Darstellung und kritische Würdigung von Crowdfunding zur Kulturfinanzierung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen und Erläuterung wesentlicher Begriffe
2.1 Definition von Kulturfinanzierung
2.2 Formen der Kulturfinanzierung
2.3 Besonderheiten der Kulturfinanzierung

3 Crowdfunding als Finanzierungsinnovation
3.1 Definition von Crowdfunding
3.2 Formen des Crowdfunding
3.3 Crowdfunding als Finanzierungsinstrument
3.4 Erfolgsfaktoren des Crowdfunding

4 Crowdfunding zur Kulturfinanzierung
4.1 Grenzen und Schwierigkeiten der Kulturfinanzierung
4.2 Eignung des Crowdfundings zur Kulturfinanzierung
4.3 Crowdfundingprozess in der Kulturfinanzierung
4.4 Rahmenbedingungen und offene Fragen

5 Zusammenfassung und kritische Würdigung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Der Crowdfundingprozess im Ablauf.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Marktbeobachtung aktueller Crowdfundingprojekte im Kulturbereich

1 Einleitung

Eine aktuelle Studie1 zeigt, dass der Kultursektor vor allem durch die öffentliche Hand finanziert wird. Dabei ergibt sich ein besonderer Stellenwert von Kultur durch die Rolle der Bundesrepublik Deutschland, Kultur so zu fördern, dass diese sich frei entfalten kann. Jedoch gilt die Finanzierung als eine freiwillige Leistung. Von einem Kulturinfarkt - der Überflutung von Kultureinrichtungen, die nur durch eine Subventionskultur ihren Betrieb aufrecht erhalten können - ist die Rede.2 Aufgrund der öffentlichen Debatten, der stark umkämpften Fördertöpfe für Kultureinrichtungen, aber auch aufgrund der Tendenz der Fragmentierung des Kunst- und Kulturmarktes wird verstärkt nach neuen Formen der Finanzierung gesucht. Dabei wird die Verbreitung des Internets genutzt, insbesondere der Wandel zum Web 2.0, bei dem der Nutzer durch die sozialen Medien wie Facebook oder studivz3 vom Konsumenten zum Prosumenten wird.4 Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, eine große Zahl von Nutzern, eine „Crowd“, zu instrumentalisieren: Crowdfunding. Dies meint eine internetbasierte Finanzierung von Projekten: Viele kleine Geldbeträge von vielen Nutzern ergeben eine große Summe und ermöglichen damit die Realisierung eines Projektes. Jedoch ist diese Art der Finanzierung ein neues Phänomen5 und kaum erforscht. Es gibt zwar eine Vielzahl von Literatur zum Thema Kulturmanagement und Kulturförderung, jedoch ist der Umfang an Literatur zum Thema Kulturfinanzierung begrenzt. In Deutschland ist Crowdfunding ein junges Phänomen, so dass der Umfang einschlägiger Literatur und Studien überschaubar ist. Insbesondere das Thema Crowdfunding, das eng mit dem Begriff Web 2.0 verbunden ist, wird nicht nur internetbasiert vermarktet, verbreitet und durchgeführt, sondern auch in zahlreichen Blogs diskutiert und dort sowie in Vortragsreihen weiterentwickelt.6

Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, das Phänomen Crowdfunding als Finanzierungsinstrument darzustellen und seine Tauglichkeit für die Kulturfinanzierung zu bewerten und kritisch zu würdigen. Eine umfassende Darstellung kann daher im Rahmen dieser Arbeit nicht erfolgen. Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Im Anschluss an die Erläuterung der Problemstellung sowie des Aufbaus der Arbeit werden in Kapitel 2 die Grundlagen des Kulturfinanzierung erläutert, indem grundlegende theoretische Begriffe definiert sowie Ausgestaltungen sowie die Besonderheiten der Kulturfinanzierung dargelegt und erläutert werden. In Kapitel 3 folgt die umfassende Erläuterung und Klärung theoretischer Definitionen, der Ausprägungen und Bewertung des Phänomens Crowdfunding als Finanzierungsinstrument. In Kapitel 4 werden die Ausgestaltung und der spezifischen Nutzen bzw. Schwierigkeiten des Crowdfundings für die Kulturfinanzierung diskutiert. Hierzu wir der Crowdfundingprozess dargestellt und der aktuelle Crowdfunding-Markt und dessen Relevanz für die Kulturförderung in Deutschland werden anhand führender Internetplattformen betrachtet und dargestellt. Die Hausarbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse sowie einer kritischen Würdigung.

2 Grundlagen und Erläuterung wesentlicher Begriffe

2.1 Definition von Kulturfinanzierung

Der Begriff Kulturfinanzierung ist eine Komposition aus zwei Begriffen. Der Begriff „Kultur“ ist eine abstrakte und aufgrund der heterogenen Erklärungsansätze schwerlich greifbare Größe und kann daher nicht umfassend definiert werden.7 Jedoch wird in der Literatur mittels einer Reihe von Eigenschaften und Merkmalen ein Kulturbegriff formuliert: So kann Kultur im weitesten Sinne eine bestimmte Lebensart umfassen, den Zeitgeist einer Epoche, Weltanschauungen, Eigenarten, Kultur kann Eigenarten meinen oder auch Institutionen und Personen umfassen. Im engeren Sinne umfasst Kultur nach Hausmann8 das Durchführen, die Vermittlung und Verwertung kreativer Arbeit im Kulturbetrieb durch Institutionen und Individuen.9 Der Begriff „Finanzierung“ bezeichnet alle betrieblichen Maßnahmen zur Versorgung des Unternehmens mit Kapital. Dies umfasst die Gestaltung und Steuerung von Kapitalbeschaffung, Kapitalumschichtung sowie der Kapitalfreisetzung.10 Der Begriff Kulturfinanzierung kann daher als Maßnahmenkatalog zur Mittelverwendung (Kapitalbeschaffung und dessen Rückzahlung) mit dem Ziel „Ermöglichung und Sicherung der Leistungserstellung und Leistungsverwertung von Kulturanbietern“11 verstanden werden.

2.2 Formen der Kulturfinanzierung

Grundsätzlich kann man drei Hauptfinanzierungsquellen für privat- gemeinnützige und privat-kommerzielle Kulturbetriebe ausmachen, die sich je nach dem Akteur als „Träger“, dem Inhaber und Betreiber eines Kulturbetriebes, dem „Kunden“ oder Nachfrager der Kulturleistung und dem „Drittmittelgeber“, der institutionsneutral und personenunabhängig den Kulturbetrieb fördert, bezeichnen lassen.12 Zum einen sind es die erwirtschafteten Beträge durch Einnahmen aus dem Kulturbetrieb selbst und weiterer Marketingaktivitäten (bspw. Merchandising), zum anderen kann Kulturfinanzierung durch staatliche Träger wie den Bund, Länder, Kommunen und die Europäischen Kulturförderung erfolgen. Jede gewährte Finanzierungsform kann dabei als Voll- oder Teilfinanzierung erfolgen.13 Die Förderung durch die Gebietskörperschaften dominiert dabei den öffentlichen Kulturbetrieb. Darüber hinaus kann Kulturförderung durch sogenanntes „private funding“, also Drittmittel, erfolgen. Hierbei sind vor allem Sponsoring, Spenden und private Stiftungen zu nennen.14

2.3 Besonderheiten der Kulturfinanzierung

Die Besonderheiten der Kulturfinanzierung ergeben sich nicht aus einer ungewöhnlichen gesellschaftsrechtlichen Ausgestaltung von Kultur- betrieben per se15, sondern aus einer mikro-ökonomischen Sicht und gesellschaftspolitischen Sicht, die zu umfassend ist, als dass sie in diesem Rahmen dargelegt werden könnte. Betrachtet man die Begründung für eine staatliche Kulturförderung, so zeigen sich fünf relevante Unterschiede zu „klassischen“ Wirtschaftszweigen, die sich unter ökonomische und vor allem auf politische Grundüberlegungen subsumieren lassen.16 Gerlach- Mach17 spricht dabei das Marktversagen an, das unter anderem auf die Schwierigkeiten von externen Effekten18 verweist und damit einhergehend auf das Problem meritorischer Kulturgüter. Dies sind Güter, denen gemeinhin ein hoher Wert zugesprochen wird, dieser jedoch von der Marktseite nicht oder nur in unzureichendem Maße nachgefragt wird. Aufgrund des hohen Personalaufwandes kommt es zu einem unterproportionalen Wachstum der Produktivität bei steigenden Lohnkosten. Dieser Umstand wird als Kostenkrankheit bezeichnet. Darüber hinaus sollen Aspekte wie die flächendeckende Versorgung mit kulturellen Angeboten und Bildung, die durch das Grundgesetz und durch die höchste bundesrepublikanische Gerichtsbarkeit festgelegt sind, unterstützt werden. Schließlich sollen der Medianwähler und die Partikularinteressen bedient werden. Hieraus ergibt sich - wie bereits in Kapitel 2.2 dargelegt - eine Vielzahl von Trägern, Interessenten und Interessengruppen, obgleich die Situation der Kulturfinanzierung in der Literatur als schwierig dargestellt wird.19

3 Crowdfunding als Finanzierungsinnovation

3.1 Definition von Crowdfunding

Crowdfunding ist ein englischer Begriff aus dem Jahre 200620 und eine Komposition aus den Begriffen „crowd“, was mit „Menschenmenge“ übersetzt werden kann, und „funding“, also der Finanzierungstätigkeit21, sodass die Komposition für die Finanzierung eines Projekts durch eine Menge von Menschen steht. In der Literatur wird „Crowdfunding“ nicht einheitlich definiert.22 Hemer et al.23 fassen den Begriff als eine Finanzierungsform auf, welche über einen Aufruf in Interaktionsmedien, den sog. sozialen Medien finanzielle Mittel für ein bestimmtes Vorhaben generieren sollen. Die Art oder der Umfang einer Gegenleistung kann dabei unterschiedlich ausgestaltet sein oder ausbleiben und ist immer Bestandteil des spezifischen Projektaufrufs.

3.2 Formen des Crowdfunding

Innerhalb dieser Systematik des Crowdfunding wird zum einen danach differenziert, ob der gesamte Prozessablauf über eine (Online-)Plattform erfolgt oder nicht24 und zum anderen nach der Art des zugrunde liegenden Finanzierungsmodells, das im weiteren Verlauf betrachtet wird. Kappel25 unterscheidet zwischen ex - ante Modelle“ und „ex - post - facto“- Modellen. Bei „ex - ante“-Modellen erfolgt der Finanzierungsprozess vor der Realisierung des tatsächlichen Projektes, wohingegen der Finanzierungsprozess bei „ex - post - facto“-Modellen, nach der Realisierung eines Vorhabens stattfindet. „Ex - Ante“-Finanzierungen sind von besonderem Interesse, da in diesen der Ursprung und Entwicklung des Crowdfunding liegt.26 „Ex - Post“-Finanzierungen (bspw. nach Fertigstellung eines Buches) können zu den klassischen Vorhaben gezählt werden, die über den organisierten sowie unorganisierten oder informellen Kapitalmarkt finanziert werden. Die wichtigsten Instrumente zur Vorfinanzierung im Rahmen eines „ex - ante Crowdfundings“ für ein Projekt, sollen im Folgenden dargestellt werden.27

3.3 Crowdfunding als Finanzierungsinstrument

Systematisiert man Crowdfunding nach der Herkunft des Kapitals, so handelt es sich um eine Form der Beteiligungsfinanzierung und zählt nach Bieg/Kußmaul zur Einlagenfinanzierung und damit zur Außenfinanzierung (passives Finanzierungsinstrument). Crowdfunding führt damit zu einer Bilanzverlängerung.28 Aufgrund seiner Eigenschaft des „peer-to-peer lendings“ - durch die Vielzahl von individuellen Kapitalgebern, die ein Projekt unterstützen - kann es zudem als Mikrofinanzierung eingeordnet werden.

[...]


1 Vgl. Bundesamt für Statistik (2010), S. 24.

2 Vgl. Schütt (2012), http://www.zeit.de/2012/13/CH-Kultursubventionen, abgerufen am 07.09.12

3 Vgl. http://www.facebook.de; http://www.studivz.de

4 Vgl. Ordanini/ Miceli/ Pizzetti/ Parasuraman (2011), S. 444f.

5 Seit 2006, Vgl.Kreßner (2011), S. 349, Gumpelmaier (2011), S. 368.

6 http://www.startnext.de/Blog.html; http://www.cofunding.de/Site-Service- Top/Blog.html, abgerufen am 07.09.2012

7 Vgl. Gottschalk (2006), S. 21, Hausmann (2011), S. 11.

8 Vgl. Hausmann (2011), S. 10.

9 Vgl. Gottschalk (2006), S. 21, Hausmann (2011), S. 11, Statistisches Bundesamt (2010), S. 18.

10 Vgl. Bieg/Kußmaul (2009), S. 13f., Gerlach-Mach (2010), S. 11f.

11 Hausmann (2011), S. 83.

12 Vgl. Hausmann (2011), S. 86.

13 Vgl. Gerlach-Mach (2010), S. 21f.

14 Vgl. Hausmann (2011), S. 87ff., Gerlach-Mach (2010), S. 49ff.

15 Vgl. Söndermann (2005), S. 3f., Gerlach-Mach (2010), S. 12ff.

16 Kulturförderung ist ein Teil der Kulturfinanzierung verstanden. Vgl. Gerlach-Mach (2010), S. 11.

17 Vgl. Gerlach-Mach (2010), S. 16ff.

18 Externe Effekte: Gewinne oder geschaffener Mehrwert, der nicht bei den erzeugenden Kulturbetrieben anfällt, sondern bei anderen Akteuren. Vgl. Krugman/Obstfeld (2009), S. 361f.

19 Vgl. Gottschalk (2006), S. 166ff.

20 Vgl. Kreßner (2011), S. 350, Gumpelmaier (2011), S. 368.

21 Vgl. Gerlach-Mach (2010), S. 47.

22 Vgl. Hemer/Schneider/Dornbusch/Frey (2011), S. 1, S. 19.

23 Vgl. Hemer/Schneider/Dornbusch/Frey (2011), S. 1, S. 18f.

24 Vgl. Gumpelmaier (2011), S. 369ff.

25 Vgl. Kappel (2009), S. 375f., S. 377f.

26 Vgl. Meinshausen/Schiereck/Wettermann (2012), S. 66ff.

27 Vgl. Kappel (2009), S. 378ff., Hemer et al. (2011), S. 51-63, Gerlach-Mach (2010), S. 60ff.

28 Vgl. Bieg/Kußmaul (2009), S. 29ff. Mit wenigen Ausnahmen, wie in 3.3 dargestellt.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Darstellung und kritische Würdigung von Crowdfunding zur Kulturfinanzierung
Hochschule
Wissenschaftliche Hochschule Lahr  (Finance)
Veranstaltung
Integriertes fachübergreifendes Fallstudien- und Seminarkonzept
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
20
Katalognummer
V323531
ISBN (eBook)
9783668227262
ISBN (Buch)
9783668227279
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Crowdfunding, Finanzierung, Kulturfinanzierung, Crowd, Fremdfinanzierung, Projekt, Web 2.0
Arbeit zitieren
Tobias Werner (Autor:in), 2012, Darstellung und kritische Würdigung von Crowdfunding zur Kulturfinanzierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323531

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