Nike von der Athena-Trabantin zur Siegesgöttin


Wissenschaftlicher Aufsatz, 1997

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

1. EINFÜHRUNG
1.1 Die Nike von Samothrake

2. ARCHAISCHE ZEIT
2.1 Die Nike von Delos
2.2 Die "Nike des Kallimachos"
2.3 Keramik
2.3.1 Nike (Flügelfrau) allein
2.3.2 Nike mit weiteren Figuren

3. KLASSIK
3.1 Die Nike-Balustrade

4. Hellenismus
4.1 Der Stater des Demetrios Poliorketes
4.2 Die Nike von Kyrene

5. Schlussbetrachtung

Anhang 1

Literatur

Anhang 2

In der Arbeit zitierte Darstellungen:

Vorbemerkung

Die vorliegende Arbeit soll auf die Verkörperung und bildliche Darstellung des abstrakten Begriffes nikh =Sieg eingehen.

Besondere Berücksichtigung soll dabei der Fragestellung zukommen, ob und wenn ja seit wann man von einer echten Deifikation der Nike sprechen kann, d.h. ob es zu irgendeinem Zeitpunkt eine Sieges GÖTTIN Nike gegeben hat.

Es soll daher die Existenz eines eigenen Nike-Kultes abgefragt werden, andererseits möchte ich auch die Frage nach der allgemeinen Verständlichkeit der NikeFigur untersuchen.

Dabei habe ich versucht, weitgehend chronologisch vorzugehen. Homer kannte Nike noch nicht, wohl aber Hesiod[1]. Demnach erscheint es mir ratsam, ab dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert nach Nike-Darstellungen zu suchen.

Außerdem möchte ich anmerken, dass die vorgestellten Denkmäler nicht nach Bedeutung und Tragweite für die griechische Kunst ausgewählt wurden, sondern nach ihrer Relevanz für die erwähnte Fragestellung. Ich habe daher versucht, bedeutende wie unbedeutende Kunstwerke gleichberechtigt zu behandeln. Einen Anspruch auf etwaige Vollständigkeit weder der bekannten wie auch der unbekannten Werke kann daher diese Arbeit nicht bieten.

1. EINFÜHRUNG

1.1 Die Nike von Samothrake

Die Expansionsgedanken des Seleukiden Antiochos III. richteten sich im beginnenden 2. Jhd. v. Chr. gen Westen. betroffen war vor allem die griechische Inselwelt vor der Küste Kleinasiens.

Der neuen westlichen Großmacht Rom behagte dies ebensowenig wie den griechischen Inseln, allen voran Rhodos, durch dessen Occupation den Seleukiden der Zugang zum Mittelmeer erleichtert worden wäre.

So entsteht zwischen Rom und Rhodos, die ohnehin Bündnispartner sind, eine Beziehung, die Knell[2] ein "natürliches Bündnis" nennt. Rhodos ist berühmt für seine Werften und seine Marine.

Gleichzeitig im eigenen und im Interesse Roms geht Rhodos offensiv mit der Bedrohung aus Syrien um.

Es kommt zu einer entscheidenden Seeschlacht, aus der die Rhodier im Jahr 195 v.Chr. siegreich hervorgehen.

Dieser bahnbrechende Sieg, griech. h nikh, forderte gleichsam ein bedeutendes Anathem, eine Stiftung an die Siegesgöttin Nike (,die sich in hellenistischer Zeit bereits als eine solche klassifizieren lässt!)[3].

Warum die Rhodier gerade Samothrake für die Aufstellung ihres Weihgeschenks auswählten, obwohl diese Insel die nördlich weitestentfernte von Rhodos ist, läßt sich aus dem repräsentativen Status Samothrakes schließen. Einerseits war das Kabirenheiligtum ein vielbesuchter und vielbeachteter Ort, und andererseits ist gerade von rhodischen Vereinen überliefert, "Pilgerreisen" nach Samothrake unternommen zu haben, um den Kabirenkult zu pflegen, die ja auch Schutzgottheiten der Seefahrt waren.

Die stilistische und (damit auch) politische Datierung der Nike von Samothrake auf etwa 190 v.Chr. ist inzwischen weitgehend unstrittig.

Die Skulptur ist aus parischem Marmor gefertigt, der Sockel, eine Prora darstellend, aus rhodischem Gestein.

Die Nike von Samothrake (Standort bzw. Abbildung dieses und der folgenden genannten Werke: vgl. Anhang) ist in ihrer Höhe von 2,45 m weitgehend vollständig erhalten. Die rechte Schulter ist hochgenommen, so dass sich für die Stellung des rechten Armes ergibt, dass er nach vorne gewiesen hat. Die rechte Hand ist ebenfalls fragmentarisch erhalten, und an ihrer Fingerstellung läßt sich ablesen, dass sie nur einen leichten Gegenstand gehalten haben kann. Knell[4] bietet eine Tänie an.

Ihr Kopf hat wahrscheinlich zurückgeblickt. Die früher spekulierte Salpinxbläserin ist daher unhaltbar.

Die Nike von Samothrake war in der Zeit ihrer Aufstellung ein allgemein verständliches und hinreichendes Bild für den abstrakten Begriff "Sieg". Dies war sicherlich nicht durch alle Zeitstufen hindurch gewährleistet. Die Anfänge einer Nikeikonographie, die ihr in hochhellenistischer Zeit zu einer derartigen Symbolkraft verhalfen, sind bis in archaische Zeit zurückzuverfolgen.

Als früheste rundplastische Darstellung des Themas gilt die Nike von Delos.

2. ARCHAISCHE ZEIT

2.1 Die Nike von Delos

Man datiert sie im allgemeinen auf 560 v.Chr. Sie befand sich an der Nordseite des alten Apollontempels (Figur 1).

Sie weist das archaische Knielaufschema vor, der Oberkörper ist streng frontal gegeben. Ihre Arme in ihrer "Ruderbewegung" scheinen die Idee des Fliegens zu unterstützen, die hier fraglos umzusetzen versucht wurde. Die Statue ist aus Inselmarmor gefertigt, auf dem Kopf trägt sie ein Diadem. Aufgrund des Aufstellungsortes und des damit verbundenen kultischen Zusammenhangs wurde sie auch verschiedentlich als Artemis gedeutet. Auf der ihr inzwischen jedoch zugeschriebenen Basis befindet sich eine Inschrift, die sie als Nike identifiziert und die klarstellt, dass es sich um ein Weihgeschenk der Künstler Mikkiades und Archermos handelte, die die Plastik möglicherweise nach der Beendigung eines langjährigen Exilaufenthaltes stifteten. Letzterer, Archermos von Chios, wird ebendort auch als Erfinder der Nike genannt, womit sicherlich die Schaffung eines Prototyps gemeint ist.

Über die gesamte archaische Zeit läßt sich beobachten, dass die Künstler vor allem Auftragsarbeiten nach vorhandenen Mustern durchgeführt haben. Dass mit der Nike von Delos eine neue Bildidee geschaffen wurde, mag der Tatsache zu verdanken sein, dass der Künstler selbst der Stifter war, sich also in der Ausgestaltung frei entfalten konnte.

Die Nike von Delos hat dementsprechend[5] einen Vorbildcharakter, der sich fast bis zum Beginn der Klassik auswirkt; die Schöpfer jüngerer archaischer Skulpturen der Flügelfrau orientierten sich eng an dem delischen Vorbild ( Auf die Klärung der Frage, ob es sich bei allen nachfolgenden rundplastischen Werken aus archaischer Zeit ebenfalls - nachweislich - um Niken handelt, muss an dieser Stelle verzichtet werden.

Vereinzelte Deutungen z.B. auf Artemis (s.o.) oder die Götterbotin Iris würden sich eventuell ebenfalls als zulässig erweisen).

Ich möchte daher auf die Vorstellung dieser Folgewerke in archaischer Zeit weitgehend verzichten, da sie ikonographisch kaum Neuerungen vorweisen (und so wenig gehaltvoll im Bezug auf die Problemstellung der vorliegenden Arbeit sind).

Die chronologisch folgende Nikeplastik, auf die ich eingehe, ist gleichsam die erste, die von den genannten Konventionen einige wesentlichere Abweichungen aufzeigt.

2.2 Die "Nike des Kallimachos"

Es handelt sich um die sogenannte "Nike des Kallimachos"(Figur 2), die gleichsam den Endpunkt der archaischen Periode markiert. Fragmente dieser Figur fanden sich im Perserschutt von 480 v.Chr.; sie gilt als Weihgeschenk für den Sieg von Marathon.

[...]


[1] Hesiod, Theogonie

[2] Knell, Die Nike von Samothrake

[3] Womit nicht gesagt sein soll, dass es nicht auch bedeutende Siege OHNE Nike-Anathem gegeben hätte.

[4] Knell, ebd.

[5] jedoch nicht zwangsläufig

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Nike von der Athena-Trabantin zur Siegesgöttin
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Institut für Klassische Archäologie)
Note
2,0
Autor
Jahr
1997
Seiten
20
Katalognummer
V144908
ISBN (eBook)
9783640544899
ISBN (Buch)
9783640545124
Dateigröße
402 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nike, Samothrake, Sieg, Athena, Flügelfrau, Kyrene, Vasenmalerei, attisch, rotfigurig, schwarzfigurig, Athene, Athen, Manifestation, Prora, Nikeballustrade
Arbeit zitieren
M.A. Andreas Galk (Autor:in), 1997, Nike von der Athena-Trabantin zur Siegesgöttin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/144908

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