Arbeitslosigkeit hat viele Gesichter. Arbeit und soziale Sicherung (Fach Politik, 7. Klasse Realschule)


Unterrichtsentwurf, 2012

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Stellung der Stunde in der Unterrichtseinheit

2. Kompetenzen

3. Lernziele der Unterrichtsstunde

4. Beschreibung der Lerngruppe

5. Sachanalyse

6. Didaktische Analyse

7. Methodische Analyse

8. Tabellarischer Stundenverlauf

9.Anhang
M1 Sitzplan
M2 Ablaufplan (als Folie)
M3 Arbeitsblatt 1
M4 Arbeitsblatt 2
M5 Arbeitsblatt 3
M6 Arbeitsblatt 4
M7 Interview-Raster
M8 Ideen für Fragen/ Antworten
M9 Beobachtungsauftrag
M10 Bonusmaterial für schnelle/ leistungsstärkere SuS:

10. Literatur:

1. Stellung der Stunde in der Unterrichtseinheit

2. Kompetenzen

Im Rahmen der geplanten Unterrichtsstunde werden in Anlehnung an das Niedersächsische Kerncurriculum für das Fach Politik schwerpunktmäßig folgende Kompetenzen angebahnt:

Prozessbezogene Kompetenzen[1]

Die Schülerinnen und Schüler…

Analysekompetenz[2]

… kennen vier Formen von Arbeitslosigkeit und entwickeln ein Verständnis für verschiedene Ursachen von Arbeitslosigkeit.

Urteilskompetenz[3]

… bewerten die Formen der Arbeitslosigkeit vor dem Hintergrund persönlicher Einstellungen und Erfahrungen. (Was bedeutet das für mich? Sind die Ursachen von Arbeitslosigkeit für mich nachvollziehbar?)

Handlungskompetenz[4]

… übernehmen verschiedene Perspektiven innerhalb des Interviews, überwinden dabei ihre persönlichen Einstellungen und tolerieren unterschiedliche Sichtweisen.

Inhaltsbezogene Kompetenzen[5]

Themenfeld II.: Arbeit und soziale Sicherung

Politische Handlungsfelder und Steuerungsansätze: Arbeitslosigkeit

Arbeitstechniken und Methoden[6]

Lesen und Markieren/ Strukturieren und Exzerpieren/ Fallanalyse

3. Lernziele der Unterrichtsstunde

Groblernziel (GLZ)

Die Schülerinnen und Schüler kennen am Ende der Stunde vier Formen von Arbeitslosigkeit und sind in der Lage, diese vier Formen anhand konkreter (Fall-)Beispiele in ihren wesentlichen Zügen zu erläutern.

Feinlernziele (FLZ)

Die Schülerinnen und Schüler sollen…

4. Beschreibung der Lerngruppe

Ich unterrichte diese Klasse seit Beginn des Schuljahres 2011/2012 eigenverantwortlich mit einer Wochenstunde im Fach Politik. Die Klasse kenne ich ebenfalls aus meinem begleiteten Unterricht im Fach Englisch. Die Lerngruppe umfasst insgesamt 22 SuS, darunter 9 Mädchen und 13 Jungen. Insgesamt ist die Klasse eher lebhaft und setzt sich aus ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten zusammen. Das Verhältnis der SuS untereinander ist in der Regel positiv zu bewerten, wobei Gesprächs- und Verhaltensregeln mitunter ignoriert werden und es auch zu Streitigkeiten kommt. Das Verhältnis zwischen den SuS und mir bewerte ich als offen und freundlich.

Das Leistungsvermögen kann ich nach dem abgelaufenen ersten Schulhalbjahr relativ treffend einordnen. Zu den leistungsstarken Schülern gehören nach meiner Wahrnehmung xx, xx und xx. Es fällt ihnen leicht, neue Inhalte aufzunehmen und auch der Umgang mit teils abstrakten politischen Abläufen stellt kein Problem dar. xx ist seinen Mitschüler/innen oftmals schon eine Idee voraus, auch wenn er gelegentlich Nachlässigkeiten im Arbeitsverhalten zeigt. Ebenfalls eher leistungsstark sind xx, xx, xx und xx. xx und xx zeichnen sich besonders durch einen großen Lernwillen aus, auch wenn ihre Beiträge nicht immer zielführend sind und beide häufig abgelenkt sind. xx und xx hingegen äußern sich eher selten im Plenum. Wenn ich sie an geeigneter Stelle aufrufe, ist jedoch mit guten Beiträgen zu rechnen. Zu den SuS im mittleren Leistungsspektrum zähle ich xx, xx, xx, xx., xx., xx, xx und xx. Sie sind stets bemüht und interessiert, oftmals fehlt es ihren Beiträgen jedoch an inhaltlicher Substanz. Vor allem xx, xx und xx habe ich als engagiert und leistungsbereit kennengelernt. xx und xx hingegen wirken nicht immer gänzlich aufmerksam, zeigen jedoch themenabhängig einen ausgeprägten Lernwillen. xx, xx, xx, xx, xx und x gehören zu den leistungsschwächeren SuS. Insbesondere im Fach Politik haben sie Probleme sich adäquat in den Unterricht einzubringen, was teilweise wohl auch Resultat mangelnder Leistungsbereitschaft ist. In Einzel- und Gruppenarbeitsphasen arbeiten sie jedoch in der Regel aktiv mit. Letzteres lässt sich von xx nicht behaupten. Er zeigt über weite Strecken Arbeitsverweigerung, beeinflusst das Klassenklima negativ und ist nicht gewillt dem Unterricht zu folgen, geschweige denn diesen konstruktiv voranzubringen.

Die Lerngruppe ist kooperative Lernformen gewohnt und unterstützt sich bei der Erschließung von Inhalten gegenseitig. Besonders in Gruppenarbeitsphasen kommt es immer wieder zu Differenzierungsprozessen durch gegenseitige Hilfestellungen, die mir als Lehrkraft die Arbeit erleichtern. Allerdings braucht die Klasse 7a in Arbeitsphasen strikte Vorgaben in Bezug auf den zeitlichen Ablauf und Klarheit in den Aufgabenstellungen.

5. Sachanalyse

Es gibt verschiedene Ursachen, die zur Arbeitslosigkeit führen. Unterscheidungen verschiedener Arten der Arbeitslosigkeit helfen zu verstehen, aus welchen Gründen ein Arbeitnehmer arbeitslos wird. Insbesondere auch für die SuS dürfte es häufig schwierig nachvollziehbar sein, warum ein Mitglied der Familie – sei es Eltern, Geschwister oder Verwandte – plötzlich vor der Situation steht, arbeitslos zu sein – mit allen Einschnitten, die damit verbunden sein können. Üblicherweise wird von den meisten Ökonomen und Arbeitsmarktforschern Arbeitslosigkeit gemäß ihrer Ursächlichkeit in Sucharbeitslosigkeit, saisonale, konjunkturelle und strukturelle Arbeitslosigkeit untergliedert.[7] In der Stunde werden die vier Formen der Arbeitslosigkeit anhand von Fallbeispielen verdeutlicht:

In Fallbeispiel 1 geht es um den 24-jährigen Hendrik Schmidt, der in einer Keks- und Kuchenfabrik arbeitet und dort als Saisonarbeiter nur im Vorlauf der großen Feste zu Ostern und Weihnachten eingesetzt ist. Da er in der übrigen Zeit nicht im Betrieb gebraucht wird, wird er immer wieder entlassen, er ist also von saisonaler Arbeitslosigkeit betroffen. Im zweiten Fallbeispiel geht es um die 23-jährige Stephanie Duwe, die bei einem großen Handy-Hersteller gearbeitet hat, bevor dieser aufgrund des internationalen Preisdrucks in dieser Branche schließen musste und Stephanie entlassen wurde. In diesem Beispiel wird deutlich, dass Arbeitslosigkeit auch strukturelle Gründe haben kann.

Um die so genannte Sucharbeitslosigkeit geht es in Fallbeispiel 3. Der bei einem Sicherheitsdienst angestellte Thorsten Schreiber arbeitet nachts am Flughafen, ist jedoch mit seinem niedrigen Lohn nicht einverstanden. Er entschließt sich zu kündigen, um sich eine neue Anstellung zu suchen. Diese Form der Arbeitslosigkeit unterscheidet sich von den anderen drei behandelten Formen, da hier der Mitarbeiter selbst kündigt und nicht gekündigt wird. Im vierten Fallbeispiel geht es um die 24-jährige Nele Müller, die als Automobilkauffrau in einem Autohaus gearbeitet hat, bis dieses aufgrund sinkender Nachfrage nach Autos in der Wirtschaftskrise die Personalkosten senken und Nele entlassen musste. Dieser Vorgang ist einer schwachen Konjunktur geschuldet und wird daher auch als konjunkturelle Arbeitslosigkeit beschrieben.

Es sind durchaus noch weitere Beispiele[8] für die jeweiligen Formen der Arbeitslosigkeit denkbar, Überschneidungen zwischen den einzelnen Formen sind dabei jedoch möglich:

6. Didaktische Analyse

Das Thema der Stunde „Arbeitslosigkeit hat viele Gesichter“ lässt sich formal durch das Kerncurriculum für die Realschule – Politik[9] legitimieren. Darüber hinaus bietet sich das Thema aus mehreren Gründen zur Bearbeitung im Jahrgang 7 an: Es ist davon auszugehen, dass eine Vielzahl der SuS aufgrund ihres sozio-kulturellen und familiären Hintergrundes bereits Kontakt mit dem Thema Arbeitslosigkeit hatte. Somit erhält das Thema einen immensen Aktualitätsbezug: Die SuS können Rückschlüsse auf ihre eigene Lebenswelt ziehen und werden dabei dafür sensibilisiert, dass Arbeitslosigkeit immer in einem kausalen Zusammenhang steht.

Da das Thema der Stunde relativ abstrakt ist, werden im Sinne einer didaktischen Reduktion und zur Verdeutlichung der wichtigsten Aspekte lediglich ausgewählte Beispiele bearbeitet. Mithilfe dieser fiktiver Fallbeispiele erkennen die SuS, dass die vier Formen der Arbeitslosigkeit einen klaren Bezug zu ihrer Lebenswelt haben, denn die eher abstrakten Begriffe strukturelle, saisonale, konjunkturelle und Sucharbeitslosigkeit stehen jeweils für einen Teil der Berufsbiographie eines Menschen in den Fallbeispielen[10]. Insgesamt ist für diese Stunde vorgesehen, dass die SuS ein Verständnis dafür entwickeln, wie es zu Arbeitslosigkeit kommt. Dass Arbeitslosigkeit nicht als etwas Unerklärliches aufgefasst wird, sondern dass es eine Vielzahl an Gründen und Ursachen geben kann, die ein Familienmitglied, einen Verwandten oder Bekannten in die Arbeitslosigkeit führen.

Insbesondere auch vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise (Gegenwartsbezug) und stetigen Berichten über Entlassungen in bestimmten Betrieben (z.B. Schlecker) ist es wichtig, das Thema Arbeitslosigkeit im Unterricht aufzugreifen und somit die SuS für das Thema Arbeitslosigkeit zu sensibilisieren. Des Weiteren erhält das Thema der Stunde durch die Einbettung in eine Interview-Situation einen authentischen Rahmen. Den SuS sind politische Talksendungen aus dem Fernsehen bekannt, sodass auch hier ein Gegenwartsbezug hergestellt werden kann.

Dadurch, dass Familienmitglieder, Verwandte oder Bekannte der SuS zukünftig von Arbeitslosigkeit betroffen sein können, erhält das Thema natürlich auch einen Zukunftsbezug. Dieser gilt selbstverständlich auch für die SuS selbst, wenn auch erst in einigen Jahren.

Aus den zuvor dargelegten Gründen ist es sinnvoll, sich in dieser Unterrichtsstunde mit den verschiedenen Formen (Gesichtern) der Arbeitslosigkeit auseinanderzusetzen, um den Schülern aufzuzeigen, welche Bedeutung diese auch für sie aktuell und in Zukunft haben könnten.

7. Methodische Analyse

Die methodischen Entscheidungen werden im Folgenden entsprechend der einzelnen Unterrichtsphasen Einstieg, Erarbeitung, Präsentation/ Sicherung und Sicherung/ Transfer erklärt und begründet.

Einstieg: Als Einstieg in die Stunde wird das Wort „Arbeitslosigkeit“ als stiller Impuls an die Tafel geschrieben und im Anschluss mit der Blitzlichtmethode von den SuS kommentiert. Ich habe mich bewusst für die Blitzlicht-Methode entschieden, da diese viele freie und assoziative Äußerungen und Vermutungen zulässt. Auch leistungsschwächere SuS haben dabei die Möglichkeit, sich zu beteiligen und einen ersten Zugang zum Thema der Stunde „Arbeitslosigkeit“ zu finden. Die Überleitung zur Erarbeitungsphase erfolgt durch einen verbalen Impuls, der weitere Stundenverlauf wird mithilfe des OHP visualisiert. Somit wird Verlaufstransparenz hergestellt.

Erarbeitung: Die Methode „Fiktives Interview“ bietet im Bereich der Methodenkompetenz zunächst eine gute Möglichkeit, Texte inhaltlich zu erfassen und zu verstehen. Dabei lesen die SuS zunächst markierend in Einzelarbeit eines von vier gruppenweise themendifferenzierten Fallbeispielen, bevor sie sich im Anschluss kurz mit ihrem Sitzpartner besprechen und mögliche Fragen/ Probleme klären. Daraufhin entwickeln sie in Gruppenarbeit auf der Grundlage des Fallbeispiels ein Interview. Bis hier erfolgt die Erarbeitung somit gemäß dem Dreischritt des Kooperativen Lernens (Think – Pair – Share).

Im „Fiktiven Interview“ werden die SuS in die Situation eines Journalisten versetzt, der einen Experten (in diesem Fall einen von Arbeitslosigkeit Betroffenen) befragt. Die Erarbeitung der vier verschiedenen Formen von Arbeitslosigkeit (strukturelle, konjunkturelle, saisonale und Sucharbeitslosigkeit) erfolgt somit auf der Grundlage einer durch die SuS entworfenen authentischen Situation, nämlich der eines politischen Magazins (hier: „7A – Das Magazin“). Das fiktive Interview biete sich an dieser Stelle besonders an, da damit eher abstrakte Lerninhalte an konkretem Lebensweltbezug und Lebendigkeit gewinnen.

Präsentation/ Sicherung: Hier geht es vor allem darum, die wesentlichen Stundeninhalte (vier Formen der Arbeitslosigkeit) für alle SuS verfügbar zu machen. Dies geschieht durch die Vorstellung der Interviews vor der Klasse. Zwei SuS pro Gruppe führen das Interview vor, beschreiben somit die vier Formen der Arbeitslosigkeit und geben weiterführende Informationen anhand des zugrundeliegenden Fallbeispiels. Die anderen SuS notieren sich gezielt Informationen mithilfe eines Beobachtungsbogens. Dadurch wird einerseits sichergestellt, dass die übrigen SuS weitere Formen der Arbeitslosigkeit kennenlernen, andererseits sichern Beobachtungsaufträge die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit.

[...]


[1] Niedersächsisches Kultusministerium: Kerncurriculum für die Realschule. Schuljahrgänge 5-10. Politik. Hannover, 2008, S. 13.

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. ebd., S. 14.

[4] Vgl. ebd., S. 15.

[5] Vgl. ebd., S. 16.

[6] Vgl. ebd., S. 26.

[7] Vgl. Mols/ Lauth et al.: Politikwissenschaft, Eine Einführung. Paderborn, 2003, S. 281 f.

[8] Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung. Themenblätter im Unterricht – Arbeitslosigkeit, Ursachen und Abhilfen. Bonn, 2003, S. 3 f.

[9] Niedersächsisches Kultusministerium: Kerncurriculum für die Realschule Schuljahrgänge 5-10, 2008, S.16.

[10] Vgl. Sachanalyse.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Arbeitslosigkeit hat viele Gesichter. Arbeit und soziale Sicherung (Fach Politik, 7. Klasse Realschule)
Hochschule
Studienseminar Hannover I für die Lehrämter an Grund-, Haupt- und Realschulen
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
21
Katalognummer
V300347
ISBN (eBook)
9783956875168
ISBN (Buch)
9783668004054
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arbeitslosigkeit, Politik, Politikunterricht, Gesellschaftskunde, Arbeit, Unterrichtsentwurf
Arbeit zitieren
Jens Goldschmidt (Autor:in), 2012, Arbeitslosigkeit hat viele Gesichter. Arbeit und soziale Sicherung (Fach Politik, 7. Klasse Realschule), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300347

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