Mythos RAF? Die Darstellung der Roten Armee Fraktion in dem Spielfilm „Der Baader Meinhof Komplex“


Hausarbeit, 2012

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1 Die Wahrnehmung der RAF in der Gegenwart

2 Der Mythos RAF
2.1 Historischer Hintergrund
2.1.1 Entstehungskontext der RAF
2.1.2 Die erste Generation der RAF
2.1.3 Die zweite Generation
2.1.4 Die Dritte Generation und das Ende der RAF
2.2 Bildung eines Mythos
2.3 Filme über die Rote Armee Fraktion
2.4 Der Baader Meinhof Komplex
2.4.1 Entstehungskontext und Produktion
2.4.2 Inhalt
2.4.3 Todesnacht in Stammheim
2.4.4 Rezeption und Kritik
2.4.5 Darstellung von Geschichte in Filmen
2.4.6 Umgang mit dem Mythos und der emotionalisierenden Darstellung der RAF

3 Fazit

1 Die Wahrnehmung der RAF in der Gegenwart

Obwohl die terroristische Gruppe der RAF bereits seit vielen Jahren nicht mehr aktiv ist, ist sie trotzdem noch lange nicht aus der öffentlichen Diskussion verschwunden. Bis heute sind nicht alle Verbrechen der Roten Armee Fraktion aufgeklärt, so dass es noch immer zu Gerichtsverhandlungen kommt, die von den Medien aufgegriffen und von der Bevölkerung diskutiert werden. Nicht nur durch reale Ereignisse kommt es dazu, dass die RAF immer wieder thematisiert wird, sondern auch verschiedene Filme beschäftigen sich mit diesem Teil der deutschen Geschichte und bringen sie auf die Kinoleinwände. Dabei droht immer die Gefahr, dass die Ereignisse verfälscht oder verharmlost werden und somit die Wahrnehmung der Geschichte der Zuschauer beeinflusst wird. Ein zentrales Ereignis stellt dabei der Mythos um den Tod der Anführer der ersten Generation der RAF in der Haftanstalt Frankfurt-Stammheim dar.

Es soll exemplarische anhand des Films Der Baader Meinhof Komplex aus dem Jahr 2008 geklärt werden, ob dieser dazu beiträgt, dass der Mythos um die Terroristen der RAF beseitigt wird. Zunächst wird die Geschichte der RAF betrachtet, damit festgestellt werden kann, ob die Handlung des Spielfilms davon abweicht. Es tauchen einige Fragen auf, die es zu klären gilt. Welchen Entstehungskontext hat der Film? Wie ist sein Inhalt und wie geht er mit dem Mythos um den Tod in Stammheim um? Wie wurde er vom Publikum und den Medien aufgenommen? Wie wird Geschichte allgemein in Filmen dargestellt und können diese Filme die Geschichtswahrnehmung beeinflussen?

2 Der Mythos RAF

Bei der Darstellung der RAF in der Gegenwart gibt es eine Tendenz das Mythische und Abenteuerhafte in den Vordergrund zu stellen. Der Romantik- und Abenteuermythos wird herausgegriffen und in Filmen und der Literatur verwendet. Der Terrorismus und im speziellen die RAF werden romantisiert und personalisiert (Baumann, 2010, S. 245). Im Folgenden soll zunächst die Geschichte der drei Generationen der RAF betrachtet werden, bevor genauer auf den Film Der Baader Meinhof Komplex eingegangen wird.

2.1 Historischer Hintergrund

Die Rote Armee Fraktion war eine linksextremistische, terroristische Untergrundbewegung, die in der Bundesrepublik von 1970 bis 1998 existierte und in dieser Zeit mehr als 30 Personen ermordete (Bierlein, 2010, S. 17). Obwohl die RAF eine zahlenmäßig kleine Gruppe war und keinen Rückhalt in der Bevölkerung besaß, erzeugte sie in den siebziger und achtziger Jahren in der Bunderepublik eine Atmosphäre der Furcht. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die verhältnismäßig junge Demokratie erschüttert und mit dem Phänomen des Terrorismus konfrontiert (Elter, 2008, S. 81-82).

2.1.1 Entstehungskontext der RAF

In den sechziger Jahren waren in der Bundesrepublik besonders junge Menschen mit den gesellschaftlichen Zuständen unzufrieden. Es gab zahlreiche Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, den Kapitalismus und die veralteten Strukturen in den Bildungseinrichtungen. Während eines Besuchs des persischen Schahs am 02.01.1967 kam es in Berlin zu Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Schahs, dessen Gegnern und der Polizei. Der 26-jährige Student Benno Ohnesorg kam zu Tode, als sich aus der Waffe eines Polizisten ein Schuss löste. Die Studentenbewegung machte die Bildzeitung für dessen Tod verantwortlich, woraufhin der Axel Springer Verlag in die Kritik geriet und beschuldigt wurde durch seine Hetzkampagnen gegen die Berliner Studenten zu der Eskalation der Gewalt beigetragen zu haben. Es entstand das Gefühl mit friedlichen Mitteln die politischen Verhältnisse nicht verändern zu können. Auch die späteren Gründer der RAF radikalisierten sich zu dieser Zeit (Elter, 2008, S. 91-96).

2.1.2 Die erste Generation der RAF

Am 02.04.1968 legten Gudrun Ensslin, Andreas Baader, Thorwald Proll und Horst Söhnlein Brandbomben in zwei Frankfurter Kaufhäusern. Es wurde niemand verletzt und die Attentäter wurden bereits am nächsten Tag verhaftet. Ein halbes Jahr nach der Festnahme begann der Prozess gegen die Kaufhausbrandstifter und die Angeklagten wurden zu einer Freiheitsstrafe von jeweils drei Jahren verurteilt. Die Journalistin Ulrike Meinhof verfasste einen Artikel über den Brandanschlag, in welchem sie die Schuld von den Attentätern nahm. Da der Bundesgerichtshof noch nicht über eine Revision des Prozesses entschieden hatte und die Fluchtgefahr der Brandstifter als gering eingeschätzt wurde, wurden sie am 13.06.1969 aus der Haft entlassen (Bierlein, 2010, S. 23-24). Baader und Ensslin setzten sich ins Ausland ab und kehrten erst im Februar 1970 nach Berlin zurück, wo sie mit Ulrike Meinhof „über die Idee eines ‚bewaffneten Arms‘ einer sozialen Bewegung“ (Ebd. S. 25) diskutierten. Baader wurde am 04. April verhaftet, um den Rest seiner Freiheitsstrafe für den Kaufhausanschlag abzusitzen. Unter dem Vorwand, dass sie gemeinsam mit Baader an einem Buch arbeiten würde, erreichte Meinhof dessen Ausführung, während der der Terrorist befreit wurde (Ebd. S. 25). Diese Aktion gilt als Geburtsstunde der RAF.

Meinhof und Baader reisten nach Jordanien und erhielten dort eine militärische Ausbildung. Nach ihrer Rückkehr übten sie mehrere Überfälle auf Banken, Waffendepots und Rathäuser aus (Elter, 2008, S. 108-109). In der Folgezeit gab es sowohl auf der Seite der Terroristen, als auch auf der der Polizei Todesopfer. Die RAF inszenierte ihre Toten als Märtyrer und benannten ihre Kommandos nach ihnen (Ebd. S. 110-111). Am 13.05.1972 kam es zu Bombenanschlägen in München, Augsburg und Berlin, zu denen sich die RAF bekannte und womit der bewaffnete Kampf begann (Ebd. S. 115). Es folgte eine großangelegte Fahndungsaktion nach den Attentätern und es wurden nahezu alle Mitglieder der ersten Generation der RAF gefasst. Zunächst wurden sie in unterschiedlichen Gefängnissen in strenger Einzelhaft untergebracht. Die Gefangenen bestritten in von 1973-1975 drei Hungerstreiks, um sich gegen die als Folter empfundene Einzelhaft zu wehren und die Medien darauf aufmerksam zu machen. Die ersten beiden Streiks blieben ohne Erfolg. Bei dem dritten Streik, der 145 Tage andauerte, starb Holger Meins, woraufhin das Interesse der Medien gesteigert wurde und sich einige Menschen für die Anliegen der RAF-Mitglieder einsetzten oder sogar selbst in den Untergrund gingen (Ebd., S. 28-30). Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan-Carl Raspe wurden während des Prozesses in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim in einem Stockwerk einquartiert, das nur für sie genutzt wurde und bekamen die Möglichkeit tagsüber für mehrere Stunden zusammenzusitzen und sich auszutauschen. Am 21.05.1975 begann das Verfahren gegen die Terroristen. Da die Angeklagten teilweise Verhandlungsunfähig waren oder aufgrund von Beschimpfungen von der Verhandlung ausgeschlossen waren, kam es zu enormen Verzögerungen des Prozesses. Am 09.05.1976 erhängte sich Ulrike Meinhof in ihrer Zelle (Bierlein, 2010, S. 30-32). Zwischen den Gefangenen gab es zuvor ein Zerwürfnis und Ulrike Meinhof wurde immer stärker von ihren Mithäftlingen kritisiert. Nach 192 Verhandlungstagen wurden die Angeklagten am 28.04.1977 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt (Ebd., S. 32).

2.1.3 Die zweite Generation

Die zweite Generation der RAF war von 1973 bis 1982 aktiv und bestand aus vier unterschiedlichen Formationen.

Sechs bewaffnete Mitglieder der RAF stürmten am 24.04.1975 die Deutsche Botschaft in Stockholm und nahmen die Angestellten als Geiseln, um die Entlassung von 26 sich in Haft befindenden RAF-Mitgliedern zu erzwingen. Dabei starben zwei Geiseln und ein Terrorist. Die weiteren Geiselnehmer wurden verhaftet. (Bierlein, 2010, S. 33-34). Am 07.04.1977 begann mit der Ermordung des Generalbundesanwalts Sigfried Buback, der in seinem Auto von einem Motorradfahrer erschossen wurde, die Offensive ´77. Ursprünglich sollte der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, lediglich entführt werden, doch als er sich wehrte kam auch er zu Tode. An der Aktion war auch seine Patentochter beteiligt, die seit kurzem ein Mitglied der RAF war (Ebd., S. 34). Der Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer wurde am 05.09.1977 entführt und seine Begleiter erschossen. Als Ausgleich für dessen Freilassung verlangten die Terroristen die Entlassung von elf inhaftierten RAF-Mitgliedern. Die Bundesregierung weigerte sich der Forderung nachzukommen und es kam zur größten Fahndungsaktion in der deutschen Geschichte. Die Entführer versteckten Schleyer an verschiedenen Orten. Ein Teil von ihnen bewachte Schleyer, während die anderen sich entweder absetzten, oder nach Bagdad flogen, wo sie vom Gründer des militärischen Zweigs der ‚Volksfront für die Befreiung Palästinas‘ aufgenommen wurden und beschlossen, sich von den palästinensischen Terroristen durch eine Flugzeugentführung unterstützen zu lassen. Am 13.10.1977 kam es zur Entführung der Passagiermaschine Landshut. Die Terroristen verlangten neben der Freilassung der inhaftierten RAF-Mitglieder auch die von zwei Palästinensern aus einem Gefängnis in Istanbul und 15 Millionen Dollar. Sie drohten ansonsten die 91 Zivilisten an Bord der Landshut zu töten. Nach vier Tagen und nachdem die Terroristen den Piloten erschossen hatten, gelang die Stürmung der Landshut. Andreas Baader und Gudrun Ensslin wurden am Morgen des 18.10.1977 tot in ihren Stammheimer Zellen aufgefunden. Jan-Carl Raspe starb kurz darauf an einem Kopfschuss. Am nächsten Tag verkündete die RAF, dass sie Schleyer ermordet hatte. Bis zur Verhaftung der führenden Mitglieder Roten Armee Fraktion der zweiten Generation im November 1982 kam es zu weiteren Banküberfällen, Schießereien mit der Polizei und Terroranschlägen (Bierlein, 2010, S. 35-37).

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Mythos RAF? Die Darstellung der Roten Armee Fraktion in dem Spielfilm „Der Baader Meinhof Komplex“
Hochschule
Universität Passau
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V293571
ISBN (eBook)
9783656910084
ISBN (Buch)
9783656910091
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
mythos, darstellung, roten, armee, fraktion, spielfilm, baader, meinhof, komplex
Arbeit zitieren
Anna-Maria Lehre (Autor:in), 2012, Mythos RAF? Die Darstellung der Roten Armee Fraktion in dem Spielfilm „Der Baader Meinhof Komplex“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293571

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