Demokratie und Globalisierung. Analyse einer umstrittenen Beziehung


Bachelorarbeit, 2015

84 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Spezifikation des Demokratiebegriffs
2.1. Definitionen des Demokratiebegriffs
2.2. Grundlagen der Indexkonstruktion
2.2.1. Motivation zur Indexkonstruktion
2.2.2. Hürden der Indexkonstruktion
2.3. Beispiele geläufiger Demokratieindizes

3. Spezifikation des Globalisierungsbegriffs
3.1. Definitionen des Globalisierungsbegriffs
3.2. Operationalisierung des Globalisierungsbegriffs

4. Die Beziehung zwischen Demokratie und Globalisierung
4.1. Diskussion theoretischer Argumente
4.1.1. Argumente eines positiven Zusammenhangs
4.1.2. Argumente eines negativen Zusammenhangs
4.1.3. Zwischenfazit
4.2. Quantitativer Ansatz

5. Ergebnisinterpretation

6. Fazit und Ausblick

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

8. Anhang

1. Einleitung

Möchte man dem US-amerikanischen Politikwissenschaftler Fukuyama Glauben schenken, nahm die Geschichte 1989 ihr Ende.1 Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Auflösung der verhärteten Fronten des Kalten Kriegs konnte sich schließlich ein politischer Systemtyp durchsetzen: Der Kampf zweier konkurrierender Staats- und Gesellschaftsentwürfe fiel deutlich zugunsten demokratischer Prinzipien aus. Sowohl der Faschismus Mitte des 20. Jahrhunderts als auch der Kommunismus erwiesen sich nach Fukuyama als nicht durchsetzungsfähig.

Die Entwicklung der darauffolgenden Jahre und Jahrzehnte schien Fukuyama Recht zu geben. Der Demokratie wird ein Siegeszug bescheinigt, der sich bereits bis zu einer „Dritten Welle“ der Demokratisierung ausgeweitet hat.2 Gestützt wird diese Entwicklung durch internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen, durch Entwicklungsgelder, Nichtregierungsorganisationen (NROs), Medien und Nationalregierungen. In jüngster Zeit scheint die Demokratieentwicklung enger als je zuvor mit Globalisierungsprozessen verknüpft zu sein. Im Rahmen des Arabischen Frühlings entfalten grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation besonders deutlich ihre Wirkung. Die politischen Umbrüche hin zur Demokratie in vielen arabischen Staaten begrenzen sich längst nicht mehr auf den nationalstaatlichen Rahmen, sondern stehen in Interaktion mit Akteuren weltweit.

In starkem Kontrast hierzu stehen Befürchtungen um das Ende der Demokratie. Eine erodierende Steuerbasis, sinkende Wahlbeteiligung, die Ohnmacht politischer Entscheidungsträger angesichts der Komplexität und Unberechenbarkeit der Globalisierung oder die Macht transnationaler Unternehmen werden für eine Krise der Demokratie verantwortlich gemacht. Da sowohl Demokratie als auch Globalisierung von hoher Bedeutung für Gesellschaften und politische Akteure sind, stellt sich die Frage nach deren Beziehung.

Grundsätzliches Ziel dieser Arbeit ist es, den hier skizzierten Konflikt der widersprüchlichen Argumente hinsichtlich des Zusammenhangs von Globalisierung und Demokratie näher zu beleuchten. Dazu sollen in den Kapiteln zwei und drei die beiden höchst kontrovers diskutierten Begrifflichkeiten „Demokratie“ und „Globalisierung“ analysiert werden. Es wird sich zeigen, dass beide Konzepte von hoher Komplexität und Diversität geprägt sind, was den wissenschaftlichen Umgang damit erheblich erschwert. So ergeben sich beispielsweise bei der Operationalisierung durch entsprechende Indizes einige Hürden, die im Zuge der Begriffsbestimmung ebenfalls problematisiert werden sollen. Nachdem in diesen Kapiteln Schwerpunkte gesetzt wurden, soll Kapitel 4.1 beide Elemente zusammenführen. Hierbei wird der Forschungsstand zur Globalisierungs-Demokratisierungs-Debatte aus theoretischer, nicht-statistischer Sicht dargestellt. Es werden dabei Argumente für einen positiven oder negativen Zusammenhang der beiden Größen vorgestellt und geprüft. Somit können Aussagen über die Hintergründe getroffen werden, die verschiedene Autoren zu der Annahme einer bestimmten Richtung des Zusammenhangs führen. Um über eine methodisch einseitige Vorgehensweise hinaus zu gehen, ist es zudem dienlich, quantitative Studien zu Rate zu ziehen, die genannte Variablen im Zeitverlauf rechnerisch auf ihre Beziehung prüfen. In Kapitel 4.2 soll daher mithilfe von Zeitreihenanalysen verschiedener Autoren geklärt werden, ob oder in welcher Richtung ein statistischer Zusammenhang zwischen Globalisierung und Demokratie feststellbar ist. Ausgehend von den vornehmlich theoretischen Überlegungen der vorangehenden Kapitel wird dabei davon ausgegangen, dass dieser Zusammenhang sowohl positiver als auch negativer Natur ist. Zur Erklärung der durchaus widersprüchlichen Ergebnisse sollen diese in Kapitel 5 interpretiert und auf die unterschiedlichen Untersuchungsbedingungen zurückgeführt werden. Auf dieser Basis kann in Kapitel 6 schlußendlich ein Fazit zur vorläufigen Klärung der Beziehung zwischen Globalisierung und Demokratie gezogen werden.

2. Spezifikation des Demokratiebegriffs

Um die Beziehung zwischen Globalisierung und Demokratie einer wissenschaftlichen Prüfung überhaupt zugänglich zu machen, ist es vonnöten, zunächst diese beiden Konzepte näher zu betrachten. Dabei muss zum einen der inhaltlichen Diversität der Begriffsverwendungen in der Forschungsliteratur Rechnung getragen werden, da diese zu einer Vielzahl von Missverständnissen, Diskussionen und gegebenenfalls abweichenden Forschungsergebnissen führt. Zum anderen muss der Umstand Beachtung finden, dass eine ausreichende Analyse der Beziehung beider Größen nur erfolgen kann, wenn verschiedene Methoden (z. B. quantitativer Art) gewählt werden (Kapitel 4). Insbesondere der statistische Blickwinkel erfordert es, beide Begriffe überhaupt erst messbar zu machen, wobei in diesem Kapitel mit der Demokratie begonnen werden soll. Da die vorliegenden Konzepte stark durch ihre Multidimensionalität charakterisiert sind, erfolgt diese Operationalisierung in aller Regel über Indizes – und damit über die Vereinigung mehrerer Messgrößen.

In den folgenden Unterkapiteln soll zunächst die Vielfalt hinter dem Demokratiebegriff skizziert werden, um die Komplexität der Beziehung zwischen Globalisierung und Demokratie zu betonen und gegebenenfalls widersprüchliche Befunde zu dieser Beziehung adäquat einordnen zu können. Anschließend wird die Bildung von Indizes thematisiert und findet in einer Übersicht der gängigsten Demokratieindizes Anwendung.

2.1. Definitionen des Demokratiebegriffs

Nach einer gängigen Definition lässt sich Demokratie schlicht als Herrschaft des Volkes beschreiben. Während diese Definition noch weitgehend unstrittig sein mag, werfen tiefergreifende Überlegungen schnell Fragen auf. Eine der klassischen Betrachtungsebenen der Politikwissenschaft ist zweifelsohne der Staat. In der vergleichenden Regierungslehre, dem Erforschen der internationalen Beziehungen und ähnlichen Subdisziplinen erfährt dabei die Einordnung von Staaten in Regierungssysteme eine bedeutende Rolle. Wie in der Einleitung bereits angedeutet, ist dabei die Demokratie als ein solches System von besonderer Bedeutung. Um allerdings überhaupt eine Einordnung eines Staates vornehmen zu können, muss Klarheit über die zugrundeliegenden Begriffe herrschen. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch, entscheidend ist vielmehr, dass der zugrundeliegende Begriff durch Angabe einer Definition oder Verweis auf einen Index im Forschungsprozess transparent dargestellt wird. Da im späteren Verlauf dieser Arbeit quantitative Untersuchungen Anwendung finden, deren Ergebnisse stark von den zugrundeliegenden Demokratieverständnissen geprägt sein könnten, soll das vorliegende Kapitel die Diversität dieser Verständnisse verdeutlichen. Ebenfalls gezeigt werden soll, dass es trotz dieser Diversität einige grundlegende Charakteristika von Demokratie gibt, die eine breite Zustimmungsbasis besitzen.

Zunächst ist es hilfreich, sich die Dimensionen des Begriffs vor Augen zu führen und sie mit den verschiedenen Forschungsrichtungen zu verknüpfen. Solch eine Einordnung nehmen beispielsweise Blauberger, Dingwerth und Schneider vor. Demnach findet die Bedingung der Inklusivität besonders in konstitutionalistischen Ansätzen Anklang. Die demokratische Kontrolle wird in pluralistischen Ansätzen betont, und die diskursive Dimension der Demokratie ist in deliberativen Modellen von hervorgehobener Bedeutung.3 Eine etwas detailliertere Darstellung verwendet Della Porta,4 die die Auffassungen verschiedener Autoren in vier Typen anordnet (Abbildung 1). Diese unterscheiden sich zum einen darin, ob Befugnisse delegiert oder vorwiegend durch Partizipation der Bürger übernommen werden. Zum anderen wird zwischen der Orientierung an Mehrheitsbeschlüssen und deliberativen Prozessen unterschieden, welche die Inklusion möglichst vieler Bürger zum Ziel haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Übersicht von Demokratietypen

Quelle: nach Della Porta 2013: 8.

Am populärsten ist die liberale Demokratie, die davon ausgeht, dass öffentliche Entscheidungen zu komplex sind, um der breiten Öffentlichkeit überlassen zu werden. Stattdessen werden Aufgaben an die politische Elite delegiert, die allerdings durch Wahlen an das Volk gebunden ist. Im Rahmen der radikalen partizipativen Demokratie wird eine Partizipation über politische Wahlen hinaus angestrebt, um eine Vertrauens- und Unterstützungsbasis in der Bevölkerung zu schaffen. Die Delegation von Kompetenzen wird nach dieser Auffassung skeptisch gesehen. Befürwortet werden hingegen offene Entscheidungsarenen und die Einbindung sozialer Bewegungen und anderer Organisationen der Zivilgesellschaft. In ähnlicher Weise betont die liberal-deliberative Demokratiekonzeption kommunikative Aspekte, allerdings ohne die Bindung an Mehrheitsbeschlüsse. Entscheidungen werden hier nicht nur über die Auszählungen von Stimmen getroffen, sondern über komplexe Meinungsfindungsprozesse. Es gilt der Grundsatz: Je mehr Interessen und Meinungen einfließen, desto legitimierter ist eine Entscheidung. Dementsprechend sollten demokratische Prozesse nach dieser Konzeption von der Anerkennung anderer Sichtweisen, dem Hinterfragen eigener Standpunkte und von Interaktion der Bürger geprägt sein. Kompetenzen werden dabei delegiert. Die Vertreter partizipativ-deliberativer Modelle schließlich unterstreichen die Schaffung von Freiräumen für Kommunikation und zur Bildung kollektiver Identitäten. Auch die schwächsten Gruppen der Gesellschaft sollen ermächtigt und beteiligt werden. Damit einher geht eine Meinungspluralität und das Schaffen von Austauschplätzen oder Foren, die sich beispielsweise in sozialen Bewegungen (bspw. Occupy Wall Street) äußern können. Durch die mangelnde Delegation von Aufgaben entsteht hierbei ein besonders konfliktträchtiger öffentlicher Raum.

Ursächlich für die Identifikation verschiedener Demokratietypen sind zum einen die verschiedenen Auffassungen von Autoren, zum anderen aber auch „Trends“. So stellt Della Porta5 beispielsweise fest, dass sich die Politikwissenschaft lange Zeit an minimalistischen, empirisch ausgerichteten Definitionen orientierte. Diese stützten sich auf freie, wettbewerbsorientierte und periodische Wahlen als ausreichende Kriterien. Vernachlässigt werden dadurch normativ orientierte Demokratiekonzeptionen. Die entsprechenden Definitionen bringen die Fähigkeit zur Erfüllung der Vorlieben und Wünsche der Bürger durch die Regierung zum Ausdruck. Da nach Della Porta Demokratiedefinitionen ständig Veränderungen unterworfen sind (je nach historischen Perioden und ihren Problemen), ist ein normativer Einfluss ohnehin nicht gänzlich vermeidbar.6 Der Grad des normativen Einflusses variiert allerdings, beispielsweise in der Unterscheidung zwischen direkter (utopischer) und repräsentativer (realistischer) Demokratie.7 Nach letztgenannter, empirisch gestützter Sichtweise sind Wahlen das zentrale Element von Demokratie.8

Tatsächlich stützen sich viele Autoren auf das Element der politischen Wahlen, jedoch nicht ausschließlich. Oftmals geht der Bezug auf Wahlen mit weiteren prozeduralen oder institutionellen Konzeptionen einher. Eine prozedurale und wahlbezogene Definition liefert Lipset, der Demokratie als „political system which supplies regular constitutional opportunities for changing government officials“ sieht.9 In ähnlicher Weise, jedoch etwas simpler formuliert, vertritt Przeworski eine Auffassung von Demokratie als „a system in which parties lose elections“.10 Ein weiteres Beispiel für ein prozedurales Verständnis demokratischer Systeme, das vom Ziel der Entscheidungsfindung, sowie Konkurrenz- und Repräsentationsprinzipien bestimmt wird,11 gibt Schumpeter. Er sieht die „demokratische Methode“ als „diejenige Ordnung der Institutionen zur Erreichung politischer Entscheidungen, bei welcher einzelne die Entscheidungsbefugnis vermittels eines Konkurrenzkampfs um die Stimmen des Volkes erwerben“.12 Wie Weiffen13 anmerkt, enthält diese Definition keine normativen Elemente wie Freiheit. Nach Fuchs/Roller14 werden politische Freiheiten durch liberale Elemente der Demokratie zwar häufig abgedeckt, müssen aber nicht zwangsläufig in eine Definition aufgenommen werden.15 Vielmehr sehen die Autoren Volkssouveränität – umgesetzt über Wahlen – als entscheidendes Attribut der Demokratie. Dementsprechend gehen sie davon aus, dass die „electoral democracy“ in der Politikwissenschaft die Grundlage für eine Minimaldefinition bildet. Bezeichnet wird hiermit ein „politisches System, das durch die Auswahl der Repräsentanten des Volkes durch freie, gleiche und periodische Wahlen gekennzeichnet ist“.16

In anderen Ansätzen werden institutionelle Faktoren stärker einbezogen. Pfaff-Czarnecka17 sieht die Umsetzung der Gewaltenteilung auf institutioneller Ebene (Exekutive, Legislative, Judikative), allgemeines Wahlrecht, Meinungsfreiheit und Organisationsfreiheit als zentrale Elemente von Demokratie oder Demokratisierung. Wiederum andere Ansätze wählen einen wirtschaftstheoretischen Blickwinkel und stützen sich auf die Arbeiten von Downs. Anthony Downs18 sieht Demokratie als vergleichbar mit einem Markt, auf dem Politiker wie Unternehmer versuchen, Wähler für sich zu gewinnen. Die Veranstaltung von Wahlen und der Wettbewerb zwischen Parteien und Kandidaten werden deshalb als entscheidende Bestandteile von Demokratien bewertet. In der konkreten Ausgestaltung müssen deshalb voller Parteienwettbewerb, Ämtervergabe über Wahlen in regelmäßigen Abständen, Akzeptanz der Wahlergebnisse durch alle Teilnehmer und das Verbot von Gewalt oder sonstiger illegaler Einflussnahme gegeben sein.

Bereits diese Skizze einiger Demokratieverständnisse problematisiert ihre Verwendung. Ein Beispiel für die häufig schwierige Anwendung von Demokratieauffassungen gibt Ziai19 mit seiner Untersuchung der These, dass Demokratie in den Nord-Süd-Beziehungen zunehmende Verbreitung findet. Als Fazit stellt er fest, dass die Gültigkeit der These stark abhängig von der demokratietheoretischen Sichtweise ist. Ein realistischer, empirischer, effizienzorientierter Demokratiebegriff mit Wahlwettbewerb der Regierenden als zentralem Merkmal weist auf eine Ausweitung demokratischer Prozesse hin. Ein partizipativer und expansiver Demokratiebegriff (mit dem normativen Ziel der Demokratisierung) führt hingegen eher zu dem Schluss, dass Demokratie formal umgesetzt wird, aber gesellschaftliche Partizipationswege praktisch eingeschränkt werden. Bei Betrachtung dieses Beispiels und der Auswahl verschiedener Auffassungen von Demokratie drängt sich leicht der Eindruck auf, dass eine Einigung auf grundlegende Elemente demokratischer Systeme nahezu unmöglich ist. Um die eigene Forschungsarbeit Folgearbeiten gegenüber zu öffnen und Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Ergebnissen zu ermöglichen, macht es aber häufig Sinn, auf einen gebräuchlichen Demokratiebegriff zurückzugreifen. Liegt eine spezielle Fragestellung zu einem Element der Demokratie vor – beispielsweise der freien Meinungsäußerung – ist es üblich, den Schwerpunkt der Definition dementsprechend zu verschieben. Im Falle dieser Arbeit soll ein potenzieller Zusammenhang zwischen Demokratie und Globalisierung im Allgemeinen geprüft werden, weshalb zunächst ein breiter Demokratiebegriff zugrunde gelegt wird. Mittlerweile existiert eine Fülle an Literatur zu Demokratiebegriffen jeglicher Art, wobei sich zwar kein Konsens, aber immerhin eine Mehrheit zugunsten einiger Grundlagen bilden konnte.20

Prägend für diese Grundlagen sind und waren die Arbeiten Robert A. Dahls, die häufig implizit oder explizit als Basis der wissenschaftlich verwendeten Demokratiebegriffe (und Demokratiemessungen) dienen.21 Grundsätzlich geht Dahl nach ihren historischen Wurzeln von einer Demokratie mit den folgenden Merkmalen aus: „the members regard one another as political equals, are collectively sovereign, and possess all the capacities, resources and institutions they need in order to govern themselves.“22 In seinen früheren Arbeiten23 stellte er acht Kriterien für demokratische Systeme auf. Dazu gehörten „die Freiheit, Organisationen zu gründen und ihnen beizutreten; die Freiheit der Meinungsäußerung; das aktive Wahlrecht; das passive Wahlrecht; das Recht politischer Führer, um Unterstützung zu werben; die Existenz vielfältiger Informationsquellen; freie und faire Wahlen; sowie Institutionen, die die Politikgestaltung der Regierung vom Wähler abhängig machen“.24

In einer seiner neueren Arbeiten schlägt Dahl25 eine ähnliche Richtung ein, benennt allerdings nur fünf Kriterien. Diese umfassen effektive Partizipation, Gleichheit bei Wahlen, die Möglichkeit zur Entwicklung eines aufgeklärten Denkens, die Ausübung von Kontrolle über die Agenda und die Inklusion der erwachsenen Bürger. Noch kürzer fasst Berg-Schlosser26 den Polyarchie-Begriff Dahls zusammen, der als weithin akzeptierte Definition von Demokratie gelten kann. Demnach sind lediglich drei Elemente entscheidend: geregelter Wettbewerb, politische Partizipation und normative Standards wie die Rechtsstaatlichkeit.

Aufbauend auf den Arbeiten Dahls entwickelt Weiffen27 eine minimalistische Auffassung von Demokratie:

„Schlussendlich müsste eine Minimaldefinition von Demokratie lediglich festlegen, dass ein Gemeinwesen dann demokratisch ist, wenn möglichst viele und vielfältige Individuen und Gruppen am politischen Willensbildungsprozess partizipieren können. Diese Festlegung ist sowohl für direkte als auch für repräsentative Formen von Demokratie offen und beinhaltet zudem die beiden Dimensionen Dahls: Politischer Wettstreit ist gegeben, wenn eine Vielfalt von Interessen seitens verschiedener Individuen und Gruppen eingebracht werden, Partizipation bzw. Inklusion ist durch Teilnahmerechte für alle gegeben.“28

Soweit nicht anders angegeben, soll sich auch die vorliegende Arbeit an diesem Demokratiebegriff orientieren. Da Dahl Demokratie nicht in einer Weise konzeptualisiert hat, die auch die Messbarkeit ihrer Qualität einbezieht, und sich teilweise eine große Differenz zwischen seiner idealen Demokratie und der Empirie auftut,29 müssen seine Überlegungen an vielen Stellen noch in die Praxis übertragen werden. Aus diesem Grund sollen sich die nächsten Unterkapitel näher mit Demokratiemessverfahren und der Indexbildung befassen.30

2.2. Grundlagen der Indexkonstruktion

Indizes sind von herausragender Bedeutung für sozial- oder geisteswissenschaftliche Fragestellungen. Dieser Umstand äußert sich in ihrer häufigen Verwendung, u.a. als „Bildungsindizes“, „Entwicklungsindizes“ oder als „Korruptionsindizes“. Da gesellschaftliche Themen zunehmend aus statistischen Blickwinkeln gesehen werden, steigt das Interesse daran, Konstrukte wie den Partizipationswillen einer Gesellschaft messbar zu machen. Indizes finden u. a. deswegen Anwendung, weil sie hierbei ein objektives, nicht-normatives und standardisiertes Vorgehen suggerieren. Insbesondere in nicht-wissenschaftlicher Literatur wird der Eindruck erweckt, „Zahlen können nicht lügen“. Diese Aussage ist allerdings mit Vorsicht zu betrachten, da die Indexbildung mit vielen Entscheidungen des Forschers einhergeht (siehe Kapitel 2.2.2.). Wie das folgende Unterkapitel zeigt, macht die Anwendung von Indizes trotz dieser Schwierigkeiten Sinn.

2.2.1. Motivation zur Indexkonstruktion

Indizes (oder Indices, Indexzahlen) lassen sich am einfachsten als Zusammenfassung mehrerer untergeordneter Messgrößen (Indikatoren) definieren. Nach einer anderen Terminologie werden unterschiedliche Teildimensionen zu einer Gesamtdimension aggregiert. Ziel ist es dabei, eine empirische Größe numerisch möglichst adäquat abzubilden. Beispiele für solche Größen können die Demokratiequalität oder der Grad an Globalisierung sein. Durch die Indexbildung können „Veränderungen einer Vielzahl von Einzeltatbeständen in zeitlicher, sachlicher oder räumlicher Hinsicht durch eine Zahl ausgedrückt werden“.31 Der Vorteil ist dabei in erster Linie praktischer Natur, da so eine verbesserte Übersichtlichkeit und Handhabbarkeit der Daten gewährleistet wird. In der medialen Nutzung von Indizes vereinfacht dies die Darstellung komplexer Sachverhalte. In der wissenschaftlichen Verwendung erhofft man sich zudem, „menschengemachte“ Fehler zu vermeiden. Während das Gros an Rechenoperationen mittlerweile von Computern übernommen wird, obliegen theoretische Überlegungen und Interpretation noch immer den Forschern selbst.32 Die Verwendung von Indizes bei komplexen Sachverhalten kann hier die Arbeit deutlich erleichtern. Davon abgesehen ist ihre Anwendung bei vielen sozialwissenschaftlichen Fragestellungen unerlässlich. Möchte man beispielsweise die Zielgröße „Globalisierung“ operationalisieren, kann man sich aus erkenntnistheoretischen Gründen auf einen Aspekt fokussieren. Soll solch eine Größe jedoch in Gänze erfasst werden, reicht das Heranziehen einer einzigen Dimension oder eines Indikators nicht aus. Es kann dann davon ausgegangen werden, dass man durch die Annäherung an ein Thema mit mehreren Messgrößen die Realität adäquater widerspiegelt. Dabei kann auch inhaltliche Kongruenz (Redundanz) dieser Größen festgestellt und vermieden werden. Teilweise bieten Indizes auch den Vorteil, dass sich Abweichungen der Indikatoren von der Zielgröße gegenseitig aufheben.33 Ob und wie stark diese Vorteile tatsächlich zum Tragen kommen, hängt von einer Reihe von Einflussfaktoren und Entscheidungen des Forschers ab, die im folgenden Unterkapitel aufgezeigt werden.

2.2.2. Hürden der Indexkonstruktion

Bei jeder Indexkonstruktion müssen zwei grundlegende Fragen beantwortet werden:34 Welche Indikatoren soll der Index umfassen? Und: Wie sollen diese Indikatoren zu einem Index aggregiert werden? Bei der Auswahl der Indikatoren lässt sich ein gewisser Informationsverlust der zugrundeliegenden detaillierten Daten eines Indexes nicht vermeiden. Andernfalls werden die o. g. Ziele der vereinfachten Handhabung und Übersichtlichkeit von Indizes nicht erfüllt. Ein Stück weit wird dieser Informationsverlust in einigen Fällen durch die Bildung von Subindizes kompensiert. So kann beispielsweise ein Globalisierungsindex im Bedarfsfall in je einen Index der politischen, ökonomischen und kulturellen Globalisierung geteilt werden. Wie bei allen Indizes stellt sich hier die Frage, was die Zielgröße „Globalisierung“ überhaupt umfassen soll. Die Beantwortung dieser Frage ist höchst komplex, wenn man von einem Indikatorenuniversum ausgeht, das eine unendliche Menge an Zuordnungsmöglichkeiten bietet.35 Der Forscher sieht sich gezwungen, sogenannte Korrespondenzregeln zu finden. Es gibt jedoch keinen festgelegten Weg hierzu. Vielmehr kann ein Indexwert auf einer Vielzahl von Wegen entstehen. Ohne objektive Gütekriterien kann daher nie mit Sicherheit behauptet werden, dass alle entscheidenden Komponenten in die Auswahl aufgenommen wurden. Ein Wissenschaftler muss sich daher auf seine theoretische Basis verlassen.36

Leichter zu beeinflussen als die Realitätsnähe eines Indexes ist die Transparenz einer Forschungsarbeit. Neben den Standards des wissenschaftlichen Arbeitens wie Offenlegung von Quellen müssen die Entscheidungen hinsichtlich der Operationalisierung kenntlich gemacht und begründet werden. Es muss deutlich werden, warum welche Indikatoren aufgenommen oder ausgelassen werden, weshalb diese einen Bezug zur empirischen Zieldimension aufweisen könnten und wie sie theoretisch fundiert sind. Andernfalls sind weder Reproduzierbarkeit noch Prüfbarkeit und Vergleichbarkeit der Forschungsergebnisse sichergestellt. Ein gängiger – wenn auch schwer vermeidbarer – Fehler ist das Auslassen schwer operationalisierbarer Messgrößen („Auswahlbias“).37 Wie im Folgenden noch verdeutlicht werden soll, liegt es beispielsweise bei der Messung von Globalisierung nahe, einige Aspekte zu vernachlässigen. Der Grund liegt dabei nicht in theoretischen Überlegungen, sondern vielmehr in der mangelnden Datenverfügbarkeit. Im Gegensatz dazu sind andere (v. a. ökonomische) Daten i. d. R. deutlich besser abgedeckt, was eine Fokussierung auf diese Bereiche verlockend erscheinen lässt. Etwas allgemeiner ausgedrückt kann es also passieren, dass zu wenige Indikatoren in den Index aufgenommen werden. Ebenso problematisch kann jedoch auch ein „concept stretching“ im Sinne der Aufnahme zu vieler Indikatoren sein. Sieht man von Fällen ab, in denen empirisch irrelevante Indikatoren herangezogen werden, spricht man hierbei von Multikollinearität oder Redundanz. Die Elemente des Indexes korrelieren dabei untereinander derart hoch, dass einige von ihnen kaum einen Mehrwert zur Abbildung der Zieldimension beitragen. Dadurch wird ein Index unnötig komplex, und es kann zu rechnerischen Schwierigkeiten kommen.38 Ein bekanntes Beispiel ist der Human Development Index,39 bei dem menschliche Entwicklung über drei Subindizes operationalisiert wird: Bildung, Lebenserwartung (Gesundheit) und Pro-Kopf-Einkommen. Wie Boyd/Jalal/Rogers40 zeigen sind diese drei Größen in einem bedenklichen Maß voneinander abhängig und korrelieren zudem extrem hoch mit dem Bruttoinlandsprodukt. Der Mehrwert des HDI ist daher weniger methodischer Natur, sondern vielmehr auf eine breite Definition von Entwicklung zurückzuführen, die nicht nur ökonomische oder monetäre Faktoren umfasst.

Das Aufstellen von Definitionen ist in aller Regel ein Einfallstor für Kritik im wissenschaftlichen Diskurs, kann aber nicht vermieden werden.41 Nur bei Klarheit über die zugrunde gelegten Begrifflichkeiten wird eine sinnvolle Operationalisierung ermöglicht. Die entscheidende Frage lautet nicht, ob eine Definition falsch oder richtig ist, sondern vielmehr ob sie überhaupt gegeben und konsequent angewandt wird. Andernfalls ist eine wissenschaftliche Arbeit intersubjektiv schwer nachvollziehbar.

Ist die Entscheidung getroffen, welche Indikatoren aufgenommen werden, stellt sich die zweite Grundsatzfrage nach ihrer Beziehung zueinander. Hierbei können Gewichtungsfaktoren zugrunde gelegt werden, deren Verwendung im Ganzen als Wägungsschema bezeichnet wird.42 Ebenso wie bei oben genannten Hürden sind hier Entscheidungen zu treffen, die subjektiv oder normativ koloriert sind und sich somit zwangsläufig dem Vorwurf der Willkürlichkeit aussetzen. Auch hier gilt deshalb die Mindestanforderung einer transparent gemachten Entscheidung. Dem Forscher bieten sich hierbei drei Möglichkeiten.43 Er kann zunächst einen additiven Index bilden und damit auf jegliche Gewichtung verzichten. Wie der Name bereits verrät, werden die Indikatoren lediglich addiert. Sie sind somit alle gleichwertig und können sich gegenseitig ausgleichen. Ist dieser Ausgleich unerwünscht, bieten sich multiplikative Indizes als Alternative an. Da die Indikatoren hier miteinander multipliziert werden, führt ein Indikator mit einem Wert von 0 zu einem Index mit einem Wert von 0. Aus inhaltlichen Gründen ist dieses Ergebnis jedoch in einigen Fällen erwünscht. Eine dritte Möglichkeit bieten gewichtete additive Indizes der Form „a * Indikatorwert 1 + b * Indikatorwert 2 + c * Indikatorwert 3…“. Die Konstanten können dabei nur theoriegeleitet und subjektiv festgelegt werden. Nur in den seltensten Fällen bieten sich objektive Kriterien (z. B. bei der Auswirkung verschiedener Gase auf die Ozonschicht) oder Experteneinschätzungen als Alternativen an.44 Damit ist die Gewichtung jedoch keineswegs unproblematischer als eine Gleichbehandlung der Indikatoren, da in beiden Fällen subjektive Entscheidungen über die Beziehungen der Größen zueinander oder über ihre Bedeutung gefällt werden. Dementsprechend vielfältig sind auch die Wägungsschemata von Demokratisierungs- und Globalisierungsindizes.

2.3. Beispiele geläufiger Demokratieindizes

Nachdem in den beiden letzten Unterkapiteln die Themengebiete „Demokratie“ und „Indexbildung“ analysiert wurden, können diese Elemente nun zusammengeführt werden. Es sollen Beispiele geläufiger Demokratieindizes45 vorgestellt werden, da diese u. a. in der Untersuchung der Relation von Demokratie und Globalisierung Anwendung finden. Da diese Relation von historischen Veränderungen geprägt ist, macht es Sinn, vor allem solche Indizes anzuführen, die für längere Zeitreihenvergleiche geeignet sind. Nach Berg-Schlosser46 erfüllen dieses Kriterium lediglich drei populäre Indizes: der Freedom House Index, die Polity Messreihen, sowie der Demokratieindex Tatu Vanhanens.47

Erstgenannter Freiheitsindex wird jährlich berechnet und zielt ursprünglich auf die Messung individueller Freiheiten.48 Da diese Freiheiten häufig mit den liberalen Komponenten von Demokratie einhergehen, wird der Index jedoch auch zur Demokratiemessung herangezogen.49 Im Konkreten werden dabei 10 Fragen zu politischen Rechten und 15 Fragen über bürgerliche Freiheiten verwendet. Basis hierfür bildet ein Katalog und somit eine qualitative Herangehensweise, die noch quantifiziert werden muss. Pro Frage und Staat werden hierzu Punkte von 0 bis 4 vergeben, sodass maximal 40 Punkte im Bereich der politischen Rechte und maximal 60 Punkte im Bereich bürgerlicher Freiheiten erreicht werden können.50 Schlußendlich entsteht somit ein quantifizierender Index.

Eine weitere populäre Operationalisierungsmöglichkeit bietet der Polity Index (aktuell: Polity IV) von Jaggers und Gurr.51 Ursprünglich stellten sich die Autoren die Frage, wie institutionelle Charakteristika sich auf das Fortbestehen von Systemen auswirken. Es handelt sich damit um einen institutionenorientierten Ansatz. Dieser verwendet ein kontinuierliches Messkonzept, bei dem formal reine Autokratien und reine Demokratien gegenübergestellt werden. Zunächst werden dabei eine Autokratie- und eine Demokratieskala mit Werten von 0 bis 10 getrennt erfasst. Später wird der Autokratie-Skalenwert vom Demokratie-Skalenwert subtrahiert. Messbasis bilden dabei Länderberichte und eine subjektive Verkodung, womit eine qualitative Herangehensweise vorliegt. Die Skalen der Polity Indizes fußen auf fünf Variablen: die Offenheit von Regierungsämtern, die Wettbewerbsstärke politischer Partizipation, die Wettbewerbsstärke bei der Ämterbesetzung, Einschränkungen der Exekutivmacht, sowie die Regulierung politischer Beteiligung.52 Darüber hinaus werden Regimewechsel klassifiziert und datiert.

Der Index der Demokratie von Tatu Vanhanen als dritte populäre Alternative unterscheidet sich von dem vorangehenden Ansatz durch den Versuch, den Index allein durch objektiv messbare Daten der amtlichen Wahlstatistik zu bilden.53 Hiermit wird auf die Problematik der subjektiven Beeinflussung eingegangen, die bereits im vorangehenden Unterkapitel thematisiert wurde. Orientiert an Dahls Arbeiten erfasst Vanhanen politische Systeme auf einem Kontinuum zwischen Autokratie und Demokratie. Die Ausgangsfrage lautet dabei, wie sich die Demokratisierung autokratischer Regime erklären lässt. Die dekadenweise Datenerfassung beginnt bereits 1850 und bildet somit eine große Informationsbreite. Etwas simpler sind dagegen die drei Indikatoren gehalten. Hierzu zählen der Wettbewerbsgrad, die Partizipation und in neueren Studien die „Referenda“ zur Erfassung direkter Demokratie. Bei allen Indizes Vanhanens bilden Wettbewerb und Partizipation die zentralen Elemente von Demokratie.54 Die Wettbewerbsvariable wird gebildet, indem der Prozentanteil der Stimmen, die die größte Partei gewonnen hat von 100 abgezogen wird. Vereint die größte Partei beispielsweise 40 % der Stimmen auf sich, liegt der Anteil der kleineren Parteien bei 60 %. Die Partizipationsvariable wird als Wahlbeteiligung bei nationalen Wahlen im Sinne eines Anteils an der gesamten Bevölkerung (auch nicht wahlberechtigter Bürger) definiert.55 Schließlich ergeben sich zwei (bzw. drei) Teilindizes, die über Multiplikation zu dem aggregierten Index zusammengefasst werden. Der Gesamtindex wird schließlich durch 100 dividiert, sodass er Werte zwischen 0 und 100 annimmt.56 Wenn ein Indikator eine niedrige Ausprägung aufweist, erhält demnach auch der gesamte Index einen niedrigen Wert. Die Gleichgewichtung der Variablen begründet Vanhanen damit, dass alle seine Demokratiedimensionen essentiell sind und eine Dimension eine andere nicht ersetzen kann.57

Vergleicht man die drei beschriebenen Indizes, zeigt sich, dass sie spezifische Vor- und Nachteile aufweisen, weshalb ihre Verwendung vor allem vom Untersuchungsgegenstand und Erkenntnisziel einer wissenschaftlichen Arbeit abhängig gemacht werden sollte. So sollte bei der Verwendung des Freedom House Indexes beachtet werden, dass der zugrundeliegende Katalog von Freiheiten sich über die Jahre mehrmals geändert hat, was Zeitvergleiche erschwert.58 Weitaus kritischer ist hier allerdings der Mangel an Reliabilität – entstanden dadurch, dass die Ergebnisse des Indexes schlecht durch andere Forscher reproduzierbar sind, da im Detail nicht deutlich wird, wie auf Basis der Checklisten der Index gebildet wird.59 Die Berechnung der Punktzahlen aus den Fragen wird nicht nachvollziehbar dargestellt.60 Hier erweist sich der Vanhanen-Index als zuverlässiger. Vorteilhaft ist allerdings die vergleichsweise hohe Validität des Freedom House Indexes im Vergleich mit den beiden anderen Indizes.61

Ein weiterer Nachteil des Freedom House Indexes ist die Tatsache, dass er für die Erfassung institutioneller Merkmale von Demokratie nicht geeignet ist.62 Bei entsprechenden Untersuchungen ist damit der Rückgriff auf die Polity-Daten adäquater. Kritisiert wird hier allerdings der alleinige Bezug auf institutionelle Bedingungen, der die Verfassungswirklichkeit nicht ausreichend abbildet. Daneben werden teilweise redundante Komponenten verwendet, und der Rechenweg bei der Erstellung der kombinierten Skala weist eine starke Abhängigkeit der Skalen voneinander auf.63

Vanhanens Index vermeidet einige der zuvor beschriebenen Probleme. Seine Vorzüge liegen dabei vor allem in seiner Objektivität und der Transparenz hinsichtlich Berechnung und Quellen. Weiterhin verweist Vanhanen darauf, dass sein Index eine hohe Flexibilität aufweist, sodass andere Forscher die gesetzten Schwellenwerte oder Kombinationen von Indikatoren oder Klassifizierung leicht variieren können.64 Fragwürdig an seinem Ansatz ist allerdings der Bezug auf wenige Indikatoren, der ihm den Vorwurf inhaltlicher Begrenzung und beschränkter Aussagekraft einbrachte.65 So werden beispielsweise fragmentierte Parteiensysteme wie in Osteuropa als demokratischer beschrieben als etablierte Demokratien wie die USA.66 Auch die Einordnung eines Staates als demokratisch kann kritisiert werden. Wie Vanhanen selbst zugeben muss, ist die Wahl seiner Schwelle hin zur Einordnung als Demokratie willkürlich auf 30 % im Falle der Wettbewerbsvariable und 10 % im Falle der Beteiligungsvariable vorgenommen worden.67 In Bezug auf die Beteiligungsvariable kommt noch hinzu, dass diese stark durch die Altersstruktur eines Staates beeinflusst wird.68 Zudem wird bei Vanhanens Index die o. g. Vernachlässigung der normativen Dimension von Demokratie deutlich.69

Neben den indexspezifischen Schwächen gibt es eine Reihe von Streitpunkten bezüglich Demokratieindizes, die immer wieder zu fachlichen Diskussionen führen.70 Erstens stellt sich die Frage, ob eine quantitative oder qualitative Herangehensweise angemessen ist. Quantifizierende Indizes erstellen Datenpunkte mit Hilfe einer kontinuierlichen Skala, typisierende Indizes klassifizieren Regime dichotom oder trichotom, und qualitative Indizes verwenden eine umfassende Liste von Bewertungskriterien.71 Autoren wie Traine72 kritisieren die Erfassung von Demokratie auf quantitativer Ebene als unzureichend, weil sie die Details in zwischenstaatlichen Differenzen außer Acht lassen. Schlägt man jedoch den Weg einer detaillierten Beschreibung (Kriterienkatalog) einzelner Staaten ein, steigt die Informationsdichte erheblich und verhindert zumeist einen umfassenden Ländervergleich. Zusammenfassend sieht man sich also einem „unentrinnbaren trade off zwischen der Tiefe und der Breite des Ländervergleichs“ ausgesetzt.73 Ein ähnliches Dilemma zeigt sich darin, dass zwischen einer universellen und kulturspezifischen Bearbeitung des Themas entschieden werden muss.74

Zweitens erweist sich die Einordnung politischer Systeme empirisch oft als schwierig, da viele Staaten sich in einer Grauzone zwischen Autokratie und Demokratie bewegen. Dies zeigt sich seit Anfang der 1990er in verstärkten Hybridisierungstendenzen, also dem Entstehen von Mischsystemen.75 In der wissenschaftlichen Abhandlung äußert sich dies in der Frage, ob eine kategoriale (dichotom zwischen demokratisch und nicht-demokratisch) oder kontinuierliche (Verwenden von Abstufungen zwischen den extremen Systemtypen) Herangehensweise zielführend ist. Weiffen76 merkt hierzu an, dass viele kategoriale Messungen ironischerweise eine dritte Kategorie der „Semidemokratie“ einführen, weil die dichotome Zuordnung in der Praxis häufig schwer anwendbar ist. In solchen Fällen wäre es sinnvoller, gleich von einer kontinuierlichen Messung auszugehen. Ebenfalls kritisch äußert sich Berg-Schlosser.77 Demnach sei es sinnlos, den Grad der Demokratie bestimmen zu wollen, wenn dies über alle Typen politischer Regime hinweg vorgenommen wird (Beispiel: Nordkorea). Nach kategorialen Messungen werden willkürlich Schwellen festgelegt, die zwischen Demokratie und Nicht-Demokratie unterscheiden – eine graduelle Abstufung ist nicht möglich. Berg-Schlosser sieht diese Vorgehensweise als vergleichbar mit der Bewertung von Äpfeln und Birnen als „bananenhaft“. Er schlägt daher vor, die Dimensionen unterschiedlicher Regime und Typen gesondert zu messen und zu klassifizieren.

Ein weiterer, dritter Streitpunkt, der die Komplexität politischer Systeme betrifft, bezieht sich auf die Frage, ob die Indikatoren auf eine eindimensionale oder mehrdimensionale Erfassung zielen sollten. Bei Wahl der eindimensionalen Variante sollten sich die Merkmale von Demokratie in der Empirie in aller Regel gemeinsam zeigen, und die Indizes sollten ähnliche Werte aufweisen. Im Falle der mehrdimensionalen Variante ist es wahrscheinlicher, dass die Merkmale auch unabhängig voneinander erscheinen und die Indizes verschiedene Werte annehmen.78

Viertens unterscheiden sich die Autoren in der Betonung der Objektivität von Messungen. Berg-Schlosser bemängelt, dass alle oben aufgeführten Indizes subjektiv oder kulturell koloriert sind, wodurch sich bei einzelnen Staaten hohe Abweichungen zwischen den Werten ergeben können.79 Wie weiter oben bereits behandelt, sind subjektive Indizes vom Ermessen des Forschers abhängig, während objektive Indizes (so bei Vanhanen) vorgegebene metrische Merkmale wie die Wahlbeteiligung heranziehen.80 Auf dem einen oder anderen Wege ist das Ergebnis in den meisten Fällen ohnehin normativ bestimmt.81 Dies betrifft beispielsweise die Frage, ob Demokratie wie im Falle des Polity Projektes lediglich auf formaler oder auch auf informeller („praxisnaher“) Ebene gemessen werden soll.82 Auch im Umgang mit dem historischen Rahmen kommen normative oder subjektive Einflüsse zum Tragen. So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob ein Staat zum Ende des 19. Jahrhunderts auch ohne Frauenwahlrecht als voll demokratisch bewertet werden kann.83

Trotz aller strittigen Fragen erweisen sich die drei beschriebenen Indizes im Durchschnitt als ähnlich.84 So sind als Grundlagen der Demokratie „die Existenz regelmäßiger, freier, gleicher und allgemeiner Wahlen, eine Volksvertretung mit effektiver Legislativfunktion, Gewaltenteilung und die Geltung bestimmter Persönlichkeits- und Freiheitsrechte“ weitgehend unstrittig.85 Häufig richten sich die Indizes an den Vorarbeiten Dahls aus und weisen damit zumindest in Grundzügen Ähnlichkeiten auf.86 Beispielsweise stellt Vanhanen eine Ähnlichkeit seiner Messungen im Vergleich zu den Polity und Freedom House Arbeiten fest.87 Er geht zudem davon aus, dass sein Index politische Rechte und bürgerliche Freiheiten wie im Freedom House Index indirekt durch seine Wettbewerbs- und Beteiligungsindikatoren miterfasst.88 Gaber untersucht die drei Indizes über eine Korrelationsmatrix, eine explorative Faktorenanalyse und einen theoretisch-konzeptionellen Vergleich und kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass sich die Indizes ähneln.89 Er erkennt jedoch an, dass die Indizes operational und konzeptionell verschiedene Herangehensweisen wählen. In einem geringen Maß ergeben sich daher Unterschiede zwischen Vanhanens auf der einen und den beiden weiteren Ansätzen auf der anderen Seite.

3. Spezifikation des Globalisierungsbegriffs

Nachdem der Demokratisierungsbegriff als eine der zwei Komponenten der Fragestellung bearbeitet wurde, soll nun detaillierter auf den Globalisierungsbegriff eingegangen werden. Da sich viele Probleme der wissenschaftlichen Behandlung des Themas analog zu denen des letzten Kapitels bewegen, fallen die folgenden Darstellungen kürzer aus.90 Zunächst soll der Begriff „Globalisierung“ hinreichend bestimmt werden. Anschließend werden einige der gängigen Operationalisierungsmöglichkeiten aufgezeigt.

3.1. Definitionen des Globalisierungsbegriffs

Globalisierung scheint allgegenwärtig zu sein. Sie wirkt sich in solch unterschiedlichen Bereichen wie dem Transportwesen, Sport, Kultur, Politik und Wirtschaft aus. Sie führt zu Armut und Reichtum, Offenheit und Verschlossenheit, Veränderung und Stagnation, sowie Zusammenarbeit und Feindseligkeit. Diese Widersprüchlichkeit schlägt sich auch im wissenschaftlichen Verständnis des Begriffes nieder und hinterfragt die Begriffsverwendung.91 Um die Beantwortung der Fragestellung nicht im Vorhinein in eine bestimmte Richtung zu lenken, greift diese Arbeit auf einen breiten (mehrdimensionalen) Globalisierungsbegriff zurück. Demnach meint Globalisierung „weltweite Verflechtungs-, Austausch- und Abhängigkeitsprozesse“.92 Je nach Autor, Erkenntnisinteresse und Forschungsdisziplin existieren viele weitere Definitionen, von denen einige repräsentative im Folgenden skizziert werden sollen.

Einige Autoren kritisieren die Verwendung des Globalisierungsbegriffs im Allgemeinen. Gründe hierfür sind der inflationäre Gebrauch des Wortes, die historische Relativierung der mit ihm verbundenen Entwicklungen oder Kritik an der Verwendung des Ausdrucks „global“. Schirm verweist beispielsweise darauf, dass nach wie vor ein Großteil von Konsum und Produktion auf nationaler Ebene stattfinden und sich viele grenzübergreifende wirtschaftliche Aktivitäten in OECD-Staaten abspielen. Demnach ist Globalisierung vielmehr als „OECDisierung plus“ zu verstehen.93 Ein weiterer Kritiker ist Zürn, der es bevorzugt von „gesellschaftlicher Denationalisierung“ zu sprechen und Zweifel am Neuigkeitswert der Globalisierung hegt.94

Diejenigen Autoren, die die Verwendung des Begriffs oder die Existenz des Phänomens als solchem anerkennen, sind uneins über den Fokus, der auf bestimmte Aspekte gelegt werden sollte. Aufgrund der Datenverfügbarkeit und empirischen Implikationen herrscht dabei ein deutlicher „Auswahlbias“ zugunsten ökonomischer Blickwinkel.95 Birnbaum etwa sieht Globalisierung als „das Anwachsen der Mobilität des Kapitals, was es ermöglicht, Waren, Ideen und Personen mit geringem Aufwand fortzubewegen“.96 Schirm versteht darunter den „zunehmende[n] Anteil grenzüberschreitender privatwirtschaftlicher Aktivitäten an der gesamten Wirtschaftsleistung von Ländern“.97 Beck geht über diese Sichtweise hinaus:

„Globalisierung […] meint nicht nur (wirtschaftliche) Internationalisierung, Verdichtung oder transnationale Verflechtungen und Netzwerke. Sie eröffnet viel weitgehender ein sozialräumliches, sozusagen ´dreidimensionales´ Gesellschaftsbild, das nicht lokal, nicht national und nicht territorial fixiert ist“.98

Weitere Autoren wie Forndran99 erschließen dagegen besonders die politische Dimension von Globalisierung: „Unter Globalisierung sollen […] nationale Grenzen überschreitende Prozesse verstanden werden, die durch aktives Handeln und/oder passive Betroffenheit weltweit die unterschiedlichsten Akteure und Politikfelder berühren.“ Neben diesen eindimensional orientierten Definitionen bedienen sich einige Autoren breiter Definitionen, die für Pluralität und Multidimensionalität stehen. Held sieht Globalisierung auf diese Weise: „Globalization is neither a singular condition nor a linear process. Rather, it is best thought of as a multi-dimensional phenomenon involving domains of activity and interaction that include the economic, political, technological, military, legal, cultural and environmental“.100

Da mit diesen Ansichten verschiedener Autoren nur ein Bruchteil der Fülle unterschiedlicher Definitionen angedeutet werden kann, sollen nun einige grundlegende Streitpunkte aufgeführt werden.101

Erstens beziehen sich Meinungsverschiedenheiten darauf, ob sich Globalisierung historisch bereits früh zeigte (bspw. im Römischen Reich) oder ein neuartiges Phänomen ist. Zweitens entzündet sich Streit an der Frage, wer oder was für dieses Phänomen verantwortlich ist. Hier lassen sich monokausale (reduktive) und multikausale (non-reduktive) Herangehensweisen unterscheiden. Es werden demnach entweder vor allem ein Grund, wie die Kräfte des Marktes, oder mehrere Gründe für das Phänomen der Globalisierung verantwortlich gemacht. Diese Zuschreibung ist auch abhängig davon, ob – drittens – ein weiter102 oder enger Globalisierungsbegriff zugrunde gelegt wird (s. o.). Viertens herrscht Uneinigkeit über die Steuerbarkeit von Globalisierung. Während die einen ihren Verlauf im Sinne einer stetigen linearen Entwicklung für unvermeidlich halten, sehen andere eine dialektische Entwicklung mit Widersprüchen, Unvorhersehbarkeit und Phasen abnehmender Globalisierung. Dies wirkt sich auch auf einen fünften Streitpunkt aus: Ist Globalisierung wünschenswert und sollte sie gefördert werden? Oder sollten vielmehr die negativen Folgen in den Fokus genommen und vermindert werden? Während in einer ersten Welle der Globalisierungsforschung eine starke Polarisierung zwischen negativen und positiven Sichtweisen auf die Auswirkungen der Globalisierung vorherrschte, ist die Forschung über eine stärkere Empirieorientierung (Welle 2) schließlich zu sektoralen und ländervergleichenden Untersuchungen wohlfahrtsstaatlicher und regulativer Politik gelangt (Welle 3).103 Grundlage hierfür waren und sind Fortschritte in der Messung von Globalisierung, die im Folgenden dargestellt werden.

3.2. Operationalisierung des Globalisierungsbegriffs

Die Vielfältigkeit hinter dem Globalisierungsbegriff wirkt sich auch auf den Versuch aus, diesen einer Messung zugänglich zu machen. Neben der Vielfalt der Definitionen werden solche Messungen durch die Datenlage, messtechnische Details und Einschätzungen des Forschers (s. o.) geprägt, was zu sehr unterschiedlichen Messergebnissen führen kann. Dennoch sind solche Messungen sinnvoll, um die Entwicklung von Globalisierung über die Zeit, über Staaten hinweg und über verschiedene Bereiche beschreiben zu können. Auch die Prüfung von Kausalzusammenhängen, beispielsweise durch Regressionsanalysen, wird durch eine numerische Darstellung des Phänomens ermöglicht. Dieses Kapitel soll daher einige Messansätze vorstellen und sich dabei – soweit möglich – an dem zuvor bestimmten weiten Globalisierungsbegriff orientieren. Prägend für diese Ansätze sind in neuerer Zeit vor allem die Arbeiten von Dreher, Gaston und Martens,104 weshalb auf diese an vielen Stellen zurückgegriffen werden soll.

Die Autoren kritisieren, dass viele Analysen zu eng vorgenommen, Variablen ausgelassen werden und somit eine Verzerrung in Kauf genommen wird. Sie vertreten daher die Ansicht, dass in ein Regressionsmodell alle globalisierungsrelevanten Variablen aufgenommen werden sollten, statt sich lediglich der gängigen ökonomischen Variablen zu bedienen. Ein Grund hierfür ist, dass ökonomische Globalisierung von anderen Bereichen beeinflusst wird und umgekehrt. Beispielsweise könnte ökonomische Globalisierung zu erhöhter Ungleichheit führen, während politische Globalisierung sie senkt.105 Daneben spielen der internationale Waren- und Dienstleistungsverkehr, neue Kommunikationstechnologien, globale Medien, die weltweite Bewegung von Kapital, Informationen und Menschen, neue Institutionen, internationaler kultureller Austausch, Migration und viele weitere Themen eine Rolle. Die Autoren versuchen diese vielfältigen Themenbereiche über ihren KOF106 Index zugänglich zu machen und definieren Globalisierung entsprechend breit. Sie betonen dabei, dass Globalisierung zur Schaffung von Netzwerken und Verknüpfungen zwischen Akteuren über Kontinente hinweg beiträgt, von Strömen (bspw. von Informationen und Gütern) geprägt ist und entgrenzend oder integrierend wirkt.107

Nach den Autoren wirkt sich diese Entwicklung in ökonomischer, sozialer und politischer Weise aus. Dementsprechend bilden sie drei Subindizes, die zu einem Gesamtglobalisierungsindex mit Werten von 1 (minimales Maß an Globalisierung) bis 100 (maximales Maß an Globalisierung) aggregiert werden können. Diese Subindizes wiederum setzen sich aus einer Reihe gewichteter Variablen zusammen. So fließen in den Index der ökonomischen Globalisierung beispielsweise ausländische Direktinvestitionen, Handelsströme und Zölle ein. Soziale Globalisierung umfasst persönliche Kontakte (z. B. telefonisch), Informationsströme (u. a. Internetnutzung) und Daten zur kulturellen Annäherung wie die Anzahl an McDonald´s Restaurants.108 In den meisten Fällen stellen staatliche Stellen die genannten Informationen bereit. Diese Daten werden ab 1970 jährlich für 207 Staaten aufbereitet, um einen Ländervergleich hinsichtlich des Grades an Globalisierung anstellen zu können. Im Durchschnitt kann dabei festgestellt werden, dass das Maß an Globalisierung (sowohl in der Gesamtbetrachtung als auch hinsichtlich der drei Subindizes) in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat.109 Von 1970 bis 2004 haben Industriestaaten wie Deutschland, Schweden, die Niederlande, Spanien oder Australien dabei besonders hohe Werte erhalten.110 Die am wenigsten globalisierten Staaten wie Sierra Leone, die Zentralafrikanische Republik oder Haiti weisen hingegen häufig auch „Entwicklungsdefizite“ auf.

Während der Index grundsätzliche Tendenzen oder Einstufungen wahrscheinlich adäquat abhandelt, gibt es einige Gründe, den Bewertungen im Detail mit Skepsis zu begegnen. So stellen sich auch hier Fragen zur Gewichtung: Weshalb fließt der Subindex der politischen Globalisierung weniger stark in den Gesamtindex ein als die beiden anderen Subindizes? Was rechtfertigt die gewählte Gewichtung der einzelnen Variablen? Inwiefern liegen empirisch Gründe vor, überhaupt eine Gewichtung vorzunehmen? Zwangsläufig lässt sich die Gewichtung hierbei als „willkürlich“ kritisieren. Dieser Kritikpunkt ist allerdings nur schwer vermeidbar. Denn selbst ohne eine Gewichtung vorzunehmen, verwendet man eine Art Spezialfall der Gewichtung – die Gleichgewichtung. Diese ist ebenso gut oder schlecht begründbar wie das Zuweisen verschiedener prozentualer Einflüsse.

Wie weiter oben bereits dargestellt, bietet die Auswahl der Indikatoren einen weiteren gängigen Angriffspunkt für Kritik. In diesem Fall erweist sich der ökonomische Subindex als vergleichsweise gut aufgestellt. Auch die ersten beiden Aspekte sozialer Globalisierung sind nachvollziehbar operationalisiert. Der dritte Aspekt (kulturelle Annäherung) wirkt dahingegen sehr begrenzt. Es mutet stark simplifizierend an, dass kulturelle Nähe lediglich über McDonald´s Restaurants, Ikea Filialen und den Buchhandel abgedeckt wird. Zum einen sind diese Variablen sehr speziell (z. B. typisch „amerikanisch“), zum anderen sind sie stark von weiteren Variablen (Essgewohnheiten, Einkaufsverhalten, Alphabetismus etc.) abhängig, die nicht direkt mit der Zielgröße „Globalisierung“ zusammenhängen. Alternativ könnten daher Variablen wie die kulturelle Heterogenität der Bevölkerung, interkulturelle Reisen oder Fremdsprachenunterricht in Schulen herangezogen werden. Interessanterweise werden die beiden erstgenannten Punkte in ähnlicher Weise durch den Subindex abgedeckt, allerdings über die Daten zu persönlichem Kontakt. Zwar muss ein Kontakt über Staaten hinweg nicht zwangsläufig auch eine interkulturelle Begegnung darstellen, insgesamt scheinen die beiden Aspekte der sozialen Globalisierung aber in eine sehr ähnliche Richtung zu laufen. Die Daten zur kulturellen Nähe scheinen mangels Datenverfügbarkeit „aus der Not geboren zu sein“ und sollten daher in den Aspekt des persönlichen Kontaktes integriert werden.

Politische Globalisierung als der letzte Subindex setzt sich aus inländischen Botschaften, Mitgliedschaften in internationalen Organisationen, Beteiligung an Missionen des VN111 -Sicherheitsrats und dem Abschluss internationaler Verträge zusammen. Eine Operationalisierung über politische Übereinkommen und die Mitgliedschaften in internationalen (gewissermaßen „globalisierten“) Organisationen erscheinen hier sinnvoll, weil sie relativ kontextunabhängig ein hohes Maß an politischer „Weltoffenheit“ suggerieren. Kritischer lassen sich die beiden anderen Variablen sehen, da diese stärker ressourcen- und kontextabhängig sind. So haben kleinere oder ärmere Staaten deutlich weniger Ressourcen zur Verfügung. Es kann damit sein, dass eine hohe Anzahl inländischer Botschaften sich nicht lohnt oder eine Partizipation in VN-Missionen die Mittel eines Staates übersteigt. Ob dieser Staat deshalb weniger politisch globalisiert ist, erscheint allerdings fragwürdig. Zusätzlich wäre es denkbar, den Subindex um Ausgaben (als Anteil am BIP) für internationale Organisationen zu ergänzen. Bei allen Überlegungen zur Datenverfügbarkeit sollte dabei beachtet werden, dass stärker globalisierte Staaten häufig auch mehr Informationen zur Verfügung stellen. Es besteht damit die Gefahr einer Verzerrung zugunsten globalisierter Länder, die nicht empirisch, sondern schlichtweg in der mangelnden Verfügbarkeit von Statistiken in weniger entwickelten Ländern begründet ist.

Ein zweiter populärer Index ist der Maastricht Globalisierungsindex (MGI), der eine ähnlich große Anzahl an Staaten abdeckt wie der KOF Index und auch darüber hinaus einige Parallelen aufweist.112 Der MGI wählt ebenfalls einen breiten Ansatz und geht dabei von sieben Kategorien aus. Dazu gehören zunächst einmal die internationale Politik, Welthandel, globales Finanzwesen, Personenverkehr und Technologie. Die entsprechenden Variablen wie Tourismus, Telefonverkehr oder ausländische Direktinvestitionen ähneln dabei denen des KOF Indexes. Zusätzlich wurden jedoch noch die Kategorien „organisierte Gewalt“ (Militär) und „Umwelt“ (Ökologie) aufgenommen.113 Ein weiterer Unterschied zum KOF Index ist, dass die Kategorien oder Variablen schlichtweg durch Addition zum Gesamtindex aggregiert werden. Es liegt damit keine Gewichtung (oder eine Gleichgewichtung) vor. Des Weiteren werden die Daten um den Einfluss der geographischen Lage der Staaten bereinigt.114

Über die üblichen Kritikpunkte wie die Subjektivität der Entscheidungen oder die Datenverfügbarkeit hinaus bietet dieser Ansatz wenig Anlass zur Kritik. Wie der KOF Index richten die Autoren sich nach einer Reihe grundlegender Kriterien, die zumeist auch erfüllt werden.115 Dazu gehören erstens Robustheit, Reliabilität, Relevanz der Variablen, Transparenz und Abwesenheit von Redundanz. Zweitens sollte beachtet werden, dass Indikatorenauswahl und Gewichtung immer subjektiv erfolgen, jedoch nicht zu stark von Entscheidungen des Forschers abhängig sein sollten.116 Drittens sollte die Qualität der zugrundeliegenden Daten zufriedenstellend sein – häufig ist dies bei Rückgriff auf staatlich erhobene Informationen der Fall. Sieht man sich gezwungen, Werte auszulassen oder sieht man sich mit Extremwerten konfrontiert, sollte die Globalisierungsmessung hierfür möglichst wenig anfällig sein (Punkt 4). Fünftens sollten möglichst viele Staaten und Dimensionen von den Daten abgedeckt werden. Als letztes Kriterium sollte unnötige Komplexität vermieden werden, sodass die Bestandteile des Indexes gering untereinander korrelieren. Hierbei muss besonders darauf geachtet werden, dass häufig Verzerrungen zugunsten der ökonomischen Globalisierung auftreten. Grund hierfür kann entweder die direkte Messung der Wirtschaftskraft oder eine hohe Korrelation anderer Variablen mit ökonomischen Variablen sein.117

[...]


1 Fukuyama 1989; Fukuyama 1992.

2 Huntington 1991.

3 Blauberger/Dingwerth/Schneider 2011: 70.

4 Della Porta 2013: 8ff.

5 Della Porta 2013: 2.

6 Della Porta 2013: 2f.

7 Della Porta 2013: 6.

8 Einen ausschließlichen Bezug auf Wahlen zur Definition von Demokratie stellt die Autorin allerdings in Frage und begründet dies u. a. mit den Gefahren von Wahlmanipulationen oder der Unterdrückung von Minderheiten durch Mehrheitsentscheidungen (Della Porta 2013: 7).

9 Lipset 1959: 71.

10 Przeworski 1991: 10.

11 So Weiffen 2009: 21.

12 Schumpeter 1993: 428.

13 Weiffen 2009: 21.

14 Fuchs/Roller 2008: 80.

15 Einen anderen Standpunkt vertritt Urwin (2001: 57), der solche Freiheiten als eines der zwei zentralen Demokratieelemente sieht: „It is believed, first, to be rooted in the individual, relating to an absolute equity across individuals in terms of an array of rights, freedoms and liberties to which each is inherently entitled. From this perspective arises the second element of popular perception – that those who govern are selected by and are ultimately responsible to those whom they seek to govern.“

16 Fuchs/Roller 2008: 80.

17 Pfaff-Czarnecka 2011: 39.

18 Downs 1957: 23f.

19 Ziai 2008: 226.

20 In ähnlicher Weise stellen Fuchs/Roller (2008: 78f.) fest, dass die Auffassung von Demokratie zumindest im Kern nicht umstritten ist.

21 So stellen beispielsweise Weiffen (2009: 23) und Fuchs/Roller (2008: 80, 82) fest, dass es Sinn macht, Forschungsarbeiten an Dahls Vorstellungen auszurichten. Dabei sollte nach Müller (2002: 24) die „Gefahr einer Begriffsdehnung, die das Demokratiekonzept leichtfertig inflationieren würde“ vermieden werden.

22 Dahl 1989: 1.

23 Dahl 1971: 3.

24 Weiffen 2009: 23.

25 Dahl 1998: 38.

26 Berg-Schlosser 2000: 298.

27 Weiffen 2009: 23f.

28 Daneben können für eine „vollständige“ Demokratie folgende Faktoren relevant sein (Weiffen 2009: 24): „der Schutz der Regierung vor der Vetomacht einflussreicher gesellschaftlicher Gruppen und nicht demokratisch legitimierter Institutionen, der Schutz des Bürgers vor Übergriffen des Staates bzw. der Amtsinhaber, und der Schutz der staatlichen Institutionen vor Missbrauch oder Außerkraftsetzung durch die auf Zeit gewählten Amtsinhaber.“

29 Fuchs/Roller 2008: 85f.

30 Dieses Unterkapitel basiert auf Giebeler, Dennis 2014: „Von Globalisierung und sisyphonischen Operationalisierungen: Die Indexkonstruktion“ (eingereicht zum 30.09.2014, Sommersemester 2014, Proseminar „Methoden der empirischen Sozialforschung“, Veranstaltungsleitung: Björn Egner, veröffentlicht durch den Grin Verlag).

31 Schulze 2003: 308.

32 Boyd/Jalal/Rogers 2008: 107.

33 Kromrey 2009: 169.

34 Esser/Hill/Schnell 2005: 167.

35 Kromrey 2009: 176.

36 Esser/Hill/Schnell 2005: 169.

37 Siehe auch Bernauer et al. 2009: 100f.

38 Abhilfe verspricht hier im einfachsten Fall eine Korrelationsanalyse. Alternativ können die komplexeren Verfahren Faktorenanalyse oder Hauptkomponentenanalyse angewandt werden.

39 United Nations Development Programme 2014: Human Development Index. http://hdr.undp.org/en/content/human-development-index-hdi (12.03.2015).

40 Boyd/Jalal/Rogers 2008: 122.

41 Hierbei müssen die verschiedenen Definitionstypen unterschieden werden (Alemann/Forndran 2005: 92). Nominale Definitionen können nicht falsch sein, da sie Begriffen nur eine (subjektive) Bedeutung zuordnen. Realdefinitionen hingegen haben die Beschreibung der Realität zum Ziel und können diesen Anspruch verfehlen. Messbar gemacht wird die Realität schließlich durch sogenannte operationale Definitionen.

42 Schulze 2003: 324.

43 Esser/Hill/Schnell 2005: 171ff.

44 Boyd/Jalal/Rogers 2008: 115.

45 Wählt man eine präzisere Formulierung, ist es angebracht von „Demokratiegüte- oder Demokratiequalitätindizes“ zu sprechen. Im Folgenden sind solche Indizes gemeint, wenn verkürzt von „Demokratieindizes“ die Rede ist.

46 Berg-Schlosser 2000: 303.

47 Daneben existieren eine Reihe weiterer Indizes, die hier nicht im Detail behandelt werden. Zu einer Übersicht siehe Weiffen 2009: 39ff.

48 Zu den Datengrundlagen siehe Freedom House (Hrsg.) 1993: Freedom in the World. The Annual Survey of Political Rights and Civil Liberties 1992-1993. New York: Freedom House; Freedom House 2015: Freedom in the World. https://freedomhouse.org/report-types/freedom-world (12.03.2015).

49 Gaber 2000: 115f.

50 Siehe auch Weiffen 2009: 35f. Zu einer Übersichtsgrafik zu den Inhalten der Freedom House Skalen siehe Weiffen 2009: 36.

51 Gurr/Jaggers/Moore 1990; Jaggers/Gurr 1995. Zu den aktuellen Datensätzen (Polity IV) siehe: Center for Systemic Peace 2014: Data Page. http://www.systemicpeace.org/inscrdata.html (12.03.2015); NSD The Macro Data Guide 2011: Polity Project. Polity IV. http://www.nsd.uib.no/macrodataguide/set.html?id=32&sub=1 (12.03.2015).

52 Siehe auch Gaber 2000: 114; Weiffen 2009: 37f.; Weiffen 2009: 38 zu einer Übersicht der Komponenten der Polity IV-Skalen.

53 Vanhanen 1990; Vanhanen 1997; Vanhanen 2000; Vanhanen 2003.

54 Vanhanen 2000: 188.

55 Vanhanen 2000: 189.

56 Zu übersichtlichen Beschreibungen des Indexes siehe Gaber 2000: 115; Weiffen 2009: 39.

57 Vanhanen 2000: 191f.

58 Gaber 2000: 115f.

59 Welzel 2000: 159.

60 Weiffen 2009: 36f.

61 Der Freedom House Index misst demnach das zu messende Konstrukt durch seine Methode tatsächlich relativ adäquat. Die Messung ist also valide, weil ihr Messinstrument gut zur Erfassung dieser Freiheiten geeignet ist. Verantwortlich hierfür könnte die Konzentration auf Freiheiten sein, die eine zielgerichtete Messung vereinfacht. Welzel (2000: 157, 159) führt hierzu exogene Validitätstests durch und stellt dabei fest, dass der Freedom House Index im Vergleich mit den beiden anderen Indizes am validesten, aber am wenigsten reliabel ist (s. o.). Er kritisiert dabei, dass gewöhnliche Validitätstests tautologische Fehlschlüsse zulassen, weil ggf. Indizes nur hoch miteinander korrelieren oder valide wirken, weil ihnen dieselben Messfehler zugrunde liegen (S. 157).

62 Berg-Schlosser 2000: 307.

63 Weiffen 2009: 37f.

64 Vanhanen 2000: 201.

65 Berg-Schlosser 2000: 305.

66 Weiffen 2009: 39f.

67 Vanhanen 2000: 193.

68 Weiffen 2009: 39f.

69 Siehe auch Berg-Schlosser 2000: 307.

70 Zu Übersichten der strittigen Fragen siehe Lauth/Pickel/Welzel 2000: 11f.; Weiffen 2009: 30-34.

71 Weiffen 2009: 35. Daneben bilden Bürgerbewertungen von Demokratien (Umfragen) eine vierte Möglichkeit.

72 Traine 2000: 207-217.

73 Lauth/Pickel/Welzel 2000: 15.

74 Weiffen 2009: 32.

75 Gaber 2000: 129.

76 Weiffen 2009: 31.

77 Berg-Schlosser: 2000: 307f..

78 Gaber 2000: 113, 121.

79 Berg-Schlosser: 2000: 307.

80 Lauth/Pickel/Welzel 2000: 14.

81 Lauth/Pickel/Welzel 2000: 13.

82 Weiffen 2009: 33.

83 Weiffen 2009: 32.

84 Zu einem detaillierteren Vergleich siehe Anhang, Grafik 1.

85 Lauth/Pickel/Welzel 2000: 12f.

86 Lauth/Pickel/Welzel 2000: 11.

87 Vanhanen 2000: 200.

88 Vanhanen 2000: 201.

89 Gaber 2000: 122f., 129.

90 Im Konkreten umfasst diese Analogie v. a. die (potenzielle) Breite und Mehrdimensionalität der beiden Begriffe. Diese geht mit dem Problem der Indikatorenauswahl, der subjektiven Beeinflussung durch den Forscher (bspw. über verschiedene Begriffsverwendungen) und prinzipiell gleichen Hürden der Indexkonstruktion einher.

91 Forndran 2002: 167.

92 Gingrich/Knoll/Kreff 2011: 126.

93 Schirm 2006: 14.

94 Zürn 1998a: 16, 64, 76. In ähnlicher Richtung verweist Beck (1998: 19f.) darauf, dass Zeitreihen-Daten kaum die Aussage zulassen, dass es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen sprunghaften Anstieg der ökonomischen Globalisierung gegeben hat. Zumindest aus wirtschaftlicher Sicht herrscht demnach ein gleiches Maß an Globalisierung wie zur Zeit der Pax Brittanica vor dem Ersten Weltkrieg.

95 So beispielsweise Weisensee (2005: 20): Häufig werde nur eine eindimensionale, ökonomische Perspektive auf Globalisierung eingenommen oder öffentlichkeitswirksame Themen wie Massenvernichtungswaffen behandelt. Aspekte wie die politische Dimension werden dagegen vernachlässigt.

96 Birnbaum 2002: 154.

97 Schirm 2006: 13.

98 Beck 1998: 17f.

99 Forndran 2002: 170.

100 Held 1998: 251.

101 Nach Teusch 2004: 18-23; Crocker 2008: 42.

102 Nach Teusch (2004: 20) umfasst ein weiter Globalisierungsbegriff „sämtliche Erscheinungsformen eines wie auch immer gearteten Bedeutungsverlust von Grenzen“.

103 Busch 2006: 48.

104 Dreher/Gaston/Martens 2008.

105 Dreher/Gaston/Martens 2008: VII-VIII.

106 Der Index stammt von der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Siehe http://globalization.kof.ethz.ch/ (12.03.2015). Hier finden sich Datensätze und Informationen über die Methodik. Die Datensätze stammen von Dreher (2006) und wurden durch Dreher/Gaston/Martens (2008) modifiziert.

107 KOF, ETH Zürich 2015: Method of Calculation 2015 KOF Index of Globalization, o.S., verfügbar unter http://globalization.kof.ethz.ch/ (12.03.2015). Weiterhin finden sich hier Definitionen der Subindizes.

108 Eine Detailansicht der Subindizes, Bereiche, Variablen und Gewichtungen findet sich im Anhang.

109 Dreher/Gaston/Martens 2008: 64ff.

110 Dreher/Gaston/Martens 2008: 60-63.

111 Vereinte Nationen

112 Ursprünglich wurde der MGI als Modified Globalisation Index publiziert (Martens/Zywietz: 2006). Aktuell sind die Informationen über den Index bei Figge/Martens 2014 und unter http://pimmartens.info/research/globalisation-index/ (12.03.2015) verfügbar. Für eine übersichtliche Darstellung des Indexes und die folgenden Beschreibungen siehe Dreher/Gaston/Martens (2008: 29-43).

113 Zu einer detaillierten Aufstellung der Kategorien und Variablen siehe Anhang.

114 Die Bereinigung der Daten um den Einfluss der Geographie ist strittig und kompliziert. So führen die Autoren als Beispiel an, dass Panama nach einem Index ökonomisch deutlich offener wirkt als die USA (Dreher/Gaston/Martens 2008: 30). Tatsächlich liegt die Ursache hierfür in der strategischen Lage des Staates für den Schiffsverkehr. Einige Autoren plädieren dafür, diese stark kontextspezifischen Einflüsse rechnerisch auf komplizierten Wegen zu kontrollieren. Andere Autoren halten es für irrelevant, welche Ursache ein hoher Indexwert hat; entscheidend ist nur, wie stark ein Staat globalisiert ist, unabhängig davon ob der Grund hierfür geographischer oder anderer Natur ist (Dreher/Gaston/Martens 2008: 29ff. An dieser Stelle wird auch die strittige Frage nach der Normalisierung der Daten behandelt.).

115 Dreher/Gaston/Martens 2008: 26.

116 So Dreher/Gaston/Martens 2008: 26. Wie diese Regel umgesetzt werden soll, lassen die Autoren allerdings offen, weshalb sie widersprüchlich wirkt. Eventuell soll betont werden, dass eine subjektive Beeinflussung transparent dargestellt und begründet werden soll, um dem Vorwurf der Willkür wenigstens ansatzweise zu begegnen. Zudem könnte der Verweis auf andere Autoren und Vorgehensweisen die Abhängigkeit von Entscheidungen des einzelnen Forschers reduzieren und die intersubjektive Vergleichbarkeit erhöhen. Wie weiter oben bereits am Beispiel der Wirkung von Gasen auf die Ozonschicht gezeigt wurde, gibt es weiterhin in einigen seltenen Fällen objektive Kriterien zur Auswahl und Gewichtung von Indikatoren. Bezüglich der Globalisierungsindizes ist dies allerdings nicht der Fall.

117 Dreher/Gaston/Martens 2008: 26.

Ende der Leseprobe aus 84 Seiten

Details

Titel
Demokratie und Globalisierung. Analyse einer umstrittenen Beziehung
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Politikwissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
84
Katalognummer
V298568
ISBN (eBook)
9783656948629
ISBN (Buch)
9783656948636
Dateigröße
1702 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
demokratie, globalisierung, analyse, beziehung
Arbeit zitieren
Dennis Giebeler (Autor:in), 2015, Demokratie und Globalisierung. Analyse einer umstrittenen Beziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/298568

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