Der Faktor Kommunikation. Achillesferse der deutsch-britischen Widerstandsbeziehungen gegen die deutsche Reichsregierung 1937 - 1944?


Examensarbeit, 2006

98 Seiten, Note: 2,0

Dörte Ridder (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Quellenlage

3. Forschungsstand

4. Intranationale Kommunikationsschwierigkeiten
4.1 Intra-deutsche Kommunikationsschwierigkeiten
4.1.1 Staatsstreich oder Attentat
4.1.2 Einschätzung des Münchener Abkommens
4.1.3 Empfehlungen an die britische Regierung
4.1.4 Mangelndes Wissen um Kontakte anderer Widerstandsgruppen
4.1.5 Der hindernde Obrigkeitsgehorsam
4.1.6 Nachkriegsplanungen
4.2 Intra-britische Kommunikationsschwierigkeiten
4.2.1 Interne Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Kontaktpersonen
4.2.2 Kontroverser Meinungsbildungsprozess
4.2.3 Die Unkoordiniertheit britischer Zuständigkeiten
4.2.4 Das „falsche“ Parteibuch

5. Die transnationalen Bemühungen, den Krieg zu verhindern
5.1 Die Faktoren Einfluss und Glaubwürdigkeit
5.1.1 Die unzuverlässigen Informationen Goerdelers
5.1.2 Militärische Schlagkraft in Wahrnehmung und Wirklichkeit
5.1.3 Das Problem der Legitimität
5.1.4 Göring als Verhandlungspartner?
5.1.5 Das Problem des Einflusses britischer Verhandlungspartner
5.1.6 Die Unbedeutsamkeit deutscher Friedensfühler
5.1.7 Die Inkohärenz der oppositionellen Vorschläge
5.1.8 Fehlende Koordination
5.2 Doppelspiel
5.2.1 Angst vor Doppelagenten
5.2.2 Abgrenzungsschwierigkeiten zum Nationalsozialismus
5.3 Politische Ziele versus politische Wirklichkeit
5.4 Landesverrat oder Landesrettung
5.5 Der kleinste gemeinsame Nenner
5.5.1 Appell an Gemeinsamkeiten
5.5.2 Die Rolle der Generäle
5.6 Im Spannungsfeld zwischen Appeasement und Provokation
5.6.1 Drohungen zur Kriegsvermeidung
5.6.2 Frieden ohne Appeasement
5.7 Das Dilemma des ersten Schrittes

6. Die transnationalen Bemühungen, den Frieden vorzubereiten
6.1 Die Faktoren Einfluss und Glaubwürdigkeit
6.1.1 Zweifel an der weiteren Existenz einer Opposition
6.1.2 Verkennung der Bedeutsamkeit deutscher Friedensfühler
6.1.3 Fehlender Kontakt zu Entscheidungsträgern
6.1.4 Problematik des Doppellebens
6.2 Die Inkohärenz der Kriegszielvorstellungen
6.3 Die Interpretation politischer Signale
6.3.1 Fehldeutung britischer Aussagen
6.3.2 Drohungen mit dem „roten Mann“
6.4 Staatsstreich zum Beweis der Verlässlichkeit
6.4.1 Warten auf den Putsch
6.4.2 Uneinigkeit hinsichtlich des Staatsstreichzeitpunktes
6.5 Die Qualität der Kommunikationskanäle
6.6 Politische Interessen als Kommunikationshindernis
6.6.1 Das Gebot des „absoluten Stillschweigens“
6.6.2 Rücksicht auf die Bündnispartner
6.6.3 Das „nationale Interesse“ Großbritanniens
6.6.4 Die Barriere der „bedingungslosen Kapitulation“

7. Schlussbetrachtung

8. Quellen- und Literaturverzeichnis
8.1 Gedruckte Quellen
8.2 Memoiren, Biographien, Tagebücher, Aufzeichnungen, zeitgenössische Publizistik
8.3 Darstellungen
8.4 Internetquellen

1. Einleitung

„Der zürnende Phöbos aber verhüllte sich in ein schwarzes Gewölk, legte einen Pfeil auf seinen Bogen und schoß aus dem Nebel dem Peliden in die verwundbare Ferse.“[1]

Die Funktionsfähigkeit eines jeden Systems beruht auf der Kommunikation der einzelnen Elemente miteinander. Ist diese intrasystemische Kommunikation gestört, bricht das System zusammen oder verliert an Effektivität. Auf Grund der zentralen Stellung der kommunikativen Bahnen im System kann dieser Aspekt als verwundbarste Stelle eines Systems ausgemacht werden. Obwohl im Zusammenhang mit geheim agierenden Gruppierungen ein Mehr an Kommunikation auch immer ein Mehr an Risiko bedeutet, reiste während der gesamten nationalsozialistischen Herrschaft von 1933-1945 ein ständiger Strom von Emissären des deutschen Widerstandes ins Ausland, insbesondere nach London. Man wollte informieren, vor dem bevorstehenden Krieg warnen, auf eine Festlegung der Kriegs- und Friedensziele drängen, mit dem „Feind“ Bedingungen aushandeln, die einen Coup erleichtern konnten, die territorialen Bedingungen klären, mit denen Deutschland nach dem Kriegsende zu rechnen hätte; man wollte schließlich die Welt wenigstens wissen lassen, dass eine deutsche Widerstandsbewegung und ein „anständiges Deutschland“[2] existierte.

Aus naheliegenden Gründen war Großbritannien der wichtigste Ansprech-partner für den deutschen Widerstand. Zum einen war das Vereinigte Königreich zwischen dem 1. September 1939 und dem Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 der potenteste Widersacher Hitlers in Europa und aus dem Grund hoffte man, in Großbritannien am ehesten Unterstützung für einen angestrebten Regimewechsel zu erhalten. Zum anderen gab es unter den Widerständlern eine beachtliche Anzahl von Personen, die aus privaten Gründen, sei es durch Verwandtschaftsbeziehungen oder Studienaufenthalte, enge Verbindungen zur angelsächsischen Welt aufwiesen und diese Ver-bindungen für die Zwecke des Widerstandes zu nutzen beabsichtigten.

Das Verhältnis des deutschen Widerstandes zu Großbritannien ist seit dem Ende des 2. Weltkrieges bis in die heutige Zeit sowohl auf deutscher als auch auf englischer Seite Gegenstand von Untersuchungen gewesen. So zahlreich und außenpolitisch einzigartig waren die Kontaktaufnahmen der Widerständler, dass wiederholt die Frage im Raum stand, warum diese Bemühungen letztlich scheiterten. Nur marginal wurde in diesem Zusammenhang der Aspekt der Kommunikation untersucht, der jedes zwischenmenschliche Handeln, sei es persönlich oder politisch, auf allen Ebenen prägt und beeinflusst. David Dilks und Klaus-Jürgen Müller stellten zwar die These auf, dass „Kommunikations-probleme gravierendster Art […] manche Illusion, die man sich in Widerstandskreisen über die britische Interessenlage machte“[3] eine Erklärung böten für die Unvereinbarkeit der deutsch-britischen Zielsetzungen, jedoch wurde diese These nicht substantiell nachgewiesen. Ob der Faktor Kommunikation allerdings weitergehend als Achillesferse der gesamten deutsch-britischen Widerstandsbeziehung gegen die deutsche Reichsregierung von 1937-1944 verstanden werden kann, soll in dieser Arbeit analysiert werden. Die Annahme, dass die Vielschichtigkeit der Kommunikationsprobleme, neben den in der Literatur primär behandelten politischen Differenzen, zumindest gleichberechtigt als Erklärung für das Scheitern der deutsch-britischen Widerstandsbemühungen herangezogen werden muss, ist die Ausgangs-hypothese dieser Arbeit.

Die folgende Untersuchung stellt dabei nicht den Versuch dar, persönliche Verantwortlichkeiten auszumachen, sondern analysiert die Kontaktbemühungen des deutschen Widerstandes und die sich daraus ergebenden Reaktionen Englands. Mit der Untersuchung wird die Absicht verfolgt, grundsätzliche Erklärungsversuche für das wechselseitige Missverstehen und Aneinander-Vorbei-Agieren anzubieten und somit das Scheitern aller Bemühungen um eine gemeinsame Aktion begreiflich zu machen. Obgleich die Kommunikations-schwierigkeiten zwischen dem deutschen Widerstand und Großbritannien im Vordergrund dieser Arbeit stehen, ist es für das Verständnis der Zusammenhänge notwendig, in einem vorangestellten Kapitel die intra-deutschen und intra-britischen Kommunikationsschwierigkeiten separat zu beleuchten, da diese vielfach zum Scheitern der transnationalen deutsch-britischen Kommunikation beitrugen.

Der eigentliche Bereich der transnationalen Kommunikations-schwierigkeiten zwischen dem deutschen Widerstand und dessen verschiedensten Anlaufstellen in Großbritannien ist in zwei chronologische Abschnitte gegliedert.

Der erste Teil befasst sich mit der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg, in der es den Widerständlern in erster Linie um eine Verhinderung des Krieges ging. Die Untersuchung beschränkt sich jedoch auf die Ereignisse ab Sommer 1937, da von hier an eine Zunahme an Fühlungnahmen zu verzeichnen ist.[4]

Daran anknüpfend werden im zweiten Teil die transnationalen Bemühungen nach Ausbruch des Krieges behandelt, die die Vorbereitung eines späteren Friedens zum Ziel hatten.

Die gewählte Struktur ist nicht ausschließlich chronologisch begründet, sondern ist ebenso Ausdruck einer notwendigen Differenzierung der Kommunikationsschwierigkeiten nach den jeweiligen politisch-sozialen Rahmenbedingungen vor und während des Krieges.

Zur weiteren Gliederung der beiden Teile soll eine Typologisierung der aufgetretenen Kommunikationsdefizite vorgenommen werden, um die große Zahl der identifizierbaren Probleme zu reduzieren und somit die Übersichtlichkeit der Thematik zu wahren.

Die Teilergebnisse der einzelnen Kapitel sollen in einem Schlussteil zusammengeführt werden, um zu einer Beantwortung der Ausgangs-fragestellung zu gelangen.

2. Quellenlage

Ein spezifisches Problem bei der Analyse der Aktivitäten zwischen den deutschen Widerständlern und ihren britischen Kontaktmännern besteht in der Abhängigkeit von den Aufzeichnungen der Beteiligten. Die Akten der ermittelnden Gestapo und andere systemkonforme Dokumentenbestände können in diesem Zusammenhang keiner objektiven Darstellungsweise dienen. Der eigentliche, konspirative Widerstand hingegen legte kaum Akten an oder diese wurden, wie im Fall der von Dohnanyi in Zossen deponierten Berichte über die vatikanischen Verhandlungen, von der Gestapo gefunden und vernichtet.[5] Aus diesem Grund beschränkt sich das Quellenmaterial fast ausschließlich auf die Nachlässe der mit den deutschen Oppositionskreisen in Verbindung stehenden britischen Persönlichkeiten. Darüber hinaus geben die Geschäftsakten des britischen Außenministeriums Auskunft über die geheimen Auslands-verbindungen. Diese Quellen werden aufgrund der eingeschränkten Zugänglichkeit, sofern nicht in separaten Abdrucken verfügbar, nach der Sekundärliteratur zitiert. Neben den amtlichen Dokumenten werden auch die Erinnerungen der einzelnen überlebenden Mitglieder des deutschen Widerstandes und ihrer englischen Ansprechpartner herangezogen.

3. Forschungsstand

Bis weit in die sechziger Jahre hinein bestimmte in Deutschland ein weitgehend negatives Urteil über die deutschen Widerständler die öffentliche Meinung. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass erst Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland eine größere Zahl an Publikationen zu dieser Thematik veröffentlicht wurde. Eine besondere Schwierigkeit bei der Analyse der Widerstandsbeziehungen lag naturgemäß in der Tatsache begründet, dass aufgrund der notwendigen Geheimhaltung auf deutscher Seite nur wenige schriftliche Dokumente existierten und einige Akten auf englischer Seite durch eine Sperrfrist von 50 Jahren der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich waren.

Zwar erschienen bereits Ende der 40er Jahre die ersten deutschsprachigen Studien zum deutschen Widerstand,[6] das Verhältnis zum angelsächsischen Ausland wurde jedoch nur marginal berührt. In den 50er Jahren herrschten nach Veröffentlichung deutscher Analysen Bestürzung und Klagen über die geringen Auswirkungen der deutschen Annäherungsversuche auf die alliierten Planungen vor.[7] Erst in den 60er Jahren kam es durch Historiker wie Graml und van Roon[8] zu einer Neubewertung des Widerstandes. Ein zunehmend kritischer Umgang mit der eigenen Vergangenheit entwickelte sich und mit ihm eine intensivere Auseinandersetzung mit den außenpolitischen Vorstellungen der Widerständler. 1974 fand eine Tagung unter dem Thema „Emigration und Widerstand in internationaler Perspektive“ statt, die sich erstmalig auf internationaler Ebene mit den Widerstandskontakten beschäftigte und als wichtiger Meilenstein bei der Bewertung dieser Thematik gesehen werden kann.[9] Ihr sollten weitere folgen, die durch ihre Vielfalt an Beiträgen zu beachtlichen Ergebnissen kamen.[10] Mit der Übergabe an eine jüngere Historikergeneration ab den 80er Jahren gleichen sich die Unterschiede zwischen der deutschen und ausländischen Beurteilung an. Einige neuere Untersuchungen kommen dabei zu dem Schluss, dass die Kontaktversuche des deutschen Widerstandes die außenpolitischen Realitäten der damaligen Zeit nicht verstanden hätten und unrealistische oder irrelevante Alternativen anstrebten[11], während man der britischen Seite verständliche Gründe zuspricht, sich nicht auf die Forderungen der Deutschen eingelassen zu haben.[12]

In Großbritannien hingegen ist bereits 1948 mit der vom emigrierten deutsch-jüdischen Historiker Hans Rothfels auf englisch vorgelegten ersten Auseinandersetzung mit dem deutschen Widerstand ein beginnender Wandel hin zu einer anerkennenden Bewertung festzustellen.[13] Rothfels verurteilt eindeutig das Verhältnis der Westmächte gegenüber dem Widerstand. Weitere kritische Studien folgten Mitte der 50er Jahre, wie die von John Wheeler-Bennett, der selbst Widerständlern wie Goerdeler und Trott begegnet war und ihnen nun, entgegen seiner ablehnenden Haltung während des Krieges, ethische Motive zusprach.[14] In den 60er und 70er Jahren fand die Appeasement-Debatte in Großbritannien auch in der Beurteilung des deutschen Widerstandes seinen Niederschlag.[15] Es etablierte sich die Einsicht, den geheimen und vagen Kontaktbemühungen des deutschen Widerstandes zu wenig Anerkennung und Berücksichtigung geschenkt zu haben. Erst ab Ende der 80er Jahre ist in der britischen Öffentlichkeit das Verhalten der britischen Politiker gegenüber dem deutschen Widerstand in einer neutraleren, weniger auf Schuldzuweisungen bedachten Art analysiert worden.[16]

4. Intranationale Kommunikationsschwierigkeiten

Betrachtet man allgemein Kommunikationssysteme und im Besonderen diejenigen konspirativen Charakters, so lassen sich vier essentielle Bedingungen unterscheiden, die bei Nichterfüllung die Funktionsfähigkeit des Systems beträchtlich einschränken oder gar vollständig aufheben. Zunächst muss gewährleistet sein, dass die Partner über Kommunikationskanäle verfügen, was, implizit, auch das Wissen über die Existenz des Anderen beinhaltet. Zweitens ist das Vertrauen zwischen den Kommunikationspartnern eine weitere notwendige Bedingung, ohne die das Risiko der Enttarnung den Profit einer konspirativen Kommunikation bei weitem überstieg. Hieraus ergibt sich die dritte Bedingung, nach der beide Kommunikationspartner in bestimmter Weise von der Kommunikation profitieren müssen. Darüber hinaus wird die Effektivität der Kommunikation in hohem Maße von der Ähnlichkeit der zu erreichenden Interessen der Partner, sowie von dem jeweils zu erwartenden Profit für die Beteiligten bestimmt.

In diesem Kapitel soll nun herausgearbeitet werden, inwieweit die genannten Bedingungen innerhalb des deutschen Widerstandes und in der Gruppe der beteiligten Engländer als gegeben betrachtet werden können.

4.1 Intra-deutsche Kommunikationsschwierigkeiten

4.1.1 Staatsstreich oder Attentat

„Es kommt nicht darauf an, ihm die Wahrheit zu sagen, sondern es kommt darauf an, ihn umzubringen […].“[17]

Es ist nachvollziehbar, dass Überlegungen bezüglich eines Staatsstreiches bei den deutschen Widerständlern abhängig von der politischen Lage waren und sich mit Ausbruch des Krieges konkretisierten. Denn während besonders in den ersten Jahren nach der nationalsozialistischen Machtergreifung viele der später führenden Oppositionellen die Politik Hitlers begrüßten, wurde ihnen erst im Laufe der Zeit das katastrophale Ausmaß der nationalsozialistischen Politik deutlich, was den Druck zu handeln erhöhte. So wandelte sich zum Beispiel Trotts Einstellung vom November 1938, als er glaubte „die deutsch-englische Kluft sei ohne Sturz unseres Regimes noch einmal durch Verhandlungen zu überbrücken“[18] hin zu der Ansicht, dass der Staatsstreich das Endziel sei.[19]

Zu der Überzeugung, dass ein Staatsstreich mit einem Attentat einhergehen musste, gelangten die einzelnen Widerständler aufgrund ihrer moralischen und religiösen Einstellungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Manche lehnten sie sogar bis zum Schluss ab. Carl Goerdeler spielte selbst noch 1940/41 mit dem Gedanken, Hitler offen zur Rede zu stellen und davon zu überzeugen, dass er zum Wohl des Landes zurücktreten müsse.[20] Ebenso fragte sich Beck immer wieder, „ob es nach göttlichem und menschlichem Recht geboten und notwendig sei, der Obrigkeit nicht nur Widerstand zu leisten, sondern sie sogar zu beseitigen.“[21]

Selbst bei Amtsinhabern innerhalb eines institutionellen Gefüges, wie bei von Weizsäcker und den Kordt-Brüdern im Auswärtigen Amt, herrschten unterschiedliche Auffassungen zu dieser Problematik. Theo und Erich Kordt befürworteten eindeutig den Staatsstreich. Erich Kordt, der zu Hitler in der Reichskanzlei leichten Zugang hatte, erklärte sich sogar bereit, eine Bombe auf Hitler zu werfen.[22] Ernst von Weizsäcker hingegen unterstützte die Radikalität der Kordts nicht und war offenbar auch nicht über deren Zielsetzung informiert.[23] Zu sehr fürchtete er die hohen Risiken, die solch ein Putsch beinhaltete und die den Frieden gefährden könnten. Würde auf der einen Seite der Staatsstreich misslingen, sah von Weizsäcker die Gefahr der sofortigen Auslösung eines Krieges durch Hitler. Gelänge auf der anderen Seite der Umsturz, wäre ein militärischer Eingriff von außen zu erwarten.[24]

Der diametrale Gegensatz von Staatsstreich und diplomatischer Lösung muss im Kommunikationssystem der Widerständler, trotz des gemeinsamen Ziels des Regimewechsels, zu erheblichen Störungen geführt haben. Zum einen kann Kommunikation mit Partnern, die einen völlig anderen Weg beschreiten möchten als man selbst, nicht länger zielführend sein, zum anderen stellt das Kommunizieren von Attentatsplänen gegenüber Attentatsgegnern, insbesondere in einem totalitär überwachten Staat, eine enorme Gefahr für die eigene Sicherheit dar.

Diese Uneinigkeit bezüglich des Lösungsweges, so lässt sich an dieser Stelle vermuten, hatte auch zur Folge, dass dem Ausland ein uneinheitliches Bild von den Absichten des deutschen Widerstandes vermittelt wurde. Inwiefern das zutrifft, soll in dem Kapitel über die transnationalen Bemühungen wieder aufgegriffen werden (vgl. unter anderem Kapitel 6.4).

4.1.2 Einschätzung des Münchener Abkommens

„Chamberlain rettete Hitler.“[25]

Die Reaktionen innerhalb der deutschen Opposition in Bezug auf das Münchener Abkommen, bei dem der Anschluss des Sudetenlandes von den Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Deutschlands unterzeichnet wurde, offenbarten deutlich ihre internen Divergenzen. Weizsäcker, der wie oben schon dokumentiert, für die Erhaltung des Friedens kämpfte, atmete erleichtert auf und konnte im Rückblick feststellen, München sei der „letzte glückliche Tag“ seines Lebens gewesen.[26] Seine jüngeren Mitarbeiter indessen hatten gute Gründe, die Münchener Übereinkunft abweichend zu beurteilen: Da sie der so genannten „Lösung I“[27], nämlich dem Staatsstreich verpflichtet waren, fühlten sie sich durch das Abkommen um die Möglichkeit des Handelns betrogen. Erich Kordt brachte diese Empfindung zum Ausdruck, als er in einem Telefongespräch mit seinem Bruder Theo unmittelbar nach dem Abkommen dieses als „zweitbeste Lösung“[28] bewertete. Allgemein bewegten sich die Reaktionen unter den Widerständlern zwischen Mutlosigkeit und Verzweiflung. Goerdeler reagierte tief enttäuscht, da er in Großbritannien, wie später noch gezeigt wird, stets eine feste Politik Hitler gegenüber propagiert hatte. Insgesamt urteilte er über das Abkommen: „Indem Mr. Chamberlain vor einem kleinen Risiko zurückscheute, hat er einen Krieg unvermeidbar gemacht.“[29]

Offenbar verfügte der deutsche Widerstand, wie gezeigt wurde, über keine einheitliche Haltung. Ob sie diese heterogenen Ansichten auch nach Groß-britannien trugen und welches Bild man sich auf englischer Seite von dieser Uneinheitlichkeit machte, wird später noch zu analysieren sein.

4.1.3 Empfehlungen an die britische Regierung

Bereits im Herbst 1938 und Frühjahr 1939 entfaltete der deutsche Widerstand ein Höchstmaß an Aktivitäten bei seinen Versuchen mit London in einen Dialog zu treten. Jedoch herrschten auf deutscher Seite divergierende Ansichten über die Informationen, die man England zukommen lassen wollte.

So bestand vor allem im September 1938, in der Zeit der Sudetenkrise, zwischen von Weizsäcker und den Kordt-Brüdern erneut eine Meinungs-verschiedenheit. Im Mittelpunkt stand das Problem, welchen Rat man den Engländern bezüglich ihrer Stellungnahme gegenüber Hitler geben sollte. Weizsäcker notierte, dass der Gedanke „eine[r] öffentliche[n] Warnung unterlassen werden sollte, da sie die Tschechen zu sehr ermutige.“[30] Dementsprechend waren nach Weizsäckers Auffassung öffentliche britische Erklärungen unter allen Umständen zu vermeiden, um kein Kriegsrisiko einzugehen. Dissens besteht noch immer in der heutigen Forschung bei der Frage, ob Weizsäcker zur gleichen Zeit eine Aktion der Kordt-Brüder gebilligt oder sogar initiiert habe, die eine öffentliche Mahnung vorsah.[31] Belegt ist, dass Erich Kordt am Abend des 4. September 1938 Weizsäckers Einwilligung erhalten hat, eine Botschaft seinem Bruder Theo in London zukommen zu lassen.[32] Diese Botschaft sah eine öffentliche britische Warnung an Hitler vor.[33]

Es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen und wäre für die Fragestellung irrelevant, den Widersprüchen, ob die öffentliche Warnung seitens der Engländer von Weizsäcker gebilligt oder nachträglich zu Verteidigungszwecken – bei den Nürnberger Verhandlungen – und zur Entlastung des Staatssekretärs von den Kordts konstruiert wurde, nachzugehen. Relevant ist allerdings, dass die Absichten Weizsäckers und der Kordt-Brüder nicht als einheitlich gesehen werden können.

Eine Kontroverse lässt sich auch bei einem Treffen zwischen Hjalmar Schacht und Carl Goerdeler in Ouchy im Frühjahr 1939 über die militärische Stärke des Deutschen Reiches und eine diesbezügliche Mitteilung an England dokumentieren. Goerdeler vertrat die Meinung, dass die deutsche Wirtschaft, ebenso wie die Armee, größeren militärischen Aufgaben nicht gewachsen sei und die Naziherrschaft folglich im Krieg sehr schnell von selbst zusammen-stürzen würde.[34] Solche Urteile wollte er seinen Verbindungsleuten in London mitteilen. Schacht hingegen sah die militärische Lage genau entgegengesetzt und hielt es für nötig, in Großbritannien vor einer Verkennung der rasch wachsenden Stärke der deutschen Rüstung zu warnen.[35] Der britischen Diplomatie müsste bewusst gemacht werden, in welche Gefahren sie sich durch Warten begäbe. Ein gemeinsames Schreiben konnte aufgrund der Gegen-sätzlichkeit der Positionen bei diesem Treffen nicht erreicht werden.

Die drohende Krise um Polen und das „Gespenst“ einer deutsch-russischen Annäherung, ebenfalls im Frühjahr 1939, erhöhten die Gefahr einer Konfrontation zwischen Deutschland und Großbritannien und führten erneut zu gegensätzlichen Meinungen zwischen den Kordt-Brüdern und von Weizsäcker, die den Briten unterschiedliche Informationen zukommen lassen wollten. Weizsäckers Ziel war die Aufrechterhaltung einer „Schwebelage, in der Moskau weder mit den Westmächten noch auch mit Hitler zum Abschluß käme.“[36] Diese Lösung entsprach Weizsäckers Bild eines Friedenserhaltes, in der keine Position Stärkung durch Allianzen erfuhr. Wie im vorangegangenen Jahr gingen auch dieses Mal die Empfehlungen der Brüder Kordt über jene ihres Chefs hinaus. Theo Kordt, über die deutsch-sowjetischen Annäherungsversuche von seinem Bruder Erich unterrichtet, bezog eindeutig Position für eine anglo-russische Vereinbarung als Instrument der Friedenssicherung: „an Anglo-Russian agreement may to a very great extent make for a peace.“[37] Die Schlussfolgerung Kordts beinhaltete folglich auch die Verhinderung des Krieges, mit dem Unterschied, ihn auf dem Weg einer englisch-russischen Allianz anzustreben.

4.1.4 Mangelndes Wissen um Kontakte anderer Widerstandsgruppen

„Außerhalb Deutschlands macht man sich folgende Schwierigkeiten nicht klar, mit denen wir zu kämpfen haben und die in Deutschland eine ganz andere Lage schaffen als in allen besetzten Ländern: Mangel an Einigkeit, Mangel an Leuten, Mangel an Kommunikation.“[38]

Für die Fühlungsnehmer ins westliche Ausland ergab sich die grundsätzliche Schwierigkeit, dass sie keine geschlossene, ideell vereinte Gruppe darstellten, die regelmäßig ihre Vorgehensweise untereinander absprach. Stattdessen stammten sie aus den unterschiedlichsten ideologischen Lagern und fanden nur in seltenen Fällen zusammen. Als weiteres Hindernis kam hinzu, dass sie größtenteils im Verborgenen agieren mussten, da ihre Kontaktaufnahmen nach England den Straftatbestand der Konspiration mit dem Feind erfüllten. Eine gegenseitige Informierung war somit problematisch oder gänzlich unmöglich.

Auslandsreisen von Emissären des deutschen Widerstandes fanden aus diesem Grunde zeitgleich oder zeitnah statt, ohne dass die Betroffenen vom jeweils Anderen wussten. So begab sich Hans Böhm-Tettelbach am 2. September 1938 nach London, eine Woche nachdem Ewald von Kleist-Schmenzin dort folgenreiche Gespräche, wie später noch zu analysieren sein wird, geführt hatte. Obwohl sich taktische Gründe vermuten ließen, bekannte Böhm-Tettelbach, dass er über Kleists Mission keine Informationen besaß.[39] Ähnlich verhielt es sich bei den Schweden-Reisen Hans Schönfelds und Diedrich Bonhoeffers im Mai 1942. Auf den Gedanken, Bischof Bells Anwesenheit im neutralen Schweden für eine außenpolitische Absicherung des Umsturzes zu nutzen, kamen diese beiden Männer offensichtlich unabhängig voneinander: „Neither Dr. Schönfeld nor Pastor Bonhoeffer, to the best of my belief, knew that the other was coming, or had come, though each had a similar errand.“[40] Diese Darstellung betonte Bischof Bell mehrmals, auch wenn es von Seiten der deutschen Kundschafter dazu keine Stellungnahmen gibt. Der Bonhoeffer-Biograph Eberhard Bethge stützt seine Vermutungen jedoch auf die Annahme, dass Schönfeld und Bonhoeffer in unterschiedlichen Widerstands-kreisen verkehrten, die untereinander kaum Berührungspunkte besaßen.[41]

Aus diesem fehlendem Wissen um die Kontakte Anderer ergab sich auch, dass es an einer klaren Hierarchisierung innerhalb des deutschen Widerstandes mangelte, da Absprachen, wie oben bereits erwähnt, nur vereinzelt stattfinden konnten und die Widerständler, die als Staatsdiener oder Militärs in das System eingebunden waren, oft nicht die Möglichkeit hatten, selbst im Ausland aktiv zu werden. Erich Kordts Behauptung, der Sprecher der deutschen Opposition zu sein, ist vor diesem Hintergrund als problematisch zu bewerten, da er sich eine Position anmaßte, die mit dem heutigen Wissen um die Vielzahl der Emissäre nicht gerechtfertigt erscheint: „Für die Führer der Opposition sei es unter den gegenwärtigen Umständen schwierig, Deutschland zu verlassen, ohne Verdacht zu erregen. Sie hätten mich daher gebeten, für sie zu sprechen.“[42]

Wie sich dieses mangelnde Wissen über die Kontakte anderer Widerständler und die offensichtlich fehlende Kommunikation untereinander auf das Bild des Widerstandes in Großbritannien auswirkte, wird in einem späteren Abschnitt noch zu untersuchen sein (vgl. vor allem Kapitel 5.1.8).

4.1.5 Der hindernde Obrigkeitsgehorsam

„So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, […].“[43]

Da viele Hauptvertreter des deutschen Widerstandes Funktionsstellen in Verwaltung und Militär des Deutschen Reiches ausübten, gab es bei den Planungen eines Staatsstreiches oder Attentates ein weiteres Problem: Sie hatten 1934 nach Hindenburgs Tod oder später als Beamte oder Militärs den Eid auf Hitler geschworen, und sie fühlten sich – auch wegen ihrer oft starken Einbindung in christliche oder mehr noch lutherische Moralvorstellungen – an diesen Eid gebunden.

Während die Kordt-Brüder, wie oben dargestellt, bereits 1938 in der Person Hitlers die große Gefahr sahen, die es zu beseitigen galt, befürwortete Weizsäcker gegenüber Hitler eine Beschwichtigungspolitik. Seiner Meinung nach lag das Übel nicht bei Hitler selbst, sondern bei den radikalen Elementen der Partei.[44] Weizsäcker wollte die Politik der nationalsozialistischen Führung ändern, vor dem Gedanken an einen Putsch schreckte er jedoch zurück. Sein Motiv für die Ablehnung eines Staatsstreiches lag eindeutig in dem starken Pflichtbewusstsein, dass er, wie viele Generäle, entwickelt hatte. Auch wenn man Weizsäcker einen „religiösen Glauben an der Unfehlbarkeit der Entschlüsse Adolf Hitlers“[45] nicht nachsagen kann, scheiterte eine endgültige Gehorsams-verweigerung an der Loyalität, die er Hitler gegenüber empfand. Dieses Pflichtbewusstsein machte es ihm unmöglich, sich für eine aktive Opposition, wie sie die Kordts betrieben, zu entscheiden.[46]

In diesem Themenkomplex muss auch noch die Schwierigkeit um die Person Walter von Brauchitschs erwähnt werden. Der Oberbefehlshaber des Heeres ist zwar nicht dem deutschen Widerstand zuzuordnen, da er jedoch wiederholt über die Widerstandspläne der deutschen Opposition unterrichtet wurde[47] und vor allem in der Sudetenkrise die Bedenken von Generalstabschef Ludwig Beck teilte, soll seine Rolle in den vatikanischen Verhandlungen 1939-1940 in diesem Zusammenhang erläutert werden.

Ein erstaunliches Einvernehmen erreichten die vatikanischen Sondierungen in Rom zwischen der deutschen und englischen Seite. Die Ergebnisse wurden im Frühjahr 1940 von Josef Müller und Hans von Dohnanyi in einem Bericht zusammengefasst, welcher Brauchitsch vorgelegt wurde mit der Absicht, ihn zu einer direkten Unterstützung der Opposition zu veranlassen. Stattdessen weigerte sich von Brauchitsch jedoch vehement, diese Verbindung gutzuheißen:

„Sie hätten mir das nicht vorlegen sollen. Das ist glatter Landesverrat, das mitzumachen kommt für mich unter keinen Umständen in Frage. Im Kriege ist für den Soldaten keinerlei Verbindung mit einer ausländischen Macht zulässig.“[48]

Brauchitsch war nicht bereit, aufgrund der römischen Sondierungsergebnisse konspirative Vorhaben aufzunehmen. Sein Obrigkeitsgehorsam stand dem erfolgreichen Abschluss der vatikanischen Verhandlungen im Weg. Die Aktivisten, die viel Hoffnung in diese römischen Verhandlungen gesetzt hatten, waren deutlich handlungsbereiter als der General.

4.1.6 Nachkriegsplanungen

Hinsichtlich einer Neuordnung des Deutschen Reiches nach Überwindung des nationalsozialistischen Regimes existierte innerhalb des deutschen Widerstandes eine Vielzahl von unterschiedlichen Konzeptionen. Diese waren vielfach allein dadurch bedingt, dass die Widerständler aus verschiedenen politischen Richtungen stammten und, je nach Generation, unterschiedliche Lebenserfahrungen an diese Konzeptionen herantrugen. Dieser Aspekt kann im Rahmen der Arbeit nicht erschöpfend untersucht werden, allerdings sollen einzelne Hauptrichtungen aufgezeigt werden, die im Verlauf der Arbeit noch von Relevanz sein werden.

Vor allem die bürgerlichen Honoratioren um Goerdeler vertraten noch bis in den Sommer 1944 hinein außenpolitische Maximalprogramme. Da war von der „Reichsgrenze von 1914 im Osten, [der] Erhaltung Österreichs und der Sudeten beim Reich, [der] Autonomie Elsaß-Lothringen[s], [der] Gewinnung Tirols bis Bozen, Meran“[49] die Rede, obwohl zu diesem Zeitpunkt Forderungen von deutscher Seite aufgrund der desolaten militärischen Lage längst nicht mehr angebracht waren.

In Übereinstimmung mit Beck kam Müller hingegen zu der Überlegung, dass die territoriale Integrität des Deutschen Reiches in den Grenzen von 1937 erstrebenswert sei[50], während Österreich frei entscheiden könne, „ob es bei Deutschland bleiben wolle. Für alle übrigen umstrittenen Gebiete müsse das Selbstbestimmungsrecht der Völker zur Anwendung kommen.“[51] Unverkennbar ist sowohl bei Goerdeler wie auch bei Beck, Vertretern der älteren Generation, eine tiefe Verwurzelung in den deutschen Reichstraditionen und großdeutschen Hegemonialvorstellungen.

Hingegen ist besonders bei den Angehörigen der jüngeren Generation, wie Trott und Moltke, ein Streben nach einem europäischen Föderalismus zu beobachten: eine „European Federation for all nations“[52], die eine enge internationale Kooperation mit den anderen Kontinenten bezweckte. Während also die ältere Generation, die ihre Erfahrungen größtenteils im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik gesammelt hatten, ihre Vorstellungen über ein Nachkriegsdeutschland sehr stark an der Vergangenheit orientierte, war die jüngere Generation von Ideen durchdrungen, die zukunftsweisender waren. Laut Freya von Moltke, bezeichnete ihr Mann, Helmuth James von Moltke, diese unzeitgemäßen Ansichten als „Goerdeler-Mist“[53] - keine gute Grundlage für erfolgreiche Kommunikation.

Besonders hinsichtlich der territorialen Veränderungen im Osten herrschten immer wieder unterschiedliche Vorstellungen. Der Begriff „polonia restituta“ taucht in diesem Zusammenhang bei den Aufzeichnungen der Widerständler wiederholt auf. Bei einer genaueren Bestimmung scheinen jedoch die Meinungen der einzelnen Oppositionellen zu divergieren. Hassell beispielsweise verstand darunter die Wiederherstellung der Grenzen von 1914[54], während Trott in seinem Memorandum die Notwendigkeit der Restauration eines freien polnischen und tschechischen Staates sah, allerdings innerhalb seiner ethnographischen Grenzen.[55] Demgemäß forderte Trott eindeutig, dass das Sudetenland, Danzig, der Korridor und Österreich in ein neues Deutschland nach einem Friedensschluss integriert werden müssten, auch wenn er es so nicht explizit aussprach.

Uneinigkeit bestand schließlich auch bezüglich der angestrebten Staatsform. Während Goerdeler, Schacht, Hassell und Bonhoeffer die Wiedereinführung der Monarchie unter einem Hohenzollernprinzen anstrebten[56], bevorzugte Johannes Popitz, diese Frage zunächst offen zu lassen.[57] Darüber hinaus findet man bei Wirth auch den Vorschlag einer Restauration der Wittelsbacher in Bayern, was keinesfalls dem Denken der meisten Widerständler entsprach.[58]

Es konnte in diesem Kapitel gezeigt werden, dass innerhalb der verschiedenen, am Widerstand beteiligten Personengruppen in Deutschland die grundlegenden Bedingungen erfolgreicher Kommunikation vielfach nicht gegeben waren.

Für die Untersuchung der transnationalen Kommunikationsschwierigkeiten in Kapitel 5 ist nun im Folgenden von Interesse, inwieweit die oben untersuchten Bedingungen auch in Großbritannien gegeben waren.

4.2 Intra-britische Kommunikationsschwierigkeiten

4.2.1 Interne Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Kontaktpersonen

Die Vielzahl und die Unterschiedlichkeit deutscher Kontaktaufnahmen mit der britischen Regierung wurden mit der Zeit für diese dermaßen unübersichtlich, dass man sich vor der Beschäftigung mit dem Inhalt einer Note oder eines Memorandums, Informationen und Charakterstudien über deren Überbringer besorgte. Dabei kam es zu abweichenden Bewertungen der deutschen Informanten und somit auch ihrer Missionen. Ein wirkliches Verständnis für die Situation der deutschen Widerständler war nicht erkennbar. Beispielhaft soll diese Problematik an dem oben bereits erwähnten Trott-Memorandum vom Mai 1942 aufgezeigt werden.

Ende Mai 1942 erreichte das von Trott in Genf verfasste Memorandum über die Ansichten und Ziele der Opposition den Lordsiegelbewahrer Sir Stafford Cripps. Dieser zeigte großes Interesse und beschloss daraufhin, es dem Premierminister vorzulegen. Visser’t Hooft berichtet, nach Aussagen von Cripps habe Churchill das Dokument sorgfältig studiert und es als „sehr ermutigend“[59] bezeichnet. Trotz dieser positiven Einschätzung erfolgte jedoch keine offizielle Reaktion. Stattdessen zog das Foreign Office, das eine Durchschrift des Memorandums besaß, zunächst Erkundigungen über die Zuverlässigkeit des Autors ein. So wendete man sich an Trotts Oxforder Bekannten Richard Crossman und bat ihn um ein Gutachten. Dieser war sehr bemüht, seine Verbindung zu Trott in einem wenig vertrauensvollen Licht darzustellen und kam schließlich zu dem Ergebnis: „Trott ist sich seiner Naivität in politischen Angelegenheiten nicht vollauf bewusst.“[60] Crossman traute Trott als einem aktiven Verschwörer demzufolge wenig Ernsthaftigkeit zu. Das Foreign Office akzeptierte Crossmans Mitteilung ohne Weiteres, ohne die sonstigen einflussreichen Freunde von Trott in England zu fragen. Cripps war mit dieser negativen Einschätzung seines Freundes jedoch nicht einverstanden und schickte Eden sofort eine Gegenstellungnahme, worin er ihm ein „vollständiges Missverstehen“ Trotts und seiner Ziele vorwarf und ausführte, dass Trott mit starkem Gespür erkannt habe, „dass es seine Pflicht als Deutscher sei, trotz aller persönlicher Risiken nach Deutschland zurückzukehren.“[61] Es ist zweifelhaft, ob man im Außenministerium Trotts Rückkehr ebenso positiv auffasste, oder ob man darin nicht gerade eine Bestätigung der Fragwürdigkeit seiner Person sah. Aus weiteren Äußerungen, die hier nun nicht mehr angeführt werden, wurde deutlich, dass man im Foreign Office Trott gegenüber unverhohlene Feindseligkeit zeigte. Nach Angaben David Astors lag somit ein umfangreiches Dossier gegen Trott vor, welches allein schon geeignet war, Eden abzuschrecken. Das Memorandum fand daraufhin nicht die ihm gebührende Beachtung.[62] Dahingegen gab es die Stimme Bischof Bells, der sich vehement für Trott einsetzte und ihn Eden gegenüber als vertrauensvollen Partner für weitere Verhandlungen vorschlug.[63] Im Foreign Office hatte man sich jedoch seine Meinung gebildet und war nicht bereit davon abzuweichen. Auf Anweisung von höchster Stelle durfte Trott „keine Antwort“[64] gesendet werden.

Aber auch ohne den äußeren Anlass eines zu bewertenden Memorandums gab es innerhalb des britischen Empires Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Glaubwürdigkeit und Unterstützung der Deutschen. Im Dezember 1939 verfasste der Berater des englischen Außenministers John Wheeler-Bennett ein Memorandum, das auf britischer Seite eines der wenigen Dokumente darstellt, in denen an die Interessenssolidarität zwischen den demokratischen Mächten und ihren möglichen Verbündeten in Deutschland appelliert wird. Während die führenden britischen Politiker dem deutschen Volk bisher nur in ganz allgemeinen Formulierungen versichert hatten, dass Großbritannien nicht gegen das deutsche Volk sondern gegen „ein tyrannisches und meineidiges Regime“[65] kämpfe, argumentierte Wheeler-Bennett, dass die Alliierten verpflichtet seien „einem Neuen Reich“, welches sich vom Nationalsozialismus abgewendet habe, eine „gerechte und großzügige Behandlung“[66] zuteil werden zu lassen. Aber, indem er alle Register bei der Fürsprache zugunsten der Widerständler zog und das Memorandum sogar Sir Robert Vansittart schickte, der zuvor als Protektor der deutschen Opposition gegolten hatte[67], schoss Wheeler-Bennett über das Ziel hinaus. Beim mittlerweile Deutschland-kritischen Vansittart stieß er mit seinen Bemühungen auf völliges Unverständnis.

Die britischen Meinungsverschiedenheiten spitzten sich schließlich in einer mehrmonatigen politischen Debatte 1942 über das „andere Deutschland“ zu. Diese Debatte wurde im Februar 1942 durch den Labour Politiker John Rhys Davies ausgelöst, der die Politik der „bedingungslosen Kapitulation“ der Churchill’schen Regierung kritisierte. Davies befürwortete einen Einsatz für die moderaten Deutschen, mit denen er hoffte, jenseits der aufgestellten Prinzipien aus der Atlantik Charta zu verkehren.[68] Rhys Davies wurde von zahlreichen Gleichgesinnten unterstützt, die überwiegend gegen die Meinung Vansittarts wetterten, der in einer Broschüre über den grundsätzlichen Charakter der Deutschen philosophierte und zu dem Ergebnis kam, dass den Deutschen eine kollektive Schuld anlaste.[69] Diese Auffassung wurde fortan als „Vansittartismus“[70] charakterisiert. In der Folgezeit gruppierten sich Politiker entweder hinter der Richtung Vansittarts, die keinen Unterschied zwischen der Bevölkerung und seiner Führung sah, oder der Position des Innenministers Herbert Morrison, der die Meinung vertrat, dass diese geistige Richtung, der nicht alle Deutschen angehörten, bekämpft werden müsse.[71]

4.2.2 Kontroverser Meinungsbildungsprozess

„Winston says it [Berchtesgaden] is the stupidest thing that has ever been done.“[72]

Mitnichten wurden sämtliche Vorhaben führender Politiker durch Kabinetts-beschluss herbeigeführt und keineswegs spiegelten daher politische Entscheidungen in Großbritannien die Meinung der Mehrheit wider. Stattdessen existierten innerhalb der britischen Politik konträre Auffassungen, die in der Folge eine negative Haltung gegenüber dem deutschen Widerstand mit sich brachten.

Seit der Ernennung Adolf Hitlers zum Kanzler des Deutschen Reiches zeigte sich Großbritannien einer klaren Politik Deutschland gegenüber außerstande. Unsicher im Urteil über Hitler und den Nationalsozialismus schwankte es zunächst zwischen Extremen. Während eine politische Gruppe behauptete, dass England mit dem unberechenbaren deutschen Kanzler nicht verhandeln könne[73], vertrat eine andere die Meinung, ihn durch Konzessionen zähmen zu können. Diese klassische Einteilung in Antiappeaser und Appeaser zog sich wie ein roter Faden durch die britische Politik der Vorkriegszeit. Auch Neville Chamberlain hatte Deutschland gegenüber widerstreitende Empfindungen, immer aber überwog sein Wille zu Zugeständnissen, wie unten noch gezeigt werden wird. Zu erklären ist dieses Verhaltensmuster damit, dass man in England immer deutlicher empfand, dem Deutschen Reich sei in Versailles Unrecht geschehen.[74] Zudem sah man in dem von Hitler geführten Deutschen Reich das ersehnte Bollwerk gegen den Bolschewismus.[75] So war die englische Politik auf Konzessionsbereitschaft gestimmt, die Hitler begünstigen musste. Diese Politik des Entgegenkommens wird vor allem in den Jahren 1938 und 1939 deutlich:

[...]


[1] Aus: Tod des Achilleus. Die Sagen Trojas. Zit. nach Gustav Schwab, Die schönsten Sagen des klassischen Altertums, Bd. 1, Rastatt 2005, S.309.

[2] Laut Harold Deutsch sprach Generaloberst Ludwig Beck im Mai 1942 von einem „decent Germany.“ Siehe Harold C. Deutsch, The Conspiracy against Hitler in the Twilight War, Minneapolis 1968, S. 336.

[3] Klaus-Jürgen Müller/ David N. Dilks (Hrsg.), Großbritannien und der deutsche Widerstand 1933-1944, Paderborn/ München/ Wien/ Zürich 1994, S. 11.

[4] Zwar sind schon für das Jahr 1936 einzelne Kontakte in die britische Hauptstadt zu verzeichnen, wie die Initiative Goerdelers im Namen des so genannten „Langnamvereins“ und das übermittelte Dokument des damaligen Oberst Georg Thomas, doch haben erst vom Jahre 1937 an ihre Auslandsverbindungen zugenommen. Siehe Klemens von Klemperer, Die verlassenen Verschwörer. Der deutsche Widerstand auf der Suche nach Verbündeten 1938-1945, Berlin 1994, S. 77ff.

[5] Siehe Klemperer, Die verlassenen Verschwörer, S. 161.

[6] Die erste Gesamtdarstellung des Widerstandes veröffentlichte Schlabrendorff: Fabian von Schlabrendorff, Offiziere gegen Hitler. Fabian von Schlabrendorff. Nach einem Erlebnisbericht bearbeitet und herausgegeben von Gero v. Gaevernitz, Zürich 1946.

[7] Vor allem Gerhard Ritter, Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, Stuttgart 1954. Im Folgenden wird aus der 4. Auflage von 1984 zitiert. Daneben auch Erich Kosthorst, Die deutsche Opposition gegen Hitler zwischen Polen- und Frankreichfeldzug, Bonn 1954.

[8] Hermann Graml, Die außenpolitischen Vorstellungen des deutschen Widerstandes, in: Walter Schmitthenner/ Hans Buchheim (Hrsg.), Der deutsche Widerstand gegen Hitler. Vier historisch-kritische Studien, Köln/ Berlin 1966. Und Ger van Roon, Außenpolitische Vorstellungen der deutschen Opposition, in: Hans-Adolf Jacobsen, 20. Juli 1944. Die deutsche Opposition gegen Hitler im Urteil der ausländischen Geschichtsschreibung, Bonn 1969.

[9] Konferenzbeiträge siehe: Lothar Kettenacker, Das „Andere Deutschland“ im Zweiten Weltkrieg. Emigration und Widerstand in internationale Perspektive, Stuttgart 1977.

[10] Über die Internationale Konferenz zum 40. Jahrestag des Anschlags auf Hitler veröffentlichten Jürgen Schmädeke und Peter Steinbach den Band: Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler, München/ Zürich 1985. Im Weiteren zitiert aus der 2. Auflage von 1986. Über zwei Tagungen von 1986 und 1989 zum Themenkomplex der britischen Haltung gegenüber dem deutschen Widerstand siehe: Klaus-Jürgen Müller, David N. Dilks (Hrsg.), Großbritannien und der deutsche Widerstand 1933-1944, Paderborn/ München/ Wien/ Zürich 1994. Die Referate der Internationalen Konferenz zum 50. Jahrestag des 1. September 1939 sind abgedruckt in Klaus Hildebrand/ Jürgen Schmädeke/ Klaus Zernack (Hrsg.), 1939. An der Schwelle zum Weltkrieg. Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges und das internationale System, Berlin/ New York 1990.

[11] Siehe vor allem die Beiträge in dem Tagungsbericht von Schmädeke/ Steinbach.

[12] Siehe vor allem Michael Balfour, Withstanding Hitler in Germany 1933-1945, London/ New York 1988.

[13] Hans Rothfels, The German Opposition to Hitler, Hinsdale/ Illinois 1948.

[14] John Wheeler-Bennett, The Nemesis of Power. The German Army in Politics 1918-1945, London/ New York 1954.

[15] Siehe vor allem Deutsch, The Conspiracy against Hitler.

[16] Besonders Richard Lamb, The Ghosts of Peace 1935-1945, London 1987. Im Weiteren zitiert aus der deutschen Ausgabe: Der verfehlte Frieden. Englands Außenpolitik 1935-1945, Frankfurt a. M. 1989. Siehe auch Patricia Meehan, The Unnecessary War. Whitehall and the German Resistance to Hitler, London 1992 und Klemens von Klemperer. German Resistance Against Hitler. The Search for Allies Abroad, 1938-1945, Oxford 1992. Im Weiteren zitiert aus der deutschen Ausgabe: Die verlassenen Verschwörer. Der deutsche Widerstand auf der Suche nach Verbündeten 1938-1945, Berlin 1994.

[17] Diese Konsequenz zog Claus Graf Stauffenberg im Winter 1942/43. Siehe: Joachim Kramarz, Claus Graf Stauffenberg. 15. November 1907 – 20. Juli 1944. Das Leben eines Offiziers, Frankfurt a. M. 1965, S. 113.

[18] Zit. nach Albrecht von Kessel, Verborgene Saat. Aufzeichnungen aus dem Widerstand 1933 bis 1945, hrsg. von Peter Steinbach, Berlin/ Frankfurt a. M. 1992, S. 158.

[19] Zit. nach David Astor, The Man Who Plotted Against Hitler, in: New York Review of Books 30 (1983), S. 19.

[20] Siehe Klemperer, Die verlassenen Verschwörer, S. 26.

[21] Zit. nach Winfried Heinemann, Der militärische Widerstand und der Krieg, in: Jörg Echternkamp (Hrsg.), Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 9/1: Die deutsche Kriegsgesellschaft 1939-1945. Politisierung, Vernichtung, Überleben, Stuttgart 2004, S. 824.

[22] Erich Kordt, Nicht aus den Akten. Die Wilhelmstraße in Frieden und Krieg. Erlebnisse, Begegnungen und Eindrücke 1928-1945, Stuttgart 1950. S.369-376.

[23] Zum Gesamtkomplex der Kenntnisnahme der Vorhaben Kordts durch von Weizsäcker vergleiche: Rainer Blasius, Für Großdeutschland – gegen den großen Krieg. Staatssekretär Ernst Frhr. von Weizsäcker in den Krisen um die Tschechoslowakei und Polen 1938/39, Köln/ Wien 1981. S. 141ff.

[24] Aus den ungedruckten Quellen des Nachlasses Ernst von Weizsäckers. Paraphrasiert in Rainer Blasius, Über London den „großen Krieg“ verhindern. Ernst von Weizsäckers Aktivitäten im Sommer 1939, in: Jürgen Schmädeke/ Peter Steinbach (Hrsg.), Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler, München/ Zürich 21986, S. 694.

[25] Hans-Bernd Gisevius, Bis zum bittern Ende, Zürich erweiterte Neuausgabe in einem Band1954, S. 361.

[26] Ernst von Weizsäcker, Erinnerungen, München/ Leipzig/ Freiburg 1950. S. 193.

[27] Die Unterscheidung zwischen „Lösung I“ (dem Staatsstreich) und „Lösung II“ (dem Münchener Abkommen) stammt von Weizsäcker, Erinnerungen, S. 193.

[28] Kordt, Nicht aus den Akten, S. 272.

[29] Aus einem Brief Goerdelers an einen amerikanischen Freund vom 11. Oktober 1938. Zit. nach Friedrich Krause (Hrsg.), Goerdelers politisches Testament. Dokumente des anderen Deutschland, New York 1945. S. 62.

[30] Notiz Weizsäckers vom 10. oder 11. September 1938. In: Leonidas Hill (Hrsg.), Die Weizsäcker-Papiere 1933-1950, Frankfurt a. M./ Berlin/ Wien 1974, S. 142.

[31] Siehe Blasius, Für Großdeutschland – gegen den großen Krieg, S. 58ff.

[32] Kordt, Nicht aus den Akten, S. 252.

[33] Ebd., S. 250f.

[34] Aus dem Nachlass Goerdelers, belegt in: Gerhard Ritter, Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, S. 225.

[35] Ebd.

[36] Weizsäcker, Erinnerungen, S. 232.

[37] Zit. nach Documents on British Foreign Policy, 3, VI, Dok. 45. Belegt in: Marion Thielenhaus, Zwischen Anpassung und Widerstand. Deutsche Diplomaten 1938-1941. Die politischen Aktivitäten der Beamtengruppe um Ernst von Weizsäcker im Auswärtigen Amt, Paderborn 2., durchgesehene Auflage1985, S. 121.

[38] Aus einem Brief Helmuth von Moltkes an Lionel Curtis, Stockholm, 25. März 1943. Belegt in: Freya von Moltke/ Michael Balfour/ Julian Frisby, Helmuth James von Moltke 1907-1945. Anwalt der Zukunft, Stuttgart 1975, S. 213.

[39] Brief von Hans Böhm-Tettelbach an Dr. Helmut Krausnick. Belegt in: Klemperer, Die verlassenen Verschwörer, S. 98.

[40] George Kennedy Allen Bell, The Background of the Hitler Plot, in: Contemporary Review, Oktober 1945, Oxford, S. 205.

[41] Eberhard Bethge, Diedrich Bonhoeffer. Theologe – Christ – Zeitgenosse, München 1967, S. 851f.

[42] Kordt, Nicht aus den Akten, S. 314.

[43] Jesus’ Antwort auf die Frage der Pharisäer nach dem Recht des Kaisers auf Steuern. Darauf beruft sich der christliche und nach Luther insbesondere der protestantische Obrigkeits-gehorsam. Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers, Markus 12, 13-17, Stuttgart 1985, S. 60.

[44] Thielenhaus, Zwischen Anpassung und Widerstand, S. 81.

[45] Aufzeichnung Weizsäckers über ein Gespräch mit Ribbentrop, in dem dieser den fehlenden Glauben an die Unfehlbarkeit der Entschlüsse Hitlers von deutschen Diplomaten kritisiert. Belegt in: Hill, Die Weizsäcker Papiere, S. 142.

[46] Siehe dazu auch Klemperer, Die verlassenen Verschwörer, S. 33.

[47] Erich Kordt sprach im Auftrag Hans Osters Ende August 1938 mit von Brauchitsch, um bei ihm zu intervenieren. Siehe Kordt, Nicht aus den Akten, S. 241-244. Im Oktober 1939 fand eine Besprechung zwischen Franz Halder und von Brauchitsch statt, bei der auch die Option eines Putsches besprochen wurde. Siehe Eintragung Halders vom 14. Oktober 1939, in: Franz Halder, Kriegstagebuch. Tägliche Aufzeichnungen des Chefs des Generalstabes des Heeres 1939-1942, Bd. 1, Vom Polenfeldzug bis zum Ende der Westoffensive (14.8.1939-30.6.1940), hrsg. von Hans-Adolf Jacobsen, Stuttgart 1962, S. 105.

[48] Zit. nach: Gerd Ueberschär, Militäropposition gegen Hitlers Kriegspolitik 1939 bis 1941. Motive, Struktur und Alternativvorstellungen des entstehenden militärischen Widerstands, in: Jürgen Schmädeke/ Peter Steinbach (Hrsg.), Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler, München/ Zürich 21986, S. 353.

[49] Notiz des Hauptmanns Kaiser, wohl im Auftrag Goerdelers, für Stauffenberg vom 25.5.1944. In: Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.), Spiegelbild einer Verschwörung. Die Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. Juli 1944 in der SD-Berichterstattung. Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitshauptamt, Bd. 1, Stuttgart 1984, S. 127.

[50] Josef Müller, Bis zur letzten Konsequenz. Ein Leben für Frieden und Freiheit, München 1975, S. 126.

[51] Ebd.

[52] Denkschrift Trotts vom Mai 1942. Abgedruckt in: Hans Rothfels, Zwei außenpolitische Memoranden der deutschen Opposition (Frühjahr 1942). Dokumentation, in: VfZG 5 (1957), S. 394.

[53] Dorothee von Meding, Mit dem Mut des Herzens. Die Frauen des 20. Juli, Berlin 1992, S. 135.

[54] Siehe das wahrscheinlich von Hassell 1940 verfasste „Programm“ für erste Maßnahmen bei einem Umsturz: Ulrich von Hassell, Die Hassell-Tagebücher 1938-1944. Aufzeichnungen vom andern Deutschland, hrsg. von Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen, Berlin nach der Handschrift revidierte und erweiterte Asusgabe1988, S. 451.

[55] Rothfels, Zwei außenpolitische Memoranden, S. 394. “We believe in the necessity to reconstitute a free Polish and a free Czech state within the limits of their ethnographic frontiers.”

[56] Bell erwähnt, dass Bonhoeffer ihm diese Möglichkeit während ihres Treffens in Schweden im Mai 1942 eröffnet hat. Belegt in: George Kennedy Allen Bell, Bischof von Chichester, Die Ökumene und die innerdeutsche Opposition, in: VfZG 5 (1957), S. 369. Siehe auch Ewald von Kleist-Schmenzins Einstellung. Belegt in: Bodo Scheurig, Ewald von Kleist-Schmenzin. Ein Konservativer gegen Hitler, Oldenburg/ Hamburg 1968, S. 26. Daneben auch Goerdelers Ansichten in Ritter, Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, S. 296ff.

[57] Michael Krüger-Charlé, From Reform to Resistance: Carl Goerdeler’s 1938 Memorandum, in: David Clay Large, Contending with Hitler. Varieties of German Resistance in the Third Reich, Washington/ Cambridge 1991, S. 79.

[58] Klemperer, Die verlassenen Verschwörer, S. 153.

[59] Willem A. Visser’t Hooft, Memoirs, London 1937, S. 157.

[60] Zit. nach Richard Lamb, Der verfehlte Frieden, S. 338.

[61] Cripps spielt mit dieser Aussage auf Trotts bewusste Entscheidung für eine Rückkehr nach Deutschland an, nachdem er sich von März 1937 bis November 1938 in den USA und Ostasien aufgehalten hatte. Brief von Cripps an Eden vom 20. Juni 1942, FO 371/30912/C5428/48/18. Abgedruckt in Klemperer, Die verlassenen Verschwörer, S. 244.

[62] Rothfels, Zwei außenpolitische Memoranden, S. 391.

[63] Brief Bells an Eden vom 28. Juni 1942. Abgedruckt in: Bell, Die Ökumene und die innerdeutsche Opposition, S. 376.

[64] Brief von Willem A. Visser’t Hooft an Bischof George Bell. Zit. nach Klemperer, Die verlassenen Verschwörer, S. 243.

[65] Zit. nach Klemperer, Die verlassenen Verschwörer, S. 175.

[66] Memorandum vom 28. Dezember 1939. Abgedruckt in: Hans Rotfhfels, Trott und die Außenpolitik des Widerstandes, in: VfZG 12 (1964), S. 316.

[67] Siehe Klemens von Klemperer, Nationale oder internationale Außenpolitik des Widerstands, in: Jürgen Schmädeke/ Peter Steinbach (Hrsg.), Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler, München/ Zürich 21986, S. 640f.

[68] Paraphrasiert nach Rainer A. Blasius, Waiting for Action. The Debate on the ’Other Germany’ in Great Britain and the Reaction of the Foreign Office to German ’Peace Feelers’, 1942, in: Francis R. Nicosia, und Lawrence D. Stokes (Hrsg.), Germans Against Nazism. Nonconformity, Opposition and Resistance in the Third Reich. Essays in Honour of Peter Hoffmann, New York/ Oxford 1990, S. 280.

[69] Siehe Robert Gilbert Vansittart, Black Record. Germans Past and Present, London 1941, S. 55ff.

[70] Der Begriff wurde von dem britischem Verleger Victor Gollancz geprägt. Siehe Victor Gollancz, Shall our Children Live or Die? A Reply to Lord Vansittart on the German Problem, London 1942, S. 7.

[71] Zu Einzelheiten dieser Debatte siehe: Blasius, Waiting for Action, S. 279-304.

[72] Nach Aufzeichnungen von Edens Privatsekretär Oliver Harvey. In: John Harvey (Hrsg.), The Diplomatic Diaries of Oliver Harvey 1937-1940, London 1970, S. 180.

[73] Siehe dazu: Martin Gilbert/ Richard Gott, Der gescheiterte Frieden. Europa 1933-1939, Stuttgart 1964. S. 38ff.

[74] Über die Einsicht, dass Versailles in vielen Punkten ein Fehler war, siehe: Keith Feiling, The Life of Neville Chamberlain, London 1947, S. 245-247.

[75] Zum Antibolschewismus der britischen Konservativen, siehe: Hans Herzfeld, Zur Problematik der Appeasement-Politik, in: Waldemar von Besson/ Friedrich Gaertringen (Hrsg.), Geschichte und Gegenwartsbewusstsein. Historische Betrachtungen und Untersuchungen. Festschrift für Hans Rothfels. Göttingen 1963, S. 185ff.

Ende der Leseprobe aus 98 Seiten

Details

Titel
Der Faktor Kommunikation. Achillesferse der deutsch-britischen Widerstandsbeziehungen gegen die deutsche Reichsregierung 1937 - 1944?
Hochschule
Universität Münster  (Historisches Seminar)
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
98
Katalognummer
V69603
ISBN (eBook)
9783638607421
ISBN (Buch)
9783656740315
Dateigröße
717 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Faktor, Kommunikation, Achillesferse, Widerstandsbeziehungen, Reichsregierung
Arbeit zitieren
Dörte Ridder (Autor:in), 2006, Der Faktor Kommunikation. Achillesferse der deutsch-britischen Widerstandsbeziehungen gegen die deutsche Reichsregierung 1937 - 1944?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69603

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Faktor Kommunikation. Achillesferse der deutsch-britischen Widerstandsbeziehungen gegen die deutsche Reichsregierung 1937 - 1944?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden