Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbereitungen und Erwartungen an das berufsfelderschließende Praktikum
2. Schulprofil der John F. Kennedy Schule
3. Beobachtungsschwerpunkt und Organisation des Praktikums
4. Theoretische Grundlagen
4.1. Bilingualismus
4.2. Kontrastivität, Kontrastivhypothese und Sprachkontakt
4.3. Sprachmischungen und Interferenzen
4.4. Unterschiedliche Interferenztypen und -fehler
4.5. Eine kontrastive Analyse des Englischen und Deutschen
5. Praktische Untersuchungen
5.1. Vorbereitung und Ausgangssituation im Unterricht
5.2. Empirische Untersuchung von Interferenzfehlern im Schriftlichen
5.3. Empirische Untersuchung von Interferenzfehlern im Mündlichen
5.4. Auswertung der Beobachtung
6. Fazit
Bibliographie
1. Vorbereitungen und Erwartungen an das berufsfelderschließende Praktikum
Aufgrund meiner bilingualen Schulbildung und der damit verbundenen positiven Auswirkungen auf mein Sprachverständnis und meine Spracherwerbsfähigkeit, fand ich es sehr spannend, mein Praktikum ebenfalls an einer sprachlich orientierten Schule zu absolvieren. Aus diesem Grund habe ich mir eine Liste von Schulen zusammengestellt, die eine sprachliche Ausprägung beinhalten. Eine Schule davon war die xxxSchule in Berlin-Zehlendorf, bei der ich mich telefonisch bewarb und auch ein Gespräch mit der Direktorin führte. Die Zusage für das Praktikum dort war sehr erfreulich, da die Schule sowohl Deutsch- als auch Englischmuttersprachler aufnimmt, die Schüler somit in einer mehrsprachlichen Umgebung lernen und die Beobachtung der Auswirkungen mich besonders interessierten. Da meine beiden Studienfächer ebenfalls Englisch und Deutsch sind, war die schulische Ausprägung besonders vorteilhaft. Als Deutschmuttersprachler wurde mir jedoch ans Herz gelegt, ebenfalls die Lehrer zu begleiten, die in der deutschen Sprache unterrichten. Meine Erwartungen an das Praktikum waren vielseitig. Zum einen interessierte mich, wie der Unterricht aufgebaut war, welche Organisation bezüglich der verschiedenen Muttersprachen vorgenommen wurde und wie der jeweilige Fremdsprachenunterricht unternommen wurde. Mir wurde freigestellt, ob ich mir einen Stundenplan zusammenstellen lasse, oder ob ich mir die Stunden selbst zusammenstelle. Ich habe die letzte Möglichkeit gewählt und habe mir dafür die Stundenpläne von Lehrern angeschaut, die in deutscher Sprache unterrichten. Ich habe mich dazu entschlossen drei Lehrer der Oberschule zu begleiten und zusätzlich Schüler in einer Nachhilfeumgebung für deutsche und englische Rechtschreibung und Grammatik zu beobachten. Hierbei interessierten mich vornehmlich die Unterrichtseinheiten, bei denen Deutsch für englische Muttersprachler unterrichtet wurde, da ich dabei gut beobachten konnte, welche typischen Fehler bei der Übersetzung vom Englischen ins Deutsche auftreten. Auf den Beobachtungsschwerpunkt wird im Folgenden noch detailliert eingegangen.
2. Schulprofil der xxx Schule
Das Schulprofil der xxx Schule lässt sich auf der Homepage der Schule einsehen. Der Homepage habe ich auch die Informationen zur Schulphilosophie und den Zielen der Schule entnommen. Die anderen Informationen im folgenden Abschnitt konnte ich Gesprächen mit Lehrern und meinem eigenen Einblick in die Schule entnehmen. Die xxx Schule ist eine bilinguale, multikulturelle deutsch-amerikanische öffentliche Schule.
Innerhalb der xxx Schule, im Kommenden S genannt, sind sowohl Grundschule, als auch Mittelstufe und Gymnasialstufe integriert. Zudem kann der Schüler hier auch einen amerikanischen Abschluss, das High School Diploma, erlangen. Die S wurde 1960 gegründet und soll dem Zeitgeist einer sich schnell ändernden Zeit entsprechen; es soll kontinuierlich nach neuen Wegen gesucht werden, die Schüler individuell, intellektuell, emotional oder sozial zu fördern (S 2011). Es ist auffällig, dass die S zahlreiche außerschulische Aktivitäten anbietet, an denen die Schüler nach dem Unterricht teilnehmen können. Die Schüler können sich so in den unterschiedlichsten Bereichen ausprobieren und engagieren. Es werden politische, sportliche, musische oder auch künstlerische Aktivitäten angeboten, die sowohl deutschen als auch amerikanischen Ursprungs sind, wie z.B. Baseball, Theater, diverse Musikinstrumente oder auch verschiedene Gesangsrichtungen.
Die Klassen sind bereits in der Vorschule gemischt, so dass englische und deutsche Muttersprachler miteinander lernen. Trotz des gemischten Klimas in der Schule ist die Sprache auf dem Schulhof meist Englisch, was einen großen Vorteil für die Deutschmuttersprachler birgt, da sie die englische Sprache auf diese Weise schnell sehr gut sprechen lernen. Außerdem wird durch das gemischte System ein kultureller Austausch und somit auch kulturelle Offenheit gefördert.
Die S verfolgt folgende Ziele: Akademische Fähigkeiten und Fertigkeiten erlangen, das Beherrschen der deutschen und englischen Sprache, Förderung der unabhängigen Entwicklung und kontinuierlichen Weiterentwicklung von Schülern, internationales Verständnis und gegenseitiger Respekt (S 2011).
Aufgrund der Mehrsprachigkeit der Schüler besteht die Lehrerschaft auch aus Englisch- und Deutschmuttersprachlern, als Verhältnis wird hier 50:50 angestrebt. Der Unterricht wird demzufolge (mit Ausnahme des Sprachunterrichts) entweder in Deutsch oder in Englisch durchgeführt, wobei das Einteilen der Schüler nicht von der Unterrichtssprache der Lehrer abhängt. So kann es durchaus dazu kommen, dass ein Schüler deutscher Muttersprache, verschiedene Unterrichtsfächer in Englisch absolviert. Es wird vorausgesetzt, dass das Sprachniveau der Schüler dementsprechend hoch ist, so dass eine solche Konstellation keine weiteren Probleme bereitet. Eine Ausnahme ist hierbei der Sprachunterricht. Je nach Muttersprache wird die jeweils andere Sprache als Fremdsprache unterrichtet, an der S wird diese dann Partnersprache genannt. Tests belegen das jeweilige Sprach- und Unterrichtsniveau des Schülers.
Die Niveaus des Deutschfremdsprachenunterrichts beispielsweise gliedern sich wie folgt: Es gibt 5 Stufen D1 bis D5. Bei D1 handelt es sich hier um die Muttersprache, bei D5 um das Einsteiger-Niveau. Innerhalb der verschiedenen Niveaus kann es nochmal zu einer Untergliederung kommen.
3. Beobachtungsschwerpunkt und Organisation des Praktikums
Aufgrund des bereits aufgeführten Sprachprofils der Schule und meiner eigene sprachlichen Vorbildung habe ich einen Beobachtungsschwerpunkt gewählt, der sich mit Mehrsprachigkeit befasst. Ich habe mich dazu entschlossen, mich mit Interferenzfehlern zu beschäftigen, die bei Schülern mit englischer Muttersprache im Deutschunterricht auftreten. Um zu beobachten, welche typischen Fehler das sind, habe ich zwei Deutschlehrer begleitet, die u.a. Englischmuttersprachler unterrichten. Meine Beobachtungen wurden in Klassen mit dem Sprachniveau D3 gemacht, wobei dieses Sprachniveau innerhalb verschiedener Klassenstufen (7./8./11./12.) beobachtet wurde.
Bevor nun auf die Beobachtungen im Unterricht eingegangen werden soll, möchte ich zunächst ein paar theoretische Grundlagen und Begriffserklärungen darlegen, die als Basis für meine Beobachtungen dienen sollen.
4. Theoretische Grundlagen
Im Kommenden sollen zunächst die Grundlagen für eine praktische Beobachtung geschaffen werden. Dazu ist es notwendig eine stimmige Begriffserklärung zum Bilingualismus festzulegen. Weiterhin ist es für die praktische Untersuchung essentiell herauszufinden, welche möglichen Fehler beim Erlernen einer Fremdsprache stattfinden können und welche dieser Fehler durch die Muttersprache hervorgerufen werden können. Hierfür soll vorab erklärt werden, inwiefern zwei Sprachen miteinander verglichen werden können. Dafür werden Begrifflichkeiten wie Kontrastivität, Kontrastivhypothese und Transfer erklärt. Anschließend wird darauf eingegangen, welche Fehler durch den Kontakt zweier Sprachen auftreten können und wie diese kategorisiert werden.
4.1. Bilingualismus
Bilingualismus ist eine Unterkategorie der Mehrsprachigkeit. Es existieren mehrere Definitionen und Anschauungsweisen zu der Frage, wie Zweisprachigkeit definiert werden kann. Die maximalistische Definition sieht vor, dass beide Sprachen muttersprachlich beherrscht werden sollen, während die minimalistische Definition lediglich die Fähigkeit, sinnvolle Äußerungen in einer anderen Sprache vornehmen zu können, einbezieht. Nach Apeltauer umfasst Bilingualismus die Fähigkeit zwei Sprachen abwechselnd gebrauchen zu können, wobei bei dieser Herangehensweise lediglich wichtig ist, dass die fremde Sprache verstanden wird (vgl. Maak 2010: 31). Nach Kielhöfer und Jonekeit bedeutet Bilingualismus bzw. Zweisprachigkeit den Gebrauch von zwei Sprachen, wobei die Fähigkeit des schnellen und korrekten Wechsels zwischen den Sprachen ausschlaggebend ist. Ebenfalls wichtig sind dabei ein gewisser Reinheitsgrad und ein gewisses Sprachbewusstsein in der Zielsprache (vgl. 1983:11). Diese Annäherungsweise an Bilingualismus soll als Grundlage für diesen Bericht und meine Beobachtungen dienen.
Es ist bei der Zweisprachigkeit durchaus möglich dass ein Ungleichgewicht zwischen den Sprachen herrscht (vgl. Kielhöfer/ Jonekeit 1983:12). Bilingualismus entsteht oft dadurch, dass es einen Unterschied zwischen Familiensprache und Umgebungssprache gibt. Normalerweise übt hierbei die Umgebungssprache Druck auf die Familiensprache aus und wird zur dominanten Sprache (vgl. Kielhöfer/Jonekeit 1983:20f). Dass dies nicht immer der Fall ist, soll in den praktischen Beobachtungen erläutert werden.
4.2. Kontrastivität, Kontrastivhypothese und Sprachkontakt
Als Kontrastivität bezeichnet man die Ähnlichkeitsrelation zwischen der Mutter- und Fremdsprache. Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Frage nach dem Einfluss des Kontaktes zwischen Mutter- und Fremdsprache auf den Sprachlernprozess (vgl. Brdar-Szabo 2010: 519).
Die Kontrastivhypothese beschreibt den Zusammenhang zwischen Erst- und Zweitsprache. Sie steht im Zusammenhang mit dem Behaviorismus und Strukturalismus. Die Kontrastivhypothese versucht mithilfe der Kontrastivität zwischen Mutter- und Fremdsprache den Lernprozess in der Fremdsprache vorherzusagen bzw.
[...]