Interesse im Unterricht. Theoretische Erkenntnisse und praktische Umsetzung


Hausarbeit, 2015

25 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Interesse als grundlegende Variable von Lernen und Motivation

2. Interesse im Unterricht
2.1 Definition „Interesse“
2.1.1 Individuelles Interesse/ persönliches Interesse
2.1.2 Situationales Interesse/ Interessantheit
2.2 Rahmenmodell der Interessengenese im Unterrichtsgeschehen
2.3 Variablenmodell zur Beschreibung des Einflusses von Interesse auf Lernen und Leistung
2.4 Ausgewählte Forschungsansätze zur Analyse des Einflusses von Interesse auf Lernen und Leistung
2.4.1 Zusammenhang zwischen individuellem Interesse und Schulerfolg
2.4.2 Der Einfluss situationaler Interessen (Interessantheit) auf die
schulische Leistung
2.5 Förderung von situationalen Interessen im Unterricht

3. Praktische Umsetzung im Unterricht - Unterrichtsstunde zum Thema „Glasrecycling“ im Fach Heimat- und Sachunterricht
3.1 Darstellung und Begründung der Ziele für die Unterrichtsstunde
3.2 Darstellung des Ablaufs (Artikulationsschema)
3.3 Darstellung und Begründung der Arbeitsmaterialien und Methoden
3.4 Schlussfolgerungen
3.4.1 Theoretische und empirische Schlussfolgerungen
3.4.2 Praktische Schlussfolgerungen

4. Ausblick

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

1. Interesse als grundlegende Variable von Lernen und Motivation

Interesse ist eine in der pädagogischen Psychologie anerkannte zentrale Komponente im schulischen und außerschulischen Lerngeschehen. Es geht dabei nicht nur um die möglichst effektive Motivierung der Schüler im Lehr-/ Lerngeschehen des Unterrichts, sondern ebenso um den Aufbau pädagogisch wünschenswerter stabiler Interessen als ein zentrales Ziel schulischer Bildung. In der folgenden Arbeit geht es jedoch primär darum, wie situationales Interesse in der Schule geschaffen werden kann. Dafür soll im theoretischen Teil zunächst die Frage geklärt werden, was unter Interesse verstanden wird und welche verschiedenen Arten von Interesse es gibt. Im Anschluss werden zwei gängige Modelle aus der Interessensforschung vorgestellt. Im praktischen Teil der Arbeit werden anhand einer Unterrichtsplanung Anregungen und Ideen für eine praktische Umsetzung des Themas „Interesse im Unterricht“ gegeben.

2. Interesse im Unterricht

2.1 Definition „Interesse“

Interesse kann in verschiedenen Forschungsgebieten unterschiedlich definiert werden. Aktuelle Ansätze der Interessensforschung interpretieren Interesse als eine spezifische Beziehung zwischen Person und Gegenstand.

In der pädagogischen Psychologie gibt es zwei verschiedene Forschungslinien.

- Krapp (1992) versteht unter Interesse ein permanentes, spezifisches Merkmal der Persönlichkeit. Ein Lerngegenstand erfährt eine relativ stabile Präferenz.
- Dagegen ist das in einem konkreten Handlungsablauf erlebte situationale Interesse ein spezieller motivationaler Zustand. Es ist das Resultat und die Wechselwirkung zwischen Person- und Situationsfaktoren (Krapp, 1992).

Zur besseren Unterscheidung der beiden Konzepte werden sie als individuelles oder persönliches Interesse und als situationales Interesse oder Interessantheit bezeichnet.

2.1.1 Individuelles Interesse/ persönliches Interesse

Krapp (1992) spricht hier von einer motivationalen Disposition, d. h. es besteht eine Präferenz für ein bestimmtes Wissens- oder Handlungsgebiet als Wesenszug einer Person. Individuelle Interessen repräsentieren aus handlungstheoretischer Perspektive persönlichkeitsspezifische Wertvorstellungen und Handlungsbereitschaften. Sie beeinflussen eine Person dahingehend, dass in Situationen, in denen das Individuum frei über seine Zeit verfügen kann, Interessen vermehrt befriedigt werden. Die Person – Gegenstands – Theorie geht davon aus, dass sich im Laufe des Lebens und der Entwicklung bestimmte Präferenzen und Vorlieben für Handlungs- und Wissensbereiche herausbilden. Das Interesse einer Person äußert sich in der Neigung, sich „wiederholt, freudvoll und ohne äußere Veranlassung mit einem Interessensgegenstand auseinanderzusetzen“ (Krapp, 1992, S. 12f.). Die Person erwirbt im Laufe der Zeit ein zunehmend ausdifferenzierteres Bild des Handlungs- oder Wissensbereichs und erweitert in der Beschäftigung mit diesem stetig Kenntnisse und Wissen (Krapp, 1992).

Interessen richten sich immer auf bestimmte Objekte, Ideen oder Handlungsmöglichkeiten, sie sind also immer gegenstandsspezifisch (Krapp, 1992).

2.1.2 Situationales Interesse/ Interessantheit

In der Pädagogik besteht Einigkeit darüber, dass durch didaktisch geschickte Aufbereitung des Lernstoffs eine höhere Lernmotivation erzeugt werden kann. Es wird davon ausgegangen, dass bestimmte, „reizvolle“ Merkmale des Lerngegenstands eine „interessierte“ Zuwendung auslösen. Derartige, „reizvolle“ Themen, die mit hoher Regelmäßigkeit Interesse finden, sind z. B. persönliches Erlebnisse des Autors, Darstellungen von Gewalt, neuartige und überraschende Informationen oder Textpassagen mit erzählendem Charakter, die eine Identifikation mit der Leitfigur ermöglichen. Diese Variablen werden als interesseauslösende Bedingungen bezeichnet, da sie nicht von der Person selbst ausgehen, sondern der Gegenstand bzw. das Thema in sich eine Interessantheit trägt, die sich auf die Person auswirkt (Krapp, 1992).

Das situationale Interesse ist nicht von einer emotionalen, dispositionalen Präferenz für einen bestimmten Gegenstand oder für ein bestimmtes Thema abhängig. Ein durch eine bestimmte Situation hervorgerufenes Interesse weißt bestimmte Ähnlichkeiten zu der Theorie der spezifischen Neugier auf, die ebenfalls durch bestimmte situationsspezifische Reizbedingungen hervorgerufen wird. Allerdings ist Neugierde meist nur ein vorübergehender Zustand, das situationale Interesse ist hingegen häufig der Ausgangspunkt für eine längerfristige Entwicklung, aus der sogar dispositionale (individuelle) Interessen hervorgehen können (Krapp, 1992).

2.2 Rahmenmodell der Interessengenese im Unterrichtsgeschehen

Krapp (1998) entwickelte ein „Rahmenmodell der Interessensgenese“ (Abb. 1), das vereinfacht und schematisch darstellt, wie Interessen entstehen. Man kann die Entstehung von Interessen auf einem sehr allgemeinen Niveau folgendermaßen modellhaft abbilden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Rahmenmodell der Interessengenese nach Krapp (1998)

Das situationale Interesse, was in einem konkreten Handlungsablauf erlebt wird, ist ein spezieller motivationaler Zustand. Er ist als solcher stets das Resultat einer Wechselwirkung zwischen Person- und Situationsfaktoren. Im Unterricht wird das situationale Interesse durch die interessante Aufbereitung des Lernstoffs angeregt und für eine gewisse Zeit aufrecht erhalten (Krapp, 1998).

Unter bestimmten Bedingungen kann sich aus einem situationalen Interesse ein dauerhaftes, individuelles (dispositionales) Interesse entwickeln. In einem mehrstufigem Prozess entwickelt sich die anfängliche, aus den situationsspezifischen Reizbedingungen resultierende Neugierde in eine anhaltende Bereitschaft zur lernwirksamen Auseinandersetzung mit dem neuen Lerngegenstand. In praktischer Hinsicht ist dieser Transformationsprozess der schwierigste Schritt im ganzen Unterrichtsgeschehen (Krapp, 1998).

- Von der interessierten Zuwendung zum anhaltenden situationalen Interesse

Eine nur „neugierweckende“ Aufbereitung des Lernstoffs kann nicht als hinreichende Bedingung für einen Aufbau von dauerhaftem Interesse angesehen werden. Es gilt, den motivationalen Zustand über längere Zeitstrecken aufrecht zu erhalten. Mitchell (1993) unterscheidet beim situationalen Interesse zwischen einer „catch“ und „hold“ Komponente. Es gilt, das Interesse des Schülers zuerst einzufangen (catch), um dann das Interesse dauerhaft aufzubauen und halten zu können (hold). Es müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen, die sich positiv auf die „hold“ Komponente auswirken. Ein wichtiger Faktor ist z. B., dass Schülerinnen und Schüler den aktuellen Lerninhalt als für sie selbst bedeutsam wahrnehmen. Zudem kommt es darauf an, dass die von der Lehrkraft verwendeten Motivierungstechniken die intrinsische Motivation in wünschenswerter Weise unterstützen. Nur bei positiven Erfahrungen während des Lernens kann auch künftig mit einer persistenten Auseinandersetzungs-bereitschaft im neuen Gegenstandsbereich gerechnet werden (Krapp, 1998).

- Der Übergang vom situationalen Interesse zum dispositionalen Interesse

Wird situationales Interesse nur von außen initiiert, wird es sich für gewöhnlich schnell abschwächen und nach Beendigung der Reizsituation (Unterricht) ganz verschwinden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann es sich jedoch weiterentwickeln und der Ausgangspunkt für die Ausbildung eines individuellen Interesses, einer überdauernden und stabilen Person – Gegenstandsbeziehung werden, werden. Es kommt zu einer Veränderung der motivationsrelevanten Komponenten der Persönlichkeitsstruktur und zur Entwicklung eines „tiefer“ verankerten, dispositionellen Interesses (Krapp, 1998).

Es ist noch wichtig anzumerken, dass nur ein kleiner Teil dessen, womit sich eine Person lernend und handelnd auseinandersetzen muss (z. B. im Unterricht), in die innersten Bereiche der Persönlichkeit integriert wird. Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich ein Lerner mit allem, was er in Freizeit oder Schule lernt, innerlich voll und ganz identifizieren kann. Es werden offenbar Filtermechanismen wirksam, die die Entwicklung und Strukturen der sutuationalen und individuellen Interessen steuern (Krapp, 1998).

Jedem Modell liegen bestimmte Grundannahmen zugrunde. In der Motivationspsychologie (Deci und Ryan, 1985; Deci und Ryan, 1993; Nuttin, 1984) geht man davon aus, dass jede Form von Motivation (auch Interesse) auf grundlegende psychologische Bedürfnisse zurückgeht. Gemäß der Theorie von Deci und Ryan (1985, 1993) spielen für die Entwicklung und Veränderung motivationaler Dispositionen insbesondere die folgenden drei Bedürfnisse eine wichtige Rolle: Kompetenz, Autonomie oder Selbstbestimmung und soziale Eingebundenheit.

Jedes Individuum möchte sich selbst als handlungsfähig und kompetent erleben. Anforderungen und Aufgaben möchte jeder Mensch eigenständig bewältigen können (Krapp, 1998).

Das Bedürfnis nach Autonomie äußert sich dahingehend, dass der Mensch seine eigenen Ziele, Handlungs- und Vorgehensweisen selbst bestimmen möchte. Gerade in Lehr-/Lernsituationen findet dieses Grundbedürfnis des Menschen hohe Relevanz. Ein Lerner wünscht sich nur dort Handlungsfreiheit, wo er glaubt, dass eine hinlängliche Chance für eine erfolgreiche Bearbeitung der Aufgabe besteht (Krapp, 1998).

Das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit bestätigt, dass der Mensch ein Bedürfnis nach befriedigenden Sozialkontakten besitzt. Dieses Bedürfnis basiert hauptsächlich auf dem Wunsch, von anderen Personen oder Personengruppen akzeptiert und wertgeschätzt zu werden. Um diesen Zustand zu erreichen muss man sich notwendigerweise mit den Tätigkeiten, Wertorientierungen und Handlungszielen beschäftigen und identifizieren, die von diesen Personen geschätzt und praktiziert werden (Krapp, 1998).

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Interesse im Unterricht. Theoretische Erkenntnisse und praktische Umsetzung
Hochschule
Universität Passau
Note
2,3
Jahr
2015
Seiten
25
Katalognummer
V318367
ISBN (eBook)
9783668180505
ISBN (Buch)
9783668180512
Dateigröße
3907 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
interesse, unterricht, theoretische, erkenntnisse, umsetzung
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Interesse im Unterricht. Theoretische Erkenntnisse und praktische Umsetzung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/318367

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