Bildungsbenachteiligung als Thema der Interkulturellen Pädagogik


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Zusammenhang von Rassismus und institutioneller Diskriminierung
2.1 Direkte und indirekte institutionelle Diskriminierung
2.2 Die Anomietheorie nach Robert Merton und der Zusammenhang zur institutionellen Diskriminierung

3. Der Fokus Interkultureller Pädagogik auf Bildungsbenachteiligung

4. Abschließende Hypothese

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„ ,Jedenfalls ist Andrej vor vier Jahren mit seinem Bruder hier nach Deutschland gekommen, und – möchtest du das nicht lieber selbst erzählen?’ Der Russe machte eine Art Geräusch. (...) ,Na schön, dann werde ich es erzählen, wenn du nichts dagegen hast, es ist schließlich sehr ungewöhnlich.’ Tschick schüttelte den Kopf. ‚Es ist nicht ungewöhnlich?’ ,Nein.’ ,Also ich finde es ungewöhnlich’, beharrte Wagenbach.“ (Herrndorf, 2014, S. 44f.)

Doch was findet Herr Wagenbach, Lehrer einer Klasse so ungewöhnlich? Die oben aufgeführte Textstelle stammt aus dem Jugendroman „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf (2014), welcher die Geschichte von einer besonderen Freundschaft zwischen zwei Jungen auf einer Reise ins Ungewisse erzählt. Die Textstelle ist ein Ausschnitt aus dem Kapitel, in welchem Andrej, russischer Spätaussiedler, im Roman „Tschick“ genannt, neu in die Klasse von Maik Klingenberg kommt. Im weiteren Verlauf der Vorstellung des neuen, ausländischen Mitschülers, wird deutlich, was der Lehrer, als so ungewöhnlich betrachtet. Tschick hat bereits in den vier Jahren, die er in Deutschland lebt, eine enorme Leistungsverbesserung in der Schule nachzuweisen, durchlief das deutsche Schulsystem bereits von der Förderschule nun hin zum Gymnasium, obwohl er, wie im Text betont wird, erst die deutsche Sprache erlernen musste. Die Verwunderung des Lehrers über diese Entwcklung wird besonders betont. Doch woher kommt diese Verwunderung, warum ist es so ungewöhnlich, dass ein ausländischer, wenn auch aus einer deutschstämmigen Familie stammender Junge bereits einen solchen Werdegang im deutschen Bildungsbereich nachweisen kann.

Ungewöhnlich und verwunderlich ist dies wohl vor allem, da viele Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund mit enormer Bildungsbenachteiligung zu kämpfen haben. Anliegen dieser Hausarbeit ist es, zu beleuchten, warum sich die interkulturelle Pädagogik im besonderen mit dieser festzustellenden Bildungsbenachteiligung auseinanderstetzt und welche Mechanismen und Strukturen als Ursache für diese Problematik herangezogen werden können. Ziel ist es somit, mit Hilfe der Darstellungen von den Zusammenhängen zwischen Rassismus und institutioneller Diskriminierung, sowie der Anomietheorie und dem Ansatz der Antidiskriminierungspädagogik Antworten auf die Frage zu finden, warum es von Nöten ist, dass sich die Interkulturelle Pädagogik im Besonderen mit der Bildungsbenachteiligung auseinandersetzt.

Dafür wird zunächst in Kapitel zwei der Zusammenhang von Rassismus und institutioneller Diskriminierung dargestellt, um anschließend den Unterschied direkter und indirekter institutioneller Diskriminierung zu erläutern. Desweiteren beschäftigt sich Kapitel 2.2 mit den Überlegungen Robert K. Mertons zur Anomie und stellt einen Zusammenhang zur institutionellen Diskriminierung her. Kapitel zwei stellt somit zusammenfassend die Grundlage für die Überlegungen in Kapitel drei zum Fokus der Interkulturellen Pädagogik auf die Bildungsbenachteiligung dar. Für die Suche nach den Ursachen der Bildungsbenachteiligung wird sich an der Antidiskriminierungspädagogik von Arnd Michael Nohl bedient. Abschließend findet sich in Kapitel vier eine Hypothese über die Folgen der Bildungsbenachteiligung anhand der zuvor dargestellten institutionellen Diskriminierung und der Theorie des anomalen Verhaltens.

2. Der Zusammenhang von Rassismus und institutioneller Diskriminierung

Standen zuvor in den USA die Betrachtungen von Rassismus und Diskriminierung vor allem unter der „Dominanz des Behaviorismus, der Sozialpsycholgie und der Vorurteilsforschung“(Gomolla/Radtke, 2009, S. 36) fand sich zunächst ein klarer Fokus auf das Individuum im Zusammenhang mit der Definition von Rassismus. Erst mit dem Hintergrund des stetig gegebenen Kampfes um Gleichberechtigung und der Ergänzung um „marxistische und strukturfunktionalistische Erklärungsmuster“ (Gomolla, Radtke,2009, S. 36) in den 60er Jahren, weiteten sich die Untersuchungen auf institutionelle Macht- und Herrschaftsstrukturen aus.

Entscheidend für die Untersuchungen von Rassismus im Zusammenhang mit institutioneller Diskriminierung gilt die Arbeit von dem Soziologen Gunnar Myrdal „An American Dilemma- The Negro Problem and Modern Democracy“(1944/1964), in welcher er sowohl das Individuum als diskriminierendes Handlungsobjekt betrachtete, jedoch auch jenen diskriminierenden Handlungen verstärkte Beachtung schenkte, „die sozial etabliert und von einer Vielzahl von Individuen täglich aufrecht erhalten wurden,(...).“ (Gomolla/Radtke, 2009, S. 36) Myrdal sah das Problem des Rassismus und der Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen eigentlich mit der Entwicklung der Basisinstitutionen der us-amerikanischen Gesellschaft behoben, stellte jedoch in seiner Arbeit heraus, dass die „zurück gebliebene öffentliche Moral“ (Gomolla/Radtke,2009, S.37) das Kernproblem, trotz neuer politischer Regelungen, darstelle.

Mit seinen Überlegungen zu den verschiedenen Formen von Rassimus und dem Zusammenhang zur Diskriminierung und der daraus resultierenden Entwicklung von vier unterschiedlichen Typen der Diskriminierung, welche in Punkt 2.2 dieser Arbeit genauer beleuchtet werden, legte Robert Merton in den spätern vierziger Jahren den Grundstein der Betrachtung, dass die soziale Situation, in welcher diskriminiert wird für nachfolgende Arbeiten und Forschungen entscheidend wurden. (vgl. Gomolla/Radtke, 2009, S. 37)

In den folgenden Jahren kamen weitere Überlegungen auf welche unter anderem den großen Einfluss der „peer-groups“ in den fünziger Jahren beinhalten, von welchen durch ihre Erwartungen ein enormer Einfluss auf die Aussagen und das Handeln ihrer Mitglieder ausgeht. (vgl. Gomolla/Radtke, 2009, S. 38). Der Fokus von Rassismus lag weiterhin auf der Betrachtung individueller Vorurteile, wie auch G. Allport 1954 argumentierte, „daß Rassismus sowohl aus psychologischen Spannungen und Ängsten resultiere als auch aus Fehlurteilen über Andere.“ (Gomolla/Radtke, 2009, S. 38)

Erst im Bezug auf die Erforschung der stetigen Ungleichbehandlung von Frauen, ist in das Bewusstsein der Forscher gelangt, dass bestimmte Formen von Diskriminierung stetig von Institutionen und Organisationen, sowie Gesetzte und Regelungen ausgehen. (vgl. Gomolla/Radtke, 2009, S.39)

Ein weiterer Auslöser für den Perspektivwechsel und dem Interesse der Sozialwissenschaftler an der Ursache von Diskriminierung stellten die extremen Unruhen in der US-Gesellschaft in den fünziger und sechziger Jahren dar. So folgten aus den Protesten der unterdrückten Bevölkerung radikalisierte Bürgerrechtsbewegungen, die Politik konnte diese Bewegungen nicht länger ignorieren.Mit diesen Problemen im Hinterkopf entwickelten sich drei neue Ansätze, welche neue Denkansätze im Zusammenhang von Rassismus und institutioneller Diskriminierung lieferten, der Fokus wurde auf „die Wichtigkeit der sozialen und organisatorischen Umgebung“ velargert, in welcher diskriminiert wird. (Gomolla/Radtke,2009, S.40)

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Bildungsbenachteiligung als Thema der Interkulturellen Pädagogik
Hochschule
Universität zu Köln
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
14
Katalognummer
V381453
ISBN (eBook)
9783668583542
ISBN (Buch)
9783668583559
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bildungsbenachteiligung, Interkulturelle Pädagogik
Arbeit zitieren
Anna Hümmecke (Autor:in), 2016, Bildungsbenachteiligung als Thema der Interkulturellen Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381453

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