Adam Smith - Betrachtungen zu seiner ökonomischen Theorie und deren Einfluss auf den Liberalismus


Seminararbeit, 2008

19 Seiten, Note: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Forschungsstand
1.3. Aufbau

2. Wirtschaftsgeschichtlicher Hintergrund zu Zeiten Smiths

3. Smiths Nationalökonomie
3.1. Konsum als Zielfunktion der Volkswirtschaft
3.2. Die Freiheit als Grundlage der Ökonomie
3.4. Die Rolle des Staates
3.5. Die Bedeutung von Smiths klassischer Nationalökonomie

4. Kohärenz zum politischen Liberalismus

5. Zum Problem der Verteilungsgerechtigkeit
5.1. Die Moral als natürliche Barriere des Egoismus
5.2. Kritik
5.2.1. Die historische Epoche des „laissez-faire“-Kapitalismus
5.2.2. Ist Gerechtigkeit definierbar?

6. Nachwirkungen auf den Liberalismus

7. Schlussbetrachtung

8. Bibliografie

1. Einleitung

Adam Smith, geboren 1723 in der schottischen Stadt Kirkcaldy, gilt heute als Vater der modernen Nationalökonomie. Von 1737 bis 1746 studierte er an den renommierten Universitäten von Glasgow und Oxford.[1] 1751 erhielt Smith an der Universität von Glasgow die Professur für Logik und 1752 wurde er zum Professor für Moralphilosophie ernannt.[2] 1764 verabschiedet er sich von der Universität und machte eine 18-monatige Reise durch Frankreich. Dort lernte er unter anderem die führenden Vertreter der Aufklärung, wie zum Beispiel Voltaire, kennen.[3] Ab 1778 arbeitete Smith als Zollrevisor in Edinburgh. Dort starb er schließlich 1790 im Alter von 67 Jahren.[4]

1.1. Problemstellung

Insgesamt sind zwei Werke Adam Smiths für die Nachwelt von Bedeutung. „The Theory of Moral Sentiments“ erschien 1759 und ist eine Abhandlung über die die Natur des Menschen und dessen Verhältnis zur Gesellschaft. 1776 wurde „An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations“ veröffentlicht, Smiths bekanntestes Werk. Es gilt als Grundstein der klassischen Ökonomie. Dieses Werk ist es auch, mit dem sich diese Arbeit im Wesentlichen befasst. Dessen Bedeutung für die Geisteswelt beschränkt sich nicht nur auf die ökonomische Ebene. Vielmehr beeinflusste Smiths Forderung nach der „natürlichen Freiheit“ der Individuen auch viele politische Denker, die sich später als Anhänger des Liberalismus unter anderem auf ihn berufen sollten. So ist Smith in jeder Hinsicht aktuell. Nicht nur weil wir heute in einem kapitalistischen System der Marktwirtschaft leben, sondern auch in einem demokratischer Verfassungsstaat.

Diese Arbeit befasst sich mit der ökonomischen Theorie Smiths aus gesellschafts-theoretischer Sicht. Durch die Untersuchung dieser werde ich sie kritisch nach logischen Zusammenhängen zur politischen Theorie des Liberalismus analysieren, vor allem im Hinblick auf die soziale Verträglichkeit. Hat Smith seine Gesellschaftstheorie weit genug durchdacht? Gibt es Widersprüche?

1.2. Forschungsstand

Aufgrund der großen Bedeutung dieses Werkes ist der Umfang der Literatur, die sich mit der Nationalökonomie Smiths beschäftigt, so groß, dass es unmöglich ist alles an dieser Stelle aufzuzählen. Die Sekundärliteratur umfasst sowohl allgemeine Abhandlungen über das Werk wie „Adam Smith zur Einführung“[5] von Michael Aßländer, als auch Untersuchungen einzelner Aspekte von Smiths Philosophie.[6] Selbst zu aktuellen Themen gibt es Verknüpfungen zu Adam Smith, wie etwa „Adam Smith in Beijing: Die Genealogie des 21. Jahrhunderts“[7] von Giovanni Arrighi. Aber wie schon gesagt, diese Beispielwerke dienen nur dazu, einen kleinen Ausschnitt des Forschungsstandes aufzuzeigen. Vor allem im anglo-amerikanischen Sprachraum findet sich eine große Fülle von Sekundärliteratur.

1.3. Aufbau

Nach einer anfänglichen Einführung in die wirtschaftsgeschichtlichen Umstände seiner Zeit, befasst sich der erste Teil dieser Arbeit ausschließlich mit der ökonomischen Theorie von Adam Smith. Aufgrund der eingegrenzten Thematik, werden nur jene Aspekte untersucht, die von gesellschaftstheoretischer Relevanz sind. Dazu wird hauptsächlich Smiths „Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker“ verwendet. Unter Zuhilfenahme von Sekundärliteratur betrachte ich in dem darauf folgenden Teil Parallelen zum Liberalismus, dem eine Auseinandersetzung über das Problem der Verteilungsgerechtigkeit folgt. Im letzten Kapitel wird am Beispiel John Stuart Mills betrachtet, welche Positionen der politische Liberalismus in der Folge zu dieser Thematik einnahm.

2. Wirtschaftsgeschichtlicher Hintergrund zu Zeiten Smiths

Vom 17. Jahrhundert bis tief in das 18. Jahrhundert betrieben die meisten europäischen Länder eine Wirtschaftspolitik, die uns heute als Merkantilismus bekannt ist. Merkantilismus ist ein Sammelbegriff für verschiedene wirtschaftspolitische Ideen, welche sowohl geld- als auch handelspolitische Ansätze verbinden.[8] Es ist kein Zufall, dass die Entstehung merkantilistischer Grundsätze zeitlich ungefähr mit dem Aufkommen absolutistischer Herrschaftsformen zusammenfällt. Die Königshäuser Europas unterhielten teure Armeen und um die Pracht und den Luxus ihrer kostspieligen Höfe aufrecht zu erhalten, benötigten sie auch sehr viel Geld.[9] Der Merkantilismus als Ganzes kann aber nicht als geschlossene Wirtschaftstheorie betrachtet werden, wurde er doch in den einzelnen Staaten auf unterschiedliche Weise betrieben und aufgefasst. So förderte damals der französische Staat, dem Ursprungsland des Merkantilismus, intensiv den Ausbau der Infrastruktur und die Errichtung von Manufakturen, bei gleichzeitiger Festlegung der Preise und Erlassung von Produktionsvorschriften. Die Binnenzölle wurden vereinheitlicht und die Einfuhr ausländischer Fabrikationsgüter wurde durch hohe Zölle erschwert. In England hingegen war die Regulierung der Binnenwirtschaft weitaus weniger ausgeprägt. Die Regierenden setzten die Schwerpunkte staatlicher Aktivität auf den Außenhandel und Kolonialisierung.[10] Auffälligstes Merkmal aller merkantilistischen Volkswirtschaften, war jedoch der stark ausgeprägte Protektionismus der Länder mit dem Ziel einer aktiven Handelsbilanz. Dem liegt zugrunde, dass der Außenhandel als Nullsummenspiel betrachtet wurde: Positive Effekte im Inland sollten durch negative Effekte im Ausland erkauft werden.[11] Dies hatte folgenreiche Konsequenzen: Im Glauben daran, dass eine gemeinsame Wohlfahrtsmaximierung durch Tausch nicht möglich ist und deswegen die eigenen Märkte abgeschottet wurden, verschlechterten sich die zwischenstaatlichen Beziehungen Europas im 17. und 18. Jahrhundert enorm.[12] Selbst mehrere Kriege wie der englisch-holländische Seekrieg 1652 bis 1654 können direkt auf merkantilistische Politik zurückgeführt werden.[13] Gravierender noch waren die sozialen Folgen. Zur Strategie der Merkantilisten gehörte es ebenfalls, das allgemeine Lohnniveau und damit die Güterpreise niedrig zu halten. Strukturen bürgerlicher Selbstverwaltung wie Gilden oder Zünfte wurden vom zentralistischen Staat zerstört und sollten nur noch zur Selbstverwaltung dienen.[14] Letztendlich trieb der „Primat der Gewerbepolitik“[15], die Produktion von Industriegütern um jeden Preis, die Agrarwirtschaft in eine tiefe Krise. Zwar konnten einige Teile der Bevölkerung von diesen wirtschaftlichen und staatlichen Zuständen profitieren, wie etwa der Landadel, doch brachte diese Ära fast überall eine „Verkümmerung des Handwerkes und eine Verelendung der Bauern“[16] mit sich. Diese offensichtlichen Misstände schufen den Boden für Kritik und für eine Umwälzung. Schon lange vor Adam Smith kritisierten Gelehrte wie John Locke und David Hume den Merkantilismus, doch erst Smith konnte eine Alternative formulieren. So war einer der Hauptintentionen seines Werkes „Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker“ darzulegen, dass merkantilistische Politik zielverfehlende Politik ist.[17]

3. Smiths Nationalökonomie

3.1. Konsum als Zielfunktion der Volkswirtschaft

Smith stellte fest, dass im Merkantilsystem, den Interessen des Produzenten die Interessen des Konsumenten geopfert wurden.[18] Das klingt einleuchtend, wurden doch, wie gerade beschrieben, die Preise ständig durch Zölle und Subventionen künstlich in die Höhe getrieben, um so den heimischen Produzenten einen Vorteil zu verschaffen. Smith aber machte deutlich, dass nicht der Produzent sondern der Konsument im Mittelpunkt wirtschaftspolitischen Handelns stehen sollte:

„Konsum ist der einzige Sinn und Zweck aller Produktion, und das Interesse des Produzenten sollte nur insoweit berücksichtigt werden, als es für die Förderung des Konsumenteninteresses nötig sein mag.“[19]

Diese Symbiose von Konsum und Produktion bestimmt auch heute noch die moderne Marktwirtschaft. So selbstverständlich, wie diese Aussage für uns sein mag, historisch gesehen war sie eine völlig neue ökonomische Betrachtungsweise. Der Reichtum eines Landes manifestierte sich vor Smith nach der Ansammlung von Gold und Silber. Und tatsächlich brachte die merkantilistische Politik der Exportförderung bei gleichzeitiger Einfuhrbeschränkung, hohe Preise auf dem heimischen Markt und so höhere Steuereinnahmen für die Herrschenden. Die höheren Preise aber sorgten konsequenterweise auch für eine schlechtere Versorgung der Bevölkerung.[20] Indem Smith also den Konsum und deren Steigerung zum höchsten Sinn seiner Nationalökonomie macht, wird der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt erstmals einer Bedeutung zugemessen. Ein Gedanke, der ökonomisch für mich die gleiche Brisanz inne hat, wie John Lockes Auffassung, dass Regierungen nur den Bedürfnissen freier Menschen innerhalb einer Gesellschaft dienen sollten.

[...]


[1] Vgl. Aßländer, Michael S.: Adam Smith zur Einführung, Hamburg 2007, S. 25 f.

[2] Vgl. ebd., S 27.

[3] Vgl. ebd., S. 30 ff.

[4] Vgl. ebd., S. 45.

[5] Aßländer, Michael S.: Adam Smith zur Einführung, Hamburg 2007.

[6] Manstetten, Reiner: Das Menschenbild der Ökonomie. Der homo oeconomicus und die Anthropologie von Adam Smith.

[7] Arrighi, Giovanni: Adam Smith in Beijing. Die Genealogie des 21. Jahrhunderts, Hamburg 2008.

[8] Vgl. Schönherr Gunnar: Die Ökonomie in Geschichte und Theorie, in: Bertelsmann Lexikothek: Wirtschaft, Staat, Gesellschaft. Hrsg. von Gudemann, Wolf-Eckhard, Auflage B, Gütersloh 1997, S. 18.

[9] Vgl. ebd., S. 19.

[10] Vgl. a.a.O.

[11] Vgl. Haas, Hans-Dieter: Internationale Wirtschaft. Rahmenbedingungen Akteure räumliche Prozesse, München 2006, S.192.

[12] Vgl. ebd., S. 192 f.

[13] Vgl. Pleticha Heinz: Dreihundert Jahre Expansion der europäischen Mächte, in: Bertelsmann Lexikothek: Panorama der Weltgeschichte II. Hrsg. von Pleticha, Heinz, Auflage B, Gütersloh 1997, S. 250.

[14] Vgl. Reif, Hans: Die geistigen Grundlagen, in: Luchtenberg, Paul / Erbe, Walter (Hrsg.): Geschichte des deutschen Liberalismus. Köln 1966, S. 14.

[15] Schönherr Gunnar: Die Ökonomie in Geschichte und Theorie, in: Bertelsmann Lexikothek: Wirtschaft, Staat, Gesellschaft. Hrsg. von Gudemann, Wolf-Eckhard, Auflage B, Gütersloh 1997, S. 18.

[16] Reif, Hans: Die geistigen Grundlagen. in: Luchtenberg, Paul / Erbe, Walter (Hrsg.): Geschichte des deutschen Liberalismus, Köln 1966, S. 14.

[17] Vgl. Smith, Adam: Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker. Tübingen 2005, S.5.

[18] Vgl. ebd. S. 645

[19] a.a.O.

[20] Aßländer, Michael S.: Adam Smith zur Einführung, Hamburg 2007, S. 119.

19 von 19 Seiten

Details

Titel
Adam Smith - Betrachtungen zu seiner ökonomischen Theorie und deren Einfluss auf den Liberalismus
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Veranstaltung
Politische Theorie des 19. und 20. Jahrhunderts
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V119500
ISBN (eBook)
9783640229253
ISBN (Buch)
9783640231270
Dateigröße
451 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Adam, Smith, Einfluss, Liberalismus, Wohlstand, Theory, Theorie, Politik, ethischen
Arbeit zitieren
Martin Hackethal (Autor:in), 2008, Adam Smith - Betrachtungen zu seiner ökonomischen Theorie und deren Einfluss auf den Liberalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119500

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