Körperkult und Schönheitswahn


Seminararbeit, 2008

24 Seiten, Note: 2,4


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0 Einleitung

1 Die vier Komponenten eines negativen Korperbil des
1.1 Wie nehmen wir unseren Korper wahr?

2 Korper undLeib
2.1 Der Korper als Darstellungsmaterial
2.2 Pragung des Leibes

3 „Ich mach mich nicht fur andere schon sondern fur mich!“
3.1 Schonheitshandeln

4 Preis der Schonheit oder Schonheitswahn
4.1 Essstorungen
4.2 Bulimie

5 Der Adonis Kompl ex

6 Ein etwas anderer Schl uss

0 Einleitung

Die Begriffe „Korperkult“ und „Schonheitswahn“ beanstanden gegenwartige Korperpraktiken. Die Kritik richtet sich hierbei mehr an die Konsum- und Mediengesellschaft, weniger aber an diejenigen, die sich solchen Praktiken unterziehen. Diese Wohlstandsgesellschaft, so scheint es fast, bestimmt asthetische Normen und lasst den eigenen Korper nicht selten als mangelhaft erscheinen. Der Masse wird dabei suggeriert, dass man dieses „Problem“ beheben kann (vgl. Belwe 2007, S. 2, Herv. i. Orig.). Denn „(...) Schonheit sei machbar (...)“ (ebd. 2007, S. 2). Uber die aktive Arbeit oder Manipulation am Korper, so wird es oft genug dargestellt, erhohen sich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, dem Gluck in der Liebe und man erhalte ein hoheres Sozialprestige. Doch was wird dabei vollig ausgeblendet? Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die einen konnen es sich durchaus leisten in ihren Korper zu investieren, die anderen aber nicht. Im Dunklen bleiben vor allem auch die Risiken, welche mit der Konzentration allein auf dem Korper einhergehen. In unserer modernen Gemeinschaft hat die Arbeit am Korper, die Investition in diesen, zugenommen. Will man zu einer bestimmten Gruppe in der Gesellschaft gehoren (vgl. ebd. 2007, S. 2)„,(...) setzt das nicht selten, intensive Arbeit am Korper voraus (...)“ (ebd. 2007, S. 2). Die Forscher sprechen von einer „inkorporierten K ompetenz“. Bereits jetzt sind in unseren alltaglichen Geschehen viele Moglichkeiten vorhanden den Korper nach unseren Wunschen zu verandern. Das beginnt beim einfachen Make-up, bis hin zu gefahrlichen Schonheits operationen. Fast scheint es, dass nur der Markt in der modernen Gesellschaft die MaBstabe setzt. D och die Gefahr ist groB, dass der Korper zum Objekt wird den man beliebig bearbeiten kann (vgl. ebd. 2007, S. 2, Herv. i. Orig.). Die Bezeichnungen „Schonheitswahn“ und „Korperkult“ sind keineswegs wertneutral sondern eindeutig negativ konnotiert. Sie werden in gesellschaftskritischer Absicht genutzt, weil damit signalisiert werden soll, wie narzisstisch, selbstsuchtig und oberflachlich doch diese Gesellschaft ist (vgl. Gugutzer 2007, S. 3, Herv. i. Orig.).

Der Mensch ist ein sehr komplexes Wesen, welches gewisse Situationen oder auch Gegenstande nicht nur mit einem Sinn oder einer bestimmten Art und Weise wahrnimmt. Die Wahrnehmung geschieht auf so vielfaltigen Wegen. Durch die Augen, die Nase, die Ohren und die Finger. So wird auch der eigene Korper wahrgenommen, doch manchmal negativ.

Die vier Elemente eines ablehnenden Korperbildes sind:

I. Die Perzeption[1] des Korpers geht meist mit einer Uberschatzung der eigenen Korperformen einher.
II. Wenn alle Gedanken nur auf den Korper bezogen werden, wenn dieser als Fett oder hasslich beurteilt wird.
III. Gefuhle stehen in einem starken Zusammenhang mit dem eigenen Korper, z.B.: Ekel oder Schamgefuhle.
IV. Ein Verhalten das aus dem negativen Korperbild hervorgeht und bspw. zur Vermeidung verschiedener Situationen fuhrt (vgl. Legenbauer; Vocks 2005, S. 20).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Komponenten des Korperbildes und ihre Wechselwirkung (ebd. 2005, S. 18)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Erklarung der Wechselwirkungen (ebd. 2005, S. 20)

1.1 Wie nehmen wir unseren eigenen Korper wahr?

Die Korperwahrnehmung beschreibt wie der Mensch die anatomische Beschaffenheit seines Korpers einschatzt. Die Wahrnehmung des Korpers geschieht durch Signale, die uber die Augen zum Gehirn transportiert und dort umgesetzt werden in ein Bild. Verschiedene Sensoren beeinflussen das Bild, z. B. der Tatsinn, der Horsinn oder die Bewegungsrezeptoren. Es ist ein subjektives Bild und es muss mit den objektiven messbaren KorpermaBen nicht ubereinstimmen. Beeinflusst werden kann es durch verschiedene Faktoren, wie schwere Essstorungen oder die em otionale Befindlichkeit (vgl. ebd. 2005, S. 20).

2.Korper und Leib

Im alltaglichen Geschehen nehmen die Menschen sich als Korper wahr. Wir erfahren uns und unsere Umwelt mit den Sinnen des Korpers aber spuren uns auch leiblich. Wir sehen die Kleidung unserer Mitmenschen, spuren unseren Hunger und riechen die unterschiedlichen Dufte der anderen. Wir tasten nach dem Handy in unserer Tasche und schmecken das Eis welches wir naschen, schwitzen in der Hitze und erfreuen uns an einem schonen Ereignis.

Wir sind faktisch keine transparenten Gespenster, begriffliche EinwohnerInnen oder unbelebte Arbeitnehmer, wie die Sozialwissenschaftler lange Zeit angenommen haben, manche es sogar noch tun. Wir sind vielmehr uberall und immer Menschen aus Fleisch und Blut. Und dennoch handeln wir mit unseren Korpern zum Teil s o wie wir es mit andern Dingen tun. In diesem Sinne manipulieren und hantieren wir mit diesem Korper, indem wir ihn kleiden, schmucken ihn formen und beschneiden. All dies weil es in unserer Natur liegt, sozial zu sein. Der Mensch ist also nicht seiner korperlichen Ausdehnung, wie andere Lebewesen, ausgeliefert. Zumindest in einem weit geringem MaBe. Das spielt gerade auf allen Ebenen unserer S ozialitat eine besondere und wichtige Rolle. In einer Gemeinschaft zu leben bedeutet immer und unvermeidlich, soziale Erfahrungen zu machen, heiBt verstaatlicht zu sein. Der Korper und der Geist sind Teil von Vergesellschaftungsprozessen. Die Unterscheidung von Korper und Leib hat sich deshalb angepasst, um den Korper nicht zu identifizieren mit den, auf diesen einwirkenden Einflussen von Politik und Kultur (vgl. Villa 2007, S. 18). Zu beachten ist „(...) Korper und Leib sind unterschieden, doch gleichzeitig und gleichursprunglich (...)“(ebd. 2007, S. 18).

Unser Korper ist kein Gegenstand wie ein Schuh oder ein Stuhl. Was im Alltag verharmlost Korper genannt wird, gehort doch eine leibliche Dimensi on. So haben wir also einen Korper den wir nach belieben formen und beeinflussen konnen, aber zugleich auch einen Leib uber den wir nicht herrschen konnen (vgl. ebd. 2007, S. 19). „(...) Der Leib ist dabei das individuelle, radikal subjektive Fuhlen, das sich anderen Menschen als s olches nicht mitteilen kann (...)“ (ebd. 2007, S. 19). Uberspannung und Gefuhle kann nur jeder fur sich spuren, nur durch die Sprache konnen wir uns anderen Menschen dann mitteilen.

Sagen was wir fuhlen, aber der Mitmensch empfindet nicht das gleiche Gefuhl welches wir eben empfunden haben. Leib und Korper, Korper und Leib sind dem gleichen Ursprung und praktisch miteinander verbunden. Sicher kann man sie rational unterscheiden, doch im Alltag sind wir beides zur gleichen Zeit (vgl. ebd. 2007, S. 20): (...) „ein Korperleib (...)“. (ebd. 2007, S. 20).

2.1 Der Korper als Darstellungsmaterial

In den letzten Jahren entwickelte sich zusehend eine Leibvergessenheit und Korperbessenheit, die den Korper doch wie einen Gegenstand, ein Stuck Ware behandelt. Dabei denkt man schnell an die Schonheitschirurgie und den immer mehr in „Mode“ kommenden Fernsehformaten, in denen Korpermanipulationen und andere Tunings beschonigt und zugleich aufgebauscht werden. Im Auftrag der Fitness werden Tattoos, Haarverlangerungen, Wellnessprodukte und Nahrungserganzungsmittel propagiert. Hierbei wird der menschliche Korper mehr und mehr als zu optimierende Materie angesehen, nicht aber als individueller Leib, der immer Spuren eines eigenen Lebenslaufs tragt und s omit auch Nuancen des Alterns und der Erfahrungen. Die Grenze zwischen medizinisch erforderlicher, wiederherstellender Chirurgie und der Schonheitsoperation ist keine im naturlichen Sinne gegebene Grenze und auch keine, die der Korper von sich aus vorgibt. Fragwurdig sind dabei auch die Effekte der vielen Wellness- und Fitnessprogramme, die von manchen Krankenkassen finanziert werden (vgl. ebd. 2007, S. 20, Herv. i. Orig.).

Unsere Teilhabe an verschiedenen (Sub-)Kulturen ist ausschlaggebend von der Darstellung des Korpers und seinen kulturellen Gestaltung getragen. Wenn man sich zum Beispiel in der HipHop Szene bewegt reicht es oft nicht aus die Musik zu horen. Der Korper muss gemaB in der Szene herrschenden Codes verandert werden. Durch Kleidung, Bewegung, Gesten und derartigen wird der Korper und damit auch die Person als Gleichgesinnte der Szene deutlich. In der Regel gilt dies fur die Aktivitat an samtlichen Organisati onen, Institutionen oder Gruppen. Meist sind fast immer, sehr eigentumliche Korperpraxen und Modellierungen des Korpers erforderlich, um Teilnehmer einer Gruppe zu sein.

[...]


[1] Perzeptio n = Wahrnehmung

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Körperkult und Schönheitswahn
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)
Note
2,4
Autor
Jahr
2008
Seiten
24
Katalognummer
V148761
ISBN (eBook)
9783640593460
ISBN (Buch)
9783640593767
Dateigröße
634 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Körper, Schönheit, Risiken, Manipulation, Wahn, Gesellschaft, Wahrnehmung, Bulimie, Magersucht, Adonis Komplex
Arbeit zitieren
Diplom Sozialpädagogin Christiane Ranft (Autor:in), 2008, Körperkult und Schönheitswahn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148761

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