Faszination Fernsehserie. Erklärungsansätze für das Phänomen Fernsehserie als Zuschauermagnet

"Alle Tage wieder ..."


Seminararbeit, 2003

44 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

I. Einführung und Ziel der Arbeit

II. Die Fernsehserie
A. Geschichte der Serie – Ursprünge und Entwicklung
B. Gattungsübersicht
1. Mehrere Differenzierungsansätze
2. Merkmale der Endlosserie

III. Faszination der Zuschauer: Warum so viele einschalten
A. Leichte Unterhaltungskost
B. Suche nach Sicherheit – Die Attraktivität des Identischen
C. Suggestion der Wirklichkeit – Parallelität zum Alltag und Identifikationsmöglichkeiten
D. Flucht aus dem Alltag – Eskapismus
E. Ritualisierung und Kult
F. Lebenshilfe
G. Triebbefriedigung

IV. Serielle Produktionsvorteile: „Faszination“ Serie auf Seiten der Hersteller
A. Einfachheit
B. Geringe Kosten, hohe (Werbe-)Einnahmen: Die Frage des Geldes
C. Vom Zuschauerfang zur Publikumstreue
D. Fangemeinden und weitere Einnahmequellen

V. Zusammenfassendes Fazit

VI. Anhang: Bibliographie

I. Einführung und Ziel der Arbeit

Fernsehen ist mittlerweile ein wichtiger, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Alltags, vor allem der Feierabendgestaltung. Jedem Menschen ist gesetzlich ein Fernseher zugesichert, Fernsehen ist die häufigste allabendliche Beschäftigung des Durchschnittsbürgers, jeder verbringt täglich im Schnitt mehr als 160 Minuten, also fast drei Stunden, vor dem Apparat.[1] Fernsehen ist zum Leitmedium geworden.[2] Diese „Fernseh-Manie“ hat das Medium zu einem florierenden Markt gemacht, auf dem enorme Geldsummen hin und her geschoben, gewonnen oder aber auch verloren werden können. So ist es nur verständlich, dass schon vor langer Zeit ein möglichst sicheres Konzept gesucht wurde, das sozusagen ein Zuschauergarant sein und die besten Quoten garantieren sollte. Ein Format musste her, das die Massen fesselte und nicht mehr losließ, etwas, das dauerhaft zum Zuschauen anregte, Einnahmen versprach und die Ausgaben gering hielt. Die Fernsehmacher suchten, experimentierten – und fanden das erfolgreichste Fernsehformat aller Zeiten: die Fernsehserie.

Ob jung oder alt, ob Mann oder Frau – jeder deutsche Normalbürger kann, wenn er danach gefragt wird, sicherlich mehr als zehn Fernsehserien aus dem Stehgreif nennen. Die Spannbreite reicht von Marienhof über Columbo, Alf und Mickymaus bis hin zu Praxis Bülowbogen und Gute Zeiten schlechte Zeiten, kurz GZSZ[3] genannt. Fernsehserien haben sich an die Spitze der medialen Beliebtheitsskala gesetzt – und das trotz den allgemein bekannten Vorwürfen, den trivialen ‚Kunstwerken’ mangele es an Qualität,[4] es fehle ihnen alles, „was den Charme von Einzelwerken ausmacht“,[5] und ihre Wirkung sei tendenziell negativ[6] sowie entgegen dem „Vorurteil der simplen Durchschaubarkeit“.[7]

Ziel dieser Arbeit ist es, die Tatsache zu hinterfragen, warum Serien in den 70er und 80er Jahren zur „Zuschauerfavoritin“ avancieren konnten, seither ihre Beliebtheit immer weiter anstieg und sie immer mehr Sendeplätze besetzten bzw. noch heute besetzen.[8] Zu beantwortende Fragen werden beispielsweise folgende sein: Wie kommt es, dass Serien so wichtig für den menschlichen Alltag sind, dass Zuschauer[9] ihren Tagesrhythmus nach dem Programmablauf gestalten, ja, eine regelrechte Sucht nach Serienangeboten entwickeln? Wie ist es möglich, dass Fernsehen zu „Gebrauchsgegenstände[n] für den Alltag“[10] geworden sind, dass sie „als Teil des menschlichen Modernisierungsprozesses verstanden werden [können]“?[11]

Des Weiteren möchte ich auch einen Blick auf die Seite der Produzenten werfen und die Vorteile, die das Serienprinzip ihnen bietet, herausarbeiten.

Selbstverständlich muss vorab eine Art Definition der Seriengattung angefertigt werden. Eine Übersicht hinsichtlich der Gattungsmerkmale wird hier ebenso zu erstellen sein wie eine Annäherung an verschiedene Untergliederungsansätze, die im Laufe der Zeit bezüglich des enorm weitgreifenden Oberbegriffs ‚Serie’ gemacht worden sind.

Zunächst einmal soll jedoch ein kurzer geschichtlicher Rückblick eine Übersicht darüber geben, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass die Serie bzw. das Format des Seriellen, des sich Wiederholenden heute als das Prinzip der gesamten Fernsehens angesehen wird.[12]

II. Die Fernsehserie – Eine allgemeine Vorstellung

II.A Geschichte der Serie – Ursprünge und Entwicklung

Die Geschichte der Serienproduktion ist weitaus älter als das Fernsehen, sofern man sie nicht ausschließlich als fernsehtheoretische Kategorie, sondern als generelles Formprinzip des Erzählens begreift. Dann beginnt mediale Seriennutung nämlich schon im Mittelalter mit dem Vertrieb der Bibel.[13] Medienproduktionen, die seriell erzählen, sind daher in keinster Weise eine Erfindung des Fernsehens. Günther Giesenfeld hebt hervor, dass schon die Geschichten von Tausend und einer Nacht die Verzögerungs- sowie sogar die Cliffhanger-Technik verwendeten.[14] Das Prinzip der heutigen Endlosserie, welches sich durch eine sukzessive, immer wieder unterbrochene Darbietung der Handlung auszeichnet, wurde bereits in vielen anderen Medien genutzt. Hierzu gehören sowohl Theater (zum Beispiel wurde in der Bühnenkunst der Commedia dell’arte im 16. Jahrhundert stets mit identischen Charakteren auf Wanderbühnen gearbeitet)[15] als auch die Schriftmedien. Letztere nutzten das Prinzip etwa in der Kalendergeschichte,[16] in ködernden Fortsetzungs- und Lieferungsromanen,[17] in periodischer Nachrichtenverbreitung. Zeitungen haben in ihrer Machart diverse Eigenarten des Seriellen: Ihr Aufbau und ihre Aufmachung ist immer gleich, sie erscheinen zur selben Zeit am selben Ort, sie verfolgen die lineare Entwicklung aktueller Ereignisse und ziehen den Leser so in ihren ‚Bann’ der immerwährenden Kontinuität. In der Literatur gibt es beispielsweise schon lange Zeit serielle Jugendbücher wie die Fünf Freunde, deren Abenteuer später auch als Hörspiele veröffentlicht wurden. Auch das frühe Kino zeigte gerne Serienhelden, die immer wieder neue Abenteuer zu bestehen hatten. Von 1907-1914 liefen beispielsweise 376 Filme über den Westernhelden Broncho Bill in den Kinos.[18]

‚Radio-daytime-serial’ sind die Vorläufer der Endlos-Fernsehserien. Sie wurden schon in den 20ern eingeführt und erlangten schnell große Popularität. Es ist der Verdienst des werbeengagierten Waschmittelherstellers Protector & Gamble, dass ‚Radio Serials’ in ‚Soap Operas’ umbenannt wurden.[19] Die Radio-Soap verliert erst mit dem Beginn der Geschichte der Fernsehserie nach und nach an Bedeutung. Letztere beginnt in den USA um einiges früher als in Europa, und zwar direkt zu Beginn des Fernsehens ab 1939.[20] In Deutschland wurden die ersten Serien in den 50ern gesendet. Hierzu gehörten neben Kriminalserien insbesondere die Schöllermanns, welche das Fundament der langlaufenden Familienserie darstellen.[21] Von diesem Ursprung ausgehend periodisiert Knut Hickethier die fernsehgeschichtlichen Dekaden seit 1950 folgendermaßen: Die 50er Jahre nennt er das Jahrzehnt der Schöllermanns, die 60er das Bonanza -Jahrzehnt, die 70er das Jahrzehnt der sozialkritischen Serien (wie Acht Stunden sind kein Tag) und die 80er das Dallas -Jahrzehnt.[22] Martin Jurga ergänzt diese Darstellung bezüglich der 90er Jahre, welche er als „Jahrzehnt der ‚Daily-soaps’“[23] bezeichnet.

Weitere wichtige Stationen in der Geschichte der deutschen Fernsehserie stellen die Jahre 1985 (Beginn der Endlosserie Lindenstraße sowie der Schwarzwaldklinik) und 1992 (GZSZ wird die erste deutsche ‚Daily-Soap’) dar.[24] Bis zum heutigen Tag haben die fiktiven Endlosserien durchweg große Erfolge verzeichnen können.

Bezüglich der Serieninhalte stellte Helmut Schanze schon 1972 fest, dass die Fernsehserie die Nachfolge der Trivialliteratur des 19. Jahrhunderts angetreten hat, deshalb triviale literarische Muster im Fernsehen eine größere Macht als je zuvor entfalten.[25]

Die ganz aktuelle Entwicklung der Serientrends hat sich allerdings eher von einer hohen Fiktivität gelöst, geht nämlich überwiegend in Richtung „Real Life“ bzw. „Doku Soap“.[26]

Man muss sich überdies im Klaren darüber sein, dass im Grunde genommen das gesamte Konzept des Fernsehprogramms auf dem Prinzip des Seriellen aufgebaut ist.[27] Nicht nur die eigentliche Fernsehserie weist die entscheidenden Merkmale auf, auch Dokumentationen, Sportveranstaltungen (man denke zum Beispiel an die wöchentlichen Fußball-Bundesligaspiele), Talk-Shows, Quizsendungen, ja, sogar Nachrichtenmagazine fesseln den Zuschauer durch ihr hohes Maß an Serialität, da sie gleichförmig strukturiert zur jeweils identischen Sendezeit laufen und somit einen hohen Wiedererkennungswert haben. Das tägliche Programm folgt einem strengen, vertrauten, durch und durch seriellen Fluss. Serialität funktioniert also als „konstitutives Prinzip“,[28] Medienwissenschaft ist daher immer auch Serienwissenschaft.[29]

Diese Ausführungen haben die Komplexität der Geschichte der Serie aufgezeigt und auch schon einige verschiedene Verständnisse von Serialität vorgestellt. Im nächsten Schritt werden explizit die unterschiedlichen fernsehspezifischen Seriengattungen differenziert.

II.B Gattungsübersicht

II.B.1 Verschiedene Arten von Serien – Mehrere Differenzierungsansätze

Es gibt diverse Möglichkeiten, Fernsehserien-Arten voneinander abzugrenzen. Ich möchte an dieser Stelle eine kurze Übersicht bezüglich der Einteilungsvarianten geben.

Schon im Mittelalter hat man Serialität unterschieden in ihre zyklische und lineare Form. Zyklisch waren etwa jährliche Feiern von Heiligenfesten, linear hingegen beispielsweise unternommene Pilgerreisen zu einem Zielpunkt hin. Das zyklische, sich also wie die Mond oder auch der einzelne Tag im immer wiederkehrenden Kreis bewegende System ist demnach in seinem Ursprung unendlich, das lineare, längere Phasen wie eine Epoche und ähnliche Zeiteinheiten bestimmende ist final. Auf Fernsehserien ist diese Disposition übertragbar: Zyklisch wäre z.B. Columbo, was hier auf die beliebige Anordnung der Einzelfolgen bezogen ist. Die Episodenanordnung von linearen Serien wie Dallas ist hingegen nicht vertauschbar, da die Darsteller einen bestimmten Entwicklungsprozess durchmachen.[30] Die derart vorgenommene Einteilung bezieht sich also nicht auf die Machart einzelner Folgen, sondern auf das gesamte Serienkonstrukt.

Diese Einordnung entspricht in etwa die in Endlos- und Episodenserien, denn erstere ist ebenfalls linear, letztere zyklisch. Hier kommen allerdings noch einige weitere, unterscheidende Aspekte hinzu: Episodenserien, auch Sendereihen genannt, haben stets einen identischen Ausgangspunkt und enden in einer Lösung der spezifischen Folge. Sie sind also in ihrer Form – im Gegensatz zu den offenen Endlosserien – geschlossen. Vor allem Krimis wie Derrick oder auch Actionserien wie Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei gehören zu dieser Seriengattung, da am Ende jeder Folge ein gelöster Fall stehen muss.[31]

Da die Endlosserie die Serienform ist, mit der sich meine Arbeit überwiegend beschäftigt, führe ich im Folgenden ein Kapitel an, welches sich gesondert mir ihren Eigenheiten auseinandersetzt. Dies ist der Grund, weshalb ich hier nicht weiter auf diesen Punkt eingehe, sondern lediglich auf den kommenden Abschnitt verweisen möchte.

Von ihr und auch der Episodenserie hebt sich wiederum der Mehrteiler ab, welcher mitunter auch unter dem Ausdruck ‚Miniserie’ geläufig ist. Hier wird eine abgeschlossene Geschichte erzählt, ein in mehrere Folgen unterteilter Film könnte man demnach sagen.[32]

Auch hinsichtlich ihrer Ausstrahlungsfrequenz oder ihrer Ausstrahlungszeit kann eine Unterteilung der Serienformen geschehen. Martin Jurga stellt die zu den Endlosserien gehörenden, täglichen Daytime Serials vor, auch bekannt als ‚Seifenopern’. Außerdem differenziert er zwischen Vorabendserien, welche seiner Definition zufolge ausschließlich am frühen Abend laufen, und Prime-Time-Serials, die zur besten Sendezeit ausgestrahlt werden.[33]

Neben den kategorischen Abgrenzungen anhand von Folgenanordnung, Laufzeit, Ausstrahlungsfrequenz, Form und Sendezeit vollzieht Uwe Boll eine differenzierte Untergliederung hinsichtlich des Serieninhalts. Er unterteilt das System in acht Genresparten, denen seiner Ansicht nach jede einzelne Serie zugeteilt werden kann. Im Einzelnen sind dies Krimi-, SF-/Fantasy-, Komödien-, Tier-, Animations-, Western-, Abenteuer-/Historien-, und Familienserie.[34] Auch Prisca Prugger nimmt eine inhaltliche Unterteilung der Serientypen vor, die allerdings weitaus grober gefasst ist: „Sozial- versus Krimi- und Abenteuerserien“.[35] Für sie ist entscheidend, ob die Serie eine realistische Darstellung des Alltags beinhaltet oder spannungsorientiert und damit eindeutiger als fiktive Darstellung erkennbar ist.

Anknüpfend hieran müssen ebenso die beiden modernsten Formen der Serie genannt werden, die sich aus einem weiteren Kriterium der Unterscheidbarkeit entwickelt haben: die Doku-Soap und die Reality-Soap. Das Differenzmerkmal zu anderen Serienformen wäre hier der Grad der Nonfiktionalität, denn der Trend geht heutzutage in Richtung dokumentarischer Unterhaltung. Doku-Soaps zeigen seriell die Versuche von Laiendarstellern, diverse Tätigkeiten zu verrichten. Vom Hausbau über Fahrunterricht bis zu Gesangscastings und Abnehmsendungen bekommt der Zuschauer hier alles zu sehen, was dokumentarisch begleitet werden kann. Dahingegen ist das bekannteste Beispiel einer in Deutschland gelaufenen Reality-Soap sicherlich Big Brother.[36] Auch hier wird das Leben von Nicht-Schauspieler einige Zeit mit der Kamera beobachtet, allerdings im Gegensatz zu dem Konzept der Doku-Soap nicht in ihrem gewohnten Umfeld, sondern in einem eigens für die Soap präparierten Milieu (beispielsweise dem bekannten Big Brother -‚Container’). Weitere Details zu diesen neumodischen Sendeformen liefert Stephanie Lücke in ihrer Arbeit „Real Life Soaps. Ein neues Genre des Reality TV“.[37]

Abschließend bleibt in Hinsicht auf die Abgrenzung von Serienformen zu bemerken, dass es natürlich auch in den einzelnen aufgezeigten Feldern immer wieder zu Mischformen kommt. Viele Serien untergliedern sich zwar in thematische Episoden, durchlaufen aber dennoch zusätzlich eine lineare Entwicklung, in welcher andere Handlungsstränge offen bleiben. Als Beispiel hierfür wären Krankenhausserien zu nennen, die zwar jede Folge einen neuen Krankheitsfall behandeln, der am Ende meistens als geheilt entlassen wird, auf der anderen Seite aber auch langzeitig die Beziehungen von Ärzten und Krankenschwestern thematisieren.

Diese enorme Komplexität des Genres macht eine allgemeine Untersuchung problematisch. Ich beziehe mich daher in meinen weiteren Untersuchungen insbesondere auf die lineare, endlose, soziale Langzeitserie, deren spezifische Eigenarten im Folgenden vorgestellt werden.[38] Dennoch lassen sich viele der gemachten Beobachtungen auch auf andere Bereiche der Seriengattung anwenden. Aufgrund dieser vielfachen Übertragbarkeit beschäftigt sich meine Arbeit eben nicht explizit mit Seifenopern, sondern soll einen allgemeinen Überblick über die Serienfaszination geben.

II.B.2 Merkmale der Endlosserie

In diesem Kapitel sollen erst einmal – zusammengefasst und ganz wertungsfrei – die Dinge aufgezeigt werden, die eine Endlosserie[39] ausmachen. Die dargelegten Fakten werden bei der weiteren Analyse noch eine wichtige Rolle spielen, was dann außerdem die Gründe für ihre Existenz aufzeigen wird. Um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, beschränke ich mich hier auf die wesentlichen Kennzeichen, Einzelheiten werden später noch konkretisiert werden.

Wie alle Serienformen, so sind auch Endlosserien, die – sofern ihre Ausstrahlung täglich erfolgt – auch ‚Daily Soap’, ‚Soap Opera’ oder zu Deutsch ‚Seifenoper’ genannt werden,[40] in einen bestimmten Programmzusammenhang eingebettet und wiederholen sich (wochen-) täglich (wie GZSZ) beziehungsweise wöchentlich (wie die Lindenstraße) zur gleichen Sendezeit. Sie stellen einen Fluss gleicher Geschichten her, die immer weiter forterzählt werden, sich kausal aufeinander beziehen und daher linear angeordnet werden müssen. Dies führt direkt zu dem wohl eindeutigsten Merkmal der Endlosserie: ihrer Unabgeschlossenheit, ihren offenen Folgen also. Die verschiedenen, abwechselnd gezeigten, leicht durchschaubaren Handlungsstränge finden somit niemals am Ende einer der ca. 25 bis höchstens 60 Minuten langen Serienfolgen ein auflösendes Moment, welches die Spannung herausnimmt. Im Gegenteil: In den letzten Minuten wird die Spannung noch einmal enorm erhöht. Dieses Prinzip nennt man ‚Cliffhanger’, und es wird aufgrund seiner psychologischen Bewährtheit mittlerweile auch vor den eingestreuten Werbeunterbrechungen angewandt. Weiterhin stehen in sozialen Seifenopern stets kleine Gemeinschaften im Mittelpunkt, deren Liebes- Verwandtschafts-, oder Sozialbeziehungen den Inhalt der Serien ausmachen. Damit interessieren in Soap Operas vor allem die Charaktere und ihre Dialoge, handelnde Elemente sind dem untergeordnet. Die Ordnung der Seriendarsteller wird andauernd durch Konflikte gestört, auf deren – häufig nur zeitweise – Lösung auch schon wieder ein neues Problem folgt.

[...]


[1] Vgl. Kai Petzke: Internet nach Fernsehen beliebtestes Medium in Deutschland. www.teltarif.de/arch/2002/kw48/s9383.html

[2] Vgl. Lothar Mikos: Fernsehen im Erleben der Zuschauer. Vom lustvollen Umgang mit einem populären Medium. Berlin u.a.: Quintessenz 1994, S. 1.

[3] Diese Abkürzung werde ich im Folgenden verwenden.

[4] Vgl. Lothar Mikos, Fernsehen im Erleben der Zuschauer, S. 95

[5] Werner Kließ: Forderungen an eine Ästhetik der Serie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 170.

[6] Vgl. beispielsweise Paul Felix Lazarsfeld und Robert King Merton: Massenkommunikation, Publikumsgeschmack und organisiertes Sozialverhalte. In: Film und Fernsehen, Hg. Manfred Brauneck, Bamberg 1980, S. 31. (Hier ist die Rede von einem „erschreckenden Mangel an ästhetischer Beurteilungsfähigkeit“, welcher durch den täglichen, mehrstündigen Konsum von Seifenopern ausgelöst werde.)

[7] Uwe Boll: Die Gattung Serie und ihre Genres, Hg. Helmut Schanze, Aachen: Alano Verlag 1994 (Alano Medien Bd. 6), S.11.

[8] Vgl. Boll, Die Gattung Serie und ihre Genres, S. 9.

[9] Die maskulinen Formen stehen stets für beide Geschlechter.

[10] Prisca Prugger: Wiederholung, Variation, Alltagsnähe. Zur Attraktivität der Sozialserie. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 90

[11] Knut Hickethier: Die Fernsehserie und das Serielle des Programms. In: Endlose Serien. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 70.

[12] Vgl. Harald Martenstein: Das hat Folgen. Deutschland und seine Fernsehserien. Reclam Verlag, Leipzig 1996, S. 10.

[13] Vgl. Martenstein, Das hat Folgen, S. 9.

[14] Vgl. Günther Giesenfeld: Serialität als Erzählstrategie in der Literatur. In: Endlose Geschichten. Serialität in den Medien, Hg. ebd. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 6.

[15] Ausführlich mit diesem Thema befasst sich Günter Hansen: Formen der Commedia dell’Arte in Deuschland. Emsdetten 1984.

[16] Seit 1513, vgl. Ludwig Rohner: Kalendergeschichte und Kalender. Wiesbaden 1978.

[17] Vgl. Boll, Die Gattung Serie und ihre Genres, S. 35.

[18] Vgl. Boll, Die Gattung Serie und ihre Genres, S. 39.

[19] Vgl. Martin Jurga: Fernsehtextualität und Rezeption. Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden 1999, S. 100. Allein 1939 sponserte der Waschmittelkonzern 22 Seifenopern.

[20] Vgl. ebd.

[21] Vgl. Hickethier, Die Fernsehserie und das Serielle des Programms, S. 21.

[22] Vgl. Knut Hickethier: Die Fernsehserie und das Serielle des Fernsehens. Kultur – Medien – Kommunikation. Lüneburg 1991, S. 21-27.

[23] Jurga, Fernsehtextualität und Rezeption, S.115.

[24] Vgl. Jurga, Fernsehtextualität und Rezeption, S. 116f.

[25] Helmut Schanze: Fernsehserien – ein literaturwissenschaftlicher Gegenstand? In: LiLi. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. 2. Jg. (1972) H.6, S. 79-92.

[26] Vgl. Kapitel II.B.1 Verschiedene Arten von Serien – Mehrere Differenzierungsansätze.

[27] Knut Hickethier differenziert zwischen der Serie selbst und der Serialität des Programms, welche jedoch in einem engen Zusammenhang stehen. Vgl. Hickethier, Die Fernsehserie und das Serielle des Programms, S. 11ff.

[28] Helmut Schanze: Fernsehserien als Ritual. Ritualisierung des Fernsehens. In: Paragrana 12 (2003) 1 und 2, Akademischer Verlag, S. 588. (Ursprünglich stammt die Theorie aus dem Jahr 1953 von Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften. Hg. Rolf Tiedemann. Bd. 10.2 Kulturkritik und Gesellschaft II. Eingriffe. Frankfurt am Main 1997. S. 507-532.)

[29] Vgl. Schanze, Fernsehserien als Ritual. Ritualisierung des Fernsehens, S. 590.

[30] Vgl. bis hierhin Jörg Jochen Berns: Frühformen des Seriellen in Theaterpraxis und Erzählliteratur des 15. bis 17. Jahrhunderts. In: Endlose Geschichten. Serialität in den Medien, Hg. Günther Giesenfeld. Hildesheim u.a.: Olms-Weidmann 1994, S. 12f.

[31] Vgl. Jurga, Fernsehtextualität und Rezeption, S. 109f.

[32] Vgl. ebd.

[33] Nähere Details hierzu liefert ebd., S. 110ff.

[34] Vgl. Boll, Die Gattung Serie und ihre Genres.

[35] Prugger, Wiederholung, Variation, Alltagsnähe, S. 97ff.

[36] Mittlerweile sind schon 4 Staffeln gelaufen.

[37] Stephanie Lü>

[38] Der Einfachheit halber ist im Folgenden kurzum von der Gattung „Serie“ die Rede.

[39] Genau genommen wäre hier der Ausdruck „Langzeitserie“ angebrachter, denn jede auch noch so lange laufende Serie muss irgendwann ein Ende nehmen.

[40] Vgl. Kapitel II.A Geschichte der Serie – Ursprünge und Entwicklung.

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Faszination Fernsehserie. Erklärungsansätze für das Phänomen Fernsehserie als Zuschauermagnet
Untertitel
"Alle Tage wieder ..."
Hochschule
Universität Siegen  (FB 3: Literatur-, Sprach- und Medienwissenschaften)
Veranstaltung
Geschichte der Medien
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
44
Katalognummer
V82623
ISBN (eBook)
9783638906050
ISBN (Buch)
9783638906159
Dateigröße
588 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alle, Tage, Faszination, Fernsehserie, Geschichte, Medien
Arbeit zitieren
Sabine Buchholz (Autor:in), 2003, Faszination Fernsehserie. Erklärungsansätze für das Phänomen Fernsehserie als Zuschauermagnet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/82623

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