politische Diskurse um dieses Thema und der letzte Abschnitt wird eine soziologisch fundierte Abhandlung über Standpunkte von Michel Foucault, einem französischen Philosophen, der sich unter anderem mit den Begriffen der Biomacht und der Biopolitik beschäftigt hat, sowie dem Anthropologen Paul Rabinow, der sich mit dem Konzept der Biosozialität näher auseinandergesetzt hat und diesen Begriff auch geprägt hat.

2.1 Was ist Reproduktionsmedizin

Im ersten Teil der Seminararbeit wird auf Grundlagen der Reproduktionsmedizin eingegangen. Dabei geht es um substanzielle Informationen, welche das Fundament bilden um mit dem Thema Reproduktionsmedizin soziologisch arbeiten zu können. Wichtig hervorzuheben ist zum einen die Geschichte, wie es überhaupt zur Reproduktionsmedizin kam. Des Weiteren werden die bekanntesten Techniken der Reproduktionsmedizin erläutert und beschrieben um ein umfangreiches Wissen darüber zu erhalten. Der dritte Teil gibt einen Überblick über die Rechtsgrundlagen der Reproduktionsmedizin und der Präimplantationsdiagnostik, welche im Embryonenschutzgesetz geregelt sind.

2.1.1 Die Geschichte der Reproduktionsmedizin

Bereits im Alten Testament gibt es Hinweise darauf, dass dort schon Reproduktionsmedizin im weitesten Sinne behandelt wurde. Da Abraham und Sarah keine Kinder bekamen, bat Sarah Abraham mit ihrer Magd Hagar ein Kind zu bekommen, was auch so geschah. Dies kann man heute sinngemäß als Leihmutterschaft und Eizellenspende betrachten, denn Sarah bat eine andere Frau mit ihrem Mann ein Kind zu zeugen und es für sie auszutragen. Trotzdem bekam laut dem Alten Testament Sarah damals später auch noch ein eigenes Kind. An diesem Beispiel sieht man, dass das Phänomen der Kinderlosigkeit schon seit sehr vielen Jahren ein Thema ist. Doch bevor die moderne Reproduktionsmedizin entstehen konnte, musste man sich erst mit der Physiologie des entstehenden menschlichen Lebens auseinandersetzen. Es fand also vorerst eine Erforschung der Vorgänge und Zusammenhänge des menschlichen Körpers bei bestehender Kinderlosigkeit statt. (vgl. Diedrich & Griesinger & Ludwig, 2013, S.10)

Schon vor über 200 Jahren kam es zu einer ersten erfolgreichen Insemination, also künstlichen Befruchtung, einer Frau durch John Hunter. Die Ärzte fanden in diesem Bereich schnell Anschluss und probierten weitere Techniken bei verschiedensten auftretenden Ursachen der Kinderlosigkeit aus. Einige waren sehr erfolgreich, andere nicht. In den 1950er Jahren kam es dann zur ersten In-vitro-Fertilisation in den USA durch Robert Edwards. Ihm gelang diese Methode der Befruchtung mit Hilfe von Eizellen aus Operationspräparaten bei einem 6-wöchigen Forschungsaufenthalt in Baltimore. Durch weitere Versuche und Überlegungen kam er auch in den späten 1960er Jahren auf die Idee bei Kaninchen das Geschlecht der Embryonen zu analysieren, was man als Grundidee der modernen Präimplantationsdiagnostik bezeichnen kann. Zur Gewinnung der Eizellen wurde anfangs noch eine laparoskopische Methode angewendet, bei der durch einen minimalinvasiven chirurgischen Eingriff die Eizelle einer Frau entnommen wurde. Später in den 1980er Jahren fand man heraus, dass die Entnahme der Eizelle auch transvaginal erfolgreich war, was eine erhebliche Erleichterung der Durchführung der In-vitro-Fertilisation brachte. Zudem war diese Methode damit deutlich schmerzfreier für die Patientinnen. Somit etablierte sich die künstliche Befruchtung In-vitro schon Ende der 1970er Jahre auch beim Menschen. Schnell entwickelten sich etliche weitere Verfahren der künstlichen Befruchtung. Die geläufigsten Methoden werden im folgenden Punkt unter „Techniken“ genauer erläutert. (vgl. Diedrich & Griesinger & Ludwig, 2013, S.13 ff.)

2.1.2 Techniken

Zu den bekanntesten Techniken und Methoden der Reproduktionsmedizin gehören die bereits erwähnte In-vitro-Fertilisation und die Insemination, welche in diesem Abschnitt der Seminararbeit detailliert beschrieben werden. Bei der Insemination wird zwischen der Intrauterinen und der Intratubaren Insemination unterschieden, welche ebenfalls genauer erklärt werden. Als letzte Technik wird noch die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion erläutert. Diese vier verschiedenen Methoden decken nur einen sehr kleinen Teil der verfügbaren Techniken ab, sind aber die bekanntesten und geläufigsten Techniken die in der Reproduktionsmedizin verwendet werden.

2.1.2.1 Intrauterine Insemination

Die Intrauterine Insemination ist die gängigste und eine sehr effektive Methode, die in der Reproduktionsmedizin verwendet wird. Für Paare, die kinderlos sind und sich ein Baby wünschen ist diese Technik die wichtigste Möglichkeit einer Therapie. Das Ziel dieser Inseminationsmethode ist es, Spermien, welche gereinigt und selektiert wurden, zu einem optimalen Zeitpunkt, also kurz vor der Ovulation, in die Gebärmutter (intrauterin) zu übertragen. Dieser Vorgang erfolgt mit Hilfe eines Katheters. Zur Unterstützung des perfekten Zeitpunktes des Eisprungs wird dieser auch häufig medikamentös herbeigeführt. Die Komplikationen dieser Methode sind sehr gering. Ebenfalls zu bemerken ist, dass die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland 50% der Behandlungskosten übernehmen. Je nachdem welche genaue Methode der Intrauterinen Insemination verwendet wurde, werden die ersten drei bis acht Versuche zur Hälfte von der Krankenkasse mitfinanziert. Der Erfolg der Insemination ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Rate einer eintretenden Schwangerschaft liegt bei ca. 12-15% pro Inseminationszyklus. (vgl. Dorn, 2013, S.198 ff.)

2.1.2.2 Intratubare Insemination

Bei der Intratubaren Insemination handelt es sich um fast die gleiche Methode wie der Intrauterinen Insemination. Die aufbereiteten Spermien werden aber nicht in den Uterus, sondern mit Hilfe eines speziellen Katheters direkt in den Eileiter der Patientin injiziert. Die Untersuchungen und die medikamentöse Behandlung vor der Insemination sind die gleichen wie bei der Intrauterinen Insemination. Allerdings kann diese Methode etwas schmerzhafter sein als die Insemination in den Uterus. Als Vorteil erhofft man sich einen verkürzten Weg, den die Spermien zurücklegen müssen. (vgl. Welz, 2014, S.1)

2.1.2.3 In-vitro-Fertilisation

Bei der In-vitro-Fertilisation, die auch als „klassische“ Art der künstlichen Befruchtung benannt wird, handelt es sich ganz simpel gesagt und eine Befruchtung im Glas. Dabei werden aufbereitete Samenzellen und die der Frau durch eine Punktion entnommenen Eizellen, außerhalb des Körpers in einem Kulturschälchen zusammengeführt. Dadurch soll im besten Fall eine Befruchtung zustande kommen. In etwa 5-10% der Fälle kann es aber auch zu einem absoluten Befruchtungsversagen nach einer In-vitro-Fertilisation kommen. Die Gründe sind hier oft auf immunologische, andrologische oder genetische Eigenschaften zurückzuführen. Um nicht vorzeitig einen Zyklus abbrechen zu müssen, ist die Empfehlung der Reproduktionsmediziner, bei der Hälfte der Eizellen im Zweifelsfall gleich eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion durchzuführen, welche im folgenden Punkt erklärt wird. Nach dem Versagen der In-vitro-Fertilisation gehen Mediziner auch davon aus, dass die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion die einzige Therapie ist die noch zum Ziel führen kann. (vgl. Diedrich & Ebner, 2013, S.218)

2.1.2.4 Intrazytoplasmatische Spermieninjektion

Im Gegensatz zur In-vitro-Fertilisation werden bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion die vorbehandelten Spermien bei dem gleichen Vorgang in eine Eizelle mit Hilfe einer Haltepipette und einer Injektionspipette direkt injiziert. Dadurch wird eine noch höhere Rate der befruchteten Eizellen erhofft. Da dieser Prozess eine Mikromanipulation an der Eizelle ist, ist ein Versagen dieser Methode häufig möglich. Die Mediziner, die in diesem Bereich arbeiten, müssen bei dem Ablauf dieser Technik sehr vorsichtig vorgehen, um die Eizelle nicht zu zerstören oder zu verletzen, was jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden kann. Letzten Endes wird nach jeder Befruchtung versucht den, besten Embryo der Patientin wieder zu implantieren und so eine Schwangerschaft hervorzurufen. (vgl. Diedrich & Ebner, 2013, S.220 ff.)

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die moderne Reproduktionsmedizin. Steht das Designerbaby vor der Tür?
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Soziologie)
Veranstaltung
Zur (Re)Produktion von Weiblichkeit durch Mutterschaft
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
19
Katalognummer
V287057
ISBN (eBook)
9783656873365
ISBN (Buch)
9783656873372
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reproduktion, Designerbaby, Foucault, Weiblichkeit, Mutterschaft, Eizellenspende
Arbeit zitieren
Jennifer Kupka (Autor:in), 2014, Die moderne Reproduktionsmedizin. Steht das Designerbaby vor der Tür?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287057

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die moderne Reproduktionsmedizin. Steht das Designerbaby vor der Tür?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden