Private Equity Fonds. Praxisbeispiele zu Funktionsweise und Problemen


Seminararbeit, 2014

23 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmung: Private Equity und Private Equity Fonds
2.1 Grundstruktur von Private Equity Fonds
2.1.1 Lebenszyklus eines Private Equity Fonds
2.2 Eigentümerstruktur/Gesellschaftliche Struktur in Private Equity Fonds
2.3 Wesentliche Vertragsverhältnisse in Private Equity Fonds
2.4 Verschiedene Formen von Private Equity Fonds
2.4.1 Dachfonds
2.4.2 Feederfonds

3. Risiken von Private Equity Fonds
3.1 Konjunkturrisiko
3.2 Auswahlrisiko

4. Vor und Nachteile von Private Equity Fonds
4.1 Vorteile von Private Equity Fonds
4.2 Nachteile von Private Equity Fonds

5. Beispiele aus der Praxis anhand von Grohe und Heinz
5.1 Grohe
5.2 Heinz

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 - Darstellung der Grundstruktur eines Private Equity Fonds

Abbildung 2 - Das Dachfonds-Prinzip

Abbildung 3 - Finanzstruktur der Übernahme der Grohe AG

1. Einleitung

Fällt der Begriff „Private Equity“, denkt man unweigerlich an die Aussage des ehemaligen SPD-Chefs Franz Müntefering. Dieser bezeichnete, in einer Rede Mitte April 2005, Private Equity Gesellschaften als: “Heuschreckenschwärme“, welche über Unternehmen herfallen, sie abgrasen und dann weiterziehen.1 Unter anderem richtete sich Münteferings Kritik gegen Kohlberg Kravis Roberts & Co. und Goldman Sachs. Diese hatten 1999 Siemens-Nixdorf übernommen und fünf Jahre später an die Börse gebracht. Siemens-Nixdorf erhielt aus dem Erlös in Höhe von 350 Millionen Euro aber nur 125 Millionen. Die restlichen 225 Millionen flossen Kohlberg Kravis Roberts & Co. und Goldman Sachs zu.2 Negativbeispiele, wie das von Siemens-Nixdorf, gibt es noch viele. Aber es gibt nicht nur „Heuschrecken“. Positive Beispiele für Private Equity sind die Fielmann AG und die Kamps AG. Fielmann konnte durch eine Private Equity Beteiligung ins Ausland expandieren und die Kamps AG konnte 1996 ihr Unternehmen, das sie zuvor an eine amerikanische Lebensmittelkette verkauft hatte, zurückkaufen.3 Im Jahr 2008 erreichte die Private Equity Branche ihren Höhepunkt. In diesem Jahr wurden mehr als 30 Milliarden Euro für Beteiligungen ausgegeben. Momentan jedoch stagniert die Private Equity Branche. Im Jahr 2011 wurde in 110 Unternehmen 5,5 Milliarden Euro investiert. Im folgenden Jahr wurden 13,7 Milliarden in 105 Unternehmen investiert, wobei in fünf dieser Unternehmen mehr als eine Milliarde investiert wurde.4 Eins dieser fünf Unternehmen ist der Handelskonzern Douglas. Dieser wurde vom Finanzinvestor „Advent“ übernommen.5

Im ersten Quartal 2013 sind in Deutschland nur sieben Übernahmen durch Private Equity Gesellschaften verzeichnet worden.6 Diese Zahl unterstreicht den Abwärtstrend.

Diese Seminararbeit soll die Abgrenzung zwischen Private Equity und Private Equity Fonds aufzeigen, und erläutern, wie Private Equity Fonds funktionieren und worin deren Probleme liegen. Dies soll anhand von theoretischem Wissen und aktuellen Beispielen belegt werden.

2. Begriffsbestimmung: Private Equity und Private Equity Fonds

Der Begriff Private Equity heißt wörtlich übersetzt: privates Eigenkapital.7 Er stammt aus der angelsächsischen Finanzpolitik und wurde nicht in der Wissenschaft geprägt.8 Private Equity ist eine „Beteiligung auf Zeit, am Eigenkapital, nicht börsennotierter Unternehmen, mit dem Ziel der Wertsteigerung“.9 Die Investition ist meist auf einem Zeitraum von fünf bis sieben Jahren begrenzt.10 Private Equity Fonds sind reine Kapitalsammelstellen. In ihr werden alle finanziellen Mittel der Kapitalgeber zusammengefügt. Dies macht die Kapitalgeber zu Anteilseignern des Fonds, aber nicht zu Anteilseignern der Private Equity Gesellschaft.11 Private Equity Fonds sind geschlossene Fonds. Das gesammelte Geld wird dann im Namen des Fonds in circa 10-15 Beteiligungsgesellschaften investiert.12 Dies sorgt für eine höhere Risikostreuung. Hier unterscheiden sich Private Equity, welches meist gezielt in ein Unternehmen investiert, und Private Equity Fonds.

Im Vordergrund der Private Equity Fonds steht es, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen.13 Die Initiatoren sind meist Investmentbanken, die hierfür in Deutschland eine GmbH & Co.KG gründen.14

2.1 Grundstruktur von Private Equity Fonds

Wie in der Einleitung beschrieben, beteiligen sich Private Equity Fonds an verschiedenen Beteiligungsgesellschaften. Zu 98-99 Prozent stammt dieses Kapital von Anlegern, die dies mit ihrer Kapitaleinlage bereitstellen. Durch eine Beteiligung des Managements, werden die restlichen 1-2 Prozent gedeckt. Bei mittleren bis großen Fonds beträgt die Zeichnungssumme etwa 3-20 Millionen US-Dollar.15 Bei marktüblichen Fonds wird zwischen vier Parteien unterschieden:

1. „die Private Equity Fonds Gesellschaft (der eigentliche „Fonds“)
2. die Management-Gesellschaft („das Fondsmanagement“)
3. die Anleger (als Kapitalgeber) und
4. die Beteiligungsunternehmen (als Portfoliounternehmen des Fonds)“.16

Die operative Führung wird von der Managementgesellschaft übernommen. Diese bekommt dafür eine Management Gebühr, welche sich im Jahr auf 1-3 Prozent der geleisteten Einlagen bezieht.17 Sollten Gewinne durch eine Börseneinführung oder einen Verkauf erzielt werden, behält die Private Equity Gesellschaft eine Performance Gebühr in Höhe von circa 20 Prozent ein.18 Die Trennung von Fondsgesellschaft und Fondsmanagement erlaubt es dem Fondsmanagement, mehrere Fondsgesellschaften gleichzeitig zu betreuen. Die ersten Veräußerungen werden nach circa 2-5 Jahren getätigt. Hierbei erzielte Gewinne werden an die Anleger ausgeschüttet. Die Höhe dieser Summe wird im dazugehörigen Gesellschaftsvertrag festgelegt. Meist beläuft sich diese auf 80 Prozent. 20 Prozent fließen als Gewinnbeteiligung an die Managementgesellschaft. In den meisten Fällen gibt es im Gesellschaftervertrag aber eine Regelung, nach der die Gewinnbeteiligung an die Managementgesellschaft erst ausgeschüttet werden soll, wenn die Anleger eine Mindestverzinsung in Höhe von 8-12 Prozent per anno auf ihre Einlage erhalten haben. Man nennt diese auch Hurdle Rate.19

Die Abbildung, zeigt den beschriebenen Sachverhalt noch einmal in einem Bild zusammengefasst.

Quelle: Maurenbrecher, Patrick 2008; S. 60.

Abbildung 1 - Darstellung der Grundstruktur eine Private Equity Fonds.

2.1.1 Lebenszyklus eines Private Equity Fonds

Der Lebenszyklus eines Private Equity Fonds lässt sich in vier Schritte einteilen:

1. Fundraising: Im Fundraising wird der Fonds aufgelegt. Hier beginnt auch der Vertrieb an potentielle Anleger. Dies kann bis zu 18 Monaten dauern.20 Beim Fundraising unterscheidet man zwischen: Pre-Marketing, Marketing, Closing und Post-Closing.21
2. Investition: Hier wird über die Auswahl der Portfoliounternehmen entschieden. Anschließend werden die Unterlagen geprüft und dann investiert. Das kann 3-7 Jahre dauern.22
3. Verwaltung und Entwicklung: „Betreuung der Beteiligungsunternehmen und Wertschöpfung“.23
4. Exit: Im Exit wird über den Ausstieg aus dem Fonds des jeweiligen Portfoliounternehmens entschieden. Außerdem wird über die Liquidation und die Auszahlung der Anleger entschieden. Dies geschieht etwa zehn Jahre nach dem Fundraising.24

Diese werden von den Fondsadministratoren entwickelt, wobei eine Fondsstrategie aufgelegt wird, welche die allgemeine Investitionsstrategie festlegt. Hierbei kann es auch zu Überlappungen kommen. Bereits während der Fundraising-Phase können schon erste Investitionen und während der Investitionsphase schon Exits durchgeführt worden sein.25

2.2 Eigentümerstruktur/Gesellschaftliche Struktur in Private Equity Fonds

Wird nichts anderes vertraglich vereinbart, so haben Private Equity Fonds in Deutschland die Rechtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts.26 Jedoch kann sie grundsätzlich in jede beliebige, reguläre Rechtsform, ohne gesetzlich vorgeschriebene Mindestkapitalausstattung oder gesetzliche Anlagerestriktionen aufgelegt und über Private Equity Beteiligungen eingetragen oder veräußert werden.27 In Deutschland sind Private Equity Fonds in der Regel in der Rechtsform der GmbH und Co. KG strukturiert. Hier beteiligen sich die Anleger in der Rolle des Kommanditisten. Um gewerbliche Prägung zu vermeiden, beteiligt sich neben der Komplementär-GmbH noch mindestens eine weitere Personen oder Kapitalgesellschaft.28

Die Eigentümerstruktur eines Privaten Equity Fonds lässt sich in drei Kategorien zusammenfassen.

- Independents: Sie sind unabhängig und erhalten ihr Kapital von Anlegern mit denen keine Verbindung besteht. Sie sind einem weitgefächerten Publikum zugänglich.
Beispiel hierfür ist die 3i Group.
- Captive: Dies sind Fonds, welche sich in Mehrheitsbesitz einer übergeordneten Gesellschaft befinden. Diese sind meist Tochtergesellschaften von großen Unternehmen, wie Banken, Versicherungen et cetera Beispiel hierfür sind die AXA Private Equity GmbH, T-Venture Holding GmbH und WGZ Initiativkapital GmbH29
- Semi-captive-Fonds: Dies sind die exklusiven Fonds. Hier gibt es keinen beherrschenden Gesellschafter, sondern nur einen kleinen, geschlossenen Gesellschafterkreis.30

Beispiel hierfür ist die Argantis GmbH, welche eine gemeinsame Private Equity Gesellschaft vom Bankhaus Sal. Oppenheim jr. & Cie. KgaA und der IKB Deutsche Industriebank AG ist.31

‘2.3 Wesentliche Vertragsverhältnisse in Private Equity Fonds†

Die wesentlichen Vertragsverhältnisse in einem Private Equity Fonds sind:

- Der_Managementvertrag

Der Managementvertrag wird zwischen der Managementgesellschaft und den geschäftsführenden Kommanditisten geschlossen. Der Vertrag regelt Einzelheiten der Geschäftsführungstätigkeit, die Suche und die Auswahl von Portfoliogesellschaften, die laufende Betreuung des Beteiligungsportfolios, die Durchführung und Vorbereitung von Investitionsentscheidungen sowie die Begleitung und Beratung in diversen Bereichen, wie Public Relations oder Marketing.32

- Der_Beteiligungsvertrag

Die Beteiligung an der Portfoliogesellschaft erfolgt gesellschaftsrechtlich durch den Erwerb von bestehenden Gesellschaftsanteilen oder Gesellschaftsanteilen, die im Rahmen eine Kapitalerhöhung entstanden sind. Die Beteiligungsverträge bilden die rechtliche Grundlage für das Verhältnis der Fondsgesellschaft gegenüber den Anteilseignern der bisherigen Portfoliogesellschaft.

Der Beteiligungsvertrag regelt grundlegende Dinge wie: Form und Durchführung der Beteiligung, den Zeitraum der Beteiligung sowie wirtschaftliche Ziele, welche mit Milestones bestimmt werden.33

- Der_Gesellschaftervertrag_der_Portfoliogesellschaft

Der Gesellschaftervertrag wird an die Bedürfnisse der Fondsgesellschaft nach jeder Akquisition einer Portfoliogesellschaft angepasst. In ihm werden folgende Dinge vereinbart: Zusicherungen und Garantie zugunsten der Fondsgesellschaft, Kontrollrechte, Informationsrechte, Mitwirkungsrechte, Eckdaten zur Überwachung von Wettbewerbsklauseln und die Einrichtung eines Beirates und oder eines Aufsichtsrates.34

”‹˜ƒ–‡“—‹‘2.4 Verschiedene Formen von Private Equity Fonds †•

Dachfonds, auch Funds of Funds genannt, sind, wie Feeder Fonds, indirekt investierende Fonds. Sie sind für kleine und mittlere Privatanleger gedacht und unterscheiden sich von den direkt investierenden Fonds dahingehend, dass die Beteiligung nicht so kapitalintensiv ist.35

2.4.1 Dachfonds

Von einer Dachfondskonstruktion spricht man, wenn der Private Equity Fonds nicht direkt in eine Portfoliogesellschaft investiert wird, sondern in einen sogenannten Zielfonds. Diese Zielfonds sind ausgewählte Private Equity Fonds.36 Der Dachfonds tritt in der Rolle eines Finanzintermediärs zwischen Private Equity Fonds und Anleger auf. Die Bedeutung der Dachfonds hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, obwohl sie keine neue Erfindung sind. Unter der Bezeichnung Umbrella Fonds sind diese im Wertpapierbereich schon seit Jahren erfolgreich37.

[...]


1 Vgl. http://www.stern.de/politik/deutschland/kapitalismusdebatte-die-namen-der-heuschrecken- 539759.html.

2 Vgl. http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/a-353997.html Stand 07.10.2013.

3 Vgl. http://www.i-basis.de/dp/ansicht/kunden/sale/medien/anhaenge/k1_m38.pdf Stand 07.10.2013.

4 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/private-equity-heuschrecken-finanzinvestoren- kaufen-deutsche-firmen-a-874858.html Stand 07.10.2013.

5 Vgl. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/uebernahme-perfekt- finanzinvestor-advent-schnappt-sich-douglas/7475370.html.

6 Vgl. Schürmann, WiWo 2013 Seite 9.

7 Vgl. Becker/Hans-Paul 2007; S.236.

8 Vgl. Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 26.

9 Thum,Oliver/Timmreck,Christian,Keul,Thomas 2008; S13.

10 Vgl. Figna, DER BETRIEB 2005, 966.

11 Vgl. Schalkowski,Henrik 2013; Seite 29.

12 Vgl. Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 199.

13 Vgl. Becker/Hans-Paul 2007; S.236.

14 Vgl. Figna,DER BETRIEB 2005, 968.

15 Vgl. Lüdicke/Arndt 2013; S 422.

16 Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 205.

17 Vgl. Becker/Hans-Paul 2007; S.237.

18 Vgl. Maurenbrecher,Patrick 2008; S. 60.

19 Vgl. Lüdicke/Arndt 2013; S 422.

20 Vgl. Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 220.

21 Vgl. Veith/Feldhaus 2010; S 63.

22 Vgl. Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 220.

23 Ebd. S 220.

24 Vgl. Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 220.

25 Vgl. Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 220.

26 Vgl. Lüdicke/Arndt 2013; S 424.

27 Vgl. Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 204.

28 Vgl. Lüdicke/Arndt 2013; S 425.

29 Vgl. Thum,Oliver/Timmreck,Christian,Keul,Thomas 2008; S19.

30 Vgl. Gündel,Matthias/Katzorke,Björn 2007; S 199.

31 Vgl. Thum,Oliver/Timmreck,Christian/Keul,Thomas 2008; S19.

32 Vgl. Lüdicke/Arndt 2013; S 426.

33 Vgl. Lüdicke/Arndt 2013; S 426.

34 Vgl. Ebd. S 426.

35 Vgl. Natter,Alexander 2003; S 201.

36 Vgl. Lüdicke/Arndt 2013; S 427.

37 Vgl. Natter,Alexander 2003; S 201.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Private Equity Fonds. Praxisbeispiele zu Funktionsweise und Problemen
Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Veranstaltung
Dienstleistungsmanagement - Lobbyismus
Note
2,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
23
Katalognummer
V306513
ISBN (eBook)
9783668049536
ISBN (Buch)
9783668049543
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
BWL, Dienstleistungsmanagement, Private Equity Fonds, Lobbyismus, Fonds, Betriebswirtschaftslehre
Arbeit zitieren
Benjamin Fürstenberg (Autor:in), 2014, Private Equity Fonds. Praxisbeispiele zu Funktionsweise und Problemen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306513

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