Inwiefern hat die Prothetik zu der Wiedereinglierung der Kriegsinvaliden des Ersten Weltkrieges in die Weimarer Republik beigetragen?


Hausarbeit, 2014

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Wichtigkeit der Prothetik nach dem ersten Weltkrieg

3 Prothetik
3.1 Der Arbeitsarm
3.2 Die Methode Schlesingers und Sauerbruchs
3.3 Der Carnes-Arm

4 Konflikt zwischen Medizinern und Ingenieuren

5 Akzeptanz in der Weimarer Republik

6 Konklusion

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Von 1914 bis 1918 wütete der Erste Weltkrieg, ausgelöst durch das Attentat vom 28. Juni 1914 auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau auf offener Straße in Sarajewo, durchgeführt von dem serbischen Nationalisten Gavrilo Princip. (Kruse, Wolfgang. Der Erste Weltkrieg. Darmstadt. 2009. S.5.) Doch dieser Krieg war anders: Qualitativ wie quantitativ unterschied er sich von bisher geschehenen Kriegen. Bereits die Bezeichnung eines Weltkrieges, weist daraufhin, dass eine enorme Anzahl von Staaten in diesen Krieg involviert war. Die Qualitative Änderung des Krieges wird in dem Brief eines deutschen Soldaten zusammengefasst: „Das ist überhaupt das Scheußlichste an diesem Krieg – alles wird maschinenmäßig, man könnte den Krieg eine Industrie gewerbsmäßigen Menschenschlachtens nennen.“ (Bieber, Benjamin: Wie Kriege enden. Die Reintegration von Soldaten in Nachkriegsgesellschaften. Hamburg. 2002. S.83.) 1.81 Millionen deutsche Soldaten verloren in diesem Krieg ihr Leben, 4.25 Millionen kehrten verletzt Heim und 772.000 wurden zu Kriegsgefangenen. (Bieber. S.83) Mich interessieren diese 4.25 Millionen Kriegsinvaliden; was passierte mit ihnen als sie wieder in ihre Heimat zurückkehrten? Sie waren physisch wie auch psychisch teils schwer, teils leicht verletzt. Wie wurden sie wieder in die Gesellschaft integriert? War dies überhaupt möglich? Inwiefern hat die technische Entwicklung der Prothetik zu diesem Prozess der Wiedereingliederung beigetragen?

Spezialisiert auf die Prothetik des Armes, werde ich im Laufe meiner Arbeit unter Hinzuziehung von einschlägigen Publikationen, all dies untersuchen und erarbeiten.

2 Wichtigkeit der Prothetik nach dem ersten Weltkrieg

Mehr als vier Millionen deutsche Soldaten kehrten als Kriegsinvaliden in ihre Heimat zurück. Sie hatten einen Weltkrieg überlebt, doch der Kampf endete nicht mit ihrer Heimkehr. Sie hatten schwere Verletzungen erlitten und mussten jetzt ihren Weg zurück in die Gesellschaft finden und ebnen. Die Prothetik war nicht unerheblich auf diesem Weg, sondern ausschlaggebend, indem sie es vielen Invaliden ermöglichte, trotz ihrer fehlenden Gliedmaßen eine Arbeit auszuführen und ein halbwegs normales Leben zu führen, sofern dies mit einem amputierten Arm oder Bein möglich war. Insofern hatte der Krieg auch das Feld der Prothetik verändert. Da der Bedarf an Prothesen nach dem ersten Weltkrieg enorm angestiegen war, konnte eben dieses Feld weiterentwickelt und ausgebaut werden. Die vielen unterschiedlichen Arten von Prothesen die nun benötigt wurden, gaben Anlass zur weiteren Ausarbeitung der bereits vorhandenen Produkte. So hatte der Krieg nicht nur Opfer gefordert; Mediziner und Ingenieure hatten daraus die Herausforderung gemacht, das bestehende Angebot zu verbessern. Das kam nicht nur den Invaliden des ersten Weltkrieges, sondern auch allen anderen Amputierten in den Folgejahren zugute.

Doch nicht nur die Prothetik musste sich entwickeln, auch ein Arbeitsmarkt musste geschaffen werden, um eine Integration der Veteranen zu gewährleisten. Es kam die Frage auf, wie lange es dauern würde, bis ein Soldat nach dem beendeten Krieg wieder in die Heimat zurückkehren könne. Das britische Ministry of Reconstruction beantwortete eben diese Frage in einer Broschüre von 1918 damit, dass es darauf ankäme, welche Art von Anstellung der Soldat vor dem Krieg innehatte und ob diese ihm noch zur Verfügung stehe. (Bieber, S. 103)

Die Wichtigkeit einer ökonomischen Reintegration wurde besonders in einem Schreiben von dem Deutschen Industrierat an die Mitglieder des Centralverbandes Deutscher Industrieller und des Bundes der Industriellen vom 11. November 1918 betont. (Bieber, S.104) Es hieß, dass „sowohl für Veteranen als auch für Rüstungsarbeiter um jeden Preis Beschäftigung geschafft werden müsse. Sie dürften nicht müssig gelassen werden.“ (Ebd.)

Im Umkehrschluss bedeutete das, die Prothetik habe Sorge dafür zu tragen, dass ihre Produkte den Invaliden einen Wiedereinstieg in die Berufswelt garantierten.

Während die Prothesengestaltung mehr zum Ersatz der Funktionalität diente und nur sekundär zur „Wiederherstellung von Ganzheit auf der Ebene der körperlichen Gestalt“ (Westermann, Bianca. Anthropomorphe Maschinen. Grenzgänge zwischen Biologie und Technik seit dem 18. Jahrhundert. München. 2012. S.165.) wurden Hand- und Armprothesen zu einem Synonym dieses Weltkrieges, da sie am häufigsten benötigt wurden. Sei es aufgrund der hohen Zahl an Invaliden, die den Verlust eines Armes zu beklagen hatten oder aufgrund der Tatsache, dass gerade ein funktionierender Arm im Berufsleben von enormer Wichtigkeit war.

Doch die Prothetik hatte auch einen erheblichen symbolischen Wert vorzuweisen: Die Invaliden des ersten Weltkrieges kehrten in eine Gesellschaft zurück, „in der sich der Körper eines jungen, gesunden Kämpfers als Ideal etabliert hatte“ (Ebd.) Demnach symbolisierte die Prothetik zwar die Wiederherstellung eines Defizites, allerdings nicht im Sinne des versehrten Körpers, sondern vielmehr als „die Wiederherstellung der Gesellschaft“. (Ebd.) Die Rückkehr der Kriegsinvaliden bedeutete für die Bevölkerung eine in solchem Ausmaße noch nie dagewesene Konfrontation mit dem Krieg. Zu sehen, welches Schrecken der Kampf an der Front mit sich brachte, war ein Anblick den die Menschen nicht gewohnt waren. Ganz im Gegenteil, Mitte des 19. Jahrhunderts begann eine „Kultivierung des Körpers […] Der Körper wurde nicht nur gepflegt, sondern konnte nach ästhetischen Idealen einer aktiven Formung unterworfen werden.“ (Westermann, S. 166). So konnte durch die Prothetik nicht nur die Ausübung eines Berufes, sondern auch der Lebensalltag verbessert werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Inwiefern hat die Prothetik zu der Wiedereinglierung der Kriegsinvaliden des Ersten Weltkrieges in die Weimarer Republik beigetragen?
Hochschule
Universität Paderborn
Note
2,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V375453
ISBN (eBook)
9783668548282
ISBN (Buch)
9783668548299
Dateigröße
445 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
inwiefern, prothetik, wiedereinglierung, kriegsinvaliden, ersten, weltkrieges, weimarer, republik
Arbeit zitieren
Julia Merten (Autor:in), 2014, Inwiefern hat die Prothetik zu der Wiedereinglierung der Kriegsinvaliden des Ersten Weltkrieges in die Weimarer Republik beigetragen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375453

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