Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Berufsausbildung
2.1 Berufliche Handlungsfelder
2.2 Berufliche Frühorientierung
2.2.1 Berufliche Frühorientierung am Beispiel des Girlsday
2.2.2 Berufliche Frühorientierung am Beispiel der Potentialanalyse
3. Zeitgemäße Didaktik
3.1 Grundlinien kritisch-konstruktiver Didaktik
3.2 Elemente kritisch-konstruktiver Didaktik
3.3 Entscheidungen für die berufliche Frühorientierung
4. Handlungskompetenzen der zukünftigen Auszubildenden
4.1 Die Sozialkompetenzen als Schlüsselkompetenz
4.2 Sozialkompentenzen in der beruflichen Frühorientierung
4.2.1 Kompetenzanalysen in der beruflichen Frühorientierung
4.2.2 Grenzen bei der Bestimmung von Sozialkompetenzen
5. Das Lernfeld-Konzept für die Berufsausbildung
5.1 Berufliche Frühorientierung als Lernfeld
5.2 Sozialkompetenzen im Lernfeld der beruflichen Frühorientierung
6. Ein Lernfeld zur Förderung der Sozialkompetenzen
6.1 Lernprozesse für den Aufbau von Kompetenzen
6.2 Gewinn für den Schüler durch die berufliche Frühorientierung
6.3 Grenzen in der beruflichen Frühorientierung aus kritisch-konstruktiver Sicht
6.4 Kritik am Begriff der Kompetenz
7. Ausblick
I. Literaturverzeichnis
II. Anhang A-E
1. Einleitung
Seit Jahren stehen die Schule und die danach folgenden Ausbildungsmöglichkeiten im Fokus der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Das Schulsystem und die anschließenden Berufschancen werden heftig debattiert. Bildungsministerium und Industrie machen sich Gedanken über die Chancen der Schüler1 nach erfolgter Schulausbildung auf dem Arbeitsmarkt. Anhand nationaler und internationale Untersuchungen z.B. durch das Bundesinstitut für Berufsbildung oder die PISA-Studie werden Schwerpunkte für eine wettbewerbfähige Ausbildung gesetzt.
Die Kinder, Schüler und Jugendlichen sind in ihrer Person einzigartig und vielfältig. Sie weisen jeder ein eigenes Profil an Begabungen und Kompetenzen auf. Die einzelnen Eigenschaften und Fähigkeiten sind unterschiedlich angelegt und entwickeln sich nicht gleichmäßig.
Die soziale, kulturelle und religiöse Umwelt prägen die Kinder und Veranlagungen zeichnen die individuellen Charaktere aus. So ist nach dem Schulabschluss die Bandbreite an Persönlichkeiten groß und muss sich nun in den einzelnen definierten Ausbildungsbereichen einordnen.
Wenn unsere Schüler die Schulen verlassen, stehen sie u.a. vor den Fragen: Wie geht es weiter? Welchen Beruf soll ich erlernen? Was liegt mir? Wo sind meine Schwächen und Stärken? Und letztendlich auch: Was hat zukünftig Chancen? Wo werde ich meinen Platz finden? Für die Ausbildung sind spezifische Grundvoraussetzungen aber auch allgemeine Kompetenzen notwendig. In der Bedeutung für die Berufsbiografie des Einzelnen haben sich die Handlungskompetenzen hervorgehoben, die es ermöglichen, in unserer sich rasant voranschreitenden Zeit den Anforderungen im Privaten, im Berufsfeld und in der Gesellschaft gerecht zu werden. Wenn ein Heranwachsender die Möglichkeit erhält, im Vorfeld durch Berufsfrühorientierung sich damit umfassend zu beschäftigen oder ihm auch bewusst wird, wo seine Schlüsselkompetenzen liegen, dann ist er für die Berufsfindung gut vorbereitet. So kann durch Kompetenzformulierungen z.B. in Lernfeldern ein breiter Bereich für die Arbeitsaufgaben geschaffen werden. Das soziale Lernen, das Lernen durch Erfahrung und durch Unterweisung werden aktiviert. Zur Entwicklung der kognitiven Kompetenzen sind die unterschiedlichen sozialen Verhaltensweisen zu integrieren. In dieser Arbeit wird aus bildungswissenschaftlicher Sicht für die berufliche Frühorientierung folgende Forschungsfrage gestellt: Ist es möglich, in der beruflichen Frühorientierung ein Lernfeld für soziale Kompetenzen zu schaffen? Es werden Handlungskompetenzen untersucht und ihre Notwendigkeit wird mit dem Erwerb und dem Einsatz abgeglichen. Dazu wird überlegt: In wieweit gelangt man an Grenzen? Wie sind die Möglichkeiten, Kompetenzen zu erwerben und einzusetzen? Wo sind die Möglichkeiten durchaus realisierbar? Und inwieweit sind Kompetenzen, objektiver oder subjektiver Art einerseits definierbar; andererseits messbar und damit vergleichbar? Anschließend folgt eine Einführung in die Berufsausbildung und die dazugehörende berufliche Frühorientierung.
In dem folgenden Kapitel wird von den Grundannahmen eines Bildungswissenschaftlers unserer Zeit, Wolfgang Klafki, ausgegangen. Anhand seiner kritischkonstruktiven Didaktik wird diese Abhandlung versuchen, Entscheidungen für die Beantwortung umseitiger Fragen für die berufliche Frühorientierung zu finden. Anhand der kategorialen Bildung werden Umsetzungsmöglichkeiten gesucht, die den Schüler befähigen, sich mit bestimmten Kompetenzen auszustatten, die für die Lösung von Aufgaben und das miteinander Arbeiten in der jetzigen Schulumgebung und in der zukünftigen Arbeitswelt nutzbringend eingesetzt werden.
Danach wird sich mit jeweils lehr- und lerntheoretische Überlegungen zur Strukturierung des Themenbereiches auseinandergesetzt: Was braucht ein Schüler an Sozialkompetenzen? Was muss er selbst an Voraussetzungen mitbringen? Das wird in den anschließenden Kapiteln aufgegriffen und als Chancen und Grenzen untersucht.
In der Vorbereitung entstanden Fragen wie: Was kann man in einem Lernfeld vermitteln? Was k 32ann in Lernprozessen als Kompetenzerweiterung erarbeitet werden?2
Schwerpunkte sind durch Strukturierung und Differenzierung für den einzelnen Schüler als Lernhilfe zu setzen, damit jeder individuell zu nutzbaren Lernergebnissen kommt: ,,... Schulisches Lernen soll im Zentrum verstehendes Lernen sein, d.h.: ein Lernen, dessen Sinn die Lernenden einzusehen vermögen, das ihnen hilft, Zusammenhänge zu erkennen, und das sie befähigt, in irgendeinem Grade selbständig weiterzulernen. ,..“3. Dies hat immer wieder neue Impulse zur Überarbeitung gegeben, aber auch in der bezogenen Grundposition bestärkt.
Weiterhin werden die Lernfelder unter der Bedingung des Erwerbs von Kompetenzen betrachtet. Abschließend wird sich kurz mit einer Kritik beschäftigt, die besagt, dass der Kompetenzbegriff als Leitmetapher zur Ökonomisierung der Bildung gesetzt wird und somit das Fachwissen in Frage stellt.
Im Schlusswort finden sich eine Zusammenfassung der Überlegungen und ein Ausblick auf die weitere Bewertung der sozialen Kompetenzen. Die einzelnen Kapitel sind so angeordnet, dass nachfolgende Kapitel jeweils Bezüge zu den vorangehenden aufweisen.
2. Die Berufsausbildung
Wie in der Einleitung erwähnt, ist die Berufswahl sehr bedeutend für den einzelnen Schüler und seine Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Aufgrund der Globalisierung und des angespannten Arbeitsmarktes ist es markorientiert sich mit einer guten und zukunftsorientierten Ausbildung einen Platz in der Gesellschaft zu festigen. Die Anforderungen aus der Wirtschaft diesbezüglich sind hoch. Die Arbeitsplätze werden an den Berufen festgemacht und diese bedingen eine entsprechende Ausbildung. Im Gegensatz zu einigen anderen Ländern sind in Deutschland die Ausbildungen in theoretischen und praktischen Belangen mit der Vermittlung von Vermögen, Kenntnissen und Wissen durch eine ausbildende Institution oder ein privates Unternehmen intensiv organisiert und keine reine Anlerntätigkeiten. Am Ende der Ausbildung steht eine Abschlussprüfung, nach der die Ausbildung dokumentiert und die erworbenen Fertigkeiten bescheinigt werden. Die Berufsausbildung hat nach § 1 BBiB ,, ... die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche Handlungsfähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang zu vermitteln. Sie hat ferner den Erwerb der erforderlichen Berufserfahrung zu ermöglichen ,..“4. Sie ist folglich keine Weiterbildung. Ein Beruf ist die Zusammenfassung von fachspezifischen Kenntnissen und Fertigkeiten für bestimmte Tätigkeiten. Angesichts des schnellen Wandels im Arbeitsprozess müssen die Arbeitsplatzerfordernisse mit beschäftigungsunabhängigen Bildungszielen abgeglichen werden. Der Ausbildungsberuf ist durch Rahmenbedingungen in Ausbildungsordnungen, erlassen durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit oder ein anderes entsprechendes Fachministerium, sowie im Berufsbildungsgesetz oder in der Handwerksordnung gesetzlich in der Bundesrepublik Deutschland verankert. Für manche Berufe gibt es gesetzliche Ergänzungen wie z.B. für den medizinischen Bereich.
Jugendliche unter 18 Jahren dürfen nur in gesetzlich anerkannten Berufen ausgebildet werden. Es gibt derzeit 348 anerkannte Ausbildungsberufe in ca. 16 Berufsfeldern5. Dabei stellen Handel und Industrie mit ca. 50 % Auszubildenden den größten Ausbildungsbereich. Die Ausbildungsberufe werden ständig überarbeitet und mit grundlegenden Modernisierungen oder Neuschaffungen in Neuordnungen festgelegt, so hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Jahr 2011 zum „Tag des Ausbildungsplatzes“ 15 neu geordnete Ausbildungsberufe vorgestellt, die zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres am 01.08.2011 in Kraft treten6. Die Berufsausbildung wird überwiegend im Dualen Berufsausbildungssystem vermittelt; dabei absolviert der Auszubildende seine Ausbildung anteilig im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Manche Ausbildung benötigt auch Maßnahmen der überbetrieblichen Ausbildung, die dann modulabhängig dazukommt. Die Ausbildungsdauer variiert je nach Ausbildungsberufzwischen zwei und dreieinhalb Jahren.
Eine zweite Möglichkeit der Berufsausbildung sind die vollzeitlichen berufsbildenden Schulen, deren Theorievermittlung mit Anerkennungspraktika ergänzt werden wie z.B. beim staatlich anerkannten Erzieher.
Weitere gesetzliche Rahmenbestimmungen gibt das Jugendarbeitsschutzgesetz vor7. Durch einen Überhang an Bewerbern für eine Vielzahl von Ausbildungsberufen entstand ein Ausbildungsstellenmangel. Andere Berufe, die den Schülern als nicht attraktiv erscheinen, haben einen Überschuss an nicht besetzten Ausbildungsstellen8.
In Deutschland werden durch verschiedene Bildungsträger berufsübergreifende Qualitätskriterien an Anforderungen an die Schüler, die sogenannten Soft Skills, herausgearbeitet. Für die jeweilige Berufsausbildung ist diese Evaluation im Hinblick auf die Nachfrage von großem Interesse, da die fachliche und pädagogische Planung differenziert auf die zukünftigen Auszubildenden eingehen und somit langfristig die hohe Zahl der Lehrabbrüche verringert wird. So kann aufgrund der sozialen Fähigkeiten als Voraussetzungen bei den Schülern die Berufswahl erleichtert werden.
Nach Moritz werden die Sozialen Kompetenzen im allgemeinen Sprachgebrauch auch Soft Skills "weiche Fähigkeiten und Fertigkeiten" genannt. Sie sind in allen Bereichen und Berufen in Gebieten der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bedeutsam, in denen viel kommuniziert wird. Die z.B. Beratungsgespräche und Analysen erstellen und somit nicht materielle Waren verkaufen. ,, ... Die kreative Kopfarbeit, effektives und effizientes Arbeiten im Team, kundenorientiertes Beraten und Verkaufen - all das sind typische Anwendungsbereiche, in denen Soft Skills eine essentielle Rolle spielen. Die Transformation von der Produktionsgesellschaft zur Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft erhöht den Anteil der Kopfarbeiter immer mehr. ,..“9.
2.1 Berufliche Handlungsfelder
Wenn wie in Kapitel 2 die Ausbildung bedeutsam ist, muss über die vorbereitenden Aspekte nachgedacht werden. Seit Jahren stehen die Schule und die danach folgenden Ausbildungsmöglichkeiten im Fokus der Betrachtung zur wirtschaftlichen und pädagogischen Optimierung. Die Neuordnung von Ausbildungsberufen in eine Reihe von Lernfeldern birgt eine deutliche Umorientierung. Im Hintergrund dieser Maßnahmen standen veränderte Qualifikationsanforderungen, die Entwicklung der Wirtschaft und auch der demografische Weg unserer Gesellschaft. In den Konzeptionen für die Berufsausbildung wurden Handlungskompetenzen als Leitbegriff herausgearbeitet. Es ist keine komplette Neuorientierung beruflicher Bildung darunter zu verstehen, sondern eine Schwerpunktverschiebung mit anderen Zielpunkten10. Für die Unternehmen sind diese Neuorientierungen lebenswichtig, da sie sich den Marktverhältnissen anpassen und flexibel agieren müssen. Sie benötigen Personal, das sich im Produktionsablauf zeitnah umstellen kann, das mit ständig wechselnder Technik einsatzbereit ist und sich den neuesten wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften arbeitsmäßig anpassen kann. Nur so kann ein Produktionsablauf effektiv gestaltet werden und das Unternehmen marktfähig bleiben. Mit starren Inhalten in komplexen Ausbildungsstrukturen und Inhalten kann die zukünftige Fachkraft nur bedingt nutzbar sein. Deshalb sind Schlüsselqualifikationen gefragt. ,, ... Das sind an die Person gebundene, fachübergreifende Kompetenzen. ,..“11. So muss bei der Ordnung der Ausbildungsbe- rufe eine Reihe von Berufsfeldern mit jeweiligen Qualifikationsanforderungen zielorientiert im Sinne einer Schwerpunktsetzung festgelegt werden. So sind in der beruflichen Handlungskompetenz bildungstheoretische, psychologische und auch alltagstheoretischen Elemente zusammen verwoben. Manche sind sehr allgemein gehalten, manche sehr spezifisch im berufsbedingten Curriculum definiert.
Die Merkmale des Begriffs Handlungskompetenz werden bei Aebli aus der Funktion der Handlung für das Denken verknüpft, da das begriffliche Denken aus der Handlung hervorgeht. So ist für den Menschen die erfahrbare Wirklichkeit, nicht von außen bestimmter Begriffe, sondern aus eigenen Handlungen entsprungen. Daraus folgenden Operationen und Begriffen verinnerlichbar. Diese Begriffe werden aus Handlungen und Beziehungen konstruiert. Damit sind die Sprache und die sozialen Bezüge wichtige Grundlagen für die Ausbildung12. Das Lernen geschieht jedoch nicht nur aufgrund praktischer Handlungen, sondern auch durch gedankliches Nachkonstruieren von Handlungen13.
Das Erlernen von Handlungen erfolgt nach einem Handlungsschema und wird u. a. im Fall der Berufsausbildung didaktisch durch Differenzierung in eine vorerst allgemeine Zielsetzung für den Verlauf der Handlung spezifiziert. Durch Integration werden konstruktiv einzelnen Handlungsschritte zusammengeführt, so dass schrittweise die Problemlösung aufgrund einer Handlungsfolge erlernt wird14. Qualifikationen sind als Handlungskompetenzen aufzufassen und umfassen u. a. den Erwerb individueller Kenntnisse, die Erschließung von Sachlagen und die Reflexion in Selbst-, Methoden- und Sachkompetenz als Lern- und Problemlösestrategien.
Einerseits steht die Methodenkompetenz als Fähigkeit und Bereitschaft, Aufgabenstellungen selbständig, fachlich richtig und methodisch zu erarbeiten und das Ergebnis zu reflektieren. Andererseits wird die Sozialkompetenz als eine Fähigkeit und Bereitschaft, sich mit anderen sachlich und verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen entwickelt und dabei kommunikativ die fachlichen Handlungen ausgeweitet. Die Methodenkompetenz und die Selbstkompetenz unterstützen übergreifend die Sachkompetenz. Die Sozialkompetenz und die Fähigkeiten sich im privaten und öffentlichen Leben zu entfalten, ergänzen und bewirken einen qualifizierten Handlungsablauf.
Die berufliche Handlungskompetenz als Schlüsselbegriff entstand im wirtschaftlich- und arbeitsmarktpolitischen Bereich und beinhaltet bildungstheoretische, psychologische und alltagstheoretische Elemente, die in der Handlung verknüpft sind. Er wurde von Mertens (1974) in "Thesen zur Schulung für eine moderne Gesellschaft" als Hauptaspekt bearbeitet. Hierin sind die berufliche Qualifizierung angesichts der Dynamik des Wandels beruflicherAufgaben immer weniger in Form fachlicher Spezialisierung zu finden. ,,... Stattdessen sollten besonders solche Fähigkeiten gefördert werden, welche die Grundlage zur Bewältigung verschiedener beruflicher Aufgaben bilden und ein weiteres Lernen im Laufe des Berufsweges erleichtern könnten“15. Schlüsselqualifikationen können sowohl berufsspezifischer als auch be- rufsübergreifender Art sein. Sie haben gemeinsam, dass sie ihren Inhaber befähigen, vielfältig einsetzbar zu sein und nicht nur einen besonderen Sachverhalt zu verstehen und zu bewältigen. Sie fördern „ganzheitliche Handlungsfähigkeit", weil sie quantitativ betrachtet „übergreifender", zeitlich betrachtet "überdauernder" Art sind. Oft sind die Begriffe sehr allgemein gehalten; sie sind aber als Ausbildungsgeschehen greifbar. Handlungen sind ,,... zielgerichtete, in ihrem inneren Aufbau verstandene Vollzüge, die ein faßbares Ergebnis erzeugen. ..." und so als Handlungserklärung deutbar16.
Die beruflichen Handlungsfelder haben Handlungsschemen, die in der Abfolge von Teilschritten aufgebaut sind und durch automatische Handlungen eine Übertragbarkeit auf andere Arbeitsschritte ermöglichen.
Ein Handlungsschema ist richtungsweisend aufgebaut durch Differenzierung und Integration. Einerseits durch Aneinanderreihung von Handlungsschritten und andererseits durch den Rückschluss auf die erfolgte Handlungen. Das Problemlosen durch die ,,... Differenzierung bezeichnet die allmähliche Entfaltung einer zunächst noch allgemeine Zielsetzung im Verlauf eines Handlungsvollzugs ..." und die ,,... Integration die konstruktive Zusammenführung der einzelnen erfolgreichen Handlungsschritte. ,..“17. Der Lernende und der Arbeitende sollte Fähigkeiten erwerben, die Umbrüche überstehen und ihn auf Dauer an den Arbeitsprozess anpassbar zu machen. Auch wird angesichts der schnellen Veränderungen in den Arbeitsprozessen eine Vorhersage, welches Wissen benötigt wird, schwierig und man muss von einer Dynamik des steten Weiterlernens ausgehen. So ist als Zielsetzung in den beruflichen Handlungsfeldern die Vermittlung von Einsichten und sowie die praktische Umsetzung umzusetzen. Das Zusammenwirken von Motivation, Training und Erfolgskontrolle ist für die Berufsausbildung prädestiniert. Wie die vorangegangenen Ausführungen in akzentuierter Form gezeigt haben, gibt es eine Reihe von Begründungen, mit denen die im Rahmen der beruflichen Handlungsfelder erkennbaren Fähigkeiten übergreifend eingesetzt werden. Daraus folgend ist eine Vorbereitung notwendig, die u. a. durch die berufliche Frühorientierung geschieht.
2.2 Berufliche Frühorientierung
Bei mehr als 340 Ausbildungsberufen und über 13 500 Studienfächern bzw. - programmen allein in Deutschland ist es schwer, auch nur halbwegs den Überblick zu bekommen. Wenn ein allgemein interessierter Schüler sich mit seiner Berufswahl, die am Anfang seiner Berufskarriere steht, festlegen soll, entstehen für den Einzelnen oft schwerlösbare Fragen. Was soll ich werden? Bin ich dafür geeignet? Werde ich Erfolg haben? Dazu kommen die schulischen Ergebnisse und die Voraussetzungen, die ein Jeder mitbringt und die Anforderungen die eine Ausbildungsordnung fordert. Die vielfältigen Eigenschaften und Kompetenzen lassen eine Persönlichkeit entstehen, die auch mit dem gewählten Beruf eng verknüpft ist. Jedoch verlässt so mancher das Ausbildungsverhältnis aufgrund von Fehlentscheidungen für den Beruf, dass zeigen die Statistiken der Lehrausbildungsabbrüche. Dadurch entstehen der Wirtschaft und dem Steuerzahler hohe Kosten, die nicht kalkulierbar sind. Einerseits fehlen den Unternehmen die Auszubildenden über den Zeitraum des Lehrvertrages; der Ausbildungsplatz ist belegt und andererseits stehen die Berufsschulen als Gemeininvestition18. Diese Beendigung eines eingeschlagenen Weges kommt u.a. durch falsche Anwahl und durch die Unkenntnis der eigenen Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen und Nutzung der mitgebrachten Voraussetzungen. Aus konstruktivistischer Sicht setzt jeder persönlich sein Wissen mit neu gegebenem Input zusammen. Das bedarf entsprechender persönlicher Werkzeuge und Eigenschaften - dem Potential das eine Person innehat. So unterschiedlich die Lehrangebote so differenziert vielseitig sind auch die Lernmöglichkeiten des Einzelnen. Hier setzen auch die Leistungserhebungen aus den PISAStudien an, die als wichtige Voraussetzungen für das Lernen, über das fachspezifische Wissen hinausgehend, die Fähigkeit zum selbstregulierten und kooperativen Lernen als fächerübergreifende Kompetenz als Bedeutung für Lernerfolge heraussteilen.
Die Berufsorientierung gehört zum Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule und ist Teil der schulischen Allgemeinbildung. Laut Schulgesetz werden gezielte Maßnahmen und die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft mit ihrer Arbeitswelt in allen Fächern gefördert. Schulen werden dabei durch die Bundesagentur für Arbeit unterstützt z.B. bei der Kontaktaufnahme mit regionalen Betrieben, in denen die Schüler das Berufsleben kennen lernen können19. Die Schule hat den Auftrag neben der fachlichen Vermittlung die Persönlichkeitsbildung und damit auch die soziale Einbindung zu realisieren und zu fördern20. So können altersgerechte Veranstaltungen mit Partnern aus Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft mit z.B. Betriebsbesichtigungen oder Gesprächen über Tätigkeiten am Arbeitsplatz Einblick in Berufe geben, die zum Verständnis beim Schüler beitragen und die Berufsan- wahl erleichtern. Es gibt diverse Angebote der beruflichen Frühorientierung. Sie begleitet mit Themen wie Arbeit und Beruf den Entwicklungsprozess des Schülers. Gezielten Berufsorientierungsmaßnahmen kommt vor allem eine ergänzende Funktion zum ganzheitlichen Prozess der Berufsfindung zu z.B. mit Informationen über das Ausbildungssystem, die Berufe, die Arbeitsmarktsituation oder biografische Verläufe wie Karriere und Bewerbungstraining. Die Zusammenfassung in Handlungsfelder kann demzufolge Problemstellungen und Aufgaben im beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Bereich miteinander verbinden.
Es gibt beispielsweise die Internetseite „www.planet-beruf.de“ die von der Bundesagentur für Arbeit inszeniert ist, auf der den Jugendlichen viele Fragen zur Berufsfindung beantwortet werden. Dieses interaktive Angebot entspricht den Bedürfnissen der Jugendlichen in der heutigen Zeit21. Durch Erlebnisse in einem Betrieb beispielsweise kann der Schüler seine Fähigkeiten anders wahrnehmen und in die Vielfalt der Chancen einblicken. Das Fach Arbeitslehre ermöglicht ebenso die Auseinandersetzung mit der Berufswelt und praktischen Tätigkeiten wie viele außerschulische Projekte. Im Unterrichtsfach Wirtschaft und Arbeit (WAT) in den Oberschulen im Land Brandenburg stehen Information und Beratung als Voraussetzun- gen für die Berufswahlentscheidung im Rahmenplan. Es werden Bewerbungsverfahren, Beschäftigungspolitik, rechtliche Grundlagen, Berufsfelder kennen gelernt22.
Das Berufsinformationszentrum (BIZ) der Bundesagentur für Arbeit bietet den Schülern Einführungsvorträge, Berufsinformationsmappen, Schriften zur Berufswahl u. v. m. als Angebote der beruflichen Frühorientierung23. Hierbei sollte der Schüler sollte seine eigenen Ressourcen einschätzen lernen und seine Ziele formulieren können. In diesem Rahmen kann die Vielzahl an Projekten für die Berufsorientierung nicht dargelegt werden, so wurden zwei Projekte im Folgenden aufgenommen.
2.2.1 Berufliche Frühorientierung am Beispiel des Girls Day
Der Unternehmer Gunnar Sander von der SMT Sander UG arbeitet seit mehreren Jahren mit der Industrie- und Handelskammer Potsdam zusammen, um am Girls Day, dem Mädchenzukunftstag als bundesweiter schulexterner Berufsorientierungstag für Mädchen zwischen 10 und 15 Jahren, im Workshop „Branchenorientierung“, den Jugendlichen ohne konkreten Berufswunsch die Möglichkeit zu geben, seine individuellen Tätigkeitsfelder im Bereich der Elektronik von Maschinen zur Herstellung von Solarmodulen kennenzulernen. Die Mädchen lernen am Girls Day Ausbildungsberufe und Studiengänge in Technik, IT, Handwerk und Naturwissenschaften kennen, in denen Frauen bislang selten vertreten sind. Es ist das größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen. Eine stetig steigende Anzahl von Mädchen nimmt das Angebot jährlich wahr. Seit geraumer Zeit wird die Wirtschaft auf die Stärken der Mädchen aufmerksam.24 Die Schülerinnen entscheiden sich bei ihrer Berufswahl immer noch für sogenannte typisch weibliche Berufs- und Studienmöglichkeiten und nutzen damit ihre Berufschancen nicht voll aus. Da aber der Wirtschaft und Industrie zunehmend der qualifizierte Nachwuchs im techniknahen Bereich fehlt, setzen hier die Unternehmen an und versuchen, die Mädchen für ihre Arbeitsfelder zu gewinnen. Für die Jungen gibt es parallel den Boys Day, bei dem sie an diesem Tag Dienstleistungsberufe in den Bereichen Erziehung, Soziales und Gesundheit präsentiert bekommen. Diese Aktivitäten werden u.a. von den Handwerkskammern, der Industrie- und Handelkammer, aus Mittel des Europäischen Sozialfonds und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Gunnar Sander, interviewt am 15.04.2011 in Potsdam:,,... Die Branche der Herstellung von Solarmodulen ist zukunftsorientiert, da die fossilen Brennstoffe zur Neige gehen und auch im Zuge der aktuellen Diskussionen über die Atomenergie die Nutzung der Sonnenenergie weiter in den Vordergrund gerückt ist. Vor allem im Bereich der Optimierung der Energieeffizienz, da die Kennzahlen sich am globalen Markt orientieren wird fachlich gut ausgebildetes Personal gesucht. Gerade Mädchen sind für umweltfreundliche Energietechnik offen und ihre Fähigkeiten im Team zu arbeiten sowie ihre kreative Arbeitsausführung lassen sie zu gefragten Fachkräften werden. ,..“25.
2.2.2 Berufliche Frühorientierung am Beispiel der Potentialanalyse
Ein anderen Beispiel der beruflichen Frühorientierung sind Schnuppertage in den Lehrwerkstätten der Potsdamer Handwerkskammer in Götz. Hier erhalten die Schüler die Möglichkeit, sich in fünf Berufsfeldern wie Friseur, Elektrotechnik, Farbtech- nik, Bautechnik oder Holzbearbeitung auszuprobieren. Vorangehend steht ein Tag, an dem die Schüler kreative Aufgaben für eine individuelle Potentialanalyse lösen, die mit ihrem normalen Schulalltag nichts gemeinsam haben, die in ihrer Art und Weise die sogenannten Soft Skills des Einzelnen sichtbar werden lassen; aber auch „schlummernde“ Reserven oder Fähigkeiten mitunter wecken. Geschulte Beobachter begleiten die Schüler einen Tag lang und setzen ihre Aufmerksamkeit auf das Auftreten, ihr „Sich-Einbringen“, ihre Kooperation. Das Bundesbildungsministerium hat dieses Berufsorientierungsprogramm erstellt, bei dem für die Mädchen und Jungen der 7. und 8. Klassen die Potenzialanalyse ein wichtiger Bestandteil ist. Die Politik hat für ein Pilotprojekt die Finanzierungsgrundlage für Potentialanalysen in teilnehmenden Schulen im Land Brandenburg geschaffen: Sollte sich die Art und Weise der Potentialanalysen mit anschließenden 2-wöchigem Aufenthalt in den Lehrwerkstätten zum Ausprobieren einzelner Berufsbilder für 8-Klässler bewähren, könnte das Instrument bundesweit verpflichtet eingeführt werden, um den zukünftigen Auszubildenden den Weg zur richtigen Berufsanwahl zu erleichtern. Es entstehen mitunter Hinweise auf berufliche Neigungen. Wichtig ist dabei auch die eigene Selbsteinschätzung des Schülers, da diese mit den Beobachtungen abgeglichen wird und daraus Empfehlungen für den zukünftigen Entwicklungsprozess aufgestellt werden. Die Ergebnisse werden auch für eine individuelle Förderung dem Lehrer präsentiert. Wenn mit den Schülern die Potentialanalyse begonnen wird, bestätigt das Interesse der Schüler daran, dass ihnen diese Thematik wichtig ist. Sie teilen ihr Wissen darüber mit in Aussagen wie: Das ist, wie wir miteinander arbeiten, unser Umgang mit dem Anderen, ob wir höflich sind, ob wir ordentlich sind, lassen wir andere ausreden Als Beispiel wird hier die Oberschule in Lehnin angeführt, die sich entschieden hat, an diesem Projekt teilzunehmen. Auf der Homepage der Oberschule Lehnin haben die Schüler anschaulich ihre Erfahrungen in den Tagen dargelegt. Die Schüler werden an die Berufe herangeführt und können sich ausprobieren. Die Schüler haben das Angebot sehr positiv aufgenommen und die gestellten Aufgaben interessiert absolviert. Viele Erfahrungen wurden gemacht. Anhand der folgenden Auszüge kann man ersehen, dass den Schülern der Einsatz Freude bereitet und sie einen Sinn in den Tätigkeiten finden:
,, ...Montag, 17.01.2011 Bereich: Elektrotechnik, Elektronik
In den ersten Stunden (!) lernte die Mädchen- und Jungengruppe der 8c, dass das Haupttätigkeitsfeld der Elektronik und Elektrotechnik der Draht ist. Finales Biegeobjekt war hierbei eine Drahtschlinge, im allgemeinen Sprachgebrauch auch Öse genannt. Die Rundzange bot sich vom Namen her besonders an, um mehr oder weniger runde Drahtschlaufen zu formen. Diese fundamentalen Fertigkeiten waren dann Grundlage für die Fertigung eines Kupferdraht-Knobelspiels. Zum Ende des Tages wurde es heiß. Beim Umgang mit dem Lötkolben lernte der handwerklich vorgebildete Schüler, dass 'Lot' nicht immer etwas mit 'senkrecht' zu tun hat.
Mittwoch, 19.01.2011 (...) Bereich: Holzverarbeitung
Mathematik am frühen Morgen machte (einigen) Kummer und Sorgen. Zu errechnen war die Gesamtlänge der Blumenampel-Hängeschnur wenn beide Schlaufen eine Gesamthängehöhe von 80 cm ermöglichen und nur eine durchgehende Schnur verwendet werden sollte - unter Berücksichtigung der Bodenbrettkantenlänge von ca. 10 Zentimetern. Theoretische Durchdringung des Problems bei einigen Schülern - gleich Null. Die Durchfädelung der 28 Bohrlöcher war das Finale bei der Blumenampelherstellung.
Die Mittagspause bildete das symbolische Bergfest, die Gruppen tauschten nun die Arbeitsbereiche. Die Schüler konnten nun in einem weiteren Tätigkeitsfeld feststellen, wo ihre Interessen liegen und ob entsprechende Fertigkeiten vorhanden sind „26
Diese Schilderung ist nur ein winziger Einblick in das große Feld der beruflichen Frühorientierung. Die daraus folgende Frage lautet dann: Welche lehr- und lerntheoretische Didaktik unterstützt dieses Lernfeld?
3. Zeitgemäße Didaktik
Didaktische Überlegungen gibt es zahlreiche. Als zeitgemäße Didaktik setzte sich die kategoriale Bildung von Wolfgang Klafki durch. Sie ist in der wissenschaftlichen Ausbildung der Lehrer seit den sechziger Jahren verankert. Als bildungstheoretische Didaktik hinsichtlich ihrer methodischen Voraussetzungen und ihrer inhaltlichen Lösungsvorschläge ist sie reformpädagogisch und zukunftsorientiert aufgebaut und umsetzbar. Sie beinhaltet Umsetzungsmöglichkeiten, die den Schüler befähigen, sich mit bestimmten Kompetenzen auszustatten, die für die Lösung von Aufgaben und das miteinander Arbeiten in der jetzigen Schulumgebung und in der zukünftigen Arbeitswelt nutzbringend eingesetzt werden. Die Bildung, die vom allgemeinen Begriff ausgeht, wird hier als Vermittlung zwischen dem werdenden Subjekt, als besonderes Resultat entstehende, und der objektiven, historischen- kulturellen Wirklichkeit verstanden. Die kategoriale Bildung ist ein wechselseitiger Erschließungsprozess zwischen Mensch und Umwelt bzw. eine dialektische Verschränkung von materialer und formaler Bildung und ermöglicht, Fakten aufzubereiten und zu verstehen. Sie ist eine offene Selbsttätigkeit des Lernenden und ständig in Entwicklung begriffene Bildung (Hier im Sinne von Gestaltung) der Person. Die Bildung ist eine Einheit aus objektiven, materialen und subjektiven formalen Elementen. Demnach muss das Lernen vorbereitet sein, so wird das Vorwissen aktiviert, Ziele werden benannt und die Lernhandlung daraufhin erfolgt durch Verstehen und Transfer in einem Prozess. Mit kognitiven Strategien wird dieser Lernprozess gelenkt und kontrolliert, um dann als Lernleistung und Lernerfolg ausgewertet zu werden. Der Schüler muss eine entsprechende Motivation und Konzentration einsetzten, um diesen Vorgang aktiv mitzugestalten.
Die materiale Bildung beinhaltet zum Einen das erworbene Wissen aus der Aufnahme von Kulturgütern mit vorgegebenen bestimmten Inhalten, z.B. bestimmte menschliche Qualitäten, also dem erfahrungswissenschaftlich-empirischen Ansatz und zum Anderen das implizierte Wissen aus dem klassischen Bereich als objektiver Bereich. Die formale Bildung ist einerseits die funktionale Bildung mit dem Inhalt der Entfaltung der inneren Kräfte des Menschen und andererseits die methodische Bildung, bei der im Vordergrund der Erwerb der instrumentellen Fähigkeit, das Lernen zu lernen, steht. Denn durch die Bildung erlangt der Mensch Denkweisen und Wertmaßstäbe als Methoden, mit denen er sich Inhalte für künftige Situationen aneignen kann. Er nutzt seine erworbenen Fähigkeiten als Werkzeuge, z.B. eine Formel für eine mathematische Aufgabe anzuwenden oder auch um soziale Beziehungen zu meistern. Durch seine Grundbildung z.B. das Rechnen erhält er elementare Kenntnisse. Auf der Stufe der Spezialisierung werden dann aus dem Rechnen mathematische Leistungen, die z.B. im Zahlungsverkehr bei einem Bankkaufmann genutzt werden27. So wird das Wissen korrigiert und erweitert.
,,... Das Wesentliche der Bildung ist nicht Aufnahme und Aneignung von Inhalten, sondern Formung, Entwicklung, Reifung von körperlichen, seelischen und geistigen Kräften. Bildung als Werk ist der Inbegriff der in einer Person geeigneten, bereitstehenden Kräfte des Beobachtens, Denkens und Urteilens, des ästhetischen Gefühls, des ethischen Werten, Sich-Erschließen und Wollens usf., die dann an den Inhalten der Erwachsenenexistenz in .Funktion’ treten können. Was der junge Mensch an einer Stelle als Kraft gewonnen habe, das werde er sinngemäß auf andere Inhalte und Situationen .übertragen’. ,..“28 Die Theorie der funktionalen Bildung bezeichnet einen Transfer der neu gewonnenen Kraft auf andere Situationen. Diesen Transfer legt Klafki als Grundlage für didaktische Angebote. Wichtig sind die Allgemeinbildung und die menschlichen Qualitäten, die aus dem gesellschaftskritischideologiekritischem Ansatz heraus entstehen und für einen demokratischen Prozess des Lernens notwendig sind.
Wenn die Berufsausbildung für ihre einzelnen Handlungsfeldern die Erkenntnisse über Lernprozesse aufgrund dieser didaktischen Überlegungen als Grundlage nimmt, sollte die Methodik zur Erkenntnisgewinnung beitragen. Dazu werden Bausteine der praxisnahen Ausbildung herangezogen. Durch dieses Wechselspiel von Beziehungen aus lern- und berufsbezogenen Erkenntnisprozessen werden Aufgabenstellungen strukturiert und erarbeitet sowie Kompetenzen gefördert29. Die Gestaltung eines handlungsorientierten Unterrichts anhand pragmatischer Lernfelder fördert so den Einzelnen im Ganzen, da das Lernen aus dem Handeln heraus entsteht.
[...]
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in dieser Arbeit nur die männliche Ausdrucksform genutzt. Natürlich gelten alle Aussagen auch für den weiblichen Bereich.
2 Verweise auf Quellen ermöglichen es, die notwendigen Bezüge herzustellen.
3 Vgl. hierzu: Klafki In: Koch-Priewe u.a. (Hrsg.), 2002, Seite 139
4 Vgl. hierzu: http://www.bmbf.de/pubRD/bbig.pdf, Stand 11.06.2011
5 Vgl. hierzu: http://berufenet.arbeitsagentur.de, Stand 10.06.2011
6 Vgl. hierzu: www.bibb.de, Stand 10.06.2011
7 Vgl. hierzu: www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/jarschg, Stand 10.06.2011
8 Vgl. hierzu: http.//datenreport.bibb.de, Stand 10.06.2011
9 Vgl. hierzu: http://www.soft-skills.com/karriere/softskills/, Stand 18.06.2011
10 Vgl. hierzu: Bader, 1990, Seite 2
11 Vgl. hierzu: Stabenau, 1995, Seite 347
12 Vgl. hierzu: Aebli, 1985, Seite 23
13 Vgl. hierzu: Aebli, 1985, Seite 123
14 Vgl. hierzu: Aebli, 1985, Seite 192
15Vgl. hierzu: Mertens, 1974, In: http://doku.iab.de/mittab/1974/1974_1_MittAB_Mertens.pdf; Seite 37f. Stand 18.06.2011
16 Vgl. hierzu: Aebli, 1985, Seite 182
17 Vgl. hierzu: Bader, 1990, Seite 7
18Vgl. hierzu: Waiden, 2002, Seite 34ff. In: www.bibb.de/dokumente, Stand 08.06.2011
19 Vgl. hierzu: www.bildung-mv.de/de/schule/Berufsorientierung, Stand 10.06.2011
20 Vgl. hierzu: Deutscher Bildungsrat, 1974, Seite 49
21 Vgl. hierzu: http://www.planet-beruf.de/BERUFE-Universum.119.0.html., Stand 12.06.2011
22 Vgl. hierzu: Harter-Meyer (Hrsg.), 2002, Seite 17ff.
23 Vgl. hierzu: Harter-Meyer (Hrsg.), 2002, Seite 16
24 Vgl. hierzu: www.girls-day.de/Daten_und_Fakten/Argumente; Stand 16.06.2011
25Gunnar Sander, 2011, Interview-Aussage am 06.06.2011
26 Vgl. hierzu: http://www.oberschule-lehnin.de/news/403-kurzbericht-von-den-praxislerntagen-in- goetz. Stand 04.04.2011
27 Vgl. hierzu: Klafki, 2007, Seite 114
28 Vgl. hierzu: Klafki, 2007, Seite 67f
29 Vgl. hierzu: Klafki, 2007, Seite 269