Rückbesinnung auf das Mittelalter im 19. Jahrhundert. Der Künstler William Morris und die Glasmalerei

Eine Lernzusammenfassung


Prüfungsvorbereitung, 2011

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
Weshalb gerade kam es im Zeitalter der Moderne iml9. Jahrhundert zu Rückprojektion und Erinnerung an das Mittelalter?

2. Die Moderne als Fortschritt und Beschleunigung des Lebensalltag
2.1 Aspekte der Moderne
2.2 Das lange 19. Jahrhundert die Zeit zwischen der französischen Revolution von 1789 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914
2.3 Traditionen der Vormoderne - Kontinuität bis in die Moderne

3. Mittelalterliche Ideale und Vorbilder - Die mittelalterliche Stadt
3.1 Die mittelalterliche Stadt in der Epoche der Gotik - Beispiel Kathedralen
3.2 Glasmalerei und sakraler Raum - Beweggründe, Funktion und Motive der Bildfenster
3.3 Typen von Glasfenster

4. Wiederaufleben und Romantisierung des Mediävismus
4.1 Neugotik als Stil und geistiger Impuls von England ausgehend
4.2 Die Zweite Blüte der Glasmalerei im 19. Jahrhundert
4.3 Der Künstler William Morris und seine Bedeutung im 19. Jahrhundert
4.3.1 Gegensätze: Morris's Mittelalter-Rezeption-Aspekte des Industriezeitalters
4.3.2 Farbige Glasfenster in Kirchen Englands

5. Fazit

1. Einleitung

Weshalb gerade kam es im Zeitalter der Moderne im 19. Jahrhundert zu Rückbesinnung und Erinnerung des Mittelalters?

Die erinnerungskulturellen Aspekte im 19. Jahrhundert umfassten vielfältige Ursachen. Das frühe 19. Jahrhundert war so sensibel wie keine andere Zeit für das historische Empfinden und die Erinnerung an das vormoderne Epoche des Mittelalters.

Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit brachte das Fremde und Verlorene näher, aber auch das Ähnliche und Verwandte wurde aufgezeigt. Durch die vertiefte Reflexion und Rezeption über das Mögliche und die gegenwärtige Bezugnahme wurden Zusammenhänge sichtbar.

Die Romantisierung vergangener Zeitepochen wie das Mittelalter, die Epoche der Romantik wurde danach benannt, ist eine Gegenströmung des aufklärerischen Gedankengutes und des naturwissenschaftlichen, religiösen sowie politischen und ökonomischen grundlegenden Er­fahrungswandel der Gesellschaften in Europa in der frühen Neuzeit. Mittelaltersehnsucht bezog sich auf Sehnsucht nach Kircheneinheit wie vor der Reformation - vor allem in ka­tholischen Kirche - reine katholische Kirche als Einheit der Christenheit. Verklärung der gu­ten alten/ verlorenen Zeit. Umbrüche in der Gesellschaft nach französischer Revolution und nach der folgenden Napoleonischen Zeit - Wiener Kongress - Zeit der Restauration = Wie­derherstellen Wollen der alten Verhältnisse sowie Industrialisierung und Verstädterung.

2. Die Moderne als Fortschritt und Beschleunigung des Lebensalltag

2.1 Aspekte der Moderne Ökonomisierung Staatenbildung Bürgertum Beschleunigung Verzeitlichung

2.2. Das lange 19. Jahrhundert - die Zeit zwischen der französischen Revolution von 1789 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914

2.3 Traditionen der Vormoderne - Kontinuität bis in die Moderne

Was und wodurch ein „Ende“ bzw. wie das Mittelalter überwunden werden konnte, um es zu „diagnostizieren“.

Was musste zu Ende gehen, wenn das Mittelalter zu einer Sache der Vergangenheit werden sollte?[1]

3. Mittelalterliche Ideale und Vorbilder - die mittelalterliche Stadt

3.1 Die mittelalterliche Stadt in der Epoche der Gotik - Beispiel Kathedralen

- Das 12. Jahrhundert ist eine Zeit des Umbruchs/Aufbruchs und der Erneuerung.
- Die Kultur der lateinischen Christenheit war gefestigter als in früheren Epochen.
- Erneuerungen gab es in verschiedenster Hinsicht, hier im Kontext - die geistliche Erneuerung: Zuwachs an Klöstern, neue Frömmigkeit, monastische Ideale und vielfältiges religiöses Leben ^ Die Verschriftlichung und Verrechtlichung war ein wesentli­cher Motor

- in architektonischer Hinsicht:

Licht und Farbe spielte eine große Rolle.

Um 1140 Aufkommen der Gotik - Erneuerung und Vereinfachung in der Darstellung von Figuren (Säulenfiguren)

- Die Bilderfolge lässt sich klar ablesen - das hat auch mit der neuen theologischen Sichtweise der Scholastik zu tun, der Tendenz zur Vermenschlichung der Heilsbotschaft.
- In Paris Hugo v. St. Victor - neue Wissenserschließung durch Lesen und Meditieren. Die Verbindung des religiösen Lebens mit öffentlicher Lehre, Schule in St. Victor auch für Nicht-Konvent-Mitglieder.
- In Frankreich wurde die Kathedrale St. Denis in Paris erstmals neuer sakraler Anspruch des Kirchengebäudes ^ Lichtbau = Theologie des Lichts.
- Die Kathedralen verkörperten Wohlstand und Bürgerstolz.
- Die Konkurrenz unter Bischöfen in Frankreich war groß - Repräsentation von noch größeren und prächtigeren Bauten. Konkurrenz auch der Geschäftsleute - Schenkungen, um die Seele von Sünden frei zukaufen. Macht zu zeigen, in Form der Kathedralen - z.B. in Chartre wolltejede Innung der Stadt ein eigenes Fenster haben ^ um Gott zu verherrlichen und Wohlstand zu legitimieren durch Schenkungen, Stiftungen

3.2 Glasmalerei und sakraler Raum - Beweggründe, Funktion und Motive der Bildfenster

- Das Licht spielte eine große Rolle.
- Die Kathedralen bekamen große Fenster.
- Licht, welches in die Kirche strahlte, bedeutete ein Abbild Gottes.
- Licht verbindet die himmlische und die irdische Welt.
- Nach christlichen Glauben ist Licht ist identisch mit Jesus. Im NT (Neuen Testamtent) steht im Prolog des Johannes: „aus dem Licht löst sich das Wort, kommt auf die Erde, wird Fleisch.
- Tendenz zur Mystik - einer neuen Richtung der Frömmigkeit auf der Suche nach dem Sinn der Welt und der Wahrheit. Diese geistige Bewegung veränderte auch die Formensprache als Ausdruck der Geschichte des gelebten Gottes- und Menschenbild
- In der Mystik des Christentums: Polarisieren von Licht und Finsternis - Christus ist der Glanz, die Ausstahlung, der in die Finsternis der Welt hineinwagt.
- In der Anschauung des Mittelalters manifestierte sich Gott selbst im Licht, umgekehrt ist das Licht das Mittel, durch welches Gott erkannt wird.
- Licht, statt bemalte Wände wie in der Romanik.
- Licht ist schöpferisches Prinzip. Die Lichtstrahlen ergeben eine mystische Atmosphäre des Raumes. Lux continua = ununterbrochenes Licht
Wie schon erwähnt, gab es Konkurrenz unter den Bischöfen, beispielsweise ließ der Erzbi- schof von Reims im Kirchenfenster ein Abbild vom eigenen Bildnis anfertigen.
- Die Bildinhalte und die Funktion im Raum gehören immer zum geistigem Motiv der Epo­che. Es sind keine Erfindungen.
- Die Fenster weisen Variationsbreite auf, das Licht ist unmittelbarer Ausdruck Gottes. Im Fenster wird Gott Gestalt. (Scholastik).
- Die Glasmalerei scheint das Transzendentale zu verkörpern.
- Ein Bildtyp sind die Bibelfenster. Die scholastische Theologie ist die Erfindung der Bibel­fenster. Sie passen sich immer der Theologie derjeweiligen Zeit an.
- Im Kern sind die Bibelfenster immer gleich. Im linken Fenster werden Bilder aus dem alten Testament dargestellt z.B. Vorbilder, Ankündigungen und Weissagungen und deren Verwirk­lichung des Heilsplanes Gottes. Und im rechten Bibelfenster werden Typen des NT darge­stellt. Die Bibelfenster gehören zur kanonischen Ausstattung der Kirche, ihr Platz ist über dem Hauptaltar bzw. im Ostfenster des Chores.
- Es gibt auch typologische Bildprogramme. Als Beispiel ist Frankfurt/Oder die Marienkirche zu nennen, wo in drei Fenstern ein komplettes Programm thematisch abgehandelt wird.
Links das Schöpfungsfenster, Mitte das Bibelfenster und rechts das Antichristfenster.
- Die Bildfenster waren kostspielig und gingen fast nur auf Einzelstiftungen zurück. Nur wenn der Stifter viel Geld hatte, dann konnte er mehrere Fensterspiegel stiften, aber in der Regel nur einzelne Fenster.
- Die Stifterfiguren wachsen in der Größe im Laufe der Zeit. Das Verhältnis von Stifter und Schutzpatron (Heilige) ändert sich. Iml5. Jahrhundert ist der Stifter schon so groß wie der Patron. (Heilige).
- Herrscherfenster imponieren durch Größe, welche politische Manifestation darstellt. Der König ist von Gottes Gnaden eingesetzt und untersteht seinem direkten Schutz.
- Während des gesamten Mittelalter ist die Glasmalerei allgemein Ausdrucksmittel der euro­päischen Kunst. Ist allgemein auch eine gemeinsame „Sprache“ in ganz Europa. Kunst ist im Mittelalter in erster Linie handwerkliche Kunst und wird nicht als freie Ausdrucksform des Künstlers verstanden. Die Kunst war nicht selbstbestimmt. (autonom)
- Mit dem Beginn der Barockzeit ist ein Rückgang der Glaskunst zu verzeichnen, zum einen hellere und andere Farben und zum anderen weil man in der Barockzeit allgemein die Gotik scheußlich fand.
- Die Neugotik begann um l750in England und Deutschland, zu einer Zeit, da Aufklärung und Klassizismus die Verachtung des Mittelalters und seiner Kunst auf die Spitze getrieben hatten. Ihr Apologet war Johann Wolfgang von Goethe mit seinem 1772 verfassten Aufsatz „Von Deutscher Baukunst“ - geschrieben im Erleben des Straßburger Münsters.

3.3 Typen von Glasfenster

Es gibt drei Typen von Glasfenster.

a) das Architekturfenster

- Hauptimpuls für die Entwicklung neuer Bildgedanken war die Auseinandersetzung der Glasmalerei mit dem Faktum ihrer Bindung an die Architektur.
- Die Bildfenster übernahmen die Funktion von Mauern.
- Die sakralen Gebäude werden so scheinbar durchlässiger und schaffen eine Verbindung zu Gott. ► Auflösung von Wandfläche - raumeigenes Leuchten
- Lichtmystik = schmaler Tempel (Pfeiler) als Lichtführung
- Die Bildfenster aus Glas besaßen eine architektonische Funktion. - das Verhältnis Fenster zur Wand.
- In romanischen Kirchen hatten die Fenster nur die Funktion eines „Lochs“.
- Der gotische Bau repräsentiert. Die Fenster sind eine Füllwand zwischen Architektur und Glasfläche.
- Das Bildfenster wird in die gebaute Architektur mit hineingebracht und weitergeführt.
- Ab Mitte des 14. Jahrhunderts gibt es eine Veränderung, das Bild wird plastisch und entwickelt ganz verschiedene Bildräume, verschachtelt mit unterschiedlichen Perspektiven.
- Formen der Architektur übernehmen die zeitgenössische Dekorationssysteme oder umgekehrt. Anfang des 15. Jahrhunderts bevorzugte man hellere Farben, nicht mehr das mystische Dämmerlicht und starke Farben, sondern helles klares Licht. Führte dann zum Untergang der Glasmalerei.

b) Das Medaillonfenster - Bezug zur Buchmalerei

- Sie bestanden bis zum Ende der Glasmalerei.
- Besonders in Frankreich gab es eine große Vielfalt. In Deutschland wurde eher das regelmäßige Raster beibehalten.
- Medaillonfenster waren beliebt, weil sie anschaulich waren und auch aus großer Höhe gut zu erkennen waren.
- Man beabsichtigte das Schönste und Kostbarste zu Gott in die Höhe zu bringen.
- Die Engel halten den Rahmen. Die Engel hatten Bedeutung, weil erst durch sie das Heilsgeschehen möglich sein würde. Beispielsweise Engel Michael war die Allmacht Gottes, Gabriel die Stärke Gottes und Raffael die Heilkraft Gottes.
- Die Medaillonfenster waren ein vielfältiger wie auch mathematisch klarer Komplex von Formen, welche zu einer größeren Einheit gelangen.
- Diesen formalen Schema hatten sich die Darstellungsinhalte wie Heiligenlegenden, Gleichnisse oder die Heilige Schrift einzufügen.

c) das Ornamentfenster - ornamentale Verzierungen im Hinblick auf eine bestimmte Stilepoche

4. Wiederaufleben und Romantisierung des Mediävalismus

- Die Erfahrung der Beschleunigung des Wandels auf allen Gebieten wie Industrialisierung und Verstädterung, wie überhaupt die Dynamisierung aller Lebensumstände bedingten einen „Traditionsschwund“, und als Gegensatz eine Zukunftsungewissheit Die Konsequenz durch die wachsende Komplexität ist u.a. eine Desorientierung weiter Bevölkerungskreise, die Folge das Bedürfnis nach Kompensation, die Sehnsucht nach Dauer und Bestand, nach Zu­sammenhalt, Einheitlichkeit und Harmonie.
- Konservatismus und Zuwendung zu alten Werten besonders zu denen des Mittelalters war eine der Entwicklung und Aufarbeitung, um die Wirklichkeit zu verarbeiten. Gegenüber der so gesehenen Wirklichkeit feierte die Romantik die mythische Welt der Religion, sah daher im Mittelalter die ideale Zeit der Geschichte, da damals die Menschen im christlichen Glau­ben geeint gewesen seien. Die Rückbesinnung auf das Mittelalter ist eine der wesentlichen Aspekte der englischen wie überhaupt der europäischen Romantik. Man versprach sich mit ihrer „Hilfe“ die alte Gottesnähe wiederzuerlangen und der Entchristlichung entgegen zu­wirken.
- Die Romantik berief sich aufUrsprünglichkeit und Unverfälschtheit mittelalterlicher Kunst und Literatur als Ausdrucksträger ihrer Vorstellung von Natürlichkeit. Der Rückgriff ent­sprach auch auf Besinnen der heimischen Traditionen, die Suche nach den eigenen geistigen Wurzeln, dem wachsenden Nationalbewusstsein.

[...]


[1] Anmerkung: Kapitel 2.1 beinhaltet nur die wichtigsten Aspekte ohne ausführliche Erklärung, Kapitel 2.2 und 2.3 werden ebenfalls nicht ausführlich dargestellt, da der Schwerpunkt der Arbeit aufKapitel 3 und 4 liegt bzw. in diesen Kapiteln Antworten für Fragen von Punkt 2 gegeben werden.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Rückbesinnung auf das Mittelalter im 19. Jahrhundert. Der Künstler William Morris und die Glasmalerei
Untertitel
Eine Lernzusammenfassung
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Historisches Institut)
Autor
Jahr
2011
Seiten
14
Katalognummer
V308542
ISBN (eBook)
9783668072749
ISBN (Buch)
9783668072756
Dateigröße
427 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
mittelalter, jahrhundert, beispiel, glasmalerei, künstlers, william, morris, eine, lernzusammenfassung
Arbeit zitieren
Claudia Stosik (Autor:in), 2011, Rückbesinnung auf das Mittelalter im 19. Jahrhundert. Der Künstler William Morris und die Glasmalerei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308542

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