Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen und Paradoxien


Referat / Aufsatz (Schule), 2017

34 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1 Einleitung

2 Kommunikationsmodelle
2.1 Das Vier-Seiten-Modell nach Schulz von Thun
2.1.1 Das Vier-Ohren-Modell
2.1.2 Das Feedback (Begegnung mit dem Empfangsresultat)
2.2 Die pragmatischen Axiome nach Watzlawick
2.3 Das Shannon-Weaver-Modell
2.4 Das Eisbergmodell nach Freud
2.5 Weitere Modelle und Vergleich
2.5.1 Das Organonmodell nach Karl Bühler
2.5.2 Kommunikationsmodell nach Satir (Überlebenshaltungen)
2.5.3 Vergleich

3 Die Kommunikationsstile
3.1 Charakterisierung der acht Stile

4 Störungen
4.1 Störungen der vier verschiedenen Seiten einer Nachricht
4.2 Auswirkungen auf die Kommunikation

5 Paradoxien

6 Schluss

Quellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abstract

Die zwischenmenschliche Kommunikation ist und war immer schon die bedeutendste Form sozialer Interaktion. Somit ist das menschliche Zusammenleben ohne Kommunikation undenkbar. Die vorliegende vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) deckt die Vielfalt der zwischenmenschlichen Kommunikation auf und befasst sich mit ihr. Zur zwischenmenschlichen Kommunikation gehören unter anderem verschiedene Kommunikationsmodelle und Kommunikationsstile. Die Kommunikationsmodelle geben einen Einblick in die Erklärungsversuche, die im Laufe der Zeit aufgestellt wurden, um die Kommunikation zu erklären. Ebenso werden die zahlreichen Störungen, die in der Kommunikation auftreten können, erläutert. Weiter sind die Auswirkungen der Störungen auf die Kommunikation aufgeführt. Diese zeigen, wie bedeutend es ist, eine störungsfreie Kommunikation zu führen. Ein kleiner Teil der VWA wurde den Paradoxien gewidmet, da diese immer noch eine große Lücke in der Kommunikationsforschung darstellen. Es wurden ausschließlich literarische Werke von bekannten Kommunikationsforschern verwendet.

1 Einleitung

„Der Ausdruck der Persönlichkeit erreicht seine Erfüllung nur durch Kommunikation.“ (Buck, 2017).

Das oben genannte Zitat beschreibt die zentrale Eigenschaft der Kommunikation: Die Erfüllung der Persönlichkeit. Kommunikation kontrolliert die Vergangenheit, entscheidet über die Gegenwart und bestimmt die Zukunft. Besonders in der heutigen Zeit ist es von Bedeutung, eine klare und störungsfreie Kommunikation zu führen. In vielen Ländern ist die Situation derzeit angespannt und schon ein kleiner Fehler in der Kommunikation kann zu Kriegen und Morden führen.

Folglich habe ich entschieden, mich in dieser Arbeit den verschiedenen Arten und Störungen der Kommunikation zu widmen. Die Arbeit gliedert sich in vier große Kapitel, in denen die zwischenmenschliche Kommunikation möglichst genau beschrieben und erklärt wird. Beginnend mit den Kommunikationsmodellen werde ich die bedeutsamsten und bekanntesten Kommunikationsmodelle aufzeigen. Neben den Modellen von namhaften Kommunikationsforschern wie Friedemann Schulz von Thun und Paul Watzlawick kommen auch Modelle von Kommunikationsforschern wie Karl Bühler und Virginia Satir vor. Da jeder Mensch ein Individuum ist, wird auf verschiedene Arten gesprochen. Mit diesen Arten setzt sich das anschließende Kapitel Kommunikationsstile von Schulz von Thun auseinander. Das vorletzte Kapitel handelt von den Störungen, die in der menschlichen Kommunikation auftreten können und beschreibt die Auswirkungen von Störungen auf die Kommunikation. Das letzte Kapitel deckt einige Paradoxien in der menschlichen Kommunikation auf. Da die Arbeit eine reine Literaturarbeit ist, habe ich neben den Miteinander-Reden -Büchern von Schulz von Thun die Werke von Watzlawick und Zimbardo verwendet. Die Arbeit konzentriert sich auf die zentralen Kommunikationsmodelle und die am häufigsten vorkommenden Störungen, da sonst der Rahmen dieser Arbeit gesprengt werden würde.

2 Kommunikationsmodelle

2.1 Das Vier-Seiten-Modell nach Schulz von Thun

1970 entwickelte Friedemann Schulz von Thun ein Modell, das mit der Zeit immer anschaulicher wurde und inzwischen als eines der bekanntesten zwischenmenschlichen Kommunikationsmodelle gilt. Mit dem sogenannten Vier- Seiten-Modell (auch Nachrichten- oder Kommunikationsquadrat genannt), gelang es Schulz von Thun, die Ansätze von Paul Watzlawick und anderen namenhaften Psychologen zu vereinheitlichen. Seinen Namen bekam das Modell durch die folgenden vier Aspekte, die in einer Nachricht vorkommen: Sachaspekt, Beziehungsaspekt, Selbstoffenbarungsaspekt und Appellaspekt. Alle vier Aspekte beinhalten eine bestimmte Nachricht an den Empfänger und werden im Gespräch in unterschiedlicher Intensität wiedergegeben (vgl. Schulz von Thun, 1981, S. 11-16). Das Modell kann mit folgender Grafik veranschaulicht werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Kommunikationsquadrat, Schulz von Thun Institut für Kommunikation, 2017

Ein wesentlicher Bestandteil der Nachricht ist die Sachinformation. Diese gibt Auskunft über Daten und Fakten, die der Sender dem Empfänger übermitteln will. Der Sender achtet darauf, die Sachverhalte möglichst klar und verständlich auszudrücken. Daraus ergeben sich drei maßgebliche Kriterien, die der Sender beachten muss: Korrektheit, Relevanz und Suffizienz. Mit dem sogenannten Sach-Ohr, das im Kapitel 2.1.1. beschrieben wird, prüft der Empfänger diese Kriterien. Schulz von Thun verwendet in seinem Buch ein alltägliches Beispiel, das die vier Seiten einer Nachricht veranschaulicht:

„Der Mann (= Sender) sagt zu seiner am Steuer

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Beispiel, Schulz von Thun, 1981

sitzenden Frau (= Empfänger): ‚Du, da vorne ist grün!‘“ (Schulz von Thun, 1981, S. 26). Durch den Sachinhalt der Nachricht erfährt der Empfänger etwas über den Zustand der Ampel, aber da die Nachricht vier Seiten enthält, erfährt er auch etwas über den Sender selbst.

Selbstoffenbarungsseite nennt Schulz von Thun jene Seite einer Nachricht, die

Informationen des Senders preisgibt. In jeder gesendeten Nachricht steckt ein Teil Selbstdarstellung. So kann dem Beispiel entnommen werden, dass der Sender es eventuell eilig hat. Die Selbstkundgabe erfolgt entweder explizit in der Ich-Botschaft oder unbewusst in impliziter Form. Im schlimmsten Fall kann sich der Gesprächsparnter dadurch angegriffen fühlen.

Die dritte Ebene einer Nachricht ist die Beziehungsebene. Anhand dieser erfährt der Empfänger, was der Sender vom Empfänger hält und wie beide zueinander stehen. Durch Formulierung, Tonfall, Mimik und Gestik wird schnell klar, ob der Sender den Empfänger respektiert oder verachtet. Personen mit einem besonders empfindlichen Beziehungsohr können sich dadurch schnell verletzt fühlen. Im oben genannten Beispiel antwortet die Frau mürrisch: „‚Fährst du oder fahre Ich?‘“ (Schulz von Thun, 1981, S. 28). Dies ist ein offensichtliches Zeichen, dass der Mann die Frau mit seiner Nachricht verärgert hat.

Mit jeder ausgesendeten Nachricht strebt der Sender an, auf den Empfänger Einfluss zu nehmen und etwas zu erreichen. Die sogenannte Appellseite einer Nachricht bewirkt, dass der Empfänger den beinhalteten Appell ausführt. Dies kann entweder offen oder verdeckt geschehen. So werden Bitten und Anregungen als offen angesehen, wobei eine Ausrichtung der Sach-, Selbstoffenbarungs- und Beziehungsseite für die Wirkungsverbesserung der Appellseite als manipulativ angesehen wird. Wenn dieser Fall eintritt und die Seiten als Mittel zur Zielerreichung eingesetzt werden, wird von einer Funktionalisierung gesprochen. Im Beispiel mit der Ampel fordert der Mann die Frau mit seiner Nachricht indirekt auf, loszufahren und Gas zu geben (vgl. Schulz von Thun, 1981, S. 25-30).

Wie bereits beschrieben, enthält eine Nachricht viele Botschaften gleichzeitig. Diese Botschaften können gemäß der vier Aspekte einer Nachricht entweder explizit oder implizit vorkommen. Explizit heißt, dass die Botschaft deutlich ausgedrückt und direkt gesagt wird. Implizit hingegen heißt, dass sie nicht direkt gesagt wird, jedoch durch nonverbale Signale zum Ausdruck kommt.

Wenn alle sprachlichen und nicht-sprachlichen Signale in eine Richtung weisen, wird von einer kongruenten Nachricht gesprochen. So passen ein wütender Gesichtsausdruck und eine appellgerichtete Aussage zusammen. Das Gegenteil einer kongruenten Nachricht ist die inkongruente Nachricht. Hierbei handelt es sich um widersprüchliche Signale, wie zum Beispiel ein positiver Sachinhalt einer Aussage und ein herabfallender Tonfall. Ebenso ist die umgekehrte Version häufig anzutreffen.

Schulz von Thun gibt in seinem Werk an, dass der Mensch auf zwei Ebenen gleichzeitig kommuniziert. Die beiden Ebenen (Mitteilungsebene und Meta-Ebene) qualifizieren einander und geben Auskunft, wie die Botschaft des anderen gemeint ist. So erfolgt die Qualifizierung durch den Kontext, die Art der Formulierung, die Körperbewegungen und den Tonfall. Um dies zu verstehen, nennt Schulz von Thun ein Alltagsbeispiel: „Etwa kann eine positive Beziehungsaussage ‚ich mag dich‘ von einer ablehnenden Körperbewegung begleitet sein“ (Schulz von Thun, 1981, S. 37). In diesem Fall qualifizert die ablehnende Körperbewegung die Beziehungsaussage.

Problematisch werden inkongruente Nachrichten dann, wenn der Sender eine „Doppelbindung“ (Watzlawick, 1969, S. 194-203) daraus macht. Eine Doppelbindung kommt zustande, wenn dem Empfänger nicht klar ist, wie er auf die inkongruente Nachricht des Senders reagieren soll. Wenn der Sender beispielsweise mit einem traurigen Blick behauptet, es sei alles in Ordnung, hat der Empfänger zwei Möglichkeiten, zu reagieren. Einerseits verleitet der traurige Blick zum Helfen und andererseits bedeutet das „Kümmere dich nicht weiter um mich“ (Schulz von Thun, 1981, S.38) ein Fernhalten des Empfängers. Dieses Verhalten gilt dann als krankmachend, wenn der Empfänger vom Sender abhängig ist (zum Beispiel in einer Mutter-Kind-Beziehung). Daraus kann sich unter anderem eine Schizophrenie entwickeln (vgl. Schulz von Thun, 1981, S. 31-42).

2.1.1 Das Vier-Ohren-Modell

Dieses Unterkapitel beschäftigt sich mit dem Kommunikationsquadrat aus der Sicht des Empfängers und den damit verbundenen Problemen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Vier-Ohren-Modell, Schulz von Thun, 1981

Der Mensch besitzt biologisch betrachtet zwei Ohren. Damit ist er laut Schulz von Thun jedoch schlecht gerüstet, weshalb er seinem Kommunikationsmodell vier Ohren zugrundelegt und jedes Ohr für die Deutung eines Aspekts steht. Es wird zwischen Sach-, Selbstoffenbarungs-, Beziehungs- und Appellohr unterschieden, die der Sender alle gleich gut beherrschen sollte. Ist dies nicht der Fall und liegt nur eine einseitige Beherrschung vor, kommt es zu einer Kommunikationsstörung. Der Sender kann dann beispielsweise mit allen Mitteln versuchen, auf der Sachseite im Recht zu sein, stiftet dadurch jedoch Streit auf der Beziehungsseite. Je nachdem, auf welchem Ohr der Empfänger besonders hört, fällt die Reaktion aus. Dies hat zur Folge, dass das Gespräch einen unterschiedlichen Verlauf nehmen kann. Auf welchem Ohr reagiert wird, hängt vom Empfänger ab (vgl. Schulz von Thun, 1981, S. 44-45). Um dies zu veranschaulichen, beschreibt Schulz von Thun in seinem Buch ein alltägliches Beispiel, das die freie Auswahl verdeutlicht: „Der Lehrer geht einen Flur entlang und will in das Klassenzimmer. Da kommt ihm die elfjährige Astrid entgegen und sagt ‚Herr Lehrer, die Resi hat ihren Atlas einfach in die Ecke gepfeffert!‘“ (Schulz von Thun, 1981, S.45). Nun kann der Lehrer auf verschiedene Arten reagieren. Die meisten Lehrer würden appellhaft reagieren und sofort handeln. Einige Lehrer reagieren auf den Sachinhalt der Nachricht und bitten um weitere Informationen. Teilweise reagieren die Lehrer aber auch auf der Selbstoffenbarungs- und Beziehungsebene. In diesem Fall würden sie auf die Schüler selbst, beziehungsweise auf deren Beziehungen untereinander eingehen. Je nachdem, auf welche Seite sich der Sender konzentriert und auf welche Seite der Empfänger Bezug nimmt, können unterschiedliche Reaktionen des Senders festgestellt werden. Oft ist es so, dass mit einem Ohr besonders hingehört wird. Menschen, bei denen das Sachohr am besten ausgebildet ist (meistens bei Männern und Akademikern), reden folglich meist aneinander vorbei, da sie sich mehr auf die Sachebene als auf die Beziehungsebene konzentrieren. Im Alltag kommt es oft vor, dass sich Menschen durch eine Nachricht verletzt oder angegriffen fühlen. Dies kommt dadurch zustande, dass deren Beziehungsohr die größte Rolle beim Empfangen einer Nachricht spielt. Viele Kinder hören von Anfang an mit dem Beziehungsohr und werden im Laufe ihrer Entwicklung bei jedem Fehler schlecht gemacht. Dies kann später zu einem geringen Selbstvertrauen führen. Menschen mit einem gut ausgebildeten Selbstoffenbarungsohr gewinnen in den meisten Gesprächen die Oberhand und fühlen sich, im Gegensatz zu Menschen mit gutem Beziehungsohr, überlegen und in keiner Weise angegriffen. Somit ist es fast immer gut für die Psyche, mit dem Selbstoffenbarungsohr zu hören. Menschen mit einem stark ausgeprägten Appellohr wollen den Erwartungen ihrer Mitmenschen entsprechen und hören ständig auf den Appell, die eine Nachricht beinhaltet. Problematisch wird dies dann, wenn der Empfänger der Nachricht eine heimliche Absicht unterstellt (vgl. Schulz von Thun, 1981, S.45-61).

Um Störungen in der Kommunikation zu vermeiden, sollte überwiegend mit der gleichen Seite der Nachricht geantwortet werden. Viele gesendete Nachrichten kommen jedoch nicht so an, wie sie ankommen sollten. Die Ursache dafür liegt allein beim Empfänger. Dieser spielt, wie schon beschrieben, eine große Rolle beim Empfangen einer Nachricht. So kann beispielsweise die Gewohnheit, auf einem Ohr am meisten zu hören, die eigentliche Nachricht stören. Darüber hinaus kann laut Schulz von Thun das Bild, das der Empfänger vom Sender hat, ebenfalls großen Einfluss auf die Nachricht haben (vgl. Schulz von Thun, 1981, S. 61-65).

2.1.2 Das Feedback (Begegnung mit dem Empfangsresultat)

Im vorherigen Unterkapitel wurde festgestellt, dass der Empfänger einer Nachricht immer selbst dafür verantwortlich ist, was die Nachricht bei ihm bewirkt. Ebenso weiß der Sender nie, was er mit einer Nachricht beim Empfänger auslösen kann. Schulz von Thun spricht in seinem Buch von einer „pyscho-chemischen Reaktion“ (Schulz von Thun, 1981, S. 69). Diese tritt auf, wenn die Nachricht auf das Innere des Empfängers trifft. Die Reaktion auf die Nachricht kann, je nachdem ob der Empfänger ein stabiles Selbstwergefühl hat oder nicht, destruktiv oder konstruktiv ausfallen. Bei Menschen mit geringem Selbstwertgefühl bestätigt bereits eine einzige Kritik ihr Selbstbild. Hingegen fällt die Reaktion bei Menschen, die ein gutes Selbstwertgefühl besitzen, konstruktiv aus. Des Öfteren passiert es, dass ein Empfänger überraschend reagiert und die Reaktion heftig ausfällt. Dahinter stecken „verborgene Schlüsselreize“ (Schulz von Thun, 1981, S. 71). Diese können beispielsweise durch Gestik und Mimik des Senders ausgelöst werden. Um trotzdem eine erfolgreiche Kommunikation zu führen, sollten folgende drei Aspekte auseinandergehalten werden: Die Wahrnehmung, die Interpretation und das Fühlen. Alle drei Aspekte sind für die Reaktion von Bedeutung. Aussagen, Fragen und Blicke können wahrgenommen, interpretiert und gefühlt werden. Beim Interpretieren kommt es darauf an, was der Sender zum Beispiel mit seinem Blick gemeint hat. Die Interpretation kann richtig oder falsch sein. Das Resultat ist ein Gefühl des Empfängers als Reaktion auf den Blick oder die Aussage. Dabei ist zu beachten, dass die eigene „seelische Bodenbeschaffenheit“ (Schulz von Thun, 1981, S. 72) darüber entscheidet, welches Gefühl geweckt wird. Alle drei Aspekte zusammen ergeben die Gesamtreaktion. Meistens werden die Aspekte nicht auseinandergehalten und ergeben so ein unklares Gewirr. Somit ist es von Bedeutung, die drei Vorgänge aktiv zu separieren und nacheinander zu überdenken (vgl. Schulz von Thun, 1981, S. 69-75).

Oft reagieren Menschen nicht nur auf Nachrichten, sondern auch auf Phantasien, die sie über einen anderen Menschen haben. So kann es passieren, dass beispielsweise auf eine Nachricht verzichtet wird, da angenommen wird, die Situation sei ungünstig. Eine andere Möglichkeit wäre, die Phantasie mitzuteilen und auf Richtigkeit zu überprüfen. Für die Kommunikation ist es besser, Phantasien offen anzusprechen und damit eine Kontaktbrücke zum Gesprächspartner zu bauen. Werden Phantasien angenommen, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüft wird, isoliert sich der Mensch in einem „selbsterbauten Käfig“ (Schulz von Thun, 1981, S. 76). Falsche Phantasien werden so nicht korrigiert, was zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung führt. Unausgesprochene Phantasien und Gefühle belasten folglich die Kommunikation und die Psyche. Von Bedeutung hierbei ist, dass nur der Gesprächspartner entscheidet, ob die Phantasien zutreffen (vgl. Schulz von Thun, 1981, S. 75-78).

Der Empfänger sollte sich darüber im Klaren sein, dass er Verantwortung für seine Reaktionen trägt. So sollten anstelle von Du-Botschaften wie „Du bist rückstichtslos“ (Schulz von Thun, 1981, S. 79) Ich-Botschaften wie „Ich fühle mich übergangen“ (Schulz von Thun, 1981, S. 79) verwendet werden (vgl. Schulz von Thun, 1981, S. 79-80).

2.2 Die pragmatischen Axiome nach Watzlawick

1969 veröffentlichte Paul Watzlawick das Buch Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. In diesem formuliert er fünf Axiome der menschlichen Kommunikation. Diese sind die Grundlagen der Kommunikationstheorie und erklären die menschliche Kommunikation. Alle fünf Axiome sind selbsterklärend und heben die Bedeutung der Beziehungsseite hervor. Weiter stellen die Axiome Grundsätze dar, die keine Beweise benötigen.

Das erste Axiom lautet: „Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick, 1969, S. 53). Die zwischenmenschliche Kommunikation erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Wenn gesprochen wird, wird nicht nur verbal, sondern auch non-verbal kommuniziert. Dies kann beispielsweise durch Mimik und Gestik (Blicke, Bewegungen, Tonfall) geschehen. Wenn sich zwei Personen in einem Raum aufhalten und schweigen, wird dies bereits als Kommunikation aufgefasst. Schweigen ist für Watzlawick eine Art Verhalten und kann, da Verhalten kein Gegenteil hat, nicht umgangen werden. Somit kann nicht vermieden werden, zu kommunizieren. Schizophrene Menschen versuchen jedoch, nicht zu kommunizieren. Da sie ein unübliches Verhalten wie Absonderung beziehungsweise Regungslosigkeit haben, meinen sie, nicht zu kommunizieren. Da jedoch jede Kommunikation die Beziehung zwischen Sender und Empfänger zum Ausdruck bringt, versucht der Schizophrene, dies durch Nicht-Kommunizieren zu verhindern.

[...]

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen und Paradoxien
Note
1
Autor
Jahr
2017
Seiten
34
Katalognummer
V358784
ISBN (eBook)
9783668436299
ISBN (Buch)
9783668436305
Dateigröße
888 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
menschliche, kommunikation, formen, störungen, paradoxien
Arbeit zitieren
Lukas Kvartuc (Autor:in), 2017, Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen und Paradoxien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358784

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