Analyse von Verstehensschwierigkeiten anhand der Kurzgeschichte „Schwarzfahren für Anfänger“ von Marlene Röder


Hausarbeit, 2017

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


I
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung ... 1
2
Relevanz der Thematik... 2
2.1
Zum Wert des Textverstehens ... 2
2.2
Inhaltliche Relevanz der Kurzgeschichte für Jugendliche ... 3
3
Theoretische kognitionspsychologische Grundlagen zum Textverstehen ... 4
3.1
Ebene der Textoberfläche ... 5
3.2
Ebene der Textbasis ... 5
3.3
Ebene des Aufbaus mentaler Modelle ... 6
3.4
Ebene zur Bildung von Superstrukturen und dem Erkennen rhetorischer Strategien 8
4
Verstehensschwierigkeiten am Beispiel der Kurzgeschichte ,,Schwarzfahren für
Anfänger" ... 9
5
Zusammenfassung ... 11
6
Ausblick ... 12
Literaturverzeichnis ... 13

1
1
Einleitung
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen des
Textverstehens und daraus resultierenden Verstehensschwierigkeiten. Im Folgenden
werden diese anhand der Kurzgeschichte ,,Schwarzfahren für Anfänger" von Marlene
Röder verdeutlicht, um aufzuzeigen, welche Schritte zu durchlaufen sind, um ein
angemessenes Textverständnis zu erlangen.
Das Thema ,,Textverstehen und Verstehensschwierigkeiten" gerät vorrangig deshalb in
den Fokus, weil verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen bewiesen haben, dass
häufig im Literaturunterricht kein adäquates Textverstehen erreicht wird. Diesem
Problem kann nur gegengesteuert werden, wenn eine Auseinandersetzung mit den
Teilprozessen des Textverstehens erfolgt (vgl. R
OSEBROCK
&
N
IX
, 2008, 14). Diese sind
daraufhin
zu
analysieren,
welche
Prozessschritte
im
Rahmen
von
Verstehensschwierigkeiten Hürden für die Schülerinnen und Schüler darstellen, um diese
durch entsprechende Hilfestellungen im Unterricht zu überwinden. Häufig setzen
Aufgaben im Literaturunterricht allerdings schon bei einem globalen Textverständnis an,
welches durch unvollständig durchlaufene Prozesse noch gar nicht erreicht wurde und
demnach keine Basis für die Aufgabenbearbeitung darstellt.
Die grundsätzliche Zielsetzung dieser Arbeit liegt darin, die relevanten Prozesse eines
Textverstehens aufzuzeigen und anhand der oben genannten Kurzgeschichte zu
verdeutlichen, wobei der Schwerpunkt an dieser Stelle auf der Erstellung komplexer
mentaler Modelle liegt. Mit dem Erreichen einer Texterschließungskompetenz gehen
gleichzeitig weitere Zieldimensionen des Literaturunterrichts einher, denen natürlich
ebenfalls Rechnung getragen werden soll. Darunter lassen sich zum einen das Wecken
sowie die Förderung der Lesefreude nennen, was nur gelingt, wenn das Gelesene für den
Leser einen zusammenhängenden Sinn ergibt. Zum anderen spielt der Aspekt der
literarischen Bildung der Lernenden eine wichtige Rolle (vgl. G
ARBE
,
H
OLLE
&
J
ESCH
,
2008, 17). Diese beiden Zieldimensionen fußen auf der Texterschließungskompetenz und
spielen in dieser Arbeit aus diesem Grund eine untergeordnete Rolle.
Im Folgenden wird zunächst der Wert der ausgewählten Literatur näher aufgezeigt, der
sich nicht zuletzt aus dem Textsortenmerkmal ,,Kurzgeschichte" ergibt, wobei nach einer
kurzen Darlegung des Inhalts der Geschichte die inhaltliche Relevanz der Thematik für
Jugendliche beleuchtet wird. Die Zielgruppe wird je nach Entwicklung der Lernenden im

2
achten Jahrgang zur Erreichung eines mittleren Bildungsabschlusses angesiedelt. Nach
Darlegung der thematischen Relevanz, erfolgt die theoretisch fundierte Darlegung der
Grundlagen zum Textverstehen. Diese bildet die Voraussetzung für die Herausarbeitung
der Verstehensschwierigkeiten am Beispiel der Kurzgeschichte R
ÖDER
s. Abschließend
erfolgt eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse sowie ein Ausblick, wie im
Unterricht im Umgang mit dem Text vorgegangen werden kann.
2
Relevanz der Thematik
2.1
Zum Wert des Textverstehens
Wenn im Unterricht auf ein verbessertes Textverstehen hingearbeitet wird, so ist es
wichtig, dass der Mehrwert, den die Lernenden durch ein verbessertes Textverständnis
erfahren, ihnen möglichst deutlich wird. Dies gelingt allerdings nur, wenn der
Lerngegenstand etwas zu bieten hat, mit dem es sich aus Schülerperspektive zu
beschäftigen lohnt. Deshalb ist nicht nur die grundsätzlich angestrebte Verbesserung der
Texterschließungskompetenzen wichtig, sondern ebenso die als Lerngegenstand
verwendete Literatur, die zuvor sorgfältig mit Blick auf inhaltliche und literarisch-
ästhetische Merkmale ausgewählt werden sollte. Der Lerngegenstand sollte das Potential
bieten, weitergehende, über das Textverstehen hinausgehende Lernprozesse auszulösen.
Nehmen die Lernenden durch zusätzliche Lernprozesse einen Nutzen des Gelesenen
wahr, wird ihnen implizit der Mehrwert eines verbesserten Textverständnisses deutlich.
Der Lerngegenstand ,,Schwarzfahren für Anfänger" von M. R
ÖDER
bietet in diesem
Zusammenhang nicht nur das Potential, die reinen Verstehensleistungen zu verbessern,
sondern ebenso die Möglichkeit, das Vorstellungsvermögen und die Kreativität der
Lernenden auszubauen. Garbe/Holle/Jesch sehen darin die Chance, die emphatischen
Fähigkeiten der Lernenden zu fördern, indem die Handlungen der literarischen Figuren
durch Perspektivenübernahme nachvollzogen werden können. Damit wird zum einen der
Prozess des Fremdverstehens angestoßen, zum anderen kann die eigene Identitätsfindung
unterstützt werden, indem die Lernenden Parallelen zu sich selbst feststellen und sich
damit in Teilen wiedererkennen (vgl. G
ARBE
et. al., 2008, 17). Diese Lernprozesse zielen
auf das inhaltliche Potential der Kurzgeschichte ab. Sie befähigen die Lernenden in
diesem Rahmen dazu, Vorstellungen zu entwickeln, die sich in eine Innen- und eine
Außenwelt auftrennen, sich subjektiv zu beteiligen und sich zugleich der Fiktionalität der
Geschichte bewusst zu sein (vgl. R
OSEBROCK
, 2007, 12).

3
Gleichermaßen kann die Geschichte genutzt werden, um literarisch-ästhetische Inhalte,
wie beispielsweise die typischen Merkmale einer Kurzgeschichte oder literarische
Besonderheiten, zu erarbeiten. Dies kann insbesondere in Abgrenzung zu anderen
Textsorten geschehen, wobei der Fokus auch auf die sprachliche Gestaltung der
Kurzgeschichte gelegt werden kann. Unter diesem Aspekt kommen der Erzählstil sowie
in der Geschichte wiederkehrende Leitmotive und ihre symbolische Bedeutung zum
Tragen. Generell eignen sich Kurzgeschichten aufgrund ihres offenen Endes zur
Diskussion von möglichen Bedeutungen und sind gute Beispiele, um über die
Unabschließbarkeit des Sinnbildungsprozesses zu sprechen. R
OSEBROCK
zufolge bilden
Kurzgeschichten insbesondere für schwächere Schüler einen guten Einstieg, da sie eine
erste Kontaktaufnahme mit Themenbereichen ermöglichen, die sie mit einem
persönlichen Interesse in Verbindung bringen können. Zudem sei der zu lesende Text
vom Umfang her überschaubar (vgl. ebd., 16), und stellt damit eine geringere Hürde als
ein ganzes Buch dar.
2.2
Inhaltliche Relevanz der Kurzgeschichte für Jugendliche
Gerade in der Übergangszeit von der Kindheit zur Adoleszenz sollte Literatur gewählt
werden, die nahe an den Lernenden ansetzt und ihnen besondere
Identifikationsmöglichkeiten bietet (vgl. L
ANDWEHR
, 2008, 74). Dazu zählen im Hinblick
auf die Kurzgeschichte ,,Schwarzfahren für Anfänger" die Thematiken Freundschaft,
Fürsorge, die (erste) Liebe, aber auch Problembewältigung, Identitätsbildung sowie
getrennt lebende bzw. geschiedene Eltern. Wird letztlich ein kompetentes Textverstehen
erreicht, kann eine anschließende Reflexion über diese in der Kurzgeschichte
innewohnenden Themen erfolgen.
Konkret geht es in der Kurzgeschichte um ein Mädchen namens Josefine, das mit dem
Liebesgeständnis ihres Freundes Stefan überfordert ist und davonläuft. Sie flieht in die S-
Bahn, ihrem Ort des Entkommens und Nachdenkens, ohne jedoch eine Fahrtkarte zu
besitzen oder die Kontrolleurin zu bemerken. Im entscheidenden Moment erscheint
Stefan mit gültigem Ticket, das er ebenso benötigt wie sie, ihr aber zu eigenen Lasten
überlässt. Die Geschichte endet mit einem Moment der Zweisamkeit von Stefan und
Josefine, da Stefan Josefines Angst erkennt und darauf eingeht (vgl. R
ÖDER
, 2013).
Die Geschichte beschreibt eine Wandlung der literarischen Figur ,,Josefine", die nichts
von ,,dem ganzen Herz-Schmerz-Zeug" wissen will, sich aber dennoch verliebt, ohne es

4
sich jedoch eingestehen zu wollen. Dabei fühlt sie sich von sich selbst betrogen, weil sie
sich verliebt hat, wobei sie glaubt, es durch die Erfahrungen ihrer Mutter besser wissen
zu müssen, Stefan aber auch nicht verlieren möchte. Sie hat vor ihren eigenen Gefühlen
sowie denen von Stefan Angst, insbesondere weil sie sich vor einem Irrtum fürchtet.
Durch die Trennung ihrer Eltern und dem anschließenden Leid ihrer Mutter traut Josefine
dem Konstrukt ,,Liebe" nicht. Stefan läuft ihr jedoch nach, um sie zu verstehen und zu
helfen, statt wegzulaufen, aufzugeben oder wütend aufgrund ihrer Reaktion zu sein. Am
Ende der Geschichte öffnet sie sich Stefan ein Stück weit, indem sie ihre Angst zugibt
und ihn ihre Hand nehmen lässt. Josefine lässt folglich einen ersten Schritt in Richtung
einer über Freundschaft hinausgehenden Annäherung und einer potentiellen festen
Bindung zu, wobei sie in der S-Bahn gemeinsam in die Nacht fahren.
Damit diese Handlungslogik entsprechend nachvollzogen werden kann, ist ein Verstehen
der Zeitstruktur innerhalb der Geschichte, die durch gedankliche Erinnerungen und
Rückblenden verhältnismäßig komplex ist, zwingende Voraussetzung. Ebenso ist das
Schließen von Lücken durch Inferenzen notwendige Bedingung, um zu einem
kompetenten Textverstehen zu gelangen. Erst wenn dies gelingt, kann das Empfinden der
literarischen Figuren Josefine und Stefan nachempfunden werden. Dieser Prozess ist bei
der Figur Josefine aufgrund der widersprüchlichen Gedanken und Handlungen zwar
deutlich komplexer, bietet aber auch bei Stefan Herausforderungen, da die Geschichte
zum einen nicht aus seiner Perspektive erzählt wird, und zum anderen der Umfang der
gegebenen Informationen in Bezug auf seine Person deutlich geringer ist. Unter dem
Aspekt des Fremdverstehens bieten beide Figuren ihren Reiz, wobei die Figur Josefine
inhaltlich mehr Analysemöglichkeiten aufgrund ihres Entwicklungsprozesses bietet.
Was der Begriff der Texterschließungskompetenz und des kompetenten Textverstehens
umfassen, wird nun im Folgenden näher beleuchtet. Es erfolgt ein Rückgriff auf
kognitionspsychologische Grundlagen, die einem Textverständnis zu Grunde liegen und
letztlich erforderlich sind, um einen Text zu durchdringen (vgl. S
CHMIDT
-B
ARKOW
, 2010,
223).
3
Theoretische kognitionspsychologische Grundlagen zum Textverstehen
Grundsätzlich handelt es sich beim kompetenten Textverstehen, um simultan ablaufende
Prozesse, die auf verschiedenen Ebenen ablaufen und sich gegenseitig beeinflussen. Die
erste Ebene stellt dabei die Ebene der Textoberfläche dar, die zweite propositionale Ebene
Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Analyse von Verstehensschwierigkeiten anhand der Kurzgeschichte „Schwarzfahren für Anfänger“ von Marlene Röder
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V375859
ISBN (eBook)
9783668527652
ISBN (Buch)
9783668527669
Dateigröße
776 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marlene Röder, Kurzgeschichte, Verstehensschwierigkeiten, Schwarzfahren für Anfänger
Arbeit zitieren
Verena Meier (Autor:in), 2017, Analyse von Verstehensschwierigkeiten anhand der Kurzgeschichte „Schwarzfahren für Anfänger“ von Marlene Röder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375859

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