Leseprobe
Aufgabenstellung
1. Analysieren Sie den vorliegenden Auszug aus Johann Wolfgang von Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“, indem Sie neben Handlung und Situation insbesondere den Dialog der Figuren beschreiben und erlautern.
2. Uberprufen Sie, inwieweit Iphigenies Konflikt und Verhalten ( in dieser Szene) die Ideale der Weimarer Klassik widerspiegeln.
Klausur Stufe 12.
Punktzahl: 13 (1-)
Der mythologische Stoff der Iphigenie wurde mehrere Male zum Gegenstand der Literatur.
Die aus der Antike erhaltene Fassung des Euripides bildet dabei immer den Bezugspunkt beim Wieder aufgreifen des Iphigenie-Mythos.
Auch Johann Wolfgang von Goethe orientierte sich am Werk des Euripides fur sein Drama ,,Iphigenie auf Tauris“, das im Jahr 1779 verfasst wurde.
Wahrend seiner Italienreise 1886, die in der Literaturgeschichte den Ubergang in die Weimarer Klassik markiert, machte er sich die grofie Muhe das anfanglich in Prosa geschriebene Drama in ein Versdrama umzuformen. Vollendet entspricht das Drama fast vollkommen Aristoteles' Vorstellungen von einem klassischem Drama, und auch genau dem Vorbild der griechisch- romischen Mythologie.
Durch seinen Blankvers versetzt Goethe das Drama in eine kunstliche Hochsprache, die das Geschehen vonjedem Anspruch aufRealitat befreit.
Die Figuren handeln so kunstlich, wie sie den Konflikt schliefilich losen: in der Kunstwelt einer idealen Humanitat
Das Ziel Goethes war die Darstellung uberzeitlicher Ideale und allgemeinmenschlicher Gesetze. Dieser Idealismus ist besonders in der Protagonistin „Iphigenie“ wieder zuerkennen.
Iphigenie wurde von ihrem Vater geopfert und sitzt nun auf der Insel Tauris fest. Da man auf Tauris Fremdlinge als Barbaren ansieht, werden normalerweise alle Fremden getotet, doch die Gottin Diane rettet Iphigenie. Der Konig der Insel Tauris verliebt sich in Iphigenie, sie weicht ihm allerdings geschickt aus.
Das Entscheidende in diesem Drama, die Humanitat, zeigt sich als Iphigenies Bruder Orest, mit Pylades, einem Freund, auf die Insel kommt. Anstatt die Insel mit Orest zu verlassen und zu fliehen,entscheidet Iphigenie sich dafur, Thoas von ihrem Fluchtplan zu berichten, da sie ihm zu verdanken hat, dass sie, als Fremde, nicht getotet worden ist. Thoas lasst sie schliefilich gehen.
Die Humanitat hat gesiegt.
Der vorliegende Textauszug ist Bestandteil des 4. Aufzuges, 4. Auftritt.
Der Handlung in dieser Szene geht voraus, dass Iphigenie und Orest feststellen, dass sie Geschwister sind. Ein Orakel sagte ihm, er solle „seine Schwester“ aus Tauris holen. Er war der Meinung bei „seiner Schwester“ handele es sich um eine Gotterstatue, die er versucht zu stehlen und dadurch den Zorn Thoas auf sich zieht.
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