Crowdfunding als Alternative zur klassischen Startup-Finanzierung


Masterarbeit, 2016

59 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einführung
1.1 Hintergrund
1.2 Problemstellung und Zielsetzung
1.3 Vorgehensweise

2 Grundlagen
2.1 Definition Startup
2.2 Lebenszyklus und Finanzierungsphasen eines Unternehmens
2.2.1 Struktur der Finanzierungsphasen im Unternehmenslebenszyklus
2.2.2 Early Stage
2.2.3 Expansion Stage
2.2.4 Bridge Stage
2.2.5 Later Stage
2.3 Formen und Modelle einer Neugründung
2.4 Klassische Finanzierungsquellen von Startups
2.4.1 Finanzierungsstruktur
2.4.2 Selbstfinanzierung und Bootstrapping
2.4.3 Venture Capital
2.4.4 Business Angels
2.4.5 Langfristige Bankkredite
2.4.6 Staatliche Gründungsfinanzierung

3 Crowdfunding
3.1 Definition
3.1.1 Crowdsourcing
3.1.2 Crowdfunding
3.2 Crowdfunding-Typen
3.2.1 Donation-based Crowdfunding
3.2.2 Reward-based Crowdfunding
3.2.3 Crowdlending
3.2.4 Crowdinvesting
3.3 Ablauf eines Startup-Crowdfunding
3.4 Analyse der Crowdfunding-Plattformen in Deutschland
3.4.1 Überblick des Crowdfunding-Marktes in Deutschland
3.4.2 Donation-based Crowdfunding-Plattformen
3.4.3 Reward-based Crowdfunding-Plattformen
3.4.4 Crowdlending-Plattformen
3.4.5 Crowdinvesting-Plattformen
3.5 Chancen und Risiken von Crowdfunding
3.5.1 Chancen von Crowdfunding
3.5.2 Risiken von Crowdfunding

4 Zusammenfassung

5 Literaturverzeichnis

Vorwort

Die vorliegende Masterthesis mit dem Titel „Crowdfunding als Alternative zur klassischen Startup-Finanzierung“ entstand im Rahmen meines Studiums im Studiengang International Management an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen – Geislingen (HfWU).

Während meines Bachelorstudiums der Volkswirtschaftslehre wählte ich neben Controlling, die Finanzmärkte als Vertiefung, da ich mein Wissen über die finanzielle Steuerung eines Unternehmens und den Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung jener, erweitern wollte. Im laufenden Masterstudium waren diese beiden Fachgebiete wieder wesentliche Elemente die um den unternehmerischen Aspekt erweitert wurden. Gleichzeitig kam ich zum ersten Mal mit dem Thema Shared Value in Berührung, welches zwar nicht im Fokus der hier vorliegen Ausarbeitung steht, dessen Leitgedanke jedoch nahe verwandt mit dem des Crowdsourcing ist. Crowdfunding verbindet Finanzierung mit dem Gedanken des "Teilens" und "des zusammen Werte Schaffens" und ist eine Finanzierungsform, die in den letzten Jahren, vor allem für junge Unternehmen, sehr an Bedeutung gewonnen hat.

Die vorliegende Ausarbeitung soll Jungunternehmern, die eine Alternative zu den klassischen Finanzierungsquellen suchen, sei es weil ihnen diese nicht zur Verfügung stehen, oder weil die damit verbundenen Pflichten und Konsequenzen nicht mit deren Vorstellung einhergehen, als Leitfaden dienen, die für ihr Startup passenden Crowdfunding-Art zu finden.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 2.1 Finanzierungsphasen im Unternehmenslebenszyklus

Abb. 2.2 Gründungsfinanzierungsmodelle

Abb. 2.3 Strukturen und Formen der klassischen Finanzierung von Sart-ups

Abb. 2.4 Volumenanteil externer Finanzierungsquellen bei Unternehmensgründungen im Gründungsjahr 2007

Abb. 2.5 Funktionale Erfahrungen von Business Angels

Abb. 2.6 Unterschiede zwischen Business Angels und VC-Gesellschaften

Abb. 3.1 Einordnung der Begriffe Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdlending

Abb. 3.2 Eigenschaften der drei relevanten hybriden Finanzierungsformen

Abb. 3.3 Idealtypische Schritte eines Startup-Crowdfundings

Abb. 3.4 Marktanteile der vier Crowdfunding-Typen in Deutschland 2012 - 2014

Abb. 3.5 Crowdfunding-Plattformen in Deutschland nach Typen

Abb. 3.6 Support und Dankeschön-Verhältnis der dna merch Kampagne (Startnext)

Abb. 3.7 Konditionen der ausgewählten Crowdlending-Plattformen in Deutschland

Abb. 3.8 Durch Crowdinvesting eingesammeltes Kapital in Deutschland 2013

Abb. 3.9 Konditionen der ausgewählten Crowdinvesting-Plattformen in Deutschland

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einführung

1.1 Hintergrund

Im Jahr 2014 wurden 585.700 Neugründungen in Deutschland registriert, wovon rund 210.000 davon Kleinunternehmen waren.[1] Eine der wesentlichen Fragen, die sich die Gründer davor sicherlich gestellt haben ist: Wie soll ich mein Vorhaben finanzieren? Eigene Ersparnisse und die Unterstützung durch Familie und Freunde bilden dabei oft das Fundament, sind jedoch schnell aufgebraucht oder abhängig vom Geschäftsmodel, nur "ein Tropfen auf den heißen Stein". Folglich ist schnell Kapital von Dritten nötig, um das Unternehmen aufzubauen, vor allem wenn es schnell wachsen soll. Bankdarlehen, Beteiligungen durch Venture Capital-Gesellschaften oder staatliche Förderprogramme könnten sowohl Fremd- wie auch Eigenkapital in das Unternehmen bringen, sind jedoch oft an Konditionen und Voraussetzungen gebunden, die der Gründer nicht eingehen will oder gar nicht kann. In den letzten Jahren etablierten sich immer mehr Crowdfunding-Plattformen im Internet, die vor allem für Startups jeglicher Art eine attraktive Finanzierungsquelle darstellen, da sie, je nach Plattform, verschiedene Unternehmensarten mit verschieden Finanzierungstypen bedienen.

1.2 Problemstellung und Zielsetzung

Durch rapides Wachsen der Crowdfunding-Landschaft ist es schwer geworden den Überblick zu behalten oder gar als Neuling in der Crowdszene schnell die passende Plattform für den eigenen Finanzierungsbedarf zu finden. Jedes Jahr tauchen neue Crowdfunding-Plattformen in Deutschland auf, die auf verschiedenen Wegen Finanzierungen für Startups und wachsenden Unternehmen durch die Hilfe vieler anbieten.

Ziel dieser Masterthesis ist die Ausarbeitung einer Entscheidungshilfe für Jungunternehmer bezüglich der Fragen:

Was sind die klassischen Finanzierungsformen?

Was ist Crowdfunding und welche Formen nimmt es an?

Ist Crowdfunding, abhängig von meinen Geschäftsmodel, eine Alternative?

Welche Plattformen kommen für mein Vorhaben in Frage?

1.3 Vorgehensweise

Die Ausarbeitung besteht aus zwei wesentlichen Teilen. Im ersten Part werden zunächst Gründungformen, die ein Startup annehmen kann, sowie auch die Zyklen und Finanzierungsphasen, die ein Unternehmen durchläuft, theoretisch betrachtet. Daraufhin folgt die theoretische Einordnung des Crowdfundings und dessen Ausprägungsarten, sowie auch eine detaillierte Beschreibung des deutschen Crowdfunding-Marktes. Zum Schluss werden die gestellten Fragen zusammengefasst noch einmal beantwortet. In der gesamten Ausarbeitung steht dabei der Unternehmensgründer als Adressat im Vordergrund.

2 Grundlagen

2.1 Definition Startup

In der Literatur findet sich der Terminus "Startup" bzw. "Start-up" sehr oft, jedoch nicht immer mit denselben Charakteristiken. Meist werden junge Unternehmen in den Reihen der Software- und High-Tech-Branchen mit diesen Begriff betitelt. Dabei kann es sich zum einen um technologieorientierte Unternehmensgründungen handeln, die gerade am Entstehen sind, oder um junge Technologieunternehmen, die ihre Gründungsphase seit kurzem erst hinter sich haben. Ein wiederkehrendes Kriterium ist die Notwendigkeit, dass die Forschungs- und Entwicklungsorientierung und der Technologiegrad der Innovationstätigkeiten jener junger Unternehmen, als wesentlich angesehen wird. Damit ist gemeint, dass der Großteil der später erläuterten Finanzierungsquellen, sich nach jungen Unternehmen richten, deren Innovationstärke, sei es der Einsatz neuer Technologien bei der Entwicklung neuer Produkte, oder dem Angebot neuer Dienstleistungen, in ein skalierbares Geschäftsmodell resultiert, welches ein hohes Wachstums- und Renditepotential verspricht und somit besonders interessant für jene Kapitalgeber ist.[2] Auch wenn in der Regel hoher Forschungs- oder lediglich Entwicklungseinsatz notwendig ist, um skalierbare Geschäftsmodelle zu kreieren, so reicht manchmal einfach nur die "richtige Geschäftsidee" um ein Business mit Wachstumspotential auf die Beine zu stellen. Daher wird in dieser Ausarbeitung unter dem Begriff "Startup" jedes junge Unternehmen angesehen, welches sich momentan vor, innerhalb, oder kurz nach der Gründungsphase befindet und überdurchschnittlich innovative Produkte oder Dienstleistungen im Repertoire hat. Da die einzelnen Unternehmensphasen maßgeblich für die Finanzierung sind, betrachten wir diese im folgenden Abschnitt.[3]

2.2 Lebenszyklus und Finanzierungsphasen eines Unternehmens

2.2.1 Struktur der Finanzierungsphasen im Unternehmenslebenszyklus

Während dem Lebenszyklus eines Unternehmens entsteht dieses neu, verändert sich, wächst und vergeht. Die Dauer dieser einzelnen Stadien können von Unternehmen zu Unternehmen stark abweichen und leiten sich im Wesentlichen aus der Summe der Lebenszyklen der Produkte und Dienstleistungen der Unternehmen ab.[4] Gemäß der Literatur, lässt sich der Unternehmenslebenszyklus in vier Phasen unterteilen: Die Gründungsphase, die Wachstumsphase, die Reifephase und die Krisenphase. Dieses Konzept liefert aber keinen zwingenden Ablauf jedes Unternehmens auf der Zeitachse. Ebenso können Rückkopplungen und Sprünge in vor- und nachgelagerten Phasen, oder das Nicht-Eintreten einer Krise der Fall sein. Jedoch gibt dieses Zyklusmodell, je nach Lebensphase und der damit verbundenen Finanz- und Ertragslage differenzierte Finanzierungsbedarfe eines Unternehmens wieder,[5] wodurch sich auch Finanzierungsphasen ableiten lassen. Analog zu den oben genannten Unternehmensphasen ergeben sich die Finanzierungsphasen: Early Stage, Expansion Stage, Bridge Stage und Later Stage, wobei sich die Early Stage wiederum in Seed- und Startup Phase unterteilen lässt (siehe Abb. 2.1).[6] Die unterschiedlichen Kapitalanforderungen, in den eben genannten Phasen, können durch diverse Finanzierungsformen und -quellen gedeckt werden, die in Kapitel 2.3 zu finden sind. Im Folgenden werden die einzelnen Finanzierungsphasen näher vorgestellt und die dafür in Frage kommenden Finanzierungsquellen aufgezählt. Es sei zu erwähnen, dass alle Finanzierungsphasen beschrieben werden, damit eine Langfristige Planung seitens der Gründer erfolgen kann. Detaillierte Erläuterungen der Finanzierungsquellen erfolgen jedoch nur bei den für Startups relevante Typen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1 Finanzierungsphasen im Unternehmenslebenszyklus[7]

2.2.2 Early Stage

Die Seed-Finanzierung ist die erste Teilphase und beinhaltet die Finanzierung der Konzeptionsentwicklung, angefangen bei der Geschäftsidee bis hin zur Ausgestaltung eines fundierten Business Plans. Auch wenn rechtlich noch kein Unternehmen existiert, entstehen in diesem Zeitraum bereits Kosten, da zum einen Forschungs- und Entwicklungseinsatz notwendig ist, aber auch Machbarkeitsstudien und Marktanalysen durchgeführt werden müssen. Da in dieser Phase das Risiko für externe Investoren meist zu hoch ist, greift der Unternehmer private Finanzmittel, sowie die Unterstützung von Familie und Freunden, auf.[8]

Bei der Startup-Finanzierung ist der Zeitraum gemeint, in dem das Unternehmen gegründet und alle Vorkehrungen getroffen werden, um in den Markt einzutreten. Dies kann mit dem marktreifen Produkt anhand passendender Markeintrittsstrategie erfolgen. Somit wächst jedoch der Kapitalbedarf, da Räumlichkeiten für Verwaltung und Produktion, so wie die Gestaltung des Vertriebs finanziert werden müssen. Hierfür ist das Kapital der letzten Phase nicht mehr ausreichend. Somit müssen, durch einen überzeugenden Businessplan neue Investoren wie Venture Capital Gesellschaften, Business Angels oder öffentliche Institutionen, trotz noch sehr hohem Risiko, als Financiers gewonnen werden.[9]

2.2.3 Expansion Stage

Nach dem Markteintritt folgt die Expansionsphase, bei der erste Verkaufserfolge verzeichnet werden und das Unternehmen sowohl erste positive Cash Flows, wie auch Gewinne erwirtschaftet. In dieser Phase überschreitet das Unternehmen den Break-Even-Point und lässt somit die Verlustphase hinter sich.[10] Das Hauptziel des jungen Unternehmens ist in diesem Zeitraum eine umfassende Marktdurchdringung, national und international, sowie die Optimierung der internen Struktur. Dies beinhalten auch den Ausbau von Vertrieb, wie auch die Implementierung von neuen Funktionen, wie Human Resources oder Controlling, da diese Aufgaben nicht mehr alle allein von der Geschäftsführung gestemmt werden können.[11] Des Weiteren ist die Diversifizierung des Produkt- bzw. Dienstleistungsportfolios ein Schritt, welcher in diesem Zeitabschnitt zum ersten Mal erfolgt und meist hohen finanziellen Einsatz erfordert. Im Idealfall können die zum Wachstum notwendigen Investitionen durch Umsatzerlöse finanziert werden, was eine Innenfinanzierung/Selbstfinanzierung darstellt. Sollte jedoch weiteres Kapital von Nöten sein, tragen die höhere Informationslage über das Produkt und den Markt, sowie auch die nunmehr stabilen Cash Flows dazu bei, dass Kreditinstitute verstärkt bereit sind Fremdkapital zur Verfügung zu stellen. Die Gründe hierfür sind, neben den nun verlässlicheren Risikoeinschätzungen, höhere Kreditvolumina und lukrative Anschlussgeschäfte, wie zum Beispiel im Versicherungsbereich.[12]

2.2.4 Bridge Stage

Der Übergang in die Reifephase ist meist ein kritischer, da sich für das Unternehmen das Wettbewerbsumfeld entscheidend ändert und somit strategische Reaktionen erforderlich sind. So können neue Marktpotenziale während dieser Phase meist nur durch anorganisches Wachstum erreicht werden, da der Umsatz durch das aktuelle Angebot an Produkten/Dienstleistungen stagniert. Durch Zusammenschluss, oder Übernahme kann die Wertschöpfungskette horizontal oder vertikal erweitert werden, um Skaleneffekte zu nutzen und damit die Produktionskosten zu senken, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit steigert. Das Akquirieren von Unternehmen verlangt jedoch nach einem hohen Finanzierungsvolumen, welches durch Banken allein, anlässlich der begrenzten Fremdkapitalvergabe, selten gedeckt werden kann. Deshalb erfolgt in dieser Phase oft der Börsengang. Durch die IPO (Initial Public Offering), zu Deutsch Erstemission, kann das Unternehmen durch den Verkauf von Firmenanteilen in Form von Aktien sein Eigenkapital erhöhen und somit seine Finanzlage verbessern und Bilanzstruktur stärken.[13] Oft wird als Zwischenfinanzierung vor der IPO eine Brückenfinanzierung durchgeführt, um die Zulassungskriterien der Börse zu erfüllen und genügend Mittel für die Kosten des Börsengangs zur Verfügung zu haben. In der Regel erfolgt diese Pre-IPO-Finanzierung sechs bis zwölf Monate vor dem Börsengang.[14] Auf diese gehen wir, aus den in Kapitel 2.2.1 genannten Gründen, jedoch nicht weiter ein.

2.2.5 Later Stage

Ein Unternehmen rutscht in die Krisenphase, wenn keine neuen Nutzenpotenziale erschlossen werden können. Die Märkte sind gesättigt und Ertragserhöhungen sind nur durch Kostenreduzierungsprogramme zu erhöhen. Kurz darauf folgt die Erfolgskrise und durch laufend auftretenden Verluste die Liquiditätskrise. In dieser Phase verschlechtern sich folglich die finanziellen Rahmenbedingungen, denn die Gläubiger befürchten Forderungsausfälle und setzen deshalb die Kreditkonditionen herauf, fordern neue Sicherheiten oder verwehren die Kreditvergabe ganz. In dieser Situation müssen die Gläubiger vom Erfolg einer durchzuführenden Sanierung überzeugt werden, damit der Geldfluss von deren Seite nicht komplett gekappt wird. Hierzu wird meist eine spezielle Unternehmensberatung hinzugezogen, um die Sanierung zu konzipieren und zu begleiten. Ziel solch einer Sanierung ist das Erreichen des wirtschaftlichen Turnarounds. Damit ist die Herstellung der Kapitaldienstfähigkeit und das Gewährleisten einer Rentabilität, die in der Branche üblich ist.[15]

2.3 Formen und Modelle einer Neugründung

Welche Finanzierungsform ein Startup wählt, beziehungsweise zur Verfügung hat, hängt neben der aktuellen Unternehmensphase, auch stark von dessen Gründungsform und -modell und dem daraus resultierenden Kapitalbedarf ab.[16] Die Gründungsform eines Unternehmens lässt sich anhand der Kriterien Strukturexistenz und Qualitätsmerkmal differenzieren. Das Kriterium Strukturexistenz unterscheidet ob eine Gründung auf einer neuen Geschäftsidee beruht oder auf bereits bestehende Strukturen zurückgreift. Dadurch lassen sich Gründungen unter originär und derivativ unterscheiden, wobei unter "originär" alle vollkommen neu gegründeten Unternehmen fallen. Unter "derivativ" lassen sich wiederum Franchising-Modelle, aber auch Gründungen im Rahmen der Unternehmensnachfolge, so wie auch Abspaltungen und Zusammenschlüsse einordnen. Die zweite Determinante ist das Qualitätsmerkmal, welches sich unter "innovativ" und "imitierend" aufteilen lässt und bezieht sich somit auf die Novität des Produktes. Als "innovative" Gründungen werden jene angesehen, welche regional, national oder international eine Marktneuheit anbieten. Imitierenden Neugründungen hingegen adaptieren bereits bestehende, erfolgreiche Konzepte oder wandeln diese lediglich zum Teil ab (s. Abb. 2.2).[17]

Die genannten Kriterien stellen jedoch nur das Fundament der Struktur eines Unternehmens dar. Wesentlich für das Geschäftsmodell sind auch die Unternehmensziele und die zur Erlangung dieser Ziele eingesetzten Strategien. Somit hängt die Finanzierung des Unternehmens auch davon ab, wie der Markt bearbeitet werden soll, was unter Gründungsmodell verstanden wird. Dabei lassen sich zwei strategische Ansätze unterscheiden. Zum einen kann die Finanzierung einer Unternehmung "strategieerfüllend" (Finance Follows Strategy) oder "strategiebestimmend" (Strategy Follows Finance) erfolgen. Beim "strategiebestimmenden" Gründungsmodel ist ein fester Rahmen für die Unternehmensstrategie und dem zur Verfügung stehenden Kapital vorgegeben. Dabei folgt die Unternehmung dem "ökonomischen" Maximal-Prinzip, bei dem ein maximaler Nutzen (Ertrag) mit den beschränkten Mitteln (Arbeit und Kapital) zu erwirtschaften ist. Durch die Wahl jenes Gründungsmodels ergeben sich jedoch auch schnell Einschränkungen der Handlungsmöglichkeiten, wenn Kapitalengpässe der Fall sind. Diese können dann zu zeitlichen Verzögerungen, oder im Extremfall sogar zum Aus der Unternehmung führen. Das Pendant dazu ist das strategieerfüllende Gründungsmodel, bei dem die monetären Mittel keinen Engpass darstellen, wodurch sich der Business-Plan nicht innerhalb eines vorgegebenen finanziellen Rahmens bewegen muss. Intension ist die Realisierung der Geschäftsidee im vollen Umfang, wobei alle zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, die nötig sind, genutzt werden sollen. Aus den Gründungsformen und Modellen lassen sich dann entsprechend drei Finanzierungsmodelle ableiten, die in Abb. 2.2 zu sehen sind.[18] Die drei Modelle der Unternehmensfinanzierung werden, abhängig vom vorherrschenden Kapitalisierungsgrad des Startups, in das "No Buget-", "Low Budget"- sowie das "Big Budget-Modell" unterteilt. Idealerweise beginnt ein Startup-Unternehmen anhand des No-Budget-Modells und arbeitet sich während der Expansion Stage, durch Akquisition von Kapitalgebern, zum Big Budget-Modell vor.[19]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.2 Gründungsfinanzierungsmodelle[20]

2.4 Klassische Finanzierungsquellen von Startups

2.4.1 Finanzierungsstruktur

Einem Unternehmen stehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten der Finanzierung zur Verfügung, die sich in ihrer Herkunft unterscheiden: Die Innen- und die Außenfinanzierung.

Unter Innenfinanzierung versteht man die Selbstfinanzierung, in Form von Eigenfinanzierung durch Gewinnthesaurierung, oder die Finanzierung aus Verbindlichkeiten und Rückstellungen, was eine Variante der Fremdfinanzierung darstellt.[21] Da ein junges Unternehmen jedoch meist weder Zeit, Grund noch das Kapital hat, um Rückstellungen zu bilden, werden im Detail unter Innenfinanzierung lediglich die in Frage kommenden Formen der Selbstfinanzierung in Verbindung mit dem Bootstrapping betrachtet (Kapitel 2.4.2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.3 Strukturen und Formen der klassischen Finanzierung von Sart-ups[22]

Man spricht von Außenfinanzierung, wenn finanzielle Mittel aus externen Quellen in das Unternehmen fließen. Diese lassen sich wiederum unter Eigen- und Fremd so wie auch Mezzanine-Finanzierung einordnen. Bei einer Erhöhung des Eigenkapitals (EK) von außen, beteiligen sich Externe an dem Unternehmen und haben somit, je nach Ausprägungsform der Beteiligung, Recht auf Gewinnbeteiligung sowie Mitspracherecht. Ziele, Umfang und Dauer der Beteiligungen variieren entsprechend den verschiedenen Akteuren (Venture Capital-Gesellschaften, Business Angels etc.), die solche durchführen. Fremdkapital (FK) fließt jungen Unternehmen meist in Form von Darlehen durch private Banken oder staatliche Kapitalgeber zu. Mezzanine-Kapital stellt eine Finanzierungsform dar, die je nach Ausprägung, eher dem Eigen- oder Fremdkapital näher kommt, jedoch immer eine Mischform der beiden ist.[23] Auf diese wird in der Ausarbeitung, bezüglich den klassischen Finanzierungsquellen nicht weiter eingegangen, da klassische Mezzanine-Finanzierungsformen von Unternehmensgründern kaum in Anspruch genommen werden, wie in Abb. 2.4 zu sehen ist, jedoch kommt dieses Thema in Verbindung mit Crowdfunding/Crowdinvesting später wieder auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.4 Volumenanteil externer Finanzierungsquellen bei Unternehmensgründungen im Gründungsjahr 2007[24]

Analog zur Betrachtung der Innenfinanzierung werden auch bei der Außenfinanzierung lediglich die für Startups, also Unternehmen in der Early- und Expansion Stage, in Frage kommenden Finanzierungsformen und Kapitalgeber betrachtet (s. Abb. 2.3), weshalb Aktien (EK), Unternehmensanleihen (FK) und andere Formen nicht im Fokus stehen, da sie meist erst ab der Reifephase in Anspruch genommen werden.

2.4.2 Selbstfinanzierung und Bootstrapping

In den meisten Fällen von Startups kommen nur die No- und Low Budget-Modelle in Frage, bei denen die Finanzierungsalternativen, die zur Verfügung stehen, begrenzt und somit strategiebestimmend sind. Die zwei wesentlichen Formen dieser Modelle sind der Self-Feeding-Ansatz und das Bootstrapping. Beim Self-Feeding- oder Selbstfinanzierungsansatz, müssen Gründer vor allem auf ihre Möglichkeiten vertrauen, das Unternehmen aus der eigenen Arbeit und dem daraus resultierenden Umsatz/Gewinn zu finanzieren. Aufnahme von Fremdkapital ist in der Regel keine Alternative, da keine oder nicht ausreichend Sicherheiten, wie sie üblicherweise im Zusammenhang mit Bankdarlehen erforderlich sind, zur Verfügung stehen. Die unbezahlte Arbeitsleistung der Gründer und das selbstfinanzierte Anlagevermögen, wie z.B. eigene Fahrzeuge oder Computer, bilden oft die wesentliche Grundlage für den Start des Unternehmens. Der vom "Schwitzen" des Gründers geschaffene Wert wird in der Amerikanischen Wirtschaftsliteratur als "Sweat Equity" bezeichnet.[25] Des Weiteren besteht die Option des "Moonlighting", bei dem der Unternehmer weiterhin als Angestellter beschäftigt ist und nebenher sein Startup verwaltet und führt. Dabei werden die Einkünfte durch der regulären Tätigkeit als zusätzliche Finanzierungsquelle genutzt.[26] Beide begünstigen wiederum, dass höhere Gewinne erwirtschaftet werden können, welche der Gründer durch Gewinnrückstellung (Gewinnthesaurierung) zur Finanzierung der Unternehmung verwenden kann. Somit zahlt sich der Unternehmer keine Dividende aus, sondern lässt sein Kapital im Unternehmen wachsen.[27] Eng mit dem Selbstfinanzierungsansatz verbunden ist der Bootstrap-Ansatz, welcher eine Optimierung des begrenzten Finanzierungsspielraums darstellt. Bootstrapping (sinngemäß ins Deutsche übersetzt: "sich die Schuhe enger schnüren" beziehungsweise "sich aus eigener Kraft hochziehen") ist insofern verbunden, da es Ansätze liefert, wie sich das Unternehmen rein auf Innenfinanzierung stützen und auf Außenfinanzierung verzichten oder diese minimieren kann. Hier steht die Intention des Gründers, Einfluss und Beteiligung von außen so gering wie möglich zu halten, im Vordergrund. Dabei nutz der Gründer Ersparnisse, private Kredite (Kontokorrentkredit), sowie auch die finanzielle Unterstützung von Familie und Freunden, um das Kapital des Unternehmens zu bilden.[28] Operative Ansätze wären die Vereinbarung von Anzahlungen, seitens des Kunden, um die Produktion vorzufinanzieren, oder das maximieren des Zahlungsziels gegenüber den Lieferanten, damit dem Unternehmen die Liquidität länger zur Verfügung steht. Ist der Gründer willig das Eigenkapital auch durch externe Quellen in Form von Außenfinanzierung zu erhöhen, dann kommen mehrere Varianten in Frage, welche im Folgenden näher erläutert werden.[29]

2.4.3 Venture Capital

Der Begriff "Venture Capital" (VC) wurde in den 70er Jahren aus dem englischsprachigen Raum in die deutsche Wirtschaftsliteratur eingeführt. Bis heute existiert in Deutschland jedoch kein allgemeingültiges Begriffsverständnis. Parallel dazu kamen sinnähnliche Begriffe wie "Risikokapital" und "Wagniskapital" im Laufe der 60er und 70er Jahre auf, welche heutzutage allerdings nur als Erklärungshilfe für das Venture Capital dienen.[30] Des Weiteren ist eine Abgrenzung zum Begriff "Private Equity" nötig. Darunter versteht man Eigenkapital- und Mezzanine-Finanzierungsformen für nicht-börsennotierte Unternehmen, wie etwa Venture Leasing oder Venture Factoring, welche sich im Gegensatz zum VC eher auf die späteren Finanzierungsphasen (Bridge und Later Stage) konzentrierten, VC jedoch nicht ausschließen. Somit ist Venture Capital als eine Teilmenge von Private Equity zu verstehen, welche sich "eher" in den frühen Finanzierungsphasen (Early und Expansion Stage) als Eigenfinanzierungsform ansiedelt.[31] Die folgenden Charakteristika beschreiben und grenzen Venture Capital und das Vorgehen von Venture Capital Gesellschaften näher ein.

- Befristete Bereitstellung

Das Kapital wird dem Unternehmen lediglich für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Der Zeitraum der Bereitstellung bewegt sich zwischen ein und zehn Jahre. Dieser ist auch oft nicht von Anfang an klar definiert, da sich die Aus- und Rückzahlungen häufig nach der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens richten.[32]

- Haftendes Kapital

Zum einen bedeutet dies keine bankübliche Besicherung und zum anderen die Haftung im Verlust- oder Insolvenzfall. Dem gegenüber steht die Chance eines schnell wachsenden Unternehmenswertes und somit auch der Anreiz das "Wagnis" einzugehen.[33]

- Managementunterstützung und Kontrollfunktion

Die Unterstützung seitens des Kapitalgebers stellt ein zentrales Merkmal der Venture Capital-Finanzierung dar, wodurch ein Wertzuwachs (Added Value) für das Unternehmen erzielt werden soll. Der Einflussbereich des Kapitalgebers kann dabei jedoch stark von Fall zu Fall differieren. Er variiert von einer relativ passiven Mitwirkung in Form von kontinuierlichen Ergebniskontrollen bis hin zu einer aktiven Beratung und Betreuung, oder gar Steuerung des Unternehmens.[34]

- Minderheitsbeteiligung

Der Kapitalgeber geht eine Minderheitsbeteiligung ein, damit der Charakter der Selbständigkeit dem jungen Unternehmen erhalten bleibt.[35]

Der mehrheitliche Anteil der Venture Capital-Finanzierungen erfolgt auf indirektem Wege. Dabei treten Venture Capital-Gesellschaften als Intermediäre, zwischen den ursprünglichen Kapitalgebern und den Zielunternehmen, auf.[36] Der deutsche Venture Capital Markt lässt sich in vier Gruppen unterteilen. Den Institutionellen, Industriellen, Öffentlich-rechtliche Beteiligungsgesellschaften und Unabhängige Venture Capital Gesellschaften, welche wiederum unterschiedliche Ziele und Vorgehensweisen aufzeigen:[37]

Institutionelle Beteiligungsgesellschaften, wie sie von Banken, Versicherungen oder Investmentgesellschaften, als Tochtergesellschaften auf dem Kapitalmarkt auftreten, verfolgen dieselben Unternehmensziele wie ihre Muttergesellschaft. Zum einen die Generierung von Erträgen aus dem Erwerb von Beteiligungen. Wiederum wird durch die Gründungsfinanzierung der neuen Unternehmen ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, welches die Basis für eine zukünftige Kundenbeziehung ist und bei einer positiven Entwicklung des Zielunternehmens, neben dem Gewinn aus dem Verkauf der Beteiligung, zu Provisionen, Zinserträgen oder Versicherungsgeschäften führen kann. Somit stellt die Beteiligungsgesellschaft ein effektives Instrument zur Neukundenakquisition dar, welches ein großes Cross Selling-Potential in sich birgt. Industrielle Beteiligungsgesellschaften werden in der Regel von großen Unternehmen gegründet und beziehen das zu verwaltende Kapital auch nur von der Muttergesellschaft. Ähnlich wie bei den Institutionellen Beteiligungsgesellschaften ist auch hier eine Motivation gegeben, welche über dem reinen Gewinn aus dem Verkauf der Beteiligung geht. Hier spielen strategische Interessen jedoch eine weitaus größere Rolle. Vor allem in den Technologiebranchen mit hohem Innovationsgrad ist die Nähe zu erfolgsversprechenden Neugründungen bedeutsam. Durch die frühzeitige Beteiligung kann sich ein etabliertes Unternehmen, mit relativ niedrigem Kapitaleinsatz und Risikoanteil, den Kontakt zu potentiellen Kooperationspartnern, oder sogar die spätere Integration der jungen Unternehmung sichern. Öffentlich-rechtliche Beteiligungsgesellschaften lassen sich in mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBG) und sonstige Förderinstitutionen aufteilen. Die MBG haben einen relativ weiten Gesellschafterkreis, zu dem meist das jeweilige Bundesland, die Industrie und Handelskammern, die Handwerkskammern und regionale Banken gehören. Im Fokus steht bei diesen Beteiligungsgesellschaften jedoch nicht die Erzielung von Erträgen, sondern die Förderung der regionalen Wirtschaft. Selbstverständlich werden hier auch nur erfolgsversprechende Projekte finanziert. Jedoch muss dies nicht bedeuten, dass die rentabelsten Startups die Mittel bekommen. Viel eher geschieht ein Abwägen zwischen den potenziellen positiven Effekten auf die heimische Wirtschaft und dem gegenüber stehenden Ausfallsrisiko. Unabhängigen Venture Capital-Gesellschaften sind neben den bereits erläuterten unselbständigen Beteiligungsgesellschaften auf den Kapitalmarkt präsent. Das Beziehen von Kapital erfolgt bei diesen Gesellschaften über die Bildung von Fonds, an denen sich institutionelle oder auch private Investoren beteiligen können. Hier ist allein der erwerbswirtschaftliche Charakter im Vordergrund, da diese fondsorientierte Beteiligungsgesellschaften für eine ausreichenden Verzinsung der eingeworbenen finanziellen Mittel sorgen müssen.[38]

Alle VC-Gesellschaften, vor allem die Unabhängigen Venture Capital-Gesellschaften und die Institutionellen Beteiligungsgesellschaften, streben eine möglichst hohe Kapitalrendite durch den Wertzuwachs des Unternehmens an. Um den Verlust und das Ausfallrisiko zu minimieren setzen VC-Gesellschaften, neben den genannten Managementunterstützungs- und Kontrollfunktionen, noch folgenden Instrumente ein.[39]

- Risikostreuung

VC-Gesellschaften investieren in mehrere Unternehmen, welche sich bezüglich Branche, Region wie auch Unternehmensphase unterscheiden, um das Risiko damit zu streuen.[40]

- Stufenweise Kapitalzufuhr

Das Kapital wird dem Unternehmen nicht auf einmal zugeführt, sondern gestaffelt vergeben. Die einzelnen Auszahlungen erfolgen erst, wenn vordefinierte Ziele, Kennziffern oder bestimmte Bedingungen (Covenants) erfüllt werden.[41]

- Co-Venturing

Verschiede Venture Capital-Gesellschaften investieren in das selbe Unternehmen, wodurch sich das Risiko wiederum auf mehrere verteilt.[42]

2.4.4 Business Angels

Neben dem indirekten Weg (formeller Markt), bei dem die Beteiligungsgesellschaften als Mittler zwischen Kapitalgeber und -nehmer fungieren, existiert die direkte Venture Capital-Finanzierung (informeller Markt) durch Business Angels.[43] Business Angels sind Privatpersonen, die neben dem Kapital oftmals auch unternehmerisches Know How mit einbringen. Durch ihre Berufserfahrung können diese insbesondere das Management in den Bereichen Unternehmensführung, Finanzen, Marketing und Vertrieb unterstützen, wie die folgenden Abbildung zeigt.[44]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.5 Funktionale Erfahrungen von Business Angels[45]

Des Weiteren können Business Angels auf vielfältige Kontakte zurückgreifen, die sie während ihres Berufslebens gesammelt haben. Oft beinhalten ihre Netzwerke Verbindungen zu wichtigen Entscheidungsträgern der Branche, mögliche Geschäftspartnern sowie Anwälten und Steuerberatern, welche schon Startups während der Entstehung begleitet haben. Eine Differenzierung innerhalb der Business Angels lässt sich anhand ihrer Ziele und der daraus resultierenden Bereitschaft solche unterstützenden Leistungen, in Form von aktiver Betreuung, dem jungen Unternehmen zur Verfügung zu stellen:[46]

- Zum einen gibt es die aktiven Business Angels welche sich dadurch auszeichnen, dass sie neben der Kapitalbereitstellung auch als Coach (Consulting Angels) agieren. Sie sind somit auch im operativen Geschäft direkt oder mindestens indirekt tätig. Je nach Intensität des Engagements kann dies sogar zu einer Vollzeitbeschäftigung führen (Working Angel), bei der sich der Business Angel voll auf die Entwicklung des neuen Unternehmens konzentrieren und dabei all sein Potential ausschöpft.[47]

- Dem gegenüber stehen die passiven Finanzinvestoren (Finance Angels), welche als reine Investoren auftreten. Entweder sind diese Vertreter nicht in der Lage das nötige Know-How und Netzwerk zu liefern, um dem Unternehmen ein zusätzliches Value Added zu sein, oder schlicht dermaßen zeitlich begrenzt, da andere Projekte höhere Prioritäten aufweisen.[48]

Durch die unterschiedlichen Ebenen des Engagements der Business Angels sind auch ihre Motive variabel. So verfolgen reine Investoren lediglich Renditeziele. Selbstverständlich verfolgen aktive Business Angels auch monetäre Ziele, jedoch reizt diese zusätzlich die operative Beschäftigung im Gründungsunternehmen, da sie ihr intrinsisches Bedürfnis stillt, ihre Erfahrungen und Kompetenzen in neue Erfolge resultieren zu lassen. Daher grenzen sich aktive Business Angels, welche Business Angels im engen Sinne sind, stark von den indirekten Venture Capital-Finanzierung (VC-Gesellschaften) ab, im Bezug auf Motive, Volumina, Einstiegszeitpunkt und Einflussnahme,[49] wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.6 Unterschiede zwischen Business Angels und VC-Gesellschaften[50]

2.4.5 Langfristige Bankkredite

Bei einem langfristigen Kredit, oder Darlehen, wird dem Startup Geld von einem Kreditinstitut überlassen und alle damit verbundenen Regeln und Vereinbarungen werden vertraglich festgehalten. Vor Abschluss des Vertrages führt die Bank eine ausführliche Kreditwürdigkeitsprüfung (Bonitätsprüfung) durch, weshalb das Unternehmen oft interne Dokumente offenlegen muss. Da ein Darlehen meist über mehrere Jahre aufgenommen wird, geht es um beträchtliche Summen. Bei einem Darlehen bestehen mehrere Möglichkeiten für das Unternehmen seine Schulden zu begleichen. Beim Annuitätendarlehen bleibt die Annuität, die Summe aus Tilgung und Zinsen, über die komplette Laufzeit konstant. Die Zinsen werden entsprechend des Restbetrags berechnet und nehmen folglich im Laufe der Zeit ab. Gleichzeitig steigt aber die Tilgungsrate analog dazu, so dass das Unternehmen immer dieselbe Summe an die Bank zurückzahlen muss. Zum Ende der Laufzeit besteht die letzte Rate (Annuität) nur noch aus der Tilgung, da die Zinsen in der Regel schon abgezahlt sind. Beim Tilgungsdarlehen bleibt der Tilgungsbetrag konstant, wobei auch hier der Zinsbetrag mit niedriger werdendem Restbetrag sinkt. Die zu zahlende Annuität sinkt Somit bei jeder weiteren Rate. Beim endfälligem Darlehen zahlt der Schuldner (das Unternehmen) die komplette Tilgungssumme am Ende der Laufzeit an die Bank zurück. Dabei werden jedoch die Zinsen während der Laufzeit regelmäßig gezahlt.[51] Wie Abb. 2.4 (Punkt 2.4.1) graphisch dargestellt, bedienen langfristige Bankkredite knapp die Hälfte des Bedarfs an externer Finanzierung bei jungen Unternehmen. Hier ist jedoch zu sagen, dass dabei hauptsächlich Unternehmen gemeint sind, die sich bereits oder im Anschluss der Expansion Stage befinden, da Unternehmen in den vorhergehenden Phasen meist nicht genügend Datenbasis für eine adäquate Wirtschaftlichkeitsbewertung zur Verfügung steht, diese jedoch unabdingbar für die Risikobewertung seitens der Banken ist.[52]

Diese Wirtschaftlichkeitsbewertung erfolgt anhand der Bonitätsprüfung, welche sich wiederum in Begutachtung von quantitativer Faktoren, die auch als Hard-Facts bezeichnet werden, und qualitativer Faktoren, die man auch als Soft-Facts bezeichnet, unterteilen lässt. Zu den sogenannten Hard-Facts zählen die Daten der letzten Jahresabschlüsse (Gewinn und Verlustrechnung (GuV) und Bilanz), sowie Zwischenabschlüsse und betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BwAs) und Zahlen mit Zukunftsbezug, die sich aus der Auftragslage und den damit verbundenen Planzahlen (Umsatz-, Liquiditats-, Investitions- und Personalplan) ergeben, aber auch langfristige Erwartungen bezüglich des wirtschaftlichen Verlauf in den Nächsten drei Jahren (Businessplan). Die Soft-Facts sollen wiederum bonitätsrelevante Aspekte des Unternehmens erfassen, welche sich kaum quantifizieren lassen. Sie werden meist anhand standardisierter Kataloge abgefragt. Im Fokus stehen dabei das Marktumfeld, in dem das Unternehmen agiert, sowie die Struktur und das Management der Unternehmung. Dabei werden auch explizit Tatbestände ermittelt, welche die Existenz des Unternehmens gefährden. Zusätzlich gehört das Einholen weiterer Auskünfte über den Kreditnehmer zu diesem Bereich, um die Risikobewertung abzurunden.[53]

[...]


[1] Vgl. Statistisches Bundesamt (2015), verfügbar unter: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/73666/umfrage/neugruendung-von-unternehmen-in-deutschland/.

[2] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 4, Fischer (2004), S. 8f.

[3] Vgl. Fischer (2004), S. 8f.

[4] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 11, Fischer (2004), S. 18.

[5] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 11.

[6] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 73, Fischer (2004), S. 19, Hahn (Hrsg., 2014), S. 27.

[7] Eigene Darstellung/Verbildlichung von Portisch (Hrsg., 2008), S. 73, Fischer (2004), S. 19, Hahn (Hrsg., 2014), S. 27.

[8] Vgl. Pott / Pott (2012), S. 233, Portisch (Hrsg., 2008), S. 73.

[9] Vgl. Pott / Pott (2012), S. 233, Portisch (Hrsg., 2008), S. 73.

[10] Vgl. Fischer (2004), S. 20f.

[11] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 29f.

[12] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 12f, Hahn (Hrsg., 2014), S. 29, Fischer (2004), S. 21.

[13] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 13.

[14] Vgl. Fischer (2004), S. 21f.

[15] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 14, S. 376.

[16] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 30.

[17] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 14, S. 77f.

[18] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 14, S. 78.

[19] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 30.

[20] Eigene Darstellung/Verbildlichung von Portisch (Hrsg., 2008), S. 14, S. 79.

[21] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 34.

[22] Eigene Darstellung/Verbildlichung von Hahn (Hrsg., 2014), S. 34.

[23] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 35.

[24] Eigene Darstellung/Verbildlichung von Creditreform / KfW / ZEW (2008)

[25] Vgl. Volkmann / Tokarski / Grünhagen (2010), S. 289, Portisch (Hrsg., 2008), S. 79ff.

[26] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 82.

[27] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 36.

[28] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 43.

[29] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 82.

[30] Vgl. Neubecker (2006), S. 12.

[31] Vgl. Fischer (2004), S. 47, Neubecker (2006), S. 13.

[32] Vgl. Becker (2008), S. 205.

[33] Vgl. Becker (2008), S. 205.

[34] Vgl. Becker (2008), S. 205.

[35] Vgl. Fischer (2004), S. 45.

[36] Vgl. Becker (2008), S. 208.

[37] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 83.

[38] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 84.

[39] Vgl. Becker (2008), S. 208.

[40] Vgl. Becker (2008), S. 208.

[41] Vgl. Becker (2008), S. 208.

[42] Vgl. Becker (2008), S. 208.

[43] Vgl. Becker (2008), S. 208.

[44] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 89.

[45] Eigene Darstellung/Verbildlichung von Portisch (Hrsg., 2008), S. 89.

[46] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 90.

[47] Vgl. Reichling / Beinert / Henne (2005), S.20, Portisch (Hrsg., 2008), S. 90.

[48] Vgl. Reichling / Beinert / Henne (2005), S.20, Portisch (Hrsg., 2008), S. 90.

[49] Vgl. Portisch (Hrsg., 2008), S. 90.

[50] Eigene Darstellung/Verbildlichung von Fischer (2004), S. 80.

[51] Vgl. Pott / Pott (2012), S. 243f.

[52] Vgl. Hahn (Hrsg., 2014), S. 78.

[53] Vgl. Reichling / Beinert / Henne (2005), S.148f.

Ende der Leseprobe aus 59 Seiten

Details

Titel
Crowdfunding als Alternative zur klassischen Startup-Finanzierung
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Geislingen
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
59
Katalognummer
V352899
ISBN (eBook)
9783668391673
ISBN (Buch)
9783668391680
Dateigröße
1789 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Crowdfunding, Crowdsourcing, Alternative Finanzierungsform, Startup, Start-up, Startup-Finanzierung, Reward-based Crowdfunding, Crowdlending, Crowdinvesting
Arbeit zitieren
Venislav Karafizov (Autor:in), 2016, Crowdfunding als Alternative zur klassischen Startup-Finanzierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/352899

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