Adrian Brouwer: Rauchende und trinkende Bauern, (ca. 1635) - Beschreibung und Analyse


Hausarbeit, 2002

19 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


I. Inhalt

I. Inhalt

II. Bildbeschreibung
1. Beschreibung
2. Zu analysierende Beobachtungen

III. Bildanalyse
1. Tradition des Bauerngenres
a. Darstellung
b. Darstellung als Wertung
2. Tabak
a. Herkunft
b. Soziale Bedeutung
3. Gesellschaftlicher Kontext
a. Religiöser Hintergrund der Niederlande und Flanderns
b. Bürgertum
c. Brouwers Biographie und gesellschaftliche Position als Maler

IV. Fazit
1. Nachahmung der Wirklichkeit
2. Identitätsstiftsstiftung des Bürgertums

V. Bibliographie

II. Bildbeschreibung

1. Beschreibung

Auf dem Gemälde sind sieben Männer in einer Art Gaststube zu sehen, sechs sitzen oder stehen im Raum und rauchen, der siebte tritt durch die Tür ein. Der Blick des Betrachters wird zuerst auf die Hauptperson links unterhalb der Bildmitte gelenkt. Dieser Mann ist heller beleuchtet als die anderen Personen und sitzt als einziger im Bildvordergrund. Er hebt sich auch durch seine Kleidung vom Rest des Bildes ab: Seine hellrote Mütze kontrastiert mit seiner blaugrünen Jacke, den hellblauen Ärmelaufschlägen und der hellolivefarbenen Hose. Diese Farben tauchen im Bild ansonsten kaum auf, allein ein Krug und ein Ärmelaufschlag sind in eher dunklem, gedeckten Rot gehalten.

Der Mann blickt dem Betrachter entgegen, offenbar ist er so auffallend dargestellt, dass zuerst seine Köperhaltung und Mimik betrachtet werden, durch die dann der Rest der Darstellung begriffen werden kann. Diese Hauptperson schwelgt in einem Rauschzustand. Die Augen sind nahezu geschlossen, der Kopf leicht zur Seite geneigt, der Körper seitlich auf die Stuhllehne gestützt. Vielleicht vergleicht der Betrachter zunächst seinen eigenen, wachen und aufmerksamen Blick mit dem dieses ihm entgegenblickenden Mannes - und bemerkt den Gegensatz: Der dargestellte Mann wird ihn nicht bemerken, obwohl er frontal zu ihm sitzt, er ist alles andere als nüchtern und aufmerksam. Die aufgeblähten Backen deuten darauf hin, dass er Tabakrauch im Mund zurückhält. Ein anderer Hinweis auf Tabakkonsum könnte der nicht klar zu bestimmende weiße Gegenstand in seiner linken Hand sein. Es handelt sich vielleicht um eine Pfeife, zumindest der Pfeifenkopf ist zu erkennen, er ähnelt in Form und Farbe der einzigen, eindeutig im Bild zu identifizierenden Pfeife in der Hand des Rauchers ganz links.

Die Folgen des Rauchens sind nicht nur am Blick der Hauptperson abzulesen, sondern auch an ihrer Kleidung. Die Jacke ist hochgerutscht und entblößt das weiße Unterhemd, welches unordentlich in die Hose gestopft ist und Falten wirft. Der nachlässige Zustand seiner Kleidung scheint den Raucher nicht zu stören, vielleicht fällt er ihm auch einfach nicht auf. Genüsslich legt er seine rechte Hand auf den Bauch und schlägt das rechte Bein über das linke.

Ähnlich sind die fünf anderen Raucher am Tisch dargestellt. Sie unterscheiden sich aber alle in ihrer Reaktion auf den Rausch. Mimik und Körperhaltung sind vollkommen verschieden. Der im Bildhintergrund in der Raummitte stehende schwarzgekleidete Raucher zum Beispiel legt seinen Kopf in den Nacken und stößt den Rauch bedächtig aus schmal geöffnetem Mund aus. Vor ihm sitzt am Tisch ein Raucher, der den Mund weit öffnet, er könnte sogar laut lachen, worauf die auf seinen Bauch gelegte Hand und der weit zurückgelehnte Oberkörper hindeuten. Der Raucher links hinter der Hauptperson schaut eher versonnen und abwesend, sein Blick müsste eigentlich auf den Hinterkopf der Hauptperson vor ihm fallen, doch die Augen wirken – wohl wegen ihrer recht großen schwarzen Flächigkeit, die vielleicht erweiterte Pupillen andeutet – unfokussiert und leer. Diese Person hält eine deutlich sichtbare kurze Pfeife in der Hand, sie scheint sogar gerade Rauch auszustoßen. Auch die Kleidung dieses Mannes ist in einem schlechten Zustand, man kann deutlich den schwarzen Faden erkennen, mit dem der Riss am Ansatz des rechten Ärmels seiner Jacke genäht ist.

Auf Verwahrlosung deutet auch die Darstellung des Raumes hin. Im Vordergrund sind einige Gegenstände auf dem Boden verstreut. Sie sind nicht genau zu identifizieren, rechts vom Tisch scheint es sich aber um abgebissene Enden von Möhren oder Rettichstangen zu handeln. Auffällig ist im Vordergrund auch das über dem Schemel liegende weiße Tuch: Deutlich sichtbar sind die dunklen Flecken darauf, vielleicht ein Symbol für das sündhafte, schmutzige Umfeld. Die auf dem Schemel zu einer Art Stillleben. Krug, Tuch und Brot sind ähnlich angeordnet wie die Personen im Hintergrund: Die Position des Kruges entsprich dem Raucher hinter der Hauptperson, das schmutzige Tuch der Position der Hauptperson selbst, das Brot rechts dahinter der Position des im Sitzen an die Decke starrenden Rauchers.

Der Raum im Bildhintergrund ist schlecht zu erkennen. Die hier sitzenden Bauern tragen Kleidung in erdigen Farbtönen, so sind auch die Wände gehalten. Davon unterscheidet sich durch die Dunkelheit seiner Kleidung die ganz rechts am Tisch sitzende Person, die sich dem Eintretenden zuwendet. Vielleicht ist dies der Wirt. Ansonsten scheinen vor allem in der oberen linken Region des Bildes aufgrund dieser Farbigkeit Personen und Umgebung zu verschwimmen, Details sind hier kaum auszumachen.

Am deutlichsten ist im Bildhintergrund der gerade eintretende Mann zu erkennen. Während der Kopf des Mannes sich schon im Raum zu befinden scheint, sind seine Beine noch draußen. Die Köperhaltung ist merkwürdig gekrümmt. Der Mann lehnt sich an den Türpfosten und reißt den Mund auf, als würde er schreien. Offenbar kommt er nicht nur bereits berauscht, sondern auch verwahrlost hierher: Sein linkes Hosenbein ist aufgerissen.

Über der Türöffnung ist eine Eule in der Wand zu erkennen, offenbar handelt es sich um eine Arbeit in der Mauer. Diese Darstellung könnte einen allegorischen Bildsinn beinhalten. Renger ordnet die Eule als Tiersymbol der Darstellung von Reaktion der vier Temperamente auf den Weinrausch zu. Die Eule sei hier dem Phlegmatiker zuzuordnen.[1]

Durch die Türöffnung sieht man ein wenig von der Umgebung der Gaststube: Die Bäume weisen auf ein ländliches Umfeld hin, auch wenn aus diesem kleinen von der Türöffnung preisgegebenen Ausschnitt nicht viel zu schlussfolgern ist – die Abwesenheit angrenzender Gebäude deutet zumindest auf einen Standort am Stadtrand, wenn auch nicht unbedingt auf eine ländliche Lage hin.

Drei horizontale Achsen strukturieren den Raum. Die unterste wird von den Köpfen der fünf am Tisch sitzenden Raucher gebildet. Die mittlere verläuft über das Regal, das sich an der Wand oberhalb des Tisches befindet, und über den oberen Rahmen der Türöffnung. Die oberste horizontale Achse bildet der durch seinen Schatten deutlich sichtbare Dachbalken. Durch diese Struktur wird der Blick von Hauptfigur entlang der untersten Achse über die Gesichter der Rauchenden geleitet. Vielleicht schweift er beim stehenden Raucher kurz nach oben hin ab, doch wird er vom oberen Balken abgefangen und wieder in Richtung Tür geführt. Von der Türöffnung folgt man dem Blick des Eintretenden in die Raummitte und dann in den Bildvordergrund zum Schemel.

2. Zu analysierende Beobachtungen

An dem Bild fällt die Unbestimmtheit des Raumes auf. Die Bauern sind durch ihre Umgebung nicht klar als solche zu erkennen, allenfalls die durch die Türöffnung sichtbaren Bäume weisen darauf hin, dass die dargestellte Gaststube sich auf dem Land befindet. Die Besucher sind im Bild allein als verwahrloste und berauschte Menschen zu erkennen. Hier stellt sich die Frage, ob und inwiefern das Bild in einer Tradition der Darstellung steht, durch die der Betrachter die abgebildeten Personen sofort als Bauern erkennen kann.

Außerdem fragt sich der Betrachter, in welcher Beziehung die zwei deutlichsten Motive in diesem Bild – Verwahrlosung und Rausch – zueinander stehen. Entweder sind Rauchen und Trinken Folgen der Armut. Bei dieser Lesart weist die Verwahrlosung der Personen im Bild auf ihren sozialen Status hin, der Tabakkonsum ist dann nur eine weitere beobachtete Eigenschaft dieser sozialen Schicht. Oder aber die Verwahrlosung ist eine Folge des Rauchens und Trinkens, was dem Bild eine ganz andere Aussage verleihen würde: Dieser Lesart folgend, wäre Armut ein selbstverschuldetes Schicksal, vor dem das Bild moralisierend warnt.

Zwei Beispiele möglicher Bildsymbolik fallen in dem Gemälde sofort auf: Zum einen die Eule über der Tür, zum anderen der von den Bauern ausgestoßene Rauch. Der Rauch ist nicht nur bei einigen Bauern auszumachen, sondern scheint sich auch wie ein Schleier über die linke Raumseite im Bildhintergrund zu legen. Das Verschwimmen der Details hier ist vielleicht als Folge des Rauches im Raum zu sehen – vielleicht ein Motiv der Vergänglichkeit.

[...]


[1]Renger, Konrad, Adriaen Brouwer und das niederländische Bauerngenre. München, S. 34

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Adrian Brouwer: Rauchende und trinkende Bauern, (ca. 1635) - Beschreibung und Analyse
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Propädeutikum ,,Begriffs- und Formenlehre der Malerei'
Note
1-
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V1787
ISBN (eBook)
9783638110983
ISBN (Buch)
9783640326778
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Genremalerei, holländische, niederländische, Brouwer, fünf Sinne
Arbeit zitieren
Konrad Lischka (Autor:in), 2002, Adrian Brouwer: Rauchende und trinkende Bauern, (ca. 1635) - Beschreibung und Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1787

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