Für neue Autoren:
kostenlos, einfach und schnell
Für bereits registrierte Autoren
Hausarbeit (Hauptseminar), 2007
15 Seiten, Note: 1,7
1. Einleitung
1. Einleitung und Fragestellung
1.1. Metropole: Definitionsversuche
2. Hauptteil I
2.1. Frankfurter Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte
2.2. Bevölkerung um Migration um 1900
2.3. Politische Bedeutung Frankfurts um 1900
3. Hauptteil II
3.1. Kurzer Vergleich mit europäischen Metropolen
3.2. Kurzer Vergleich mit anderen deutschen Großstädten
3.3. Selbstverständnis der Frankfurter
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Wo sich schon vor ca. 3000 v. Chr. Menschen zwischen dem damals noch deutlich breiteren Main und Sümpfen aufhielten[1], befindet sich heute der Domhügel Frankfurts, der Stadt, in der die europäische Zentralbank ihren Sitz hat und die den Mittelpunkt des zweitgrößten Ballungsgebiets Deutschlands bildet.
Ohne Zweifel ist diese Stadt, dank des Flughafens und der Ansammlung der verschiedensten Banken und Finanzunternehmen, eine der wirtschaftlich bedeutendsten Städte Europas und ein wichtiger internationaler Verkehrsknotenpunkt.
Es fällt nicht schwer im Jahr 2007 Frankfurt am Main, trotz seiner recht geringen Einwohnerzahl und relativ kleinen Fläche, als eine europäische Metropole zu betrachten. Bei der GaWC Inventory of World Cities wurde Frankfurt sogar als eine der 10 wirtschaftlich wichtigsten Städte der Welt bezeichnet.
Die folgende Arbeit wird sich mit der Frage beschäftigen, ob die Bezeichnung Metropole auch für die Stadt vor ca. 100 Jahren, also im Jahr 1900, gerechtfertigt ist.
Bei der Bearbeitung dieser Frage sollen Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte, Bevölkerung, Migration und die politische Bedeutung der Stadt Frankfurt um 1900 festgestellt, sowie die Stadt mit anderen europäischen und deutschen Großstädten verglichen werden.
In der Forschungsliteratur finden sich keine Beiträge zur Fragestellung, wohl aber zu den verschiedenen Teilbereichen.
Schlägt man heute im Duden[2] den Begriff „Metropole“ nach, so wird man die etymologische Herkunft des griechischen Wortes erfahren, meter-Mutter, polis-Stadt, sowie die direkte Bedeutung des Wortes als a) Weltstadt und b) Mutterland erklärt. Eine eindeutige Definition gibt es allerdings nicht.
Der Begriff Weltstadt kann als Pseudonym für eine Stadt mit weltweit herausragender Bedeutung verstanden werden. Diese Bedeutung, heute wie im Jahr 1900, ist hauptsächlich kulturell, politisch und wirtschaftlich begründet. Folglich daraus hat eine Metropole als potentieller Arbeitgeber, Lehrstätte etc. eine starke Anziehungskraft auf Menschen aus dem Umland, dem gesamten Land und sogar der ganzen Welt und weist folglich eine hohe Bevölkerungszahl auf.
Um 1900 wurde die so genannte Millionenstadt als Metropole bezeichnet[3].
Jede Metropole hat insgesamt gesehen ihren individuellen, zeitlich begrenzten Schwerpunkt, wie z.B. Paris als Stadt der Kunst, des Vergnügens und der Weltausstellung im 19. Jahrhundert, Wien der Belle Epoque, Berlin der goldenen zwanziger Jahre etc.[4].
Zugleich ist die Metropole ein Mittelpunkt des kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Lebens einer Region, oder gar eines Landes, wie die Städte London, Paris und Wien um 1900 als Zentren/Hauptstädte von Groß- und kolonialen Weltreichen, wobei hier der altgriechische Begriff wieder zum Vorschein kommt, als das Mutterland als Ausgangspunkt für das griechische Leben in den Mittelmeerraum und den Orient war.
Heute spricht man oft auch von Regionalmetropolen in Ballungsräumen. Darunter wird die Metropole als Mittelpunkt eines Ballungsraums verstanden, bzw. eine Großstadt als Zentrum einer Region.
Eine wichtige Wirtschaftsstadt entwickelt sich bekanntlich nur in Ausnahmefällen in kurzer Zeit und gewinnt erst nach Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten an großer Bedeutung.
Dank seiner äußerst verkehrsgünstigen Lage am Main, der mit dem Rhein verbunden für die Binnenschifffahrt große Bedeutung hatte, und seiner Lage an wichtigen Handelswegen, entwickelte sich Frankfurt seit dem Mittelalter zu einer Handelsstadt.
Ihre Lage begünstigte ebenfalls das Entstehen der Frankfurter Messe. Die heute weltweit umsatzstärkste Messe mit eigenem Gelände wurde 1150 zum ersten mal als Herbstmesse erwähnt. 1330 kam die Frühjahrsmesse hinzu.
Auf der Messe wurden im 14. und 15. Jahrhundert Waren aus großen Teilen Deutschlands (vorzugsweise aus Nord-, Ost- und Oberdeutschland), aus den Niederlanden, Polen, Böhmen, Ungarn und Italien angeboten, so dass der Fernhandel das Bild der Messe bestimmte[5].
Den Schwerpunkt der Messe bildete in dieser Zeit der Tuchhandel[6].Die Messe fand auf dem Messegelände, wie auch am Mainufer, Römerberg, der Neuen Kräme, dem Liebfrauenberg und in der Neustadt auf dem Heu- und Roßmarkt statt. Mit der Erfindung des Buchdrucks entwickelte sich die Messe von 1478 an zum Zentrum des europäischen Buchhandels. Knapp 400 Jahre später, um 1900, besaß die Messe bei Weitem nicht mehr ihre hohe internationale Bedeutung. Wirklich große Ausstellungen von Weltbedeutung gab es nicht mehr. Stattdessen fanden mehre kleinere und größere Veranstaltungen statt, die sich zwar an der Weltausstellung orientierten , aber nach Landmann eher den „Charakter eines Volksfestes“ besaßen[7].
Trotzdem konnte man auf frankfurter Ausstellungen Erfindungen von großer Bedeutung entdecken, wie z.B. den „Frankfurter Latern“, den Fahrstuhl mit elektromotorischen Antrieb von Siemens[8]. Auch die elektrotechnische Messe von 1891 zog erstmals wieder zehntausende von Besuchern an, auch wenn ihr Zweck nicht zuletzt darin bestand einen „Popularisierungsschub“ für die Stromerzeugung zu bewirken, weil anders die Industrie Großprojekte in dieser Richtung nicht hätte verwirklichen können[9]. Als Grund dafür, dass keine wirklich großen Ausstellungen veranstaltet wurden, welche vielleicht von den Besucherzahlen her vergleichbar mit den Weltausstellungen gewesen wären wurde das Argument des Platzmangels aufgeführt. Größere Erfolge waren die Automobilausstellungen von 1900 und 1904 und besonders die Internationale Luftschifffahrtausstellung 1909 mit 1,5 Mio. Besuchern. Nach 1908 fanden viele Veranstaltungen in der neu gebauten Festhalle statt.
Frankfurts Handwerk war noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus durch die Beschränkungen im Gewerbe geschützt. Die Gewerbefreiheit wurde vergleichsweise spät, 1864, eingeführt und bewirkte nicht sofort eine Entwicklung hin zur Industriestadt. Dies hatte verschiedene Gründe, wie z.B. Rohstoffmangel der Stadt. Auch relativ hohe Tagelöhne und Bodenpreise[10], sowie Blockaden seitens des Großbürgertums, verhinderten zunächst eine Entwicklung in diese Richtung.
Trotzdem war Frankfurt um 1900 eine Industriestadt, wenn auch hier noch überdurchschnittlich viele Finanzunternehmen angesiedelt waren.
Die Gründe hierfür waren vielseitig. Sicher war die Politik Adickes und Miquels hierfür verantwortlich, die einen Ausbau der Stadt und eine zunehmende Industrialisierung forcierten. Auch der Bahnanschluss 1860 legte sicher eine gute Grundlage für eine Industrialisierung.
Jedenfalls erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten in der Industrie von 37.846 (1875) auf 134.281 (1900), wobei hier beachtet werden muss, dass dieser hohe Anstieg auch auf die Eingemeindung von umliegenden Ortschaften zurück zu führen ist, darunter besonders hervorzuheben das hoch industrialisierte Bockenheim.
Der Rohstoffmangel führte zu einer spezialisierten arbeitsintensiven Veredlungsindustrie mit den Schwerpunkten Spezialmaschinenbau und Elektroindustrie, wie z.B. Siemens[11].
Weitere Industrieschwerpunkte waren daneben das traditionelle Brauereigewerbe in Sachsenhausen um den Mühlberg, aber auch der zukunftsträchtige Industriezweig des Flugzeugbaus in Niederrad[12].
Besonders die 1880 gegründeten Adlerwerke entwickelten sich zu einem führenden Fahrrad-, Schreibmaschinen- und Automobilhersteller; 1912 war jedes fünfte Automobil auf Deutschlands Straßen ein Adler[13].
Konzentriert war die Industrie im Westen entlang der Mainzer Landstraße, im Osten entlang der Hanauer Landstraße, sowie in Sachsenhausen vor allem durch die Maßnahmen Adickes. Traditionell konzentrierte sich außerdem Industrie in Bockenheim, welches 1895 eingemeindet wurde.
Eine große Bedeutung hatte Frankfurt, wie schon erwähnt, als Handelsstadt. Frankfurt als reine Industriestadt um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert zu bezeichnen wäre ein Fehler, da sie um 1895 einen Anteil von Erwerbstätigen im Handelssektor von knapp 35 Prozent hatte; dies war der drittgrößte Anteil neben Stettin und Hamburg[14]. So war 1895 die Hälfte der knapp 20.000 Betriebe im Handel angesiedelt.
Ermöglicht wurde die starke Position im Handel zum einen durch die Binnenwasserschifffahrt, welche nach dem Abschluss der Rheinschifffahrtakte von 1831 an Aufschwung gewonnen hatte, Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts eine große Bedeutung hatte, aber mit der Einführung von größeren Schiffen einen Knicks erhielt, da der Main einen zu niedrigen Wasserstand hatte. Sie bekam mehr und mehr durch die Eisenbahn Konkurrenz[15]. Wenn auch mit dem Beschluss der preußischen Regierung den Main zu kanalisieren die Voraussetzung für den 1886 eröffneten neuen Westhafen gegeben waren und somit die Schifffahrt wieder einen Aufschwung erlebte, der auch durch die wachsende Industrie begünstigt wurde, hatte die Eisenbahn sich in vielerlei Hinsicht zu einem wichtigeren Transportmittel entwickelt. Trotzdem war der Hafen, zehn Jahre nach seiner Eröffnung, zum sechswichtigsten Hafen Deutschlands geworden[16], da nun endlich das Problem des niedrigen Pegels des Mains für moderne Schiffe gelöst war[17].
1871 war die Errichtung eines zentralen Bahnhofs ins Gespräch. 1888 eröffnete schließlich der Central-(Haupt-)Bahnhof, der ein Vierteljahrhundert der größte Europas bleiben sollte. Hieran kann man erkennen, dass Frankfurt eine wichtige Verkehrslage in bezug auf die Eisenbahn innehatte, da ein Bau in dieser Größenordnung ein entsprechendes Verkehrsaufkommen voraussetzt.
Durch die Einigung des Reiches und der damit verbundenen Einführung der Mark verlagerte sich in der Wilhelminischen Zeit das Zentrum der Wirtschaft und Währung nach Berlin[18].
Trotzdem war Frankfurt um 1900 der neunt bedeutende Finanzplatz der Welt[19].
Bedingt war diese Stellung durch bedeutende Bankhäuser wie z.B. die Rothschilds und die Ausrichtung der Stadt auf das Banken und Versicherungsgeschäft bis in die 1880iger Jahre[20].
Die Frankfurter Börse zählte , wie auch heute, zu den bedeutendsten der Welt. Ihre Wurzeln hat sie in der Festlegung der Wechselkurse des Reiches 1585. Mit dem Handel mit Anleihen und Schuldscheinen gegen Ende des 17. Jahrhunderts erweiterten sich die Geschäftsmöglichkeiten.
Um eine Lokalität für den Geldhandel und Finanzgeschäfte zu erhalten wurde 1843 die Alte Börse in direkter Nähe zur Paulskirche in zentraler Lage in Frankfurt eröffnet.
In unmittelbarer Nähe befand sich das Telegraphenbüro, so dass die Börse mit wichtigen Handelsplätzen verbunden war.
Da die Alte Börse nach 30 Jahren Dienst räumlich zu klein für ihren Zweck wurde, wurde 1879 die Neue Börse eröffnet, die europa- und weltweite Beziehungen bis zum Ersten Weltkrieg innehatte und ausbaute.
Die erste Frankfurter Telefonnetz wurde 1881 als das dritte im Deutschen Reich in Betrieb genommen[21]. Anfangs waren die verfügbaren Anschlüsse zu rund einem Drittel an Bankiers, zu einem Drittel von Fabriken und Büros, hier vor allem an Rechtsanwaltsbüros, und zu rund einem Drittel an Privatmänner vergeben, wobei hier wieder Bankiers und Rechtsanwälte dominierten[22].
Schnell veränderte sich dieses lokale Netz zum deutschlandweiten; 1894 stand die Verbindung mit Berlin.
Eine umfangreichere Verbindung im Nahverkehr entwickelte sich durch die Verstaatlichung der Frankfurter Trambahngesellschaft 1898, welche einen Umfang von immerhin 30,5 km hatte. Bis 1913 wurde dieses Netz, entsprechend der schnell wachsenden Stadt, auf 181 km erweitert und Frankfurt mit den Nachbarstädten verbunden[23].
Elektrifiziert wurde das Pferdenetz 1901. Hinsichtlich der beförderten Personen nahm das Netz 1911 deutschlandweit den zweiten Platz ein,was auch den sozialverträglichen Tarifen zu verdanken ist, welche den Arbeitern zugute kam. Im Bereich der gefahrenen Kilometer nahm das Netz den vierten Platz ein[24].
[...]
[1] Fischer, U., Aus Frankfurts Vorgeschichte, Frankfurt am Main, 1971.
[2] Duden, deutsches Universalwort, 6. Auflage, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich 2006.
[3] Reif, Heinz, Metropolen. Geschichte, Begriffe, Methoden, CMS Working Paper Series, No. 001-2006, Berlin 2006, S. 3.
[4] Ebd., S. 5.
[5] Bund, Konrad, Frankfurt im Spätmittelalter 1311-1519, in: Frankfurt am Main: Geschichte der Stadt, Sigmaringen 1994, S. 58.
[6] Ebd., S. 58.
[7] Koch, Rainer (Hg.), Brücke zwischen den Völkern? - Zur Geschichte der Frankfurter Messe, Band 1, Frankfurt 1991, S. 213.
[8] Steen, Jürgen, Die zweite industrielle Revolution. Frankfurt und die Elektrizität 1800-1914, hg. vom Historischen Museum Frankfurt, Frankfurt 1981, S. 90.
[9] Ebd. S. 128.
[10] Roth, Ralf, Stadt und Bürgertum in Frankfurt am Main. Ein besonderer Weg von der ständischen zur modernen Bürgergesellschaft 1760-1914, München 1996, S. 512.
[11] Forstmann, Wilfried, Frankfurt am Main in Wilhelminischer Zeit 1866-1914, in: Frankfurt am Main: Geschichte der Stadt, hg. von der Frankfurter Historischen Kommision, Sigmaringen 1994, S. 404.
[12] Ebd., S. 403-405.
[13] Vgl. Schnee, Christian, Frankfurter Geschichte, S. 78
[14] Vgl. Roth, Stadt und Bürgertum, S. 572.
[15] Vgl. Forstmann, Frankfurt, S. 399-400.
[16] Vgl. Schnee, Christian, Frankfurter Geschichte, S. 71-72.
[17] Vgl. Roth, Stadt und Bürgertum, S. 513.
[18] Ebd., S. 406.
[19] Taylor, Peter, European Cities in the World City Network,London 2003, S.12.
[20] Vgl. Roth, Stadt und Bürgertum, S. 513.
[21] Vgl. Steen, Die zweite industrielle Revolution, S. 82-85.
[22] Ebd. S. 83-84.
[23] Vgl. Schnee, Frankfurt, S. 76-77.
[24] Ebd. , S. 77.
Geowissenschaften / Geographie - Wirtschaftsgeographie
Ausarbeitung, 9 Seiten
Bachelorarbeit, 23 Seiten
Geowissenschaften / Geographie - Bevölkerungsgeographie, Stadt- u. Raumplanung
Hausarbeit (Hauptseminar), 52 Seiten
Seminararbeit, 24 Seiten
Geschichte Europa - Deutschland - 1848, Kaiserreich, Imperialismus
Rezension / Literaturbericht, 6 Seiten
Diplomarbeit, 91 Seiten
Bachelorarbeit, 43 Seiten
Der GRIN Verlag hat sich seit 1998 auf die Veröffentlichung akademischer eBooks und Bücher spezialisiert. Der GRIN Verlag steht damit als erstes Unternehmen für User Generated Quality Content. Die Verlagsseiten GRIN.com, Hausarbeiten.de und Diplomarbeiten24 bieten für Hochschullehrer, Absolventen und Studenten die ideale Plattform, wissenschaftliche Texte wie Hausarbeiten, Referate, Bachelorarbeiten, Masterarbeiten, Diplomarbeiten, Dissertationen und wissenschaftliche Aufsätze einem breiten Publikum zu präsentieren.
Kostenfreie Veröffentlichung: Hausarbeit, Bachelorarbeit, Diplomarbeit, Dissertation, Masterarbeit, Interpretation oder Referat jetzt veröffentlichen!