Buen Vivir. Ziele, Möglichkeiten, Umsetzung und Hindernisse einer völlig neuen Lebensweise in Ecuador und Bolivien

Das Konzept des guten Lebens


Hausarbeit, 2016

19 Seiten, Note: 2,0

Peter Stepper (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Buen Vivir - „Gutes Leben“
2.1. Ursprung und Bedeutung
2.2. Die Natur im „Buen Vivir“

3. Verfassungen in Lateinamerika
3.1.Allgemein
3.2.Verfassung von Bolivien
3.3.Verfassung von Ecuador
3.4. Kritik

4. Umsetzung des Konzeptes
4.1. Überblick und Auseinandersetzung
4.2. Entwicklungsbegriff im Buen Vivir
4.3. Umsetzung und Hindernisse

5. Zusammenfassung

6. Literaturverzeichnis
6.2. Internet

1.Einleitung

Das Bild der Europäer ist vorrangig durch Wachstum, Kapital und Eigentum gekennzeichnet. In Deutschland fahren wir große Autos, wir konsumieren in hohem Maße, wir holzen Wälder ab, um auf diesen Flächen zu bauen und vieles mehr. Doch wir machen uns kaum bewusst, dass wir für ein gutes Leben Ressourcen benötigen und das Wirtschaftswachstum, in welchem wir uns stetig befinden, irgendwann stagniert oder zurückgeht, weil wir die Konsequenzen unseres Umgangs mit der Umwelt tragen müssen. Durch enorm hohe Belastung des ökologischen Gleichgewichtes, wie durch Wasserverschmutzung oder hohe Schadstoffemission, treiben wir unsere Umwelt an ihre belastbare Grenze.

Man ist sich diesem Problem durchaus bewusst und immer mehr große Unternehmen setzten auf Stichworte wie „nachhaltiges Wachstum“ - man ist sich also einig darüber, dass etwas geändert werden muss. Es ist also das Ziel von Unternehmen bzw. der Politik Wirtschaftswachstum und Umweltschutz zusammenzubringen und auch für kommende Generationen eine gesunde Umwelt zu hinterlassen.

Aktuellere Geschehnisse, wie der Atomausstieg in Deutschland sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber Vorkommnisse in Tschernobyl oder Fukushima machen deutlicher denn je, dass unser Fortschritt auch Folgen hat und die Natur keine Rücksicht auf Wirtschaftswachstum oder unseren Konsum nimmt.

Oftmals werden umweltpolitische Ideen wirtschaftlichen Interessen nachgestellt und unser konsumorientiertes Wohlergehen scheint wichtiger. Es liegt also auf der Hand, dass man sich für Alternativen öffnen und Möglichkeiten finden muss.

Eine Option die Diskrepanz zwischen ökologischen und ökonomischen Faktoren ins Gleichgewicht zu bringen, findet sich in Lateinamerika. Unter dem Konzept „Buen Vivir“ hat sich eine Bewegung herausgestellt, in der diese Probleme betrachte und gelöst werden sollen. Das Konzept betrachtet die Frage, inwieweit Wirtschaftswachstum und Fortschritt notwendig für ein „gutes Leben“ sind und versucht die eher westliche Wirtschaftspolitik durch eine andere Lebensweise für sich selbst zu verbessern, ohne dabei die Umwelt zu zerstören und sich im Zwang zu befinden Wachstum und Konsum als erstes Ziel zu betrachten.

In der folgenden Hausarbeit soll vermittelt werden, welchen Inhalt das Prinzip „Buen Vivir“ trägt, welche Vorteile sich daraus ergeben, wo man auf Grenzen stößt und es soll klar werden, dass es kein Konzept zur Verbesserung der westlichen Lebensweise ist, sondern eine komplett neue Lebensweise. Es soll die Frage geklärt werden, welche inhaltlichen Neuerungen zu einem Wandel in der Umwelt und Wirtschaft führen können und es soll am Beispiel Bolivien und Ecuador erklärt werden, ob es Chancen mit sich bringt und diese auch außerhalb der beiden genannten Länder Sinn ergeben könnten.

2. Buen Vivir - „Gutes Leben“

2.1. Ursprung und Bedeutung

Eine einheitliche Definition für „Buen Vivir“ zu finden, erscheint, wie bei jedem anderen komplexen Konzept, schwierig.

Die Idee des „guten Lebens“ stammt von der indigenen Bevölkerung, was oftmals ein Hindernis, für das unmittelbare Verständnis der Idee dahinter, darstellen kann. Das Konzept als solches, entstand als Folge der entwicklungspolitischen Auseinandersetzung erst vor etwa mehr als zehn Jahren. Die historischen Grundlagen liegen in den politischen Forderungen indigener Bewegungen in Ecuador und Bolivien. Die Forderung bestanden in der Anerkennung indigener Wissensformen und die Erfahrung indigener Traditionen, Lebensweisen und Bräuche (vgl. Gabbert, 2012, S. 4).

Buen Vivir bricht herkömmliche Konzepte auf verschiedenste Art und Weise. Es stützt sich nämlich auf einheimische Traditionen und Visionen des Kosmos, es bricht traditionelle Konzepte der Entwicklung und es konzentriert sich auf die Beziehung zur Natur (vgl. Fatheuer, S.17). Es stellt also, auf Wissen der indigenen Völker, das Streben nach Harmonie zwischen Mensch und Natur in den Vordergrund. Es ist dementsprechend eine Art Kultur des Lebens.

Das Abwenden der Zeiten der Kolonisation und den Weg zum Ursprung scheint ein Ziel. Übersetzt man „Buen Vivir“ wörtlich, so entspräche dies ungefähr: „Gut Leben“. Allerdings bleibt zu berücksichtigen, dass es sich hierbei nicht, wie in der westlichen Kultur um Konsumorientierung handelt, welche in der kapitalistischen Zivilisation oft ein besseres Leben beinhaltet, sondern ist viel mehr ein Begriff aus der Zeit vom Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus. Es beinhaltet das Zusammenleben und die gemeinsame Nutzung des Reichtums, und eine nicht ressourcenraubende Lebensart. Grundlage für ein gutes Leben sind demnach nicht ein hohes Bruttoinlandsprodukt, sondern viel eher stehen der Mensch und dessen Entwicklung im Mittelpunkt und die Befriedigung seiner Bedürfnisse durch Werte und Ideale, wie Freiheit, Identität und Kreativität (vgl. Larrea, 2010, S. 65).

Es gibt hierbei eine nicht zu leugnende Vielfältigkeit des Begriffs - allerdings kristallisieren sich zwei zentrale Elemente heraus: zum einen die Kritik am westlich modernen Entwicklungsmodell und zum anderen die indigene Wissens- und Erfahrungswelt (vgl. Gudynas 2012, S.17).

Buen Vivir beinhaltet also ein Reichtum an Wissen, Erfahrungen und Werten in einer Gesellschaft. Das Gemeinwohl steht auf dem obersten Ziel, es soll die Gemeinschaft in Harmonie mit der Natur gebracht und die Unstimmigkeiten im vorherrschenden Markt verbessert werden (vgl. Acosta, 2009, S. 220).

2.2. Die Natur im „Buen Vivir“

Ein wichtiger Inhalt des Konzeptes besteht in der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die Natur bildet hierbei einen wichtigen Bestandteil des sozialen Seins (vgl. Dàvalos, 2008, S. 12).

Der Gedanke, dass die Natur dem Menschen zum Nutzen und ohne Einschränkungen nutzbar sein muss, wird verworfen und durch den Wunsch einer intakten Natur ersetzt. Acosta (Präsident der Verfassunggebenden Versammlung in Ecuador) bezeichnet dies unteranderem als „Rechte der dritten Generation“. Es wird der Natur also ein wichtiger Spielraum zugewiesen und der Umwelt wird ein ethischer Wert zugeschrieben. Zum einen soll dieser Schritt begangen werden, weil sie dadurch für relativ lange Zeit Ressourcen bietet, die den nachkommenden Generationen dienlich sind, aber auch stellt ein funktionierendes Ökosystem einen Pfeiler für ein „gutes Leben“ dar und die ausschließlich konsumorientierte Nützlichkeit der Natur steht nicht mehr im Vordergrund (vgl. Gudynas, 2009, S. 217).

Diese Auffassung von Natur beinhaltet dementsprechende Nutzung mit dem Hintergrund, dass natürliche Ressourcen nicht unendlich verfügbar sind und die Hauptaufgabe darin besteht, dass im Wirtschaftssystem sichergestellt wird, dass eine flächendeckende Versorgung mit den lebensnotwendigen Gütern gewährleistet wird. Hierbei geht es allerdings wirklich nur um Güter, die weder Luxus implizieren oder für das Leben einen Mehrwert bringen. Die Folge dieser Art der Herstellung und der Konsumierung besteht darin, dass Massenkonsum und übermäßige Produktion gestoppt werden, aber dennoch eine Grundversorgung gewährleistet wird. Dieser Umgang führt allerdings nicht zu einem Verzicht, sondern zum subjektiven Reflektieren des eigenen Konsumverhaltens. „Buen Vivir“ ist also demnach die grundlegende Befriedigung der Bedürfnisse und das Erreichen des gemeinsamen Wohles und die Harmonie mit der Natur - aus Respekt der zukünftigen Bevölkerung und der Artenvielfalt (vgl. Ramirez, 2012, S.5ff.).

Die Erhaltung und Bewahrung der Natur für den Menschen ist wichtigster Bestandteil und führt zu einem Fortbestehen des Menschen. Das bisherige Wachstum führt im schlimmsten Falle zu einem Zusammenbruch und präsente Themen, wie Erderwärmung würden gefördert. Die Herausforderung des komplexen Konzeptes besteht also darin, die Gedanken über Mensch und Natur zu überdenken und resultierend in einen Einklang zu bringen (vgl. ebd. S.8).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Buen Vivir. Ziele, Möglichkeiten, Umsetzung und Hindernisse einer völlig neuen Lebensweise in Ecuador und Bolivien
Untertitel
Das Konzept des guten Lebens
Hochschule
Universität Rostock
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
19
Katalognummer
V340867
ISBN (eBook)
9783668302952
ISBN (Buch)
9783668302969
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
buen, vivir, ziele, möglichkeiten, umsetzung, hindernisse, lebensweise, ecuador, bolivien, konzept, lebens
Arbeit zitieren
Peter Stepper (Autor:in), 2016, Buen Vivir. Ziele, Möglichkeiten, Umsetzung und Hindernisse einer völlig neuen Lebensweise in Ecuador und Bolivien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340867

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