Femininer Heroismus in der Bibel. Frauen, die als Heldinnen fungieren


Hausarbeit, 2015

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Heroismus
Heroische Ansätze in der Bibel
Problematik des Begriffs aus biblischer Sicht
Neudefinition
Erläuterung der Rolle der Frau aus biblischer Sicht

Untersuchung heroischer Ansätze
Ester – Die Bitte einer Königin (AT)
Inhaltliche Zusammenfassung
Untersuchung heldenhafter Eigenschaften

Aktualität als Heldenfigur
Maria – Mutter Gottes und Heilige (NT)
Inhaltliche Zusammenfassung
Untersuchung heldenhafter Eigenschaften
Aktualität als Heldenfigur

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Besonders in einer Zeit der fortschreitenden Emanzipation, Internationalität und der daraus resultierenden Kulturvermischung, ist es wichtig die Grundlagen des in unserer Gesellschaft vertretenen Frauenbildes zu verstehen und zu hinterfragen.

Zwar hat die Aktualität biblischer Wertevermittlung stark nachgelassen, da unsere Gesellschaft vorwiegend pluralistisch geprägt und orientiert ist, trotzdem darf nicht unterschätzt werden, dass unsere heutigen moralischen und ethischen Vorstellungen auf dem Fundament der damaligen christlichen Gesellschaftsordnung basieren. Sei es durch eine bewusste Abgrenzung dieser Ordnungen oder durch die Weiterentwicklung bestimmter Aspekte, der Ausgangspunkt bleibt derselbe und somit auch seine Relevanz. So zählt die Bibel zu den bedeutsamsten Büchern unserer deutschen Kultur, da sie diese, spätestens seitdem sie massenhaft gedruckt wird, in den verschiedensten kulturellen Bereichen stark beeinflusst hat. Dazu schreibt Michael Nüchtern: „ Je besser man die Bibel kennt, desto besser versteht man auch unsere Kultur“ (Nüchtern 2008, S.13).

Um das Bild der Frau aus der Bibel zu verstehen, müssen die Idealbilder betrachtet werden, die diese projiziert. Daraus ergibt sich die Frage, ob sich in der Bibel Frauen finden, die dem Bild einer heroischen Figur entsprechen und als diese fungieren. Denn der Heroismus schafft die Idealbilder, an denen wir uns orientieren und nach denen wir uns ausrichten. Des Weiteren ist die Frage der Aktualität dieser potentiellen Heldinnen zu klären. Haben die Heldinnen ihrer Zeit auch heute noch Bestand?

Um in den folgenden Ausführungen zu untersuchen, ob feminier Heroismus überhaupt biblisch fundiert ist, werden beispielhaft Ester, als Figur des Alten Testaments (AT), und Maria, die Mutter Jesu, aus dem Neuen Testament (NT), betrachtet.

Einleitend wird der Begriff „HeldIn“ im biblischen Sinn neu definiert, da Heroismus bei primärer Betrachtung keinen Platz in einer Religion wie dem Christentum hat. Gott ist letztendlich derjenige, der laut der Bibel, Handeln bestimmt und lenkt. Um zu verhindern, dass der Heldenbegriff den Gegebenheiten der Bibel widerspricht, ist es deswegen wichtig ihn für diese Analyse anzupassen.

Heroismus

Heroische Ansätze in der Bibel

Bei ersten Untersuchungen zum Thema Heroismus in der Bibel fallen vor allem einige im Genesis Buch beschriebene Verse auf. Sie beschreiben wie Gottessöhne sich schöne Menschentöchter zu Frauen nehmen. Ihre Kinder werden als „Helden der Vorzeit“ betitelt (vgl. LUT 1984, Gen 6,1-4). Es ist anzunehmen, dass „der Begriff des Heroischen [...] auf solchen Vorstellungen eines Grenzverkehrs zwischen Göttern und Menschen“ (Assmann 2009, S.11) beruht. Interessant ist allerdings, dass ansonsten der Begriff „Held“ im Kontext der Bibel für Gott (vgl. LUT 1912, Jer 20, 11; Jes 9,5) und für den Menschen (vgl. 1.Chr 27,6; Ri 6,12) gleichermaßen verwendet wird.

Der erste Kontakt mit heroischen Ansätzen in der Bibel wird meist bereits durch kindliche Literatur im Vorschul- und Grundschulalter stattfinden. Es gibt verschiedenste Varianten von Kinderbibeln, die meist die gleichen Geschichten in Kurzformen beinhalten. Es sind die Erzählungen von vorbildhaften, mutigen Männern. Großen Befreiern, wie Mose, der „wie ein charismatischer Wundertäter dem [israelischen] Volk gegen Not in der Wüste“ (Mühling 2008, S.73) hilft. Kriegshelden, wie David und geduldig Leidenden, wie Hiob und später Jesus selbst.

Während im Alten Testament vorwiegend einzelne Personen heldenhaft auftreten sind es im Neuen Testament hauptsächlich Gruppierungen, wie beispielsweise die JüngerInnen und später die Apostel, die durch ihr vorbildliches Verhalten auffallen. Besonders im Neuen Testament wird eine dienende Haltung idealisiert: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (LUT 1984, Mt 16,24).

Auf den ersten Blick scheinen die kriegerischen Figuren des Alten Testaments konträr zu den Nachfolgern Jesu, die eher eine passive Rolle einnehmen. Doch wird der Hintergrund der verschiedenen biblischen Personen betrachtet, zieht sich eine Eigenschaft durchgängig durch die von Gott Berufenen: sie sind allesamt untalentiert. „Gott beruft nicht die Begabten, er begabt die Berufenen“ (Prean-Bruni 2014, S. 5). Diese Gemeinsamkeit aller Figuren besteht konsequent in jeder biblischen Geschichte. Gott erhöht die Niedrigen. Diejenigen, die nicht hoch angesehen sind: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“ (LUT 1984, 2 Kor 12,9).

Daraus lässt sich zusammenfassend festhalten, dass die heroisch auftretenden Personen in der Bibel nicht von sich aus große Taten vollbringen, sondern dass den heldenhaften Taten vorerst eine Erwählung Gottes, eine gnadenvolle Offenbarung, vorausgehen muss, die immer unverdient ist. Diese Offenbarung ist gleichzeitig der Kern des Christentums, das Evangelium. Luther beschreibt dies als ein aufgerichtet werden der vom Gesetz gerichteten (vgl. Pöhlmann 1973, S.43).

Problematik des Begriffs aus biblischer Sicht

Die vorausgehenden Erläuterungen zur allgemeinen Betrachtung von heroischen Ansätzen in der Bibel beschreiben bereist die damit verbundene Problematik beim Gebrauch des Begriffs der Heldin und des Helden im Christentum.

Der Held ist nicht aufgrund seiner selbst heldenhaft, sondern immer nur in Verbindung mit der göttlichen Berufung. Isaac Leo Seeligmann beschreibt dies als „alternierendes Auftreten der Motivation“ oder „doppelte Kausalität“ innerhalb der Gott–Mensch-Beziehung (vgl. Smend/Seeligmann 2004, S. 385ff). Nach diesem Modell besteht eine stetige Spannung zwischen der Verherrlichung Gottes und des Menschen, sobald es um heroische Taten geht. Das „alternierende Auftreten der Motivation“ beschreibt dabei einen Einklang der Motivation zu einer Handlung von Gott und dem Menschen, während die „doppelte Kausalität“ für eine ungleiche Motivation steht, die neben und durcheinander ist.

Jahrelang wurde in der Kirchengeschichte nach einer Forderung hin gelebt, dass den Verzicht menschlichen Handelns beinhaltet und Gott als alleinigen Handlungsführer der Geschichte darstellt. Doch schon an den biblischen Geschichten ist die Rolle der menschlichen Initiative innerhalb einer Handlungsabfolge zu erkennen (vgl. Smend/Seeligmann 2004, S. 385ff). Als Beispiel seien nur Adam und Eva genannt, deren Entscheidung vom Baum des Lebens zu essen weitreichende Folgen für die gesamte Menschheit hatte (vgl. LUT 1984, Gen 1–3).

Neudefinition

Die Definition des Helden/der Heldin im biblischen Verständnis muss nun also den erläuterten Gegebenheiten angepasst werden um eine angemessene Beurteilung zu ermöglichen. Da sich die Analyse auf femininen Heroismus in der Bibel beschränkt, wird sich der folgende Versuch einer Definition ebenfalls nur auf Heldinnen beziehen.

Eine Heldin aus christlich, biblisch fundierter Sicht ist eine Person, die zum einen im Sinne Webers, charismatische Eigenschaften besitzt, wie „gottgesandt“ oder „vorbildlich“, die von einer Anhängerschaft anerkannt werden (vgl. Weber 1922). Dies kann vor allem im Nachhinein historisch entstanden sein, wie sich später bei Maria herausstellen wird.

Des Weiteren ist eine Heldin definiert durch tapferes, opfermütiges Verhalten. „Jemand, der sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihm Bewunderung einräumt“ (Duden 2003).

Als letzter Punkt, der sich aus drei Teilen zusammen gesetzten Definition, ist zu betonen, dass eine biblische Heldin von Gott zu ihrer Tat berufen und in ihrer Ausführung gesegnet und geführt ist. Dies könnte als Ausweitung des Aspekts „gottgesandt“ aus Max Webers „Merkmalen einer charismatischen Herrschaft“ betrachtet werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Femininer Heroismus in der Bibel. Frauen, die als Heldinnen fungieren
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Veranstaltung
Der Stoff, aus dem Heldinnen gestrickt sind
Note
1,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V303645
ISBN (eBook)
9783668020733
ISBN (Buch)
9783668020740
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
.
Schlagworte
Heroimus, Frauen, Bibel, Neues Testament, Altes Testament, Rolle der Frau
Arbeit zitieren
Malina Fagin (Autor:in), 2015, Femininer Heroismus in der Bibel. Frauen, die als Heldinnen fungieren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303645

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Femininer Heroismus in der Bibel. Frauen, die als Heldinnen fungieren



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden