Kommunikationsmodelle von Paul Watzlawick und Friedemann Schulz von Thun


Seminararbeit, 2015

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Sender – Empfänger - Modell
2.1 Beispiel: „[...] Ich finde, du siehst toll aus in dem was du anhast [...]."

3 Kommunikationsmodell (Paul Watzlawick)
3.1 Axiom 1: „[...] Man kann nicht nicht kommunizieren"
3.2 Axiom 2: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt [...]"
3.3 Axiom 3: „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt."
3.4 Axiom 4: „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten[...]."
3.5 Axiom 5: „Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.“

4 Kommunikationsmodell (Friedemann Schulz von Thun)
4.1 Vier – Schnäbel - Modell
4.2 Vier – Ohren - Modell

5 Fazit

6 Quellenangaben

1 Einleitung

Kommunikation ist etwas alltägliches, keiner kann sich ihr entziehen. Sie begegnet uns in jeder Form der zwischenmenschlichen Interaktion, auch ohne Worte zu gebrauchen. Wir benutzen sie, ohne darüber nachzudenken, bewusst oder unbewusst, verbal oder nonverbal. Sicherlich kennt jeder eine ähnliche Situation wie die folgende überspitzte Szene von Loriot und Evelyn Haman zwischen Mann und Frau:

M: „[…] Ich finde, du siehst toll aus in dem, was du anhast.”

F: „Komplimente helfen mir im Moment überhaupt nicht.”

M: „Gut, dann zieh das lange blaue mit den Schößchen an.”

F: „Du findest also gar nicht so toll, was ich anhabe!”

M: „Doch, aber es gefällt dir ja scheinbar nicht.”

F: „Es gefällt mir nicht? Es ist das schönste, was ich habe.”

M: „Dann behalt es doch an.”

F: „Eben hast du gesagt, ich soll das lange blaue mit den Schößchen anziehen.”

M: „Du kannst das blaue mit den Schößchen anziehen oder das grüne mit dem spitzen Ausschnitt oder das, was du anhast.”

F: „Aha, es ist dir also völlig Wurst, was ich anhabe […].”1

Um besser begreifen zu können, warum sich diese Situation derart entwickelt hat und wie sie vielleicht besser gestaltet werden könnte, sollte man sich mit Kommunikationsmodellen näher befassen.

Im Folgenden erläutere ich die Kommunikationsmodelle von Paul Watzlawick und Friedemann Schulz von Thun. Zuvor halte ich es jedoch für notwendig, den Grundbaustein der Kommunikation anzuschneiden. Dazu stelle ich das Sender – Empfänger - Modell von Shannon und Weaver kurz vor.

Die Seminararbeit ist wie folgt aufgebaut: Zunächst wir die Theorie dargelegt und anschließend mithilfe eines Beispiels verdeutlicht. Dabei greife ich immer wieder auf Situationen ähnlich wie in der Einleitung zurück.

2 Sender – Empfänger - Modell

Ein sehr geläufiges Kommunikationsmodell, das auf der Nachrichtentechnik basiert, ist das Sender – Empfänger - Modell von Shannon und Weaver. 2 Das Modell besteht aus fünf Elementen, dem Sender, Codierer, Kanal, Empfänger und Decodierer.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Sender-Empfänger-Modell von Shannon und Weaver.2

Kommunikation läuft zwischen Sender und Empfänger ab. Der Sender codiert (verschlüsselt) die Nachricht und übermittelt diese über einen sog. Kanal. Ein Kanal kann z. B. ein Telefon, E-mail oder auch eine Face - to - Face Interaktion sein. Daraufhin decodiert (entschlüsselt) der Empfänger die Nachricht, um sie empfangen zu können. Nun kann der Empfänger zum Sender werden und der Kreislauf würde von vorne beginnen. Natürlich kann es zu Kommunikationsstörungen kommen, wenn die Codierung nicht mit der Decodierung von Sender und Empfänger übereinstimmt.

2.1 Beispiel: „[...] Ich finde, du siehst toll aus in dem was du anhast [...]."

Sender ist hier der Mann und die Frau der Empfänger. Absicht des Mannes ist, der Frau ein Kompliment zu machen. Das Kompliment codiert er durch die Sprache, der Kanal ist die Face - to - Face Kommunikation. Die Frau decodiert die Nachricht, wird zum Sender und codiert ihrerseits eine neue Nachricht.

3 Kommunikationsmodell (Paul Watzlawick)

Das Sender – Empfänger - Modell beschränkt sich in erster Linie auf den Austausch von Sachinformationen. Jedoch wird das Modell „[...] der psychologischen Realität des Kommunizierens nicht immer gerecht",3 laut Eva Traut - Mattausch & Dieter Frey. Die Theorie von Paul Watzlawick nähert sich der Realität indem auch zwischenmenschliche Beziehungen mit berücksichtigt werden.

Paul Watzlawick entwickelte als Grundlage seiner Kommunikationstheorie fünf sog. Axiome. Ein Axiom „bezeichnet einen Grundsatz, der keines Beweises bedarf."4 In den nächsten Abschnitten gehe ich genauer auf die Axiome ein.

3.1 Axiom 1: „[...] Man kann nicht nicht kommunizieren"

Viele assoziieren Kommunikation mit der Sprache.5 Doch Kommunikation beinhaltet weit mehr. So ist auch der Tonfall, Schnelligkeit oder Langsamkeit der Sprache, Pausen, Lachen, Seufzen, Körperhaltung, Körpersprache usw. von Bedeutung. Um es kurz zu sagen: „[...] es umfasst das Verhalten jeder Art."5 „Man kann sich nicht nicht verhalten"5, da jegliches Verhalten in einer sozialen Situation einen Mitteilungscharakter besitzt. Selbst durch Schweigen, wird bspw. die Botschaft übermittelt, nicht kommunizieren zu wollen. Empfänger „[...] können ihrerseits nicht nicht auf die Kommunikation reagieren und kommunizieren damit selbst."5

3.1.1 Beispiel: „[...] Du weißt ja nicht, was du willst [...]."

Kommen wir auf unser Beispiel zwischen Mann und Frau zurück. Angenommen das Gespräch entwickelt sich wie folgt: (Mann) „[...] Du weißt ja nicht, was du willst [...]." Nun schweigen sich die beiden an und es macht den Anschein, dass sie nicht mehr miteinander kommunizieren. Doch dem ist nicht so. Durch das Schweigen teilen sie sich mit, dass sie nicht miteinander reden möchten und wütend aufeinander sind. Sie können also „nicht nicht kommunizieren" und sich „nicht nicht Verhalten."

3.2 Axiom 2: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt [...]"

Sachinformationen sind dem Inhaltsaspekt zuzuordnen.6 Sie sind weder wahr noch falsch, weder wichtig noch unwichtig. Sie sind rein objektiv, informativ.

Der Beziehungsaspekt hingegen gibt Aufschluss darüber, wie der Sender die Beziehung zwischen sich und dem Kommunikationspartner (Empfänger) sieht. Es handelt sich um eine subjektive Einschätzung. Aufgrund des Beziehungsaspektes kann es also keine rein informative Kommunikation geben.

3.2.1 Beispiel: „[...] Aha, es ist dir also völlig Wurst, was ich anhabe [...].”

Inhaltlich sagt die Frau aus, dass es dem Mann gleichgültig sei was sie anhabe. Auf der Beziehungsebene bemängelt sie gleichzeitig die fehlende Wertschätzung und Desinteresse ihres Mannes.

3.3 Axiom 3: „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt."

7 Interpunktion bezeichnet den „[...] ununterbrochenen Austausch von Mitteilungen"6. Der Ursprung der Kommunikation ist dabei unklar und kann aus subjektiver Sicht unterschiedlich festgelegt werden. Diesbezüglich müssen die Kommunikationsteilnehmer der Interaktion „[...] [einer] Struktur zugrunde legen [...]"6, wie sie jeweils die Kommunikation interpretieren. Der organisierte Ablauf von Ereignissen wird als Wechselbeziehung zwischen Ursache und Wirkung verstanden. Die folgende Grafik soll die Wechselbeziehung verdeutlichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Wechselbeziehung Ursache und Wirkung.6

Das Verhalten des Einzelnen ist sowohl Reaktion gleichzeitig aber auch Reiz (Ursache) für das Verhalten des anderen. So ist aus Sicht der Frau das Zurückziehen des Mannes die Ursache für ihr Nörgeln (Reaktion). Für den Mann ist das Nörgeln Ursache für sein Verhalten (Zurückziehen). Soziale Kommunikation stellt somit einen Regelkreis dar. Jeder Kommunikationsteilnehmer nimmt die Ursache - Wirkungsabfolge auf seine Art und Weise wahr.

3.3.1 Beispiel: „[...] Ich finde, du siehst toll aus in dem, was du anhast [...].”

Das Kompliment ist Reaktion des Mannes auf die Kleiderwahl seiner Frau. Gleichzeitig stellt das Kompliment einen Reiz für die Frau dar. Auf diesen reagiert sie mit ihrer Aussage: „[...] Komplimente helfen mir im Moment überhaupt nicht [...].” Die Aussage ist aber nicht nur Reaktion sondern erneut ein Reiz für den Mann usw. So wechselt die Kommunikation der Partner hin und her während beide das Gefühl haben lediglich auf das Verhalten des Kommunikationspartners zu reagieren.

3.4 Axiom 4: „Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten[...]."

Digitale Kommunikation beinhaltet Inhaltsaspekte und wird durch Sprache (Worte) vermittelt.8 Paul Watzlawick bezeichnet die Worte auch als „Name [...], deren Beziehung zu dem damit ausgedrückten Gegenstand eine rein zufällige oder willkürliche ist."8 Um digital kommunizieren zu können muss es eine Beziehung zwischen Wort und Objekt geben. Die Buchstaben bspw. K, l, e, i, d bekommen erst eine Bedeutung wenn man ein Wort „Kleid" daraus bildet und es einem Objekt (Kleidungsstück) zuordnet.

Analoge Kommunikation (Beziehungsaspekt) sind nichtsprachliche Elemente wie z. B. Mimik, Gestik, Körperhaltung oder auch eine Geste. Analogiekommunikationen sind mehrdeutig, da sie Interpretationsfreiheiten bieten.

Insgesamt wird digitale Kommunikation überwiegend für inhaltliche Aspekte genutzt und analoge Kommunikation für zwischenmenschliche Aspekte. Offensichtlich besteht hier ein Zusammenhang mit dem zweiten Axiom.

[...]


1 vgl. Loriot; Haman, Evelyn / Neubert, Stefan (2003): Garderobe URL: http://www.unterhaltungsspiele.com/Sketche/garderobe.htm, (zuletzt aufgerufen am 05.01.2015, 18:40).

2 vgl. Bierhoff, Hans-Werner; Frey, Dieter (2006), S. 536.

3 Bierhoff, Hans-Werner; Frey, Dieter (2006), S.538.

4 vgl. o.V. (2004), S.196.

5 Watzlawick, Paul; H. Beavin, Janet; D. Jackson, Don (2007), S.51ff.

6 Watzlawick, Paul; H. Beavin, Janet; D. Jackson, Don (2007), S.56ff.

7 Bierhoff, Hans-Werner; Frey, Dieter (2006), S.539.

8 Watzlawick, Paul; H. Beavin, Janet; D. Jackson, Don (2007), S.62ff.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Kommunikationsmodelle von Paul Watzlawick und Friedemann Schulz von Thun
Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt
Note
1
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V346466
ISBN (eBook)
9783668357846
ISBN (Buch)
9783668357853
Dateigröße
601 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kommunikationsmodelle, paul, watzlawick, friedemann, schulz, thun
Arbeit zitieren
Karoline Weber (Autor:in), 2015, Kommunikationsmodelle von Paul Watzlawick und Friedemann Schulz von Thun, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/346466

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