Wohn- und Lebensbedingungen im Alter aus der Sicht der Best Agers


Masterarbeit, 2014

77 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Persönliche Motivation
1.3. Forschungsfrage
1.4. Ziel der Arbeit
1.5. Methodik
1.5.1. Vorgangsweise
1.5.2. Untersuchungszeitraum und-ort
1.5.3. Aufbau der Arbeit

2. Grundlagen
2.1. Historische Entwicklung derAltenbetreuung
2.2. Demografische Entwicklung
2.3. Angebot zur Betreuung und Pflege alter Menschen in Oberösterreich heute, deren Entwicklung, Auslastung und Finanzierung
2.4. Die „Best Agers“

3. Interviews
3.1. Auswahl und Beschreibung der Interviewpartnerinnen
3.2. Verlauf der Interviews
3.3. Auswertung der Interviews in Bezug auf die Forschungsfragen
3.4. Die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst

4. Ergebnisse im Einzelnen: Wünsche, Pläne, Taten
4.1. Die selbstverwaltete HG
4.1.1. Begriffsdefinitionund Beschreibung
4.1.2. Ergebnisse aus der Literatur
4.1.3. Ergebnisse zum Thema „Hausgemeinschaft“ aus den Interviews
4.1.4. Erfolgsfaktoren für eine selbstverwaltete HG abgeleitet aus den Interviews im Vergleich zur Literatur - Forschungsfrage 3
4.2. Die Netzwerkbildung zur Gründung einer selbstverwalteten HG - Theorie und Beispiele
4.2.1. Theoretischer Zugang zur Bildung eines Netzwerkes
4.2.2. Erfolgsfaktoren eines Netzwerkes
4.2.3. Verantwortung und Aufgabe des Netzwerkes
4.2.4. Phasen eines Netzwerkes
4.3. Reaktionen der Träger von Einrichtungen auf den Bedarf der Best Agers
4.3.1. Inwieweit benötigen/ wünschen Best Agers Angebote öffentlicher oder privaterTräger, und wie sollen diese aussehen?
4.3.2. Anpassung an den Bedarf aus Sicht des strategischen Managements
4.3.3. Die Konzeptanpassung als Möglichkeit, bestehende Einrichtungen den Anforderungen der Best Agers anzupassen:
4.4. SWOT-Analyse der wichtigstenErgebnisse
4.5. Lösungsansätze und Best Practice- Beispiele

5. Ergebnisse und Diskussion
5.1. Zusammenfassung
5.2. Schlussfolgerungen
5.3. Resümee

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Anhang

Thema

Wohn- und Lebensbedingungen im Alter, dargestellt aus der Sicht der Best Agers.

Abstract

ln der vorliegenden Arbeit wird dargestellt, wie die heute 45- bis 70-jährigen, die „Best Agers“, sich ihre Wohn- und Lebensbedingungen im Alter wünschen, ob sie ein entsprechendes Angebot vorfinden bzw. inwiefern sie bereit sind, rechtzeitig passende Wohn- und Lebensformen für sich selbst zu schaffen, wie diese aussehen könnten und welche Art von Unterstützung dafür gebraucht wird.

Aus sieben qualitativen Interviews mit Best Agers geht hervor, dass sie ihre Zukunft nicht besonders optimistisch sehen. Neben dem Wunsch nach Gesundheit, Mobilität und finanzieller Unabhängigkeit, kristallisiert sich deutlich der Wunsch nach dem passenden sozialen Umfeld heraus. Man will unbedingt die Wahl haben, mit wem man das Alter verbringt.

Da das Altersheim in der heutigen Form auf fast völlige Ablehnung stößt, sind die Best Agers grundsätzlich zwar bereit, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, jedoch fehlt es an Vorbildern, Informationen und Know-How, was die Herangehensweise angeht.

Folglich wird auf die Bildung eines sozialen Netzwerkes zur Gründung einer selbstverwalteten Hausgemeinschaft und auf die Anpassungsmöglichkeit bestehender Altenheime auf die Bedürfnisse der Best Agers genauer eingegangen.

Anhand von Best Practice Beispielen wird der Handlungsspielraum für die Zukunft aufgezeigt. Das Ergebnis ist, dass sich nicht die Frage Altenheim oder selbstverwaltete Hausgemeinschaft stellt, sondern dass die Zukunft im „dritten Sozialraum“ zwischen dem Privaten und der Öffentlichkeit als Herzstück der Gesellschaft liegt, den es für ein geglücktes Altern im Kreise von guten Freunden zu gestalten gilt.

Dank ...

... an meine Kolleginnen aus dem Lehrgang Healthcare Management für die schöne gemeinsame Zeit in Graz.

... an Wolfgang Rath von Primawera in Graz für seinen fachlichen und menschlichen Beistand.

... an die anonymen Interviewpartner CS, HH, KS, NK, SW, SZ und UZ dass sie mich an ihren Überlegungen fürs Alter teilhaben ließen. Dies war nicht nur ein essentieller Beitrag für diese Arbeit, sondern auch für mich persönlich manch wertvoller Gedankenanstoß.

... an Dl Florian Mayrhofer BSc und Doris Lucan-Stood MSc für die Mühen des Korrekturlesens und Mag. (FH) Bettina Hofmann für die fachlichen Inputs.

„.an Kolleginnen und Freunde für viele Gespräche.

... besonders an meinen Gemahl für seine unerschöpfliche Gutmütigkeit und Geduld und den Kindern für die Mischung aus Mitgefühl, Spott und Anerkennung für meine späten Anstrengungen, und dass sie mich das Rennen in letzter Sekunde gewinnen ließen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit werden in dieser Arbeit entweder die männlichen oder die weiblichen Formen von personenbezogenen Hauptwörtern gebraucht. Diese Begriffe beziehen sich immer auf beide Geschlechter.

1. Einleitung

1.1. Problemstellung

Wenn man sich das bestehende Angebot für Seniorinnen in Österreich, die nicht mehr im Stande sind, ihr Leben aus eigener Kraft alleine zu meistern, ansieht, so findet man in erster Linie Alten- und Pflegeheime, die, so modern, fortschrittlich und bewohnerorientiert sie auch sein mögen, nicht wirklich das bieten, was wir, die Generation 45+ oder die „Best Agers“, uns für ein selbstbestimmtes Altern vorstellen.

1.2. Persönliche Motivation

Seit meiner Schulzeit höre ich im Bekannten- und Freundeskreis, immer wenn die Rede auf das eigene Altwerden kommt, den gleichen Satz: "Ich zieh einmal in eine WG1 !", manchmal mit dem Zusatz: „Dort treffen wir uns dann wieder!“ Ich glaube, das geht nicht nur mir so, sondern es handelt sich dabei um ein Phänomen, das bei vielen Menschen meiner Generation (*1962) anzutreffen ist.

Was meinten wir vor Jahren mit dieser Aussage? Was meinen wir heute damit? Was bedeutet heute für uns Best Agers „Ich zieh einmal in eine WG!“? Wie schaut die Realität aus? Was erträumen wir uns für unsere Zukunft? Was können wir uns einmal leisten?

Inspiriert und getrieben von einer schier nicht enden wollenden Flut von Berichten, Filmen und Romanen über die neuen attraktiven und aktiven Alten, die geliebt, geschätzt und gebraucht ihrem diesseitigen Ende tapfer entgegen lächeln, wird der Traum einfach weiter geträumt: Wir werden anders alt. Selbstbestimmt, kritisch, aktiv und ziemlich eigensinnig. Wenn wir alt sind, dann, ja dann ziehen wir in unsere tolle WG!

Bloß wo ist die? Wie soll sie aussehen? Wer plant sie für uns. Und wer bezahlt das alles einmal?

Was sind nun meine eigenen Beweggründe, eine Master Thesis zu diesem Thema zu verfassen? Zum einen befinde ich mich selbst in der Situation, ein ausbaufähiges Mehrfamilien-Wohnobjekt zu besitzen, dessen Erhaltung und Nutzung mir einiges Kopfzerbrechen verursacht, zum anderen bin ich Heimleiterin zweier Häuser der Seniorenbetreuung der Stadt Wels und somit beruflich mit dem Thema Wohnen im Alter konfrontiert. Wir stellen in allerletzter Zeit fest, dass die Wartelisten kürzer werden und die Auslastung im Sinken begriffen ist. Wer will schon in einem Altersheim wohnen?

Meine persönliche Motivation, mich dieser Arbeit zu widmen ist es nun, dass ich denke, fünfzig sei das beste Alter, um für später vorzusorgen. Jetzt ist die richtige Zeit, die Weichen zu stellen. Noch haben wir die Kraft und die Zeit, etwas zu bewegen.

1.3. Forschungsfragen

Wie stellen sich die Best Agers die Wohn- und Lebensbedingungen im Alter vor? Was wünschen sie sich? Wollen Best Agers aus heutiger Sicht eine selbst verwaltete Hausgemeinschaft für das Wohnen im Alter als eine Alternative zu den derzeit vorhandenen Angeboten für Seniorinnen? Wollen sie diese selbst initiieren, errichten und betreiben? Was wären die Erfolgsfaktoren für so ein Vorhaben? Inwieweit benötigen / wünschen sie Angebote öffentlicher oder privater Träger und wie sollen diese aussehen?

Zielqruppe: Menschen, die zwischen 45 und 70 Jahre alt sind (Best Agers), über WG- Erfahrung aus der Jugend verfügen und den größten Teil ihres Lebens im oberösterreichischen Zentralraum verbracht haben.

Ziel der Arbeit

Ziel der Arbeit ist es einerseits zu analysieren, inwieweit es für Best Agers eine Zukunftsperspektive darstellt, durch rechtzeitige Netzwerkbildung und Gründung bzw. Vorbereitung einer selbst verwalteten Wohngemeinschaft / Hausgemeinschaft2 für ihr Alter vorzusorgen und was die Erfolgsfaktoren dafür wären.

Andererseits soll herausgefunden werden, auf welche Anforderungen sich die Trägerschaft von Einrichtungen zur Seniorenbetreuung einstellen kann, um rechtzeitig ein passendes Angebot für die Zielgruppe maßschneidern und anbieten zu können.

1.5. Methodik

1.5.1. Vorgehensweise:

Es wurden sieben qualitative Interviews mit Best Agers anhand eines Interviewleitfadens3 geführt. Der Leitfaden enthält neben den einleitenden Fragen zur persönlichen Lebenssituation (Alter, Beruf, Wohnort,...) 21 Fragen zum Themenkreis „Wie stelle ich mir das Wohnen und Leben im Alter vor?“ Die Methode, sieben ausgewählte Repräsentantinnen zu interviewen, wurde gewählt, da eine repräsentative Umfrage den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde und somit zu Lasten anderer Ausführungen ginge.

1.5.2. Untersuchungszeitraum und -ort

Der Untersuchungszeitraum ist die Zeitspanne vom November bis Mitte Dezember 2013, beim Untersuchungsort handelt es sich um den oberösterreichischen Zentralraum. Die Befragten stammen aus den politischen Bezirken Wels Land, Vöcklabruck und Gmunden.

1.5.3. Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Master-Thesis besteht neben Einleitung und Schlussbetrachtung aus drei Teilen.

Im ersten Teil, den Grundlagen, werden neben der geschichtlichen Entwicklung der Altenbetreuung auch die demografische Situation und deren Prognosen in Österreich beleuchtet. Die Zielgruppe der Forschung, die Best Agers, wird definiert.

Im zweiten Teil, den Interviews, werden die Antworten auf die Fragen systematisch erfasst und gegliedert sowie die Hauptergebnisse zusammengefasst und betrachtet. Die bedeutendsten Ergebnisse werden in der Folge genauer betrachtet.

Im dritten Teil, den Ergebnissen, werden die Konsequenzen der Aussagen aus den Interviews aufgezeigt und diskutiert. Ist die HG das geeignete Mittel der Wahl? Was sind die Erfolgskriterien? Was charakterisiert eine solche? Wie funktioniert die Bildung eines sozialen Netzwerkes in Theorie und Praxis? Wie kann von der öffentlichen Hand oder von privaten Trägern durch Maßnahmen des strategischen Managements ein Angebot kreiert werden, das die Bedürfnisse der Best Agers besser erfüllt und von diesen angenommen wird? Ferner wird dargestellt, was zu tun ist, um bestehende Einrichtungen weiter zu entwickeln, um den Bedürfnissen der Best Agers entsprechen zu können. Abschließend werden noch die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der bedeutendsten Ergebnisse beleuchtet und durch den Hinweis auf Best Practice Beispiele der Handlungsspielraum für die Zukunft aufgezeigt.

2. Grundlagen

ln diesem Kapitel sollen nun die historische und demografische Entwicklung sowie die momentan zur Verfügung stehenden Angebote zur Altenbetreuung beschrieben, und der Begriff der „Best Agers“ definiert werden.

2.1. Historische Entwicklung der Alten betreu ung

Die Geschichte der Altenpflege ist über lange Zeiträume mit der Geschichte der Krankenpflege gleichzusetzen. Der Begriff „Alter“ hatte im Mittelalter eine andere Bedeutung als heute. Eine klare Trennung von „arm“, „krank“ und „alt“ gab es nicht. Ein Erwachsener, der seinen Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten konnte, wurde zu den Bedürftigen und Armen gezählt (Menker/Waterboer 2006).

Im 16. Jahrhundert lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Europa bei 34 Jahren, der Anteil der über 60-jährigen an der Gesamtbevölkerung bei ein bis zwei Prozent. Die meisten Menschen starben nicht an Altersschwäche sondern an der mangelnden medizinischen Versorgung. Infektionskrankheiten, Seuchen und Unterernährung rafften die Menschen bereits im Säuglingsalter dahin. Frauen starben häufig bei oder an den Folgen der Geburt ihrer Kinder. Darüber hinaus gab es schlechte Hygiene, schlechte Wohn- und Arbeitsbedingungen, was besonders bei niedrigen sozialen Schichten zur geringen Lebenserwartung beitrug (Menker/Waterboer 2006: 2).

Die religiöse Verpflichtung veranlasste Menschen, sozial Schwächere zu unterstützen. Die ersten spitalsähnlichen Einrichtungen, sogenannte Gerokomeione, existierten schon im vierten Jahrhundert. Die ersten Spitäler entstanden im 13. Jahrhundert aus Stiftungen an die Kirche. Im 16. Jahrhundert hatte jede Stadt mindestens ein eigenes Spital, die Pflege wurde meist von rüstigen Mitbewohnern übernommen, die als „Wärter“ bezeichnet wurden. Man schüttete Stroh für die Lager auf den Boden, frische Luft galt als schädlich und für das Bettnässen wurde eine Geldbuße eingehoben (Menker/Waterboer 2006: 5).

Nach dem 30-jährigen Krieg 1618 bis 1648 mit all seinen Gräueln begann ein Umdenken. Humanismus und Menschlichkeit erhielten einen höheren Stellenwert. Es entstand ein neues Altenbild, das von Respekt vor dem Alter geprägt war. Die Realität zeichnete jedoch ein anderes Bild: Die fortschreitende Säkularisierung verschlechterte die Situation der von kirchlichen Einrichtungen Abhängigen erheblich.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der medizinische Fortschritt rasant. Krankenhäuser wurden immer mehr zu spezialisierten medizinischen Institutionen. Das Zusammenleben der Alten, nicht mehr Heilbaren mit den heilbaren Kranken wurde als Belastung empfunden. Mit dem Beginn der Industrialisierung wurde der Wert eines Menschen an der Leistungsfähigkeit gemessen. Das war die Geburtsstunde der Sozialversicherung und somit Grundlage der institutionalisierten Altenpflege (Menker/Waterboer 2006: 6).

Der Erste Weltkrieg und die Wirtschaftskrise trafen große Teile der Bevölkerung sehr schmerzhaft. Die Renten reichten für das Lebensnotwendige nicht mehr aus. Armenküchen und Armenausspeisungen waren die Regel, an eine vernünftige Altersversorgung der Menschen war kaum zu denken.

Im Nationalsozialismus gehörte der alte Mensch zu den „Nutzlosen“. Vielfach wurden Alte zusammen mit geistig und körperlich Behinderten als „Lebensunwertes Leben“ vergast. Auch gab es mobile Tötungskommandos für Alte.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Alten in kirchlichen und staatlichen Institutionen untergebracht. Dort mussten sie sich strengen Hausordnungen fügen und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen.

Ende der 50-er Jahre erlebte die Versorgungssituation alter Menschen in stationären Einrichtungen einen Wandel: Die pflegerische Betreuung, für die es keine geschulten Arbeitskräfte gab, rückte in den Vordergrund. Organisatorisch und räumlich wurden die Altenheime an die Krankenhäuser angepasst. Große Schlafsäle, wenige

Gemeinschaftsräume, Waschsäle und einfaches Essen waren für die damaligen Alteneinrichtungen typisch. Heute spricht man bei diesen Einrichtungen von den Altenheimen der zweiten Generation. Unter Heimen der ersten Generation versteht man die Armenhäuser (Menker/Waterboer 2006: 7f.).

In den 70-er Jahren schritt die Institutionalisierung fort. Unter dem Begriff „Institutionalisierung“ versteht man, auf die Entstehung der Altenheime bezogen, den Prozess der Ausgliederung der Altenhilfe aus dem familiären Alltagsleben. Dadurch entsteht zunehmend ein geschlossener, sich von der privaten Lebenssituation der Senioren abgrenzender Lebensraum mit eigenen Formen der Berücksichtigung von Interessen, Bedürfnissen und Werthaltungen der Heimbewohner (Voss 1990: 2).

Neben der Versorgung körperlicher Defizite werden zunehmend die Befriedigung psychischer und sozialer Bedürfnisse und die Wünsche alter Menschen berücksichtigt. Die Altenheime der dritten Generation, die größtenteils bis heute Standard sind, wurden gegründet.

In den 90-ern des vorigen Jahrhunderts bekam die ambulante Versorgung wieder mehr Bedeutung. Im stationären Bereich hat sich das Bild alter Menschen radikal verändert. Die Kluft zwischen den Generationen ist so groß wie nie zuvor und scheint oft kaum überbrückbar.

2.2. Demografische Entwicklung

Da sich durch die lange Friedensperiode seit dem Zweiten Weltkrieg, die technische Entwicklung und den Wirtschaftsaufschwung, die damit einhergehenden Steigerung des Wohlstandes und die Verbesserungen hinsichtlich Gesundheitsvorsorge, Hygiene, Ernährung,... die Lebensbedingungen deutlich verbessert haben, stieg die Lebenserwartung in Österreich an (Statistik Austria 2013: 100). Gemäß Statistik Austria liegt die Lebenserwartung der Männer heute bei 78 Jahren, jene der Frauen bei 83,3

Jahren. Prognosen für das Jahr 2050 lassen 84,3 Jahre für Männer bzw. 89 Jahre für Frauen erwarten.4

Die Fachliteratur spricht von einer sogenannten „doppelten demografischen Alterung“5. In unserer Gesellschaft sinken einerseits die Geburtenraten, andererseits steigt die Lebenserwartung überproportional. Den 20- bis 64-jährigen, die 1990 einen Anteil von 61% an der Gesamtbevölkerung darstellen, standen 1990 noch ca. 15 % Menschen über 64 Jahre gegenüber, im Jahr 2012 sind es bei 62 % der 20- bis 64-Jährigen 18 % über 64-Jährige.

Beachtenswert für die Entwicklung der Seniorenbetreuung ist die zunehmende Singularisierung der Gesellschaft. Im Jahr 1990 lag die Gesamtzahl der Privathaushalte in Österreich bei 2.913.000, heute sind es 3.678.000. Der Anteil der Einpersonenhaushalte lag damals bei 814.000, das sind ca. 28 %. 2012 waren es rund 36,5 % und bis zum Jahr 2030 wird der Anteil der Singlehaushalte voraussichtlich auf 1.560.000 steigen, das sind 39 %6.

Auffallend dabei ist das Geschlechterverhältnis. Bei den 40- bis 49-Jährigen leben derzeit 16,1 % der Männer und 11,7 % der Frauen alleine. Bei den 50- bis 59-Jährigen hält sich die Anzahl der männlichen und weiblichen Singles in etwa die Waage. Ab dem 60. Lebensjahr kehrt sich der Trend deutlich um. Bei den 70-79-jährigen sind es 18,5 % der Männer und 40,2 % der Frauen, und bei den Über 80-Jährigen leben nur noch 23,7 % der Männer in Einpersonenhaushalten, die Frauenjedoch zu 57,1 %.7

Zahl und Anteil der Über-75-jährigen Bevölkerung sind im Steigen begriffen. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird sich von momentan 8 % über 11 % (2030) auf 17 % (2050) ebenfalls mehr als verdoppeln8.

Der Anstieg der alten Bevölkerung lässt erwarten, dass der Bedarf an Pflegevorsorge steigt. Im folgenden Kapitel wird der Ist-Stand des Angebotes in Oberösterreich für Menschen, die im Alltag auf Unterstützung angewiesen sind, beschrieben.

2.3. Angebote zur Betreuung und Pflege alter Menschen in Oberösterreich heute, deren Entwicklung, Auslastung und Finanzierung

Grundsätzlich unterscheidet man bei Pflege den formellen und den informellen Bereich. Mit dem informellen Bereich ist das familiäre oder freundschaftliche Umfeld gemeint, in dem Pflege und Betreuung stattfindet. Mehr als 70 % der Pflegebedürftigen Österreichs werden informell durch sogenannte Laienpflege, meist durch Ehepartner oder Lebensgefährten oder andere Familienmitglieder, gepflegt und betreut.9 In diesem Kapitel soll nun der formelle Bereich näher beleuchtet werden.

Derzeit findet man in Oberösterreich unterschiedliche Arten der Pflege und Betreuung alter Menschen, die im Folgenden genauer beschrieben werden: Die stationäre Betreuung und Pflege in Alten- und Pflegeheimen privater oder öffentlicher Träger, die stundenweise mobile Betreuung und Pflege durch soziale Dienste, auch Hauskrankenpflege genannt, (Rotes Kreuz, Volkshilfe, Caritas,...) und die alternative formelle Pflege (Hausbetreuung), damit ist die sogenannte „24-Stunden-Pflege“ gemeint10.

Unter einem Alten- und Pflegeheim versteht man eine Einrichtung der stationären Altersversorgung, in die man sich begibt, wenn die Kräfte im Alter nachlassen und ein Leben im eigenen Haushalt nicht mehr möglich oder zumindest nicht mehr wünschenswert ist.

In Oberösterreich stehen für die ältere Bevölkerung am 1.1.2013 123 Alten- und Pflegeheime mit insgesamt 11.956 Normplätzen unterschiedlicher Trägerschaften (Städte, Sozialhilfeverbände, Gemeinden, Orden, Vereine) zur Verfügung (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Präsidium, 2013: 41).

Dazu kommen noch 396 Betten für Kurzzeitpflege bzw. Urlaubsgäste10 (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Soziales und Gesundheit 2012: 32).

Die Finanzierung der stationären Altenbetreuung ist so geregelt, dass die Einrichtung 80 % des Pflegegeldes einbehält und einen Tagessatz, der von Einrichtung zu Einrichtung unterschiedlich ist, verrechnet11 (Sozialplattform Oberösterreich 2013: 78).

Um Anspruch auf einen Platz in einem Alten- und Pflegeheim zu haben, sind im Regelfall die Vollendung des 60. Lebensjahres und ein Pflegegeldanspruch mindestens in Höhe der Pflegestufe 3 Voraussetzung. Das Eintrittsalter, der Altersdurchschnitt und die durchschnittlichen Pflegestufen in Alten- und Pflegeheimen sind mit den Jahren deutlich angestiegen. Dies ist auf den Ausbau der Mobilen Dienste zurückzuführen. Die Heimplätze werden immer zielgruppengerechter von hochaltrigen Menschen genutzt (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Soziales und Gesundheit 2012: 25).

Der Anteil der Menschen insgesamt, die sich in dauernder stationärer Betreuung und Pflege befinden, ist mit etwa 0,14 % der Gesamtbevölkerung seit Jahren gleich geblieben (Amt der Oö. Landesregierung Präsidium 2013: 41).

Interessant dabei ist, dass der Anteil der Über-75-Jährigen Männer, die sich in stationärer Pflege befinden, mit 3,88 % gegenüber den Frauen mit 9,64 % nur ca. ein Drittel so hoch ist12.

Der Bedarf an Pflege- und Betreuungsplätzen wird laut Bedarfs- und Entwicklungsplan 2006 insgesamt in Oberösterreich noch nicht ganz erfüllt13 (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Soziales und Gesundheit 2012: 24).

Wenn man nun von Altenheim spricht, ist es wichtig zu klären, wie es um deren Qualität bestellt ist. Momentan gibt es noch kein geeignetes Instrument, um die Qualität von Heimen, so wie z.B. in der Hotellerie üblich, zu messen. Abhilfe soll durch die Vergabe von Nationalen Qualitätszertifikaten (NQZ) geschaffen werden, ein Bewertungssystem, das aber erst in den Kinderschuhen steckt und derzeit aufgrund der geringen Zahl der vergebenen Zertifikate noch nicht aussagekräftig ist.14

Man unterscheidet heute in der Altenbetreuung zwischen zweiter, dritter und vierter Generation von Alten- und Pflegeheimen. Steht in der zweiten und dritten Generation noch die Pflege und Versorgung nach dem Motto „warm, satt, sauber“ im Vordergrund, wird in der vierten Generation der Fokus auf die Alltagsnormalität gelegt. In den letzten Jahren werden besonders in Oberösterreich fast nur mehr Heime der vierten Generation errichtet, bzw. die der dritten Generation in diesem Sinne weiter entwickelt15. Das bedeutet, dass das gemeinsame Wohnen und Alltagsleben in sogenannten Hausgemeinschaften im Vordergrund steht und die Pflege diskret im Hintergrund erfolgt. Das Lebensweltkonzept kommt zur Anwendung. Die Devise lautet: „So viel Selbstbestimmung und Alltagsnormalität wie möglich, so viel Pflege und Betreuung wie nötig“ (Kämmer 2008: 27).

Auch wenn von Experten im Hintergrund bereits die fünfte Generation erklärt, gedacht, geplant und dort und da sogar schon in Betrieb genommen wird, ist das klassische Altersheim für einen großen Teil der Bevölkerung noch immer eine Art Ultima Ratio, wenn sich keine andere Möglichkeit der Lebensgestaltung mehr bietet. Dabei spielen die steigende Zahl von Menschen mit Demenz und die hohen Pflegestufen in den Heimen eine Rolle.

Ergänzend zu den fixen Heimplätzen besteht noch ein Angebot an teilstationärer Taqespfleqe. In sogenannten Tageszentren werden in Oberösterreich insgesamt 441 Menschen betreut und gepflegt16 (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Präsidium 2013: 41).

Ein größer werdender Anteil der Bevölkerung wird mittels Hausbetreuung, genannt „24- Stunden-Pfleqe“ betreut. Die Betreuung im Sinne des Bundesgesetzes umfasst Hilfestellung insbesondere bei der Haushalts- und Lebensführung.17 Die Hausbetreuung ist seit 2007 unter bestimmten Voraussetzungen legalisiert.18 Seit 2008 besteht darüber hinaus die Möglichkeit, staatliche Förderung für die Hausbetreuung in Anspruch zu nehmen19. (Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz o.J.: 1). In Österreich sind derzeit 13.000 Personen registriert, die als 24-Stunden-Pflegerinnen tätig sind (Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz o.J.: 1). 2012 bezogen insgesamt 14.100 Personen eine 24-Stunden-Betreuungsförderung (Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz 2012: 128).

Eine Alternative zum stationären Aufenthalt in Altersheimen bieten bedingt die Mobilen Dienste. Eine Pflegeperson kommt je nach Bedarf ab und zu bis mehrmals täglich in die Wohnung. Die Mobilen Dienste sind in Oberösterreich flächendeckend ausgebaut und stehen auch an Wochenenden und Feiertagen, jedoch nicht in der Nacht zur Verfügung.20

Ergänzend sei erwähnt, dass auch ein Pfleaetelefon zur Beratung und Information pflegender Angehöriger und die Ruf hilf e21 sowie die Mahlzeitendienste22 zu den Angeboten für ältere Menschen in Oberösterreich zählen (Sozialplattform Oberösterreich 2013: 79) (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Soziales und Gesundheit 2012: 20). Oft wird im Zusammenhang mit der Unterbringung alter Menschen das sogenannte „Betreubare Wohnen“ erwähnt. Es stellt im Jahr 2011 mit 3.210 Plätzen zwar eine große Anzahl dar, bietet jedoch nur eine sehr geringe Serviceleistung und ist daher nur bedingt zu den Einrichtungen für pflege- und hilfsbedürftige Menschen zu zählen23 (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Soziales und Gesundheit 2012: 37).

Strikt davon zu unterscheiden ist ein Angebot, das den sperrigen Namen „Betreutes betreubares Wohnen“24 trägt. Das ist quasi zwischen dem Betreubaren Wohnen und dem klassischen Alten- und Pflegeheim angesiedelt (Amt der Oö. Landesregierung, Abteilung Soziales und Gesundheit 2012:38).

Zusammengefasst heißt das nun, dass der Anteil der stationären Pflege und Betreuung, obwohl der Bedarf steigt, in etwa gleich bleibt. Der Mehrbedarf an Pflege und Betreuung wird im Wesentlichen durch Angebote der Mobilen Dienste und 24-Stunden-Pflege abgedeckt. DerTrend geht somit zur Individualisierung von Betreuung und Pflege.

Die „Best Agers“

Mit „Best Ager“ bezeichnet man eine Person, die zur anspruchsvollen, konsumfreudigen Kundengruppe der über 40-Jährigen gehört. Dieses Wort stand 2006 erstmals im Rechtschreibduden.25 Der Begriff Best Ager bildet im Marketing und in der sozialwissenschaftlichen Forschung ein Glied in der Reihe Youngster - Mid Ager - Best Ager - Senior. Alternativ wird zwischen Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, BestAgers und Senioren unterschieden.26

Meist sind Best Agers Forschungsobjekte in Fragen des Marketings, weil sie als Zielgruppe im Handel eine große Rolle spielen (Rettig 2011:1).

Der Begriff „Best Ager“ bedeutet aus dem Englischen übersetzt etwa „im besten Alter“, eine wörtliche Übersetzung ergibt keinen Sinn. Der Begriff ist in der englischen Sprache nicht bekannt, es handelt sich also um einen Schein-Anglizismus. Die Vermutung liegt nahe, dass man sich mit dem positiv konnotierten Begriff „Best Ager“ ein wenig um die eher negativ belegten Begriffe „Alte“, „ältere Menschen“ oder auch „Senioren“ herumschwindeln möchte.

Eine treffende Definition für die Best Agers ist wohl diese: „Best-Agers werden nicht durch das (kalendarische) Alter bestimmt, sondern durch den Lebensabschnitt, in dem sie sich befinden, die Lebensumstände und die Aktivitäten. Jünger als Senioren üben sie entweder den Beruf noch aus oder haben die Berufstätigkeit vor kurzem beendet. Die Kinder gehen eigene Wege und manche (sic!) haben schon Enkelkinder. Ein großer Teil ist aktiv und Neuem gegenüber aufgeschlossen, viele sind kulturell interessiert und andere haben sich ihr Zuhause als Zentrum ausgesucht. Die Interessen sind vielschichtig und durch das bisher Erlebte geprägt, aber manche fangen auch etwas Neues an. Wünsche und Träume, die man schon länger hat, werden realisiert, man nimmt sich jetzt Zeit und hat die finanziellen Mittel, sie in die Tat umzusetzen. Die

Ansprüche sind gestiegen, man achtet auf die Gesundheit, und es ist ein Lebensabschnitt, in dem man das bisher Erreichte genießen will, da man gesundheitlich mit sich noch zufrieden ist“27.

Wann ein Mensch in seinen besten Jahren ist, hängt zwar hauptsächlich von seinem persönlichen Empfinden ab und kann nicht wirklich an eine bestimmte Altersphase gebunden sein, dennoch sind in dieser Arbeit, wenn von Best Agers die Rede ist, Personen im Alter von 45 bis 70 Jahren gemeint.

Die Best Agers sind eine nicht zu unterschätzende, politisch wirksame Bevölkerungsgruppe, die mit 2.868.323 Personen österreichweit einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von 34 % darstellen, in Oberösterreich gar einen Anteil von 34,3 %. Die Tendenz ist steigend.28

Im Folgenden werden die Best Agers einerseits als Gestalter ihrer eigenen Zukunft betrachtet, andererseits als Kunden für ein bestehendes bzw. zu schaffendes Angebot an Wohnmöglichkeiten im Alter.

[...]


1 Wohngemeinschaft

2 im Folgenden mit HG abgekürzt

3 Dier Leitfaden befindet sich im Anhang auf Seite 66

4 http://www.statistik-austria.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/demographische_masszahlen/sterbetafeln/index.html (25.11.2013)

5 http://www.disg.lu.ch/referat_prof._francois_hoepflinger.pdf (25.11.2013)

6 http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/index.html (23.11.2013)

7 http://www.statistik austria.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/haushalte_familien_lebensformen/lebensformen/index.html (11.11.2013)

8 http://www.statistik.at/web_de/dynamic/statistiken/bevoelkerung/demographische_prognosen/bevoelkerungsprognosen/04 1690 (1.12.2013)

9 http://pflege.fsw.at/pflegende-angehoerige/ (17.11.2013)

10 http://www.wu.ac.at/sozialpolitik/pub/fbn02_06 (23.11. 2013)

11 Das sind Plätze in Alten- und Pflegeheimen, die von pflegebedürftigen Menschen nur für wenige Tage oder Wochen in Anspruch genommen werden, wenn z. B. pflegende Angehörige verhindert sind oder eine gewisse Zeit nach einem Krankenhausaufenthalt überbrückt werden soll.

12 Dieser wird, sofern die Pension bzw. das Vermögen abzüglich eines Freibetrages von € 7.300.- der zu betreuenden Person nicht ausreicht, von der Sozialhilfe abgedeckt. Derzeit sind ein Großteil, nämlich 80 bis 90% der Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen. Weder das Vermögen noch das Einkommen Angehöriger wird in Oberösterreich zur Deckung dieser Kosten herangezogen.

13 http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/haushalte_familien_lebensformen/lebensformen/index.html (1.12. 2014)

14 Einer Anzahl von 11.956 Normplätzen im Jahr 2011 steht ein prognostizierter Bedarf von 13.837 im Jahr 2015 gegenüber. Auffallend dabei ist, dass die Zahl der Heimplätze, die nach dieser Prognose in den Städten Linz, Wels und Steyr voraussichtlich benötigt werden, bereits leicht rückläufig ist, und nur an der Peripherie des Landes ein weiterer Ausbau der Kapazitäten gefordert ist (Bezirke Ried, Braunau, Schärding und Mühlviertel).

15 http://www.bmask.gv.at/site2/Soziales/Seniorinnen_und_Senioren/Lebensqualitaet_und_Wuerde/Nationales_Qualitaetszerti fikat_fuer_Alten_und_Pflegeheime_in_Oesterreich (3.1.2014)

16 Dies wird im Kapitel 4.3.3. ab Seite 46 genauer ausgeführt.

17 Im Gegensatz zu Tagesheimstätten, die Treffpunkte für Senioren sind, um gemeinsam Kaffee zu trinken, Karten zu spielen oder zu plaudern, sind die Tageszentren für Menschen mit körperlichen oder gerontopsychiatrischen Erkrankungen, die in Privathaushalten leben und durch Angehörige oder Mobile Dienste unterstützt werden, gedacht.

18 http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20005362 (17.12.2013)

19 http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20005362 (17.12.2013)

12

20 Die Förderung erfolgt unabhängig vom Vermögen der zu Pflegenden. Dazu müssen die Voraussetzung für den Anspruch auf Pflegegeld der Stufe 3 nach Pflegegeldgesetz oder der Anspruch auf Pflegegeld der Pflegestufe 1-2 und Demenzerkrankung erfüllt sein. Die Einkommensgrenze, um die Förderung zu erhalten, liegt bei € 2.500 netto ohne Pflegegeld. Die Höhe der Förderung für zwei selbständige Betreuungskräfte beträgt bis zu € 550,-, für zwei angestellte Betreuungskräfte bis zu € 1.100.- pro Monat.

21 Sie fallen in die Zuständigkeit der regionalen Träger (Sozialhilfeverbände und Städte mit eigenem Statut). Mobile Betreuung und Hilfe ist eine Unterstützung für betreuungs- und pflegebedürftige Menschen, um den Verbleib in der eigenen Wohnung so lange wie möglich zu gewährleisten. Die Mobile Betreuung und Hilfe umfasst die ganzheitliche Hilfestellung für das soziale und körperliche Wohl. Die ausgebildeten Fach-Sozialbetreuer oder Heimhelfer unterstützen z.B. bei der Zubereitung einfacher Mahlzeiten, der Körperpflege, der Haushaltsführung und begleiten auch zu Ärzten und Behörden. Die Kosten belaufen sich, gestaffelt nach der Einkommenssituation und der Höhe des Pflegegeldes im Jahr 2013 zwischen € 1,70 bis maximal € 41,30 pro Stunde .Die Anzahl der betreuten Personen ist im Lauf der Zeit gestiegen. Der Trend ist weiterhin stark steigend. Auch die Anzahl der Hausbesuche hat sich von 1.306.104 im Jahr 2008 auf 1.502.942 im Jahr 2011 erhöht (Amt der Oö. Landesregierung Direktion 2013: 39). Von den rund 6.000 betreuten Menschen in Oberösterreich leben rund 44 % alleine und 56% im Familienverband. Das durchschnittliche Alter der zu betreuenden Personen steigt rapid an. Der Anteil der alleine lebenden Menschen ist in diesem Zeitraum leicht steigend. (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Soziales und Gesundheit 2012: 17ff.).

22 Ein Mensch, der sich in seiner Wohnung zwar noch selbst bzw. mit Unterstützung selber versorgen kann, dabei aber unsicher ist, hat die Möglichkeit, sich eine Einrichtung zum Hilferuf installieren zu lassen. Alljährlich ist ein Teilnehmerinnenzuwachs zu verzeichnen.

23 http://www.land-oberoesterreich.gv.at/cps/rde/xchg/ooe/hs.xsl/22928_DEU_HTML.htm (15.11.2013)

24 Unter Betreubarem Wohnen versteht man barrierefreie, behindertengerechte Mietwohnungen (ca. 50 m2) in Verbindung mit einer rund um die Uhr besetzten Notrufanlage und einer sozialen Betreuung durch eine fachlich geeignete Ansprechperson. Jedoch beträgt das Ausmaß der Betreuung nur zwei Stunden pro Monat und Wohnung. Notruf und Ansprechperson werden von den Mietern in Form eines monatlichen Betreuungszuschlages finanziert. (Sozialplattform Oberösterreich 2013: 80). Die Zielgruppe für das Betreubare Wohnen sind Personen jenseits des 60. oder 70. Lebensjahres mit leichtem oder mittlerem Pflegebedarf, die ohne dieses Angebot aufgrund ihrer nicht altersgerechten Wohnbedingungen einen Heimplatz in Anspruch nehmen müssten. Die Vergabe liegt bei den Gemeinden bzw. den Wohnungsgenossenschaften. (Sozialplattform Oberösterreich 2013: 80) (Amt der Oö. Landesregierung Direktion Soziales und Gesundheit: 37).

25 Derzeit gibt es in Oberösterreich drei Pilotmodelle der öffentlichen Hand. Es handelt sich bei diesen drei Projekten in Steyr, Wels und St. Marienkirchen bei Schärding um den Versuch, eine bedarfsgerechte Betreuung und Pflege außerhalb der ungeliebten Alten- und Pflegeheime anzubieten. Derzeit wohnen 45 bis 50 Personen in diesen Einrichtungen (Amt der Oö. Landesregierung, Abteilung Soziales und Gesundheit 2012: 38).

26 http://www.duden.de/rechtschreibung/Best_Ager(15.11.2013)

27 http://de.wikipedia.org/wiki/Best_Ager (15.11.2013)

28 http://www.bestager.org/index.php?id=6 (15.11.2013)

Ende der Leseprobe aus 77 Seiten

Details

Titel
Wohn- und Lebensbedingungen im Alter aus der Sicht der Best Agers
Hochschule
Donau-Universität Krems - Universität für Weiterbildung  (Zentrum für Management im Gesundheitswesen)
Autor
Jahr
2014
Seiten
77
Katalognummer
V307776
ISBN (eBook)
9783668060067
ISBN (Buch)
9783668060074
Dateigröße
751 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wohn-, lebensbedingungen, alter, sicht, best, agers
Arbeit zitieren
Regina Lint (Autor:in), 2014, Wohn- und Lebensbedingungen im Alter aus der Sicht der Best Agers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307776

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