Kirch - Aufstieg und Fall eines Medienkonzerns

Geschichte und Strategien der Kirch-Gruppe von der Gründung bis zur Pleite im Jahre 2002 sowie mögliche Gründe der Insolvenz


Seminar Paper, 2007

16 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1 Einl|eitung

2 Aufstieg und Fall des Kirch-Konzerns
2.1 Konzerngeschichte
2.1.1 Der Handel mit Filmrechten als Ursprung des Konzerns
2.1.2 Expansion: Koproduktionen, Beteiligung am Axel Springer Verlag, zahlreiche weitere Firmengründungen
2.1.3 Einstieg ins Privatfernsehen
2.1.4 Die Vision vom Pay-TV
2.1.5 Die Insolvenz im Jahre
2.2 Strategien
2.2.1 Netzwerk persönlicher Beziehungen
2.2.2 Vertikal integrierter Medienkonzern
2.3 Gründe für die Pleite
2.3.1 Ist die vertikale Integration obsolet?
2.3.2 Beteiligung an der Formel
2.3.3 Unbeirrbarer Glaube an die Durchsetzbarkeit des Pay-TV
2.3.4 Kirchs risikofreudige Persönlichkeit

3 Fazit

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Beschäftigt man sich mit der Konzentrationskontrolle im privaten Rundfunk in Deutschland, so führt kein Weg daran vorbei, sich mit der Kirch-Gruppe auseinanderzusetzen. Seit dem 3. Rundfunkänderungsstaatsvertrag aus dem Jahre 1997 darf man unbegrenzt viele Rundfunkprogramme veranstalten, solange dadurch keine vorherrschende Meinungsmacht entsteht. Diese wird unterstellt, wenn die Programme, die zu einem Unternehmen gehören, im Jahresdurchschnitt einen Zuschaueranteil von 30 Prozent oder mehr erreichen (Danwitz, 2002, 773). Die Festlegung eines so hohen Grenzwerts erscheint besonders dann „…als bloße Legitimation der bereits bestehenden Medienlandschaft…“ (Danwitz, 2002. 773), wenn man dies beispielsweise mit der britischen Regelung vergleicht, bei der der zulässige Marktanteil mit 15 Prozent nur die Hälfte des hierzulande erlaubten Werts beträgt (Danwitz, 2002, 774). So kam der Kirch-Konzern vor seiner Pleite im Jahre 2001 auf einen Zuschauermarktanteil von ungefähr 25,5 Prozent (Danwitz, 2002, 769). In dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie es ein einzelner Unternehmer bewerkstelligte, einen der größten und mächtigsten Medienkonzerne Deutschlands aufzubauen, und warum der einst so gewinnbringende Konzern schließlich insolvent wurde. Dazu wird erst die Konzerngeschichte beleuchtet, anschließend werden die Strategien Kirchs beim Konzernausbau erläutert und schließlich sollen Gründe für die Pleite angeführt werden. Am Ende der Ausführungen soll insbesondere die Frage geklärt werden, welchen Einfluss Kirchs Persönlichkeit auf seine unternehmerischen Entscheidungen und damit auf die Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens hatte.

Meine Betrachtungen sollen sich in dieser Arbeit nur bis zum Jahre 2002 erstrecken, also mit der Darstellung der Insolvenz des Konzerns enden. Die Verkaufsaktivitäten sowie die heutige Situation der ehemaligen Firmen Kirchs sollen demnach außen vor gelassen werden.

2 Aufstieg und Fall des Kirch-Konzerns

2.1 Konzerngeschichte

Bei der Betrachtung der Konzerngeschichte soll nun nicht chronologisch vorge­gangen werden, sondern nach den verschiedenen Geschäftsbereichen getrennt werden. Indem zwischen dem ursprünglichen Geschäft, das der Handel mit Filmrechten darstellte, der späteren Beteiligung an anderen Firmen sowie dem Einstieg ins Koproduktionsgeschäft, und dem Engagement in den Bereichen des privaten Fernsehens und des Pay-TV unterschieden wird, kann so gleichzeitig die stetige Expansion des Konzerns gezeigt werden.

2.1.1 Der Handel mit Filmrechten als Ursprung des Konzerns

Leo Kirch wurde am 21. Oktober 1926 in Würzburg als Sohn eines Weinbauern geboren. Nach einem abgebrochenen Stu­dium der Mathematik und Physik in Würzburg studierte er ab 1950 Betriebswirtschaft in Nürnberg. Bereits ein Jahr nach dem Abschluss seines Studiums gründete Kirch seine erste Firma, die Sirius Film, die sich mit dem Handel von Filmrechten beschäftigte. Er hat hier eine Gewinnmöglichkeit entdeckt, an die außer ihm nur wenige geglaubt haben, da zu dieser Zeit „…die Zahl der Fernsehteilnehmer noch deutlich unter einer Million lag und der Erfolg des Mediums keineswegs als sicher galt.“ (Kiefer, 2002, 492). Dies hat vermutlich beträchtlich zu seinem Ruf als Visionär beigetragen. Der erste große Fang gelang Kirch schon ein Jahr später mit dem Kauf der deutschsprachigen Rechte an Frederico Fellinis Film „La Strada“, der wenig später den Oscar als bester ausländischer Film gewann, wodurch er einen großen Gewinn erzielen konnte (Clark, 2002, 69-70). Nach diesem großen Erfolg gelang es Kirch, Verträge mit mächtigen amerikanischen Filmfirmen zu schließen, darunter bekannte Namen wie United Artist/Warner Brothers und Paramount (Jakobs & Müller, 1990, 258). Als das ZDF 1963 startete, ist neben der ARD ein weiterer Großabnehmer für Kirchs Spielfilme und Serien gefunden, da es für den neu gegründeten Sender zu teuer gewesen wäre, das gesamte Programm selbst zu produzieren und er so auf Zulieferungen angewiesen war. Die Zusammenarbeit zwischen dem ZDF und Kirch war so eng, dass der Spiegel 1976 im Artikel „ZDF im Würgegriff“ darüber berichtete, woraufhin sich der Mainzer Sender verpflichtete, in Zukunft nur noch 40 Prozent der Spielfilme vom bayerischen Filmhändler zu beziehen, während die ARD eine Quote von 25 Prozent festlegte. Diese Vorgaben wurden allerdings häufig umgangen; wie der Programmdirektor des ZDF, Heinz Ungureit, sagte, sei es nicht leicht, „…die Kirch-Quote einzuhalten…“ (Jakobs & Müller, 1990, 261). Auch der Start der dritten Programme der ARD sicherte Kirch eine ständig wachsende Nachfrage nach seiner Ware. Obwohl der Unternehmer nie Bilanzen veröffentlichte, kann angenommen werden, dass er zu dieser Zeit enorm viel verdient hat, da er ja „…ein Quasi-Monopol in einem ständig wachsenden, lukrativen Markt“ (Clark, 2002, 80) hatte. Anfang der 80er-Jahre musste Kirch allerdings einen Einflussverlust hinnehmen, als die ARD zum ersten Mal Filme direkt in Hollywood einkaufte, was für sie ja erheblich günstiger ist, da es dann nicht mehr nötig ist, Kirch als Zwischenhändler zu bezahlen (Clark, 2002, 81-82).

2.1.2 Expansion: Koproduktionen, Beteiligung am Axel Springer Verlag, zahlreiche weitere Firmengründungen

Zu dieser Zeit hatte sich Kirch allerdings längst auch in anderen Geschäftsbereichen profiliert. Um sich die Rechte an neuen Produktionen schon frühzeitig zu sichern, war er ins Koproduktionsgeschäft eingestiegen, insbesondere im Bereich von Kinderfilmen (Clark, 2002, 79). Hans-Jürgen Jakobs schätzt, dass 1995 „…rund die Hälfte der hierzulande abgedrehten Film- und Fernsehwerke…aus seinem Haus…“ (1995, 65) stammen. Auch Opern- und Konzertaufzeichnungen kommen zu seinen unternehmerischen Aktivitäten hinzu, da diese nicht erst synchronisiert werden müssen, sondern unmittelbar auf der ganzen Welt verkauft werden können (Clark, 2002, 80). Das Medienimperium des Leo Kirch wird im Laufe der Zeit immer unübersichtlicher, da er zahlreiche neue Firmen gründete, bei denen oft nicht klar war, dass sie auch unter seinem Einfluss stehen, was ihm unter anderem auch die Umgehung der Beschränkungen der Zulieferungen an das ZDF erleichterte. Dazu sagte der frühere ZDF-Chef Dieter Stolte: „Leo Kirch hat immer einen Ausweg gefunden. Er hat Firmen gegründet, von denen wir nicht gewusst haben, dass sie auch zu ihm gehören.“ (Clark, 2002, 84). Jakobs und Müller geben an, dass Kirch 1990 mindestens 50 rechtlich selbständige Firmen besitzt oder beeinflusst, während ihm nur 20 davon offiziell zugerechnet werden (1990, 268). Auch im Verlagsgeschäft versuchte Kirch Fuß zu fassen: Er erwarb anfangs 10 Prozent der Aktien des Axel Springer Verlags, des mächtigsten deutschen Zeitungshauses, und schaffte es anschließend mit Hilfe von Treuhändern, weitere Anteile zu erwerben, was ihn mehr als eine halbe Milliarde Mark kostete. Schätzungen von Clark zufolge gehörten Kirch Anfang der 90er-Jahre ungefähr 40 Prozent des Verlags (2002, 86), also erheblich mehr, als er Verlagsgründer eigentlich vorgesehen hatte.

2.1.3 Einstieg ins Privatfernsehen

Dass ein Mensch wie Leo Kirch, der sein Geld unter anderem mit dem Handel mit Filmrechten verdient und jede sich bietende Chance zur Expansion nutzt, nicht untätig zusieht, wenn sich der Start des privatwirtschaftlichen Fernsehens ankündigt, ist zu erwarten. Ein Einstieg in Privatfernsehen erscheint fast selbstverständlich, bietet die neue duale Rundfunkstruktur doch neue Absatzmärkte für Ware aus seinem umfangreichen Filmlager sowie die Möglichkeit, eigene Kanäle zu gründen. Der 1985 gestartete Sender Sat 1 stand von Anfang an unter seinem Einfluss, da die Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk (PKS), an der Kirch beteiligt war, mit einem Anteil von 40 Prozent der Hauptgesellschafter dieses Senders war (Jakobs & Müller, 1990, 263). 1988 kam ein weiterer privater Fernsehsender zu Kirchs Einflussbereich hinzu: Sein Sohn Thomas kaufte den Sender Eureka TV auf, benannte ihn um in Pro 7 und zeigte nur Serien- und Spielfilmmaterial aus dem Lager seines Vaters, wie es bei Sat 1 ebenfalls der Fall war (Jakobs & Müller, 1990, 266). Hier zeigt sich ein weiteres Beispiel für Kirchs zahlreiche Versuche, Strohmänner einzusetzen, um seine eigene Macht versteckt zu halten: Offiziell hat er nichts mit Pro 7 zu tun, da ja nicht er selbst, sondern sein Sohn Großaktionär ist. Es ist jedoch anzunehmen, dass es Thomas Kirch nicht möglich war, eigene Ideen zu realisieren, sondern sich stets dem übermächtigen Vater beugen musste. Auch die Sender Kabel 1, N24 und das Deutsche Sportfernsehen (DSF) standen „direkt oder indirekt“ (Clark, 2002, 57) unter Kirchs Einfluss. Doch Kirchs Macht beschränkte sich nicht auf Deutschland: Er war beispielsweise in Luxemburg am „Konsortium für kommerzielles Fernsehen“ (Jakobs & Müller, 1990, 272) beteiligt und er hielt „…Anteile am spanischen Sender Tele Cinco sowie am italienischen Fernsehimperium des Silvio Berlusconi.“ (Clark, 2002, 57).

2.1.4 Die Vision vom Pay-TV

Neben seiner aktiven Beteiligung an der Durchsetzung privatwirtschaftlichen Fernsehens in Deutschland hatte Leo Kirch noch einen weiteren großen Traum: den vom Bezahlfernsehen. Nach einem an der zu niedrigen Abonnentenzahl gescheiterten gemeinsamen Pay-TV-Projekt von Kirch, Bertelsmann und Springer in der 80er-Jahren (Jakobs & Müller, 1990, 271) gibt es einige Jahre später einen neuen Bezahlfernsehsender in Deutschland, Premiere, an dem Leo Kirch wieder beteiligt ist. Er besitzt 25 Prozent der Anteile, die restlichen 75 Prozent teilen der Bertelsmann-Konzern und die französische Canal-Plus-Gruppe unter sich auf (Clark, 2002, 37). Für Kirch, der einmal in einem Interview bekannte, dass sein Traum das Monopol sei (Jakobs, 1995, 65), ist das jedoch nicht genug: Mitte der 90er-Jahre beschließt er die Durchführung einer eigenen digitalen Pay-TV-Projekts als Konkurrenz von Premiere, auf dessen Sendern „…seine gesamte Filmware rauf und runter gespielt werden könnte.“ (Clark, 2002, 37). Dafür kauft er Sportübertragungsrechte, von Boxen über die Formel 1 bis zu den Rechten an den Fußball-Weltmeisterschaften 2002 und 2006 (Clark, 2002, 42-45). Im Jahre 1996 geht Kirchs Sender DF1 auf Sendung, was zu juristischen Auseinandersetzungen mit Bertelsmann führt, bei denen „…die einstweiligen Verfügungen nur so hin und her…“ (Clark, 2002, 96) fliegen, während bei DF1 nur wenige neue Abonnenten hinzukommen, dafür aber jeden Tag 1 Million Euro an Verlusten (Clark, 2002, 99). Eine geplante Fusion von DF1 und Premiere wird von der Europäischen Kommission aus kartellrechtlichen Gründen untersagt (Clark, 2002, 113), woraufhin sich Kirch zu einem Alleingang in Sachen Pay-TV entschließt. Er kauft für 770 Millionen Euro die Bertelsmann-Anteile an Premiere (Clark, 2002, 115), legt den Sender kurz darauf mit DF1 zusammen[1] und nennt ihn nun Premiere World. Dies bringt allerdings nicht den erhofften geschäftlichen Erfolg: Im Jahr 2000 beispielsweise liegt der Verlust bei 990 Millionen Euro und auch im folgenden Jahr ist keine Besserung zu erkennen (Clark, 2002, 210).

2.1.5 Die Insolvenz im Jahre 2002

Bis Ende 2001 hat Kirch für sein Pay-TV über 4 Milliarden Euro Verlust hinnehmen müssen (Clark, 2002, 279-280) und die prekäre Lage der Kirch Gruppe gelangt langsam an die Öffentlichkeit, als mehrere Banken zum Jahresende die Rückzahlung ihrer Kredite fordern und Rupert Murdoch, Geschäftspartner Kirchs, eine eventuelle Übernahme des Konzerns ankündigt (Clark, 2002, 224). Eine Äußerung des Chefs der Deutschen Bank, Rolf Breuer, am 4. Februar 2002 kann als letzter Tropfen gesehen werden, der das Fass des Leo Kirch letztendlich zum Überlaufen brachte: „Was man alles darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“ (Clark, 2002, 238-239), mit anderen Worten, er stellte fest, dass Kirch und sein Unternehmen nicht mehr länger kreditwürdig sind. Im April tritt das Unvermeidbare schließlich ein: Die Kirch Media meldet beim Amtsgericht München Insolvenz an, in den nächsten beiden Monaten folgen die Kirch Pay TV, die Kirch Beteiligung und die Dachgesellschaft Taurus Holding (Clark, 2002, 281).

2.2 Strategien

Aus den vorangegangenen Schilderungen wurde bereits deutlich, dass Leo Kirch sein Unternehmen stetig ausgebaut hat. Im Folgenden möchte ich auf die Strategien eingehen, die er beim Ausbau seines Medienkonzerns verwendete.

2.2.1 Netzwerk persönlicher Beziehungen

Als erste Strategie kann das Netz von Freunden und Bekannten gesehen werden, das Kirch im Laufe seiner Unternehmertätigkeit geknüpft hat. Wie Hans-Jürgen Jakobs feststellt, sind diese persönlichen Beziehungen „das wertvollste Kapital…“ (1995, 66). „Er hatte Verbindungen, er hatte Kontakte. Er war der am besten verdrahtete Mensch, den ich kenne.“ (Clark, 2002, 122) sagte dazu ehemaliger Mitarbeiter Kirchs. Zu seinen Bekannten zählen unter anderem die Politiker Franz Josef Strauß, Helmut Kohl und der frühere Intendant des ORF, Gerd Bacher (Jakobs, 1995, 66-67). Um die Kontakte zu pflegen, scheut Leo Kirch keine Kosten und Mühen. Es wird berichtet, dass er Journalisten die Flüge zu verschiedenen Filmveranstaltungen sowie die Unterkunft bezahlt, und als Ausgleich dafür Kritiken der Filme und Hinweise auf neue Projekte bekommt, bei denen es sich lohnen könnte, zu investieren (Clark, 2002, 77). Dass sich diese Kontakte für beide Seiten lohnen, lässt sich sehr gut am Beispiel der Freundschaft mit Helmut Kohl zeigen: Für den Politiker und seine Karriere ist eine positive Berichterstattung in den Medien äußerst wichtig, damit er von der Öffentlichkeit entsprechend wahrgenommen wird, wofür Kirch mit seinen zahlreichen Fernsehsendern sorgen kann. Hans-Jürgen Jakobs geht sogar so weit, zu sagen, dass „Kirch-Sender und Kirch-Berater…dem Kirch-Spezi Helmut Kohl 1994 zur Wiederwahl…“ (1995, 65) verhalfen; er schätzt also den Einfluss, den Kirch auf die Wahlentscheidung der Bürger ausübt, enorm groß ein. Auch der Medienunternehmer profitiert von den engen Beziehungen zum Kanzler: Er ist auf Kartellgesetzte angewiesen, die er leicht umgehen kann, um seine Vision vom Monopol und der unbegrenzten Expansion zu verwirklichen. Zusätzlich dazu verhinderten laut Jakobs Politiker der CDU/CSU, denen Kirch politisch nahe steht, eine Entflechtung des unübersichtlich gewordenen Kirch-Konzerns, obwohl er eigentlich gegen den Rundfunkstaatsvertrag verstieß, da er zwei Vollprogramme kontrollierte (1995, 68). Außerdem profitiert ein Medienunternehmer natürlich von der Standortpolitik, da Politikern sehr daran gelegen ist, ihr Land als attraktiven Medienstandort zu präsentieren und dort Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu erhalten. So ist es zum Beispiel leicht vorstellbar, dass ein mit Leo Kirch befreundeter Politiker für ihn bei einer Bank ein gutes Wort einlegt, wenn der Konzern am Rande der Pleite wandelt, wie es Ende der 80er-Jahre einmal der Fall war. Wie nützlich persönliche Beziehungen bei der Ausweitung seiner Macht sind, zeigt sich auch, wenn man den Kauf von Aktien des Axel Springer Verlags betrachtet, wie er bereits weiter oben geschildert wurde. Es gelang Kirch hier, mit Hilfe befreundeter Aktionärsgruppen einen wesentlich höheren Anteil am Verlagshaus zu erwerben, als der Gründer vorgesehen hatte, da der Kauf im Verborgenen stattfand und anfangs nicht mit Kirch in Verbindung gebracht werden konnte. Auch die Umgehung der Abnahmehöchstgrenzen, wie sie das ZDF 1976 für Kirch-Ware beschloss, gestaltete sich durch die Gründung vieler Treuhandfirmen, die von Strohmännern geleitet wurden und offiziell nichts mit Leo Kirch zu tun hatten, für den Unternehmer leicht. Wie viele Firmen tatsächlich unter dem Einfluss Kirchs standen, ist schwer zu sagen und wohl nicht endgültig zu klären.

[...]


[1] Der ehemalige Premiere-Gesellschafter Canal Plus hatte sich bereits vorher auf einen Tausch eingelassen: Leo Kirch überließ der französischen Sendergruppe seine Anteile am italienischen Pay-TV-Kanal Telepiù und erhielt dafür die Anteile der Canal-Plus-Gruppe an Premiere (Clark, 2002, 115-116).

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Details

Title
Kirch - Aufstieg und Fall eines Medienkonzerns
Subtitle
Geschichte und Strategien der Kirch-Gruppe von der Gründung bis zur Pleite im Jahre 2002 sowie mögliche Gründe der Insolvenz
College
LMU Munich  (Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung)
Course
Seminar Medienlehre
Grade
1,7
Author
Year
2007
Pages
16
Catalog Number
V118341
ISBN (eBook)
9783640209460
ISBN (Book)
9783640209910
File size
423 KB
Language
German
Keywords
Kirch, Aufstieg, Fall, Medienkonzerns, Seminar, Medienlehre
Quote paper
Lena Prummer (Author), 2007, Kirch - Aufstieg und Fall eines Medienkonzerns, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118341

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