Höfliches Bitten und Danken im Französischen. Macht der Ton die Musik?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

16 Seiten, Note: 11


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Höflichkeit
2.1.1. Höflichkeitstheorie nach Brown & Levinson
2.2. Bitten und Danken
2.2.1. Unterordnung der Bitte und des Danks in das Höflichkeitsmodell nach Brown und Levinson
2.2.2. Strukturphasen des Bittens und Dankens
2.2.3. Macht der Ton die Musik?

3. Schluss

4. Quellen
4.1. Literaturverzeichnis
4.2. Abbildungsverzeichnis
4.3. Aufnahmenverzeichnis

1. Einleitung

Höflichkeit ist ein Verhalten des Menschen, welches er immer wieder in der Lage sein muss abzurufen.

Ob in der Universität, an der Arbeit oder beim Einkaufen; um ein harmonisches Verhältnis mit unseren Mitmenschen gewährleisten zu können, müssen wir einander mit Respekt und Anerkennung behandeln. Die Höflichkeit ist ein wichtiger Bestandteil für das harmonische Zusammenleben verschiedener Individuen und fächert sich über ein breites Gebiet an Verhaltensweisen.

Hauptpunkt ist die Sprache, über welche wir alles vermitteln, kommunizieren. Daher sind freundliche Ausdrucksweisen unabdingbar, um sich mit anderen zu verstehen.1

Meiner persönlichen Erfahrung nach, aus meinem Nebenjob als Kellnerin in einem Bowlingcenter, weiß ich, dass es oft schon an den kleinsten Dingen scheitert. Nicht selten sehen mich die Menschen bei der Bestellung gar nicht erst an und erwidern auf meine Frage, was es denn sein darf, kaum mehr als ein Wort: „Cola.“, „Bier.“ „Pizza.“.

Bringe ich ihnen ihre Getränke, so freue ich mich meist schon, wenn überhaupt jemand beachtet, dass ich da war und seinen Bekannten Bescheid gibt, dass die Bestellung da ist.

Dabei sind wichtige Bestandteile höflichen Verhaltens das „Bitten“ und „Danken“, worauf sich Gudrun Held spezialisiert hat.2

In der vorliegenden Arbeit möchte ich herausfinden, wie eine höfliche Bitte und ein höflicher Dank aufgebaut sein sollte und ob diese Ausdrucksnormen des Bittens und Dankens für einen höflichen Austausch ausreichen oder ob eine unterschiedliche Intonation eine eigentlich höfliche Aussage im Französischen ins Gegenteil umkehren kann;

Denn wie sagt man so schön: „C’est le ton qui fait la chanson!“3

2. Hauptteil

2.1. Höflichkeit

Höflichkeit ist ein soziales Konzept, welches nur im Austausch mit anderen zum Vorschein kommt. Ihren Ausdruck findet sie in der Sprache, also durch Kommunikation.4

Allgemein gesagt handelt es sich bei höflichem Verhalten um die Kunst innerhalb eines bestimmten Rahmens die richtige, maßvolle sprachliche Ausdrucksweise zu finden.5

Es ist ein Können, das auf dem Kennen sozialer Effekte beruht. Das höchste Gebot der Höflichkeit ist es, die persönliche Sphäre des Gegenüber zu respektieren.6 Jedes Land, jede Kultur, jeder kleinere Kreis kann seine eigenen Höflichkeitsregeln haben. Dies liegt daran, dass sich bestimmte Verhaltensmuster in verschiedene Situationen schließlich zu Traditionen entwickeln; Satzgefüge und Grammatiken frieren ein und ein Verstoß gegen sie erscheint unhöflich.7

Diese Regeln sind maßgeblich abhängig von dem Umfeld, in welchem man sich

bewegt. Unter Freunden und Familie gibt es ein anderes Höflichkeitsverständnis als im öffentlichen Bereich, wie beispielsweise an der Arbeit. Jedoch kann es auch hier immer wieder zu Verschiebungen kommen. Das was wirklich zählt ist das Verhältnis der Gesprächspartner.8

Grundsätzlich gilt die Respektierung und Wertschätzung des Anderen als höflich, also zu zeigen, dass man ihn schätzt und seine Gesellschaft erwünscht ist.9 Rücksichtnahme auf die Gefühle des Anderen gehört ebenfalls dazu, weshalb negative Inhalte immer schonend beigebracht werden müssen, um nicht unhöflich herüber zu kommen.10

Die Nutzung von Modalverben ist in fast jeder Sprache ein einfacher kleiner Helfer, der Aussagen gleich viel höflicher werden lässt.11 (Z.B.: Voulez-vous bien m’aidez.“)

Nach Gudrun Held ist ein Grundverhalten der Höflichkeit das Bitten und Danken,

worauf ich später zurück kommen werde. Dazu sollte ein gut erzogenes Individuum, egal welcher Nationalität, befähigt sein.12

2.1.1. Höflichkeitstheorie nach Brown & Levinson

Hauptaugenmerk bei Brown und Levinson wird auf das „Gesicht“ (face) gelegt.

Dieses Gesicht ist das „Image“, also die öffentliche Identität, einer Person.

Unterschieden wird zwischen negative face und positive face. Das positive face beinhaltet den persönlichen Wunsch von anderen akzeptiert, anerkannt, bewundert zu werden, wohingegen das negative face den Wunsch nach persönlicher Individualität und Handlungsfreiheit mit sich trägt.13 Beide face-Typen sind bei jedem Menschen vorhanden.

(Sprech-)Akte, die das Gesicht des Gegenüber bedrohen (face threatening acts / FTAs), gilt es grundsätzlich zu vermeiden. Das Eindringen in die persönliche Sphäre einer anderen Person gilt als unhöflich. Höflichkeit fordert das gegenseitige Wahren des Gesichts, face work.14

Als FTA’s, die das negative face bedrohen, gelten solche Akte wie Befehle, Ratschläge, Warnungen oder Drohungen. Sie beeinträchtigen den Hörer in seiner Handlungs-/Entscheidungsfreiheit, er wird zu etwas gedrängt.

Kritik, Beschwerden oder Beleidigungen bedrohen hingegen das positive face. Der Gegenüber erfährt keine Anerkennung als ganze Person oder für seine Handlungen.15

Natürlich können die FTA’s auch das face des Sprechers bedrohen. Entschuldigt sich der Sprecher für etwas, gesteht er sich eine Schuld ein und bedroht damit sein negative face. Sein positive face ist gefährdet, nimmt er beispielsweise ein Kompliment an, vor allem wenn er versucht, den Grund für dieses herunter zu spielen.16

Es gilt sich also an bestimmte Verhaltensstrategien zu halten, um den Bedürfnissen des face gerecht zu werden. Um das positive face nicht zu bedrohen, gelten die Strategien der positive politeness, also sprachlich „Nähe“ zum Hörer ausdrücken, damit dieser sich in seinem Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung nicht gefährdet fühlt.17

Das negative face wahrend, gelten die Strategien der negative politeness. Die persönliche Sphäre wird nicht betreten und die Handlungsfreiheit nicht eingeschränkt, wenn man solche Sprechakte, die das negative face verletzen könnten, versucht eher indirekt zu vermitteln und somit keinen Zwang auf den Hörer ausgeübt wird.18

Abbildung 119

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2. Bitten und Danken

Das Bitten und Danken ist eines der höflichen Grundverhalten eines gut erzogenen Menschen.20 Schon in der Kindheit lernt man die beiden „Zauberwörter“, die als höfliche Türöffner zu unseren Mitmenschen dienen.21

Es handelt sich dabei also um einen Austausch zwischen zwei Individuen; der Bittende möchte etwas haben und erhofft es von seinem Gegenüber zu erhalten. Um sich für eine Gabe zu revanchieren, erhält der Gegenüber eine Danksagung.22 Somit kann man die beiden Formen aufteilen in „geben“ und „nehmen“: Bittet man um etwas, so „nimmt“ man, da man eine andere Person bewusst dazu bewegt, etwas zu tun, was nicht unbedingt ihrem freien Willen entspricht. Dankt man, „gibt“ man etwas zurück. Es ist eine Belohnung für das, was man erhalten hat und gleichzeitig ein Schuldeingeständnis.23

Die Höflichkeit betreffend, nehmen Bitten und Danken also durchaus gegensätzliche Positionen ein: Bitten ist immer ein eher unhöfliches Verhalten, da man einen Anderen zu etwas auffordert, somit seine Willensfreiheit einschränkt. Es bedarf angemessener, abmildernder Formulierungen um die Bitte höflich zu gestalten. Danken hingegen ist ein höfliches Verhalten, da man das Handeln des Anderen wertschätzt, ihn dafür mit einer rhetorischen Erwiderung honoriert.24

2.2.1. Unterordnung der Bitte und des Danks in das Höflichkeitsmodell nach Brown und Levinson

Ordnet man die Bitte und den Dank in das face-System von Brown und Levinson ein, so ergibt sich folgendes:

Wie sich vorangehend gezeigt hat, betritt man mit der Bitte die persönliche Sphäre des Gesprächspartners, wodurch sich ergibt, dass sie das negative face des anderen bedroht. Die Bitte als eine höfliche Form der Aufforderung, versucht diese möglichst abzuschwächen, möglichst keinen Zwang auszuüben und ist somit der negative politeness unterzuordnen.

Die Danksagung, als Honorar für eine erfolgte Gabe, ist eine Art der positive politeness. Sie kommt dem positive face des andern zugute, sein Verhalten wird anerkannt und belohnt. Bedroht wird durch den Dank lediglich das negative face des Sprechers, da er sich eingestehen muss, in der Schuld des anderen zu stehen. Um Verletzungen des eigenen face kommt man also nicht immer herum, möchte man sich höflich verhalten.

2.2.2. Strukturphasen des Bittens und Dankens

Gudrun Held hat Schemen erarbeitet, die grob die nötigen Phasen für eine höfliche Bitte und einen höfliche Dank ausmachen.

Im Folgenden werde ich diese an Beispielsätzen erläutern.

Abbildung 225

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diesem Schema nach wird der eigentliche FTA vorsichtig in zwei vermildernde Phasen verpackt. Demnach ergeben sich Bitten, wie die folgende, wobei ich die einzelnen Phasen farbig markiert habe:

[...]


1 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995)

2 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 113)

3 Französisches Sprichwort, „Der Ton macht die Musik!“

4 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 22)

5 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 24)

6 (Raible, 1987, S. 2)

7 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 25 ff.)

8 (Raible, 1987, S. 3)

9 (Raible, 1987, S. 4)

10 (Held, Verbale Interaktion, 1994, S. 114)

11 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 154 ff.)

12 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 113)

13 (Raible, 1987, S. 2)

14 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 72 ff.), (TutorInnen des Fachgebiets "Allgemeine Linguistik", 2007) & (Unbekannt, 2005)

15 (TutorInnen des Fachgebiets "Allgemeine Linguistik", 2007)

16 (TutorInnen des Fachgebiets "Allgemeine Linguistik", 2007) & (Unbekannt, 2005)

17 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 73-74) & (Unbekannt, 2005)

18 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 73-74) & (Unbekannt, 2005)

19 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 129)

20 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 112)

21 (Gräfin Fugger, 2009)

22 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 114)

23 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 114)

24 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 124)

25 (Held, Verbale Höflichkeit, 1995, S. 242)

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Höfliches Bitten und Danken im Französischen. Macht der Ton die Musik?
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
Intonation im Französischen
Note
11
Autor
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V357209
ISBN (eBook)
9783668428492
ISBN (Buch)
9783668428508
Dateigröße
1618 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
höfliches, bitten, danken, französischen, macht, musik
Arbeit zitieren
Ann-Kathrin Berninger (Autor:in), 2013, Höfliches Bitten und Danken im Französischen. Macht der Ton die Musik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/357209

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