Leseprobe
Inhalt
Einleitung
1. Nation-Building
1.1. Komponenten des Nation-Buildings
1.2. Externe und interne Akteure des Nation-Buildings
1.3. Konstruktive Rolle der Medien im Nation-Building-Prozess
2. Failed State Afghanistan
2.1 Gesellschaftliche Fragmentierung
2.2 Die politische Lage
2.3 Die wirtschaftliche und soziale Lage
3. Medienaufbau in Afghanistan nach dem Sturz des Taliban-Regimes
3.1 Die Ausgangslage der Medienförderung in Afghanistan
3.2 Die afghanische Medienlandschaft
3.3 Grundlegende Problemfaktoren bei der Etablierung unabhängiger Massenmedien in Afghanistan
4. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Einleitung
„ Alle Menschen hatten die gleiche Sprache und gebrauchten die gleichen Worte. Als sie von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Land Schinar und siedelten sich dort an. […] Sie sagten zueinander: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen. Da stieg der Herr herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Er sprach: Seht nur, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, was sie sich auch vornehmen. Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht. Der Herr zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen. Darum nannte man die Stadt Babel (Wirrsal), denn dort hat der Herr die Sprache aller Welt verwirrt, und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut.“(Der Turmbau zu Babel, Altes Testament)
Kommunikation ist der Ursprung allen gemeinsamen Handelns. Mit der Geschichte des Turmbaus zu Babel lehrt bereits das Alte Testament der Bibel, dass gemeinsame Handlungen an die Grundvoraussetzung gelungener Verständigung gebunden sind und erfolgreiche Kommunikation eine soziale Gemeinschaft überhaupt erst konstituiert. Tausende Jahre später beschäftigt sich die Wissenschaft nach wie vor mit diesem Phänomen. Im modernen Kommunikationszeitalter des 21. Jahrhunderts, in dem viele Staaten der Welt zerfallen sind, fragen sich Medienforscher, inwiefern die massenmediale Kommunikation zur Entstehung von Nationen beitragen kann. Am Beispiel Afghanistans soll in dieser Arbeit die Rolle moderner Massenmedien im Prozess des Nation-Buildings analysiert werden. Es gilt zu klären, ob Medien überhaupt einen konstruktiven Beitrag zur Nationenbildung leisten können und wie dieser gegebenenfalls aussieht. Neben einer allgemeinen Betrachtung, wird die Rolle der Medien darüber hinaus auch im Hinblick auf die spezielle Situation Afghanistans bewertet.
Da der Begriff ‚Nation-Building’ in der Literatur sowie der politischen Diskussion unterschiedlich verwendet wird, gilt es diesen im ersten Kapitel für den weiteren Verlauf dieser Arbeit näher einzugrenzen. In dem Kapitelabschnitt 1.1 werden zunächst einzeln die zentralen Komponenten erfolgreichen Nation-Buildings vorgestellt. Hierbei liegt der Fokus insbesondere auf den Kernelementen, in deren Kontext moderne Massenmedien von Bedeutung sind. Im darauffolgenden Kapitelabschnitt 1.2 gilt es die Funktion der verschiedenen, am Nation-Building beteiligten, Akteure näher zu erläutern. Anschließend folgt dann in Abschnitt 1.3 eine allgemeine Analyse der Rolle moderner Massenmedien im Hinblick auf deren konstruktive Funktionen im Nation-Building-Prozess. Es gilt zu beantworten, inwiefern Medien das Potential dazu besitzen, die Bevölkerung zerrütteter Staaten zu mobilisieren und zu integrieren und von welchen Einflussfaktoren dieses Potential abhängig ist.
Im zweiten Kapitel wird daraufhin die gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und soziale Situation Afghanistans analysiert. Es wird untersucht, ob und inwiefern die Rahmenbedingungen des Landes für die Entwicklung moderner Massenmedien geeignet sind und ob diese unter den gegebenen Bedingungen überhaupt eine Rolle im afghanischen Nation-Building-Prozess spielen können. In Kapitel 2.1 wird zunächst die ethnische, sprachliche und religiöse Fragmentierung der Gesellschaft erläutert bevor dann anschließend in Kapitel 2.2 eine Darstellung der politischen Lage sowie in Kapitel 2.3 eine Erörterung der wirtschaftlichen und sozialen Situation Afghanistans folgt. Hierbei wird insbesondere auch der Kontrast zwischen Stadt- und Landleben aufgezeigt.
Nach den theoretischen Betrachtungen in Kapitel 1 und der Beschreibung der speziellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Afghanistans in Kapitel 2, knüpft in Teil 3 eine detaillierte Analyse der afghanischen Medienlandschaft an. Hier wird die Situation der vier zentralen Massenmedien Radio, Fernsehen, Zeitung und Internet im Land erörtert. Es gilt differenziert herauszuarbeiten, inwiefern sich die unterschiedlichen Medienarten in ihrer Rolle hinsichtlich des Nation-Buildings unterscheiden, welches Medium besonders geeignet oder besonders ungeeignet ist, und wo generelle Probleme bei der medialen Kommunikation in Afghanistan bestehen.
Diese Arbeit stützt sich auf drei Hauptwerke: zum einen auf die umfassenden theoretischen Betrachtungen Hipplers zum Nation-Building sowie zum anderen auf zwei relativ ausführliche Analysen der afghanischen Medienlandschaft aus den Jahren 2006 und 2007. Grundlegende Problematiken und Erfolge des Medienaufbaus in Afghanistan werden hier von den Autorinnen Wergin und Tutakhel präzise erfasst. Bei aktuelleren Daten und Fakten stützt sich diese Arbeit vielfach auf Internetquellen. Aufgrund der Instabilität und Schnelllebigkeit der afghanischen Medienlandschaft, erhebt diese Arbeit jedoch keinen Anspruch auf vollständige Aktualität. Die afghanische Medienlandschaft ist bislang nur wenig erforscht und die Quellenlage ist somit in vielen Bereichen sehr dürftig und nur selten objektiv. Angaben westlicher Autoren widersprechen häufig den Aussagen afghanischer Quellen und umgekehrt. Eine unabhängige Überprüfung der Fakten ist bei diesem – bislang wenig erforschten – Thema überaus schwierig und teilweise nicht möglich.
1. Nation-Building
In den 90er Jahren verändert sich die außenpolitische Perspektive vieler Staaten grundlegend. Es entstehen zunehmend regionale Konflikte, die sich nicht länger in das einfache dichotome Schema des Kalten Krieges zwängen lassen. Innerstaatliche Konfliktursachen sowie die Ent-stehung sogenannter ‚failed states’ rücken verstärkt ins Zentrum außen- und sicherheits-politischer Betrachtungen. Erfahrungen in Ländern wie Somalia, auf dem Balkan oder in Afghanistan und dem Irak haben der internationalen Gemeinschaft vor Augen geführt, dass insbesondere fragmentierte Gesellschaften und Staatszerfall häufig Auslöser von Gewalt-konflikten sind und eine schnelle Befriedung der Krisengebiete nahezu unmöglich machen. Die häufig dadurch verursachte regionale Destabilisierung und Behinderung wirtschaftlicher, politischer und sozialer Vorwärtsentwicklung bietet darüber hinaus auch immer wieder einen geeigneten Nährboden für terroristische Aktivitäten. Spätestens seit den Anschlägen des 11. Septembers 2001 ist sich die westliche Welt der Tragweite dieser terroristischen Bedrohung bewusst und hegt ein neues Eigeninteresse an der Stabilisierung zerrütteter Staaten.[1]
Vor dem Hintergrund der neuen Konflikterfahrungen der internationalen Gemeinschaft und der Transnationalisierung terroristischer Bedrohung, gewinnt die politische Diskussion um ei-ne effektive Bekämpfung des Terrors sowie die Stabilisierung von ‚failed states’ zunehmend an Relevanz. Innerhalb der wissenschaftlichen Debatte kommt diesbezüglich der Begriff ‚Na-tion-Building’ auf. Spätestens seit den Einsätzen im Irak und in Afghanistan wird internatio-nal und interdisziplinär sowohl in der Außen- und Sicherheitspolitik als auch in der Entwick-lungspolitik öffentlich darüber diskutiert, Strategien des Nation-Buildings „entweder als prä-ventive Politikoption zur Vermeidung von Staatszerfall und gesellschaftlicher Fragmen-tierung, als Alternative zu militärischer Konfliktbearbeitung, als Bestandteil militärischer In-terventionen oder als Element der Konfliktnachsorge“[2] anzuwenden. Es geht um die Fragen, wie man in den zerrütteten und vom Krieg zerstörten Staaten für Stabilität sorgen, neue funk-tionierende Staatsapparate etablieren und die Zivilgesellschaft stärken und fördern kann. Im Nation-Building sehen viele Experten Antworten auf diese Fragen und einen Ansatz zur Lösung innerstaatlicher Konflikte des 21. Jahrhunderts.[3]
1.1. Komponenten des Nation-Buildings
Der Begriff ‚Nation-Building’ werde zwar „zunehmend benutzt, aber kaum ausgeführt oder theoretisch bearbeitet“[4], kritisiert Hippler. Er warnt davor Nation-Building als eine Art Sammelbegriff für alle möglichen nicht-militärischen politischen Instrumente oder gleichbedeutend mit dem Begriff des ‚Peacekeeping’ zu verwenden, denn dies bedeute es nicht zwingend.[5] Es gilt den Begriff für den weiteren Verlauf dieser Arbeit näher einzugren-zen und gezielt Komponenten und Aspekte des Nation-Buildings zu fokussieren, in deren Zusammenhang die Förderung und Wirkung moderner Massenmedien eine Rolle spielen.
In Anlehnung an Hippler lassen sich drei Kernelemente ausmachen, die als zentrale Stütz-pfeiler erfolgreichen Nation-Buildings fungieren: „eine gemeinschaftsbildende, über-zeugungskräftige Ideologie, die Integration der Gesellschaft und ein funktionsfähiger Staats-apparat“[6]. Hippler betont, dass Nation-Building einer gemeinschaftsbildenden Ideologie ent-springen oder aber diese im Laufe der Zeit hervorbringen müsse, da eine solche Ideologie eine entscheidende Legitimationsfunktion erfülle. Sie spiele hinsichtlich der Legitimierung von Umstrukturierung und Wandel der Politik und Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Als konstitutive Ideologie erfolgreichen Nation-Buildings konstatiert Hippler den ‚Natio-nalismus’.[7] Mit Nationalismus sind im Folgenden „Ideen und Bestrebungen“ gemeint, „die darauf abzielen, einen größeren Solidarverband, die Nation, hervorzubringen, zu mobilisieren und in einem Nationalstaat zu integrieren“[8]. In Anlehnung an das Ideologie-Verständnis von Derichs[9], wird Nationalismus als „Gedanke, dass eine Nation grundsätzlich etwas Er-strebenswertes darstellt“[10], in dieser Arbeit ebenfalls dem Bereich gemeinschaftsbildender Ideologien zugeordnet. Zur Entstehung einer gemeinsamen Ideologie des Nationalismus – die sich auch allgemeiner als grundlegendes gesellschaftliches Konsensbewusstsein bezeichnen lässt – kommt es jedoch nicht, wenn die entsprechende Gesellschaft durch ethnische und reli-giöse Fragmentierung charakterisiert ist. Die Existenz religiöser Identitäten oder von Stammesidentitäten ist für sich genommen nicht problematisch, entscheidend ist jedoch ihr Verhältnis zu einer gruppenübergreifenden Identität. „Solange aber die primäre Identität und Loyalität beim Stamm, Clan oder einer ethnischen oder ethnoreligiösen Gruppe liegt und die ‚nationale’ Identitätsebene nachgeordnet bleibt oder fehlt, wird ein Nationalstaat prekär blei-ben“[11] (vgl. Kapitel 2.1).
Das zweite Kernelement erfolgreichen Nation-Buildings ist laut Hippler die Integration der Gesellschaft aus zuvor heterogenen und lose verbundenen Gruppierungen. Verschiedene eth-nische und religiöse Gruppen müssen folglich nicht bloß davon überzeugt sein zu einer ge-meinsamen Nation zu gehören, sondern diese müsse sich auch in der sozialen Realität und im gesellschaftlichen Alltag widerspiegeln. Kommunikation wird hierbei zum Schlüsselbegriff. Erst wenn sich diese zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen verdich-tet und nicht nur innerhalb einzelner Fragmente stattfindet, ist erfolgreiche gesellschaftliche Integration möglich. Als elementare Voraussetzung für einen gesamtgesellschaftlichen politi-schen und kulturellen Diskurs nennt Hippler eine funktionsfähige ‚nationale Infrastruktur’, wozu er das ausreichende Vorhandensein von Verkehrs- und Kommunikationswegen (1), die Bildung einer Nationalökonomie aus lokalen Wirtschaftsbereichen (2) sowie die Etablierung landesweiter Massenmedien (3) zählt.[12] Im Folgenden interessieren besonders die genannten Punkte eins und drei. Neben Hippler konstatieren auch andere Autoren, dass der Aufbau einer Nation neben weiteren Komponenten auch „eine von der gesamten Zivilgesellschaft geteilte […] mediale Infrastruktur“[13] benötigt. Diese müsse allen Bevölkerungsgruppen gleicher-maßen zugänglich sein und von ihnen zur Kommunikation genutzt werden können.[14] Die me-diale Infrastruktur Afghanistans und deren Bedeutung für erfolgreiches Nation-Building stehen unter anderem als zentrale Untersuchungsschwerpunkte im Fokus dieser Arbeit.
Als drittes Kernelement nennt Hippler schließlich das sogenannte ‚State-Building’. Während die beiden anderen Komponenten – gemeinschaftsbildende Ideologie und Integration der Ge-sellschaft – in erster Linie zum Aufbau und zur Festigung der Zivilgesellschaft[15] führen, um-fasst state-building die Bildung eines funktionsfähigen Staatsapparates, dem es gelingen soll sein Staatsgebiet zu kontrollieren.[16] Beim State-Building wird der Staat mitsamt seiner Insti-tutionen „zur politischen Organisationsform einer handlungsfähigen Gesellschaft“[17]. Zu sei-nen zentralen Funktionen zählen die Sicherung des Gewaltmonopols, die Garantie der Sicher-heit für die eigene Bevölkerung und Nachbarstaaten, die Bereitstellung öffentlicher Güter so-wie die Schaffung von Rechtsstaatlichkeit und Rechtssicherheit.[18] Die notwendige Grund-vorsaussetzung zur Erfüllung dieser Funktionen ist jedoch das Vorhandensein einer ausge-prägten Zivilgesellschaft und politischen Gemeinschaft, die den Staatsapparat trägt. „Sie ist eine notwendige Ergänzung für ein effizientes Funktionieren staatlicher Institutionen“[19].
Die drei Komponenten des Nation-Buildings bedingen sich jedoch gegenseitig. Bei erfolg-reichem Nation-Building ergibt sich aus den drei einzelnen Elementen State-building, gesell-schaftliche Integration und ideologische Legitimation ein komplex verwobenes Dreieck.[20] Es gilt abschließend zusammenzufassen, dass Nation-Building neben der Staatsbildung immer auch soziokulturelle Gestaltungs- und Integrationsprozesse voraussetzt, in denen sich gemein-same Identitäten, Werte und Ziele entwickeln.[21] Wichtiger als absolute Homogenität ist hier-bei vielmehr die „Anerkennung von Heterogenität und Ermöglichung von Inklusion“[22], wes-halb der Kommunikation in diesen Prozessen eine Schlüsselrolle zukommt. Welche Funk-tionen insbesondere moderne Massenmedien im Nation-Building-Prozess erfüllen können, wird in Kapitel 1.3 noch näher erläutert. Es ist jedoch sinnvoll, vorab auch kurz auf die Ak-teure des Nation-Buildings einzugehen.
1.2. Externe und interne Akteure des Nation-Buildings
Für ein besseres Verständnis der komplexen Akteurslage im Nation-Building, lohnt ein Blick auf die begriffliche Differenzierung von ‚Staatsbildung’ und ‚Nationenbildung’ nach Hopp und Kloke-Lesch. Häufig setzen Wissenschaftler Nation-Building mit state-building gleich. „In diesem Verständnis handelt es sich um ein tatsächliches ‚Building’, den konstruierenden Aufbau eines Staates bzw. einer Nation“[23], den in der Regel externe Akteure der internatio-nalen Staatengemeinschaft anleiten und durchführen, mit dem Ziel durch ein funktionierendes Staatswesen die internationale Sicherheit zu stabilisieren. Die Demokratiefähigkeit der neu entstehenden staatlichen Strukturen spielt hierbei neben dem Aspekt der Sicherheit eine zweitrangige Rolle. Diese Arbeit untersucht hingegen einen anderen Ansatz des Nation-Buil-dings. In einem zweiten Verständnis wird Nation-Building als Nationenbildung verstanden. Dabei handelt es sich, laut Hopp und Kloke-Lesch, um einen von der Bevölkerung ausgehen-den und getragenen Prozess, der in der Bildung einer nationalen Identität mündet und Men-schen zu einer kollektiven Willensgemeinschaft zusammenwachsen lässt. Entscheidend ist hierbei, dass dieser Prozess lediglich von der Bevölkerung selbst vollzogen werden kann und weit über die bloße Sicherung des staatlichen Gewaltmonopols, den Aufbau eines funktions-fähigen Staatsapparats sowie eine funktionierende Infrastruktur hinausgeht. Der Prozess der Nationenbildung wird maßgeblich von internen Akteuren gesteuert. Externe spielen dies-bezüglich eine untergeordnete Rolle, wenngleich sie Bestrebungen zur Nationenbildung jeder-zeit von Außen unterstützen und fördern können.[24]
Insbesondere in materieller Hinsicht ist es externen Akteuren möglich, entwicklungspolitisch sinnvolle Hilfe und Unterstützung zu leisten, indem sie beispielsweise beim Aufbau von Infrastruktur mitwirken. Laut Hopp und Kloke-Lesch muss diesbezüglich „darauf geachtet werden, dass diese allen Bevölkerungsteilen gleichermaßen zugänglich [ist] und Gräben zwi-schen Bevölkerungsgruppen nicht vertieft, sondern […] gemeinsame Interessen gestärkt wer-den.“[25] Hinsichtlich anderer Komponenten des Nation-Buildings – wie zum Beispiel der ideo-logischen Legitimation – ist es äußerst schwer von Außen maßgeblich etwas auszurichten, da derartige Prozesse nur vom Innern einer Gesellschaft selbst herrühren können und auch durch die breite Masse einer Bevölkerung getragen werden müssen.[26]
Nation ist ein soziales Phänomen, das häufig erst in einem langwierigen Prozess entsteht. Und obwohl zwar die Bevölkerung die tragende Basis einer Nation darstellt, spielt häufig auch der Staat als Akteur eine entscheidende Rolle in diesem Prozess. „In vielen multiethnischen (Pro-to)-Gesellschaften ging und geht der Impuls zur Durchsetzung gesellschaftlicher Integration und der Schaffung eines Nationalstaats vom Staatsapparat […] aus“[27]. Mittel und Wege der Durchsetzung können dabei höchst unterschiedlich sein – sie reichen von Zwang und Gewalt bis hin zu friedlichen kulturellen Maßnahmen. Der Staat ist somit nicht bloß als ein Resultat von Nation-Building anzusehen, sondern fungiert zugleich sehr oft auch als zentraler Akteur.
Laut Hippler, entscheide über Scheitern und Erfolg von Nation-Building schlussendlich das gemeinsame Zusammenspiel und das Ineinanderwirken interner und externer Akteure. Na-tion-Building könne nicht von Außen erzwungen werden, solange interne Entwicklungen die-sem entgegenstehen. Jegliche Form entwicklungspolitischer Maßnahmen macht lediglich Sinn, wenn diese generell von internen Akteuren gewollt ist und entsprechende Voraus-setzungen dafür geschaffen sind.[28] Es gilt festzuhalten, dass im Folgenden, bezüglich der Be-trachtung der Rolle der Medien im Nation-Building-Prozess Afghanistans, lediglich entwick-lungs- und friedenpolitische Ansätze erläutert werden, die zur Entwicklung einer demo-kratischen und transparenten Gesellschaft beitragen und den Aufbau einer Zivilgesellschaft fördern. Es wird auch gezielt das Wirken ausländischer Medienakteure untersucht, sofern die-se einen friedlichen Nationenbildungsprozess in Afghanistan unterstützen. Der Missbrauch von Medien zu Propagandazwecken seitens terroristischer Vereinigungen oder Warlords – also dem Nation-Building entgegenwirkender Kräfte – oder aber auch die Medienarbeit inter-nationaler Streitkräfte wird im Folgenden bewusst nicht weiter berücksichtigt, um den Rah-men der Arbeit nicht zu überschreiten.[29]
1.3. Konstruktive Rolle der Medien im Nation-Building-Prozess
Nachdem die wichtigsten Kernelemente des Nation-Buildings sowie diesbezüglich die ver-schiedenen Akteursrollen in Kapitel 1.1 und 1.2 vorgestellt wurden, gilt es nun die Rolle der Medien im Prozess der Nationenbildung näher zu erläutern. Im Fokus steht hierbei die Ana-lyse der Funktion der Medien bei der Entstehung von gruppenübergreifender Identität und ge-sellschaftlichem Konsens sowie der gesellschaftlichen Integration und Etablierung eines ge-samtgesellschaftlichen politischen und kulturellen Diskurses. In Anlehnung an Hippler, der diese beiden Aspekte neben dem sogenannten ‚state-building’, dass im Folgenden jedoch ver-nachlässigt wird, als zentrale Kernelemente erfolgreichen Nation-Buildings konstatiert, soll nun in diesem Kapitel der mediale Einfluss auf die Entstehung und Festigung einer Zivilge-sellschaft untersucht werden. Es gilt die Fragen zu beantworten, inwiefern Medien ein Poten-tial dazu haben, die Bevölkerung zerrütteter Staaten zu mobilisieren und zu integrieren und von welchen Faktoren ihre Bedeutung in diesem Prozess abhängig ist.
Die Rolle der Medien bei der gesamtgesellschaftlichen Integration
„Unter Integration wird allgemein der Zusammenhalt von Teilen in einem ‚systemischen’ Ganzen und die dadurch erzeugte Abgrenzung von einer unstrukturierten Umgebung verstan-den.“[30] Der Integrationsbegriff lässt sich jedoch noch weiter spezifizieren. Was Hippler als gesamtgesellschaftliche Integration begreift (vgl. Kapitel 1.1), bezeichnet Lockwood etwas konkreter als ‚Sozialintegration’, die er beispielsweise von der sogenannten ‚Systeminte-gration’ differenziert.
Die soziale Integration hängt primär mit Motiven, Orientierungen und Absichten der Akteure zusammen und anders als die Systemintegration, die lediglich das reibungslose Funktionieren einer Gesellschaft als System bewirkt, geht es „bei der Sozialintegration um den Einbezug der Akteure in einen gesellschaftlichen Zusammenhang“[31]. Kulturation, Identifikation und Inter-aktion spielen hierbei eine wichtige Rolle. Um erfolgreich und sinnhaft interagieren zu kön-nen, benötigen die gesellschaftlichen Akteure Kompetenz und ein bestimmtes Maß an Wissen und Information (Kulturation). Entscheidend für den Integrationsprozess ist darüber hinaus die Identifikation eines Gesellschaftsmitglieds mit dem ihn umgebenden sozialen System. Das bedeutet, dass zwischen Individuum und Kollektiv eine kognitive und emotionale Beziehung entsteht, die bei dem Einzelnen als Orientierung existiert, beispielsweise als Nationalstolz oder Wir-Gefühl, dass ihn mit den anderen Mitgliedern der Gesellschaft verbindet. Gelungene Sozialintegration ist in letzter Konsequenz „die bewußte (sic!) Loyalität zur Gesellschaft und ihren herrschenden Institutionen, etwa in Form der mit Werten begründeten Zustimmung zu den politischen Instanzen und deren Entscheidungen“[32]. Für erfolgreiches und friedliches Na-tion-Building stellt die Sozialintegration der Gesellschaft eine essentielle Voraussetzung dar. Nun stellt sich die Frage inwiefern Medien diesbezüglich Einfluss nehmen können. Generell gilt festzuhalten, dass Interaktion und somit Kommunikation die Grundlage der Sozial-integration darstellen.[33] Es ist daher naheliegend, dass moderne Massenmedien als multifunk-tionale Kommunikationsmittel hierbei eine Rolle spielen: als Informant und Wissensvermittler oder auch als Plattform für Interaktion, konfliktiven Austausch und Konsensfindung. Dies gilt es im Folgenden näher zu erläutern.
Soziologen konstatieren, in sozialen Gruppen komme es häufig zu sogenanntem ‚In-Group-Out-Group-Denken’.[34] Ein multiethnisches und multikulturelles Land wie Afghanistan mit verschiedenen Volksgruppen, Sprachen und Traditionen (vgl. Kapitel 2.1) bietet diesbe-züglich viel Platz für soziale Vorurteile. Besonders problematisch ist dies, wenn aufgrund mangelhafter gesellschaftlicher Interaktion und geringer objektiver und kritisch reflektieren-der Information über die ‚anderen’ interethnische Konflikte und vermeidbare Feindbildkons-truktionen entstehen, die erfolgreiche Nation-Building-Prozesse konterkarieren. Laut Frei sei Wahrnehmung immer spekulativ und ein Feindbild schlimmstenfalls nichts weiter als der un-reflektierte und unkritische Glaube an eine ungenaue Hypothese.[35]
„Informationsreduktion geht einher mit Simplifizierung, mit der Überschätzung von Unter-schieden, mit der Unterschätzung von Gemeinsamkeiten. Und dieses Perzeptionsmuster ist um so (sic!) wahrscheinlicher, je andersartiger, je fremder das Abgrenzungsobjekt kommuniziert werden kann – kurz: je leichter ein Kontrastbild zu zeichnen ist.“[36]
Um innergesellschaftliche Konflikte zu beruhigen, bedarf es der Mediation sowie Auf-klärungskampagnen und vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen den gegnerischen La-gern.[37] Medien können hierbei eine zentrale Rolle einnehmen. Sie haben das Potential, anstatt durch einseitige Berichterstattung Feindbilder zu erzeugen und soziale Vorurteile zu schüren, diese durch objektive und reflektierte Berichterstattung zu revidieren und auf diese Weise so-ziale Distanzen abzubauen, Vertrauen zu schaffen und gesamtgesellschaftliche Integration und somit auch Prozesse des Nation-Buildings zu unterstützen.[38] In Anlehnung an das soge-nannte Thomas- und Lippmann-Theorem[39] gilt festzuhalten, dass Einstellungen und Hand-lungsorientierungen stark von den Bildern in den Köpfen der Menschen und weniger von den realen Gegebenheiten abhängen. Bei der Entstehung von ‚Bildern’ spielen Massenmedien häufig eine entscheidende Rolle. Eine angemessene Präsentation kann diesbezüglich einen wichtigen Integrationseffekt erzeugen.[40] Geißler betont, dass es insbesondere für gesell-schaftliche Minderheiten wichtig ist, „ihre Stimme direkt im pluralistischen Konzert der öffentlichen Information und Interessenartikulation zur Geltung [zu] bringen“[41].
Hippler konstatiert, dass beim Nation-Building stets neue politische und gesellschaftliche Strukturen geschaffen werden, bei denen es gezwungenermaßen auch immer zu Machtumver-teilungsprozessen mit ökonomischen, politischen und sozialen Gewinnern und Verlierern kommt. Besonders problematisch sei die Situation, wenn derartige Konfliktdimensionen zu-sätzlich um ethnische und religiöse Aspekte erweitert werden.[42] Damit konstruktiver konflik-tiver Austausch und gemeinschaftliche Konsensfindung in einer fragmentierten Gesellschaft trotz allem möglich werden, bedarf es – wie bereits erwähnt – eines gewissen Maßes an Wis-sen, Informiertheit und Kompetenz auf Seiten der gesellschaftlichen Akteure. Es ist Aufgabe der Medien Wissen und Kompetenz – insbesondere im politischen und kulturellen Diskurs – zu vermitteln und dabei so viele Menschen wie möglich zu erreichen und zu beteiligen.
Die Skepsis in der afghanischen Bevölkerung gegenüber politischen Parteien und Politikern ist allgemein groß (vgl. Kapitel 2.2). „Das Ziel aller am Friedenskonsolidierungs- und Demo-kratisierungsprozess Beteiligten sollte daher sein, das Ansehen der Politik und der Parteien in der Bevölkerung zu steigern.“[43] Insbesondere politische Bewusstseinsbildung wird somit zu einer zentralen Aufgabe der Medien im Nation-Building. Ihre entscheidenden Funktionen sind: Inklusion, Information und Legitimation. Durch die Möglichkeit der Medien, als Media-tor zwischen Politik und Bürger sowie zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen untereinander zu fungieren, haben sie das Potential die gesamtgesellschaftliche Integration und Konsensfindung im Sinne friedlichen Nation-Buildings voranzutreiben – an dessen Ende die Entstehung eines kollektiven Nationalbewusstseins steht.
Nation-Building ist immer ein Vorgang gesellschaftlicher Mobilisierung, denn der politische und ideologische Prozess der Werdung einer Nation „impliziert eine Teilhabe ihrer Mitglieder an Politik“[44]. Die Konstitution einer Nation bedeutet, dass alle ihre Mitglieder zumindest im ideologischen Sinne zunächst prinzipiell zu politischen Subjekten werden. Inwiefern die Mo-bilisierung und Politisierung der Bevölkerung hin zu einer Nation funktioniert, hängt in star-kem Maße von der innergesellschaftlichen Kommunikation ab.[45] Medien besitzen mobili-sierendes Potential. Allerdings ist es wichtig, dass sie an den Bedürfnissen und der Lebens-wirklichkeit der Menschen orientiert sind und diese „dort abholen, wo sie stehen“[46]. Diesbe-züglich stellt sich zunächst auch die Frage, welches Medium überhaupt geeignet ist, breite Teile der Bevölkerung in einem failed state wie Afghanistan zu erreichen (vgl. Kapitel 3).
Nation-Building ist als „interaktive[s] Unterfangen in einem Wertschöpfungsprozess“[47] ein reziproker Vorgang, bei dem Medien sowohl zum Sprachrohr der Regierung als auch zum Sprachrohr der Bevölkerung werden können. Einerseits besteht die Möglichkeit, dass Medien als Plattform für politische Ideen genutzt werden und ‚nationaler Zusammenhalt’ beispiels-weise – als Produkt verstanden – via Medien an die Bevölkerung ‚vermarktet’ wird. Derichs bezeichnet es als wesentliche Aufgabe des Staates und der Regierung, die Idee einer gemein-samen Nation – im Sinne eines Produktmarketings und gezielter Bewusstseinsarbeit – an die Gesellschaft heranzutragen. Andererseits können Nation und Nationalstaat einer Bevölkerung lediglich vermittelt werden, wenn jene das Gefühl hat, dies löse die gesellschaftlichen Pro-bleme in ihrem Sinne. Es bedarf der Zustimmung des Volkes, das die spätere Nation ver-körpern soll und somit sind Nation-Building-Prozesse nicht ohne ‚Ausdiskutieren und Ver-handeln’ möglich.[48] Auf Seiten der Bevölkerung ist somit ebenfalls ausreichend Artikulations-raum für Bedürfnisse, Wünsche, Vorstellungen und Prioritäten nötig. Medien können der Zivilgesellschaft als Plattform der Interessenartikulation und im Prozess der Nationenbildung somit als Spiegel der Gesellschaft dienen, an dem sich die Politik der Regierung ebenso wie die institutionelle Ausgestaltung der Staatsbildung orientieren kann. Medien haben folglich das Potential zu einem konstruktiven Forum im konfliktiven Prozess des Nation-Buildings zu werden. Allerdings werden die Möglichkeiten nicht immer ausgeschöpft. In der Realität wird die Rolle der Medien im Nation-Building häufig durch verschiedene Faktoren eingeschränkt. Dies gilt es im Folgenden näher zu erläutern.
[...]
[1] Vgl. Hippler, Jochen: Gewaltkonflikte, Konfliktprävention und Nationenbildung – Hintergründe eines poli-tischen Konzepts, in: Ders. (Hg.): Nation-Building. Ein Schlüsselkonzept für friedliche Konfliktbearbeitung?, Bonn 2004, S. 14-30, hier: S. 14f.
[2] Ebd., S. 15.
[3] Vgl. Hippler, Jochen: Vorwort, in: Ders. (Hg.): Nation-Building. Ein Schlüsselkonzept für friedliche Konflikt-bearbeitung?, Bonn 2004, S. 11f, hier S. 11.; Vgl. Hippler: Gewaltkonflikte, a.a.O., S. 15.
[4] Ebd., S. 15.
[5] Vgl. ebd., S. 15f.
[6] Ebd., S. 20.
[7] Vgl. ebd., S. 20f.
[8] Schmidt, Manfred G.: Wörterbuch zur Politik, Stuttgart 2004, S. 471.
[9] „Im neutralen Verständnis und ohne die Assoziation von furchterregenden Doktrinen der politischen Geschichte sind Ideologien Denksysteme und Grundeinstellungen, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nach bestimmten Wertemustern erklären.“ Derichs, Claudia: Die Nation gestalten – Ideologische Aspekte des Nation-Building, in: Hippler, Jochen (Hg.): Nation-Building. Ein Schlüsselkonzept für friedliche Konfliktbearbeitung?, Bonn 2004, S. 69-85, hier S. 69.
[10] Ebd., S. 69.
[11] Hippler: Gewaltkonflikte, a.a.O., S. 21.
[12] Vgl. ebd., S. 22.
[13] Hopp, Ulrike/Kloke-Lesch, Adolf: Nation-Building versus Nationenbildung – Eine entwicklungspolitische Perspektive, in: Hippler, Jochen (Hg.): Nation-Building. Ein Schlüsselkonzept für friedliche Konfliktbear-beitung?, Bonn 2004, S. 195-214, hier S. 199.
[14] Vgl. ebd., S. 199.
[15] Der Begriff Zivilgesellschaft leitet sich vom englischen ‚civil society’ ab, was wiederum auf das lateinische Wort ‚civilis’ zurückzuführen ist und soviel bedeutet wie bürgerlich, den Staatsbürger betreffend. Und so ist Zivilgesellschaft in dieser Arbeit als Zielbegriff zu verstehen, „der Gedankengut der Aufklärungsphilosophie, der Lehre von der gesellschaftlichen Selbstorganisation und der partizipatorischen Demokratie aufnimmt“ (Schmidt: Wörterbuch, a.a.O., S. 817). Die Funktion einer Zivilgesellschaft ist unter anderem die Bildung eines vorstaatlichen Bereichs, der durch fest verankerte und faire Mitsprache- und Mitwirkungsrechte der Bürger bestimmt ist und in dem gesellschaftliche Interessen frei organisiert und artikuliert werden können. (vgl. ebd., S. 817) Kommunikation und Medien spielen hierbei eine wichtige Rolle.
[16] Vgl. Hippler: Gewaltkonflikte, a.a.O., S. 22.
[17] Ebd., S. 22.
[18] Vgl. Hopp/Kloke-Lesch: Perspektive, a.a.O., S. 199.
[19] Wieland-Karimi, Almut: Friedenskonsolidierung und Demokratisierung in Afghanistan. Die Rolle der Zivil-gesellschaft, in: Gomm-Ernsting, Claudia/Günther, Annett (Hg.): Unterwegs in die Zukunft. Afghanistan – drei Jahre nach dem Aufbruch vom Petersberg. Grundlagen und Perspektiven deutsch-afghanischer Sicherheitsko-operationen, Berlin 2005, S. 244-265, hier S. 247.
[20] Vgl. Hippler: Gewaltkonflikte, a.a.O., S 22f.
[21] Vgl. Hopp/Kloke-Lesch: Perspektive, a.a.O., S. 199.
[22] Ebd., S. 199.
[23] Ebd., S. 197f.
[24] Vgl. ebd., S. 197f.
[25] Ebd., S. 205.
[26] Vgl. Hippler: Gewaltkonflikte, a.a.O., S. 23.
[27] Ebd., S. 24.
[28] Vgl. ebd., S. 23ff.
[29] Der Weg hin zu freien Medien im Nation-Building ist immer eine Gratwanderung. Artikulations- und Partizipationsmöglichkeiten die durch mediale Kommunikationsmittel generell zunehmen bieten auch immer eine geeignete Plattform für Propaganda und Hasstiraden rivalisierender gesellschaftlicher Gruppierungen. Insbesondere in fragmentierten, multi-ethnischen oder multi-religiösen Gesellschaften birgt Meinungsfreiheit und die Verdichtung von Kommunikation die Gefahr einer Verschärfung innergesellschaftlicher Konflikte. Kritiker sehen in freien Medien häufig auch eine Gefahr für Nation-Building-Prozesse. (Vgl. ebd., S. 26f.; Vgl. Wergin, Janine: Zur Medienförderung der internationalen Gemeinschaft in Post-Konflikt-Staaten: Die Mechanismen und Strategien des Medienaufbaus in Afghanistan, Berlin 2006/2007, S. 3.) Es gilt dies aus Gründen der Vollständigkeit an dieser Stelle zu erwähnen, auch wenn es für diese Arbeit unerheblich ist, da im Folgenden lediglich die konstruktive und friedensstiftende Rolle der Medien bei der Nationenbildung untersucht wird.
[30] Esser, Hartmut: Assimilation, Integration und ethnische Konflikte: Können sie durch „Kommunikation“ beeinflusst werden?, in: Schatz, Heribert/Holtz-Bacha, Christina/Nieland, Jörg-Uwe (Hg.): Migranten und Medien. Neue Herausforderungen an die Integrationsfunktion von Presse und Rundfunk, Wiesbaden 2000, S. 25-38, hier S. 26.
[31] Ebd., S. 26.
[32] Ebd., S. 27.
[33] Vgl. ebd., S. 26f.
[34] Vgl. Kamps, Klaus: Identität, Kooperation und interkulturelle Kommunikation, in: Schatz, Heribert/Holtz-Bacha, Christina/Nieland, Jörg-Uwe (Hg.): Migranten und Medien. Neue Herausforderungen an die Integrationsfunktion von Presse und Rundfunk, Wiesbaden 2000, S. 51-63, hier S. 59.
[35] Vgl. ebd., S. 54.
[36] Ebd., S. 54f.
[37] Vgl. Wieland-Karimi: Friedenskonsolidierung, a.a.O., S. 246.
[38] Vgl. Esser: Assimilation, a.a.O., S. 31.
[39] Das Thomas-Theorem besagt, dass jedes menschliche Handeln reale Konsequenzen zur Folge hat, unabhängig davon wie irreal die Situationsdefinition war, die zu der entsprechenden Handlung geführt hat: „If men define situations as real, they are real in their consequences.“ (Thomas, Dorothy S./Thomas, William I.: The child in America, 1928, S. 572). Das Lippmann-Theorem unterscheidet zwischen ‚pictures in our heads’ und ‚features in the world outside’. Dabei betont Lippmann, dass die Bilder in den Köpfen der Menschen vollkommen anders aussehen können als die äußere Realität. Den Massenmedien spricht er eine zentrale Rolle bei der Entstehung dieser Bilder zu. Vgl. Geißler, Rainer: Bessere Präsentation durch bessere Repräsentation: Anmerkungen zur medialen Integration von ethnischen Minderheiten, in: Schatz, Heribert/Holtz-Bacha, Christina/Nieland, Jörg-Uwe (Hg.): Migranten und Medien. Neue Herausforderungen an die Integrationsfunktion von Presse und Rundfunk, Wiesbaden 2000, S. 129-147, hier S. 132.
[40] Vgl. ebd., S. 131f.
[41] Ebd., S. 143.
[42] Vgl. Hippler: Gewaltkonflikte, a.a.O., S. 28.
[43] Wieland-Karimi: Friedenskonsolidierung, a.a.O., S. 260.
[44] Hippler: Gewaltkonflikte, a.a.O., S. 25.
[45] Vgl. ebd., S. 25f.
[46] Derichs: Ideologische Aspekte, a.a.O., S. 78.
[47] Ebd., S. 73.
[48] Vgl. ebd., S. 69-73 und S. 80.; Hippler: Gewaltkonflikte, a.a.O., S. 263.; Hopp: Perspektive, a.a.O., S. 200.